Tetraspan 10 % Infusionslösung
FACHINFORMATION
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Tetraspan 10% Infusionslösung.
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1000 ml enthalten:
Poly(O-2-hydroxyethyl)stärke (HES) 100,0 g
(Molare Substitution: 0,42)
(Mittleres Molekulargewicht: 130.000 Da)
Natriumchlorid 6,25 g
Kaliumchlorid 0,30 g
Calciumchlorid-Dihydrat 0,37 g
Magnesiumchlorid-Hexahydrat 0,20 g
Natriumacetat-Trihydrat 3,27 g
Äpfelsäure 0,67 g
Elektrolytkonzentration:
Natrium 140,0 mmol/l
Kalium 4,0 mmol/l
Calcium 2,5 mmol/l
Magnesium 1,0 mmol/l
Chlorid 118,0 mmol/l
Acetat 24,0 mmol/l
Malat 5,0 mmol/l
pH: 5,66,4
Theoretische Osmolarität: 297 mOsmol/l
Titrationsazidität: <2,0 mmol/l
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1
3. Darreichungsform
Infusionslösung.
Klare, farblose, wässrige Lösung, praktisch frei von Partikeln.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Behandlung von drohendem oder manifestem Volumenmangel und Schock.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die tägliche Dosis und die Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach dem Umfang des Blutverlusts und der Flüssigkeitsmenge, die zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Hämodynamik erforderlich sind.
Die ersten 10-20 ml sind langsam und unter genauer Beobachtung des Patienten zu infundieren, damit anaphylaktoide Reaktionen möglichst sofort erkannt werden.
Maximale
Infusionsrate:
Die maximale Infusionsrate hängt von der klinischen Situation ab.
Patienten im akuten Schock können bis zu 20 ml/kg
Körpergewicht pro Stunde appliziert werden (entspricht
0,33 ml/kg/min oder 2,0 g Hydroxyethylstärke/kg
Körpergewicht pro Stunde).
In lebensbedrohlichen Situationen können 500 ml schnell als Druckinfusion appliziert werden. Siehe auch "Art der Anwendung und Dauer der Therapie."
Maximale tägliche
Dosis:
Bis zu 30 ml Tetraspan 10 % /kg Körpergewicht (entspricht
3,0 g Hydroxyethylstärke /kg Körpergewicht). Dies entspricht
2.000 ml Tetraspan 10 % Infusionslösung für einen 70 kg
wiegenden Patienten.
Es liegen keine Erfahrungen mit der Behandlung von Kindern mit Tetraspan 10 % vor. Daher sollte Tetraspan 10 % bei Kindern nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko Abwägung und dann nur mit besonderer Vorsicht gegeben werden.
Art der Anwendung und Dauer
der Therapie:
Zur intravenösen Infusion.
Im Falle einer schnellen Druckinfusion muss vor Beginn der Infusion alle Luft aus dem Kunststoffbehälter und dem Infusionsbesteck entfernt werden. Hiermit ist das Risiko einer möglichen Luftembolie im Zusammenhang mit der Infusion zu vermeiden.
Die Dauer der Behandlung hängt von der Dauer und dem Ausmaß des Volumenmangels, den hämodynamischen Wirkungen der Behandlung und dem Grad der Blutverdünnung ab.
4.3 Gegenanzeigen
Hyperhydratationszustände
einschließlich Lungenödem.
Niereninsuffizienz mit Oligurie oder Anurie.
Intrakranielle Blutungen.
Hyperkaliämie.
Schwere Hypernatriämie oder schwere Hyperchlorämie.
Überempfindlichkeit gegen Hydroxyethylstärke oder einen der sonstigen Bestandteile.
Schwere Leberfunktionsstörung.
Stauungsinsuffizienz.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Da Tetraspan 10 % eine hyperonkotische Lösung ist, ist zu beachten, dass die Volumenwirkung der Lösung größer ist als das Volumen der infundierten Flüssigkeit (durch Mobilisation extravasaler Flüssigkeit); daher sollten die Risiken einer Hypervolämie besonders berücksichtigt werden.
Volumenüberlastung durch Überdosierung ist immer zu vermeiden. Die Dosierung ist sorgfältig anzupassen, besonders bei Patienten mit Herzinsuffizienz.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung geboten. Eine Anpassung der Dosis kann erforderlich sein.
Ältere Patienten mit Hypervolämie sind gründlich zu überwachen. Die Dosis ist anzupassen, um das Risiko einer Nierenfunktionsstörung zu verringern.
Serumelektrolyte, Flüssigkeitsbilanz und Nierenfunktion sind zu überwachen. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme muss sichergestellt sein. Es muss genügend Flüssigkeit zugeführt werden, um das durch einen Flüssigkeitstransfer aus dem interstitiellen in den intravasalen Raum hervorgerufene extravasale Flüssigkeitsdefizit auszugleichen.
Patienten mit schwerer Dehydratation sollten zuerst intravenöse Elektrolytlösungen erhalten.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Leberinsuffizienz oder mit Blutgerinnungsstörungen, besonders Hämophilie oder bekanntem/vermutetem v.Willebrand-Syndrom.
Vor der Verabreichung von Tetraspan 10 % Infusionslösung ist eine Blutprobe abzunehmen, um eine korrekte Blutgruppenbestimmung zu gewährleisten.
Da ein Risiko für allergische (anaphylaktische/anaphylaktoide) Reaktionen besteht, ist der Patient genau zu überwachen; und eine langsame Infusionsgeschwindigkeit ist zu veranlassen (siehe Abschnitt 4.8).
Nach der Verabreichung von Lösungen mit HES können vorübergehend erhöhte Alpha-Amylase-Spiegel auftreten. Dies ist nicht als Zeichen einer Pankreasschädigung zu deuten (siehe Abschnitt 4.8).
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bis heute wurden keine Wechselwirkungen zwischen Tetraspan 10 % Infusionslösung und anderen Arzneimitteln oder Ernährungspräparaten beobachtet.
Eine gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln, die eine Kalium- oder Natriumretention bewirken können, ist abzuwägen. Erhöhte Calciumspiegel können das Risiko für Nebenwirkungen von Digitalisglykosiden erhöhen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Es wurden keine tierexperimentellen Studien mit Tetraspan 10 % Infusionslösung durchgeführt. Tierversuche mit niedermolekularer und niedersubstituierter HES weisen darauf hin, dass Tetraspan 10 % während einer Schwangerschaft nur angewendet werden sollte, wenn der potentielle Nutzen die möglichen Risiken für den Foetus übersteigt.
Da nicht bekannt ist, ob die modifizierte Stärke in Tetraspan 10 % in die Muttermilch übergeht, ist bei einer Verabreichung an stillende Frauen Vorsicht geboten.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt: Sehr häufig (>1/10), Häufig (>1/100, <1/10), Gelegentlich (>1/1.000, <1/100) und Selten (>1/10.000, <1/1.000).
Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen hängen direkt mit dem therapeutischen Effekt von Stärkelösungen und den applizierten Dosen zusammen, d.h. mit der Hämodilution durch Auffüllen des intravasalen Raumes ohne gleichzeitige Verabreichung von Blutbestandteilen. Auch eine Verminderung der Konzentration von Gerinnungsfaktoren kann auftreten.
Überempfindlichkeitsreaktionen, die sehr selten auftreten, sind nicht dosisabhängig.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr häufig: Verdünnungsbedingter Hämatokritabfall und verringerte Plasmaproteinkonzentration.
Häufig (abhängig von der verabreichten Dosis): Relativ hohe Dosen von Hydroxyethylstärke führen zu einer Verdünnung von Gerinnungsfaktoren und können daher die Blutgerinnung beeinflussen. Nach Verabreichung hoher Dosen können die Blutungszeit und die aPTT verlängert und die Konzentration des Faktor VIII/v.Willebrand Faktor-Komplexes vermindert sein. Siehe 4.4 "Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung."
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: Anaphylaktische Reaktionen unterschiedlicher Ausprägung. Für Einzelheiten siehe Abschnitt “Anaphylaktische Reaktionen”.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Gelegentlich: Wiederholte HES-Infusionen über mehrere Tage, besonders wenn hohe kumulative Dosen erreicht werden, führen gewöhnlich zu Juckreiz, der kaum auf irgendeine Therapie anspricht. Dieser Juckreiz kann mehrere Wochen nach Beendigung der Stärkeinfusionen auftreten und kann über Monate anhalten. Die Wahrscheinlichkeit dieser unerwünschten Wirkung ist für Tetraspan 10 % nicht angemessen untersucht worden.
Untersuchungen
Sehr häufig: Die Infusion von Hydroxyethylstärke führt zu erhöhten -Amylase-Konzentrationen im Serum. Dieser Effekt resultiert aus der Bildung eines Amylase-Komplexes der Hydroxyethylstärke mit verzögerter renaler und extrarenaler Ausscheidung. Dies sollte nicht als Anzeichen einer Pankreaserkrankung fehlinterpretiert werden.
Anaphylaktische Reaktionen
Nach einer Verabreichung von Hydroxyethylstärke können anaphylaktische Reaktionen unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Daher sind alle Patienten, die Stärkeinfusionen erhalten, genau auf Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion zu überwachen. Wenn eine anaphylaktische Reaktion auftritt, ist die Infusion unverzüglich zu beenden und die entsprechende Akutbehandlung einzuleiten.
Es gibt keine Tests, um Patienten, bei welchen eine anaphylaktische Reaktion zu erwarten ist, zu identifizieren, nochkann der Ausgang und die Ernsthaftigkeit einer solchen Reaktion für einen bestimmten Patienten vorhergesagt werden. Die Prophylaxe mit Corticosteroiden hat keinen präventiven Effekt ergeben.
4.9 Überdosierung
Das mit einer akuten Überdosierung verbundene größte Risiko ist Hypervolämie. In diesem Fall muss die Infusion unverzüglich beendet und die Verabreichung von Diuretika in Betracht gezogen werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Blutersatzmittel und Plasmaproteine,
ATC-Code: B05A A07.
Tetraspan 10 % ist ein kolloidaler Plasmavolumenersatz, der 10 % Hydroxy-ethylstärke (HES) in einer balancierten Elektrolytlösung enthält. Das mittlere Molekulargewicht beträgt 130.000 Dalton, die molare Substitution 0,42.
Tetraspan 10 % ist hyperonkotisch, d.h., die Zunahme des intravasalen Plasmavolumens ist größer als das zugeführte Volumen.
Die Dauer der Volumenwirkung beruht in erster Linie auf der molaren Substitution und in geringerem Maß auf dem mittleren Molekulargewicht. Intravasale Hydrolyse von HES-Polymeren führt zu einer kontinuierlichen Freisetzung kleinerer Moleküle, die ihrerseits onkotisch wirksam sind, bevor sie über die Nieren ausgeschieden werden.
Tetraspan 10 % kann den Hämatokrit senken und die Plasmaviskosität vermindern.
Bei isovolämischer Verabreichung bleibt die Volumen auffüllende Wirkung über mindestens 6 Stunden erhalten.
Das Kationenmuster in der Kristalloid-Komponente von Tetraspan 10 % ist den physiologischen Elektrolytkonzentrationen im Plasma angepasst. Das Anionenmuster ist eine Kombination von Chlorid, Acetat und Malat zum Zweck der Minimierung des Risikos für Hyperchlorämie und Azidose. Die Zugabe von Acetat und Malat anstelle von Lactatanionen beabsichtigt die mit der Lactazidose verbundenen Risiken zu verringern.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Hydroxyethylstärke ist ein Gemisch aus vielen unterschiedlichen Molekülen mit unterschiedlichem Molekulargewicht und Substitutionsgrad. Die Elimination hängt vom Molekulargewicht und dem Substitutionsgrad ab. Moleküle kleiner als die sogenannte Nierenschwelle werden durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Größere Moleküle werden von Alpha-Amylase abgebaut und werden danach über die Nieren. Die Abbaurate nimmt mit zunehmendem Substitutionsgrad ab. Etwa 50% der applizierten Dosis werden innerhalb von 24 Stunden mit dem Urin ausgeschieden.
Nach einer einzelnen Infusion von 1000 ml Tetraspan 60 mg/ml beträgt die Plasmaclearance 19 ml/min und die terminale Serumhalbwertzeit etwa 12 Stunden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Es wurden keine tierexperimentellen Studien zur Toxizität mit Tetraspan 10 % durchgeführt. Publizierte toxikologische Studien zu niedermolekularer und niedersubstituierter HES zeigen generell keine speziellen Risiken für Menschen.
Von vergleichbaren HES-Präpataten wurde berichtet, dass sie in Standardtests nicht genotoxisch sind.
Studien zur Reproduktionstoxizität von HES-Präparaten ergaben nach wiederholter Verabreichung bei Versuchstieren vaginale Blutungen und Anzeichen für Embryo-/Foetotoxizität sowie Teratogenität. Diese Effekte können auf eine Hämodilution zurückzuführen sein, die ihrerseits eine foetale Hypoxie und Hypervolämie bewirkt. Ebenso können Blutungen zum Teil mit unmittelbaren Effekten von HES auf die Blutgerinnung zusammenhängen. Eine Hämodilution infolge von Kreislaufüberlastung sollte stets vermieden werden, wenn Patienten wegen Hypovolämie behandelt werden.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumhydroxid (zur pH-Einstellung), Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Wenn keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre.
Haltbarkeit nach Öffnen des Behältnis:
Das Arzneimittel ist sofort zu verwenden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung<und sonstige Hinweise zur Handhabung>
Nicht einfrieren.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Tetraspan 10 % ist in den folgenden Verpackungsarten und Größen erhältlich:
Kunststoff-Flasche aus Polyäthylen (Ecoflac plus):
10 x 500 ml
Plastikbeutel (Ecobag) mit Butylgummistopfen und Außenbeutel. Der Primärbeutel besteht aus dreischichtigem Plastiklaminat mit innerer Polypropylenschicht und äußerer Polyamidschicht:
10 x 250 ml
20 x 250 ml
10 x 500 ml
20 x 500 ml
10 x 1000 ml
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nur zum einmaligen Gebrauch.
Sofort nach dem Öffnen der Primärverpackung verwenden. Nicht verwendeter Inhalt ist zu entsorgen.
Nur verwenden, wenn die Lösung klar und praktisch frei von Partikeln und die Verpackung nicht beschädigt ist.
7. Inhaber der Zulassung
B. Braun Melsungen AG
Postfach 1110 + 1120
34209 Melsungen
Deutschland
8. Zulassungsnummer(n)
66698.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
22.12.2006
10. Stand der Information
09/2006
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig