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Takipril

Document: 06.05.2010   Fachinformation (deutsch) change



2020

FA Anlage


zum Zulassungsbescheid Zul.-Nr. 72049.00.00

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FB Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben




Fachinformation



FC 1. Bezeichnung des Arzneimittels


Prilocainhydrochlorid Sintetica hyperbar 2 % Injektionslösung



FD 2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


1 ml Injektionslösung enthält 20 mg Prilocainhydrochlorid (entsprechend 2 %).

1 Ampulle mit 5 ml Lösung enthält 100 mg Prilocainhydrochlorid.

Sonstige Bestandteile:

0,0086 mg Natrium je 1 ml

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



FE 3. Darreichungsform


Injektionslösung. Klare, farblose Lösung.



FG 4. Klinische Angaben



FH 4.1 Anwendungsgebiete


Spinalanästhesie



FN 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Dosierung muss individuell nach den Besonderheiten des Einzelfalls erfolgen. Bei der Festlegung der Dosis müssen der Gesundheitszustand des Patienten sowie die gleichzeitige Anwendung anderer Arzneimittel berücksichtigt werden.

Die Wirkungsdauer ist dosisabhängig.

Die für die Anwendungsgebiete jeweils empfohlenen Dosierungen gelten für Erwachsene mit durchschnittlicher Größe und Körpergewicht (etwa 70 kg) zum Erreichen eines effektiven Blocks mit einer einmaligen Anwendung. Es gibt vielfältige individuelle Variationen bezüglich des Ausmaßes und der Dauer der Wirkung. Zur Festlegung der Dosis sind sowohl die Erfahrung des Anästhesisten als auch das Wissen über den Allgemeinzustand des Patienten von wesentlicher Bedeutung.



Es gelten folgende Dosierungsrichtlinien:


Dosierung Erwachsene


Ausdehnung der sensorischen Blockade bis Th10 erforderlich


ml

mg

Durchschnittliche Wirkungsdauer (Minuten)

2-3


40-60


Etwa 100‑130



Als allgemeine Richtlinie gilt eine empfohlene Maximaldosis von 80 mg Prilocainhydrochlorid (= 4 ml Prilocainhydrochlorid Sintetica hyperbar 2 % Injektionslösung).


Kinder

Prilocainhydrochlorid hyperbar darf bei Kindern und Jugendlichen nicht angewendet werden.


Es wird empfohlen, die Dosis bei Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand zu senken.


Zudem ist bei Patienten mit bekannten Begleiterkrankungen (z. B. Gefäßverschluss, Arteriosklerose, diabetische Polyneuropathie) eine geringere Dosis angezeigt.

Bei Leber- oder Nierenfunktionsstörung wird ein niedrigerer Dosisbereich empfohlen.


Warnhinweise für die Anwendung

Ausrüstung, Arzneimittel und notfallmedizinisch geschultes Personal, müssen unmittelbar verfügbar sein, da in seltenen Fällen schwere Reaktionen, die manchmal letal verliefen, nach der Anwendung von Lokalanästhetika gemeldet wurden, auch unabhängig von einer Überempfindlichkeit in der Anamnese des Patienten.


Art der Anwendung

Prilocainhydrochlorid hyperbar ist intrathekal in den Intervertebralraum L2/L3, L3/L4 oder L4/L5 zu injizieren.

Die Gesamtdosis muss langsam injiziert und die Vitalfunktionen des Patienten müssen extrem sorgfältig überprüft werden, indem der verbale Kontakt zum Patienten ständig aufrecht erhalten wird.

Sitzt der Patient, diffundiert die injizierte Lösung hauptsächlich nach kaudal (in Richtung des Os sacrum); liegt der Patient, diffundiert das Anästhetikum der Schwerkraft gemäß je nach Position des Patienten (Trendelenburg und Anti-Trendelenburg).


Grundsätzlich ist folgendes zu beachten:

Dosierung so niedrig wie möglich wählen!

Die Injektion muss langsam nach Aspiration einer minimalen Liquormenge erfolgen, um die korrekte Position sicher zu stellen.

Nicht in infizierte Bereiche injizieren!

Eine Spinalanästhesie ist bei Patienten, die Antikoagulanzien anwenden, kontraindiziert.


Durch den Zusatz von Glucose beträgt die Dichte von Prilocainhydrochlorid hyperbar 1,026 g/g bei 20°C, entsprechend 1,021 g/g bei 37°C.


FI 4.3 Gegenanzeigen


Prilocainhydrochlorid hyperbar darf nicht angewendet werden bei Patienten mit:

Außerdem sind die allgemeinen und speziellen Gegenanzeigen für Spinalanästhesien zu beachten.



FK 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Wegen der in Prilocainhydrochlorid hyperbar enthaltenen Glucose ist das Arzneimittel nur zur Spinalanästhesie geeignet. Eine Anwendung zur Epiduralanästhesie wird nicht empfohlen.

Eine Spinalanästhesie darf nur durch (oder unter Überwachung von) spezialisiertes medizinisches Personal mit den erforderlichen Kenntnissen und Erfahrungen verabreicht werden. Der betreuende Arzt ist dafür verantwortlich, dass geeignete Maßnahmen getroffen werden, um eine intravasale Injektion zu vermeiden.

Zudem muss der Arzt wissen, wie Nebenwirkungen, systemische toxische Wirkungen und andere Komplikationen zu erkennen und zu behandeln sind. Werden Anzeichen akuter systemischer toxischer Wirkungen oder eines totalen Spinalblocks beobachtet, muss die Injektion des Lokalanästhetikums sofort abgebrochen werden (siehe Abschnitt 4.9).


Bei manchen Patienten ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich, um das Risiko schwerer Nebenwirkungen zu reduzieren, auch wenn eine Regionalanästhesie bei chirurgischen Eingriffen für sie die optimale Wahl ist:


Es wird empfohlen, einen zuverlässigen venösen Zugang sicher zu stellen.

Wie bei allen Lokalanästhetika können ein Blutdruckabfall und eine Verlangsamung der Herzfrequenz auftreten.

Bei Hochrisikopatienten sollte vor dem Eingriff der Allgemeinzustand verbessert werden.


Eine seltene, jedoch schwere Nebenwirkung einer Spinalanästhesie ist ein hoher oder totaler Spinalblock mit nachfolgender kardiovaskulärer und respiratorischer Depression. Eine kardiovaskuläre Depression wird durch eine ausgedehnte Blockade des sympathischen Nervensystems hervorgerufen, die zu schwerer Hypotonie und Bradykardie bis hin zum Herzstillstand führen kann. Eine respiratorische Depression wird durch die Blockade der Atemmuskulatur und des Zwerchfells ausgelöst.


Insbesondere bei älteren Patienten und Patientinnen gegen Ende der Schwangerschaft besteht ein höheres Risiko für einen hohen oder totalen spinalen Block, daher wird empfohlen, die Dosis des Anästhetikums zu senken.

Insbesondere bei älteren Patienten kann als Komplikation einer Spinalanästhesie ein unerwarteter Blutdruckabfall auftreten.


Selten kann nach einer Spinalanästhesie eine neurologische Schädigung eintreten, die sich in Form von Parästhesien, Sensibilitätsverlust, motorischer Schwäche und Lähmung äußert. Diese Symptome persistieren gelegentlich.


Es gibt keine Belege dafür, dass neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Hemiplegie, Paraplegie oder neuromuskuläre Erkrankungen durch eine Spinalanästhesie negativ beeinflusst werden. Dennoch ist sie mit Vorsicht anzuwenden. Es wird empfohlen, vor der Behandlung eine sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses vorzunehmen.


Dieses Arzneimittel enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium je Dosis (Maximaldosis entsprechend 4 ml Prilocainhydrochlorid Sintetica hyperbar 2 % Injektionslösung), d. h. es ist nahezu „natriumfrei“.



FM 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Prilocain kann die methämoglobinbildende Wirkung von Arzneimitteln, die als Methämoglobinbildner bekannt sind (z. B. Sulfonamide, Antimalariamittel, Natriumnitroprussiat und Nitroglycerin) verstärken.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Prilocain mit anderen Lokalanästhetika oder Arzneimitteln, die eine chemische Strukturähnlichkeit mit Prilocain aufweisen, z. B. bestimmten Antiarrhythmika wie Apridin, Lidocain, Mexiletin und Tocainid, ist eine Addition der Nebenwirkungen möglich. Es wurden keine Studien zu Wechselwirkungen zwischen Prilocain und Klasse-III-Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron) durchgeführt, hier ist jedoch ebenfalls Vorsicht geboten (siehe auch Abschnitt 4.4).

Die Kombination verschiedener Lokalanästhetika führt zu zusätzlichen Wirkungen, die das Herz-Kreislauf-System und das ZNS beeinträchtigen.



FL 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Prilocain bei Schwangeren vor. Prilocain ist plazentagängig. Nach einer Parazervikalblockade oder einer Pudendusanästhesie mit Prilocain zur Geburtshilfe ist von behandlungsbedürftigen Methämoglobinämien des Neugeborenen berichtet worden. Mit anderen Lokalanästhetika vom Amidtyp traten nach Parazervikalblockade Fälle von fetalen Bradykardien mit letalem Ausgang auf. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3).


Prilocainhydrochlorid hyperbar darf daher nur nach strenger Indikationsstellung angewendet werden. Die Verwendung von Prilocain zur Parazervikalblockade oder Pudendusanästhesie ist zu vermeiden.


Es ist nicht bekannt, ob Prilocain in die Muttermilch übergeht. Sollte eine Anwendung während der Stillzeit erforderlich sein, kann das Stillen etwa 24 Stunden nach der Behandlung wieder aufgenommen werden.



FQ 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Bei der Anwendung von Prilocainhydrochlorid hyperbar trägt der Arzt die Verantwortung dafür, im Einzelfall zu entscheiden, ob der Patient verkehrstüchtig ist oder Maschinen bedienen kann.



FJ 4.8 Nebenwirkungen


Die Häufigkeit des Auftretens von Nebenwirkungen ist wie folgt klassifiziert: sehr häufig (≥ 1/10); häufig (≥ 1/100 bis < 1/10); gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100); selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000).


Die möglichen Nebenwirkungen nach Anwendung von Prilocainhydrochlorid hyperbar entsprechen in der Regel denen anderer Lokalanästhetika zur Spinalanästhesie vom Amidtyp. Nebenwirkungen, die vom Arzneimittel an sich verursacht werden, sind schwer von den physiologischen Effekten der Nervenblockade (z. B. Blutdrucksenkung, Bradykardie, temporäre Harnverhaltung), von den direkten Effekten (z. B. Spinalhämatom) oder den indirekten Effekten (z. B. Meningitis) der Injektion oder von den Folgen eines Liquorverlusts (z. B. postspinaler Kopfschmerz) zu unterscheiden.


Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben.


Sehr häufig

Gefäßerkrankungen: Hypotonie

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit


Häufig

Erkrankungen des Nervensystems: Parästhesien, Schwindel

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Erbrechen


Gelegentlich

Erkrankungen des Nervensystems: Anzeichen und Symptome von toxischen ZNS-Wirkungen (Krampfanfälle, zirkumorale Parästhesien, Taubheitsgefühl auf der Zunge, Hörstörungen, Sehstörungen, Tremor, Tinnitus, Sprachstörungen, Bewusstseinsverlust)

Gefäßerkrankungen: Bradykardie, Hypertonie


Selten:

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: Methämoglobinämie, Zyanose

Erkrankungen des Immunsystems: allergische Reaktionen, anaphylaktische Reaktionen/anaphylaktischer Schock


Erkrankungen des Nervensystems: Neuropathie, periphere Nervenläsionen, Arachnoiditis

Augenerkrankungen: Diplopie

Herzerkrankungen: Herzstillstand, Arrhythmie

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums: Atemdepression


Die Anzeichen einer Intoxikation durch Lokalanästhetika sind für jedes injizierte Präparat gleich, sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch in ihrer Behandlung.

Trotz der erwiesenen hohen klinischen Verträglichkeit von Prilocainhydrochlorid hyperbar sind bei Plasmaspiegeln oberhalb eines kritischen Schwellenwerts toxische Wirkungen nicht auszuschließen. Diese Nebenwirkungen betreffen hauptsächlich das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System.

Die effektivsten prophylaktischen Maßnahmen sind gewissenhaftes Einhalten der empfohlenen Dosierung von Prilocainhydrochlorid hyperbar, es ist von wesentlicher Bedeutung, dass der Arzt dessen Wirkung überprüft (visueller und verbaler Kontakt zum Patienten), sowie eine sorgfältige Aspiration vor der Injektion der Lösung.

Leichte Nebenwirkungen (Schwindelgefühl, Benommenheit) sind mögliche Folgen einer mäßigen Überdosierung und gehen in der Regel nach einer Dosissenkung oder nach einem Abbruch der Anwendung von Prilocainhydrochlorid hyperbar rasch zurück.

Schwere Nebenwirkungen sind auf eine relevante Überdosierung und/oder versehentliche Injektion des Lokalanästhetikums in ein Blutgefäß zurück zu führen. Sie zeigen sich in zentralnervösen Symptomen (Unruhe, Sprachstörungen, Desorientierung, Schwindel, Muskelkontraktionen, Krampfanfälle, Erbrechen, Bewusstseinsverlust, Atemstillstand und Mydriasis) und kardiovaskulären Symptomen (Erhöhung von Blutdruck und Herzfrequenz, Arrhythmie, Blutdrucksenkung, Asystolie) infolge einer Reizung und/oder Depression der Hirnrinde und der Medulla (siehe Abschnitt 4.9).

Außerdem können durch eine Hemmung bzw. Blockade des kardialen Reizleitungssystem eine Verlangsamung der Herzfrequenz und eine Myokarddepression auftreten.

Als mögliche Ursachen für Nebenwirkungen müssen auch eventuelle Störungen des Abbaus (Leber) oder der Ausscheidung (Niere) von Prilocainhydrochlorid hyperbar in Betracht gezogen werden.



FO 4.9 Überdosierung


Wird Prilocainhydrochlorid hyperbar in der empfohlenen Dosierung angewendet, ist es unwahrscheinlich, dass Plasmaspiegel auftreten, die systemische toxische Wirkungen hervorrufen.


Akute systemische Toxizität

Systemische Nebenwirkungen, die bei Plasmaspiegeln von über 5-10 Mikrogramm Prilocain/ml auftreten können, sind iatrogenen pharmakodynamischen oder pharmakokinetischen Ursprungs und betreffen das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System.

Iatrogene Nebenwirkungen treten aufgrund folgender Umstände auf:


Bei einer versehentlichen intravenösen Injektion tritt die toxische Wirkung innerhalb von 1‑3 Minuten ein. Bei einer Überdosierung werden hingegen je nach Injektionsstelle die maximalen Plasmakonzentrationen erst nach 20‑30 Minuten erreicht und Anzeichen toxischer Wirkungen treten verzögert ein.

Anzeichen einer Überdosierung lassen sich zwei qualitativ und in ihrer Intensität unterschiedlichen Symptomkomplexen zuordnen:

a) Symptome, die das zentrale Nervensystem betreffen

Erste Symptome sind in der Regel Parästhesien im Mundbereich, Taubheitsgefühl auf der Zunge, Benommenheit, Hörstörungen und Tinnitus. Sehstörungen und Muskelkontraktionen sind schwerer und gehen einem generalisierten Krampfanfall voraus. Diese Anzeichen dürfen nicht fälschlicherweise als neurotisches Verhalten missverstanden werden. Anschließend können Bewusstlosigkeit und tonisch-klonische Krämpfe auftreten, die in der Regel einige Sekunden bis einige Minuten andauern. Hypoxie und ein übermäßig hoher Kohlendioxidgehalt des Bluts (Hyperkapnie) folgen unmittelbar auf die Krampfanfälle, sie sind auf die gesteigerte Muskelaktivität in Vermindung mit respiratorischen Störungen zurück zu führen. In schweren Fällen kann ein Atemstillstand auftreten. Eine Azidose verstärkt die toxischen Wirkungen von Lokalanästhetika.

Das Abklingen bzw. die Besserung von Symptomen, die das zentrale Nervensystem betreffen, sind auf die Umverteilung des Lokalanästhetikums aus dem ZNS zurück zu führen. Die Rückbildung kann schnell erfolgen, es sei denn, es wurden große Mengen appliziert.

b) Herz-Kreislauf-System

In schweren Fällen können kardiovaskuläre toxische Wirkungen auftreten. Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmie und auch Herzstillstand können bei Vorliegen einer hohen systemischen Konzentration von Lokalanästhetika auftreten.

Die ersten Anzeichen toxischer Symptome, die das zentrale Nervensystem betreffen, gehen in der Regel toxischen kardiovaskulären Wirkungen voraus. Das gilt nicht, wenn sich der Patient in Vollnarkose befindet oder mit Arzneimitteln wie Benzodiazepinen oder Barbituraten tief sediert ist.


Behandlung akuter systemischer toxischer Wirkungen

Folgende Maßnahmen sind sofort zu treffen:

Bei einer kardiovaskulären Depression muss der Kreislauf stabilisiert werden. Treten Krampfanfälle auf und legen sich nicht spontan nach 15‑20 Sekunden, wird die Anwendung eines intravenösen Antikonvulsivums empfohlen.

Zentral wirkende Analeptika sind bei einer Intoxikation durch Lokalanästhetika kontraindiziert.

Bei schweren Komplikationen ist es ratsam, zur Behandlung des Patienten einen in Notfallbehandlung und Wiederbelebung erfahrenen Arzt hinzuzuziehen (z. B. einen Anästhesisten).


Methämoglobinämie

Eine Methämoglobinämie kann nach Anwendung von Prilocain auftreten. Prilocainhydrochlorid Sintetica hyperbar 2 % Injektionslösung ist für Techniken der Regionalanästhesie, bei denen eine kontinuierliche Anwendung erforderlich ist, kontraindiziert. Die für eine Spinalanästhesie verwendeten Dosierungen führen nicht zu Plasmaspiegeln, die eine Methämoglobinämie induzieren können. Sie tritt auf, wenn ≥ 600 mg Prilocainhydrochlorid angewendet wurden.

Ein Abbauprodukt von Prilocain, o-Toluidin, kann eine Methämoglobinbildung induzieren. In der Regel ist die Methämoglobinbildung klinisch vernachlässigbar, außer bei einer extrem schweren Anämie und einer hochgradigen kardialen Dekompensation.


Patienten mit schwerer Anämie können eine Hypoxie entwickeln. Andere schwere Ursachen einer Zyanose wie akute Hypoxie und/oder Herzinsuffizienz müssen ausgeschlossen werden.


Behandlung einer Methämoglobinämie

Eine diagnostizierte Methämoglobinämie legt sich 15 Minuten nach einer i.v.‑Injektion von 2‑4 mg/kg Körpergewicht Toluidinblau.


Weitere Informationen:

Auch geringe Konzentrationen von Methämoglobin können pulsoxymetrische Messungen beeinflussen.



FF 5. Pharmakologische Eigenschaften



F1 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Lokalanästhetika; Amide

ATC-Code: N01BB04


Prilocain ist ein Lokalanästhetikum vom Amidtyp. Prilocain hemmt die Funktion erregbarer Strukturen (z. B. alle Typen von Nervenfasern [sensorisch, motorisch, autonome Nervenfasern]). Es hemmt reversibel und lokal begrenzt die Erregbarkeit der sensorischen Schmerzrezeptoren sowie die Reizleitung der sensiblen Nervenfasern und setzt so das Schmerzempfinden und nachfolgend das von Kälte, Wärme, Berührung und Druck herab.

Prilocain reduziert die Membranpermeabilität für Natrium. Dies führt konzentrationsabhängig zu einer verminderten Erregbarkeit der Nervenfasern, da der zur Ausbildung des Aktionspotenzials notwendige plötzliche Anstieg der Natriumpermeabilität vermindert ist. Die Wirkung ist vom pH‑Wert des Präparats und dem pH‑Wert des Milieus abhängig. Die lokalanästhetische Wirkung beruht auf der protonierten Form. In entzündeten Geweben ist die Wirkung der Lokalanästhetika aufgrund des dortigen geringeren pH‑Werts herabgesetzt.



F2 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Die Plasmakonzentration müsste bei intrathekaler Anwendung vernachlässigbar sein.

Die terminale Eliminationshalbwertzeit von Prilocain beträgt 1,6 Stunden.

Die Plasmaproteinbindung beträgt etwa 55 %.

Die Bioverfügbarkeit von Prilocain an der Applikationsstelle beträgt 100 %.



F3 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Die beim Menschen lokal angewendete therapeutische Dosis ist nahe der Dosis, die bei Tieren nach intravenöser Anwendung toxisch ist. Bei Tieren sind Anzeichen akuter toxischer Wirkungen verminderte Aktivität, Krampfanfälle, Dyspnoe, Zyanose und Tod durch Herzinsuffizienz.

Die subkutane Injektion von 3 ml/kg Körpergewicht Prilocainhydrochlorid führte bei Ratten zu reversiblen lokalen Nekrosen. In gleicher Dosierung wurden bei Affen keine Schädigungen beobachtet.


Die Anwendung von 60 mg/kg Körpergewicht Prilocain an 5 Tagen pro Woche über 7 Wochen führte bei Ratten zu einer leichten Gewichtsabnahme.

In Mutagenitätsstudien zeigte Prilocain keine mutagenen Wirkungen.

Hinweise auf ein mutagenes Potenzial beruhen auf Erkenntnissen zum Metaboliten o-Toluidin, der in verschiedenen Tests in vitro Genschädigungen und Zellproliferationen (Chromosomenmutationen, Aneuploidien, DNS-Reparatur, Zelltransformation) verursachte.

In Studien zur Karzinogenität bei Ratten und Mäusen mit hohen Dosierungen des Metaboliten o-Toluidin waren vermehrt Tumore der Milz und der Blase zu beobachten.

Diese Ergebnisse scheinen für den Menschen bei einer kurzzeitigen therapeutischen Anwendung von Prilocain nicht von Bedeutung zu sein; aus Sicherheitsgründen sollte jedoch eine Anwendung hoher Dosierungen über längere Zeiträume unterbleiben.

Prilocain hat keinen Einfluss auf die Fertilität männlicher und weiblicher Ratten. Die postnatale Überlebensrate der Nachkommen behandelter weiblicher Tiere war jedoch reduziert. In einer Embryotoxizitätsstudie bei Ratten waren Todesfälle bei Föten zu beobachten, ebenso traten bei den Föten dosisabhängige Hydronephrosen auf.



FR 6. Pharmazeutische Angaben



F7 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


D-Glucose

Natriumhydroxid (zur pH‑Anpassung)

Wasser für Injektionszwecke



FS 6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.



FT 6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre

Das Arzneimittel ist nach erstmaligem Öffnen zu verwenden.



FX 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25°C lagern.

Nicht einfrieren.

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.



FY 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Klare, farblose Ampullen aus Typ‑I‑Glas

Schachtel mit 10 Ampullen mit jeweils 5 ml Injektionslösung



F4 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


5 ml ‑Ampullen mit Injektionslösung sind ausschließlich zur einmaligen Anwendung bestimmt.

Restliches Arzneimittel ist zu verwerfen.

Nicht resterilisieren.

Das Arzneimittel muss vor der Anwendung visuell geprüft werden. Es dürfen nur klare, praktisch partikelfreie Lösungen verwendet werden.



FZ 7. Inhaber der Zulassung


Sintetica Italia srl

Piazza della Repubblica 25

20124 Mailand

Italien



Mitvertrieb:


Meduna Arzneimittel GmbH

Ernst-Grote-Straße 23

30916 Isernhagen



F5 8. Zulassungsnummer


72049.00.00



F6 9. Datum der Erteilung der Zulassung


[siehe Unterschrift]



F10 10. Stand der Information


...



F11 11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig


2020202- 2 -