Staurodorm Neu
Stand: 19.12.2005
Nr.:01
<Muster> |
<Standard Term> |
<SI-Einheit> |
Flurazepam |
Tabletten |
27,42 mg |
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Anlage
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Staurodorm® Neu Tabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Tablette Staurodorm® Neuenthält 27,42 mg Flurazepam
Sonstige Bestandteile: enthält Lactose
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
weiße Tabletten mit einer Bruchkerbe auf der Oberseite und dem Aufdruck „SX“ auf der Unterseite: Tablettengröße: Ø 9,0 ± 0,15 mm
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
- Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen
Hinweis:
Die Behandlung mit Benzodiazepinen ist nur bei Schlafstörungen von klinisch bedeutsamem Schweregrad angezeigt.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Behandlung sollte mit der niedrigsten empfohlenen Dosis begonnen werden. Die maximale Dosis sollte nicht überschritten werden. Geschwächte Patienten oder Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion sollten reduzierte Dosen erhalten.
Erwachsene erhalten in der Regel 1/2 Tablette Staurodorm® Neu (entsprechend 13,71 mg Flurazepam), als Höchstdosis 1 Tablette Staurodorm® Neu (entsprechend 27,42 mg Flurazepam).
Ältere Patienten erhalten als Höchstdosis 1/2 Tablette Staurodorm® Neu (entsprechend 13,71 mg Flurazepam).
Staurodorm® Neu wird abends direkt vor dem Schlafengehen mit
etwas Flüssigkeit (z. B. ½ Glas Wasser) eingenommen.
Die Dauer der Behandlung sollte so kurz wie
möglich sein. Sie sollte, einschließlich der schrittweisen
Absetzphase, 4 Wochen nicht übersteigen. Eine Verlängerung der
Behandlung über diesen Zeitraum hinaus sollte nicht ohne erneute
kritische Beurteilung des Zustandsbildes erfolgen.
Es ist angebracht, den Patienten zu Beginn der
Therapie über die begrenzte Dauer der Behandlung zu informieren und
ihm die allmähliche Verringerung der Dosis genau zu erklären.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass dem Patienten die Möglichkeit
von Rebound-Phänomenen bewusst ist, wodurch die Angst vor solchen
Symptomen - falls sie beim Absetzen des Medikaments auftreten
sollten - verringert werden kann.
4.3 Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegenüber Flurazepam, anderen Benzodiazepinen bzw. einem anderen Bestandteil des Arzneimittels,
- Myasthenia gravis,
- Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit in der Anamnese,
- schwere Ateminsuffizienz,
- Schlafapnoe-Syndrom,
- schwere Leberinsuffizienz,
- spinale und zerebellare Ataxien,
- akute Vergiftung mit Alkohol, Sedativa, Hypnotika, Analgetika oder Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Toleranzentwicklung
Nach Einnahme von Benzodiazepinen über einige
Wochen kann es zu einem Verlust der Wirksamkeit (Toleranz)
kommen.
Abhängigkeit
Die Anwendung von Benzodiazepinen kann zur
Entwicklung von psychischer und physischer Abhängigkeit führen.
Dies gilt nicht nur für die missbräuchliche Anwendung besonders
hoher Dosen, sondern auch bereits für den therapeutischen
Dosierungsbereich. Das Risiko einer Abhängigkeit steigt mit der
Dosis und der Dauer der Behandlung. Insbesondere bei Patienten mit
Alkohol- oder Drogenabhängigkeit in der Anamnese ist dieses Risiko
erhöht.
Wenn sich eine körperliche Abhängigkeit entwickelt
hat, wird ein plötzlicher Abbruch der Behandlung von
Entzugssymptomen begleitet. Diese können sich in Kopfschmerzen,
Muskelschmerzen, außergewöhnlicher Angst, Spannungszuständen,
innerer Unruhe, Verwirrtheit und Reizbarkeit äußern. In schweren
Fällen können außerdem folgende Symptome auftreten:
Realitätsverlust, Persönlichkeitsstörungen, Überempfindlichkeit
gegenüber Licht, Geräuschen und körperlichem Kontakt, Taubheit und
Parästhesien in den Extremitäten, Halluzinationen oder epileptische
Anfälle.
Absetzerscheinungen
Auch beim plötzlichen Beenden einer kürzeren
Behandlung kann es vorübergehend zu Absetzerscheinungen
(Rebound-Phänomenen) kommen, wobei die Symptome, die zu einer
Behandlung mit Benzodiazepinen führten, in verstärkter Form wieder
auftreten können. Als Begleitreaktionen sind Stimmungswechsel,
Angstzustände und Unruhe möglich.
Da das Risiko von Entzugs- bzw. Absetz-Phänomenen
nach plötzlichem Beenden der Therapie höher ist, wird empfohlen,
die Behandlung durch schrittweise Reduktion der Dosis zu
beenden.
Dauer der Behandlung
Die Dauer der Behandlung sollte so kurz wie
möglich sein. Sie sollte, einschließlich der schrittweisen
Absetzphase, 4 Wochen nicht überschreiten. Eine Verlängerung der
Behandlung über diesen Zeitraum hinaus sollte nicht ohne erneute
Beurteilung des Zustandsbildes erfolgen (s. 4.2 Dosierung, Art und
Dauer der Anwendung).
Amnesie
Benzodiazepine können anterograde Amnesien
verursachen. Das bedeutet, dass nach erfolgter Medikamenteneinnahme
unter Umständen Handlungen ausgeführt werden, an die sich der
Patient später nicht mehr erinnern kann.
Dieses Risiko steigt mit der Höhe der Dosierung
und kann durch eine ausreichend lange, ununterbrochene Schlafdauer
(7-8 Stunden) verringert werden.
Psychiatrische und "paradoxe" Reaktionen
Bei der Anwendung von Benzodiazepinen kann es,
insbesondere bei älteren Patienten oder Kindern, zu psychiatrischen
sowie "paradoxen" Reaktionen wie Unruhe, Reizbarkeit,
Aggressivität, Verkennungen, Wut, Alpträumen, Halluzinationen,
Psychosen, unangemessenem Verhalten und anderen Verhaltensstörungen
kommen. In solchen Fällen sollte die Behandlung mit diesem Präparat
beendet werden.
Spezifische Patientengruppen
Benzodiazepine sollten Kindern und Jugendlichen nur nach
sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses verordnet
werden.
Benzodiazepine werden zur primären Behandlung von Psychosen nicht
empfohlen.
Benzodiazepine sollten nicht zur alleinigen Behandlung von
Depressionen oder Angstzuständen, die von Depressionen begleitet
sind, angewandt werden. Unter Umständen kann die depressive
Symptomatik verstärkt und so das Risiko eines Suizids erhöht
werden.
Benzodiazepine sollten bei Patienten mit Alkohol- und
Drogenmissbrauch in der Anamnese nur mit äußerster Vorsicht
angewendet werden.
Bei eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion ist - wie allgemein
üblich - Vorsicht geboten und gegebenenfalls die Dosierung zu
verringern.
Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen sollten nicht mit
Benzodiazepinen behandelt werden, da hierdurch das Risiko einer
Enzephalopathie erhöht wird.
Eine niedrigere Dosis wird auch für Patienten mit chronischer
Ateminsuffizienz aufgrund des Risikos einer Atemdepression
empfohlen.
Staurodorm® Neu enthält Lactose. Patienten mit den seltenen angeborenen Stoffwechselkrankheiten Galactoseintoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Staurodorm® Neu nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Anwendung von Flurazepam mit folgenden Arzneimitteln kann es zu gegenseitiger Verstärkung der zentraldämpfenden Wirkung kommen:
- Sedativa, Hypnotika, Narkotika,
- Analgetika
- Neuroleptika,
- Antiepileptika,
- Anxiolytika,
- Antihistaminika,
- Antidepressiva, Lithium.
Die Kombination mit Narkoanalgetika (z. B. Opiaten) kann zu einer Verstärkung der euphorisierenden Wirkung und damit zu beschleunigter Abhängigkeitsentwicklung führen.
Bei gleichzeitiger Gabe von Muskelrelaxantien wird die relaxierende Wirkung verstärkt.
Substanzen, die bestimmte Leberenzyme (Cytochrom P 450) hemmen, können die Wirkung von Benzodiazepinen und Benzodiazepin-ähnlichen Wirkstoffen verstärken. Hierzu zählen z. B.:
- H2-Blocker wie Cimetidin,
- Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol,
- Antikonzeptiva ("Pille"),
- Makrolidantibiotika wie Erythromycin.
Während der Behandlung mit Staurodorm® Neu sollte kein Alkohol getrunken werden, da hierdurch die Wirkung von Staurodorm® Neu in nicht vorhersehbarer Weise verändert und verstärkt wird. Auch die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, wird durch diese Kombination zusätzlich beinträchtigt.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Staurodorm® Neu sollte während der gesamten Schwangerschaft nur in Ausnahmefällen bei zwingender Indikation angewendet werden.
Der behandelnde Arzt sollte Patientinnen im gebärfähigen Alter auffordern, eine während der Behandlung mit Staurodorm® Neu eintretende Schwangerschaft sofort mitzuteilen und über eine Weiterführung bzw. einen Abbruch nach den zuvor genannten Kriterien entscheiden.
Ein längerfristiger Gebrauch von Staurodorm® Neu durch Schwangere kann zu einem Entzugssyndrom des Neugeborenen führen. Gaben größerer Dosen von Staurodorm® Neu vor oder während der Geburt können beim Neugeborenen Hypothermie, Hypotonie, Atemdepression und Trinkschwäche (sog. "floppy-infant syndrome") hervorrufen.
Staurodorm® Neu geht in die Muttermilch über. Deshalb sollte es während der Stillzeit nicht eingenommen werden. Bei zwingender Indikation sollte abgestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Sedierung, Amnesie, verminderte Konzentrationsfähigkeit und beeinträchtigte Muskelfunktion können sich nachteilig auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Arbeiten mit Maschinen auswirken. Dies gilt in besonderem Maße nach unzureichender Schlafdauer (siehe auch 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen).
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (>1/10)
Häufig (>1/100 bis <1/10)
Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100)
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000)
Sehr selten (<1/10.000)
In Abhängigkeit von der individuellen Empfindlichkeit des Patienten und der eingenommenen Dosis können insbesondere zu Beginn der Therapie folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Somnolenz, verringerte Aufmerksamkeit, Müdigkeit,
- gedämpfte Emotionen, Verwirrtheit,
- Muskelschwäche, Ataxie, Bewegungsunsicherheit,
- Kopfschmerzen,
- Schwindelgefühl, Sehstörungen,
- Nachwirkungen am folgenden Tage (Schläfrigkeit, herabgesetzte Reaktionsfähigkeit usw.).
In der Regel verringern sich diese Symptome bei wiederholter Anwendung.
Über Störungen des Magen-Darm-Traktes, Änderungen der Libido und Hautreaktionen wurde gelegentlich berichtet.
Selten kann es zu einer Atemdepression kommen, insbesondere während der Nacht.
Amnesie
Benzodiazepine können anterograde Amnesien (Gedächtnislücken für den Zeitraum nach der Einnahme) verursachen (s. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung).
Depressionen
Eine bereits vorhandene Depression kann während der Anwendung von Benzodiazepinen demaskiert werden (s. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung/ Spezifische Patientengruppen).
Psychiatrische und "paradoxe" Reaktionen
Bei der Anwendung von Benzodiazepinen kann es, insbesondere bei älteren Patienten oder Kindern, zu psychiatrischen sowie "paradoxen" Reaktionen, wie Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wut, Alpträumen, Halluzinationen, Psychosen, unangemessenem Verhalten und anderen Verhaltensstörungen kommen. In solchen Fällen sollte die Behandlung mit diesem Präparat beendet werden.
Abhängigkeit
Die Anwendung von Benzodiazepinen (auch schon in therapeutischen Dosen) kann zur Entwicklung einer physischen und psychischen Abhängigkeit führen; bei Beenden der Therapie können Entzugs- und Rebound-Phänomene auftreten (s. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung).
4.9 Überdosierung
Wie auch bei anderen Benzodiazepinen ist eine Überdosierung von Flurazepam im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich, es sei denn, dass es zusammen mit anderen ZNS-wirksamen Substanzen - einschließlich Alkohol - eingenommen wurde (Cave: Mehrfach-intoxikation!).
Intoxikationen mit Benzodiazepinen sind gewöhnlich - in Abhängigkeit von der aufgenommenen Dosis - durch verschiedene Stadien der zentralen Dämpfung gekennzeichnet, die von Somnolenz, geistiger Verwirrung, Lethargie, Sehstörungen und Dystonie bis hin zu Ataxie, Bewusstlosigkeit, zentraler Atem- und Kreislaufdepression und Koma reichen können.
Patienten mit leichteren Vergiftungserscheinungen sollten unter Atem- und Kreislaufkontrolle ausschlafen. In schwereren Fällen können weitere Maßnahmen (Magenspülung, Kreislaufstabilisierung, Intensivüberwachung) erforderlich werden. Bei erhaltenem Bewusstsein ist es sinnvoll, vorher frühzeitig Erbrechen auszulösen.
Aufgrund der hohen Plasma-Eiweiß-Bindung und des großen Verteilungsvolumens dürften forcierte Dialyse oder Hämodialyse bei reinen Flurazepamvergiftungen nur von geringem Nutzen sein.
Zur Aufhebung der zentraldämpfenden Wirkungen von Benzodiazepinen ist Flumazenil angezeigt. Es wird u.a. bei folgendem Anwendungsgebiet verwendet: "Aufhebung der durch Benzodiazepine herbeigeführten Sedation im Rahmen therapeutischer Maßnahmen bei stationären Patienten".
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Benzodiazepin
ATC-Code: N05CD01
Flurazepam ist eine psychotrope Substanz aus der Klasse der 1,4-Benzodiazepine und bindet mit hoher Affinität an spezifische Benzodiazepinrezeptoren im ZNS. Flurazepam verstärkt die hemmende Wirkung der GABA-ergen Übertragung auf unterschiedliche Neuronenverbände. Hieraus resultieren die spannungs-, erregungs- und angstdämpfenden Eigenschaften sowie sedierende und hypnotische Effekte. Darüber hinaus zeigt Flurazepam den Muskeltonus dämpfende und antikonvulsive Eigenschaften.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Flurazepam wird nach oraler Gabe rasch und nahezu vollständig resorbiert. Nach oraler Gabe von 30 mg Flurazepamhydrochlorid wurden für Flurazepam Cmax-Werte von 1,5 ng / ml nach 1 - 3 Stunden gemessen. Die maximalen Plasmakonzentrationen der beiden im Tierversuch pharmakologisch wirksameren Hauptmetabolite N1-Hydroxyethyl-flurazepam und N1-Desalkyl-flurazepam wurden für den ersteren nach 1 - 4 Stunden und für den letzteren nach 0,5 - 96 Stunden gemessen. Bei den meisten Probanden erreichte die N1-Desalkyl-flurazepam-Konzentration nach 1 - 24 Stunden einen Plateauwert.
Die Cmax-Werte
für N1-Hydroxyethyl-flurazepam lagen nach oraler Gabe
von 30 mg Flurazepamhydrochlorid bei 5 - 10 ng / ml und für
N1-Desalkyl-flurazepam bei 10 -
22 ng /ml.
Die für Flurazepam und N1-Desalkyl-flurazepam gemessene Plasmaproteinbindung betrug 95 - 96,2 % bzw. 98 %, während die Werte für N1-Hydroxyethyl-flurazepam zwischen 88 und 92,3 % lagen.
Flurazepam wird bereits in der Dünndarmmucosa und bei der ersten Leberpassage desalkyliert. Hauptmetabolite im Pfortaderblut sind das Mono- und Didesethyl-flurazepam.
Die Plasmahalbwertszeit für Flurazepam und N1-Hydroxyethyl-flurazepam betrug 3,1 Stunden bzw. 2,3 - 3,4 Stunden. Für N1-Desalkyl-flurazepam lagen die entsprechenden Werte bei 19 - 133 Stunden. Bei älteren Probanden (66 - 85 Jahre) wurden noch höhere Werte gemessen (71 - 289 Stunden).
Bei Einnahme von 15 mg Flurazepamhydrochlorid / d über einen Zeitraum von 15 Tagen akkumulierte das N1-Desalkyl-flurazepam, so dass die am 15. Tag gemessenen Plasmakonzentrationen 7,5 mal höher waren als die am ersten Tag ermittelten.
Flurazepam und seine Metabolite werden hauptsächlich renal eliminiert. So fand man nach Gabe von 14C-Flurazepamhydrochlorid innerhalb von 72 Stunden 81 % der Radioaktivität im Urin und nur 8 - 9 % in den Faeces. Hauptmetabolit im Urin, der nur 0,1 - 0,2 % unverändertes Flurazepam enthielt, war das hauptsächlich als Konjugat vorliegende N1-Hydroxyethyl-flurazepam, das 30 - 55 % der Dosis ausmachte.
Außerdem fand man nach enzymatischer Spaltung N1-Desalkyl-flurazepam (2 % der Dosis) und 3-Hydroxydesalkyl-flurazepam (2 - 3,3 % der Dosis). Nur 1,6 - 5,3 % der Dosis lagen in freier Form der betreffenden Metabolite im Urin vor.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität
s. 4.9 Überdosierung.
Chronische Toxizität
Die wiederholte tägliche orale Gabe von Flurazepam-Base an Ratten und Hunden über einen Zeitraum von 6 bzw. 12 Monaten führte in einer Dosierung von 90 mg/kg KG/Tag zur Abnahme des Körpergewichts, Anstieg der Serum-GOT und der alkalischen Phosphatase sowie zu einer Erhöhung des Lebergewichtes und Fettinfiltration in der Leber.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Staurodorm® Neu wurde nur unzureichend bezüglich mutagener Wirkungen untersucht. Die bisher durchgeführten Tests verliefen allerdings negativ.
Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Die pränatale Exposition von Staurodorm® Neu ergab in Tierstudien (Mäuse, Ratten, Kaninchen) bis 30 mg/kg KG keinen Anhalt für ein teratogenes Potential. Ab 3 mg/kg KG wurden erhöhte Resorptionsraten beobachtet. Retardierende Effekte bei der F1-Generation traten nach Applikation von 27 mg / kg KG (Ossifikationsstörungen) und 30 mg/kg KG (Körpergewichtsdepressionen) auf. Eine Einschränkung der Fertilität bei Ratten wurde nicht nachgewiesen.
Flurazepam ist
placentagängig und erscheint in der Muttermilch.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat, Cellulosepulver, Poly(O-2-hydroxypropyl)-cellulose (5,0 – 16,0 % Hydroxypropoxygruppen), hochdisperses Siliciumdioxid, Maisstärke, Magnesiumstearat, Glyceroldibehenat.
6.2 Inkompatibilitäten
Keine bekannt
6.3 Dauer der Haltbarkeit
4 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Packungen mit 20 (N2) Tabletten
Packungen mit 30 (N3) Tabletten
Klinikpackung mit 200 Tabletten (10 x 20
Tabletten)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
Dolorgiet GmbH & Co.KG
Otto-von-Guericke-Str. 1
53757 Sankt Augustin/Bonn
Telefon: 02241/317-0
Telefax: 02241/317390
E-Mail: info@dolorgiet.de
8. Zulassungsnummer
1149.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
01.08.80 / 17.05.2006
10. Stand der Information
Juli 2006
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Empfehlungen des Sachverständigenausschusses der Bundesregierung für den Arzt zur sachgerechten Anwendung von Benzodiazepin-haltigen Arzneimitteln
Benzodiazepine sind Arzneistoffe zur symptomatischen Behandlung vorübergehend medikamentös behandlungsbedürftiger schwerer Angstzustände und Schlafstörungen.
Seit längerem geben Missbrauch und Abhängigkeit Anlass zur Besorgnis. Benzodiazepine werden nach bisherigen Erkenntnissen zu häufig und über eine zu lange Zeit verordnet. Das Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung steigt mit der Höhe der Dosis und der Dauer der Anwendung.
Neben ihrem Abhängigkeitspotential beinhalten Benzodiazepine weitere Risiken wie die von Residualeffekten (Beeinträchtigungen des Reaktionsvermögens, z. B. Verkehrsgefährdung), Absetz-Phänomenen einschließlich Rebound-Effekten (verstärktes Wiederauftreten der ursprünglichen Symptomatik nach Absetzen der Medikation), Gedächtnisstörungen und anterograder Amnesie, neuropsychiatrischen Nebenwirkungen einschließlich paradoxer Reaktionen, ferner Änderung der Halbwertszeiten bestimmter Stoffe, insbesondere bei älteren Menschen.
Deshalb sind von den verordnenden Ärzten die folgenden Richtlinien zu beachten, die unter Berücksichtigung von Veröffentlichungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft und der Arbeitsgemeinschaft Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie formuliert wurden:
1. Sorgfältige Indikationsstellung!
2. Bei Patienten mit einer Abhängigkeitsanamnese ist besondere Vorsicht geboten. In der Regel keine Verschreibung.
3. In der Regel kleinste Packungseinheit verordnen.
4. In möglichst niedriger, aber ausreichender Dosierung verordnen; Dosis möglichst schon in der ersten Behandlungswoche reduzieren bzw. Dosierungsintervall vergrößern.
5. Therapiedauer vor Behandlungsbeginn mit dem Patienten vereinbaren und Behandlungsnotwendigkeit in kurzen Zeitabständen überprüfen. Es gibt Abhängigkeit auch ohne Dosissteigerung sowie die so genannte "Niedrigdosis- Abhängigkeit"!
6. Nach längerfristiger Anwendung (über eine Woche) schrittweise Dosisreduktion, um Entzugssymptome, wie z. B. Unruhe, Angst, Schlafstörungen, delirante Syndrome oder Krampfanfälle zu vermeiden. Auch leichte Entzugssymptome können zu erneuter Einnahme führen.
7. Aufklärung des Patienten, dass Benzodiazepine keinesfalls an Dritte weiterzugeben sind.
8. Benzodiazepin-Verschreibungen sollten vom Arzt stets eigenhändig ausgefertigt und dem Patienten persönlich ausgehändigt werden.
9. Beachtung der Fach- und Gebrauchsinformation sowie der einschlägigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
10. Alle Abhängigkeitsfälle über die jeweiligen Arzneimittelkommissionen der Kammern der Heilberufe dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zur Kenntnis bringen.
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