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Spironolacton Al 50

Document: 25.06.2008   Fachinformation (deutsch) change


Fachinformation Spironolacton AL

1. Bezeichnung der Arzneimittel

Spironolacton AL 50

Spironolacton 50 mg pro Tablette

Spironolacton AL 100

Spironolacton 100 mg pro Tablette

Wirkstoff: Spironolacton

2. Qualitative und quantitative Zu­sammensetzung

Spironolacton AL 50

1 Tablette enthält: 50 mg Spironolacton

Spironolacton AL 100

1 Tablette enthält: 100 mg Spironolacton

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Tablette

Runde, weiße, biplane Tablette mit einseitiger Bruchkerbe.


4. Klinische Angaben

4.1. Anwendungsgebiete

4.2. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung sollte individuell ‑ in Ab­hängigkeit vom Schweregrad und Ausmaß der Erkrankung – fest­gelegt werden. Es gelten folgende Dosierungsempfehlungen:

Erwachsene

Für Erwachsene beträgt die Initialdosis 1- bis 2-mal täglich 2 Tabletten Spironolacton AL 50 bzw. 1 Tablette Spironolacton AL 100 (entspr. 100–200 mg Spironolacton) über 3-6 Tage.

Bei unzureichender Wirksamkeit kann die tägliche Dosis auf maximal 8 Ta­bletten Spironolacton AL 50 bzw. 4 Tabletten Spironolacton AL 100 (entspr. 400 mg Spironolacton) erhöht werden.

Als Erhaltungsdosis sind in der Regel 1 - 2 Tabletten Spironolacton AL 50 bzw. ½ - 1 Tablette Spironolacton AL 100 (entspr. 50-100 mg Spironolacton) bis maximal 2-4 Tabletten Spironolacton AL 50 bzw. 1 - 2 Tabletten Spironolacton AL 100 (entspr. 100-200 mg Spirono­lacton) ausreichend. Die Erhaltungsdo­sis kann - je nach Bedarf - täglich, jeden 2. oder jeden 3. Tag verabreicht wer­den.

Kinder

Für Kinder beträgt die empfohlene Initialdosis 3 mg Spironolacton/kg Körper­gewicht täglich über 5 Tage. Bei Bedarf kann die Dosis bis 9 mg Spironolacton/kg Kör­pergewicht täglich bis zum Eintritt der klini­schen Wirkung gesteigert werden.

Bei Weiterbehandlung sollte die Dosis unter Erhalt der Wirkung soweit wie möglich gesenkt werden.

Art der Anwendung

Die Tabletten sind mit den Mahlzeiten unzerkaut mit aus­reichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Wasser) einzunehmen.

Dauer der Anwendung

Die Dauer der Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung. Sie sollte auf einen möglichst kurzen Zeit­raum begrenzt werden. Die Notwendig­keit einer Therapie über einen längeren Zeitraum sollte periodisch überprüft werden.

Kindern sollte Spironolacton nicht länger als 30 Tage verabreicht werden.

4.3. Gegenanzeigen

Spironolacton AL darf nicht angewen­det werden bei:

4.4. Besondere Warnhinweise und Vor­sichtsmaßnahmen für die Anwendung

Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei:

Bei gleichzeitiger Anwendung von Spi­ronolacton und kaliumsparenden Diu­retika (z.B. Amilorid, Triamteren), kaliumhaltigen Präparaten oder ACE-Hemmern kann es zu lebensgefährli­chen Hyperkaliämien kommen. Die Kombination der vorgenannten Arznei­mittel mit Spironolacton wird daher nicht empfohlen.

Bei einer schweren Niereninsuffizienz (Glomerulumfiltrat unter 30 ml/min und/oder Serum-Kreatinin über 1,8 mg/dl) ist Spironolacton nicht nur unwirksam, sondern sogar schädlich, da die glomeruläre Filtrationsrate weiter gesenkt wird.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion mit Serum-Kreatininwerten zwischen 1,2 und 1,8 mg/dl und einer Kreatinin-Clearance zwischen 60 und 30 ml/min sowie bei gleichzeitiger Anwen­dung von Arzneimitteln, die zu einem Anstieg des Serum-Kaliumspiegels füh­ren können, sollte die Behandlung mit Spironolacton AL nur unter häufiger Kontrolle des Serum-Kalium-Spiegels erfolgen.

Bei der Therapie mit Spironolacton AL sollten in regelmäßigen Abständen die Serum-Elektrolyte (insbesondere Kalium, Natrium, Kalzium, Bikarbonat), die harnpflichtigen Substanzen Kreatinin, Harnstoff und Harnsäure im Serum sowie der Säure-Basen-Status kontrolliert werden.

Der durch verstärkte Urinausscheidung hervorgerufene Gewichtsverlust sollte unabhängig vom Ausmaß der Urinausscheidung 1 kg/Tag nicht überschreiten.

Bei chronischem Diuretika-Abusus kann ein Pseudo-Bartter-Syndrom mit der Folge von Ödemen auftreten. Die Ödeme sind Ausdruck eines Anstiegs des Renins mit der Folge eines sekundären Hyperaldosteronismus.

Spironolacton AL kann eine Störung bestimmter dia­gnostischer Tests verursachen (z.B. RIA-Bestimmung der Digoxin-Serumkonzentration).

Während der Behandlung mit Spironolacton AL sollten die Patienten auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme achten.

Dopingkontrollen

Die Anwendung von Spironolacton AL kann bei Doping­kontrollen zu positiven Ergebnissen führen.

4.5. Wechselwirkungen mit anderen Arznei­mitteln und sonstige Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen zwischen dem vorliegenden und anderen Arzneimitteln sind zu beachten:

Die gleichzeitige Anwendung von Spironolacton AL und kaliumhaltigen Mitteln (z.B. Kaliumchlorid), ACE-Hemmern (z.B Captopril, Enalapril) oder kali­umsparenden Arzneimitteln (z.B. Triamteren, Amilorid) kann zu einem Anstieg des Serum-Kaliumspiegels bis hin zu schweren, unter Umständen lebensbedrohlichen Hyperkaliämien führen und ist daher zu vermeiden.

Auch die Kombination von nichtsteroidalen Antiphlogistika (z.B. Acetylsalicylsäure, Indometacin) mit Spironolacton AL kann zu Hyper­kaliämien führen.

Bei gleichzeitiger Anwendung von ACE-Hemmern, Furosemid und Spiro­nolacton kann ein akutes Nierenversa­gen auftreten.

Insbesondere unter der gleichzeitigen Behandlung mit Spironolacton AL und ACE-Hemmern (z.B. Captopril, Enalapril) besteht das Risiko eines massiven Blutdruckabfalls bis zum Schock sowie das Risiko einer Verschlechterung der Nierenfunktion, die selten zu einem akuten Nierenversagen führen kann. Eine Diuretikabehandlung sollte daher 2-3 Tage vor Beginn einer Therapie mit einem ACE-Hemmer abgesetzt werden, um die Möglichkeit einer Hypotonie zu Therapiebeginn zu vermeiden.

Spironolacton AL und Carbenoxolon kön­nen sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinträchtigen. Größere Mengen von Lakritze wirken in dieser Hinsicht wie Carbenoxolon.

Nichtsteroi­dale Antiphlogistika (z.B. Indometacin, Acetylsali­cylsäure), Salicylate sowie Phenytoin können die diureti­sche Wirkung von Spironolacton ab­schwächen. Bei Patienten, die unter der Therapie mit Spironolacton AL eine Hypovolämie oder eine Dehydratation entwickeln, kann die gleichzeitige Gabe nichtsteroidaler Antiphlogistika ein akutes Nierenversagen auslösen.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Spironolacton AL und anderen Diuretika kann es zu verstärkter Diurese und verstärktem Blutdruckabfall kommen.

Die gleichzeitige Anwendung von Digo­xin und Spironolacton kann über eine Verlängerung der Digoxin-Halbwertszeit zu erhöhten Digoxin-Plasmaspiegeln führen.

Spironolacton AL kann mit der RIA-Bestimmung der Digoxin-Serumkonzentration interferieren.

Neomycin kann die Resorption von Spi­ronolacton AL verzögern.

4.6. Schwangerschaft und Stillzeit

Spironolacton AL darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Spironolacton bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Untersuchungen haben Feminisierung der Genitalien männlicher Nachkommen sowie Hinweise auf endokrine Störungen bei weiblichen und männlichen Nachkommen ergeben (siehe Abschnitt 5.3). Beim Menschen sind antiandrogene Wirkungen nachgewiesen worden. Spironolacton ist daher in der Schwangerschaft kontraindiziert.

Zur Ausscheidung von Spironolacton in die Muttermilch liegen keine Daten vor. Der pharmakologisch aktive Metabolit Canrenoat ist in der Muttermilch nachgewiesen worden (Milch-Plasma Konzentrationsverhältnis 0,7). Daher ist Spironolacton während der Stillzeit kontraindiziert. Sollte eine Behandlung dennoch erforderlich sein, muss abgestillt werden.

4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtig­keit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Diese Arzneimittel können auch bei be­stimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teil­nahme am Straßenverkehr, zum Be­dienen von Maschinen oder zum Ar­beiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhö­hung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.

4.8. Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig(≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich(≥ 1/1000 bis < 1/100)

Selten (≥ 1/10 000 bis < 1/1000)

Sehr selten(< 1/10 000), einschließlich Einzelfälle

Häufigkeit nicht bekannt(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Herz-/Kreislauferkrankungen

Häufigkeit nicht bekannt: Infolge übermäßiger Diurese kann es aufgrund einer Hypovolämie zu Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Mundtrockenheit und Durst sowie zu orthostatischen Regulationsstörungen oder zu Blutdruckabfall bis zum Kreislaufkollaps kommen.

Bei exzessiver Diurese kann es zu Dehydratation und als Folge einer Hypovolämie zur Hämokonzentration kommen. Als Folge der Hämokonzentration kann - insbesondere bei älteren Patienten - eine erhöhte Neigung zu Thrombosen und Embolien auftreten.

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Gelegentlich: Thrombozytopenie durch spironolactoninduzierte Antikörper.

Selten:

- Eosinophilie bei Patienten mit Leberzirrhose.

- Agranulozytose. Hinweise auf eine Agranulozytose können Fieber mit Schüttelfrost, Schleimhautveränderungen und Halsschmerzen sein.

Erkrankungen des Nervensystems

Gelegentlich: Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Verwirrtheitszustände, Ataxie, Schwäche, Schwindel.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Selten: Spironolacton kann bei Frauen zu einer Vertiefung der Stimmlage, bei Männern zu einer Erhöhung der Stimmlage führen. Stimmveränderungen können auch in Form von Heiserkeit auftreten.

Eine Veränderung der Stimmlage geht bei manchen Patienten auch nach Absetzen von Spironolacton nicht zurück. Deshalb ist die therapeutische Notwendigkeit gegenüber diesem Risiko abzuwägen, insbesondere bei Personen mit Berufen, in denen die Stimme eine besondere Bedeutung hat (z.B. Theater-, Lehrberufe).

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gelegentlich: Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, gastrointestinale Krämpfe), Blutungen der Magenschleimhaut und gastrointestinale Ulcera (auch mit Blutungen).

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Häufigkeit nicht bekannt: Unter Spironolacton kann es vorübergehend zu einem Anstieg der Serumkonzentrationen von Kreatinin und Harnstoff kommen.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Gelegentlich: Hautrötung, Juckreiz, Hautausschlag, Urtikaria.

Sehr selten: Erythema anulare, Lichen-ruber-planus-ähnliche Hautveränderungen, Haarausfall bis zur Alopezie, Lupus-erythematodes-artiges Syndrom.

Häufigkeit nicht bekannt: Hirsutismus bei Frauen.

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Gelegentlich: Muskelkrämpfe (Wadenkrämpfe).

Sehr selten: Osteomalazie (Knochenerweichung).

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig:Unter der Gabe von Spironolacton treten - insbesondere bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion - lebensbedrohliche Hyperkaliämien auf, die bis zum Auftreten von Muskellähmungserscheinungen (hyperkaliämische Paralysen) und Herzrhythmusstörungen führen können. Die zusätzliche Gabe von Kalium, anderen kaliumsparenden Diuretika oder eine kaliumreiche Diät sind daher zu vermeiden.

Bei der Therapie mit Spironolacton AL kann es - insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion - als Folge der vermehrten Flüssigkeits- und Elektrolytausscheidung zu Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt kommen (u. a. Hyponatriämie, Hypomagnesiämie, Hyperchlorämie, Hyperkalzämie).

Infolge übermäßiger Diurese kann es zu Hypovolämie und Hyponatriämie kommen. Eine Hyponatriämie kann insbesondere nach ausgiebiger Wasserzufuhr unter Spironolacton auftreten.

Als Folge der Elektrolytstörungen im Blut kann es zu Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Durst, Erbrechen, Kopfschmerzen bzw. Kopfdruck, Schwächegefühl, Schwindel, Schläfrigkeit, Müdigkeit, Sehstörungen, Apathie, Verwirrtheitszuständen, allgemeiner Muskelschwäche, Muskelkrämpfen (Wadenkrämpfen) sowie Herzrhythmusstörungen und Kreislaufstörungen (siehe unter Abschnitt „Herz/Kreislauferkrankungen“) kommen. Daher ist es wichtig, unerwünschte Flüssigkeitsverluste (z.B. bei Erbrechen, Durchfall, starkem Schwitzen) auszugleichen.

Bei unregelmäßigem Pulsschlag, Müdigkeit oder Muskelschwäche (z.B. in den Beinen) muss besonders an die Möglichkeit einer Hyperkaliämie gedacht werden. Nach Einnahme von hohen Dosen wurden Lethargie und Verwirrtheitszustände beobachtet.

Daher sind regelmäßige Kontrollen der Serumelektrolyte (insbesondere Kalium, Natrium und Kalzium) angezeigt. Bei Behandlungsbeginn und längerer Anwendung von Spironolacton AL muss insbesondere der Serum-Kalium-Spiegel regelmäßig kontrolliert werden, um das Auftreten zu stark erhöhter Kaliumspiegel im Blut zu verhindern.

Störungen im Säure-Basen-Haushalt sind möglich.

Spironolacton AL kann eine hyperchlorämische metabolische Azidose hervorrufen oder verschlechtern.

Gelegentlich kann es zu einem reversiblen Anstieg stickstoffhaltiger harnpflichtiger Substanzen (Harnstoff, Kreatinin) kommen.

Häufig kommt es unter der Behandlung mit Spironolacton AL zu einer Hyperurikämie. Dies kann bei prädisponierten Patienten zu Gichtanfällen führen.

Daher sollten während der Therapie mit Spironolacton AL neben den Serumelektrolyten auch die Konzentrationen von Harnstoff, Kreatinin und Harnsäure im Serum sowie der Säure-Basen-Status regelmäßig kontrolliert werden.

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich: Allergische Reaktionen. Diese können als Haut- und Schleimhautreaktionen (siehe unter Abschnitt „Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes“) auftreten.

Leber- und Gallenerkrankungen

Sehr selten: Krankhafte Veränderungen der Leber (Hepatotoxizität) mit Ansteigen der Leberenzyme, histologisch nachgewiesene Hepatitis.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Häufig:

- Bei Männern: Meist reversible Gynäkomastie.

- Bei Frauen und Männern: Gesteigerte Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen und Brustspannung.

- Bei Frauen: Menstruationsstörungen, in seltenen Fällen: Mastodynie, Zwischenblutungen und Amenorrhoe.

Gelegentlich: Potenzstörungen.

4.9. Überdosierung

Symptome einer Überdosierung

Das klinische Bild bei akuter oder chronischer Überdosierung ist vom Ausmaß des Wasser- und Elektrolytverlustes abhängig.

Überdosierung kann zu Hypotonie, orthostatischen Regulationsstörungen und Elektrolytstörungen (Hyper- oder Hypokaliämie, Hyponatriämie) führen.

Ausgeprägte Flüssigkeits- und Natriumverluste können infolge Dehydratation und Hypovolämie zu Somnolenz und Verwirrtheitszuständen, Herzrhythmusstörungen, Kreislaufkollaps, Hämokonzentration mit Thromboseneigung und akutem Nierenversagen führen. Bei raschen Wasser- und Elektrolytverlusten können delirante Zustandsbilder auftreten.

Eine Hyperkaliämie kann zu Herzrhythmusstörungen (z.B. AV-Block, Vorhofflimmern, Kammerflimmern), Herzstillstand, EKG-Veränderungen (hohe zeltförmige T-Zacken und zunehmende Verbreiterung des QRS-Komplexes), Blutdruckabfall mit peripherem Kreislaufkollaps und zu neurologischen Störungen (schlaffe Lähmungen, Apathie, Verwirrtheitszustände) führen.

Therapiemaßnahmen bei Überdosierung

Bei Überdosierung oder Anzeichen einer Hypovolämie (Hypotonie, orthostatische Regulationsstörungen) muss die Behandlung mit Spironolacton AL umgehend abgesetzt werden.

Bei nur kurze Zeit zurückliegender Einnahme kann durch Maßnahmen der primären Giftelimination (induziertes Erbrechen, Magenspülung) oder resorptionsmindernde Maßnahmen (medizinische Kohle) versucht werden, die systemische Aufnahme von Spironolacton zu vermindern.

In schweren Fällen müssen unter intensivmedizinischen Bedingungen die vitalen Parameter überwacht sowie wiederholt Kontrollen des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts und der harnpflichtigen Substanzen durchgeführt und Abweichungen gegebenenfalls korrigiert werden.

Therapeutische Maßnahmen

Normalisierung des Verhältnisses zwischen intra- und extrazellulärer Kaliumkonzentration:

Elimination eines ggf. vorhandenen Kaliumüberschusses:

Nach den oben erwähnten Notfall­maßnahmen sollte überschüssiges Kalium durch längerfristig wirkende Maßnahmen aus dem Körper elimi­niert werden. Lässt sich die renale Ausscheidung nicht steigern (z.B. durch Injektion von Furosemid), sind extrarenale Eliminationswege zu wählen. Hier ist die orale Gabe von Kationen-Austauschharzen (z.B. Resonium A oder Calcium-Reso­nium) zu empfehlen: 1 g der Harze bindet ca. 1 mmol Kalium im Darm­lumen. Das gebundene Kalium wird mit den Fäzes ausgeschieden.

Lässt sich mit den o.g. Maßnahmen keine Normalisierung der extrazellulä­ren Kaliumkonzentration erreichen, ist eine Peritoneal- oder Hämodialyse un­umgänglich.

Ein spezifisches Antidot gegen Spironolacton ist nicht be­kannt.


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Klassifizierung

Kaliumsparendes Diuretikum, Aldosteron-Antagonist

ATC-Code: C03DA01

Spironolacton blockiert im spätdistalen Tubulus und im Sammelrohr kompetitiv die Bindung von Aldosteron an dessen zy­toplasmatischen Rezeptor. Aldosteron kann dadurch nicht über seinen Re­zeptor in den Zellkern eindringen, wo­durch die Synthese der aldosteronin­duzierten Proteine unterbleibt. Damit wird der wesentlichen Aldosteronwir­kung, der Natriumrückresorption und Ka­liumsekretion, entgegengewirkt. Al­dosteronrezeptoren werden renal sowie extrarenal, z.B. in den Speicheldrüsen und im Darm, gefunden. Spironolacton entwickelt nur in Gegenwart von endo­genem oder exogenem Aldosteron ei­gene Aktivität. Die Wirkung kann durch ansteigende Aldosteronspiegel aufge­hoben werden.

Weder die Produktion noch die Aus­scheidung von Aldosteron wird in the­rapeutischen Dosen verringert. Nur in extrem hoher Dosierung hemmt Spironolacton die Biosynthese des Al­dosterons.

Spironolacton steigert die Natrium- und Chloridausscheidung sowie in gerin­gem Maße die Calciumausscheidung; reduziert werden die Kalium- und Am­moniumausscheidung sowie die Azidi­tät des Harns. Spironolacton vermindert die renale Magnesiumausscheidung.

Bei alleiniger Anwendung hat Spirono­lacton nur eine geringe diuretische Wirksamkeit. Durch zusätzliche Gabe von Thiaziden oder Schleifendiuretika kann die Natriurese weiter gesteigert werden.

Spironolacton kann über eine Senkung der glomerulären Filtrationsrate die Se­rum-Harnstoff-Konzentrationen erhöhen.

Ein blutdrucksenkender Effekt bei Hy­permineralokortikoidsyndromen bzw. bei verschiedenen Erkrankungen mit primärem oder sekundärem Hyperal­dosteronismus ist erwiesen.

Der klinische Wirkungseintritt erfolgt bei kontinuierlicher Verabreichung schritt­weise mit einem Wirkungsmaximum nach 2–3 Tagen oder später; ggf. kann der maximale diuretische Effekt auch erst nach 2 Wochen auftreten.

5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften

Absorption

Nach oraler Gabe wird Spironolacton rasch zu etwa 73% resorbiert.

Verteilung

Die Plasmaproteinbindung von Spiro­nolacton und seinem aktiven Metaboliten Canrenon be­trägt in Abhängigkeit von der Methodik 90% (Gleichgewichtsdialyse) bzw. 98% (Ultrafiltration).

Metabolismus

Spironolacton unterliegt bei oraler Applikation einem ausgeprägten "First-pass-Effekt" und wird hauptsächlich in der Leber und in den Nieren zu 7-α-Thiospirolacton, Canrenon bzw. Canrenoat, 7-α-thiomethyl-spirolacton bzw. 6-β-Hydroxy-7-α-Thiomethyl-spirolacton metabolisiert. Die drei erstgenannten Metabolite besitzen, verglichen mit der Muttersubstanz, eine relative antimineralokortikoide Aktivität von 26,68 bzw. 33 %.

Nach oraler Verabreichung von Spironolacton werden nach 1 - 2 Stunden maximale Plasmakonzentrationen von Spironolacton und nach etwa 2 - 3 Stunden maximale Plasmakonzentrationen der Metaboliten gemessen.

In niedrigen Dosierungen (50 bis etwa 200 mg) steigt die Fläche unter der Serumkonzentrations-Zeit-Kurve von Canrenon linear mit der Dosis an, während höhere Dosierungen zu relativ niedrigeren Konzentrationen führen, am ehesten bedingt durch eine Verminderung der enzymatischen Umwandlung von Spironolacton in seine Metabolite.

Die Steady-state-Spiegel von Canrenon liegen zwischen 50 und 188 ng/ml. Steady-state-Konzentrationen werden für Canrenon nach ungefähr 3 - 8 Tagen nach täglicher Applikation von Spironolacton erreicht. Bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites werden diese erst nach 14 Tagen erreicht.

Elimination

Die Ausscheidung erfolgt überwiegend im Urin, in geringerem Ausmaß über die Galle. Der Anteil von unverändertem Spironolacton ist gering. Im Urin werden nur Metabolite gefunden, vor allem Canrenon und sein Glukoronid-Ester sowie 6-β-Hydroxy-sulfoxid. Nach einer oralen Einmaldosis von radioaktiv markiertem Spironolacton erscheinen innerhalb von 6 Tagen 47 - 57% im Urin und 35 - 41% im Stuhl.

Nach oraler Gabe von Spironolacton beträgt die Eliminationshalbwertszeit für Spi­ronolacton 1–2 Stunden, während die Metabolite langsamer ausgeschieden werden. Die terminalen Eliminationshalbwertszeiten betragen für Canrenon etwa 20 Stunden, für 7-α-Thiomethyl-spirolacton etwa 3 Stunden und für 6-β-Hydroxy-7-α-thiomethyl-spirolacton etwa 10 Stunden.

Bei gleichzeitiger Einnahme mit einer Mahlzeit ist die Resorption von Spironolacton gesteigert. Dies resultiert aus einer Zunahme der Serumkonzentration der Muttersubstanz um 50 - 100 %.

Spironolacton und seine Metabolite penetrieren die Plazentaschranke. Canrenon geht in die Muttermilch über.

5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit

Chronische Toxizität/subchronische To­xi­zität

Untersuchungen zur subchronischen und chronischen Toxizität von Spironolacton wurden an verschiedenen Tierspezies (Ratte, Hund, Affe) durchgeführt. In der Unter­suchung an der Ratte zeigte sich in der hohen Dosis ein vermehrtes Vorkom­men von Schilddrüsen- und Hodenade­nomen.

Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial

Es ergab sich kein Hinweis auf eine mutagene Wirkung. In einer Lang­zeituntersuchung an Ratten ergaben sich keine Hinweise auf ein klinisch relevantes tumorer­zeugendes Potenzial von Spironolac­ton.

Reproduktionstoxizität

Feminisierende Wirkungen auf die äu­ßeren Genitalien wurden bei den männlichen Nachkommen während der Trächtigkeit exponierter Ratten bei Ta­gesdosen von ca. 160 mg/kg KG beo­bachtet. Endokrine Störungen bei bei­den Geschlechtern (Veränderungen von Hormonkonzentrationen im Plasma) wurden schon bei ca. 80 mg/kg, Verminderung der Prostata-Gewichte bei männlichen Jungtieren bei 40 mg/kg gefunden. Untersuchun­gen an Ratten und Mäusen haben keine Hinweise auf teratogene Wirkun­gen ergeben.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1. Liste der sonstigen Bestandteile

Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Maisstärke, Natriumdode­cylsulfat, Povidon K 25, hochdisperses Siliciumdioxid.

6.2. Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3. Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 4 Jahre.

Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.

6.4. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

6.5. Art und Inhalt der Behältnisse

PVC/Aluminium-Blisterpackungen

Spironolacton AL 50

OP mit 20 Tabletten (N1)

OP mit 50 Tabletten (N2)

OP mit 100 Tabletten (N3)

Spironolacton AL 100

OP mit 20 Tabletten (N1)

OP mit 50 Tabletten (N2)

OP mit 100 Tabletten (N3)

6.6. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung

ALIUD PHARMA GmbH & Co. KG

Gottlieb-Daimler-Str. 19

89150 Laichingen

Telefon: 07333 9651-0

Telefax: 07333 21499

Internet: www.aliud.de

E-Mail: info@aliud.de


8. Zulassungsnummern

Spironolacton AL 50

38287.00.00

Spironolacton AL 100

38287.01.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

25. Oktober 1999/03. April 2008


10. Stand der Information

Juni 2008


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

12


0608-00