Tiaprid Hexal 100 Mg Tabletten
F achinformation
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Tiaprid HEXAL® 100 mg Tabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 Tablette enthält 111,1 mg Tiapridhydrochlorid, entsprechend 100 mg Tiaprid.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Tablette
Weiße, runde Tabletten mit abgeschrägter Kante und einer Kreuzbruchrille auf beiden Seiten. Die Tablette kann in vier gleiche Dosen geteilt werden.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von Antipsychotika-induzierten Spätdyskinesien vorwiegend oro-bucco-lingualer Art.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung Dosierung
Abhängig von der Schwere der Erkrankung und vom Körpergewicht des Patienten sollten Erwachsene 3-mal täglich 100-200 mg Tiaprid einnehmen.
Die Tagesdosis für das aufgeführte Anwendungsgebiet sollte 300-600 mg Tiaprid betragen.
Der Therapieerfolg zeigt sich möglicherweise erst nach einer Behandlungsdauer von 4-6 Wochen.
Kinder und Jugendliche
Tiaprid ist nicht zur Behandlung von Kindern vorgesehen.
Dosierung bei Niereninsuffizienz
Kreatinin-Clearance: 50-80 ml/min = 75 % der normalen Tagesdosis
10-50 ml/min = 50 % der normalen Tagesdosis weniger als 10 ml/min = 25 % der normalen Tagesdosis
Art der Anwendung
Tiaprid HEXAL sollte vorzugsweise mit ein wenig Flüssigkeit nach den Mahlzeiten eingenommen werden.
4.3 Gegenanzeigen
• Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
• Prolaktin-abhängige Tumoren: z. B. hypophysäres Prolaktinom und Brustkrebs
• Phäochromozytom
• gleichzeitige Behandlung mit Levodopa (siehe Abschnitt 4.5)
• gleichzeitige Behandlung mit Dopaminagonisten, außer bei Parkinson-Patienten in begründeten Ausnahmefällen (siehe auch Abschnitt 4.5)
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Tiaprid sollte in den folgenden Fällen mit besonderer Vorsicht angewendet werden:
• Wie auch bei anderen Antipsychotika kann es zu einem malignen neuroleptischen Syndrom kommen.
Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch hohes Fieber, Muskelrigidität, autonome Fehlfunktion, Bewusstseinstrübung und erhöhte CPK-Werten und verläuft möglicherweise tödlich. Bei Entwicklung solcher Symptome, insbesondere bei der Entwicklung einer Hyperthermie ungeklärten Ursprungs muss das Vorliegen eines malignen neuroleptischen Syndroms sorgfältig abgeklärt und Tiaprid abgesetzt werden.
• Da Tiaprid vorwiegend über die Nieren ausgeschieden wird, sollte bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) die Dosis vom Arzt reduziert werden; bei Patienten mit starker Einschränkung der Nierenfunktion sollte Tiaprid auf ärztliche Anordnung abgesetzt werden (siehe Abschnitt 4.2).
• Antipsychotika können die zerebrale Krampfschwelle herabsetzen, obwohl dies für Tiaprid noch nicht untersucht wurde. Patienten mit anamnestisch bekannter Epilepsie müssen daher während der Behandlung mit Tiaprid sorgfältig überwacht werden.
• Tiaprid sollte bei Patienten mit Morbus Parkinson nicht angewendet werden, außer unter besonderen Umständen.
Leukopenie, Neutropenie und Agranulozytose wurden im Zusammenhang mit Antipsychotika, einschließlich Tiaprid, berichtet. Infektionen oder Fieber mit unklarer Genese können Anzeichen einer Blutdyskrasie sein und erfordern unverzüglich eine hämatologische Untersuchung.
Verlängerung des QT-Intervalls
Tiaprid kann eine Verlängerung des QT-Intervalls hervorrufen. Es ist bekannt, dass dies das Risiko schwerwiegender ventrikulärer Arrhythmien, wie Torsade de pointes, erhöhen kann (siehe auch Abschnitt 4.8). Vor einer Behandlung mit Tiaprid und, wenn möglich, entsprechend dem klinischen Status des Patienten sollten die Faktoren überwacht werden, die das Auftreten dieser Rhythmusstörungen begünstigen könnten, wie z. B.
• Bradykardie mit einer Herzfrequenz unter 55 Schläge/Minute
• Störungen des Elektrolythaushaltes, insbesondere Hypokaliämie
• angeborene Verlängerung des QT-Intervalls
• gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die eine ausgeprägte Bradykardie (Herzfrequenz unter 55 Schläge/Minute), Störungen des Elektrolythaushaltes, verminderte intrakardiale Erregungsleitung oder eine Verlängerung des QT-Intervalls hervorrufen können (siehe auch Abschnitt 4.5).
Tiaprid sollte bei Patienten mit Risikofaktoren, die eine Verlängerung des QT-Intervalls begünstigen können, mit Vorsicht angewendet werden.
Thromboembolie-Risiko
Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Tiaprid identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.
Erhöhte Mortalität bei alteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen
Ältere Patienten mit Demenz-assoziierter Psychose, die mit Antipsychotika behandelt werden, haben ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko. Analysen von 17 placebokontrollierten Studien (i. d. R. Dauer von 10 Wochen), größtenteils mit Patienten, die atypische Antipsychotika einnahmen, zeigten ein zwischen 1,6- bis 1,7-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko im Vergleich zur Placebogruppe. Im Verlauf einer typischen 10-wöchigen kontrollierten Studie betrug die Mortalitätsrate bei den mit Verum behandelten Patienten etwa 4,5 % im Vergleich zu etwa 2,6 % in der Placebogruppe. Obwohl die Todesursachen in den klinischen Studien mit atypischen Antipsychotika unterschiedlich waren, schienen die meisten Todesfälle entweder kardiovaskulärer Art (z. B. Herzversagen, plötzlicher Tod) oder infektionsbedingt (z. B. Pneumonie) zu sein. Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass, ähnlich zu den atypischen Antipsychotika, auch die Behandlung mit konventionellen Antipsychotika die Mortalität erhöhen kann. In welchem Umfang die in den Beobachtungsstudien beobachtete erhöhte Mortalität den Antipsychotika und nicht patientenbezogenen Eigenschaften zugeschrieben werden kann, ist unklar.
Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten zerebrovaskulären Ereignissen
In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das 3-fache erhöhtes Risiko für unerwünschte zerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Tiaprid sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern wurde Tiaprid nicht gründlich untersucht. Daher ist bei der Verschreibung für Kinder Vorsicht geboten (siehe Abschnitt 4.2).
Ältere Patienten
Da Tiaprid bei älteren Patienten verstärkt sedierend wirken kann, ist Vorsicht geboten.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Kontraindizierte Kombinationen
Die gleichzeitige Gabe von Levodopa und Tiaprid ist kontraindiziert, da die Arzneimittel sich in ihrer Wirkung gegenseitig antagonisieren.
Tiaprid darf nicht gleichzeitig mit Dopaminagonisten (Cabergolin, Quinagolid), außer bei Patienten mit Parkinson-Erkrankung in begründeten Ausnahmefällen (siehe „Kombinationen, die nicht empfohlen sind“), angewendet werden, da die Arzneimittel sich in ihrer Wirkung gegenseitig antagonisieren.
Nicht empfohlene Kombinationen
Tiaprid sollte nicht mit Medikamenten kombiniert werden, die das QT-Intervall verlängern und schwerwiegende Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes) auslösen können. Daher wird die Einnahme zusammen mit folgenden Arzneimitteln nicht empfohlen:
• Arzneimittel, die eine ausgeprägte Bradykardie (Herzfrequenz unter 55 Schläge/Minute) verursachen können, insbesondere Antiarrhythmika der Klasse Ia, Betablocker, einige Antiarrhythmika der Klasse II, einige Kalziumkanalblocker (Diltiazem und Verapamil), Herzglykoside, Pilocarpin, Cholinesterasehemmer, Clonidin, Guanfacin
• Arzneimittel, die eine Hypokaliämie auslösen können wie z. B. Hypokaliämie-induzierende Diuretika, stimulierende Laxanzien, i.v.-Gabe von Amphotericin B, Glukokortikoide und Tetracosactid (Cosyntropin). Vor dem Beginn einer Therapie mit Tiaprid sollte eine Hypokaliämie behoben werden. Eine klinische Überwachung sowie eine Überwachung des Elektrolythaushaltes und der Herzfunktion (EKG) sollten sichergestellt werden.
• Antiarrhythmika der Klasse Ia (wie z. B. Chinidin, Hydrochinidin und Disopyramid) und III (wie Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid)
• bestimmte Neuroleptika (wie Pimozid, Sultoprid, Pipothiazin, Sertindol, Veraliprid, Chlorpromazin, Levomepromazin, Trifluoperazin, Cyamemazin, Sulpirid, Haloperidol, Droperidol, Fluphenazin,
Pipamperon, Zuclopenthixol, Flupentixol, Thioridazin)
• einige Antiparasitika (Halofantrin, Lumefantrin, Pentamidin)
• weitere Arzneimittel: i.v.-Gabe von Erythromycin, Spiramycin oder Vincamin, Moxifloxacin, Methadon, trizyklische Antidepressiva, Lithium, Bepridil, Cisaprid, Diphemanil, Mizolastin, Sparfloxacin
Die Anwendung von Arzneimitteln (mit Ausnahme von Antiinfektiva), die Torsade de pointes auslösen können, sollte, wenn möglich, abgebrochen werden. Wenn eine gleichzeitige Behandlung nicht vermieden werden kann, sollte das QT-Intervall vor dem Beginn der Behandlung überprüft und die Herzfunktion (EKG) überwacht werden.
Alkohol
Alkohol kann die sedierende Wirkung von Antipsychotika verstärken. Die Veränderung der Wachsamkeit kann das Führen eines Fahrzeugs oder das Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Der Genuss von alkoholischen Getränken und die Einnahme alkoholhaltiger Arzneimittel soll vermieden werden.
Dopaminagonisten außer Levodopa
Die gleichzeitige Anwendung von Tiaprid und Dopaminagonisten (Amantadin, Apomorphin, Bromocriptin, Entacapon, Lisurid, Pergolid, Piribedil, Pramipexol, Ropinirol, Selegilin) mit Ausnahme von Levodopa (siehe Abschnitt 4.3) ist aufgrund des wechselseitigen Antagonismus der Wirkungen von Dopaminagonisten und Antipsychotika bei Patienten mit Morbus Parkinson nicht empfohlen. Der Dopaminagonist kann psychotische Störungen auslösen oder verstärken.
Wenn bei Patienten mit Morbus Parkinson, die mit Dopaminagonisten behandelt werden, eine antipsychotische Therapie nicht vermieden werden kann, müssen diese Mittel ausschleichend abgesetzt werden (ein plötzliches Absetzen von Dopaminagonisten kann ein malignes neuroleptisches Syndrom auslösen).
Kombinationen, die Vorsichtsmaßnahmen erfordern
Betablocker bei Herzinsuffizienz
Die Kombination mit Betablockern, die bei Herzinsuffizienz verabreicht werden (Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol, Nebivolol) erhöht das Risiko ventrikulärer Arrhythmien, insbesondere Torsade de pointes. Daher ist eine klinische und elektrokardiographische Überwachung erforderlich.
Weitere Wechselwirkungen
Antihypertonika (alle)
Bei gleichzeitiger Verabreichung mit Antihypertensiva besteht das erhöhte Risiko einer orthostatischen Hypotonie (additiver Effekt).
Andere ZNS-dämpfende Arzneimittel:
Tiaprid verstärkt die Wirkung anderer zentraldämpfender Arzneimittel. Hierzu gehören Betäubungsmittel (Analgetika, Antitussiva und Opioid-Ersatzbehandlung), Barbiturate, Benzodiazepine, andere nicht-Benzodiazepin-Anxiolytika, Hypnotika, Antipsychotika, sedierende Antidepressiva (Amtitriptylin, Doxepin, Mianserin, Mirtazapin, Trimipramin); sedierende H1-Antihistaminika, zentral wirkende Antihypertonika (wie Clonidin und analoge Substanzen) und andere Arzneimittel: Baclofen, Thalidomid, Pizotifen. Eine beeinträchtigte Aufmerksamkeit kann das Führen eines Fahrzeugs oder das Bedienen von Maschinen gefährlich werden lassen.
Betablocker
Die Kombination mit Betablockern (mit Ausnahme von Esmolol, Sotalol und Betablocker bei Herzinsuffizienz) bewirkt einen vasodilatatorischen Effekt und erhöht das Risiko einer Hypotonie, insbesondere einer orthostatischen Hypotonie (additiver Effekt).
Nitratderivate und verwandte Stoffe
Bei gleichzeitiger Anwendung von Nitratderivaten und analogen Substanzen treten Wechselwirkungen auf. Anticholinergika
Anticholinergika, wie z. B. Biperiden, können die Wirkung von Tiaprid abschwächen.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft
Ist eine Behandlung erforderlich, um einen stabilen psychischen Zustand aufrecht zu erhalten und eine Dekompensation zu vermeiden, muss die Behandlung mit wirksamer Dosierung eingeleitet bzw. während der gesamten Schwangerschaft fortgeführt werden.
Über die Anwendung von Tiaprid bei Schwangeren liegen keine hinreichenden Daten vor. Aus Tierstudien ergeben sich keine Hinweise auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen hinsichtlich Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung.
In Notfällen angewendete injizierbare Antipsychotika können bei der Mutter Hypotonie verursachen.
Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Tiaprid) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können. Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.
In der Spätschwangerschaft angewendetes Tiaprid könnte theoretisch folgendes verursachen, insbesondere bei hoher Dosierung:
• Bei gleichzeitiger Einnahme von Antiparkinsonmitteln erhöhtes Auftreten von Symptomen wie unter Atropin-Gabe: Tachykardie, Übererregbarkeit, Blähbauch, verzögertes Mekonium
• Sedierung.
Eine Behandlung mit Tiaprid während der gesamten Schwangerschaft soll daher nur nach strenger NutzenRisiko-Abwägung erfolgen. Bei der Überwachung des Neugeborenen sollten die oben genannten Nebenwirkungen berücksichtigt werden.
Stillzeit
Tiaprid soll in der Stillzeit nicht angewendet werden, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Bei erforderlicher Behandlung während der Stillperiode ist abzustillen.
Fertilität
Bei mit Tiaprid behandelten Tieren wurde eine Abnahme der Fertilität beobachtet. Beim Menschen kann Tiaprid aufgrund der Wechselwirkung mit Dopamin-Rezeptoren eine Hyperprolaktinämie hervorrufen, welche mit Amenorrhö, fehlender Ovulation und beeinträchtigter Fertilität einhergehen kann (siehe Abschnitt 4.8 unter „Endokrine Störungen“).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Tiaprid hat geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Tiaprid kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch zu Sedierung führen (siehe Abschnitt 4.8) und daher das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen mit abnehmendem Schweregrad angegeben.
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Tabellarische Übersicht der Nebenwirkungen
Nachfolgend aufgelistete Nebenwirkungen wurden im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien mit den Häufigkeiten „häufig“, „gelegentlich“ und „selten“ berichtet. Es ist zu berücksichtigen, dass in einigen Fällen Nebenwirkungen von den Symptomen der zu behandelnden Grunderkrankung schwierig zu unterscheiden sind. Zusätzlich wurden Fälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Markteinführung berichtet (nur Spontanberichte, siehe Spalte „Nicht bekannt“).
Systemorganklasse |
Häufig |
Gelegentlich |
Selten |
Nicht bekannt* |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
Leukopenie, Neutropenie, Agranulozytose (siehe Abschnitt 4.4) | |||
Endokrine Erkrankungen |
Hyperprolaktin-ämie (die die Ursache für weitere Erkrankungen sein kann, siehe unter „Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse“ | |||
Psychiatrische Erkrankungen |
Benommenheit/ Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Agitiertheit, Apathie | |||
Erkrankungen des Nervensystems |
Schwindel/ Vertigo, Kopfschmerzen, Parkinsonismus und damit verbundene Symptome (Tremor, Rigidität, erhöhter Muskeltonus, Hypokinesie, vermehrter Speichelfluss). Im Allgemeinen bilden sich diese Symptome nach Anwendung eines Anticholinergikums (z. B. Biperiden) zurück. |
Akathisie, Dystonie (Spasmen, Torticollis spasticus, Blickkrämpfe, Kiefersperre). Diese Symptome bilden sich im Allgemeinen nach Anwendung eines Anticholinergikums (z. B. Biperiden) zurück. |
akute Dyskinesie. Diese ist im Allgemeinen nach der Verabreichung von Antiparkinson Arzneimitteln reversibel. |
Spätdyskinesien (gekennzeichnet durch rhythmische, unwillkürliche Bewegungen vornehmlich der Zunge und/oder der Gesichtsmuskulatur) **, malignes neuroleptisches Syndrom (Komplikation mit möglicherweise tödlichem Ausgang) (siehe Abschnitt 4.4) |
Herzerkrankungen |
Verlängerung des QT-Intervalls, ventrikuläre Arrhythmien wie Torsade de pointes, ventrikuläre Tachykardie, die zu ventrikulärem Flimmern oder Herzstillstand sowie plötzlichem Tod führen kann (siehe Abschnitt 4.4). |
Gefäßerkrankungen |
Hypotonie, im Allgemeinen orthostatisch, Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose) (siehe auch Abschnitt 4.4). Tödliche Verläufe können vorkommen. | |||
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen |
extrapyramidale Symptome des Neugeborenen, Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen (siehe Abschnitt 4.6.) | |||
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse |
Brustschmerzen, Vergrößerung der Brustdrüse und Milchfluss (Gynäkomastie, Galaktorrhö), Zyklusstörungen (Dysmenorrhö, Amenorrhö) bei der Frau, Orgasmus- und Potenzstörungen beim Mann | |||
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Asthenie (schnelle Ermüdbarkeit/Sch wäche), Müdigkeit |
Gewichtszu nahme |
* Daten nach Markteinführung (nur Spontanberichte). Da diese Reaktionen freiwillig von einer Population unbekannter Größe berichtet werden, ist es nicht möglich, die Häufigkeiten verlässlich abzuschätzen, daher werden diese als „nicht bekannt“ eingestuft.
** wurden berichtet, wie bei allen Antipsychotika, nach einer Behandlungsdauer von mehr als 3 Monaten. Antiparkinson-Arzneimittel sind nicht wirksam oder führen gegebenenfalls zu einer Verschlechterung der Symptome.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn Website: www.bfarm.de
anzuzeigen.
4.9 Überdosierung Anzeichen und Symptome
Die Erfahrung mit einer Überdosierung von Tiaprid ist begrenzt. Benommenheit, Sedierung, Koma, Blutdruckabfall und extrapyramidale Symptome wurden beobachtet.
Behandlung
Im Falle einer akuten Überdosierung sollte an die Möglichkeit der Einnahme mehrerer Arzneimittel gedacht werden. Nach einer oralen Überdosierung kann eine Behandlung zur Reduzierung der Resorption durchgeführt werden (Magenspülung im Falle einer möglicherweise schweren Intoxikation und, kurz nach der Einnahme, Gabe von Aktivkohle in Kombination mit Laxanzien).
Eine Hämodialyse zur Entfernung des Arzneistoffs sollte nicht im Übermaß durchgeführt werden, da Tiaprid nur mäßig dialysierbar ist.
Für Tiaprid gibt es kein spezifisches Antidot. Es sollten daher angemessene unterstützende Maßnahmen (Überwachung der Vitalfunktionen und der Herztätigkeit) durchgeführt werden.
Im Falle von schweren extrapyramidalen Symptomen sollten Anticholinergika angewendet werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika; Benzamide ATC-Code: N05AL03
Tiaprid ist ein atypisches Antipsychotikum, das in In-vitro-Studien eine Selektivität für D2- und D3-Dopaminrezeptoren aufweist, ohne Affinität für Rezeptor-Subtypen der wesentlichen zentralen Neurotransmitter (einschließlich Serotonin, Noradrenalin und Histamin). Diese Eigenschaften wurden in neurochemischen Studien und Verhaltensstudien bestätigt, bei denen antidopaminerge Eigenschaften, bei Fehlen von Sedierung, Katalepsie und kognitiver Beeinträchtigung, gezeigt werden konnten. Tiaprid ist besonders aktiv an Rezeptoren, die zuvor für Dopamin sensibilisiert wurden; dieser Effekt wird für die antidyskinetischen Eigenschaften von Tiaprid verantwortlich gemacht.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Resorption
Tiaprid wird rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel des Wirkstoffs werden schon innerhalb einer Stunde nach oraler Gabe erreicht.
Die absolute Bioverfügbarkeit der Tabletten beträgt 75-78 %.
Biotransformation und Elimination
Die Ausscheidung von Tiaprid erfolgt weitgehend im ersten 24-Stunden-Harn. Die Substanz wird hauptsächlich unverändert ausgeschieden. Daneben konnten noch zwei Metaboliten identifiziert werden: es handelt sich dabei um das N-Oxid und das N-Monodesethyl-Derivat des Wirkstoffs. Die Eliminationshalbwertzeit beträgt etwa 3 Stunden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die akute und subchronische Toxizität von Tiaprid ist gering, die Intoxikationssymptome (siehe auch Abschnitt 4.9) sind überwiegend vom zentralen dopaminantagonistischen Wirkmechanismus und von den hormonalen Veränderungen im Organismus (Hyperprolaktinämie) abzuleiten. Hinweise auf Mutagenität liegen nicht vor. In
Reproduktionstoxizitätsstudien zeigte Tiaprid keine Teratogenität, es traten jedoch embryotoxische Effekte auf. In einer Peri-Postnatalstudie an der Ratte kam es bei hoher Dosierung zu toxischen Effekten bei den Nachkommen. Bei chronischer Applikation am Versuchstier traten Veränderungen an den Geschlechtsorganen (Hoden, Prostata, Uterus, Ovar) und Fertilitätsstörungen auf. An Brustdrüse, Hypophyse und dem endokrinen Pankreas- und Nebennierengewebe nahm die Anzahl an Hyperplasien und Neoplasien zu. Alle genannten Effekte werden ursächlich auf die chronisch erhöhte Prolaktinkonzentration im Blut zurückgeführt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
• Mannitol (Ph.Eur.)
• mikrokristalline Cellulose
• Magnesiumstearat (Ph.Eur.)
• Povidon K30
• hochdisperses Siliciumdioxid
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/Aluminium-Blisterpackungen
Packungen mit 20, 50 und 100 Tabletten
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen
7. INHABER DER ZULASSUNG
Hexal AG Industriestraße 25 83607 Holzkirchen Telefon: (08024) 908-0 Telefax: (08024) 908-1290 E-Mail: medwiss@hexal.com
8. ZULASSUNGSNUMMER
63731.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG
16.12.2005
10. STAND DER INFORMATION
Dezember 2013 11. VERKAUFSABGRENZUNG
V erschreibungspflichtig