Stangyl 25 Mg
FACHINFORMATION
1. Bezeichnung der Arzneimittel
Stangyl® Tropfen
40 mg/ml Lösung zum Einnehmen
Wirkstoff: Trimipraminmesilat
Stangyl® 25 mg Tabletten
Wirkstoff: Trimipraminmaleat
Stangyl® 100 mg Tabs Tabletten
Wirkstoff: Trimipraminmaleat
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Stangyl Tropfen:
100 ml enthalten
5,3 g Trimipraminmesilat
(entspricht 4,0 g Trimipramin).
1 Tropfen entspricht 1 mg Trimipramin.
Enthält Sucrose und 11,5 Vol.-% Alkohol (siehe Abschnitt 4.4).
Stangyl 25 mg:
1 Tablette enthält
34,86 mg Trimipraminmaleat
(entspricht 25 mg Trimipramin).
Enthält Weizenstärke (siehe Abschnitte 4.4 und 4.8).
Stangyl 100 mg Tabs:
1 Tablette enthält
139,44 mg Trimipraminmaleat
(entspricht 100 mg Trimipramin).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Stangyl Tropfen, Lösung zum Einnehmen: Klare, braune Lösung.
Stangyl 25 mg, Tabletten:
Weiße, beidseitig gewölbte, runde Tablette mit einseitiger Bruchkerbe und Gravur „ST" auf der gleichen Seite.
Stangyl 100 mg Tabs, Tabletten:
Weiße, beidseitig gewölbte, längliche Tablette mit drei beidseitigen Bruchkerben.
Die Tablette kann in gleiche Dosen geviertelt werden.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Depressive Erkrankungen (Episoden einer Major Depression) mit den Leitsymptomen Schlafstörungen, Angst, innere Unruhe.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Soweit nicht anders verordnet, wird die wirksame Dosis schrittweise erreicht, beginnend mit 25-50 mg Trimipramin pro Tag und, falls erforderlich, anschließend langsamer Dosissteigerung.
Bei mittelgradigen depressiven Zuständen beträgt die tägliche Dosis 100-150 mg Trimipramin, in schweren Fällen 300-400 mg Trimipramin.
Die Einnahme kann sowohl über den Tag verteilt (morgens, mittags, abends) als auch als Einmaldosis am Abend erfolgen.
Um den schlafanstoßenden Effekt von Stangyl optimal nutzen zu können, empfiehlt es sich, die Tagesdosis so aufzuteilen, dass die höhere Teildosis abends eingenommen wird. Die Einnahme der gesamten Tagesdosis abends vor dem Schlafengehen kann verordnet werden.
Stangyl sollte nicht zur Behandlung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet werden (siehe Abschnitt 4.4).
Ältere und gebrechliche Patienten, Hypertoniker, blutdrucklabile Patienten und Arteriosklerotiker sollten nur mäßige orale Dosen in größeren Abständen einnehmen. Bei Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz ist die Dosis sorgfältig anzupassen (siehe auch Abschnitt 5.2).
Hinweis:
Wie der Therapieeinstieg sollte auch der Ausstieg schrittweise gemäß ärztlicher Verordnung unter allmählicher Erniedrigung der Tagesdosis erfolgen. Bei abruptem Absetzen, insbesondere nach längerer Anwendung, können in den ersten Tagen Absetzphänomene, wie z. B. Unwohlsein, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Angst, Unruhe, erhöhte Reizbarkeit, auftreten.
Art und Dauer der Anwendung
Stangyl 25 mg und Stangyl 100 mg Tabs, Tabletten, werden unzerkaut mit Flüssigkeit während oder nach den Mahlzeiten eingenommen.
Stangyl Tropfen werden mit Wasser während oder nach den Mahlzeiten eingenommen.
Klinischen Erfahrungen entsprechend, ist eine Behandlung mit Trimipramin über einen Zeitraum von etwa 4 bis 6 Wochen notwendig, um eine wirksame Therapie mit anhaltender Normalisierung der Stimmungslage zu erzielen.
Zur Verhinderung eines Rückfalls in die depressive Phase wird eine mehrmonatige Erhaltungstherapie mit Trimipramin - 4 bis 9 Monate - nach der ersten depressiven Phase mit der Dosis empfohlen, die in der Akutphase zur Remission bzw. Teilremission geführt hat. Bei Patienten mit mehreren depressiven Phasen in der Anamnese ist unter Umständen eine mehrjährige Weiterführung der Therapie mit der Dosis, die in der jetzigen Phase zur Remission bzw. Teilremission geführt hat, notwendig.
4.3 Gegenanzeigen
Stangyl darf nicht angewendet werden
- bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere trizyklische Antidepressiva oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,
- bei akuter Alkohol-, Hypnotika-, Analgetika- und Psychopharmakaintoxikation,
- bei akuten Delirien,
- bei unbehandeltem Engwinkelglaukom,
- bei Harnentleerungsstörungen, wie Harnverhalt oder Prostatahyperplasie mit Restharnbildung,
- bei kürzlich aufgetretenem Herzinfarkt,
- bei Pylorusstenose,
- bei paralytischem Ileus,
- bei gleichzeitiger Einnahme von irreversiblen MAO-Hemmern,
- in der Schwangerschaft und Stillzeit.
Zusätzlich für Stangyl 25 mg:
Stangyl 25 mg darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegenüber Weizenstärke.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Stangyl darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden:
- bei Prostatahyperplasie ohne Restharnbildung,
- bei erhöhter Krampfbereitschaft (Epilepsie),
- bei schweren Leber- oder Nierenschäden (siehe auch Abschnitt 5.2),
- bei bestehender Leistungsverminderung des hämatopoetischen Systems bzw. Blutbildungsstörungen in der Anamnese,
- bei gleichzeitiger Einnahme von reversiblen MAO-Hemmern (siehe Abschnitt 4.5),
- bei älteren Patienten mit erhöhter Empfindlichkeit für orthostatische Hypotonie, gegenüber Sedativa bzw. für chronische Verstopfung (Gefahr eines paralytischen Ileus).
QT-Intervall-Verlängerung
Wie andere trizyklische Antidepressiva kann Trimipramin dosisabhängig das QT-Intervall verlängern (siehe Abschnitt 4.8). Stangyl darf daher nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren für eine Verlängerung des QT-Intervalls wie
- Bradykardie,
- angeborenes langes QT-Syndrom oder andere klinisch signifikante kardiale Störungen (insbesondere koronare Herzkrankheit, Erregungsleitungsstörungen, Arrhythmien),
- gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern, eine Bradykardie oder Hypokaliämie hervorrufen können (siehe Abschnitt 4.5),
- Elektrolytstörungen (z. B. Hypokaliämie, Hypomagnesiämie).
Suizid/Suizidgedanken oder klinische Verschlechterung
Depressive Erkrankungen sind mit einem erhöhten Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken, selbstschädigendem Verhalten und Suizid (suizidbezogene Ereignisse) verbunden. Dieses erhöhte Risiko besteht, bis es zu einer signifikanten Linderung der Symptome kommt. Da diese nicht unbedingt schon während der ersten Behandlungswochen auftritt, sollten die Patienten daher bis zum Eintritt einer Besserung engmaschig überwacht werden. Die bisherige klinische Erfahrung zeigt, dass das Suizidrisiko zu Beginn einer Behandlung ansteigen kann.
Bei Patienten mit suizidalem Verhalten in der Anamnese oder solchen, die vor der Therapie ausgeprägte Suizidabsichten hatten, ist das Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken oder -versuchen erhöht. Sie sollten daher während der Behandlung besonders sorgfältig überwacht werden. Eine Metaanalyse von placebokontrollierten klinischen Studien zur Anwendung von Antidepressiva bei Erwachsenen mit psychiatrischen Störungen zeigte für Patienten unter 25 Jahren, die Antidepressiva einnahmen, ein erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten im Vergleich zu Placebo.
Die Arzneimitteltherapie sollte mit einer engmaschigen Überwachung der Patienten, vor allem der Patienten mit hohem Suizidrisiko, insbesondere zu Beginn der Behandlung und nach Dosisanpassungen, einhergehen. Patienten (und deren Betreuer) sind auf die Notwendigkeit einer Überwachung hinsichtlich jeder klinischen Verschlechterung, des Auftretens von suizidalem Verhalten oder Suizidgedanken und ungewöhnlicher Verhaltensänderungen hinzuweisen. Sie sollten unverzüglich medizinischen Rat einholen, wenn derartige Symptome auftreten.
Absetzen der Behandlung
Beim Auftreten einer manischen Verstimmung muss Trimipramin abgesetzt und eine geeignete Behandlung durchgeführt werden.
Krampfanfälle
Da Trimipramin möglicherweise die Krampfschwelle erniedrigt, wird bei Epileptikern oder Verdacht auf Epilepsie eine EEG-Überwachung empfohlen (siehe Abschnitt 4.5). Wenn Krämpfe auftreten, muss die Behandlung beendet werden.
Hyperglykämie/Diabetes mellitus
Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass bei depressiven Patienten, die trizyklische Antidepressiva einnehmen, ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Diabetes mellitus besteht. Daher sollten bei Patienten mit Diabetes mellitus oder mit Risikofaktoren für Diabetes, die auf Trimipramin eingestellt werden, angemessene Blutzuckerkontrollen durchgeführt werden.
Serotonin-Syndrom
Ein Serotonin-Syndrom, ein potentiell lebensbedrohlicher Zustand, kann auftreten, wenn trizyklische Antidepressiva gleichzeitig mit anderen serotonergen Wirkstoffen angewendet werden (siehe Abschnitt 4.5). Folgende Symptome können auftreten:
- neuromuskuläre Erregung (Klonus, Hyperreflexie,Myoklonus, Rigidität),
- autonome Instabilität (Hyperthermie, Tachykardie, labiler Blutdruck, Diaphorese,
Tremor, Flush, erweiterte Pupillen, Diarrhö),
- Änderungen des mentalen Status (Angst, Agitiertheit, Verwirrtheit, Koma).
Eine sorgfältige klinische Überwachung ist erforderlich, wenn serotonerge Wirkstoffe mit Trimipramin kombiniert werden. Die Behandlung mit Trimipramin sollte beendet werden, wenn ein Serotonin-Syndrom auftritt.
Hinweise:
Während die beruhigende, dämpfende Wirkung von Trimipramin meist unmittelbar in den ersten Stunden einsetzt, ist die stimmungsaufhellende, antidepressive Wirkung in der Regel erst nach 1 bis 3 Wochen zu erwarten.
Bei zunehmender oder neu auftretender Schlaflosigkeit oder Nervosität zu Beginn der Behandlung kann eine Dosisreduktion oder vorübergehende symptomatische Behandlung erforderlich sein.
Kinder und Jugendliche
Stangyl sollte nicht zur Behandlung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet werden. In Studien zur Behandlung von Depressionen in dieser Altersgruppe zeigten trizyklische Antidepressiva keinen therapeutischen Nutzen. Studien mit anderen Antidepressiva (SSRI, SNRI) haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von suizidalem Verhalten, Selbstschädigung und feindseligem Verhalten im Zusammenhang mit der Anwendung dieser Wirkstoffe gezeigt. Diese Risiken können für Trimipramin nicht ausgeschlossen werden. Außerdem ist Trimipramin in allen Altersgruppen mit einem Risiko für kardiovaskuläre Nebenwirkungen verbunden. Darüber hinaus liegen keine Daten zur Sicherheit bei Langzeitanwendung bei Kindern und Jugendlichen bezüglich Wachstum, Reifung sowie zur kognitiven Entwicklung und Verhaltensentwicklung vor.
Herzkranke und ältere Patienten
Herzkranke und ältere Patienten sollten, insbesondere bei hoch dosierter Langzeittherapie, regelmäßig kardiologisch kontrolliert werden, da diese Substanzklasse das Risiko für das Auftreten von Tachykardie, Hypotonie und chinidinähnlichen Effekten erhöht.
Bei älteren Patienten mit Störungen des Stoffwechsels, der Nieren-, Leber- oder der Herzfunktion sind vor und während der Therapie mit Stangyl entsprechende Kontrolluntersuchungen durchzuführen und die Dosierung ist entsprechend anzupassen. Insbesondere sollten eine niedrige Anfangsdosierung mit anschließender langsamer Dosissteigerung und eine niedrige Erhaltungsdosis gewählt werden.
Zusätzlich für Stangyl Tropfen:
Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Stangyl Tropfen nicht einnehmen.
Dieses Arzneimittel enthält 11,5 Vol.-% Alkohol.
Zusätzlich für Stangyl 25 mg:
Weizenstärke kann geringe Mengen Gluten enthalten, die aber auch für Patienten, die an Zöliakie leiden, als verträglich gelten.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Wirkung von Alkohol und die gleichzeitige Anwendung von anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln, wie:
- Morphin-Abkömmlinge (Analgetika, Antitussiva und Substitutionstherapie),
- Hypnotika (z. B. Barbiturate, Benzodiazepine),
- Anxiolytika, die nicht zu den Benzodiazepinen gehören,
- sedierende Antihistaminika,
- Neuroleptika,
- zentral wirkende Antihypertensiva,
- Baclofen,
- Thalidomid,
können zu einer verstärkten Dämpfung des zentralen Nervensystems führen.
Wegen der beeinträchtigten Aufmerksamkeit kann dies eine Gefahr beim Autofahren oder beim Bedienen von Maschinen sein.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Baclofen besteht das Risiko eines erniedrigten Muskeltonus.
Bei gleichzeitiger Verabreichung anderer Substanzen, die auch anticholinerg wirken, ist mit einer Verstärkung peripherer und zentraler Effekte (insbesondere Delir) zu rechnen.
Die Wirksamkeit sympathomimetischer Amine (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin parenteral zur systemischen Wirkung) kann durch gleichzeitige Gabe von Stangyl verstärkt werden: paroxysmaler Bluthochdruck, gegebenenfalls mit ventrikulärer Arrhythmie.
Hier sei besonders hingewiesen auf vasokonstringierende Zusätze bei Lokalanästhetika. Subkutan oder gingival injiziertes Adrenalin zur lokalen Blutstillung kann zu paroxysmalem Bluthochdruck, gegebenenfalls mit ventrikulärer Arrhythmie, führen. Die Dosis sollte begrenzt werden, z. B. weniger als 0,1 mg Adrenalin in 10 Minuten oder 0,3 mg in einer Stunde bei Erwachsenen.
MAO-Hemmer vom irreversiblen Hemmtyp sind mindestens 14 Tage vor Beginn der Therapie mit Trimipramin abzusetzen. Eine zusätzliche Gabe von reversiblen MAOHemmern ist bei therapieresistenten Depressionen im Einzelfall unter Beachtung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen und bei langsamer Dosissteigerung möglich.
Nicht selektive MAO-Hemmer sollten wegen des großen Risikos hypotensiver und hypertensiver Effekte (die allerdings nicht gut dokumentiert sind) nicht mit trizyklischen Antidepressiva kombiniert werden.
Bei gleichzeitiger oder vorausgegangener Anwendung von SerotoninWiederaufnahmehemmern, wie z. B. Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin, kann es durch Substratkonkurrenz zu einem Anstieg der Plasmakonzentrationen beider Antidepressiva kommen. Eine gleichzeitige Anwendung erfordert eine verstärkte medizinische Überwachung und gegebenenfalls eine Dosisreduktion von Stangyl bzw. des Serotonin-Wiederaufnahmehemmers.
Beim Wechsel von einer Fluoxetin-Behandlung zu trizyklischen Antidepressiva sollte die Anfangsdosis wegen der langen Halbwertszeit von Fluoxetin und seines Metaboliten vorsichtig gewählt und langsam gesteigert werden.
Die gleichzeitige Anwendung mit anderen serotonergen Wirkstoffen (wie SSRIs, SNRIs, MAO-Hemmern, Lithium, Triptanen, Tramadol, Linezolid, L-Tryptophan, Präparaten mit Johanniskraut [Hypericum perforatum]) kann zum Auftreten eines Serotonin-Syndroms führen (siehe Abschnitt 4.4).
Stangyl kann die Wirksamkeit von Antihypertensiva vom Typ des Guanethidin bzw. Clonidin abschwächen, mit der Gefahr einer Rebound-Hypertension bei mit Clonidin behandelten Patienten.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Antihypertensiva (ohne Clonidin und verwandte Verbindungen) kann deren antihypertensive Wirkung verstärkt werden und es besteht ein erhöhtes Risiko für orthostatische Hypotension.
Die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika Klasse IA oder III, Antibiotika, Malariamittel, Antihistaminika, Neuroleptika), zu einer Hypokaliämie führen (z. B. bestimmte Diuretika, Glukokortikoide), zu einer Bradykardie führen (z. B. Betablocker, Diltiazem, Verapamil, Clonidin, Digitalis) oder den hepatischen Abbau von Trimipramin hemmen können (z. B. irreversible MAO-Hemmer, Imidazol-Antimykotika), ist zu vermeiden.
Stangyl kann die Wirksamkeit von Antiarrhythmika besonders vom Typ Ia (z. B. Chinidin) und Typ III (z. B. Amiodaron) verstärken.
Bei einer Kombinationstherapie mit Neuroleptika kann es zur Erhöhung der Plasmakonzentration des trizyklischen Antidepressivums kommen. Auch bei einer zugleich bestehenden Therapie mit Cimetidin kann die Plasmakonzentration trizyklischer Antidepressiva erhöht werden.
Die Dosierung von Antiepileptika ist gegebenfalls anzupassen, da Trimipramin die Krampfschwelle erniedrigen kann und mit einer erhöhten Krampfbereitschaft zu rechnen ist. Diese Patienten sind klinisch zu überwachen.
Bei Gabe von Valproinsäure sind die Patienten klinisch zu überwachen und, falls erforderlich, ist die Dosierung des trizyklischen Antidepressivums einzustellen.
Bei gleichzeitiger Gabe von Carbamazepin kann es zu generalisierten Krampfanfällen kommen (Erniedrigung der Krampfschwelle durch das Antidepressivum) und zu einer Erniedrigung der Plasmakonzentration des trizyklischen Antidepressivums (aufgrund erhöhter Metabolisierung durch die Leber). Die Patienten sind klinisch zu überwachen und die Dosierungen gegebenenfalls anzupassen.
Stangyl und Nahrungsmittel
Die im schwarzen Tee enthaltenen Gerbsäuren vermindern die Resorption und damit die Wirkung von Trimipramin.
Es ist nicht auszuschließen, dass auch der Genuss von Kaffee oder Fruchtsäften zu einer Wirkungsminderung durch Bildung schwer löslicher Komplexe mit Trimipramin führt, wie für andere Antidepressiva nachgewiesen wurde.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Stangyl darf in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, da keine ausreichenden Erfahrungen dafür vorliegen und begrenzte Untersuchungen an Tieren Hinweise auf Schädigungen der Nachkommenschaft (Embryoletalität und Missbildungen) gezeigt haben (siehe auch Abschnitt 5.3). Es ist nicht bekannt, ob wirksame Mengen der Substanz in die Muttermilch ausgeschieden werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kann das Reaktionsvermögen so weit verändert werden, dass z. B. die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Die Häufigkeiten der Nebenwirkungen werden mit „Nicht bekannt" angegeben, da sie auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar sind.
Störungen des Blutes:
Blutbildveränderungen wie Leukopenie bis hin zur Agranulozytose, Thrombopenie und Eosinophilie. Daher sollten unter der Behandlung mit Trimipramin, wie bei anderen trizyklischen Antidepressiva, regelmäßige Laborkontrollen mit Blutbildern durchgeführt werden.
Endokrine Störungen:
SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion), Hypoglykämie.
Ähnlich wie bei anderen trizyklischen Antidepressiva: eine Erhöhung des
Prolaktinspiegels sowie die Entwicklung einer Gynäkomastie bzw. einer Galaktorrhö, sexuelle Funktionsstörungen.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:
Hyperglykämie.
Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass bei depressiven Patienten, die trizyklische Antidepressiva einnehmen, ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Diabetes mellitus besteht (siehe Abschnitt 4.4).
Psychiatrische Störungen:
Unruhe, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Verwirrtheitszustände bei älteren Patienten, delirante Syndrome.
Ein Umschlagen der Depression in Hypomanie oder Manie.
Fälle von suizidalen Gedanken oder suizidalem Verhalten während der Therapie mit Trimipramin oder kurze Zeit nach Beendigung der Behandlung sind berichtet worden (siehe Abschnitt 4.4).
Störungen des Nervensystems:
Besonders zu Beginn der Behandlung: Tremor, Benommenheit, Schwindel.
Dysarthrie, Parästhesien, Polyneuropathien, Krampfanfälle und extrapyramidale Störungen wie Akathisie, Gangstörungen, Dyskinesien.
Störungen am Auge:
Besonders zu Beginn der Behandlung: Akkommodationsstörungen.
Störungen am Ohr:
Tinnitus.
Störungen des Herz-Kreislauf-Systems:
Besonders zu Beginn der Behandlung: orthostatische Hypotonie, Synkope, Tachykardie.
Blutdrucksenkung. Verlängerung des QT-Intervalls im EKG, Torsade de pointes (siehe Abschnitt 4.4). In diesen Fällen ist die Behandlung mit Trimipramin abzubrechen. Herzrhythmus- und Reizleitungsstörungen (QRS-Verbreiterung, PR- und QT-Verlängerung, ST-Abflachung, Schenkelblock) (insbesondere bei Überdosierung oder bestehenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems).
Störungen der Atemwege und des Brustraums:
Allergische pulmonale Symptome in Form einer interstitiellen Pneumonie (z. B. als eosinophiles Lungeninfiltrat) oder Pleuritis.
Störungen des Gastrointestinaltrakts:
Besonders zu Beginn der Behandlung: Mundtrockenheit, Obstipation, Verdauungsstörungen und Übelkeit.
Störungen von Leber und Galle:
Als Ausdruck einer Überempfindlichkeit: Reaktionen seitens der Leber- und Gallenwege, die sich meist als vorübergehende Erhöhung von Leberenzymen und des Bilirubins im Serum im Sinne einer zytolytischen oder cholestatischen Hepatitis zeigten.
Es sollten regelmäßige Laborkontrollen mit Leberenzymbestimmungen durchgeführt werden.
Störungen der Haut:
Hautrötung. Bei entsprechender Disposition: Zeichen eines allergischen Geschehens, insbesondere der Haut. Haarausfall.
Störungen an den Knochen:
In epidemiologischen Studien, die hauptsächlich mit Patienten durchgeführt wurden, die 50 Jahre oder älter waren, wurde bei denen, die mit selektiven SerotoninWiederaufnahmeinhibitoren (SSRIs) oder trizyklischen Antidepressiva (TCAs) behandelt wurden, ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Knochenbrüchen beobachtet. Der Mechanismus, der zu diesem Risiko führt, ist nicht bekannt.
Störungen der Nieren und Harnwege:
Miktionsstörungen, Harnverhalt.
Allgemeine Störungen:
Besonders zu Beginn der Behandlung: Müdigkeit.
Gewichtszunahme, Schwitzen.
Bei Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen (z. B. Agranulozytose, zerebrale Krampfanfälle, Thrombozytopenie) ist die Therapie mit Stangyl sofort abzubrechen, und es ist eine entsprechende symptomatische Therapie einzuleiten.
Zusätzlich für Stangyl 25 mg:
Weizenstärke kann Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn Website: www.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Überdosierungen - meistens im Rahmen von Suizidversuchen - können tödlich verlaufen. Der Patient muss daher so schnell wie möglich intensivmedizinisch behandelt werden.
a) Symptome der Intoxikation
Herz-Kreislauf-System:
QT-Intervall-Verlängerung, AV-Block, Arrhythmie, Vorhoftachykardie, Kammertachykardie bis zu Kammerflimmern, Torsade de pointes, Blutdruckabfall, Kreislaufversagen.
ZNS:
Erregungszustände, Halluzinationen, Desorientiertheit, extrapyramidale Symptome, zerebrale Krampfanfälle, Delirium und Koma (anticholinerges Syndrom).
Atmung:
Bradypnoe, Atemstillstand.
b) Therapie von Intoxikationen
Sofortige Magenspülung und Gabe von Carbo medicinalis. Kontrollierte Beatmung und Anwendung eines Schrittmachers. Als Antidot Applikation von Physostigminsalicylat (Köhler) 2 mg langsam i. v. bei Erwachsenen, bei Kindern 0,5-1 mg i. v. Die Injektion kann bei erneutem Auftreten der Vergiftungssymptome wiederholt werden.
Hämodialyse oder Hämoperfusion sind aufgrund des großen Verteilungsvolumens, der niedrigen Plasmaspiegel und der ausgeprägten Plasmaproteinbindung von Trimipramin wenig wirksam.
Bei ausgeprägter Hypotension oder Schockzustand empfiehlt sich eine entsprechende Volumensubstitution. Auf keinen Fall darf Adrenalin gegeben werden, da es zu einer lebensgefährlichen Verstärkung des Schockzustandes führen kann.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Trizyklisches Antidepressivum/Psychopharmakon, ATC-Code: N06AA06.
Trimipramin wirkt antidepressiv, sedierend und anxiolytisch. Trimipramin ist nach In-vitro-Rezeptorbindungsstudien als atypisches Trizyklikum anzusehen, da es im Gegensatz zu vergleichbaren Substanzen seine Wirkung nicht über eine Wiederaufnahmehemmung von Noradrenalin oder Serotonin entfaltet. Es führt auch nicht zu einer ß-down-Regulation adrenerger (postsynaptischer) Rezeptoren. Trimipramin besitzt eine Affinität zu folgenden Rezeptoren: 5-HT2 > 5-HT^ D2 > D1, a1 > a2, starker ^-Antagonismus, deutliche Affinität für muskarinische Acetylcholinrezeptoren.
Damit weist das Rezeptorprofil von Trimipramin eine Ähnlichkeit mit anderen atypischen Substanzen (z. B. Clozapin) auf.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
In einer Untersuchung zur Pharmakokinetik von Trimipramin beim Menschen wurden folgende Parameter gemessen:
Nach intravenöser Gabe betrug die Eliminationshalbwertszeit ca. 23 Stunden (oral: 24 Stunden). Das Verteilungsvolumen wurde mit im Mittel 30,9 l/kg und die totale metabolische Clearance mit 15,9 ml/min/kg bestimmt. Die Plasmaproteinbindung von Trimipramin lag bei 94,9 % (93,8-96,4 %). Nach oraler Gabe wurde der maximale Plasmaspiegel nach ca. 3 Stunden erreicht.
Trimipramin unterliegt einem ausgeprägten Metabolismus. Die vier wichtigsten Metaboliten sind: das Didemethylderivat, das Monodemethylderivat, das Iminodibenzylderivat und das Hydroxyderivat. Pharmakologische Untersuchungen liegen für das Monodemethylderivat und den Trimipramin-Enantiomeren vor. Es ist nicht davon auszugehen, dass diese signifikant zur Trimipramin-Wirkung beitragen.
Die Metabolisierungswege sind: verschiedene Hydroxylierungen und Konjugationen, Demethylierungen, Entalkylierungen, Desaminierungen und Veränderungen am Ringsystem.
Trimipramin wird in Form seiner Metaboliten hauptsächlich über die Niere ausgeschieden. Etwa 10 % der eingenommenen Substanzmenge werden in unveränderter Form renal eliminiert.
Bei niereninsuffizienten Patienten (glomeruläre Filtrationsrate < 10 ml/min) sind die pharmakokinetischen Parameter Cmax, tmax, t1/2 und AUC deutlich erhöht. Dies trifft auch für Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion zu.
Es gibt Hinweise dafür, dass bei einem Defekt des Enzyms Cytochrom-P450 II D6 die Pharmakokinetik verändert wird. Die Plasmahalbwertszeit wird stark erhöht, während Clearance und Verteilungsvolumen reduziert werden.
Bioverfügbarkeit
Aufgrund des ausgeprägten First-Pass-Effekts beträgt die absolute Bioverfügbarkeit nach oraler Gabe durchschnittlich 41,4 %. Dabei lagen die Einzelwerte zwischen 17,8 % und 62,7 %.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Eine eingeschränkte Mutagenitätsprüfung mit Trimipramin ergab keine Hinweise auf ein mutagenes Potenzial. Eine Studie zum kanzerogenen Potenzial von Trimipramin an Mäusen verlief negativ.
Trimipramin ist unzureichend auf reproduktionstoxische Eigenschaften untersucht. Es liegen Hinweise auf Missbildungen von zwei Tierspezies vor. Auswirkungen auf die Entwicklung in der Fetalphase und postnatale Folgen einer In-utero-Exposition sind nicht untersucht. Bei männlichen Ratten wurde eine Störung des Paarungsverhaltens festgestellt. In einer Generationsstudie an der Ratte wurde bei den Trimipraminexponierten Tieren eine erhöhte Totgeburtenrate und eine geringere Anzahl an Würfen gefunden. Es ist nicht untersucht, ob Trimipramin die männliche oder weibliche Fertilität beeinträchtigt.
Für einige trizyklische Antidepressiva (z. B. Imipramin) ist bekannt, dass sie in mikromolaren Konzentrationen exprimierte HERG-Kanäle blockieren. Diese Kanäle sind für die Repolarisation im Herzen verantwortlich. Die Substanzen haben daher das Potenzial zur Auslösung bestimmter Formen von Kammerherzrhythmusstörungen (Torsade de pointes). Für Trimipramin gibt es bisher keine Untersuchungen dazu.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Stangyl Tropfen:
Ethanol 96 %, Citronensäure-Monohydrat, Ascorbinsäure, Sucrose, Glycerol, Zuckercouleur (E 150), Karamellaroma, gereinigtes Wasser.
Stangyl 25 mg:
Weizenstärke, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich]. Stangyl 100 mg Tabs:
Mikrokristalline Cellulose, Macrogol 6.000, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A)
(Ph. Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich].
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Stangyl Tropfen: 3 Jahre.
Nach Anbruch sind Stangyl Tropfen 3 Monate haltbar.
Stangyl 25 mg und Stangyl 100 mg Tabs: 3 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Stangyl Tropfen:
Vor Licht geschützt aufbewahren.
Nicht über 25 °C lagern.
Stangyl 25 mg:
Nicht über 25 °C lagern.
Stangyl 100 mg Tabs: Nicht über 25 °C lagern.
Behältnis vor Stoß und Schlag schützen!
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Stangyl Tropfen:
Tropfflasche aus Braunglas (Typ III, Ph. Eur.) mit einem kindergesicherten, weißen Verschluss aus Polypropylen/Polyethylen.
Packungen mit 30 ml Lösung 60 ml (2 x 30 ml) Lösung 90 ml (3 x 30 ml) Lösung 10 x 30 ml und 125 ml Lösung (Klinikpackung)
Stangyl 25 mg:
Blister aus PVC/PVdC/Aluminium.
Packungen mit 20 Tabletten 50 Tabletten 100 Tabletten
500 Tabletten (10 x 50) (Klinikpackung)
Stangyl 100 mg Tabs:
Weißes rundes Behältnis aus Polypropylen mit einem weißen Verschluss aus Polyethylen/Polypropylen.
Packungen mit 20 Tabletten 50 Tabletten 100 Tabletten
500 Tabletten (10 x 50) (Klinikpackung)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH 65926 Frankfurt am Main
Postanschrift:
Postfach 80 08 60 65908 Frankfurt am Main
Telefon: (01 80) 2 22 20 101 Telefax: (01 80) 2 22 20 111 E-Mail: medinfo.de@sanofi.com
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Stangyl Tropfen: 3697262.00.00
Stangyl 25 mg: 6396937.00.01
Stangyl 100 mg Tabs: 6396937.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/ VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Stangyl Tropfen: 09.02.2004
Stangyl 25 mg: 18.12.2003
Stangyl 100 mg T abs: 18.12.2003
10. STAND DER INFORMATION
Januar 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig.
15
0,06 €/Anruf (dt. Festnetz); max. 0,42 €/min (Mobilfunk).