Tiaprid Awd-Pharma 100 Mg Tabletten
alt informationenFachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)
AWD.pharma GmbH & Co. KG |
Tiaprid AWD-pharma 100 mg Tabletten Stand: August 2009 |
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Tiaprid AWD-pharma 100 mg Tabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Tablette enthält 111,1 mg Tiapridhydrochlorid, entsprechend 100 mg Tiaprid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Tablette
Weiße, runde Tabletten mit abgeschrägter Kante und einer Kreuzbruchrille auf beiden Seiten.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von Neuroleptika-induzierten Spätdyskinesien vorwiegend oro-bucco-lingualer Art.
Klinische Beobachtungen und begrenzte Studiendaten geben Hinweise, dass Tiaprid AWD-pharma 100 mg Tabletten Bewegungsstörungen bei Chorea Huntington verringern kann.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Tabletten werden am besten nach einer Mahlzeit mit etwas Flüssigkeit eingenommen.
Dosierung
Bei Chorea Huntington ist die tägliche Gabe von 300 – 1000 mg Tiaprid angezeigt; die Gesamtdosis wird, je nach Höhe der Dosis, auf 3-5 Einzelgaben verteilt.
Kinder werden mit 3-mal 50 – 100 mg pro Tag behandelt.
Zur Behandlung von Spätdyskinesien nach Neuroleptikatherapie, die besonders im Bereich der Mund- und Gesichtsmuskulatur (Zungen-Schlund-Syndrom), aber auch in der Muskulatur der Extremitäten auftreten können, empfiehlt sich die Gabe von täglich 3-mal 100-200 mg Tiaprid.
Der Therapieerfolge zeigt sich evtl. erst nach 4- bis 6-wöchiger Behandlungsdauer.
Dosierung bei Niereninsuffizienz
Kreatinin-Clearance:
50-80 ml/min = 75 % der normalen Tagesdosis
10-50 ml/min = 50 % der normalen Tagesdosis
weniger als 10 ml/min = 25 % der normalen Tagesdosis
Da das Arzneimittel in der Leber nur wenig verstoffwechselt wird, ist eine Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz nicht erforderlich.
4.3 Gegenanzeigen
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Überempfindlichkeit gegen Tiapridhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile
-
Prolaktin-abhängige Tumore: hypophysäre Prolaktinome und Brustkrebs
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Phäochromozytom
-
Gleichzeitige Behandlung mit Levodopa (siehe Abschnitt 4.5)
-
Malignes neuroleptisches Syndrom (siehe Abschnitt 4.8)
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Tiaprid sollte in den folgenden Fällen mit besonderer Vorsicht angewendet werden:
-
Das Auftreten eines malignen neuroleptischen Syndroms wird sehr selten beschrieben; es ist gekennzeichnet durch hohes Fieber, Muskelrigidität, autonome Instabilität, Bewusstseinstrübung und erhöhte CPK-Werte. Bei Entwicklung solcher Symptome, insbesondere bei der Entwicklung einer Hyperthermie, muss Tiaprid abgesetzt werden.
-
Als Neuroleptikum aus der Klasse der Benzamide kann Tiaprid in seltenen Fällen zu einer Hyperprolaktinämie und zu einer QT-Intervallverlängerung führen.
Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass erhöhte Prolaktinspiegel mit einem höheren Brustkrebsrisiko assoziiert sein können.
Der direkte kausale Zusammenhang zwischen der Einnahme von Tiaprid und dem Risiko an Brustkrebs zu erkranken, kann auf Grund fehlender epidemiologischer Studien jedoch bisher nicht hergestellt werden.
Auf Grund des Risikos einer QT-Intervall-Verlängerung oder von Torsades de pointes, die u. U. durch eine QT-Intervall-Verlängerung ausgelöst werden können, sollte Tiaprid Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz oder Neigung zu Vorhofflimmern) nur mit Vorsicht verordnet werden. Für diese Patienten sollte eine alternative Behandlung in Betracht gezogen werden. Andernfalls sollte die niedrigste wirksame Dosis gewählt und der Patient sorgfältig überwacht werden. -
Da Tiaprid vorwiegend über die Nieren ausgeschieden wird, sollte bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) die Dosis vom Arzt reduziert werden; bei starker Einschränkung der Nierenfunktion sollte Tiaprid auf ärztliche Anordnung abgesetzt werden (siehe Abschnitt 4.2).
-
Tiaprid kann die zerebrale Krampfschwelle herabsetzen. Patienten mit anamnestisch bekannter Epilepsie müssen sorgfältig überwacht werden.
-
Bei Morbus Parkinson
Da Tiaprid bei älteren Patienten verstärkt sedierend wirken kann, ist Vorsicht geboten.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Tiaprid verstärkt die Wirkung anderer zentral dämpfender Arzneimittel. Hierzu gehören Morphin-Derivate, Barbiturate, Benzodiazepine, Anxiolytika, die meisten H1-Antihistaminika sowie zentral wirksame antihypertensive Arzneimittel wie Clonidin und analoge Substanzen.
Die Wirkung von Neuroleptika kann durch Tiaprid verstärkt werden.
Alkohol verstärkt die sedierende Wirkung von Tiaprid. Der Genuss von alkoholischen Getränken sowie die Einnahme von Alkohol enthaltenden Zubereitungen sollte vermieden werden.
Anticholinergika wie z. B. Biperiden können die Wirkung von Tiaprid abschwächen.
Die gleichzeitige Anwendung von Levodopa und Tiaprid ist kontraindiziert, da sich die Arzneistoffe in ihrer Wirkung gegenseitig antagonisieren (siehe Abschnitt 4.3).
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine hinreichenden Daten über die Anwendung von Tiaprid bei Schwangeren vor. Die hoch dosierte Einnahme von Tiaprid während der Schwangerschaft kann zu extrapyramidalmotorischen Störungen beim Neugeborenen führen. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Auf Grund mangelnder Erfahrung sollte Tiaprid während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn es ist eindeutig erforderlich.
Tiaprid soll in der Stillzeit nicht angewendet werden, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Bei erforderlicher Behandlung während der Stillperiode ist abzustillen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Tiaprid kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zu Grunde gelegt:
sehr häufig |
> 1/10 |
häufig |
> 1/100, < 1/10 |
gelegentlich |
> 1/1000, < 1/100 |
selten |
> 1/10 000, < 1/1000 |
sehr selten |
< 1/10 000, einschließlich Einzelfälle |
nicht bekannt |
Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar |
EndokrineErkrankungen
Gelegentlich:erhöhte Prolaktin-Spiegel im Blut, die die Ursache für Brustschmerzen, eine Vergrößerung der Brust und Milchfluss (Gynäkomastie, Galaktorrhoe), Zyklusstörungen (Dysmenorrhoe, Amenorrhoe) bei der Frau, Orgasmus- und Potenzstörungen beim Mann sein können. Im Allgemeinen bilden sich diese Störungen nach Absetzen von Tiaprid in kurzer Zeit wieder zurück.
PsychiatrischeErkrankungen
Häufig:Agitiertheit, Apathie und Schlaflosigkeit.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig:Schwindel, Kopfschmerzen. Zu Beginn einer Behandlung: extrapyramidale Symptome wie beim Parkinson-Syndrom (Tremor, Rigidität, Hypokinesie und vermehrter Speichelfluss). Im Allgemeinen bilden sich diese Symptome nach Anwendung eines Anticholinergikums (z. B. Biperiden) zurück.
Gelegentlich:Frühdyskinesien (Torticollis spasticus, Blickkrämpfe, Kiefersperre) und Akathisie; diese bilden sich im Allgemeinen nach Anwendung eines Anticholinergikums (z. B. Biperiden) zurück.
Sehr selten: Nach einer längeren Behandlungsdauer (mehr als 3 Monate) kann das Auftreten von Spätdyskinesien, die durch rhythmische, unwillkürliche Bewegungen vornehmlich der Zunge und/oder der Gesichtsmuskulatur gekennzeichnet sind, nicht ausgeschlossen werden. Antiparkinsonmittel sollten in diesem Fall nicht als Gegenmittel eingesetzt werden, da sie unwirksam sind oder die Symptome verstärken können.
Sehr selten: malignes neuroleptisches Syndrom (siehe Abschnitt 4.4).
Gefäßerkrankungen
Häufig:orthostatische Hypotonie.
Allgemeine Erkrankungen
Häufig:Asthenie (schnelle Ermüdbarkeit/Schwäche), Müdigkeit und Benommenheit.
Gelegentlich:Gewichtszunahme.
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation
Die Toxizität des Präparates ist gering und spielt in der Humanmedizin keine Rolle. Die Einnahme hoher Dosen weit über dem therapeutischen Bereich (3 –4 g/Tag) führte zu keinen schweren und irreversiblen Folgeerscheinungen. Beobachtet wurden Somnolenz, Sedierung, Koma, Hypotonie und dyskinetische Zustände.
b) Therapie von Intoxikationen
Im Falle einer akuten Überdosierung sollte an das Vorliegen einer Mehrfachintoxikation gedacht werden.
Da Tiaprid nur geringfügig dialysierbar ist, soll eine Hämodialyse zur Beseitigung des Wirkstoffes nicht durchgeführt werden. Ein Antidot ist nicht bekannt. Unterstützende Maßnahmen zur Überwachung der Vitalfunktionen (Atmung und Herzkreislauf) sollen eingesetzt werden, bis der Patient sich erholt hat.
Zur Therapie der Dyskinesien empfiehlt sich die Gabe eines Antiparkinsonmittels. In der Praxis kommt es allerdings nach Absetzen der Medikation innerhalb von wenigen Stunden zur Normalisierung.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika; Benzamide
ATC-Code: N05AL03
Tiaprid ist ein atypisches Neuroleptikum, das in In-vitro-Studien eine Selektivität für D2- und D3-Dopaminrezeptoren aufweist, ohne Affinität für Rezeptor-Subtypen der wesentlichen zentralen Neurotransmitter (einschließlich Serotonin, Noradrenalin und Histamin). Diese Eigenschaften wurden in neurochemischen Studien und Verhaltensstudien bestätigt, bei denen antidopaminerge Eigenschaften, bei Fehlen von Sedierung, Katalepsie und kognitiver Beeinträchtigung, gezeigt werden konnten.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Tiaprid wird rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel des Wirkstoffs werden schon innerhalb einer Stunde nach oraler Gabe erreicht.
Die absolute Bioverfügbarkeit der Tabletten beträgt 80 %.
Die Ausscheidung von Tiaprid erfolgt weitgehend im ersten 24-Stunden-Harn. Die Substanz wird hauptsächlich unverändert ausgeschieden. Daneben konnten noch zwei Metaboliten identifiziert werden: es handelt sich dabei um das N-Oxid und das N-Monodesethyl-Derivat des Wirkstoffs. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 3 Stunden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die akute und subchronische Toxizität von Tiaprid ist sehr gering, die Intoxikationssymptome (siehe auch 4.9) sind überwiegend vom zentralen dopaminantagonistischen Wirkmechanismus und von den hormonalen Veränderungen im Organismus (Hyperprolaktinämie) abzuleiten. Hinweis auf Mutagenität liegen nicht vor. In Embryotoxizitätsstudien zeigte Tiaprid keine Teratogenität, es traten jedoch embryotoxische Effekte auf. In einer Peri-Postnatalstudie an der Ratte kam es bei hoher Dosierung zu toxischen Effekten bei den Nachkommen. Bei chronischer Applikation am Versuchstier traten Veränderungen an den Geschlechtsorganen (Hoden, Prostata, Uterus, Ovar) und Fertilitätsstörungen auf. An Brustdrüse, Hypophyse und dem endokrinen Pankreas- und Nierengewebe nahm die Anzahl an Hyperplasien und Neoplasien zu. Alle genannten Effekte werden ursächlich auf die chronisch erhöhte Prolaktinkonzentration im Blut zurückgeführt, die Relevanz der Prolaktin-bedingten Tumorgenese beim Menschen ist unklar.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Mannitol (Ph.Eur.)
Mikrokristalline Cellulose
Magnesiumstearat (Ph.Eur.)
Povidon K30
Hochdisperses Siliciumdioxid
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/Aluminium Blisterpackung.
Packungen mit 10, 20, 50 und 100 Tabletten, Klinikpackung mit 500 (10 x 50 Tabletten)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
AWD.pharma GmbH & Co. KG
Wasastraße 50
01445 Radebeul
Telefon: (0351) 834-0
Telefax: (0351) 834-2199
8. Zulassungsnummer
57043.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung
28.09.2006
10. Stand der Information
August 2009
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
682de4affb08d16148c4950d609ade6a.rtf Seite 10 Version v. 24.08.09