Tebesium-S-250mg
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tebesium®-s-100 mg; Lösung zur Injektion (i.v., i.m., s.c.), Infusion und Instillation
tebesium®-s-250 mg; Lösung zur Injektion (i.v., i.m., s.c.), Infusion, Instillation und Inhalation
1. Bezeichnung der Arzneimittel
tebesium®-s-100 mg
tebesium®-s-250 mg
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Isoniazid
tebesium®-s-100 mg:
1 Ampulle à 5 ml enthält 100 mg Isoniazid (entsprechend 2 %).
tebesium®-s-250 mg:
1 Ampulle à 5 ml enthält 250 mg Isoniazid (entsprechend 5 %).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
tebesium®-s-100 mg:
Lösung zur Injektion (i.v., i.m., s.c.), Infusion und Instillation
tebesium®-s-250 mg:
Lösung zur Injektion (i.v., i.m., s.c.), Infusion, Instillation und Inhalation
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Alle Formen und Stadien der pulmonalen und extrapulmonalen Tuberkulose (insbesondere bei tuberkulösen Meningitiden, Schluckbeschwerden, Bewusstlosigkeit, Resorptionsstörungen jeglicher Art; zur lokalen Behandlung tuberkulöser Pleuraempyeme, Fisteln und Kavernen sowie zur Instillation nach Resektion und zur Inhalationsbehandlung bei Bronchialschleimhauttuberkulose).
Dabei sollte tebesium®-s immer mit anderen wirksamen Antituberkulotika kombiniert werden.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
■ Tagesdosis: Es gelten folgende Richtlinien bei täglicher Anwendung:
Säuglinge und Kleinkinder (0 – 5 Jahre) |
8 – 10 mg/kg KG (200 mg/m2 Körperoberfläche) |
Schulkinder (6 – 9 Jahre) |
7 – 8 mg/kg KG |
Jugendliche (10 – 14 Jahre) |
6 – 7 mg/kg KG |
Jugendliche (15 – 18 Jahre) |
5 – 6 mg/kg KG |
Erwachsene |
5 mg/kg KG |
Bei Erwachsenen gelten 3 – 8 mg/kg KG/Tag als akzeptabler Bereich. Es gibt durchaus Bestrebungen, 300 mg pro Tag als Obergrenze (auch Standarddosis genannt) für Erwachsene anzusehen.
■ Dosierungsempfehlung für Einzeldosen bei verschiedenen Anwendungsarten (Erwachsene):
Injektionen:
intravenös (langsam injizieren): |
bis zu 200 mg |
intramuskulär: |
bis zu 300 mg |
subcutan: |
bis zu 300 mg |
Infusion:
5 - 8 mg/kg KG
Instillationen:
intraartikulär: |
50 – 100 mg |
intravesikal: |
50 – 100 mg |
intrakavernös: |
100 – 300 mg |
intrapleural: |
bis zu 8 mg/kg KG in 5 %iger Lösung in 2 bis 4 Tagesabständen (nur tebesium®-s-250 mg verwenden) |
Inhalation (nur tebesium®-s-250mg):
100 mg in 5 %iger Lösung (entspr. 2 ml tebesium®-s-250 mg) 2- bis 5-mal täglich.
Lokal und parenteral verabreichtes tebesium®-s ist auf die Gesamttagesdosis anzurechnen!
■ Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Bei schweren Nierenschäden mit deutlich verminderter Clearance verlängert sich die terminale Halbwertszeit des Isoniazid und seiner Metaboliten, jedoch soll die Tagesdosis so lange unverändert bleiben, wie die Serumkonzentration des Isoniazid nach 24 Std. noch auf < 1 µg/ml abfällt.
Art und Dauer der Anwendung
tebesium®-s sollte immer kombiniert mit anderen wirksamen Antituberkulotika eingesetzt werden.
Zur Infusionsbehandlung kann tebesium®-s mit isotonischer NaCl- oder 5 %iger Laevulose-Lösung gemischt werden. Der Zusatz anderer Chemotherapeutika (Streptomycin-Sulfat, Ethambutol) ist möglich. Die frisch zubereiteten Mischungen sind innerhalb von 24 Stunden zu verbrauchen. Nur für diese Zeit wird der deklarierte Gehalt an Isoniazid garantiert. Sobald der Zustand des Patienten es erlaubt, sollte von der parenteralen auf die orale Applikation übergegangen werden.
Die gesamte Therapiedauer richtet sich nach dem ausgewählten chemotherapeutischen Regime und kann je nach Kombination 6 – 12 Monate betragen. Isoniazid ist sowohl für die intensive Anfangsbehandlung als auch für die Behandlung in der Kontinuitätsphase angezeigt.
4.3 Gegenanzeigen
tebesium®-s darf nicht angewandt werden bei Patienten mit
-
Überempfindlichkeit gegen Isoniazid oder einen der sonstigen Bestandteile,
-
bestehenden schweren Leberschäden (akute Hepatitis, Verschlussikterus, Zirrhose),
-
Polyneuropathien, Psychosen und zerebralen Anfallsleiden,
-
Störungen der Hämostase und der
Hämatopoese.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Vorsicht ist geboten, wenn bei vorangegangener Isoniazid-Behandlung Leberschäden beobachtet wurden, bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen, schweren Nierenschäden, leichteren Störungen des Zentralnervensystems, bei Diabetikern sowie bei gleichzeitiger Gabe von Antiepileptika, Benzodiazepinen und Paracetamol (s. a. Abschnitt 4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen“).
Während der Therapie mit tebesium®‑s soll auf den Genuss von Alkohol verzichtet werden.
Müdigkeit, Schwäche, Unwohlsein, Appetitmangel, Übelkeit oder Erbrechen können erste Anzeichen einer Leberentzündung sein und sind daher ernst zunehmen. Dieselben Beschwerden können jedoch auch als harmlose Nebenwirkungen von Isoniazid auftreten. Leberfunktionstests sollten daher vor Beginn der Behandlung und während der Behandlung in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.
Regelmäßige Kontrollen des Blutbildes (alle 4 Wochen) sind empfehlenswert.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Zu unerwünschten Wechselwirkungen kann es in Kombination mit folgenden Mitteln kommen:
Isoniazid hemmt bei gleichzeitiger Gabe von Antiepileptika wie Phenytoin, Primidon, Valproinsäure und Carbamazepin sowie von Benzodiazepinen wie Diazepam und Triazolam den Metabolismus dieser Substanzen. Deren Wirkungen können daher als Folge einer erhöhten Plasmakonzentration verstärkt sein. Evtl. ist eine Dosisanpassung notwendig.
Bei gleichzeitiger Anwendung von blutgerinnungshemmenden Substanzen vom Cumarin-Typ und Isoniazid kann es zu einer Wirkungsverstärkung der Antikoagulantien kommen. Eine engmaschige Kontrolle der Quick-Werte ist zu empfehlen.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Ketoconazol bzw. Itraconazol und Isoniazid kann es zu subtherapeutischen Serumkonzentrationen dieser Azol-Antimykotika kommen.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Paracetamol und Isoniazid kann die Plasmaclearance von Paracetamol verringert und die Wahrscheinlichkeit einer Leberzellschädigung erhöht sein. Während einer Behandlung mit tebesium®-s sollte die Einnahme von Paracetamol-haltigen Präparaten daher streng eingeschränkt oder möglichst vermieden werden.
Salicylate, Para-Aminosalicylsäure, Chlorpromazin, Fenyramidol und β-Rezeptorenblocker hemmen bei gleichzeitiger Gabe von tebesium®-s den Metabolismus von Isoniazid, so dass es zu erhöhten Isoniazid-Konzentrationen kommen kann. Erhöhte Isoniazid-Blutspiegel werden auch bei gleichzeitiger Therapie mit Insulin oder Haloperidol beobachtet.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Prednisolon und Isoniazid kann es zu einer Wirkungsverminderung des Isoniazids als Folge einer verstärkten Elimination kommen.
Chenodeoxycholsäure erhöht ebenfalls die Ausscheidung von Isoniazid, da die Acetylierung beschleunigt wird.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Levodopa und Isoniazid kann es zu motorischer Unruhe (Agitiertheit), zu schwerem Zittern (Tremor) und zu einer Verschlechterung der Parkinson-Symptomatik kommen.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Isoniazid und Cycloserin sowie Terizidon ist eine erhöhte Krampfbereitschaft möglich.
Isoniazid kann die Nebenwirkungen von Sympathikomimetika wie Adrenalin und Noradrenalin verstärken.
Bei gleichzeitiger Gabe von Isoniazid und Protionamid können Psychosen, Pellagroide und Photodermatosen auftreten.
Isoniazid verstärkt die Toxizität von Atropin.
Zwischen Isoniazid und Chloroquin besteht ein Antagonismus. Dies sollte bei der gleichzeitigen Behandlung von Tuberkulose und Malaria berücksichtigt werden.
Bei einer Therapie mit tebesium®-s ist mit einer verminderten Alkoholtoleranz sowie mit verstärkten Nebenwirkungen des Isoniazids zu rechnen.
Von einer gleichzeitigen Behandlung mit Isoniazid und Disulfiram ist abzuraten, weil dadurch die Disulfiram-Wirkung verstärkt wird.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Isoniazid ist placentagängig. Im Feten werden ca. 2/3 der mütterlichen Isoniazid-Plasmakonzentration erreicht. Weder Tierversuche noch langjährige klinische Erfahrungen erbrachten bisher Hinweise auf eine erhöhte Missbildungsrate der Neugeborenen. Nach den Empfehlungen des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose ist das Risiko einer unzureichenden oder fehlenden Tuberkulosebehandlung um ein Vielfaches größer als das Teratogenitätsrisiko. Die Durchführung einer Behandlung mit Isoniazid ist in keinem Stadium der Gravidität eine Indikation zum Schwangerschaftsabbruch.
Isoniazid tritt in die Muttermilch über. Berichte über unerwünschte Wirkungen bei Säuglingen sind bisher nicht bekannt. Dennoch sollten gestillte Säuglinge ärztlich überwacht werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
tebesium®-s kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird; dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥
1/1.000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (<1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Nebenwirkungen sind dosisabhängig und sind bei Tagesdosen bis 300 mg relativ selten.
Bei höheren Dosen steigt die Inzidenz von Nebenwirkungen steil an.
Wirkungen auf das Zentralnervensystem
-
zentralnervöse Störungen mit Schwindel, Kopfschmerzen und Psychosen
-
Parästhesien an den Extremitäten, periphere Polyneuritiden
-
Beeinträchtigung der Merkfähigkeit und des Reaktionsvermögens, Überreizung, Verlust der Selbstkontrolle
-
Epileptiforme Krämpfe, besonders bei zerebralen Anfallsleiden in der Anamnese.
Die zentrale und periphere Neurotoxizität werden als die häufigste Nebenwirkung von Isoniazid beschrieben. Klinische Studien haben gezeigt, dass eine zusätzliche Behandlung mit Pyridoxin das Risiko von Polyneuropathien, vor allem bei prädisponierten Patienten (Alkoholabusus, hohes Alter, Mangelernährung, Phänotyp Langsamacetylierer), statistisch signifikant mindert. Auch die zerebralen Störungen sollen durch die gleichzeitige (prophylaktische) Gabe von Pyridoxin vermindert werden.
Wirkungen auf die Leberfunktion
-
Erhöhung der Enzymaktivitäten von SGOT und SGPT sowie von Bilirubin, die sich unter Therapie häufig wieder normalisieren.
-
Hepatitis mit oder ohne Ikterus ist sehr selten.
Hepatotoxische Nebenwirkungen nehmen mit höherem Lebensalter, bei Patienten mit bereits bestehenden Leberschäden und bei Alkoholabusus zu. Die Kombination von Isoniazid mit Rifampicin soll das Risiko vergrößern. Ob der Phänotyp der Isoniazid-Acetylierung einen Risikofaktor darstellt, ist noch nicht sicher. Die Prognose der relativ selten auftretenden Isoniazid-induzierten Hepatitis ist in der Regel gut. Eine solche Hepatitis, die klinisch von einer Virus-Hepatitis kaum zu unterscheiden ist, manifestiert sich meistens in den ersten 4 – 8 Wochen der Therapie. Wesentlich mehr Patienten erleiden lediglich eine reversible Erhöhung der Transaminasen, die sich auch unter Weiterbehandlung mit Isoniazid zurückbilden kann. Leberfunktionstests sollten vor Beginn der Behandlung und während der Therapie in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Für die Isoniazid-bedingten Leberschäden werden reaktive, elektrophile Umwandlungsprodukte des Isoniazid-Metaboliten Acetylhydrazin verantwortlich gemacht.
Wirkungen auf die Nierenfunktion
Gelegentlich können eine vorübergehende Mikrohämaturie und Eiweißspuren im Harn auftreten. Sie sind Ausdruck minimaler Nierenschäden und haben keine therapeutischen Konsequenzen.
Wirkungen auf den Gastrointestinaltrakt
Gastrointestinale Störungen wie Diarrhoe oder Obstipation sowie Aufstoßen, Völlegefühl und Erbrechen treten selten auf und können auch Anzeichen einer beginnenden Leberstörung sein.
Überempfindlichkeitsstörungen
Fieber, Hauteruptionen, Exantheme, Lymphdrüsenschwellungen, Lupus-erythematodes-like Reaktionen sowie die Herxheimer’sche Reaktion unmittelbar nach Therapiebeginn sind selten.
Wirkungen auf das Blut und Blutbestandteile
-
Selten Blutbildungsstörungen (Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie, seltener Agranulozytosen oder Eosinophilie). Regelmäßige Blutbildkontrollen (alle 4 Wochen) sind empfehlenswert.
-
Vereinzelt Blutungsneigung durch Gefäßwandschädigung, meist bei höherer Dosierung.
Wirkungen auf Drüsen mit innerer Sekretion
Gelegentlich wird über eine Gynäkomastie berichtet.
Pellagra
Selten verursacht Isoniazid ein pellagraartiges Syndrom, vor allem bei unterernährten oder einseitig vegetarisch ernährten Patienten. Es kann durch die zusätzliche Gabe von Vitamin B6 vermieden bzw. behandelt werden.
Sonstige Nebenwirkungen
Herz-Kreislauf-Störungen (Rhythmusstörungen) kommen gelegentlich vor. Selten treten Muskel- und Gelenkschmerzen (z. B. auch das Schulter-Hand-Syndrom) auf.
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation
Bei nur leichter Intoxikation:
Artikulationsstörungen, Ataxie und polyneuritische Reaktionen.
Bei schwerer Intoxikation:
lokalisierte oder generalisierte epileptiforme Krämpfe, Bewusstlosigkeit, metabolische Azidose, Atemstillstand.
b) Therapie von Intoxikationen
Kontrollierte, forcierte Diurese, Hämodialyse bzw. Peritonealdialyse. Intravenöse Gabe von Pyridoxin (Vitamin B6) in Dosen, die die applizierte Isoniazidmenge deutlich übersteigen. Publizierte Empfehlungen reichen von 5 g bis 12 g Pyridoxin. Auch eine i.v.-Einzeldosis von 52 g Pyridoxin ist erfolgreich ohne gleichzeitige Pyridoxin-Vergiftung angewandt worden. Außer Pyridoxin könnte auch eine Behandlung mit der neurotropen Substanz Nicotinamid hilfreich sein. Sedierung mit kurzwirksamen Barbituraten oder Diazepam. Eine Therapie mit Phenytoin muss vermieden werden. Zur Behandlung von therapierefraktären Krampfanfällen nach Intoxikation mit 18 g Isoniazid wurde auch die i.v.-Gabe von Thiopental (Gesamtdosis ca. 3,5 g) erfolgreich angewandt. Behandlung der metabolischen Azidose mit Natriumbicarbonat. Elektrolyt-Kontrolle und –Ausgleich.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Synthetisch hergestelltes Chemotherapeutikum
ATC-Code: J04AC01
tebesium®-s wirkt spezifisch bakterizid auf Mykobakterien.
Wirkungsmechanismus:
Isoniazid beeinträchtigt in vitro den Zellwandstoffwechsel und vermutlich auch den Nukleinsäurestoffwechsel sensibler Mykobakterien. In vivo wirkt es bakterizid auf proliferierende, aber auch auf langsam wachsende Mykobakterien.
Mikrobiologisches Wirkungsspektrum:
Isoniazid hemmt das Wachstum von Mycobacterium tuberculosis und Mycobacterium bovis im Bereich von 0,05 – 0,20 µg/ml. Die minimale Hemmkonzentration (MIC) für den Standard-Referenz-Stamm M. tuberculosis H37 RV beträgt 0,05 µg/ml. Stämme werden als sensitiv bezeichnet, wenn die MIC < 0,20 µg/ml beträgt. Primäre Resistenz des M. tuberculosis wurde in den USA und Europa mit 2 – 4 % relativ selten beobachtet.
In anderen geographischen Regionen kann die Resistenzrate höher liegen.
Sekundäre Resistenz tritt vor allem bei Isoniazid-Monotherapie auf, und zwar innerhalb von drei Monaten bei 60 % der noch bakteriologisch positiven Fälle.
Der BCG-Stamm ist normalerweise Isoniazid-sensitiv. Die übrigen Mykobakterien sind überwiegend resistent, nur M. kansasii reagiert zuweilen sensitiv.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Bei intravenöser Applikation von 5 mg/ kg Körpergewicht werden Serumkonzentrationen von 8 + 1,9 µg/ml erreicht. 4 – 6 Std. nach Applikation ist die Serumkonzentration bei einem Teil der Patienten, und zwar dem vom Phänotyp der Schnellinaktivierer, auf Null abgefallen, während bei Patienten vom Phänotyp der Langsaminaktivierer noch Konzentrationen deutlich größer als Null vorliegen.
Verteilung:
Es konnte keine signifikante Bindung an Serumproteine festgestellt werden. Isoniazid wird auf alle extra- und intrazellulären Körperflüssigkeiten verteilt. Das Verteilungsvolumen beträgt 0,61 + 0,11 l/kg Körpergewicht. Cerebrospinalflüssigkeit (von Gesunden und Patienten mit tuberkulöser Meningitis), Pleuraerguss und Speichel enthalten den Plasmakonzentrationen vergleichbare Isoniazid-Mengen. Die höchsten Konzentrationen wurden in Haut und Lunge gefunden, so dass diese möglicherweise eine Art Depot darstellen. Isoniazid penetriert in kaseöses Gewebe und in die Alveolarmakrophagen. Die erreichten Konzen-trationen liegen für mindestens 5 Std. über der minimalen Hemmkonzentration. Die Penetration des Isoniazid in periphere Nervenzellen wurde experimentell nachgewiesen. Doch nicht nur Isoniazid, sondern auch die Metaboliten Acetylisoniazid und Isonicotinsäure werden gleichmäßig verteilt.
Placentagängigkeit/Übergang in die Muttermilch:
Studien am Hund und am Kaninchen zeigten, dass Isoniazid durch die Placenta penetriert und auch mit der Muttermilch in Konzentrationen ausgeschieden wird, die mit denen des Plasmas vergleichbar sind.
Biologische Halbwertzeit:
Die totale ,,body clearance‘‘ unterscheidet sich aufgrund genetisch bedingter Unterschiede in der metabolischen Elimination bei den beiden resultierenden Phänotypen signifikant. Dies zeigt sich in den deutlich verschiedenen terminalen Halbwertszeiten (HWZ) für das Isoniazid:
Schnellacetylierer 35 – 110 min
Langsamacetylierer 110 – 400 min.
Elimination:
Die Ausscheidung von Isoniazid erfolgt mit 70 % überwiegend renal. Ausgeschieden werden dabei freies Isoniazid und Metaboliten. Entsprechend der genetisch bestimmten Metabolisierung unterscheiden sich die Phänotypen Schnell- und Langsamacetylierer im Anteil der einzelnen Metaboliten. Schnellacetylierer scheiden 94 % als Acetylisoniazid und seine Derivate aus und nur 2,8 % als unverändertes Isoniazid bzw. 3,6 % als Isoniazid-Konjugate. Langsamacetylierer scheiden 37 % als unverändertes Isoniazid bzw. Isoniazid-Konjugate aus und 63 % als Acetylisoniazid und andere Derivate, wie Acetylhydrazin und Isonicotinsäure. Für unverändertes Isoniazid und die Hydrazonverbindungen beträgt die renale Clearance unabhängig vom Acetylierungstyp 46 + 3 ml/min. Isonicotinsäure und deren Konjugat mit Glycin werden vermutlich aktiv sezerniert (renale Clearance 453 bzw. 493 ml/min), während das Acetylisoniazid mit 111 ml/min eliminiert wird, was der glomerulären Filtrationsrate entspricht.
Isoniazid verbindet sich mit dem körpereigenen Coenzym Pyridoxalphosphat zu Pyridoxal-Isonicotin-Hydrazon. Diese Verbindung wird renal ausgeschieden.
Elimination bei eingeschränkter Leberfunktion:
Bei Patienten mit akuter oder chronischer Lebererkrankung gibt es keine bimodalen Eliminationskinetiken mehr, und die HWZ sind signifikant verlängert, was eine Anpassung der Dosierung erforderlich macht.
Dialysierbarkeit:
Bei Hämodialyse werden 73 % der totalen Isoniazid-Dosis innerhalb von 5 Stunden entfernt.
Metabolismus:
Für Isoniazid ist Acetylierung der quantitativ wichtigste Schritt in der metabolischen Elimination. Die genetisch bedingte Unterscheidung von zwei Phänotypen, den sog. Schnell- und Langsamacetylierern, wurde schon mehrfach erwähnt. Bei Schnellacetylierern wird Isoniazid 5- bis 6-fach schneller umgesetzt als bei Langsamacetylierern. Das entstandene Acetylisoniazid wird zu Isonicotinsäure bzw. Monoacetylhydrazin abgebaut. Zur renalen Elimination wird Isonicotinsäure zum überwiegenden Teil an Glycin gebunden. Die Rate für diese Konjugation ist individuell verschieden, aber unabhängig vom Acetylierungsstatus. Monoacetylhydrazin wird vom gleichen polymorphen N-Acetyltransferasesystem wie Isoniazid selbst zu Diacetylhydrazin umgebaut. Entsprechend ist auch hier die Rate beim sog. Schnellacetylierer signifikant (etwa 4-fach) höher als beim Langsamacetylierer. Quantitativ weniger bedeutsam ist die Umwandlung von Isoniazid in Pyruvat-Hydrazon bzw. α-Ketoglutar-Hydrazon.
Der wichtigste Metabolit in toxischer Hinsicht scheint das Monoacetylhydrazin zu sein, weil dessen reaktive, elektrophile Umwandlungsprodukte als Substrat für mikrosomale Enzyme in der Leber dienen können, und dabei toxische Intermediärprodukte entstehen, die zu Lebernekrosen führen sollen. Die Frage, ob bei einem der beiden Phänotypen ein besonderes Risiko für diese Reaktion besteht, ist noch nicht ausdiskutiert. Vom gleichen polymorphen Enzymsystem der N-Acetyltransferasen wird auch die Acetylierung anderer Stoffe, wie Sulphadimidine, Sulphapyridine usw. katalysiert, so dass deren Metaboliten im Urin zur einfachen Bestimmung des Phänotyps verwendet werden können. In der Bundesrepublik Deutschland soll der Anteil der Langsamacetylierer in der Population 44 % betragen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Toxikologische Eigenschaften
Toxische Reaktionen sind bei therapeutischer Anwendung selten (s. a. Abschnitte 4.8 „Nebenwirkungen“ und 4.9 „Überdosierung“). Zwar wurden bei bestimmten Mäusestämmen kanzerogene Veränderungen nach Isoniazidgabe festgestellt, doch scheint hier die Ursache in einem bisher nur bei dieser Spezies nachgewiesenen Metabolisierungsschritt begründet zu sein. Im Rahmen der weltweiten Therapiestudien — u. a. die 18 Jahre dauernde Beobachtung über die Auswirkung von Chemoprophylaxe bzw. Chemoprävention in den USA — ergaben sich keine Hinweise auf kanzerogene Wirkungen.
Isoniazid penetriert durch die Plazenta und findet sich auch in der Muttermilch, doch wird dadurch kein zusätzliches Risiko embryotoxischer oder teratogener Wirkungen hervorgerufen, wie klinische Studien gezeigt haben (siehe Abschnitt 4.6 „Schwangerschaft und Stillzeit“).
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
tebesium®-s-100 mg:
Natriumchlorid, Salzsäure 0,36 %, Wasser für Injektionszwecke
tebesium®-s-250 mg:
Salzsäure 0,36 %, Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre.
Frisch zubereitete Mischungen sind innerhalb von 24 Stunden zu verbrauchen.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Art: Ampulle aus Braunglas
tebesium®-s-100 mg:
OP mit 12 Ampullen
Anstaltspackung mit 120 Ampullen
tebesium®-s-250 mg:
OP mit 12 Ampullen
Anstaltspackung mit 120 Ampullen
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
RIEMSER Arzneimittel AG
An der Wiek 7
17493 Greifswald – Insel Riems
Fon: +49 (0) 3 83 51/ 7 60
Fax: +49 (0) 3 83 51/ 3 08
E-mail: info@RIEMSER.de
Internet: www.RIEMSERgroup.com
8. Zulassungsnummer(n)
tebesium®-s-100 mg: 359.00.00
tebesium®-s-250 mg: 359.01.00
9. Datum der Verlängerung der Zulassung
tebesium®-s-100 mg:
09.06.1994
tebesium®-s-250 mg:
09.06.1994
10. Stand der Information
März 2009
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
955730b75188af3df8f8c2d13cd8bbe2.rtf ÄA vom 23.03.2009