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Thioctacid 600 Hr

Document: 12.11.2009   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation

(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)

MEDA Pharma GmbH & Co. KG


Thioctacid® 600 HR

Stand: Oktober 2009




Fachinformation




1. Bezeichnung des Arzneimittels


Thioctacid®600 HR
Filmtabletten mit 600 mg alpha-Liponsäure



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Wirkstoff: alpha-Liponsäure


1 Filmtablette enthält 600 mg alpha-Liponsäure.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform


Filmtabletten



4. Klinische Angaben


Anwendungsgebiete


Missempfindungen bei diabetischer Polyneuropathie


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Tagesdosis beträgt 1 Filmtablette Thioctacid 600 HR (entsprechend 600 mg alpha-Liponsäure), die als Einmaldosis etwa 30 Minuten vor der ersten Mahlzeit eingenommen werden soll.


Bei stark ausgeprägten Missempfindungen kann initial eine Infusionstherapie mit alpha-Liponsäure erfolgen.


Thioctacid 600 HR Filmtabletten sollen unzerkaut und mit ausreichend Flüssigkeit auf nüchternen Magen eingenommen werden. Die gleichzeitige Aufnahme von Nahrung kann die Resorption behindern. Daher ist es insbesondere bei Patienten wichtig, die zusätzlich eine verlängerte Magenentleerungszeit aufweisen, dass die Einnahme eine halbe Stunde vor dem Frühstück erfolgt.


Da es sich bei der diabetischen Polyneuropathie um eine chronische Erkrankung handelt, kann eine Dauertherapie notwendig sein.

Grundlage der diabetischen Polyneuropathie-Therapie ist die optimale Diabeteseinstellung.


Thioctacid 600 HR ist kontraindiziert bei Kindern (siehe Abschnitt 4.3).


4.3 Gegenanzeigen


Thioctacid 600 HR ist absolut kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen alpha-Liponsäure oder einen der sonstigen Bestandteile.


Hinweis:
Kinder und Jugendliche sind von der Behandlung mit Thioctacid 600 HR auszunehmen, da keine klinischen Erfahrungen vorliegen.


Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Nach Anwendung von Thioctacid 600 HR kann ein veränderter Geruch des Urins wahrgenommen werden, der keine klinische Relevanz hat.


Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Wirkungsverlust von Cisplatin bei gleichzeitiger Behandlung mit Thioctacid 600 HR.


Αlpha-Liponsäure ist ein Metallchelator und sollte daher aus grundsätzlichen Überlegungen nicht gleichzeitig mit Metallverbindungen (z.B. Eisenpräparate, Magnesiumpräparate, Milchprodukte aufgrund des Calciumgehaltes) gegeben werden. Bei Einnahme der gesamten Tagesdosis von Thioctacid 600 HR 30 Minuten vor dem Frühstück können Eisen- und Magnesiumpräparate mittags oder abends eingenommen werden.


Die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin bzw. oralen Antidiabetika kann verstärkt werden. Daher ist insbesondere im Anfangsstadium der alpha-Liponsäure-Therapie eine engmaschige Blutzuckerkontrolle angezeigt. In Einzelfällen kann es zur Vermeidung von Unterzuckerungserscheinungen erforderlich werden, die Insulindosis bzw. die Dosis des oralen Antidiabetikums zu reduzieren.


Möglicherweise steigert alpha-Liponsäure bei Ratten die Bioverfügbarkeit von Valproinsäure. Obwohl keine humanen Daten vorliegen, ist eine solche Interaktion bei Menschen nicht auszuschließen. Eine Überwachung des Plasmaspiegels von Valproinsäure ist deshalb zu empfehlen.


Durch die Hemmung des endogenen Gerinnungssystems verlängert die alpha-Liponsäure die Gerinnungszeit bei den Ratten. Bei Patienten mit antithrombotischer Therapie ist deshalb Vorsicht geboten, wenn alpha-Liponsäure gleichzeitig angewendet wird.


Hinweis:

Der regelmäßige Genuss von Alkohol stellt einen bedeutenden Risikofaktor für die Entstehung und Progression neuropathischer Krankheitsbilder dar und kann dadurch auch den Erfolg einer Behandlung mit Thioctacid 600 HR beeinträchtigen. Daher wird Patienten mit diabetischer Polyneuropathie grundsätzlich empfohlen, den Genuss von Alkohol weitestgehend zu vermeiden. Dies gilt auch für therapiefreie Intervalle.


Schwangerschaft und Stillzeit


Es entspricht den allgemeinen Grundsätzen der Pharmakotherapie, während der Schwangerschaft und Stillzeit Arzneimittel nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung anzuwenden.

Schwangere und Stillende sollten sich einer Behandlung mit alpha-Liponsäure nur unter strikter Indikationsstellung durch den Arzt unterziehen, wenngleich die reproduktionstoxikologischen Untersuchungen keinerlei Anhaltspunkte ergeben haben, die eine Beeinflussung der Fertilität und der frühen Embryonalentwicklung betreffen und sich ferner fruchtschädigende Eigenschaften nicht feststellen ließen.


Über einen möglichen Übertritt von alpha-Liponsäure in die Muttermilch ist nichts bekannt.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Nicht zutreffend.


4.8. Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥10 %)

Häufig (≥ 1 % - < 10 %)

Gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1 %)

Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %)

Sehr selten (< 0,01 % oder unbekannt)


Gastrointestinale Störungen

Häufig:

Übelkeit

Sehr selten wurde über gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen, Magen-, Darmschmerzen und Diarrhö berichtet.


Überempfindlichkeitsreaktionen

Sehr selten können allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Urtikaria und Juckreiz auftreten.


Störungen des Nervensystems

Häufig:

Schwindel

sehr selten:

Veränderung bzw. Störung des Geschmacksempfindens


Allgemeine Nebenwirkungen

Aufgrund einer verbesserten Glukoseutilisation kann sehr selten der Blutzuckerspiegel absinken. Dabei wurden hypoglykämieartige Beschwerden mit Schwindel, Schwitzen, Kopfschmerzen und Sehstörungen beschrieben.


4.9 Überdosierung


Bei Überdosierung können Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten.


Nach akzidenteller oder suizidaler Einnahme oraler Dosen zwischen 10 und 40 g alpha-Liponsäure in Verbindung mit Alkohol sind schwerwiegende Intoxikationen, teilweise mit letalem Ausgang beobachtet worden. Das klinische Vergiftungsbild kann sich zunächst in psychomotorischer Unruhe oder Bewusstseinstrübung äußern und geht im weiteren Verlauf typischerweise mit generalisierten Krampfanfällen und der Ausbildung einer Laktatazidose einher. Des Weiteren wurden Hypoglykämie, Schock, Rhabdomyolyse, Hämolyse, disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIC), Knochenmarksdepression und Multiorganversagen als Folgen einer Intoxikation mit hohen alpha-Liponsäure-Dosen beschrieben.


Therapiemaßnahmen bei Intoxikation:


Bereits bei Verdacht auf eine substantielle Intoxikation mit Thioctacid 600 HR (z.B. > 10 Tabletten zu 600 mg bei Erwachsenen und > 50 mg/kg KG bei Kindern) ist eine unverzügliche Klinikeinweisung und die Einleitung von Maßnahmen gemäß den allgemeinen Behandlungsgrundsätzen von Vergiftungsfällen indiziert (z.B. induziertes Erbrechen, Magenspülung, Aktivkohle etc.) Die Behandlung generalisierter Krampfanfälle, der Lactatazidose und aller anderen vital bedrohlichen Folgen einer Intoxikation müssen sich an den Grundsätzen der modernen Intensivtherapie orientieren und symptomatisch erfolgen. Der Nutzen des Einsatzes von Hämodialyse, Hämoperfusions- oder Filtrationstechniken in der forcierten Elimination von alpha-Liponsäure ist derzeit nicht gesichert.



5. Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Alimentäres System und Stoffwechsel
Andere Mittel für das Nervensystem

ATC- Code: A16AX01 / N07XB01


Alpha-Liponsäure ist eine vitaminähnliche, aber endogen gebildete Substanz mit Koenzymfunktion bei der oxidativen Decarboxilierung von alpha-Ketosäuren.


Durch die beim Diabetes mellitus verursachte Hyperglykämie kommt es zur Anlagerung der Glukose an die Matrixproteine der Blutgefäße und zur Bildung der so genannten "Advanced Glycosylation End Products". Dieser Prozess führt zu einer Verminderung des endoneuralen Blutflusses und zu einer endoneuralen Hypoxie/Ischämie, was mit einer erhöhten Produktion von freien Sauerstoffradikalen verbunden ist, die den peripheren Nerv schädigen. Auch konnte im peripheren Nerv eine Depletion von Antioxidantien, wie Glutathion, festgestellt werden.


In Untersuchungen an Ratten wurde durch Streptozotocin Diabetes induziert, der die o.g. biochemischen Prozesse auslöste. Alpha-Liponsäure interagierte mit diesen Prozessen, resultierend in Verminderung der Bildung von Advanced Glycosylation End Products, Verbesserung des endoneuralen Blutflusses, Erhöhung des physiologischen Antioxidantienspiegels von Glutathion sowie als Antioxidans für freie Sauerstoffradikale im diabetischen Nerv.


Diese in der experimentellen Situation beobachteten Wirkungen sprechen dafür, dass die Funktionalität der peripheren Nerven durch alpha-Liponsäure verbessert werden kann. Das betrifft sensorische Störungen bei diabetischer Polyneuropathie, die sich durch Dysästhesien, Parästhesien wie z. B. Brennen, Schmerzen, Taubheitsgefühl und Ameisenlaufen äußern können.


Ergänzend zu den bisherigen klinischen Erkenntnissen in der symptomatischen Behandlung der diabetischen Polyneuropathie mit alpha-Liponsäure wurden in einer 1995 durchgeführten multizentrischen, placebokontrollierten Studie günstige Wirkungen von alpha-Liponsäure auf die untersuchten Symptome Brennen, Parästhesien, Taubheitsgefühl und Schmerzen gefunden.


Pharmakokinetische Eigenschaften


Alpha-Liponsäure wird nach oraler Gabe beim Menschen rasch resorbiert. Infolge eines ausgeprägten First-pass-Effektes beträgt die absolute Bioverfügbarkeit (Vergleich zu einer i.v. Gabe) von per os eingenommener alpha-Liponsäure ca. 20 %.Aufgrund einer raschen Gewebsverteilung beträgt die Plasmahalbwertszeit von alpha-Liponsäure beim Menschen ca. 25 Minuten. Die relative Bioverfügbarkeit von alpha-Liponsäure und Gabe fester Darreichungsformen per os beträgt im Verhältnis zu Trinklösungen mehr als 60 %. Maximale Plasmaspiegel von ca. 4 µg/ml werden ca. 0,5 h nach oraler Gabe von 600 mg alpha-Liponsäure gemessen. Durch radioaktive Markierung konnte im Tierexperiment (Ratte, Hund) mit 80 - 90 % ein überwiegend renaler Ausscheidungsweg gezeigt werden, und zwar in Form von Metaboliten. Auch beim Menschen finden sich nur geringe Mengen intakt ausgeschiedener Substanz im Urin. Die Biotransformation erfolgt hauptsächlich durch oxidative Seitenkettenverkürzung (beta-Oxidation) und/oder durch S-Methylierung der entsprechenden Thiole.


Alpha-Liponsäure reagiert in vitro mit Metallionen-Komplexen (z.B. mit Cisplatin). Alpha-Liponsäure geht mit Zuckermolekülen schwerlösliche Komplexverbindungen ein.


Eine im Jahr 1997 durchgeführte vergleichende Bioverfügbarkeitsuntersuchung (offen, cross-over) an 24 Probanden (22 - 40 Jahre) ergab nach einmaliger Gabe von einer Filmtablette Thioctacid 600 HR im Vergleich zu einer Trinklösung (entsprechend jeweils 600 mg alpha-Liponsäure) folgende Werte der beiden Enantiomere der alpha-Liponsäure:



Testpräparat


Referenz



R--Liponsäure

S--Liponsäure

R--Liponsäure

S--Liponsäure

Cmax [ng/ml]

2796,96

1282,57

8946,44

4201,41

VK (%)

60,59

54,04

44,90

44,50

tmax [h]

0,507

0,458

0,292

0,271

(Min-Max)

(0,333-1,50)

(0,167-1,50)

(0,167-0,50)

(0,167-0,333)

AUC0- [ngh/ml]

2335,14

1086,23

3912,90

1748,52

VK (%)

43,91

43,55

36,97

39,14


Angabe der Werte als Mittelwerte und Variationskoeffizient (VK) bzw. Minimum und Maximum


Plasmaspiegelverläufe der Enantiomere nach Gabe von einer Filmtablette Thioctacid 600 HR in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:



Abbildung 1: Mittlere Plasmaspiegelverläufe (arithmetisches Mittel ± SEM) der R- und S--Liponsäure in 24 gesunden Probanden (12 männliche und 12 weibliche) nach oraler Einmalgabe von 600 mg racemischer alpha-Liponsäure in Form einer Thioctacid 600 HR Filmtablette










Abbildung 2: Plasmaverläufe von 24 Probanden (12 männliche und 12 weibliche) nach oraler Einmalgabe von 600 mg racemischer alpha-Liponsäure in Form einer Thioctacid 600 HR Filmtablette



Präklinische Daten zur Sicherheit

a) Akute und chronische Toxizität

Das Toxizitätsprofil ist charakterisiert durch Symptome, die sowohl das vegetative Nervensystem als auch das zentrale Nervensystem betreffen.
Nach wiederholter Applikation sind weitere Zielorgane toxischer Dosen hauptsächlich die Leber und die Niere.


b) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Untersuchungen zum mutagenen Potential ergaben keine Anhaltspunkte für Gen- oder Chromosomenmutationen.

Hinweise auf ein tumorerzeugendes Potential von alpha-Liponsäure ließen sich aus einer Kanzerogenitätsstudie nach oraler Gabe an Ratten nicht ableiten. Eine Studie über einen Tumor-promovierenden Effekt von alpha-Liponsäure im Zusammenhang mit dem Kanzerogen N-Nitroso-Dimethylamin (NDEA) verlief negativ.


Reproduktionstoxizität

Alpha-Liponsäure besitzt keinen Einfluss auf die Fertilität und frühe Embryonalentwicklung bei der Ratte bis zu einer maximal geprüften oralen Dosis von 68,1 mg/kg.
Bis in den maternal-toxischen Dosisbereich finden sich nach intravenöser Injektion am Kaninchen keine Missbildung erzeugende Eigenschaften.



Pharmazeutische Angaben


Liste der sonstigen Bestandteile


Poly(O-2-hydroxypropyl)cellulose (5,0-16,0 % Hydroxypropoxy-Gruppen), Magnesiumstearat, Hydroxypropylcellulose, Hypromellose, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E 171), Chinolingelb, Aluminiumsalz (E 104), Indigocarmin, Aluminiumsalz (E 132).


Inkompatibilitäten


Alpha-Liponsäure reagiert in vitro mit Metallionen-Komplexen (z. B. mit Cisplatin), alpha-Liponsäure geht mit Zuckermolekülen (z. B. Lävuloselösung) schwer lösliche Komplexverbindungen ein.


Dauer der Haltbarkeit


5 Jahre


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25ºC lagern.


Art und Inhalt des Behältnisses


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


Behältnis

Braunglasflasche, hydrolytische Klasse III, mit Originalitätsverschluss aus Polyethylen

Äußere Umhüllung

Faltschachtel mit Packungsbeilage


Packungsgrößen

Originalpackungen mit 30 (N1), 60 (N2) und 100 (N3) Filmtabletten

Klinikpackung mit 400 (10x40) Filmtabletten

Musterpackung


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.



Inhaber der Zulassung


MEDA Pharma GmbH & Co. KG

Benzstraße 1

61352 Bad Homburg

Telefon: (06172) 888-01

Telefax: (06172) 888-2740

E-Mail: medinfo@medapharma.de



Zulassungsnummer(n)


49232.00.00



Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung


15/01/2001 – 30/06/2008



Stand der Information


10/2009



Verkaufsabgrenzung


Apothekenpflichtig

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