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Thybon 20 Henning

FACHINFORMATION

1. BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL

Thybon® 20 Henning 20 Mikrogramm, Tabletten

Thybon® 100 Henning 100 Mikrogramm, Tabletten

Wirkstoff: Liothyroninhydrochlorid

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 Tablette Thybon 20 Henning enthält 20 Mikrogramm Liothyroninhydrochlorid.

1 Tablette Thybon 100 Henning enthält 100 Mikrogramm Liothyroninhydrochlorid. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Tablette.

Thybon 20 Henning

Weiße, runde Tabletten mit Facette und beidseitiger Prägung, auf einer Seite eine Bruchrille und auf beiden Seiten die Kennung 1 B.

Thybon 100 Henning

Weiße, runde Tabletten mit Facette und beidseitiger Prägung, auf einer Seite eine Bruchrille und auf beiden Seiten die Kennung 2 B.

Die Tabletten können in gleiche Dosen geteilt werden.

4.    KLINISCHE ANGABEN

4.1    Anwendungsgebiete

-    Zur Überbrückung hypothyreoter Phasen im Rahmen der diagnostischen Anwendung oder zur Überbrückung hypothyreoter Phasen im Rahmen der Vorbereitung der therapeutischen Anwendung von Radioiod beim Schilddrüsenkarzinom.

-    Substitutionstherapie einer Hypothyreose bei gleichzeitig nachgewiesener oder vermuteter T4/T3-Konversionsschwäche (im Allgemeinen in Kombination mit Levothyroxin).

-    Schilddrüsensuppressionstest.

4.2    Dosierung und Art der Anwendung

Niedrigere Einzeldosen, die bei Kindern oder sehr empfindlichen älteren Patienten zur einleitenden oder ausschleichenden Behandlung indiziert sein können, erhält man durch Teilen der mit einer Bruchrille versehenen Tabletten.

Dosierung

Jeder Patient besitzt einen eigenen optimalen Schilddrüsenhormonspiegel.

Die mittlere Erwachsenenerhaltungsdosis von 50 Mikrogramm Liothyroninhydrochlorid/Tag und die Initialdosis von 20 Mikrogramm Liothyroninhydrochlorid/Tag sind aus diesem Grunde nur Anhaltspunkte für die Dosierung bei verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen.

Entscheidend für die optimale individuelle Schilddrüsenhormontherapie sind die klinische Beobachtung des Patienten und die Kontrolle des TSH-Spiegels evtl. vor und nach TRH-Stimulation, gegebenenfalls des Liothyroninspiegels (der Levothyroxinspiegel ist unter einer Liothyronin-Monotherapie in der Regel erniedrigt).

Schilddrüsensuppressionstest:

Zur Vorbereitung auf das Suppressionsszintigramm werden 60-100 Mikrogramm Liothyroninhydrochlorid pro Tag (3 Tabletten Thybon 20 Henning bis 1 Tablette Thybon 100 Henning) über 8-10 Tage angewendet.

Bei älteren Patienten, bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und bei Patienten mit schwerer oder lang bestehender Schilddrüsenunterfunktion ist eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen besonders vorsichtig zu beginnen, das heißt, eine niedrige Initialdosis ist zu wählen und diese unter häufigen Schilddrüsenhormonkontrollen langsam und in größeren Zeitabständen zu steigern. Erfahrungsgemäß ist auch bei Patienten mit niedrigem Körpergewicht und bei Patienten mit einer großen Struma eine geringere Dosis ausreichend.

Art der Anwendung

Die Tagesdosis sollte wegen der besseren Verträglichkeit auf mehrere Einzelgaben pro Tag verteilt werden. Die Tabletten sollten unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden.

Dauer der Anwendung

Die Dauer der Anwendung richtet sich nach der klinischen Situation, zum Beispiel der Substitutionstherapie bei einer Hypothyreose.

4.3    Gegenanzeigen

-    Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,

-    unbehandelte Hyperthyreose,

-    unbehandelte adrenale Insuffizienz,

-    unbehandelte hypophysäre Insuffizienz (sofern diese eine therapiebedürftige adrenale Insuffizienz zur Folge hat),

-    akuter Myokardinfarkt,

-    akute Myokarditis,

-    akute Pankarditis.

Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten oder die gleichzeitig an Angina Pectoris, Herzinsuffizienz oder tachykarden Arrhythmien leiden, dürfen Thybon Henning nicht einnehmen.

Während einer Schwangerschaft ist die gleichzeitige Einnahme von Liothyronin und einem Thyreostatikum kontraindiziert.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit siehe Abschnitt 4.6.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Vor Beginn einer Schilddrüsenhormontherapie sind folgende Krankheiten oder Zustände auszuschließen bzw. zu behandeln:

-    koronare Herzkrankheit,

-    Hypertonie,

-    Hypophysen- und/oder Nebennierenrindeninsuffizienz,

-    Schilddrüsenautonomie.

Vor der Durchführung eines Schilddrüsensuppressionstests sind diese Krankheiten bzw. Zustände ebenfalls auszuschließen bzw. zu behandeln, mit Ausnahme der Schilddrüsenautonomie, die der Grund für die Durchführung des Suppressionstests sein kann.

Bei koronarer Herzkrankheit, Myokarditis mit nicht akutem Verlauf oder lange bestehender Hypothyreose ist auch eine leichtere medikamentös induzierte hyperthyreote Funktionslage unbedingt zu vermeiden. In diesen Fällen sind häufigere Kontrollen der Schilddrüsenhormonparameter durchzuführen (siehe Abschnitt 4.2).

Bei sekundärer Hypothyreose muss geklärt werden, ob gleichzeitig eine Nebennierenrindeninsuffizienz vorliegt. Ist das der Fall, so muss zunächst substituiert werden (Hydrokortison). Ohne ausreichende Versorgung mit Kortikosteroiden kann die Schilddrüsenhormontherapie bei Patienten mit Nebennierenrindeninsuffizienz oder hypophysärer Insuffizienz eine Addison-Krise auslösen.

Bei Frühgeborenen mit einem sehr niedrigen Geburtsgewicht ist, aufgrund der nicht ausgereiften Nebennierenfunktion, zu Beginn der Liothyronin-Therapie äußerste Vorsicht geboten.

Bei Verdacht auf eine Autonomie der Schilddrüse wird empfohlen, einen TRH-Test oder ein Suppressionsszintigramm durchzuführen.

Bei der Liothyronin-Therapie postmenopausaler Frauen, die ein erhöhtes Osteoporoserisiko aufweisen, sollte zur Vermeidung supraphysiologischer Blutspiegel von Liothyronin die Schilddrüsenfunktion häufiger kontrolliert werden.

Je länger eine Hypothyreose bestanden hat und je älter der Patient ist (bei älteren Patienten ist der Liothyroninbedarf erniedrigt), umso vorsichtiger sollte die Substitutionstherapie begonnen werden, da es in Einzelfallen zur Verstärkung einer Angina-Pectoris-Symptomatik bei koronarer Herzkrankheit oder zu Herzrhythmusstörungen kommen kann.

Schilddrüsenhormone dürfen nicht zur Gewichtsreduktion gegeben werden. In euthyreoten Patienten bewirken normale Dosen keine Gewichtsreduktion. Höhere Dosen können schwerwiegende oder sogar lebensbedrohliche Nebenwirkungen verursachen, insbesondere in Kombination mit bestimmten Mitteln zur Gewichtsreduktion.

Ist ein Behandlungsschema einmal festgelegt, sollte die Umstellung auf ein anderes schilddrüsenhormonhaltiges Arzneimittel nur unter Überwachung der labordiagnostischen und klinischen Parameter erfolgen.

Bei Patienten, die gleichzeitig Liothyronin und andere Arzneimittel einnehmen, die die Funktion der Schilddrüse beeinflussen können (z. B. Amiodaron, Tyrosinkinase-Inhibitoren), ist eine Überwachung der Schilddrüsenfunktion erforderlich (siehe auch Abschnitt 4.5).

Bei Diabetikern und bei Patienten mit einer Therapie mit gerinnungshemmenden Stoffen siehe Abschnitt 4.5.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Antidiabetika:

Schilddrüsenhormone können die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika vermindern. Bei Diabetikern ist deshalb vor allem zu Beginn einer Schilddrüsenhormontherapie der Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren. Die Dosierung des blutzuckersenkenden Arzneimittels ist gegebenenfalls anzupassen.

Cumarinderivate:

Schilddrüsenhormone können die Wirkung von Cumarinderivaten durch Verdrängung aus der Plasmaeiweißbindung verstärken. Bei gleichzeitiger Behandlung sind deshalb regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung erforderlich, gegebenenfalls ist die Dosierung des gerinnungshemmenden Arzneimittels anzupassen (Dosisreduktion).

Ionenaustauscherharze:

Ionenaustauscherharze wie Colestyramin und Colestipol hemmen die Resorption von Schilddrüsenhormonen durch Bindung im Gastrointestinaltrakt und sollten deshalb erst 4 bis 5 Stunden nach der Einnahme von Thybon Henning verabreicht werden.

Die zuvor beschriebene Wechselwirkung ist auch für die Ionenaustauscherharze Sevelamer sowie die Calcium- und Natriumsalze der Polystyrolsulfonsäure mit Levothyroxin bekannt. Da eine ähnliche Wechselwirkung für Liothyronin nicht ausgeschlossen werden kann, sollten diese Substanzen ebenfalls 4 bis 5 Stunden nach der Einnahme von Thybon Henning eingenommen werden.

Gallensäurekomplexbildner:

Für Levothyroxin ist bekannt, dass die Resorption aus dem Gastrointestinaltrakt durch Colesevelam verringert wird. Da eine ähnliche Wechselwirkung für Liothyronin nicht ausgeschlossen werden kann, sollte Liothyronin mindestens 4 Stunden vor Colesevelam eingenommen werden.

Aluminiumhaltige magensäurebindende Arzneimittel, eisenhaltige Arzneimittel, Calciumcarbonat:

Die Resorption von Schilddrüsenhormonen kann durch die gleichzeitige Einnahme von aluminiumhaltigen magensäurebindenden Arzneimitteln (Antazida, Sucralfate), eisenhaltigen Arzneimitteln und Calciumcarbonat vermindert werden. Deshalb sollte die Einnahme von Thybon Henning mindestens zwei Stunden vor diesen erfolgen.

Amiodaron und iodhaltige Kontrastmittel können - bedingt durch ihren hohen Iodgehalt - sowohl eine Hyperthyreose als auch eine Hypothyreose auslösen. Besondere Vorsicht ist bei einer nodösen Struma mit möglicherweise unerkannten Autonomien geboten. Durch diese Wirkung von Amiodaron auf die Schilddrüsenfunktion kann eine Dosisanpassung von Thybon Henning notwendig werden.

Salicylate, Dicumarol, Furosemid, Clofibrat:

Schilddrüsenhormone können durch Salicylate, Dicumarol, hohe Dosen (250 mg) Furosemid, Clofibrat und andere Substanzen aus der Plasmaeiweißbindung verdrängt werden. Dies führt zu einer Erhöhung des Plasmaspiegels von Schilddrüsenhormonen.

Östrogenhaltige Kontrazeptiva, Arzneimittel zur postmenopausalen Hormonsubstitution:

Während der Einnahme von östrogenhaltigen Kontrazeptiva oder während einer postmenopausalen Hormonersatztherapie kann der Schilddrüsenhormonbedarf steigen. Es kann zu einer vermehrten Bindung von Schilddrüsenhormonen kommen, was zu diagnostischen und therapeutischen Fehlern führen kann.

Sertralin, Chloroquin/Proguanil:

Diese Substanzen vermindern die Wirksamkeit von Schilddrüsenhormonen und erhöhen den Serum-TSH-Spiegel.

Enzyminduzierende Arzneimittel:

Barbiturate, Rifampicin, Carbamazepin, Phenytoin und andere Arzneimittel mit leberenzyminduzierenden Eigenschaften können die hepatische Clearance von Schilddrüsenhormonen erhöhen und zu einem erniedrigten Plasmaspiegel führen.

Protease-Inhibitoren:

Es liegen Berichte vor, dass es zu einem Verlust der therapeutischen Wirkung von Schilddrüsenhormonen kommt, wenn diese gleichzeitig mit Lopinavir/Ritonavir angewendet werden. Daher sollte bei Patienten, die gleichzeitig Schilddrüsenhormone und Protease-Inhibitoren anwenden, eine sorgfältige Kontrolle der klinischen Symptome und der Schilddrüsenfunktion erfolgen.

Tyrosinkinase-Inhibitoren (z. B. Imatinib, Sunitinib, Sorafenib, Motesanib) können die Wirksamkeit von Schilddrüsenhormonen verringern. Daher sollte bei Patienten, die gleichzeitig Liothyronin und Tyrosinkinase-Inhibitoren anwenden, eine sorgfältige Kontrolle der klinischen Symptome und der Schilddrüsenfunktion erfolgen. Es kann erforderlich sein, die Liothyronin-Dosis anzupassen.

Sojaprodukte können die intestinale Aufnahme von Schilddrüsenhormonen vermindern. Insbesondere zu Beginn und nach Beendigung einer sojahaltigen Ernährung kann eine Dosisanpassung von Thybon Henning notwendig werden.

4.6    Schwangerschaft und Stillzeit

Eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen ist insbesondere während der Schwangerschaft und Stillzeit konsequent durchzuführen. Schilddrüsenhormonspiegel im Normbereich sind wichtig, um eine optimale Gesundheit für Mutter und Fetus sicherzustellen. Bisher sind trotz umfangreicher Anwendungen während der Gravidität keine unerwünschten Wirkungen von Schilddrüsenhormonen auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Fetus/Neugeborenen bekannt geworden. Die während der Laktation selbst bei hoch dosierter Therapie mit Schilddrüsenhormonen in die Muttermilch sezernierte Schilddrüsenhormonmenge reicht zur Entwicklung einer Hyperthyreose oder Suppression der TSH-Sekretion beim Säugling nicht aus.

Während der Schwangerschaft kann der Schilddrüsenhormonbedarf östrogenbedingt steigen. Die Schilddrüsenfunktion sollte daher sowohl während als auch nach einer Schwangerschaft kontrolliert und die Substitutionsdosis gegebenenfalls angepasst werden.

Während der Schwangerschaft ist die Anwendung von Schilddrüsenhormonen als Begleittherapie bei der Behandlung einer Hyperthyreose durch Thyreostatika kontraindiziert. Eine Zusatzmedikation mit Schilddrüsenhormonen kann eine höhere Dosierung der Thyreostatika erforderlich machen. Im Gegensatz zu Schilddrüsenhormonen können Thyreostatika die Plazentaschranke in wirksamen Dosen passieren. Dies kann eine Hypothyreose beim Fetus hervorrufen. In der Gravidität sollte aus diesem Grunde bei Vorliegen einer Hyperthyreose stets eine niedrig dosierte Monotherapie mit thyreostatisch wirksamen Substanzen erfolgen.

Während einer Schwangerschaft und der Stillzeit ist auf die Durchführung eines Suppressionstests zu verzichten.

4.7    Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.

4.8    Nebenwirkungen

Wird im Einzelfall die Dosisstärke nicht vertragen oder liegt eine Überdosierung vor, so können, besonders bei zu schneller Dosissteigerung zu Beginn der Behandlung, die typischen Symptome auftreten, wie sie auch bei einer Überfunktion der Schilddrüse Vorkommen, z. B. Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, insbesondere Tachykardie, pektanginöse Beschwerden, Muskelschwäche und Muskelkrämpfe, Hitzegefühl, Hyperhidrosis, Tremor, innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Diarrhö, Gewichtsabnahme, Kopfschmerzen, Menstruationsstörungen. Als untypische Symptome können auch Fieber, Erbrechen sowie Pseudotumor cerebri (besonders bei Kindern) beobachtet werden. In diesen Fällen sollte die Tagesdosis reduziert oder die Medikation für mehrere Tage unterbrochen werden. Sobald die Nebenwirkung abgeklungen ist, kann die Behandlung unter vorsichtiger Dosierung wieder aufgenommen werden.

Im Falle der Überempfindlichkeit gegen Liothyronin oder einen der sonstigen Bestandteile von Thybon Henning kann es zu allergischen Reaktionen an der Haut (z. B. Ausschlag, Urtikaria) und im Bereich der Atemwege kommen.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn Website: www.bfarm.de

anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Bei Überdosierung und Intoxikationen treten Symptome einer mäßigen bis schweren Stoffwechselsteigerung auf (siehe Abschnitt 4.8). Eine Unterbrechung der Einnahme und eine Kontrolluntersuchung werden in Abhängigkeit von der Höhe der Überdosierung empfohlen.

Anlässlich von Vergiftungsfällen (Suizidversuchen) beim Menschen wurden bei Dosen von 1,6 mg Liothyronin (Tabletten) bei gleichzeitiger Überdosis von Brompheniramin und Clomipramin klinische Symptome einer Thyreotoxikose sowie Verwirrtheit gesehen. Mit ernsten Komplikationen wie Bedrohung vitaler Funktionen (Atmung und Kreislauf) muss gerechnet werden, wenn es sich um ältere Menschen oder Patienten mit einer Herzkrankheit handelt. Besonders bei kardiovaskulärer Überempfindlichkeit besteht die Gefahr der Dekompensation. Für Levothyroxin existieren Berichte über Fälle von thyreotoxischer Krise, Krämpfen, Herzschwäche und Koma. Mehrere Fälle eines plötzlichen Herztodes bei Patienten mit langjährigem Schilddrüsenhormonabusus sind beschrieben worden.

Bei akuter Überdosierung kann die gastrointestinale Resorption durch Gabe von medizinischer Kohle vermindert werden. Die Behandlung erfolgt meist symptomatisch und unterstützend. Bei starken betasympathomimetischen Wirkungen wie Tachykardie, Angstzustand, Agitation und Hyperkinesie können die Beschwerden durch Betarezeptorenblocker gemildert werden. Thyreostatika sind nicht angebracht, da die Schilddrüse bereits völlig ruhiggestellt ist.

Bei extrem hohen Dosen (Suizidversuch) kann eine Plasmapherese hilfreich sein.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Schilddrüsenhormon,

ATC-Code: H03AA02.

Liothyronin ist neben Levothyroxin eines der beiden von der Schilddrüse physiologischerweise produzierten und sezernierten Schilddrüsenhormone. Hauptsächlich erfolgt die Bildung von Liothyronin jedoch in peripheren Organen (besonders Leber, Niere etc.) durch Deiodierung von Levothyroxin. Liothyronin stellt das eigentliche Wirkprinzip der Schilddrüse dar, während Levothyroxin als Prähormon angesehen werden muss.

Der primäre Angriffspunkt der Schilddrüsenhormone als „induzierende Hormone“ liegt in der Induzierung der Transkription des Genoms. Liothyronin wirkt auf

-    Glukose-, Fett-, Eiweiß- und Mineralstoffwechsel,

-    den Sauerstoffverbrauch,

-    den Knochenstoffwechsel, Wachstum und Reifung,

-    Herz-, Kreislauf- und Gehirnfunktion sowie

-    andere Hormone (hierbei bestehen Wechselwirkungen).

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Nach intravenöser Gabe von Liothyronin erfolgt ein Wirkungseintritt innerhalb der ersten 24 Stunden (gemessen am Beginn der TSH-Suppression bereits nach wenigen Stunden). Das Wirkungsmaximum nach einmaliger Gabe von Liothyronin wird nach etwa 2-3 Tagen erreicht. Liothyronin ist zu etwa 99,7 % vorwiegend an das thyroxinbindende Globulin (TBG) und zu einem Teil an das thyroxinbindende Präalbumin (TBPA) und an Albumin gebunden. Eine Zunahme der Bindungskapazität wird in der Schwangerschaft oder nach Östrogentherapie nachgewiesen; sie kann sich bei ausgeprägter Hypoproteinämie (Leberzirrhose) oder im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen oder auch durch Medikamenteneinfluss erniedrigen. Durch die im Vergleich zu Levothyroxin etwas niedrigere Plasmaeiweißbindung erklären sich die kürzere Halbwertszeit des Liothyronins von einem Tag und die höhere metabolische Clearance-Rate von etwa 15 l Plasma/Tag/m2 Körperoberfläche.

Die Plasmahalbwertszeit von Liothyronin ist bei Hypothyreose verlängert, sie erniedrigt sich bei Hyperthyreose. Der Abbau von Liothyronin erfolgt zum größten Teil in den peripheren Organen (besonders Leber, Niere, Muskel und Gehirn).

Liothyronin passiert wie Levothyroxin die Plazenta nur in geringen Mengen. Unter normal dosierter Therapie werden nur geringe Mengen an Liothyronin in die Muttermilch sezerniert.

Wegen der hohen Proteinbindung sind Levothyroxin und Liothyronin weder der Hämodialyse noch der Hämoperfusion zugänglich.

Bioverfügbarkeit:

Oral appliziertes Liothyronin wird zu 78-95 % vorwiegend aus dem Dünndarm resorbiert. Durch Nahrungsaufnahme wird die Resorptionsquote etwas verringert.

5.3    Präklinische Daten zur Sicherheit

Wegen ihrer strukturellen Verwandtschaft und identischer Wirkungsmechanismen werden Aussagen über Liothyronin und Levothyroxin als Schilddrüsenhormoneffekte zusammengefasst.

Akute Toxizität

Die akute Toxizität von Liothyronin ist sehr gering.

Chronische Toxizität

Untersuchungen zur chronischen Toxizität wurden an verschiedenen Tierspezies (Ratte, Hund) durchgeführt. In hohen Dosen wurden Anzeichen einer Hepatopathie, erhöhtes Auftreten von spontanen Nephrosen sowie veränderten Organgewichten bei der Ratte gesehen. Beim Hund wurden keine wesentlichen Nebenwirkungen beobachtet.

Mutagenität

Erkenntnismaterial zum mutagenen Potenzial von Liothyronin liegt nicht vor. Es haben sich bisher keine Verdachtsmomente oder Anhaltspunkte für eine Schädigung der Nachkommenschaft durch Veränderungen des Genoms durch Schilddrüsenhormone ergeben.

Kanzerogenität

Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Liothyronin wurden nicht durchgeführt.

Reproduktionstoxizität

Schilddrüsenhormone passieren die Plazenta zu einem sehr kleinen Anteil.

Erkenntnismaterial über Schädigungen der männlichen oder weiblichen Fruchtbarkeit liegt nicht vor. Es existieren keinerlei Verdachtsmomente oder Anhaltspunkte.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1    Liste der sonstigen Bestandteile

Vorverkleisterte Stärke (Mais), Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, Natriumcarbonat, Natriumthiosulfat 5 H2O (Ph. Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid, hydriertes Rizinusöl.

6.2    Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3    Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.

6.4    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °C lagern.

Den Blister im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

6.5    Art und Inhalt des Behältnisses

PVC/Aluminium-Blisterpackung.

Thybon 20 Henning 50 Tabletten 100 Tabletten

Thybon 100 Henning 50 Tabletten 100 Tabletten

6.6    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.

7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER

Henning Berlin Arzneimittel GmbH 10898 Berlin

Telefon: (01 80) 2 22 20 101

Telefax: (01 80) 2 22 20 111

E-Mail: medinfo.de@sanofi-aventis.com

Inhaber der Zulassung:

Sanofi-Aventis Deutschland GmbH 65926 Frankfurt am Main Postanschrift:

Postfach 80 08 60 65908 Frankfurt am Main

8. ZULASSUNGSNUMMERN

Thybon 20 Henning

20 Mikrogramm, Tabletten    6085344.00.00

Thybon 100 Henning

100 Mikrogramm, Tabletten    6085344.01.00

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN

12. Januar 2005

10.    STAND DER INFORMATION

Oktober 2013

11.    VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig.

9

1

0,06 €/Anruf (dt. Festnetz); max. 0,42 €/min (Mobilfunk).