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Rocuroniumbromid Hexal 10 Mg/Ml Injektionslösung/Konzentrat Zur Herstellung Einer Infusionslösung

F achinform ation

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Rocuroniumbromid HEXAL® 10 mg/ml Injektionslösung/Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

2.    QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 ml Lösung enthält 10 mg Rocuroniumbromid.

Eine 5 ml-Durchstechflasche enthält 50 mg Rocuroniumbromid.

Eine 10 ml-Durchstechflasche enthält 100 mg Rocuroniumbromid.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Enthält 0,07 mmol Natrium (1,6 mg) pro ml. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3.    DARREICHUNGSFORM

Injektionslösung/Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Klare, farblose bis gelb-/orangefarbene Lösung (mit einem pH-Wert von ungefähr 4)

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1    Anwendungsgebiete

Rocuroniumbromid ist indiziert als ein Hilfsmittel bei der Allgemeinanästhesie zur Erleichterung der endotrachealen Intubation bei derroutinemäßigen Intubation und zur Relaxation der Skelettmuskulatur während operativer Eingriffe bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten (von Reifgeborenen bis Jugendlichen [0 bis <18 Jahre]).

Bei Erwachsenen kann Rocuroniumbromid auch zur Erleichterung der endotrachealen Intubation bei der Blitzeinleitung angewendet werden. Es ist außerdem als Hilfsmittel zur Kurzzeitanwendung in der Intensivmedizin (ICU) indiziert (zur Erleichterung der Intubation und der künstlichen Beatmung).

4.2    Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Wie andere Muskelrelaxanzien sollte Rocuroniumbromid nur von erfahrenen Ärzten, die mit der Wirkung und Anwendung dieser Arzneimittel vertraut sind, oder unter deren Aufsicht, verabreicht werden.

Wie bei anderen neuromuskulär hemmenden Arzneimitteln sollte die Dosis von Rocuroniumbromid auf jeden Patienten individuell abgestimmt werden. Bei Festlegung der Dosis sollten die Art der Narkose, die voraussichtliche Dauer des operativen Eingriffs, die Art der Sedierung, die zu erwartende Dauer der künstlichen Beatmung, die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und der Zustand des Patienten berücksichtigt werden. Die Anwendung einer geeigneten neuromuskulären Monitorings zur Beurteilung der neuromuskulären Blockade und Wiederherstellung der Muskelfunktion wird empfohlen.

Inhalationsanästhetika verstärken die neuromuskuläre Blockade durch Rocuroniumbromid. Diese Wirkungsverstärkung wird im Narkoseverlauf klinisch relevant, wenn die Inhalationsanästhetika im Gewebe die für diese Wechselwirkung notwendige Konzentration erreicht haben. Demzufolge sollten im Verlauf lang dauernder Eingriffe (länger als eine Stunde) unter Inhalationsanästhesie

Dosisanpassungen vorgenommen werden, indem kleinere Erhaltungsdosen von Rocuroniumbromid in größeren Abständen verabreicht werden oder die Infusionsgeschwindigkeit von Rocuroniumbromid verringert wird (siehe Abschnitt 4.5).

Für Erwachsene können die folgenden Dosierungsempfehlungen als allgemeine Richtlinie für eine endotracheale Intubation und eine Muskelrelaxation während kurz bis lang-dauernder operativer Eingriffe sowie für den Einsatz in der Intensivmedizin dienen.

Operative Eingriffe

Endotracheale Intubation

Die Standard-Intubationsdosis von Rocuroniumbromid während der Routineanästhesie liegt bei 0,6 mg/kg Körpergewicht (= KG); sie führt bei nahezu allen Patienten nach 60 Sekunden geeignete Intubationsbedingungen herbei. Zur Erleichterung der endotrachealen Intubation bei der Blitzeinleitung wird eine Dosis von 1,0 mg/kg KG Rocuroniumbromid empfohlen, die bei praktisch allen Patienten innerhalb von 60 Sekunden für geeignete Intubationsbedingungen sorgt.

Wenn eine Dosis von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid zur Blitzeinleitung verabreicht wird, wird empfohlen, den Patienten 90 Sekunden nach Verabreichung von Rocuroniumbromid zu intubieren.

Hinweise zur Blitzeinleitung bei einer Sectio caesarea mit Rocuroniumbromid siehe Abschnitt 4.6.

Höhere Dosierung

Sollten für einzelne Patienten Gründe für eine höhere Dosierung vorliegen, gibt es keine Hinweise aus klinischen Studien, dass Initialdosen von bis zu 2 mg/kg KG Rocuroniumbromid Häufigkeit oder Schwere unerwünschte kardiovaskuläre Nebenwirkungen erhöhen könnten. Bei Anwendung dieser hohen Dosen ist die Anschlagzeit verkürzt und die Wirkungsdauer verlängert (siehe Abschnitt 5.1).

Erhaltungsdosis

Die empfohlene Erhaltungsdosis beträgt 0,15 mg/kg KG Rocuroniumbromid. Bei lang dauernder Inhalationsanästhesie sollte die Dosis auf 0,075-0,1 mg/kg KG Rocuroniumbromid reduziert werden. Die Erhaltungsdosen sollten vorzugsweise dann verabreicht werden, wenn die Reizantwort wieder 25 % des initialen Kontrollwertes erreicht hat oder 2-3 Reizantworten bei der Train-Of-Four-Stimulation vorliegen.

Dauerinfusion

Wenn Rocuroniumbromid als Dauerinfusion verabreicht wird, wird empfohlen, eine Initialdosis von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid zu verabreichen und die Dauerinfusion einzuleiten, sobald sich die neuromuskuläre Blockade zu erholen beginnt. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte dabei so gewählt werden, dass 10 % der initialen Reizantwort oder 1-2 Reizantworten bei der Train-Of-Four-Stimulation erhalten bleiben. Die Aufrechterhaltung dieser neuromuskulären Blockade bei Erwachsenen erfordert eine Infusionsgeschwindigkeit von 0,3-0,6 mg/kg KG/h Rocuroniumbromid (intravenöse Anästhesie) bzw. 0,3-0,4 mg/kg KG/h Rocuroniumbromid (Inhalationsanästhesie). Eine kontinuierliche Überwachung der neuromuskulären Blockade ist unverzichtbar, da die erforderliche Infusionsgeschwindigkeit individuell schwankt und von der Art der Anästhesie abhängt.

Pädiatrische Patientengruppe

Als Intubationsdosis während einer routinemäßigen Anästhesie und als Erhaltungsdosis werden für Neugeborene im Alter von 0-27 Tagen, Säuglinge im Alter von 28 Tagen-2 Monaten, Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 3-23 Monaten, Kinder im Alter von 2-11 Jahren und Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren ähnliche Dosierungen wie für Erwachsene empfohlen.

Allerdings ist die Wirkungsdauer der einzeln verabreichten Intubationsdosis bei Neugeborenen und Kleinkindern länger als bei Kindern (siehe Abschnitt 5.1).

Bei Dauerinfusionen gelten für pädiatrische Patienten, außer für Kinder (2-11 Jahre), dieselben Infusionsgeschwindigkeiten wie für Erwachsene. Für Kinder im Alter von 2-11 Jahren können höhere Infusionsgeschwindigkeiten erforderlich sein.

Demnach wird für Kinder (2-11 Jahre) die gleiche initiale Infusionsgeschwindigkeit wie für Erwachsene empfohlen; anschließend sollte die Infusionsgeschwindigkeit so angepasst werden, dass 10 % der initialen Reizantwort oder 1-2 Reizantworten bei der Train-Of-Four-Stimulation während des Eingriffs erhalten bleiben.

Die Erfahrung mit der Anwendung von Rocuroniumbromid zur Blitzeinleitung bei pädiatrischen Patienten ist begrenzt. Rocuroniumbromid wird daher nicht zur Erleichterung der endotrachealen Intubation bei der Blitzeinleitung pädiatrischer Patienten empfohlen.

Geriatrische Patienten und Patienten mit Erkrankungen der Leber und/oder der Gallenwege und/oder Niereninsuffizienz

Die Standard- Intubationsdosis bei geriatrischen Patienten und Patienten mit Erkrankungen der Leber und/oder der Gallenwege und/oder Niereninsuffizienz im Rahmen der Routineanästhesie beträgt 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid. Bei Patienten mit einer wahrscheinlich verlängerten Wirkdauer sollte für die Blitzeinleitung der Anästhesie eine Dosis von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid gewählt werden. Unabhängig vom verwendeten Narkoseverfahren beträgtdie Erhaltungsdosis für diese Patienten 0,075-0,1 mg/kg KG Rocuroniumbromid und die Infusionsgeschwindigkeit 0,3-0,4 mg/kg KG/h Rocuroniumbromid (siehe auch Abschnitt „Dauerinfusion“).

Übergewichtige und adipöse Patienten

Bei übergewichtigen oder adipösen Patienten (Patienten mit einem Körpergewicht von 30 % oder mehr über dem Idealgewicht ), sollten die Dosen unter Berücksichtigung des Idealgewichts reduziert werden.

Anwendung in der Intensivmedizin

Endotracheale Intubation

Bei der endotrachealen Intubation sollten dieselben Dosen zur Anwendung kommen wie bei chirurgischen Verfahren.

Erhaltungsdosis

Es wird empfohlen eine Initialdosis von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid zu verabreichen und die Dauerinfusion einzuleiten, sobald 10 % der initialen Reizantwort erreicht sind oder 1-2 Reizantworten auf eine der Train-Of-Four-Stimulation vorliegen. Die Dosierungen sollten individuell titriert werden, Die empfohlene initiale Infusionsgeschwindigkeit für die Aufrechterhaltung von 80-90 % der neuromuskulären Blockade (1-2 Reizantworten bei der Train-Of-Four-Stimulation) bei Erwachsenen ist 0,3-0,6 mg/kg KG/h während der ersten Stunde. Diese muss, auf die folgenden 6-12 Stunden, abhängig vom individuellen Ansprechen, ausgedehnt werden. Danach sind die individuellen Dosierungserfordernisse relativ konstant.

In kontrollierten klinischen Studien wurde eine hohe Variabilität zischen den Patienten bezüglich der Infusionsgeschwindigkeit beobachtet. Die mittlere Infusionsgeschwindigkeit lag zwischen 0,2 und 0,5 mg/kg KG/h, abhängig von Art und Ausmaß des Organversagens, Begleitmedikation und individuellen Patientencharakteristika. Zur Gewährleistung einer optimalen, individuellen Überwachung der Patienten ist eine Überwachung der neuromuskulären Blockade unbedingt erforderlich. Eine Anwendung bis zu 7 Tagen wurde untersucht.

Besondere Patientengruppen

Die Anwendung von Rocuroniumbromid zur Erleichterung der endotrachealen Intubation auf Intensivstationen bei paeditrischen und geriatrischen Patienten wird nicht empfohlen, da die Sicherheit und Wirksamkeit bisher noch nicht erwiesen ist.

Art der Anwendung

Rocuroniumbromid wird intravenös angewendet, entweder als Bolusinjektion oder als Dauerinfusion (siehe Abschnitt 6.6). Die Injektionslösung/das Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung sollte vor der Anwendung visuell geprüft werden. Die Lösung darf nur verwendet werden, wenn sie klar und frei von Partikeln ist.

4.3    Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen Rocuronium oder gegen Bromidionen oder einen der sonstigen Bestandteile aufgeführt in Abschnitt 6.1.

4.4    Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Rocuroniumbromid sollte nur von Ärzten verabreicht werden, die mit der Anwendung von neuromuskulär hemmenden Arzneimitteln vertraut sind, und wenn eine Ausrüstung zur kontrollierten Beatmung, zum Einatmen von Sauerstoff und zur endotrachealen Intubation für den sofortigen Einsatz zur Verfügung steht.

Da Rocuroniumbromid eine Lähmung der Atemmuskulatur bewirkt, ist bei Patienten die dieses Arzneimittel erhalten, eine künstliche Beatmung bis zum Wiedereintritt einer ausreichenden Spontanatmung unerlässlich. Wie bei allen Muskelrelaxantien ist es wichtig, Intubationsschwierigkeiten - insbesondere bei der Blitzeinleitung - einzukalkulieren.

Wie bei anderen neuromuskulären Blockern wurde für Rocuronium eine anhaltende Curarisierung angegeben. Zur Vermeidung von Komplikationen, die aus dieser anhaltenden Curarisierung folgen, wird empfohlen, erst dann zu extubieren, wenn sich der Patient ausreichend von der neuromuskulären Blockade erholt hat. Weitere Faktoren, die nach der Extubation postoperativ zu einer anhaltenden Curarisierung führen könnten (wie Arzneimittel-Wechselwirkungen oder Gesundheitszustand des Patienten) sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Falls nicht im Rahmen der standardmäßigen klinischen Praxis eingesetzt, sollte die Verwendung eines Präparats, das die Wirkung aufhebt, erwogen werden, insbesondere, wenn eine größere Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass eine anhaltende Curarisierung eintritt.

Nach Anwendung von neuromuskulär hemmenden Arzneimitteln können anaphylaktische Reaktionen auftreten. Es sollten stets Vorsichtsmaßnahmen zur Behandlung solcher Reaktionen getroffen werden, besonders in Fällen mit anamnestisch bekannten anaphylaktischen Reaktionen auf neuromuskulär hemmende Arzneimittel. Hier sollten spezielle Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, da über allergische Kreuzreaktionen bei neuromuskulär hemmenden Arzneimitteln berichtet wurde.

Rocuroniumbromid kann die Herzfrequenz erhöhen.

Im Allgemeinen wurde nach Langzeitanwendung von neuromuskulär blockierenden Substanzen auf der Intensivstation eine verlängerte Paralyse und/oder Skelettmuskelschwäche beobachtet. Um dazu beizutragen, eine mögliche Verlängerung der neuromuskulären Blockade und/oder Überdosierung zu vermeiden, wird während der Anwendung von neuromuskulär blockierenden Substanzen eine fortlaufende Überwachung der neuromuskulären Funktion dringend empfohlen. Außerdem sollte für eine ausreichende Analgesie und Sedierung gesorgt werden. Darüber hinaus sollten die neuromuskulär blockierenden Substanzen von erfahrenen Klinikern, die mit den Wirkungen der Arzneimittel und den geeigneten neuromuskulären Überwachungstechniken vertraut sind, bzw. unter deren Aufsicht individuell titriert werden.

Nach Langzeitanwendung von anderen nicht-depolarisierenden neuromuskulär blockierenden Substanzen ist bei Patienten auf der Intensivstation immer wieder eine Myopathie berichtet worden, insbesondere in Kombination mit Kortikosteroiden. Aus diesem Grund sollte bei Patienten, die sowohl neuromuskulär blockierende Substanzen als auch Kortikosteroide erhalten, die Anwendungsdauer der neuromuskulär blockierenden Substanzen so kurz wie möglich gehalten werden.

Wenn Suxamethonium für die Intubation verwendet wurde, sollte die Anwendung von Rocuroniumbromid aufgeschoben werden bis der Patient sich von der durch Suxamthionium hervorgerufenen neuromuskulären Blockade klinisch erholt hat.

Die folgenden Erkrankungen können die Pharmakokinetik und/oder Pharmakodynamik von Rocuroniumbromid beeinflussen:

Erkrankungen der Leber und/oder der Gallenwege sowie Niereninsuffizienz

Da Rocuronium im Urin und über die Galle ausgeschieden wird, sollte es bei Patienten mit klinisch signifikanten Leber- und/oder Gallenwegserkrankungen und/oder Niereninsuffizienz mit Vorsicht eingesetzt werden. Bei diesen Patientengruppen wurde mit Dosen von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid eine verlängerte Wirkdauer beobachtet.

Verlängerte Kreislaufzeit

Zustände, die mit einer verlängerten Kreislaufzeit einhergehen, wie etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, hohes Alter und Ödemstatus mit einem vergrößerten Verteilungsvolumen, können zu einem verlangsamten Wirkeintritt beitragen. Die Wirkdauer kann ebenfalls durch die verminderte Plasma-Clearence verlängert sein.

Neuromuskuläre Erkrankungen

Wie andere neuromuskulär hemmende Arzneimittel sollte Rocuroniumbromid bei Patienten mit neuromuskulärer Erkrankung oder nach Poliomyelitis nur mit äußerster Vorsicht angewendet werden, da die Reaktion auf neuromuskulär hemmende Arzneimittel in diesen Fällen stark verändert sein kann. Ausmaß und Art dieser Veränderung können erheblich variieren. Bei Patienten mit Myasthenia gravis oder myasthenischem Syndrom (Eaton-Lambert) können kleine Dosen von Rocuroniumbromid starke Wirkungen hervorrufen, weshalb die Dosis entsprechend dem Ansprechen zu titrieren ist.

Hypothermie

Bei Operationen unter hypothermischen Bedingungen ist die neuromuskuläre Blockade durch Rocuroniumbromid verstärkt und die Wirkdauer verlängert.

Adipositas

Wie bei anderen neuromuskulär hemmenden Arzneimitteln kann es unter Rocuroniumbromid bei adipösen Patienten zu einer Verlängerung der Wirkung und der Spontanerholung kommen, wenn die verabreichten Dosen basierend auf dem tatsächlichen Körpergewicht berechnet werden.

Verbrennungen

Bei Patienten mit Verbrennungen kann es bekanntlich zur Entwicklung einer Resistenz gegen nicht-depolarisierende neuromuskulär hemmende Arzneimittel kommen. Es wird empfohlen, die Dosis entsprechend dem Ansprechen zu titrieren.

Zustände, die die Wirkungen von Rocuroniumbromid verstärken können Hypokaliämie (z. B. nach starkem Erbrechen, Durchfall und Therapie mit Diuretika), Hypermagnesiämie, Hypokalzämie (nach Massivtransfusionen), Hypoproteinämie, Dehydratation, Azidose, Hyperkapnie, Kachexie

Schwere Störungen im Elektrolythaushalt, ein veränderter Blut-pH-Wert oder Dehydratation sind daher nach Möglichkeit zu korrigieren.

Besondere Warnhinweise für die sonstigen Bestandteile

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Durchstechflasche (siehe Abschnitt 2) und kann in der empfohlenen Dosis als nahezu „natriumfrei“ angesehen werden.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die folgenden Arzneimittel besitzen nachweislich Einfluss auf Wirkstärke und/oder Wirkdauer von nicht-depolarisierenden neuromuskulär hemmenden Arzneimitteln:

Effekte von anderen Wirkstoffen auf Rocuroniumbromid

Verstärkte Wirkung

•    halogenierte Inhalationsanästhetika potenzieren die neuromuskuläre Blockade von Rocuroniumbromid. Dieser Effekt macht sich nur bei Erhaltungsdosen bemerkbar (siehe Abschnitt 4.2) Auch die Aufhebung der Blockade mit Acetylcholinesterasehemmern könnte unterdrückt werden.

•    Nach Intubation mit Suxamethonium (siehe Abschnitt 4.4)

•    Langzeitanwendung von Rocuroniumbromid in Kombination mit Kortikosteroiden auf der Intensivstation kann zu einer verlängerten neuromuskulären Blockade oder Myopathie führen. (siehe Abschnitt 4.4 und 4.8)

Weitere Arzneimittel

•    Antibiotika: Aminoglykoside, Lincosamide und Polypeptid-Antibiotika, Acylamino-Penicilline

•    Diuretika, Chinidin und sein Isomer Chinin, Magnesiumsalze, Kalziumkanalblocker, Lithiumsalze, Lokalanästhetika (Lidocain intravenös, Bupivacain epidural) und kurzfristige Verabreichung von Phenytoin oder Betablockern.

Nach postoperativer Verabreichung von Aminoglykosiden, Lincosamiden, Polypeptiden, Acylamino-Penicillinen, Chinidin, Chinin und Magnesiumsalzen kann es zur Recurarisierung kommen. (siehe Abschnitt 4.4)

Abgeschwächte Wirkung

•    Vorherige chronische Verabreichung von Phenytoin oder Carbamazepin.

•    Protease-Inhibitoren (Gabexat, Ulinastatin)

Unterschiedliche Wirkung

•    Die Kombination anderer nicht-depolarisierender Muskelrelaxanzien mit Rocuroniumbromid kann zu einer Abschwächung oder Verstärkung der neuromuskulären Blockade führen, je nachdem in welcher Reihenfolge verabreicht und welches Muskelrelaxanz verwendet wird.

•    Die Gabe von Suxamethonium nach Verabreichung von Rocuroniumbromid kann die neuromuskuläre Blockade von Rocuroniumbromid verstärken oder abschwächen.

Wirkungen von Rocuroniumbromid auf andere Arzneimittel

Bei gleichzeitiger Gabe von Rocuroniumbromid und Lidocain kann die Wirkung von Lidocain schneller eintreten.

Paediatrische Patienten

Es wurden keine speziellen Wechselwirkungsstudien durchgeführt. Die oben genannten Wechselwirkungen bei Erwachsenen und die besonderenWarnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung (siehe Abschnitt 4.4) sollten auch bei pädiatrischen Patienten beachtet werden.

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Für Rocuroniumbromid liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/ fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3). Bei der Anwendung von Rocuroniumbromid in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten.

Sectio caesarea

Bei Patienten, die einer Sectio caesarea unterzogen werden, kann Rocuroniumbromid als Teil der schnellen Einleitungsphase verwendet werden, vorausgesetzt, dass keine Intubationsschwierigkeiten zu erwarten sind und dass eine ausreichende Dosis Analgetika verabreicht worden oder eine der Intubation nachfolgende Gabe Suxamethonium möglich ist. Dosen von 0,6mg/kg Rocuroniumbromid haben sich bei Gebärenden, die einer Sectio caesarea unterzogen wurden, als sicher erwiesen. Rocuroniumbromid beeinflusst weder den APGAR-Wert, den Muskeltonus des Feten, noch seine kardiorespiratorische Umstellung. Die Untersuchung von Blut aus den Umbilicalgefäßen hat gezeigt, dass die plazentare Passage von Rocuroniumbromid sehr gering ist und nicht ausreicht, um beim Neugeborenen unerwünschte Wirkungen hervorzurufen.

Hinweis 1: Dosen von 1,0 mg kg-1 wurden während der schnellen Einleitungsphase der Anästhesie verwendet, aber nicht in Sectio cesarea Patienten. Aus diesem Grund wird für diese Patientengruppe nur eine Dosis von 0,6 mg kg-1 empfohlen.

Hinweis 2: Die Aufhebung der neuromuskulären Blockade ausgelöst durch Muskelrelaxantien kann vermindert oder unzureichend sein bei Patienten die Magnesiumsalze auf Grund einer Blutvergiftung in der Schwangerschaft einnehmen, da Magnesiumsalze neuromuskuläre Blockaden fördern. Daher sollte bei diesen Patienten die Dosis von Rocuroniumbromid reduziert werden und bis zur entsprechenden Reaktion (twitch response) titriert werden.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Rocuroniumbromid in die Muttermilch übertritt. In Tierstudien fanden sich unbedeutende Mengen von Rocuroniumbromid in der Muttermilch. Rocuroniumbromid sollte stillenden Frauen nur dann verabreicht werden, wenn es der behandelnde Arzt nach Risikoabwägung für indiziert hält.

4.7    Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Da Rocuroniumbromid als ein Hilfsmittel bei Allgemeinnarkosen eingesetzt wird, sollten die nach einer Allgemeinnarkose üblichen Vorsichtsmaßnahmen bei ambulanten Patienten ergriffen werden.

4.8    Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schmerzen/Reaktionen an der Injektionsstelle, Veränderungen der Vitalzeichen und eine verlängerte neuromuskuläre Blockade. Am häufigsten nach der Markteinführung gemeldete Nebenwirkungen sind anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen und damit verbundene Symptome. Siehe auch die nach der Tabelle angeführten Erklärungen.

Systemorganklasse    Bevorzugte Termini1

(MedDRA version 8.1)

Gelegentlich/Selten2    Sehr selten

(<1/100, >1/10.000)    (<1/10.000)

Erkrankungen des Immunsystems

Überempfindlichkeit, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktoide Reaktion, anaphylaktischer Schock, anaphylaktoider Schock

Erkrankungen des Nervensystems

Schlaffe Lähmung

Herzerkrankungen

Tachykardie

Gefäßerkrankungen

Hypotonie

Kreislaufkollaps und Schock, Hautrötung

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Bronchospasmus

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Angioneurotisches Ödem, Urtikaria, Ausschlag, erythematöser Ausschlag

Skelettmuskulatur-,

Bindegewebs-

und Knochenerkrankungen

Muskelschwäche3

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am V erabreichungsort

Arzneimittel wirkungslos,

Arzneimittelwirkung/

therapeutischer

Effekt vermindert,

Arzneimittelwirkung/

therapeutischer

Effekt erhöht, Schmerzen

an der Injektionsstelle,

Reaktionen an der

Injektionsstelle

Gesichtsödeme

Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen

Verlängerte neuromuskuläre Blockade, verzögerte Erholung von der Narkose

Atemwegskomplikationen bei der Narkose

1    Die Häufigkeiten wurden basierend auf Postmarketingberichten und Literaturangaben geschätzt.

2    Postmarketingdaten können keine genauen Zahlen zur Häufigkeit liefern. Daher gibt es nur zwei anstelle von fünf Häufigkeitskategorien.

3    Nach Langzeitanwendung auf der Intensivstation.

Anaphylaxie

Schwere anaphylaktische Reaktionen auf Muskelrelaxanzien, einschließlich Rocuroniumbromid, wurden sehr selten berichtet. Anaphylaktische/ anaphylaktoide Reaktionen sind: Bronchospasmus, kardiovaskuläre Veränderungen (z. B. Hypotonie, Tachykardie, Kreislaufkollaps und -schock) und Veränderungen der Haut (z. B. Angioödem, Urtikaria). Diese Reaktionen waren in manchen Fällen tödlich. Da die Reaktionen sehr schwerwiegend sein können, sollte immer mit dem Auftreten gerechnet und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.

Da neuromuskulär hemmende Arzneimittel erwiesenermaßen eine lokale und systemische Histaminfreisetzung bewirken können, sollte bei Anwendung dieser Arzneimittel immer die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass Juckreiz und erythematöse Reaktionen an der Injektionsstelle und/oder generalisierte histaminoide (anaphylaktoide) Reaktionen auftreten (siehe auch unter anaphylaktische Reaktionen oben).

In klinischen Studien wurde nach rascher Bolusgabe von 0,3-0,9 mg/ kg Rocuroniumbromid/ nur ein geringfügiger Anstieg der mittleren Plasmahistaminspiegel beobachtet.

Verlängerte neuromuskuläre Blockade

Die häufigste Nebenwirkung nicht-depolarisierender Muskelrelaxanzien ist die Verlängerung der pharmakologischen Wirkung des Arzneimittels über die benötigte Zeitspanne hinaus. Sie kann von einer Skelettmuskelschwäche bis hin zu einer starken und lang dauernden Skelettmuskellähmung mit Ateminsuffizienz oder Apnoe reichen.

Myopathie

Myopathie wurde nach Anwendung von verschiedenen neuromuskulär blockierenden Substanzen in Kombination mit Kortikosteroiden auf der Intensivstation berichtet.

Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle

Während der Blitzeinleitung der Anästhesie wurde über Schmerzen bei der Injektion berichtet, vor allem dann, wenn der Patient das Bewusstsein noch nicht vollständig verloren hatte und insbesondere

wenn die Anästhesie mit Propofol eingeleitet wurde. In klinischen Studien wurde Injektionsschmerz bei 16 % der Patienten beobachtet, die einer Blitzeinleitung unter Propofol unterzogen wurden, und bei weniger als 0,5 % der Patienten mit einer Blitzeinleitung der Anästhesie unter Fentanyl und Thiopental.

Paediatrische Patienten

Eine Meta-Analyse von 11 klinischen Studien an pädiatrischen Patienten (n=704) mit Rocuroniumbromid (bis zu 1mg/kg) zeigte, dass Tachykardie mit einer Häufigkeit von 1,4% als Nebenwirkung auftrat.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Abt. Pharmakovigilanz

Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3

D-53175 Bonn

Website: www.bfarm.de

anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Im Fall einer Überdosierung und verlängerten neuromuskulären Blockade sollte der Patient weiterhin künstlich beatmet und sediert werden. In dieser Situation gibt es zwei Möglichkeiten für die Aufhebung der neuromuskulären Blockade: (1) Bei Erwachsenen kann Sugammadex zur Aufhebung einer tiefen neuromuskulären Blockade angewendet werden. Die zu verabreichende Dosis von Sugammadex hängt von der Tiefe der neuromuskulären Blockade ab. (2) Ein Acetylcholinesterase- Inhibitor (z. B. Neostigmin, Edrophonium, Pyridostigmin) kann angewendet werden sobald die Spontanerholung einsetzt und sollte in ausreichender Dosis verabreicht werden. Falls die neuromuskulären Wirkungen von Rocuroniumbromid durch Gabe eines Acetylcholinesterasehemmers nicht aufgehoben werden, muss die Beatmung fortgesetzt werden, bis die Spontanatmung wieder einsetzt. Wiederholte Gaben von Acetylcholinesterase-Inhibitoren können gefährlich sein.

In Tierstudien trat eine schwere Depression der Herz-Kreislauf-Funktion, die schließlich zum Herzversagen führte, erst dann ein, wenn kumulative Dosen von 750xED90 (135 mg/kg KG Rocuroniumbromid) gegeben wurden.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Muskelrelaxanzien, peripher wirkende Mittel; andere quartäre

Ammoniumverbindungen

ATC-Code: M03A C09

Wirkmechanismus

Rocuroniumbromid ist ein mittellang wirkendes, nicht-depolarisierendes neuromuskulär hemmendes Arzneimittel mit raschem Wirkeintritt, das alle charakteristischen pharmakologischen Wirkungen dieser (curarewirksamen) Wirkstoffklasse aufweist. Es hat eine kompetitive Wirkung im Bereich der cholinergen Nikotinrezeptoren an der motorischen Endplatte. Diese Wirkung wird durch Acetylcholinesterase-Inhibitoren wie Neostigmin, Edrophonium und Pyridostigmin antagonisiert.

Pharmakodynamische Wirkungen

Die ED90 (erforderliche Dosis, um eine Reizantwort des Daumens nach Stimulation des Nervus ulnaris zu 90 % zu unterdrücken) bei intravenöser Anästhesie liegt bei ungefähr 0,3 mg/kg KG Rocuroniumbromid. Die ED95 bei Kleinkindern ist niedriger als bei Erwachsenen und Kindern (0,25 mg/kg KG, 0,35 mg/kg KG bzw. 0,40 mg/kg KG).

Die klinische Wirkungsdauer (Zeitraum bis zur Spontanerholung auf 25 % der initialen Reizantwort) beträgt bei 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid 30-40 Minuten. Die Gesamtwirkungsdauer (Zeitraum bis zur Spontanerholung auf 90 % der initialen Reizantwort) beläuft sich auf 50 Minuten. Die mittlere Dauer der Spontanerholung der Reizantwort von 25 auf 75 % (Erholungsindex) beträgt nach einer Bolusdosis von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid 14 Minuten. Bei niedrigeren Dosen von 0,30,45 mg/kg KG Rocuroniumbromid (1-1,5 x ED90) ist die Zeit bis zum Wirkungseintritt verzögert und die Wirkungsdauer verkürzt. Bei hohen Dosen von 2 mg/kg beträgt die Wirkungsdauer 110 Minuten.

Intubation bei einer routinemäßigen Anästhesie

Innerhalb von 60 Sekunden nach intravenöser Gabe von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid (2xED90 unter intravenöser Anästhesie) bestehen bei fast allen Patienten geeignete Bedingungen für die Intubation, bei 80 % sind die Intubationsbedingungen ausgezeichnet . Innerhalb von 2 Minuten ist eine für alle Anwendungsgebiete ausreichende allgemeine Muskelrelaxation erreicht. Nach Verabreichung von 0,45 mg/kg KG Rocuroniumbromid bestehen nach 90 Sekunden akzeptable Bedingungen für die Intubation.

Blitzeinleitung

Während einer Blitzeinleitung der Anästhesie nach Applikation einer Dosis von 1,0 mg Rocuroniumbromid werden unter Propofol oder Fentanyl/Thiopental innerhalb von 60 Sekunden bei 93 % bzw. 96 % der Patienten geeignete Intubationsbedingungen erreicht. Die Intubationsbedingungen wurden in 70 % dieser Fälle als ausgezeichnet eingestuft. Die klinische Wirkdauer nach dieser Dosis beläuft sich auf annähernd 1 Stunde; innerhalb dieser Zeit kann die neuromuskuläre Blockade sicher antagonisiert werden. Nach Gabe einer Dosis von 0,6 mg/kg KG Rocuroniumbromid im Rahmen einer Blitzeinleitung der Anästhesie unter Propofol oder Fentanyl/Thiopental werden innerhalb von 60 Sekunden bei 81 % bzw. 75 % der Patienten geeignete Intubationsbedingungen erzielt.

Pädiatrische Patienten

Bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern ist die mittlere Anschlagzeit bei einer Intubationsdosis von 0,6 mg/kg geringfügig kürzer als bei Erwachsenen. Ein Vergleich der pädiatrischen Altersgruppen zeigte, dass die mittlere Anschlagzeit bei Neugeborenen und Jugendlichen (1,0 Minuten) geringfügig länger ist als bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern (0,4, 0,6 bzw. 0,8 Minuten). Die Dauer der Blockade und die Zeit bis zur Erholung sind bei Kindern in der Regel kürzer als bei Säuglingen und Erwachsenen. Ein Vergleich der pädiatrischen Altersgruppen zeigte, dass die mittlere Zeit bis zum Wiedererlangen von T3 bei Neugeborenen und Säuglingen (56,7 bzw. 60,7 Minuten) im Vergleich zu Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen (45,4, 37,6 bzw. 42,9 Minuten) verlängert war.

Mittlere Anschlagzeit (Standardabweichung) und klinische Wirkungsdauer nach initialer Intubationsdosis* mit 0,6 mg/kg Rocuronium unter Anästhesierung mit Sevofluran/ Lachgas und Isofluran/ Lachgas (zur Erhaltung), nach Altersgruppe (pädiatrische Patienten), PP Gruppe

Zeit bis zur maximalen Blockade** (Minuten)

Zeit bis zum Wiedererlangen von T3** (Minuten)

Neugeborene im Alter von

0,98 (0,62)

56,69 (37,04)

0-27 Tagen

n=9

n=10

Säuglinge im Alter von

0,44 (0,19)

60,71 (16,52)

28 Tagen - 2 Monaten

n=10

n=11

Säuglinge und Kleinkinder im

0,59 (0,27)

45,46 (12,94)

Alter von 3-23 Monaten

n=27

n=28

Kinder im Alter von 2-11 Jahren n=34

0,84 (0,29)

37,58 (11,82)

Jugendliche im Alter von

12-17 Jahren

n=31

0,98 (0,38)

42,90 (15,83) n=30

* Rocuronium-Dosis innerhalb von 5 Sekunden verabreicht

** Berechnet ab Ende der Verabreichung der Rocuronium-Intubationsdosis

Geriatrische Patienten und Patienten mit Erkrankungen der Leber und/oder der Gallenwege und/oder Niereninsuffizienz

Bei geriatrischen Patienten sowie Patienten mit Leber- und/oder Nierenerkrankungen ist die mittlere klinische Wirkungsdauer kann die Wirkdauer nach Erhaltungsdosen von 0,15 mg/kg KG Rocuroniumbromid unter Enfluran- und Isofluran-Narkose etwas länger sein (ungefähr 20 Minuten) als bei Patienten ohne Beeinträchtigung von exkretorischen Organfunktionen unter intravenöser Anästhesie (ungefähr 13 Minuten). Ein kumulativer Effekt (progressiver Anstieg der Wirkdauer) bei wiederholter Erhaltungsdosis in der empfohlenen Höhe wurde nicht beobachtet.

Kardiovaskuläre Operationen

Patienten, bei denen eine kardiovaskuläre Operation vorgesehen ist, zeigen bei Eintritt der maximalen Blockade nach Gabe von 0,6-0,9 mg/kg KG Rocuroniumbromid als häufigste kardiovaskuläre Veränderungen eine leichte, klinisch unbedeutende Zunahme der Herzfrequenz um bis zu 9 % sowie eine Erhöhung des mittleren arteriellen Blutdrucks um bis zu 16 % der Kontrollwerte.

Intensivstation

Nach kontinuierlicher Infusion auf der Intensivstation hängt der Zeitraum bis zur Erholung des Train-Of-Four-Verhältnisses auf 0,7 von der Tiefe der neuromuskulären Blockade am Ende der Infusion ab. Nach einer Dauerinfusion über 20 Stunden oder darüber beträgt der mediane (Bereich) Zeitraum zwischen der Wiederkehr von T2 der Train-Of-Four-Stimulation und der Erholung des Train-Of-Four-Verhältnisses auf 0,7 variiert zwischen 1.5 (1-5) Stunden bei Patienten ohne multiples Organversagen und 4 (1-25) Stunden bei Patienten mit multiplen Organversagen.

Aufhebung der neuromuskulären Blockade

Die Wirkung von Rocuroniumbromid kann durch die Gabe von Acetylcholinesterase-Inhibitoren (Neostigmin, Pyridostigmin oder Edrophonium) bei Wiederauftreten oder bei den ersten Anzeichen einer klinischen Erholung aufgehoben werden.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Nach intravenöser Einzelgabe einer Bolusdosis Rocuroniumbromid zeigt der

Plasmakonzentrations/Zeit-Verlauf drei exponentielle Phasen: Bei gesunden Erwachsenen beträgt die mittlere (95 % Konfidenzintervall) Eliminationshalbwertszeit 73 (66-80) Minuten, das (scheinbare) Verteilungsvolumen unter Steady-State-Bedingungen 203 (193-214) ml/kg und die Plasmaclearance 3,7 (3,5-3,9) ml/kg KG/min.

Rocuronium wird im Urin und der Galle ausgeschieden. Die Exkretion im Urin erreicht 40 % innerhalb 12-24 Stunden. Nach Injektion einer radioaktiv markierten Dosis von Rocuroniumbromid betrug die Exkretion der markierten Substanz im Durchschnitt 47 % im Urin und 43 % in den Faeces nach 9 Tagen. Ungefähr 50 % wurde als Muttersubstanz nachgewiesen. Im Plasme wurden keine Metaboliten nachgewiesen.

Pädiatrische Patienten

Die Pharmakokinetik von Rocuroniumbromid in pädiatrischen Patienten (n=146) im Alter von 0 bis 17 Jahren wurde mittels einer Populationsanalyse der gepoolten pharmakokinetischen Daten von zwei klinischen Studien unter Narkose mit Sevofluran (Einleitung) und Isofluran/Lachgas (Aufrechterhaltung) ermittelt. Alle pharmakokinetischen Parameter verhielten sich linear proportional zum Körpergewicht, was sich in der über alle Altersgruppen gleichen Clearance (l/kg/h) widerspiegelt.

Das Verteilungsvolumen im Steady State (l/kg) und die T^ß-Eliminationshalbwertszeit (h) nehmen mit dem Alter (Jahre) ab. Die pharmakokinetischen Parameter bei typischen pädiatrischen Patienten jeder Altersgruppe sind im Folgenden zusammengefasst:

Geschätzte pharmakokinetische Parameter (Mittelwerte [Standardabweichung]) von Rocuroniumbromid bei typischen pädiatrischen Patienten unter Anästhesierung mit Sevofluran/ Lachgas (zur Induktion) und Isofluran/ Lachgas (zur Erhaltung)

Pharmakokinetische

Parameter

Patienten-Altersklasse

Reifgeborene im Alter von 0-27 Tagen

Säuglinge im Alter von 28 Tagen -2 Monaten

Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 3-23 Monaten

Kinder im Alter von 2-11 Jahren

Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren

Clearance (l/kg/h)

0,31 (0,07)

0,30 (0,08)

0,33 (0,10)

0,35 (0,09)

0,29 (0,14)

Verteilungsvolumen

(l/kg)

0,42 (0,06)

0,31 (0,03)

0,23 (0,03)

0,18 (0,02)

0,18 (0,01)

T ./2ß-Eliminations-halbwertszeit (h)

1,1 (0,2)

0,9 (0,3)

0,8 (0,2)

0,7 (0,2)

0,8 (0,3)

Geriatrische Patienten und Patienten mit Erkrankungen der Leber und/oder der Gallenwege und/oder Niereninsuffizienz in kontrollierten Studien

Die Plasmaclearance bei geriatrischen Patienten und bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist reduziert, in den meisten Studien allerdings ohne statistische Siginifikanz. Bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion ist die mittlere Eliminationshalbwertszeit um 30 Minuten verlängert und die mittlere Plasmaclearance um 1 ml/kg/min vermindert (siehe auch Abschnitt 4.2).

Intensivstation

Bei Anwendung als Dauerinfusion zur Erleichterung der künstlichen Beatmung über einen Zeitraum von 20 Stunden oder darüber sind die mittlere Eliminations-Halbwertzeit und das mittlere (scheinbares) Verteilungsvolumen im Steady State erhöht.

In kontrollierten klinischen Studien zu Art und Ausmaß des (multiplen) Organversagens und individuellen Patientencharakteristika zeigte sich eine starke Variabilität zwischen den Patienten. Bei Patienten mit Multiorganversagen fanden sich eine mittlere (± SD) Eliminations-Halbwertzeit von 21,5 (± 3,3) Stunden, ein (scheinbares) Verteilungsvolumen im Steady State von 1,5 (± 0,8) l/kg und eine Plasma-Clearance von 2,1 (± 0,8) ml/kg/min.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute Toxizität

In Studien zur akuten Toxizität erhielten Katzen und Hunde intravenös verabreichte Dosen von Rocuroniumbromid von bis zu 350xED90 bzw. 750xED90. Die letztgenannte Dosis wurde in 4 konsekutiven Dosen in Abständen von 30 Minuten (9, 18, 36 und 72 mg/kg KG) appliziert und führte zum Tod durch kardialen Kollaps.

Subakute Toxizität

In Studien zur subakuten Toxizität wurde Rocuroniumbromid über einen Zeitraum von 4 Wochen 2-mal wöchentlich bei Katzen und Hunden in Dosen von bis 37xED90 bzw. 60xED90 intravenös appliziert. Bei 3 von 7 Hunden, die eine Dosis von 60xED90 (10,8 mg/kg KG) erhalten hatten, traten unerwartete Todesfälle auf. Die Todesursache konnte nicht geklärt werden, jedoch wurde angenommen, dass sie mit Interaktionen zwischen der Rocuroniumbromid-Behandlung und den experimentellen Verfahren und/oder instrumentellen Behandlung und Anästhesie in Verbindung standen.

Chronische Toxizität

Mit Rocuroniumbromid wurden keine Studien zur chronischen Toxizität durchgeführt.

Mutagenität und Kanzerogenität

In-vivo- und In-v/Yro-Mutagenitätsstudien ergaben kein mutagenes Potential von Rocuroniumbromid.

Es wurden keine Studien zur Kanzerogenität mit Rocuroniumbromid durchgeführt. Reproduktionstoxizität

Studien mit subpharmakologischen, intravenös verabreichten Dosen von Rocuroniumbromid bei Ratten während der Organogenese ergaben keine Hinweise auf embryonale Letalität, teratogene Veränderungen oder eine Wachstumshemmung bei den Feten.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Essigsäure 99 %

Natriumacetat-Trihydrat

Natriumchlorid

Natriumhydroxid (zur pH-Einstellung)

Wasser für Injektionszwecke

6.2 Inkompatibilitäten

Physikalische Inkompatibilität wurde für Rocuroniumbromid nachgewiesen, wenn es Lösungen mit folgenden Arzneimitteln zugesetzt wird: Amphotericin, Amoxicillin, Azathioprin, Cefazolin, Cloxacillin, Dexamethason, Diazepam, Enoximon, Erythromycin, Famotidin, Furosemid, Hydrokortison-Natriumsuccinat, Insulin, Intralipid, Methohexital, Methylprednisolon, Prednisolon-Natriumsuccinat, Thiopental, Trimethoprim und Vancomycin.

Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Wird Rocuroniumbromid über denselben Infusionsschlauch verabreicht wie andere Arzneimittel, muss darauf geachtet werden, dass dieser Infusionsschlauch zwischen der Gabe von Rocuroniumbromid und Arzneimitteln mit erwiesener Inkompatibilität bzw. nicht erwiesener Kompatibilität mit Rocuroniumbromid sorgfältig gespült wird (z. B. mit Natriumchloridlösung 9 mg/ml [0,9 %]).

6.3    Dauer der Haltbarkeit

18 Monate

Geöffnete Durchstechflasche

Das Arzneimittel sollte unmittelbar nach dem Öffnen der Durchstechflasche aufgebraucht werden. Nach Verdünnung

Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Zubereitung wurde für 24 Stunden bei Temperaturen unter 25 °C nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich. Sofern die Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, ist diese nicht länger als 24 Stunden bei 2-8°C aufzubewahren.

6.4    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Im Kühlschrank lagern (2-8°C).

Lagerungsbedingungen für das verdünnte Arzneimittel, siehe Abschnitt 6.3.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

5 ml-Durchstechflasche aus Klarglas Typ I mit 5 ml Lösung, verschlossen mit einem Chlorobutyl-Gummistopfen und einem Aluminiumverschluss mit einem grauen Schnappdeckel.

Packungsgrößen

10, 12 und 60 Durchstechflaschen

10 ml-Durchstechflasche aus Klarglas Typ I mit 10 ml Injektionslösung/Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, verschlossen mit einem Chlorobutyl-Gummistopfen und einem Aluminiumverschluss mit einem grauen Schnappdeckel.

Packungsgrößen

1, 10,12 und 20 Durchstechflaschen

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Das Arzneimittel ist nur für den Einmalgebrauch bestimmt. Zu Haltbarkeit nach Öffnen oder nach Verdünnung, siehe Abschnitt 6.3.

Hinweise für die Verdünnung (zur intravenösen Infusion)

Rocuroniumbromid HEXAL kann mit den folgenden sterilen Infusionslösungen verdünnt werden (die Kompatibilität wurde für nominale Konzentrationen von 0,5 mg/ml und 2 mg/ml Rocuroniumbromid nachgewiesen):

-    Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %)

-    Glucose 50 mg/ml (5 %)

-    Glucose 50 mg/ml (5 %) in Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %)

-    Wasser für Injektionszwecke

-    Ringerlactatlösung

Verdünnte Lösungen sind nur für den Einmalgebrauch bestimmt.

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.

7. INHABER DER ZULASSUNG

Hexal AG Industriestraße 25 83607 Holzkirchen Telefon: (08024) 908-0 Telefax: (08024) 908-1290 E-Mail: medwiss@hexal.com

8. ZULASSUNGSNUMMER

70714.00.00

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/ DATUM DER ERTEILUNG DER VERLÄNGERUNG

25. Februar 2009/02. März 2012

10. STAND DER INFORMATION

November 2013

11. VERKAUFSABGRENZUNG

V erschreibungspflichtig