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Schlafsterne

Document: 10.05.2006   Fachinformation (deutsch) change




Fachinformation



1. Bezeichnung des Arzneimittels


Schlafsterne

Wirkstoff: Doxylaminsuccinat



2. Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht


Apothekenpflichtig



3. Zusammensetzung des Arzneimittels

3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe


Ethanolamin-Derivat, Antihistaminikum


3.2 Arzneilich wirksamer Bestandteil


1 Tablette enthält 30 mg Doxylaminsuccinat.



3.3 Sonstige Bestandteile


Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Talkum, Cellulosepulver, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid, Copovidon.



4. Anwendungsgebiete


Medikamentös behandlungsbedürftige Ein- und Durch­schlafstörungen.


Hinweis:

Nicht alle Schlafstörungen bedürfen einer medikamen­tösen Therapie. Oftmals sind sie Ausdruck körper­licher oder seelischer Erkrankungen und können durch andere Maß­nahmen oder eine Therapie der Grundkrank­heit beeinflußt werden. Deshalb sollte bei länger anhaltenden Schlafstörungen keine Dauerbehandlung mit Schlafsternen erfolgen, sondern der behandelnde Arzt aufge­sucht werden.



5. Gegenanzeigen


Schlafsterne dürfen nicht angewendet werden bei:



Schlafsterne dürfen nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:


gastro-oesophagealem Reflux.


Kinder und Jugendliche sollen nicht mit Schlafsternen behandelt werden.


Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit fokalen kortikalen Hirnschäden und Krampfanfällen in der Anamnese, da bereits durch die Gabe von kleinen Dosen Grand-mal-Anfälle ausgelöst werden können.


Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit:

Epidemiologische Studien mit einem Doxylaminsuccinat-haltigen Arzneimittel haben beim Menschen keinen Hinweis auf einen keimschädigenden Effekt von Doxylamin­succinat erbracht. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf teratogene oder fertilitäts­mindernde Effekte von Doxylaminsuccinat schließen (siehe 13.2). Schlafsterne sollen dennoch während der Schwangerschaft nur nach strenger Abwägung des Nutzens gegen mögliche Risiken für das Kind verordnet werden.

Da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, soll das Stillen für die Dauer der Behand­lung unterbrochen werden.



6. Nebenwirkungen


In Abhängigkeit von der individuellen Empfindlichkeit und der eingenommenen Dosis können folgende Neben­wirkungen auftreten:


Müdigkeit, Schläfrigkeit, Mattigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, verlängerte Reak­tionszeit, Konzen­trationsstörungen, Kopfschmerzen, Depressionen, Muskelschwäche, Tinnitus.


Ferner besteht die Möglichkeit des Auftretens "paradoxer" Reaktionen wie Unruhe, Erre­gung, Spannung, Schlaflosigkeit, Alpträume, Verwirrtheit, Halluzi­nationen, Zittern. In seltenen Fällen können zerebrale Krampfanfälle auftreten.


Vegetative Begleitwirkungen wie Akkomodations­störungen, Mundtrockenheit, Gefühl der verstopften Nase, Erhöhung des Augeninnendruckes, Obstipation und Miktionsstörungen können auftreten, ebenso Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe, Appetitverlust oder Appetit­zunahme, epigastrische Schmerzen. Sehr selten kann es zu einem lebensbedrohlichen paralytischen Ileus kommen.


Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Hypotension, Hypertension und Dekompensation einer bestehenden Herzinsuffizienz können auftreten. EKG-Veränderungen wurden beob­achtet.


Zu einer Beeinträchtigung der Atemfunktion kann es durch Sekreteindickung, Bronchial­obstruktion und Bronchospasmus kommen.


Über allergische Hautreaktionen und Photosensibilität unter der Therapie mit Antihistami­nika ist berichtet worden, ferner über Leberfunktionsstörungen (cholestatischer Ikterus) und über Störungen der Körpertemperaturregulierung.


Blutbildveränderungen in Form von Leukopenie, Thrombo­penie und hämolytischer Anämie können in Ausnahme­fällen unter der Therapie mit Antihistaminika vor­kommen, sehr selten wurde über das Auftreten von aplastischer Anämie und Agranulozytose berichtet.


Bei Patienten mit Phäochromozytom kann es durch die Gabe von Antihistaminika zu einer Katecholamin-Freisetzung kommen.


Nach längerfristiger täglicher Anwendung können durch plötzliches Absetzen der Thera­pie Schlafstörungen wieder verstärkt auftreten.


Hinweise:

Durch sorgfältige und individuelle Einstellung der Tagesdosen lassen sich Häufigkeit und Ausmaß von Nebenwirkungen reduzieren. Die Gefahr des Auftretens von Nebenwirkun­gen ist bei älteren Patienten größer, bei diesem Personenkreis kann sich dadurch auch die Sturzgefahr erhöhen.


Hinweis für Verkehrsteilnehmer:

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsver­mögen soweit verändern, daß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol. Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, das Bedienen von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten - zumindest während der ersten Phase der Behandlung - ganz unterbleiben. Die Entscheidung in jedem Einzelfall trifft der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung.



7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln


Bei gleichzeitiger Anwendung anderer zentral dämpfender Arzneimittel (z. B. Neuro­leptika, Tranquilizer, Antidepressiva, Hypnotika, Analgetika, Anaesthetika, Antiepilep­tika) kann es zu einer wechselseitigen Verstärkung der Wirkung kommen. Dies gilt ins­besondere für gleichzeitigen Alkoholgenuß, durch die Wirkungen von Doxylamin­succinat in nicht vorhersehbarer Weise verändert und verstärkt werden können.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Doxylamin und Phenytoin wird die Phenytoin-Wirkung abgeschwächt.


Die anticholinerge Wirkung von Doxylaminsuccinat kann durch die gleichzeitige Gabe von anderen Substanzen mit anticholinergen Wirkungen (z. B. Atropin, Biperidin, tri­zyklische Antidepressiva) in nicht vorhersehbarer Weise verstärkt werden. Durch gleich­zeitige Einnahme von Hemmstoffen der Monoaminoxidase kann die anticholi­nerge Wirkung von Doxylaminsuccinat ebenfalls verstärkt werden, dies kann sich z. B. durch paralytischen Ileus, Harnretention oder Glaukomanfall äußern. Durch kombinierte Anwendung mit Hemmstoffen der Monoaminoxidase kann es außerdem zu Hypotension und einer verstärkten Depression von ZNS und Atem­funktion kommen, so daß von einer gleichzeitigen Therapie mit beiden Substanzen Abstand zu nehmen ist.


Die Anwendung von Antihypertensiva mit zentralnervöser Wirkkomponente wie Guanabenz, Clonidin, Alpha-Methyl­dopa zusammen mit Schlafsternen kann zu einer verstärkten Sedierung führen.


Die Wirkung von Neuroleptika kann bei gleichzeitiger Anwendung von Schlafsternen abgeschwächt sein.


Unter einer Therapie mit Schlafsternen oder anderen Anti­histaminika können die Symptome einer beginnenden Schädigung des Innenohres, die durch ototoxische Arzneimittel (z. B. Aminoglykoside, Salicylate, Diuretika) ausgelöst wurde, abge­schwächt sein.


Das Ergebnis von Hauttests kann unter einer Therapie mit Doxylamin verfälscht sein (falsch negativ).


Zur Behandlung einer Hypotonie sollte Epinephrin bei Patienten, die unter einer Thera­pie mit Doxylamin­succinat stehen, nicht angewendet werden, da die Gabe von Epin­ephrin zu einem weiteren Blutdruckabfall führen kann (Adrenalinumkehr). Schwere Schockzustände können jedoch mit Norepinephrin behandelt werden (siehe Punkt 12).



8. Warnhinweise


Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Schlafsterne nicht einnehmen.



9. Wichtigste Inkompatibilitäten


Bisher keine bekannt.



10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben


Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene 1-2 Tabletten täglich vor dem Schlafengehen. Bei stärkeren Schlafstörungen können als Höchstdosis 2 Tabletten (ent­sprechend 60 mg Doxylaminsuccinat) eingenommen werden.



11. Art und Dauer der Anwendung


Die Tabletten werden unzerkaut mit einem Glas Wasser ca. 1/2 bis 1 Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen.


Es ist darauf zu achten, daß nach der Einnahme von Schlafsternen für eine ausreichende Schlafdauer gesorgt wird, um eine Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens am fol­genden Morgen zu vermeiden.


Bei akuten Schlafstörungen ist die Behandlung mög­lichst auf Einzelgaben zu beschrän­ken. Um bei chro­nischen Schlafstörungen die Notwendigkeit einer fortgesetzten An­wendung zu überprüfen, sollte nach zweiwöchiger täglicher Einnahme die Dosis schritt­weise reduziert oder herabgesetzt werden.



12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel


Grundsätzlich sollte immer an die Möglichkeit einer Mehrfachintoxikation, beispiels­weise bei Einnahme mehrerer Arzneimittel in suizidaler Absicht, gedacht werden.


Symptome einer Intoxikation sind:


Die Therapie erfolgt symptomatisch und unterstützend, orientiert an den allgemeinen Prinzipien der Vorgehensweise bei Überdosierungen, mit folgenden Besonderheiten:



Forcierte Diurese ist von nur geringer Wirksamkeit, da Antihistaminika nur in geringen Mengen im Urin zu finden sind. Hämo- und Peritonealdialyse können, wenn Mischinto­xikationen nicht auszuschließen sind, jedoch sinnvoll sein.



13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik, Bio­verfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind


13.1 Pharmakologische Eigenschaften


Doxylamin ist ein Ethanolaminderivat mit blockierender Wirkung am H1-Histamin­rezeptor. Es vermindert dadurch die Stimulation von H1-Rezeptoren, die unter anderem zu Gefäßerweiterung, Permeabilitätserhöhung der Kapillarwandungen und Sensibili­sierung von Schmerz­rezeptoren führt.


Neben der Blockierung der nachgewiesen durch den H1-Rezeptor vermittelten Wir­kung hat Doxylamin sedierende Wirkungen.


13.2 Toxikologische Eigenschaften


Die durchgeführten Toxizitätsprüfungen für Doxylaminsuccinat am Versuchstier ent­sprechen nicht den heutigen Anforderungen. Letale Dosen verursachten prämortal Krampfzustände und Muskelstarre (s.a. Punkt 12). Sehr hohe subchronisch applizierte Dosen zeigten bei Mäusen, Ratten und Hunden Störungen der Futteraufnahme und der Gewichtsentwicklung, bei Hunden zusätzlich Mydriasis und Muskeltremor, jedoch ins­gesamt keine histopathologischen Organveränderungen. Die chronische Applikation hoher Dosen verursachte bei Mäusen Leberschädigungen (Fettleber, hepatozelluläre Hypertrophie, Adenome), Schilddrüsenveränderungen (Hyperplasien und Adenome) sowie Veränderungen der Ohrspeicheldrüse.

In-vitro und In-vivo-Studien zeigten keine relevanten Hinweise auf ein mutagenes Poten­tial von Doxylamin. In einer Kanzerogenitätsstudie an Ratten kam es auf der Basis degenerativer Leberveränderungen vereinzelt zur Bildung von Lebertumoren. Bei thera­peutischer Dosierung ist eine Übertragbarkeit dieser Befunde auf den Menschen unwahrscheinlich.

Doxylaminsuccinat zeigte in Embryotoxizitätsuntersuchungen am Kaninchen bis in den maternal toxischen Bereich keine teratogenen Effekte. Fertilitätsstudien an der Ratte ergaben außer einer dosisabhängigen leichten Gewichtsreduktion der Jungtiere keine Beeinträchtigung der Fertilität der F0-Generation.


13.3 Pharmakokinetik


Doxylamin wird nach oraler Applikation rasch und nahezu vollständig resorbiert. Der Wir­kungseintritt erfolgt innerhalb von 30 Minuten, maximale Serum­konzentrationen wurden mit 99 ng/ml 2,4 Stunden nach oraler Einnahme einer Einzeldosis von 25 mg gemessen, die Länge der Wirkungsdauer wird mit 3 bis 6 Stunden angegeben.


Die Metabolisierung erfolgt vorrangig in der Leber, N-Desmethyldoxylamin, N,N-Dides­methyldoxylamin und deren N-Acetyl-Konjugate wurden nachgewiesen. Die Eliminations­halbwertszeit beträgt 10,1 Stunden.



13.4 Bioverfügbarkeit


Eine im Jahr 1996 durchgeführte Bioverfügbarkeits­untersuchung an 16 Probanden ergab im Vergleich zum Refe­renzpräparat:




Testpräparat

[Mittelwert + Streubreite]

Referenzpräparat

[Mittelwert + Streubreite]

maximale Plasmakonzentration (Cmax):

125,1 24,8 ng/ml

126,3 25,6 ng/ml

Zeitpunkt der maximalen Plas­ma­konzentration (tmax):

1,84 0,89 h

2,28 2,20 h

Fläche unter der Konzentra­tions-Zeit-Kurve (AUC0-):

1765,85 437,23 ng/ml x h

1955,19 512,91 ng/ml x h


Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Kon­zentrations-Zeit-Dia­gramm:




14. Sonstige Hinweise


Bei Patienten mit organischen Hirnschäden und mit anamnestisch bekannten Krampf­anfällen ist zu berück­sichtigen, daß bereits relativ geringe Dosen Krampf­anfälle auslösen können. EEG-Kontrollen werden emp­fohlen. Eine bestehende Therapie der Krampfanfälle sollte während der Behandlung mit Schlafsternen nicht unterbrochen werden.


Unter der Therapie mit Antihistaminika ist über EKG-Veränderungen, im besonderen über Repolarisations­störungen, berichtet worden, so daß eine regelmäßige Überwachung der Herzfunktion empfohlen wird. Dies gilt in besonderem Maße für ältere Patienten und Patienten mit Vorschädigung des Herzens. Besondere Vorsicht ist auch bei Patienten mit arterieller Hypertonie geboten, da Antihistaminika einen Anstieg des Blutdruckes be­wirken können.


Patienten mit Phäochromozytom sollten sorgfältig überwacht werden, da über Katechol­amin-Freisetzung aus dem Tumor durch Antihistaminika berichtet wurde.




15. Dauer der Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 24 Monate.

Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.



16. Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise


Nicht über 25°C lagern.



17. Darreichungsform und Packungsgrößen


Originalpackungen mit 10 und 20 Tabletten.



18. Stand der Information


Mai 2006



19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers


Retorta GmbH

Dingstätte 27

25421 Pinneberg


Telefon: 04101 / 28904