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Syntocinon 10 I.E.

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Fachinformation


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Syntocinon 3 I.E. Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zur Anwendung bei Erwachsenen

Syntocinon 10 I.E. Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zur Anwendung bei Erwachsenen


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Syntocinon 3 I.E. Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zur Anwendung bei Erwachsenen:

1 Ampulle à 1 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 3 I.E. Oxytocin.


Syntocinon 10 I.E. Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zur Anwendung bei Erwachsenen: 1 Ampulle à 1 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 10 I.E. Oxytocin.


Sonstiger Bestandteil: Chlorobutanol-Hemihydrat


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Anwendung vor der Geburt

Syntocinon wird angewendet


Anwendung nach der Geburt

Syntocinon wird angewendet


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Anwendung von Oxytocin sollte nur nach strenger Indikationsstellung aus medizinischen Gründen, nur in der Klinik und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Für die individuelle Dosierung ist eine sorgfältige Überwachung der Geburt erforderlich (CTG, Blutdruck und Puls der Mutter).


Syntocinon wird i.m. injiziert oder i.v. infundiert.


Geburtseinleitung aus medizinischen Gründen am Termin, primäre und sekundäre Wehenschwäche:


Bei der Geburtseinleitung oder zur Wehenverstärkung darf Syntocinon nur als intravenöse Dauerinfusion und niemals als subkutane, intramuskuläre oder intravenöse Einzelinjektion verabreicht werden.


Syntocinon wird als intravenöse Tropfinfusion oder, vorzugsweise, mittels einer Infusionspumpe mit variabler Geschwindigkeit verabreicht. Für die Tropfinfusion empfiehlt es sich, 1 I.E. Oxytocin in 100 ml einer physiologischen Elektrolyt-Infusionslösung (z. B. Natriumchlorid 0,9 %) zu verdünnen. Bei Patientinnen, die kein Natriumchlorid erhalten sollen, kann dazu 5%ige Glukose-Infusionslösung verwendet werden (siehe aber Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung“).


Die anfängliche Infusionsgeschwindigkeit soll 0,5–2 x 10-3I.E./Min., d. h. 0,05–0,2 ml entsprechend 1–4 Tropfen/Min. betragen. Die Dosierung kann je nach Wehentätigkeit in Zeitabständen von nicht weniger als 15 Minuten schrittweise um 1–2 x 10-3I.E./Min. gesteigert werden, bis ein mit einer spontanen Wehentätigkeit vergleichbares Kontraktionsmuster vorliegt. Am Geburtstermin oder kurz zuvor wird dies häufig mit einer Infusion von weniger als 10 x 10-3I.E./Min. (1 ml entsprechend 20 Tropfen/Min.) erreicht. Bei normalen Geburtswehen sollte die Infusionsmenge nicht weiter gesteigert werden. Die empfohlene maximale Infusionsgeschwindigkeit beträgt 20–30 x 10-3I.E./Min. (2–3 ml, entsprechend 40–60 Tropfen/Min.).


Wenn nach der Infusion von 500 ml (5 I.E.) noch keine regelmäßige Kontraktionen der Gebärmutter eingesetzt haben, sollte der Versuch der Geburtseinleitung abgebrochen werden. Am folgenden Tag kann im Allgemeinen ein erneuter Versuch unternommen werden.


Während der ganzen Infusionsdauer müssen die Häufigkeit, Stärke und Dauer der Kontraktionen sowie die fetale Herzfrequenz sorgfältig überwacht werden. Sobald eine angemessene Wehentätigkeit erreicht ist, kann die Infusionsgeschwindigkeit vermindert werden. Bei übermäßiger Wehentätigkeit und/oder Anzeichen für eine plazentare Mangelversorgung („fetal distress“) ist die Infusion sofort abzubrechen.


Während eines Kaiserschnitts nach der Entwicklung des Kindes:


Unmittelbar nach Extraktion des Kindes können 5 I.E. als Infusion (30 x 10-3 I.E./Min.) prophylaktisch appliziert werden.


Nachgeburtsperiode (atonische Blutungen):


5–10 I.E. i.m. oder 5–6 I.E. als Infusion.


Wegen der die Wasserausscheidung hemmenden (antidiuretischen) Wirkung von Syntocinon (siehe Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen”) sind bei der Verabreichung von Syntocinon in hohen Dosen folgende Maßnahmen zu beachten:


Es soll eine elektrolythaltige Infusionslösung (nicht Glukose) verwendet werden, wobei das infundierte Flüssigkeitsvolumen niedrig gehalten werden muss. Gleichzeitig ist die orale Flüssigkeitsaufnahme einzuschränken und die Flüssigkeitsbilanz zu überwachen. Bei Verdacht auf ein gestörtes Elektrolyt-Gleichgewicht müssen die Serumelektrolyte kontrolliert werden.


Zur Ausräumung nach Aborten:


3-6 I.E. als i.v. Infusion oder i.m.


Für Syntocinon gibt es keine Indikation für die Anwendung bei Kindern.


4.3 Gegenanzeigen



Bei intrauterinem Fruchttod und bei Vorliegen von mekoniumhaltigem Fruchtwasser muss im Hinblick auf das Risiko einer Fruchtwasserembolie eine hyperaktive (gesteigerte) Wehentätigkeit vermieden werden.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Vorsichtsmaßnahmen

Bei Patientinnen mit Wehenschwäche, die auf Oxytocin ungenügend ansprechen, und bei Patientinnen mit schweren kardiovaskulären Störungen soll Syntocinon nicht über längere Zeit angewendet werden.


Bei Überdosierung oder zu schneller Applikation von Oxytocin können hypertone Wehen (Druckanstieg) bis zum Tetanus uteri (Dauerkontraktion der Gebärmutter) sowie Uterusruptur (Gebärmutterriss), fetale Asphyxie (akuter schwerwiegender Sauerstoffmangel beim Kind) und „fetal distress“ (plazentare Mangelversorgung) bis hin zum Tod des Kindes auftreten.


Syntocinon sollte nicht als i.v. Bolusinjektion gegeben werden, da dies eine kurzzeitige Blutdrucksenkung, auch verbunden mit einem Flush und einer Tachykardie, hervorrufen kann. Insbesondere bei Patientinnen mit vorhandenen kardiovaskulären Erkrankungen kann eine Myokardischämie oder eine Verlängerung des QT-Intervalls auftreten.


Bei Patientinnen mit einer Prädisposition für Myokardischämie, bedingt durch vorhandene kardiovaskuläre Erkrankungen (z. B. hypertrophische Kardiomyopathie, Herzklappenfehler und ischämische Herzkrankheiten einschließlich Vasospasmen der Koronararterien), sollte Oxytocin mit Vorsicht angewendet werden, um Schwankungen des Blutdrucks und der Herzfrequenz zu vermeiden.


Bei Patientinnen mit einem Long-QT-Syndrom oder verwandten Symptomen und bei Patientinnen, die Arzneimittel nehmen, welche zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen können, ist Vorsicht geboten.


Besondere Kontrolle von Mutter und Kind ist erforderlich bei:


Die Grenze von 16 x 10-3I.E./Min. sollte nur kurzfristig überschritten werden, da nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass bei länger dauernder höherer Dosierung beim Kind eine Hyperbilirubinämie (vermehrter Gehalt des Blutes an Bilirubin, einem Gallenfarbstoff) gefördert wird. Ferner kommt es bei hyperaktiver Wehentätigkeit sehr häufig zu kindlichen Netzhautblutungen.


Syntocinon sollte nicht gleichzeitig parenteral mit Oxytocin-haltigen Präparaten zur Laktationsförderung angewendet werden.


Warnhinweise

Es gibt Hinweise darauf, dass bei einer Geburtseinleitung mit Oxytocin das Risiko für das Auftreten einer ausgedehnten Blutgerinnungsstörung in den Gefäßen (disseminierte intravasale Gerinnung, DIG), einer seltenen Komplikation, nach der Geburt erhöht ist.


Dieses erhöhte Risiko ist von größerer Bedeutung für Frauen im Alter von 35 Jahren und älter, für Frauen mit Komplikationen während der Schwangerschaft und für Frauen mit einem Schwangerschaftsalter über 40 Wochen.


Bei diesen Frauen sollte die Anwendung von Syntocinon mit besonderer Vorsicht erfolgen. Der behandelnde Arzt sollte Anzeichen einer möglichen DIG (z. B. Fibrinolyse) besondere Aufmerksamkeit schenken.


Weil Oxytocin eine, wenn auch geringe, antidiuretische Aktivität besitzt, kann es bei lang dauernder, hochdosierter intravenöser Infusion in Verbindung mit großen Flüssigkeitsvolumina zu einer Wasserintoxikation, verbunden mit Hyponatriämie, kommen.


Der antidiuretische Effekt von Oxytocin, kombiniert mit der i.v.-Applikation einer Flüssigkeit, kann zu einer hämodynamischen Form eines akuten pulmonalen Ödems ohne Hyponatriämie führen.


Um diese seltenen Komplikationen zu vermeiden, sind folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, wenn hohe Oxytocin-Dosen über einen längeren Zeitraum verabreicht werden:


Es soll eine elektrolythaltige Infusionslösung (nicht Glukose) verwendet werden, wobei das infundierte Flüssigkeitsvolumen niedrig gehalten werden muss. Gleichzeitig ist die orale Flüssigkeitsaufnahme einzuschränken und die Flüssigkeitsbilanz zu überwachen. Bei Verdacht auf ein gestörtes Elektrolyt-Gleichgewicht müssen die Serumelektrolyte kontrolliert werden.


Bei intrauterinem Fruchttod und/oder bei Vorliegen von mekoniumhaltigem Fruchtwasser muss im Hinblick auf das Risiko einer Fruchtwasserembolie eine forcierte Wehentätigkeit vermieden werden.


Die Gabe von Syntocinon nach lang dauernder Wehentätigkeit kann mit einer möglichen Krampfneigung des Säuglings verbunden sein.


Syntocinon enthält Alkohol (weniger als 100 mg pro Einzelgabe).Syntocinon enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle, d. h., es ist nahezu „natriumfrei“.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Syntocinon?

Prostaglandine können die Wirkung von Syntocinon verstärken, da sie zu einer Sensibilisierung des Myometriums (Muskelschicht der Gebärmutterwand) für Oxytocin führen. Da diese synergistische Wirkung nicht vorhersehbar und steuerbar ist, sollte die gleichzeitige Anwendung von Oxytocin und Prostaglandinen vermieden werden. Als Mindestabstand zwischen der Prostaglandin-Applikation und der nachfolgenden Oxytocin-Applikation wird ein Intervall von sechs Stunden empfohlen.


Bei Patientinnen, die Arzneimittel nehmen, welche zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen können, ist Vorsicht geboten.


Der uteruskontrahierende Effekt von Oxytocin wird durch Methylergometrin verstärkt.


Welche anderen Arzneimittel können in ihrer Wirkung durch Syntocinon beeinflusst werden?

Blutdrucksteigernde Sympathomimetika und Oxytocin verursachen zusammen eine prolongierte arterielle Hypertonie (verlängerten Druckanstieg). Auf Antihypertonika eingestellte Patientinnen müssen besonders sorgfältig überwacht werden, da unter Oxytocin die Wirkung dieser Substanzen gesteigert sein kann.


Halothan-Narkose und gleichzeitige Oxytocin-Gabe können einen starken Blutdruckabfall bewirken.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Es wurden keine Reproduktionsstudien mit Oxytocin an Tieren durchgeführt. Basierend auf der langjährigen Erfahrung mit dieser Substanz, ihrer chemischen Struktur und pharmakologischen Eigenschaften sind derzeit bei sachgerechter Anwendung keine fetalen Abnormitäten zu erwarten.


Stillzeit

Oxytocin kann in geringer Menge in die Muttermilch übergehen. Es sind jedoch keine schädlichen Auswirkungen auf das Neugeborene zu erwarten, da Oxytocin im Magen rasch inaktiviert wird.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Da Syntocinon eine Geburt einleiten kann, ist beim Autofahren oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten. Frauen mit Uteruskontraktionen (Gebärmutterkontraktionen) sollten nicht mehr Autofahren oder Maschinen bedienen.


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:


Sehr häufig

( 1/10)

Häufig

( 1/100, < 1/10)

Gelegentlich

( 1/1.000, < 1/100)

Selten

( 1/10.000, < 1/1.000)

Sehr selten

(< 1/10.000)

Nicht bekannt

(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Herzerkrankungen

Häufig:

Herzrhythmusstörungen, Tachykardie (Herzjagen) oder Bradykardie (verlangsamte Herzschlagfolge) (insbesondere bei höheren Dosen)

Häufigkeit nicht bekannt:

Bei schneller intravenöser Injektion (während der Nachgeburtsperiode) kann Oxytocin in Dosen von mehreren I.E. einen ausgeprägten Blutdruckabfall, verbunden mit Hautrötung und Steigerung der Herzfrequenz (Reflextachykardie), bewirken.


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Selten:

Disseminierte intravasale Gerinnung (siehe Abschnitt 4.4)


Erkrankungen des Nervensystems

Häufig:

Kopfschmerzen (insbesondere bei höheren Dosen).




Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Selten:

Dyspnoe (Atemnot) bei anaphylaktoiden Reaktionen (siehe „Erkrankungen des Immunsystems“).




Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig:

Übelkeit und Erbrechen (insbesondere bei höheren Dosen)


Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Häufigkeit nicht bekannt:

Verminderte Wasserausscheidung.


Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Selten:

Hautausschlag, Hautrötung (siehe „Herzerkrankungen“).


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Sehr selten:

Wasservergiftungen mit vermindertem Natriumgehalt des Blutserums (Hyponatriämie) bei Mutter und Kind (insbesondere bei i.v.-Infusion), die zu Hirnödem, Krämpfen und Koma führen können. Diese Ereignisse treten vor allem dann auf, wenn Oxytocin intravenös in sehr hohen Dosen und zusammen mit großer Flüssigkeitszufuhr über lange Zeit infundiert wird. Der Hyponatriämie kann vorgebeugt werden, wenn zur Infusion eine Elektrolytlösung verwendet wird (siehe auch Abschnitt 4.2und 4.4).


Gefäßerkrankungen

Häufig:

Blutdruckanstieg



Häufigkeit nicht bekannt:

Ausgeprägter Blutdruckabfall bei schneller intravenöser Injektion (während der Nachgeburtsperiode) (siehe „Herzerkrankungen“).


Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen

Sehr häufig:

Zu starke Wehentätigkeit.

Gelegentlich:

Tetanus uteri (Dauerkontraktion der Gebärmutter) bei zu starker Wehentätigkeit und daraus resultierend eine kindliche Hypoxie (Sauerstoffmangel).


Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich:

Allergische Reaktionen (bis zum anaphylaktischen Schock).

Selten:

Anaphylaktoide Reaktionen (verbunden mit Dyspnoe [Atemnot], Hypotonie oder Schock).


4.9 Überdosierung


Die Symptome und Folgen einer Überdosierung sind in den Abschnitten 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung“ und 4.8 „Nebenwirkungen“ beschrieben. Außerdem wurde über Plazenta-Ablösung und/oder Fruchtwasserembolie als Folge einer uterinen Überstimulation berichtet.


Erste Maßnahme bei Überdosierung – einhergehend mit Dauerkontraktion der Gebärmutter (Tetanus uteri) – ist das Abstellen der Oxytocin-Infusion. Die Gebärende soll Sauerstoff erhalten. Danach können β2-adrenerge Agonisten oder Kalziumblocker gegeben werden.


Bei Wasserintoxikation soll die Flüssigkeitszufuhr eingeschränkt, die Diurese gefördert und die Elektrolytzusammensetzung korrigiert werden.

Zur Behandlung von Konvulsionen empfiehlt sich die vorsichtige Verabreichung von Diazepam.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Hypophysenhinterlappenhormone, ATC-Code: H01B B02


Syntocinon enthält ein vollsynthetisches Hormon, das chemisch und pharmakologisch identisch ist mit dem im Hypophysenhinterlappen gespeicherten Oxytocin. Es ist ein aus neun Aminosäuren zusammengesetztes Peptid. Syntocinon ist frei von Vasopressin, jedoch besitzt Oxytocin eine geringe vasopressinartige antidiuretische Eigenwirkung.


Wirkungsweise

Syntocinon wirkt überwiegend auf die glatte Muskulatur der Gebärmutter, vor allem gegen Ende der Schwangerschaft, während der Wehentätigkeit, nach Geburt und im Wochenbett, d. h. in Zeiten, da die Zahl spezifischer Oxytocin-Rezeptoren im Myometrium erhöht ist.


Oxytocin stimuliert sowohl die Kontraktionsfrequenz als auch die kontraktile Kraft der Uterusmuskulatur bei nachfolgend normaler Relaxationsphase. Bei höherer Dosierung kann es zu einer Dauerkontraktion kommen.


Während des ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittels ist die Kontraktionsbereitschaft des menschlichen Uterus gering. Während des letzten Drittels nimmt sie rasch zu, um am Geburtstermin ein Maximum zu erreichen. Die Oxytocin-Empfindlichkeit der Gebärmuttermuskulatur geht dem Anstieg der Kontraktionsneigung parallel. Dementsprechend reichen relativ niedrige Dosierungen zur Auslösung effektiver Wehen am Geburtstermin aus. Die Ursache der Empfindlichkeitszunahme ist einerseits die sexualsteroidabhängige vermehrte Ausbildung von „gap junction”, das eine koordinierte, leichtere Übertragung elektrischer Impulse ermöglicht, andererseits spielt die mit ansteigender Schwangerschaftsdauer zunehmende Bildung von Oxytocin-Rezeptoren eine wesentliche Rolle für die Wirkungsverstärkung des Oxytocin zum Geburtstermin. Beide Einflussgrößen werden wiederum durch die Aktivität bzw. Sensibilität von α- und β-Katecholamin-Rezeptoren kontrolliert und durch Prostaglandine beeinflusst.


Durch Oxytocin werden auch die myoepithelialen Zellen im Bereich der Brustdrüse kontrahiert.


In hoher Dosierung, besonders bei schneller intravenöser Injektion, bewirkt Oxytocin eine kurz dauernde Erschlaffung der Gefäßmuskulatur, welche mit Blutdruckabfall, Hautrötung und Reflextachykardie verbunden sein kann, vor allem bei Patientinnen in Halothan-Narkose.


In hoher Dosierung hat Oxytocin einen antidiuretischen Effekt, der die Zeichen einer Wasserintoxikation, vor allem in Kombination mit großer Volumenzufuhr, haben kann.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Absorption

Oxytocin ist nach oraler Zufuhr unwirksam.


Bei i.m. Anwendung gelangt Oxytocin innerhalb von Minuten in die Blutbahn und erreicht das Maximum seiner biologischen Wirksamkeit innerhalb von 30 Minuten.


Verteilung

Oxytocin wird in der Extrazellulärflüssigkeit verteilt, wobei minimale Mengen zum Fetus gelangen. Nach i.v.-Injektion war das Verteilungsvolumen im Steady-State bei 6 gesunden männlichen Probanden 12,2 l oder 0,17 l/kg. Die Plasmaproteinbindung ist sehr gering. Oxytocin kann in sehr geringen Mengen in die Muttermilch übergehen.


Biotransformation

Oxytocinase, eine Glykoprotein-Aminopeptidase, wird während der Schwangerschaft produziert und erscheint im Plasma. Sie kann Oxytocin inaktivieren. Ihre Enzymaktivität steigt allmählich an bis zum Geburtstermin. Nach der Geburt nimmt die Enzymaktivität ab. Während dieser Zeit ist auch die Enzymaktivität in der Plazenta und im uterinen Gewebe hoch. Im Plasma, das von Männern, von nicht schwangeren Frauen und aus Nabelschnurblut stammt, wird Oxytocin kaum oder gar nicht inaktiviert.


Elimination

Die relative Einfachheit, mit welcher sich die Frequenz und Stärke der Uteruskontraktionen mittels i.v.-Infusion von Syntocinon regulieren lassen, ist auf die kurze Halbwertszeit von Oxytocin zurückzuführen. Die Angaben zur Serumhalbwertszeit von Oxytocin reichen von 3 Minuten bis zu 20 Minuten. Oxytocin wird vorwiegend durch Leber und Nieren aus dem Serum eliminiert. Die metabolische Clearance beträgt sowohl bei Männern als auch bei schwangeren Frauen bis zu 20 ml/kg pro Minute. Weniger als 1 % einer verabreichten Dosis wird unverändert im Urin ausgeschieden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Basierend auf konventionellen Einzeldosis-Studien zur akuten Toxizität, Genotoxizität und Mutagenität lassen die präklinischen Daten für Oxytocin keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.


Präklinische Effekte (Verlust von Feten bei Ratten) wurden in einer präklinischen Studie nur nach Expositionen beobachtet, die ausreichend über der maximalen humantherapeutischen Exposition lagen. Die klinische Relevanz für den Menschen wird als gering bewertet.


Akute Toxizität
Bei der Prüfung der akuten Toxizität an der Maus erwiesen sich 200 I.E. Oxytocin/kg i.v. als indifferent; 300 I.E. Oxytocin/kg i.v. verursachten flüchtige Gleichgewichtsstörungen von einigen Minuten Dauer.


An Ratten und Mäusen wurden Einzeldosis-Toxizitätsstudien sowohl mit oraler, intravenöser als auch subkutaner Gabe durchgeführt. Die akute orale und subkutane Toxizität betrug bei Ratten 20,5 mg/kg und bei Mäusen 514 mg/kg Körpergewicht. Die letale intravenöse Dosis war bei Ratten 2,3 mg/kg und bei Mäusen 5,8 mg/kg Körpergewicht. Somit übersteigt die intravenöse letale Dosis bei Mäusen die übliche i.v.-Dosis beim Menschen mehr als das 1000fache.


Akute Vergiftungen mit Oxytocin sind nicht bekannt. Bei länger dauernder sehr hoher Dosierung und überhöhter Flüssigkeitszufuhr kann die wasserretinierende Wirkung des Syntocinon zu Wasserintoxikationen führen.


Chronische/subchronische Toxizität
Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen nicht vor.


Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial
Es liegt eine In-vitro-Studie über die Genotoxizität bzw. Mutagenität von Oxytocin vor. Alle Untersuchungen waren sowohl in Bezug auf chromosomale Aberrationen als auch auf Schwesterchromatiden-Austausch in humanen peripheren Lymphozytenkulturen negativ.

Der mitotische Index änderte sich nicht. Oxytocin hat keine genotoxischen Eigenschaften.


Aus der Struktur des Stoffes ergeben sich keine Verdachtsmomente auf mutagene Wirkungen.

Dementsprechend zeigten zytogenetische Untersuchungen an kultivierten Humanlymphozyten mit Syntocinon negative Befunde.

Untersuchungen auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Syntocinon liegen nicht vor.


Karzinogenität, Teratogenität und Reproduktionstoxizität
Eine tausend Mal höhere Dosis, als sie für die Geburtseinleitung bei Frauen verwendet wird, verursachte bei Ratten in einem frühen Stadium der Trächtigkeit einen Abort; die Relevanz ist jedoch nicht bekannt.


Mit Oxytocin wurden keine standardisierten Teratogenitäts-, Reproduktionstoxizitäts- und Karzinogenitätsstudien durchgeführt.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Chlorobutanol-Hemihydrat, Ethanol 96 %, Essigsäure 99 %, Natriumacetat-Trihydrat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten


Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf Syntocinon nicht mit anderen Arzneimitteln (außer den im Abschnitt 4.2 „Dosierung, Art und Dauer der Anwendung“ genannten Infusionslösungen) gemischt werden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


2 Jahre


Haltbarkeit nach Öffnen des Behältnisses oder nach Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung:

Die Lösung ist nur zur einmaligen Entnahme bestimmt, und die gebrauchsfertige Lösung ist sofort zu verwenden. Nicht verbrauchte Reste sind zu verwerfen.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Im Kühlschrank lagern (2°C - 8°C)


Lagerungsbedingungen des verdünnten Arzneimittels siehe Abschnitt 6.3.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Ampullen aus farblosem Glas, Typ I


Originalpackung mit 5 Ampullen zu 1 ml (N1)

Klinikpackung mit 100 (10 x 10) Ampullen zu 1 ml


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


Handhabung der OPC-(one-point-cut)-Ampullen – Anfeilen nicht erforderlich!



7. INHABER DER ZULASSUNG


Defiante Farmacêutica, S.A.

Rua dos Ferreiros, 260

9000-082 Funchal

Madeira, Portugal

Telefon: 00351-291-214090

Telefax: 00351-291-214095

E-Mail: info@defiante.com


Vertrieb in Deutschland:


sigma-tau Arzneimittel GmbH

Schadowstr. 44

40212 Düsseldorf

Telefon: 0211-68 77 17-0

Telefax: 0211-161527

E-Mail: info@sigma-tau.de


8. ZULASSUNGSNUMMERN


Syntocinon 3 I.E. Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zur Anwendung bei Erwachsenen:

6521377.01.00


Syntocinon 10 I.E. Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zur Anwendung bei Erwachsenen:6521377.00.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


29. April 2004


10. STAND DER INFORMATION


November 2009


11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig


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