Rivanol 1,0 G
Dermapharm AG, 82031 Grünwald Rivanol 1.0 g, Zul.-Nr. 6820051.01.00
Änderungsanzeige vom 30.04.2013
Fachinformation
Fachinformation
Dermapharm AG Rivanol® 1,0 g |
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Rivanol 1,0 g
Ethacridinlactat-Monohydrat
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Beutel zu 1,5 g Pulver Rivanol 1,0 g enthält 1,0 g Ethacridinlactat-Monohydrat.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1
3. Darreichungsform
Gelbes Pulver zur Herstellung einer Lösung zur Anwendung auf der Haut.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur antiseptischen Spülung vonWunden und Körperhöhlen. Auch anzuwenden im Mundund Rachenraum.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Das Pulver dient zur Herstellung von 0,025 – 0,1%igen Lösungen, die als Umschläge, Spülungen oder z.B. in Form von Handbädern angewendet werden. Als allgemeine Dosierungsrichtlinie gilt: 2 x täglich die 0,1%ige Lösung lokal für mindestens 30 min einwirken lassen.
Zur Herstellung einer 0,1%igen Lösung wird der Inhalt von 1 Beutel Rivanol 1,0 g unter ständigem Umrühren in 1 Liter warmem Wasser aufgelöst. Sollte die Lösung erwärmt worden sein, ist sie vor der Anwendung wieder auf Raumtemperatur abzukühlen.
Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Ethacridinlactat, andere Acridinderivate oder den sonstigen Bestandteil.
Die aus Rivanol 1,0 g hergestellte Lösung darf nicht im Augenbereich angewendet werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Hautstellen, auf die die aus Rivanol Pulver hergestellte Lösung aufgetragen worden ist, sollten nicht dem Sonnenlicht über einen längeren Zeitraum ausgesetzt werden.
Bei wiederholtem Begießen von Umschlägen und Verbänden kann durch Verdunsten der Lösung die Wirkstoffkonzentration erheblich zunehmen. Dies kann zu lokalen Reizungen und ggf. Sensibilisierung führen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Siehe unter Punkt 6.2
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Rivanol 1,0 g sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da keine reproduktionstoxikologischen Studien vorliegen. Da nicht bekannt ist, ob die Substanz in die Muttermilch übergeht, sollte eine Anwendung auch während der Laktation unterbleiben.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es liegen keine Erfahrungen hinsichtlich der Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit und der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen vor.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zu Grunde gelegt:
Sehr häufig (1/10)
Häufig (1/100 bis 1/10)
Gelegentlich (1/1.000 bis 1/100)
Selten (1/10.000 bis 1/1.000)
Sehr selten (1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar.)
Gelegentlich kommt es zu Kontaktdermatitiden. Selten ist das Auftreten von Gesichtsödemen, Urtikaria, Kopfschmerzen und Konvulsionen bekannt geworden.
4.9 Überdosierung
Es sind keine Vergiftungsfälle bekannt geworden.Ein spezielles Antidot existiert nicht.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiseptika
ATC-Code: D08AA01
Ethacridin gehört zu den Acridinderivaten, deren antibakterielle Wirkung seit 1913 bekannt ist.
Ethacridinlactat bildet hellgelbe wasserlösliche Kristalle. Bei 37 °C und einem pH-Wert von 7,3 liegt das Salz in vollständig ionisierter Form vor (vollständige Dissoziation).
Die antibakterielle Wirkung der Acridine nimmt mit dem Ionisationsgrad zu.
Die Acridine entfalten ihreWirksamkeit mit großer Wahrscheinlichkeit an der RNS-haltigen Zytoplasmamembran der Bakterien. Die Bindung an die Bakterien-DNS bzw. -RNS verhindert die Proteinsynthese der Bakterien.
Ethacridinlactat weist eine antibakterielle Wirkung insbesondere gegenüber Staphylokokken, Streptokokken und Kolibakterien auf.
Es zeigt weiter eine Wirkung gegenüber Pilzen, Protozoen wie Amöben, Trichomonaden, Kokzidien und Anaplasmen.
Minimale Hemmkonzentration |
in 10-6 g/ml |
Bacillus subtilis |
3,2 |
Candida albicans |
50 |
Corynebact. diphtheriae |
6,4 |
Escherichia coli |
6,4 - 12,5 |
Klebsiella pneumoniae |
25 |
Proteus mirabilis |
2000 |
Pseudomonas aeruginosa |
12,5 |
Salmonella typhi |
12,5 |
Shigella dysenteriae |
3,2 |
Staph. aureus |
2 - 6,4 |
Strept. pyogenes |
0,6 - 9,0 |
Daten zur Resistenzentwicklung gegen Ethacridinlactat sind nicht bekannt geworden.
Immunologische Wirkung
Neben den bekannten antientzündlichen Eigenschaften von Rivanol wird auch das Immunsystem in seinen Aktivitäten positiv unterstützt, vor allem durch eine bevorzugte Aktivierung von Th1-dominierten Reaktionen des antigenspezifischen Teils der Leukozyten.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Daten zur Resorption von Ethacridinlactat über Haut und Wundflächen liegen nicht vor. Nach tierexperimentellen Daten werden nicht mehr als 0,1 % von oral appliziertem Ethacridinlactat aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert, auch nicht bei Mehrfachgaben über einen Zeitraum von 14 Tagen.
Im 0-14-Stunden-Urin wurden 0,01 % der Dosis wiedergefunden. Nach intravenöser Verabreichung werden 84 % der Radioaktivität im Verlauf von 72 Stunden mit den Fäzes ausgeschieden.
Fürdie Resorption aus der Harnblase sind noch geringere Werte anzunehmen als 0,01 %.Nach oraler Gabe liegt die Ethacridinlactat-Ausscheidung über die Galle in der Größenordnung der Urinausscheidung.
Aminoacridine penetrieren Gewebe schnell. Nach intravenöser Injektion erfolgt eine schnelle Verteilung in alle Organe.
Die Blut-Hirn-Schranke wird nicht passiert.
Leber und Nieren des Menschen enthalten Acridindehydrogenase. Dieses Enzym oxidiert Acridine zu Acridonen, die mit dem Urin ausgeschieden werden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität:
Letale Dosis bei der Maus bei oraler Gabe von Ethacridinlactat: 3,18 - 5,36 g/kg
Letale Dosis bei der Ratte bei oraler Gabe von Ethacridinlactat: 1,8 - 3,4 g/kg
Subchronische Toxizität
Ein 4wöchiger Fütterungsversuch mit Ethacridinlactat ergab für eine Dosis von 12 mg/kg keine Nebenwirkungen und für eine Dosis von 36 und 110 mg/kg eine geringfügige Aktivierung des exokrinen Pankreasparenchyms. Der letale Bereich lag bei Dosen über 110 mg/kg.
Tumorerzeugendes und mutagenes Potenzial:
Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potenzial liegen nicht vor. Ethacridinlactat wurde keiner ausreichenden Mutagenitätsprüfung unterzogen. Bisherige In-vitro-Untersuchungen an Prokaryonten verliefen positiv und ergeben deutliche Hinweiseauf einmutagenes Potenzial, wie dies bereits für andere Acridinderivate nachgewiesen wurde.
Reproduktionstoxizität:
Es liegen keine Studien zur Reproduktionstoxizität vor. Erfahrungen über die Sicherheit beim Menschen mit der Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen nicht vor.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Harnstoff
6.2 Inkompatibilitäten
Galenische Unverträglichkeit mit Aluminiumacetattartrat-Lösungen, Ammoniumsalzen, sulfonierten Schieferölen, Calciumchlorid, Salicylsäure, Silber-Verbindungen, Salzen der Sozoiodolsäure, Tannin und Zinkchlorid wurden beobachtet.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
Haltbarkeit nach Zubereitung:
Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Zubereitung wurde bei Raumtemperatur über 7 Tage nachgewiesen, wenn die Lösung unter Lichtausschluss aufbewahrt wird. Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung dennoch möglichst sofort (innerhalb eines Tages) verwendet werden, es sei denn, die Methode des Öffnens und der Rekonstitution schließt das Risiko einer mikrobiellen Kontamination aus.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Die zubereitete Lösung vor Licht geschützt aufbewahren.
Die zubereitete Lösung darf nicht längere Zeit im Sonnenlicht stehen, da sie sich dann zersetzen kann. Die Zersetzung macht sich durch zunehmende Braunfärbung bemerkbar.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Beutel aus Aluminumverbundfoliein Packungen zu
5 x 1,5 g Pulver
10 x 1,5 g Pulver
20 x 1,5 g Pulver
50 x 1,5 g Pulver
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
Dermapharm AG
Lil-Dagover-Ring 7
82031 Grünwald
Tel.: 089/64186-0
Fax: 089/64186-130
8. Zulassungsnummer
6820051.01.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
03.06.1998
10. Stand der Information
April 2013
11. Verkaufsabgrenzung
Apothekenpflichtig
Wichtiger Hinweis für den Gebrauch
Rivanol 1,0 g Pulver sowiedie daraus hergestellte Lösung färbt Haut, Wäsche und andere Gegenstände gelb. Ein Kontakt des Pulvers bzw. der Lösung mit Materialien, die sich einfärben können (z.B. Kleidungsstücke, Teppichböden, PVC-Böden etc.), sollte vermieden werden.
Tücher, die mit der Lösung getränkt wurden, nicht mit anderen Textilien zusammen in der Waschmaschine waschen.
Frische Flecken lassen sich aus der Wäsche durch einfaches Waschen leicht entfernen, nach Eintrocknung und Oxidation hingegen nur schlecht.
Weitere Hinweise zur Fleckenentfernung unter www.chinosol-rivanol.de
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