Regadrin B
alt informationenFachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Regadrin®B
200 mg, überzogene Tabletten
Wirkstoff: Bezafibrat
2. Zusammensetzung nach Art und Menge
Eine überzogene Tablette enthält 200 mg Bezafibrat.
Sonstige Bestandteile:
Lactose-Monohydrat 115,00 mg,
Sucrose 164,19 mg
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe
Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
überzogene Tablette
Weiße, leicht bikonvexe überzogene Tablette
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Regadrin®B ist angezeigt als unterstützende Behandlung neben einer Diät oder anderen nicht-medikamentösen Therapien (z. B. sportlicher Betätigung, Gewichtsabnahme) für folgende Erkrankungen
-
schwere Hypertriglyceridämie mit oder ohne niedrige HDL-Cholesterinwerte
-
gemischte Hyperlipidämie, wenn ein Statin kontraindiziert ist oder nicht
vertragen wird.
4.2 Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung
3 x täglich 1 überzogene Tablette - jeweils 1 überzogene Tablette morgens, mittags und abends.
Bei
magenempfindlichen Patienten kann einschleichend dosiert werden:
Man beginnt mit 1 überzogenen Tablette
Regadrin®B pro Tag, erhöht nach 3-4 Tagen auf 2 überzogene Tabletten
pro Tag und nach weiteren 3-4 Tagen auf 3 überzogene Tabletten pro
Tag.
Bei gutem therapeutischen Erfolg kann - insbesondere bei Patienten mit Hypertriglyceridämie - eine Dosisreduktion auf 2 x 1 überzogene Tablette Regadrin®B (je 1 überzogene Tablette morgens und abends) versucht werden.
Die überzogenen Tabletten sollen unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:
Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann unter Berücksichtigung einer strengen Indikationsstellung Regadrin®B angewendet werden. Hierbei muß die Dosis reduziert und dem Serumkreatinin-Spiegel bzw. der verminderten Kreatinin-Clearance angepaßt werden (siehe Dosierungstabelle). Die Nierenfunktion ist regelmäßig zu kontrollieren; auf eine ausreichende und regelmäßige Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.
Dosierungstabelle
Serum-Kreatinin |
Kreatinin-Clearance |
Regadrin®
B |
bis zu 1,5
mg/dl |
über 60 ml/min |
3 überzogene Tabletten/Tag |
1,6-2,5
mg/dl |
60-40 ml/min |
2 überzogene Tabletten/Tag |
2,6-6
mg/dl |
40-15 ml/min |
1 überzogene
Tablette/Tag |
über 6
mg/dl |
weniger als 15 ml/min |
kontraindiziert |
Ältere Patienten:
Insbesondere bei älteren Patienten sollte zur Dosisfindung die Kreatinin-Clearance ermittelt werden.
Erwachsene:
Bei Erwachsenen kann die Kreatinin-Clearance unter Berücksichtigung des Serumkreatinins, des Körpergewichtes und des Alters nach folgender Gleichung (Cockroft und Gault) berechnet werden:
Kreatinin-Clearance (ml/min) = (140 – Alter [Jahre] x Körpergewicht [kg]
72 x Serumkreatinin [mg/dl]
Zur Berechnung der Kreatinin-Clearance bei Frauen wird der anhand der Formel nach Cockroft und Gault ermittelte Wert mit dem Faktor 0,85 multipliziert.
Bei deutlicher Hypalbuminämie(wie z. B. beim nephrotischen Syndrom)
muß die Dosis weiter reduziert werden. Als allgemeine Richtlinie wird eine Dosierung von einer überzogenen Tablette jeden dritten Tag empfohlen; um Überdosierungen und dadurch bedingte Rhabdomyolysen zu vermeiden, sind zur genauen Dosisfindung Bestimmungen des Plasmaspiegels von Bezafibrat ratsam.
Aufgrund seines hohen Wirkstoffgehaltes ist Regadrin®B in diesem Fall kontraindiziert.
Bei Dialyse-Patienten ist Regadrin®B kontraindiziert.
Patienten mit Lebererkrankungen:
Außer bei Fettleber, die häufiges Begleitsyndrom bei Hypertriglyceridämie ist, ist Regadrin®B bei allen Lebererkrankungen kontraindiziert.
Kinder:
Die Erfahrung bei Kindern ist begrenzt.
4.3 Gegenanzeigen
Lebererkrankungen (mit Ausnahme der Fettleber, die häufiges Begleitsymptom bei Hypertriglyceridämie ist),
Gallenblasenerkrankungen mit und ohne Cholelithiasis (da die Möglichkeit einer Leberbeteiligung nicht ausgeschlossen werden kann),
Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil des Arzneimittels,
bekannte photoallergische oder phototoxische Reaktion unter einer Behandlung mit Fibraten,
Patienten unter Dialyse,
bei schweren Nierenfunktionsstörungen mit Serumkreatininwerten über 6 mg/dl bzw. einer Kreatinin-Clearance unter 15 ml/min.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Ein erhöhter Lipidspiegel gilt neben Hypertonie und Nikotinabusus als einer der wesentlichen Risikofaktoren für die Entstehung und das Fortschreiten einer Arteriosklerose und ihrer Folgeerkrankungen (koronare Herzkrankheit, cerebrale und periphere Durchblutungsstörungen).
Am Anfang jeder Behandlung einer Hyperlipidämie stehen immer eine Ernährungsberatung und die Identifizierung und Korrektur von Risikofaktoren.
In vielen Fällen sind Fettstoffwechselstörungen durch diätische Maßnahmen, Gewichtsreduktion, vermehrte körperliche Aktivität und ausreichende Behandlung gleichzeitig bestehender anderer Stoffwechselerkrankungen günstig zu beeinflussen. Diese vor der medikamentösen Behandlung eingeleiteten Maßnahmen sollten während der Behandlung mit Bezafibrat beibehalten werden.
Bei der Diagnosestellung ist zu berücksichtigen, daß der Blutlipidspiegel von verschiedenen Faktoren wie Tageszeit, Abstand vom Zeitpunkt der Einnahme und Beschaffenheit der letzten Mahlzeit, Alkoholgenuß und Streßsituationen abhängig ist.
Da Östrogene zu einem Anstieg der Lipidwerte führen können, muss die Verordnung von Regadrin®B an Patienten, welche Östrogene oder östrogenhaltige Kontrazeptiva einnehmen, auf einer individuellen Basis kritisch überdacht werden.
Niere:
Bei Patienten mit Hypalbuminämie, z.B. mit nephrotischem Syndrom und Patienten mit Niereninsuffizienz, sollte die Nierenfunktion regelmäßig überwacht werden. Bei Patienten mit vorbestehender Niereninsuffizienz kann es zu akutem Nierenversagen kommen, wenn die Dosierungsanweisungen, welche auf den ermittelten Serum-Kreatinin-Werten oder der Kreatinin-Clearance basieren, nicht strickt befolgt werden.
Da die medikamentöse Therapie der Hyperlipidämie meistens eine Langzeitbehandlung bedeutet, muss die Entscheidung zur Einleitung einer solchen Therapie im Einzelfall sorgfältig abgewogen werden.
Muskulatur:
Bei der Anwendung von Fibraten und anderen Lipidsenkern wurden myotoxische Effekte, sehr selten auch Fälle von Rhabdomyolysen, berichtet. Bei Patienten mit Hypalbuminämie und Niereninsuffizienz in der Vorgeschichte ist die Inzidenz von Myotoxizität erhöht. Diffuse Myalgien, Myositis, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche und/oder ein erheblicher Anstieg der Kreatinphosphokinase (CPK) (Anstieg über das Zehnfache des Normwertes) deuten auf eine Myotoxizität hin. Das Arzneimittel ist in diesen Fällen abzusetzen.
Das Risiko einer Myotoxizität kann sich erhöhen, wenn dieses Arzneimittel zusammen mit einem anderen Fibrat oder einem HMG-CoA-Reduktase-Hemmer (Statin) kombiniert wird. Dies gilt insbesondere, wenn bereits Muskelerkrankungen bestehen. Daher sollte die Kombination von Bezafibrat mit einem Statin auf Patienten mit schwerer kombinierter Hyperlipidämie und hohem kardiovaskulärem Risiko, bei denen bislang noch keine Muskelerkrankungen aufgetreten
sind, beschränkt werden. Diese Kombinationstherapie sollte mit Vorsicht eingesetzt werden und die Patienten sollten streng auf eine mögliche Myotoxizität hin überwacht werden (siehe Abschnitt 4.5).
Leber:
Wie bei anderen lipidsenkenden Arzneimitteln wurde unter der Therapie mit Bezafibrat bei einigen Patienten über einen Anstieg der Transaminasen berichtet. In der Mehrzahl der beobachteten Fälle war der Anstieg vorübergehend, geringfügig und asymptomatisch. Es wird empfohlen, die Transaminasen-Spiegel während des ersten Behandlungsjahres in 3-monatigen Intervallen zu überprüfen.
Patienten, bei denen ein erhöhter Transaminasen-Spiegel festgestellt wird, sollten sorgfältig überwacht werden. Steigen SGOT und SGPT auf mehr als das Dreifache des oberen Normwertes an, ist die Behandlung abzubrechen.
Bauchspeicheldrüse:
Unter der Behandlung mit Bezafibrat wurde über das Auftreten von Pankreatitis berichtet. Bei Patienten mit einer schweren Hypertriglyceridämie kann dies auf eine nicht ausreichende Wirksamkeit des Arzneimittels, eine direkte Arzneimittelwirkung oder auf einen Sekundäreffekt zurückzuführen sein, der über eine Cholelithiasis mit Verschluß des Ductus choledochus vermittelt wird.
Kinder:
Bei Kindern sollte die Indikation für eine Behandlung mit Bezafibrat besonders streng gestellt werden, da über die Langzeitverträglichkeit bei Kindern wenig bekannt ist.
Die Verordnung des Arzneimittels wird während der Stillzeit nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.6).
Hinweise
Das Präparat enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Regadrin®Bnicht einnehmen.
Das Präparat enthält Sucrose. Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccarase-Isomaltase-Mangel sollten Regadrin®Bnicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bezafibrat soll wie andere Fibrate wegen der Gefahr einer Rhabdomyolyse nicht mit HMG-CoA-Reduktasehemmern kombiniert werden.
Bezafibrat darf nicht gleichzeitig mit Perhexilinhydrogenmaleat eingenommen werden.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Colestyramin und Regadrin®B ist zwischen der Einnahme beider Arzneimittel ein Abstand von mindestens 2 Stunden einzuhalten, da die Resorption von Bezafibrat durch Colestyramin beeinträchtigt wird.
In Einzelfällen wurde bei organtransplantierten Patienten unter immunsuppressiver Therapie bei gleichzeitiger Anwendung von Fibrat-haltigen Arzneimitteln über eine erhebliche, wenn auch reversible
Einschränkung
der Nierenfunktion (mit entsprechendem Anstieg des
Serumkreatinins) berichtet. Daher ist bei diesen Patienten die
Nierenfunktion sorgfältig zu überwachen und bei diesbezüglich
bedeutsamen Veränderungen der Laborparameter ist
Regadrin®B ggf. abzusetzen.
Bezafibrat kann die Wirkung der Antikoagulantien vom Cumarin-Typ verstärken. Deshalb sollte zu Beginn einer Therapie mit Bezafibrat die Antikoagulantien-Dosis um 30. – 50 % reduziert und unter Kontrolle der Blutgerinnung neu eingestellt werden. Auch nach Absetzen von Bezafibrat ist eine Neueinstellung erforderlich.
Die Wirkung von oralen blutzuckersenkenden Arzneimitteln (z. B. Sulfonylharnstoffe) und Insulin kann durch Bezafibrat verstärkt werden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft:
Für Bezafibrat liegen keine Daten über exponierte Schwangere vor. Daher sollte das Arzneimittel während der Schwangerschaft nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden; z.B. bei Patientinnen, die wegen einer starken Hypertriglyceridämie (> 10 g/l) der Gefahr einer akuten Pankreatitis ausgesetzt sind.
Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf teratogene Wirkung von Bezafibrat schließen.
Stillzeit:
Es liegen keine Informationen über die Ausscheidung von Bezafibrat in die Muttermilch vor. Die Verordnung des Arzneimittels während der Stillzeit wird grundsätzlich nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.4).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 Unerwünschte Wirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr
häufig: |
Häufig: |
Gelegentlich: |
Selten: |
Sehr
selten: |
|
Nicht bekannt Häufigkeit auf der Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar |
Folgende Nebenwirkungen können unter der Behandlung mit Regadrin®B auftreten:
Erkrankungen der Haut- und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich können allergische Hautreaktionen wie Pruritus, Urtikaria oder andere Hauterscheinungen auftreten. Sehr selten kann es - auch nach monatelanger, komplikationsloser Anwendung - zu im Allgemeinen reversiblen photoallergischen oder phototoxischen Reaktionen mit Erythem, Pruritus, Bläschenbildung oder lichenoiden Veränderungen kommen. In sehr seltenen Fällen können Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse auftreten. Regadrin®B ist in diesen Fällen sofort abzusetzen und entsprechende Behandlungsmaßnahmen sind einzuleiten.
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
Gelegentlich kann es zu gastrointestinalen Störungen wie Völlegefühl, Übelkeit sowie Appetitlosigkeit kommen.
Erkrankungen des Nervensystems
Gelegentlich können Kopfschmerzen und Schwindel auftreten.
Die vorgenannten Nebenwirkungen sind im Allgemeinen vorübergehend und erfordern kein Absetzen der Medikation.
Leber- und Gallenerkrankungen
Sehr selten wurden Leberfunktionsstörungen (z.B. Anstieg der Transaminasen, Cholestase) beobachtet.
Bezafibrat verändert die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit. Ob - wie bei anderen Medikamenten mit gleichartigem Wirkungsmechanismus beobachtet - auch unter Langzeitbehandlung mit Bezafibrat vermehrt Gallensteine auftreten, bzw. ob unter Bezafibrat vorhandene Gallensteine an Größe zunehmen können, ist umstritten. Sehr selten wurde über die Bildung von Gallensteinen berichtet.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr selten wurde eine leichte Abnahme von Hämoglobin und der Leukozytenzahl beobachtet. Ebenso kam es sehr selten zu einer Abnahme der Thrombozytenzahl, wobei zum Teil Blutungen (z.B. Purpura) auftraten. Sehr selten wurde über die gleichzeitige Abnahme der Bestandteile aller drei Blutzellreihen (Panzytopenie) berichtet.
Sonstige Nebenwirkungen
In seltenen Fällen kann es zu Haarausfall und sehr selten zu Potenzstörungen kommen.
Im Allgemeinen klingen die meisten der vorgenannten Nebenwirkungen nach Absetzen von Regadrin®B rasch ab.
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten wurden generalisierte Überempfindlichkeitsreaktionen beobachtet, die mit Engegefühl im Brustkorb, Dyspnoe, Tachykardie, Hauterscheinungen, Hypotonie, Ödemen, Kreislaufkollaps, Schüttelfrost oder Synkope einhergingen. Das Auftreten dieser allergischen Reaktionen erfordert entsprechende Notfallmaßnahmen sowie ein sofortiges Absetzen des Arzneimittels.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Unter Langzeittherapie kommt es häufig zu einem leichten Anstieg des Serumkreatinins.
Skeletmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Eine wichtige, jedoch seltene Nebenwirkung ist eine Myotoxizität mit Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Muskelkrämpfen; in diesem Fall sollte eine Bestimmung der Kreatinphosphokinase (CPK) erfolgen. Selten kann ein erheblicher CPK-Anstieg mit dem klinischen Bild einer medikamentös bedingten Rhabdomyolyse auftreten; dem liegt häufig eine zu hohe Dosierung, z.B. durch Kumulation bei Niereninsuffizienz, zugrunde (siehe Abschnitt 4.2). Bei Verdacht auf eine Rhabdomyolyse ist die Therapie mit Bezafibrat sofort abzubrechen und die Nierenfunktion sorgfältig zu überwachen.
Untersuchungen
Die folgenden abnormalen Laborwerte wurden während klinischer Studien und nach der Markteinführung gemeldet:
Erhöhung der Transaminasenwerte (gelegentlich).
4.9 Überdosierung
Ein Vergiftungsbild ist nicht bekannt, gegebenenfalls symptomatische Behandlung.
Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
Bei Verdacht auf Überdosierung und Rhabdomyolyse ist die Medikation abzubrechen. Bei Nierengesunden kann durch forcierte Diurese versucht werden, die Elimination zu beschleunigen. Bei Rhabdomyolyse ist durch ausreichende Flüssigkeitsgabe der Entstehung einer Crushniere vorzubeugen.
Bezafibrat ist nicht dialysierbar.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Fibrate
ATC-Code: C10A B02, Bezafibrat
Bezafibrat senkt erhöhte Blutfettwerte (Triglyceride und Cholesterin). Erhöhte VLDL- und LDL-Konzentrationen werden herabgesetzt, die HDL-Konzentration wird erhöht. Die Aktivität der am Abbau triglyceridreicher Lipoproteine beteiligten Triglyceridlipasen (Lipoproteinlipase und hepatische Lipoproteinlipase) wird durch Bezafibrat gesteigert. Im Verlauf des beschleunigten Abbaus triglyceridreicher Lipoproteine (Chylomikronen, VLDL) entstehen HDL-Vorstufen, wodurch der Anstieg der HDL-Konzentration erklärt werden kann. Darüber hinaus reduziert Bezafibrat die Cholesterol-Biosynthese, parallel dazu erfolgt eine Stimulierung des LDL-Rezeptor vermittelten Lipoproteinabbaus.
Bezafibrat wirkt auch auf thrombogene Faktoren: Neben der Herabsetzung der Thrombozytenaggregation wird eine signifikante Senkung erhöhter Fibrinogenspiegel und der Blutviskosität erreicht.
Die Konsensus-Konferenz der Europäischen Artherosklerose-Gesellschaft hat im Juni 1986 in Neapel für Störungen des Fettstoffwechsels die Festschreibung von Grenzwerten vorgenommen, die als Richtlinien für eine diagnostische Beurteilung und entsprechende Behandlungsmaßnahmen dienen sollen:
Bei allen erwachsenen Personen bedürfen Cholesterin- und Triglyceridwerte ab 200 mg/dl der ärztlichen Aufmerksamkeit.
Bei Cholesterinwerten zwischen 200 und 300 mg/dl wird das Gesamtrisiko für eine koronare Herzkrankheit unter Berücksichtigung der Familienanamnese, der Rauchgewohnheiten, der Hypertonie, des Diabetes mellitus, des männlichen Geschlechts, des jüngeren Alters und niedriger HDL-Cholesterinwerte unter 35 mg/dl abgeschätzt. (HDL = Lipoproteine hoher Dichte, die etwa zur Hälfte aus Eiweiß [Apolipoprotein] bestehen. Sie spielen eine Rolle beim Abbau der triglyceridreichen Lipoproteine [Chylomikronen und VLDL] und beim Abtransport von Cholesterin u.a. aus den Endothelzellen der Arterien.)
Wenn HDL-Cholesterinwerte unter 35 mg/dl liegen und/oder weitere Risikofaktoren vorhanden sind, ist folgendes Vorgehen angezeigt:
Für die meisten Personen mit Cholesterinwerten zwischen 200 und 250 mg/dl werden eine Ernährungsberatung und die Behandlung anderer vorliegender Risikofaktoren empfohlen. Bei ausgeprägteren Hypercholesterinämien (250 - 300 mg/dl) werden eine intensive diätetische Behandlung und, wenn nötig, eine medikamentöse Therapie mit regelmäßiger Überprüfung der Wirkung empfohlen.
Bei isoliert erhöhten Triglyceridwerten (200 - 500 mg/dl) muss nach den Ursachen der Hypertriglyceridämie gefahndet werden.
Bei extremer Hyperlipidämie (Cholesterin über 300 mg/dl, Triglyceride über 500 mg/dl) ist eine weiterführende Diagnostik beim Fettstoffwechsel-Spezialisten erforderlich.
Eine medikamentöse Therapie ist grundsätzlich nur dann indiziert, wenn die Hyperlipoproteinämie trotz konsequenter Durchführung nicht-medikamentöser Maßnahmen bzw. durch die Behandlung einer bestehenden Grundkrankheit, wie Diabetes mellitus, Gicht und andere, nicht zu beheben ist.
Bei Diabetikern wurde von einer Abnahme der Blutglucose-Konzentration berichtet, die auf eine verbesserte Glucosetoleranz zurückzuführen ist. Bei denselben Patienten war die Konzentration freier Fettsäuren nüchtern und postprandial reduziert.
Es liegen Belege dafür vor, dass die Behandlung mit Fibraten die Häufigkeit von Eregnissen bei koronaren Herzerkrankungen reduziert. Es liegen jedoch keine Hinweise für eine Verringerung der Gesamtmortalität in der primären oder sekundären Vorbeugung kardiovaskulärer Erkrankungen vor.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption und Verteilung
Nach Gabe der nicht-retardierten Formulierung von Bezafibrat erfolgt eine schnelle und nahezu vollständige Resorption des Wirkstoffes. Bei gesunden Probanden ergibt sich nach Einmalgabe von 200 mg ein Plasmaspitzenspiegel von ca. 8 mg/l nach 1 - 2 Stunden.
Nach Gabe von 400 mg Bezafibrat in der retardierten Formulierung ergibt sich ein Plasmaspitzenspiegel von ca. 6 mg/l nach 3 - 4 Stunden.
Im menschlichen Serum liegt Bezafibrat zu 94 - 96 % in proteingebundener Form vor. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt ca. 17 l.
Metabolismus und Elimination
Bezafibrat wird schnell und nahezu ausschließlich - zum Teil nach Metabolisierung - über die Niere eliminiert. Eine Untersuchung an freiwilligen Probanden ergab, dass nach oraler Gabe 95 % der Aktivität von 14C-markiertem Bezafibrat innerhalb von 48 Stunden im Harn und 3 % in den Faeces ausgeschieden werden. 50 % der verabreichten Dosis erscheinen im Harn als unverändertes Bezafibrat, 20 % in Form von Glukuroniden. Die renale Clearance liegt im Bereich von 3,4 bis 6,0 l/h. Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit beträgt 1 bis 2 Stunden. Die Halbwertszeit von Bezafibrat bei Anwendung der retardierten Formulierung beträgt ca. 2 bis 4 Stunden.
Die Elimination von Bezafibrat ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz verzögert. Um eine Akkumulation von Bezafibrat und toxische Effekte zu vermeiden, muss deshalb die Dosierung der beeinträchtigten Nierenfunktion angepasst werden (siehe Abschnitt 4.2. “Dosierung, Art und Dauer der Anwendung”). Mit abnehmender Kreatinin-Clearance verlängert sich die Eliminationshalbwertszeit von Bezafibrat.
Pharmakokinetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass im Alter bei beeinträchtigter Leberfunktion die Elimination von Bezafibrat verzögert sein kann. Bei Lebererkrankungen (mit Ausnahme der Fettleber) ist die Anwendung von Bezafibrat kontraindiziert.
Dialysierbarkeit
Bezafibrat ist nicht dialysierbar (Cuprophan-Filter).
Bioverfügbarkeit
Bei oraler Applikation wird Bezafibrat praktisch vollständig resorbiert. Die relative Bioverfügbarkeit der retardierten im Vergleich zur nicht-retardierten Formulierung beträgt ca. 70 %.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Untersuchungen zur chronischen Toxizität ergaben keine relevanten Hinweise auf eine spezifische Toxizität von Bezafibrat.
Untersuchungen zur Mutagenität von Bezafibrat verliefen negativ.
Bei Ratten und Mäusen wurden in hohen Dosierungen Lebertumore gefunden, die auf Peroxisomenproliferation zurückzuführen sind. Diese Veränderungen sind spezifisch für kleine Nager und wurden bei anderen Tierarten nicht beobachtet. Eine Relevanz für die therapeutische Anwendung beim Menschen ergibt sich daraus nicht. Untersuchungen an Ratte und Kaninchen ergaben keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung. Embryotoxische Effekte wurden bei Dosierungen, die im maternaltoxischen Bereich lagen, beobachtet.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat, Croscarmellose-Natrium, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich], Talkum, Calciumcarbonat, Povidon K 28-30, Arabisches Gummi, Macrogol 6000, Maisstärke, hochdisperses Siliciumdioxid, Sucrose und Titandioxid
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Anforderungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Faltschachtel mit Durchdrückpackungen aus transparenter Hart-PVC-Folie, versiegelt mit Hart-Aluminiumfolie.
Originalpackung mit 50
überzogene Tabletten (N2)
Originalpackung mit 100 überzogene Tabletten
(N3)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Es bestehen keine besonderen Anforderungen für die Beseitigung.
7. Inhaber der Zulassung
BERLIN-CHEMIE AG
Glienicker Weg 125
D - 12489 Berlin
Tel.: (030) 6707 - 0
Fax: (030) 6707 – 2120
www.berlin-chemie.de
8. Zulassungsnummer
3000976.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/verlängerung der zulassung
19.05.2003
10. Stand der Information
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
Regadrin® B Seite 17 von 17 01.06.2011