Tiaprid-Neuraxpharm 200 Mg
Text Fachinformation Tiaprid-neuraxpharm
V ersion: Stand: 07/2010
Fachinformation
1. BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL
Tiaprid-neuraxpharm 100 mg
Filmtabletten
Tiaprid-neuraxpharm 200 mg
Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoff: Tiapridhydrochlorid
Tiaprid-neuraxpharm 100 mg:
1 Filmtablette enthält 111,1 mg Tiapridhydrochlorid, entsprechend 100 mg Tiaprid.
Tiaprid-neuraxpharm 200 mg:
1 Filmtablette enthält 222,2 mg Tiapridhydrochlorid, entsprechend 200 mg Tiaprid.
Sonstige Bestandteile:
Ponceau 4R (E 124)
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtabletten
Tiaprid-neuraxpharm 100 mg:
Runde, rosafarbene Filmtablette mit einseitiger Kreuzbruchkerbe.
Die Tablette kann in vier gleiche Teile geteilt werden.
Tiaprid-neuraxpharm 200 mg:
Längliche, rosafarbene Filmtabletten mit drei beidseitigen Bruchkerben.
Die Tablette kann in vier gleiche Teile geteilt werden.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
- Neuroleptika-induzierte Spätdyskinesien, vorwiegend oro-bucco-lingualer Art.
- Klinische Beobachtungen und begrenzte Studiendaten geben Hinweise, dass Tiaprid Bewegungsstörungen bei Chorea Huntington verringern kann.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung:
Bei Chorea Huntington ist die tägliche Gabe von 300 - 1.000 mg Tiaprid angezeigt; die Gesamtdosis wird, je nach Höhe der Dosis, auf 3 - 5 Einzelgaben verteilt.
Kinder werden mit 150 - 300 mg Tiaprid pro Tag, verteilt auf 3 Einzelgaben, behandelt.
Zur Behandlung von Spätdyskinesien nach Neuroleptikatherapie, die besonders im Bereich der Mund- und Gesichtsmuskulatur (Zungen-Schlund-Syndrom), aber auch in der Muskulatur der Extremitäten auftreten können, empfiehlt sich die Gabe von täglich 300 - 600 mg Tiaprid, verteilt auf etwa 3 Einzelgaben. Der Therapieerfolg zeigt sich eventuell erst nach 4- bis 6-wöchiger Behandlungsdauer.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Kreatinin-Clearance:
50 - 80 ml/min: 75 %
10 - 50 ml/min: 50 %
unter 10 ml/min: 25 %
der normalen Tagesdosis.
Da das Arzneimittel in der Leber nur wenig verstoffwechselt wird, ist eine Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz nicht erforderlich.
Art der Anwendung:
Tiaprid-neuraxpharm Filmtabletten werden am besten nach einer Mahlzeit mit etwas Flüssigkeit eingenommen.
4.3 Gegenanzeigen
Tiaprid darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Ponceau 4 R (E 124) oder einen der sonstigen Bestandteile,
- prolaktinabhängigen Tumoren: hypophysäre Prolaktinome und Brustkrebs,
- Phäochromozytom,
- einer gleichzeitigen Behandlung mit Levodopa (siehe auch Abschnitt 4.5).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Warnhinweise
Verlängerung des QT-Intervalls:
Tiaprid kann eine Verlängerung des QT-Intervalls hervorrufen. Es ist bekannt, dass dies das Risiko schwerwiegender ventrikulärer Arrhythmien, wie Torsade de pointes, erhöhen kann (siehe auch Abschnitt 4.8). Vor einer Behandlung mit Tiaprid und, wenn möglich, entsprechend dem klinischen Status des Patienten sollten die Faktoren überwacht werden, die das Auftreten dieser Rhythmusstörungen begünstigen könnten, wie z. B.:
- Bradykardie mit einer Herzfrequenz unter 55 Schläge/Minute,
- Störungen des Elektrolythaushaltes, insbesondere Hypokaliämie,
- angeborene Verlängerung des QT-Intervalls,
- gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die eine ausgeprägte Bradykardie (Herzfrequenz unter 55 Schläge/Minute), Störungen des Elektrolythaushaltes, verminderte intrakardiale Erregungsleitung oder eine Verlängerung des QT-Intervalls hervorrufen können (siehe auch Abschnitt 4.5).
Tiaprid sollte bei Patienten mit Risikofaktoren, die eine Verlängerung des QT-Intervalls begünstigen können, mit Vorsicht angewendet werden.
Die gleichzeitige Behandlung mit anderen Neuroleptika sollte vermieden werden (siehe Abschnitt 4.5).
Wie auch bei anderen Neuroleptika kann es unter der Behandlung mit Tiaprid zu einem malignen neuroleptischen Syndrom kommen. Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch hohes Fieber, Muskelrigidität, autonome Fehlfunktion, Bewusstseinstrübung und einen erhöhten CPK-Wert und verläuft möglicherweise tödlich. Deshalb soll, insbesondere bei hohem Fieber oder einem der anderen Symptome, das Vorliegen eines malignen neuroleptischen Syndroms sorgfältig abgeklärt und Tiaprid abgesetzt werden.
Nur in begründeten Ausnahmefällen dürfen Patienten mit Morbus Parkinson Tiaprid erhalten.
Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten cerebrovaskulären Ereignissen:
In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das Dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Tiaprid sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.
Ältere Patienten mit Demenz:
Ältere Patienten mit Demenz-assoziierter Psychose, die mit Antipsychotika behandelt werden, haben ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko. Analysen von 17 placebokontrollierten Studien (i. d. R. Dauer von 10 Wochen), größtenteils mit Patienten, die atypische Antipsychotika einnahmen, zeigten ein zwischen 1,6- bis 1,7-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko im Vergleich zur Placebogruppe. Im Verlauf einer typischen 10-wöchigen kontrollierten Studie betrug die Mortalitätsrate bei den mit Verum behandelten Patienten etwa 4,5 % im Vergleich zu etwa 2,6 % in der Placebogruppe. Obwohl die Todesursachen in den klinischen Studien mit atypischen Antipsychotika unterschiedlich waren, schienen die meisten Todesfälle entweder kardiovaskulärer Art (z. B. Herzversagen, plötzlicher Tod) oder infektionsbedingt (z. B. Pneumonie) zu sein.
Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass, ähnlich zu den atypischen Antipsychotika, auch die Behandlung mit konventionellen Antipsychotika die Mortalität erhöhen kann. In welchem Umfang die in den Beobachtungsstudien beobachtete erhöhte Mortalität den Antipsychotika und nicht patientenbezogenen Eigenschaften zugeschrieben werden kann, ist unklar.
Thromboembolie-Risiko:
Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Tiaprid identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.
Warnhinweis:
Ponceau 4 R (E 124) kann allergische Reaktionen hervorrufen.
Vorsichtsmaßnahmen
Tiaprid darf in folgenden Fällen nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden:
- Da Tiaprid vorwiegend über die Nieren ausgeschieden wird, sollte bei eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) die Dosis vom Arzt vermindert, bei starker Einschränkung der Nierenfunktion sollte Tiaprid nach ärztlicher Anordnung abgesetzt werden (siehe auch Abschnitt 4.2).
- Neuroleptika können die zerebrale Krampfbereitschaft erhöhen. Patienten mit anamnestisch bekannter Epilepsie müssen sorgfältig überwacht werden.
Kinder und Jugendliche
Wegen mangelnder Erfahrung wird die parenterale Anwendung von Tiaprid bei Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen. Kinder und Jugendliche dürfen nur nach fachärztlicher Nutzen/Risiko-Abwägung mit Tiaprid behandelt werden (siehe auch Abschnitt 4.2).
Ältere Patienten
Da Tiaprid bei älteren Patienten verstärkt sedierend wirken kann, ist Vorsicht geboten.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Gabe von Levodopa und Tiaprid ist kontraindiziert, da die Arzneimittel sich in ihrer Wirkung gegenseitig antagonisieren.
Tiaprid verstärkt die Wirkung anderer zentraldämpfender Arzneimittel. Hierzu gehören Morphinderivate (Analgetika und Antitussiva), Barbiturate, Benzodiazepine, Anxiolytika, die meisten H1-Antihistaminika sowie zentral wirksame antihypertensive Arzneimittel wie Clonidin und analoge Substanzen.
Die Wirkung von Neuroleptika kann durch Tiaprid verstärkt werden.
Die sedierende Wirkung von Tiaprid wird durch Alkohol verstärkt. Der Genuss von alkoholischen Getränken sowie die Einnahme von Alkohol enthaltenden Zubereitungen soll vermieden werden.
Anticholinergika, wie z. B. Biperiden, können die Wirkung von Tiaprid abschwächen.
Tiaprid sollte nicht mit Medikamenten kombiniert werden, die das QT-Intervall verlängern und schwerwiegende Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes) auslösen können. Daher wird die Einnahme zusammen mit folgenden Arzneimitteln nicht empfohlen:
- Arzneimitteln, die eine ausgeprägte Bradykardie (Herzfrequenz unter 55 Schläge/Minute) verursachen können, wie z. B. Betablocker, Bradykardie-induzierende Calciumkanalblocker (Diltiazem und Verapamil), Clonidin, Guanfacin und Digitalisglykoside,
- Arzneimitteln, die eine Hypokaliämie auslösen können, wie z. B. Hypokaliämie-induzierende Diuretika, stimulierende Laxanzien, i.v. Gabe von Amphotericin B, Glukokortikoide und Tetracosactide. Eine Hypokaliämie sollte behandelt werden.
- Antiarrhythmika der Klasse Ia (wie Chinidin und Disopyramid) und Antiarrhythmika der Klasse III (wie Amiodaron und Sotalol),
- weiteren Arzneimitteln wie Pimozid, Sultoprid, Haloperidol, Thioridazin, Methadon, trizyklischen Antidepressiva, Lithium, Bepridil, Cisaprid, i.v. Gabe von Erythromycin oder Vincamin, Halofantrin, Pentamidin und Sparfloxazin.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Tiaprid bei Schwangeren vor. Die hochdosierte Einnahme von Tiaprid während der Schwangerschaft kann zu extrapyramidalmotorischen Störungen beim Neugeborenen führen. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe auch Abschnitt 5.3). Eine Behandlung mit Tiaprid während der Schwangerschaft soll nur nach strenger Nutzen/Risiko-Abwägung erfolgen.
Stillzeit
Tiaprid soll in der Stillzeit nicht angewendet werden, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Bei erforderlicher Behandlung während der Stillperiode ist abzustillen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Tiaprid kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen (z. B. durch Sedierung) so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird (siehe auch Abschnitt 4.8). Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 10 %)
Häufig (≥ 1 %, < 10 %)
Gelegentlich (≥ 0,1 %, < 1 %)
Selten (≥ 0,01 %, < 0,1 %)
Sehr selten (< 0,01 % oder unbekannt)
Die folgenden Nebenwirkungen wurden in kontrollierten klinischen Studien berichtet. Es wird darauf hingewiesen, dass es in einigen Fällen schwer möglich ist zu differenzieren, ob es sich bei den auftretenden Effekten um eine Nebenwirkung handelt oder um ein Symptom der zugrunde liegenden Krankheit.
Störungen des Nervensystems
Häufig: Schwindel, Kopfschmerzen. Zu Beginn einer Behandlung: extrapyramidale Symptome wie beim Parkinson-Syndrom (Tremor, Rigidität, Hypokinesie und vermehrter Speichelfluss). Diese Symptome bilden sich in der Regel nach Gabe eines Anticholinergikums (z. B. Biperiden) zurück.
Gelegentlich: Frühdyskinesien (Spasmen, Torticollis spasmodicus, Blickkrämpfe, Kiefersperre) und Akathisie. Diese Symptome bilden sich in der Regel nach Gabe eines Anticholinergikums (z. B. Biperiden) zurück.
Psychiatrische Störungen
Häufig: Benommenheit und Schläfrigkeit, Agitiertheit, Indifferenz und Schlaflosigkeit.
Endokrine Störungen
Gelegentlich: Erhöhung des Prolaktinspiegels im Blut, die die Ursache für Brustschmerzen, eine Vergrößerung der Brustdrüse und Milchfluss (Gynäkomastie, Galaktorrhö), Zyklusstörungen (Dysmenorrhö, Amenorrhö) bei der Frau, Orgasmus- und Potenzstörungen beim Mann sein kann. Diese Störungen bilden sich in der Regel nach Absetzen von Tiaprid in kurzer Zeit wieder zurück.
Allgemeine Störungen
Häufig: Asthenie (schnelle Ermüdbarkeit/Schwäche), Müdigkeit.
Gelegentlich: Gewichtszunahme.
Geringfügige Blutdrucksenkungen sind möglich.
Folgende Nebenwirkungen wurden außerdem in Spontanmeldungen nach der Markteinführung berichtet:
Störungen des Nervensystems (Häufigkeit nicht bekannt)
Nach einer längeren Behandlungsdauer (mehr als 3 Monate) wurde über das Auftreten von Spätdyskinesien, die durch rhythmische, unwillkürliche Bewegungen vornehmlich der Zunge und/oder der Gesichtsmuskulatur gekennzeichnet sind, berichtet. Als Gegenmittel sollen Antiparkinsonmittel nicht eingesetzt werden, da sie unwirksam sind oder die Symptome verstärken können.
Wie bei allen Neuroleptika kann ein malignes neuroleptisches Syndrom auftreten, welches eine Komplikation darstellt, die möglicherweise tödlich ist (siehe auch Abschnitt 4.4).
Herzerkrankungen (Häufigkeit nicht bekannt)
Fälle von QT-Verlängerungen sowie von ventrikulären Arrhythmien wie Torsade de pointes und ventrikulären Tachykardien, die zu Kammerflimmern oder Herzstillstand und plötzlichem Tod führen können, wurden berichtet (siehe auch Abschnitt 4.4).
Gefäßerkrankungen (Häufigkeit nicht bekannt):
Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose).
Ponceau 4 R (E 124) kann allergische Reaktionen hervorrufen.
4.9 Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Die Erfahrungen mit Überdosierungen von Tiaprid sind begrenzt. Die Toxizität des Präparates ist sehr gering und spielt in der Humanmedizin keine Rolle. Die Einnahme hoher Dosen weit über dem therapeutischen Bereich (3 - 4 g/Tag) führte zu keinen schweren und irreversiblen Folgeerscheinungen. Beobachtet wurden Benommenheit, Sedierung, Koma, Hypotonie und extrapyramidale Symptome.
Therapie bei Überdosierung
Im Falle einer akuten Überdosierung sollte an das Vorliegen einer Mehrfachintoxikation gedacht werden.
Da Tiaprid nur geringfügig dialysierbar ist, soll eine Hämodialyse zur Beseitigung des Wirkstoffes nicht durchgeführt werden. Ein Antidot ist nicht bekannt. Unterstützende Maßnahmen und Überwachung der Vitalfunktionen (Atmung und Herz/Kreislauf; Risiko der QT-Verlängerung und anschließender ventrikulärer Arrhythmie) sollen eingesetzt werden, bis der Patient sich erholt hat.
Zur Therapie der Dyskinesien empfiehlt sich die Gabe eines Antiparkinsonmittels. In der Praxis kommt es allerdings nach Absetzen der Medikation innerhalb von wenigen Stunden zur Normalisierung.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Neuroleptikum / Benzamid
ATC-Code: N05AL03
Neurochemische Studien zeigen, dass Tiaprid in vitro selektiv an D2- und D3-Dopaminrezeptoren bindet. Verhaltensstudien bestätigen, dass Tiaprid diese dopaminantagonistischen Eigenschaften besitzt, ohne dabei Sedierung, kognitive Beeinflussung und Katalepsien zu induzieren. Tiaprid ist besonders aktiv an Rezeptoren, die zuvor für Dopamin sensibilisiert wurden, dieser Effekt wird für die antidyskinetischen Eigenschaften von Tiaprid verantwortlich gemacht.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Tiaprid wird rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel des Wirkstoffs werden schon innerhalb einer Stunde, sowohl nach oraler als auch nach i.m. Gabe erreicht.
Die Ausscheidung von Tiaprid erfolgt weitgehend im ersten 24-Stunden-Harn. Die Substanz wird hauptsächlich unverändert ausgeschieden. Daneben konnten noch zwei Metaboliten identifiziert werden: Es handelt sich dabei um das N-Oxid und das N-monodesethylierte Derivat der Substanz. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 3 Stunden.
Bioverfügbarkeit:
Die absolute Bioverfügbarkeit der Filmtabletten liegt bei 75- 78%.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die akute und subchronische Toxizität von Tiaprid ist gering, die Intoxikationssymptome (siehe auch Abschnitt 4.9) sind überwiegend vom zentralen dopaminantagonistischen Wirkmechanismus und von den hormonalen Veränderungen im Organismus (Hyperprolaktinämie) abzuleiten. Hinweise auf Mutagenität liegen nicht vor. In Embryotoxizitätsstudien zeigte Tiaprid keine Teratogenität, es traten jedoch embryotoxische Effekte auf. In einer Peri-Postnatalstudie an der Ratte kam es bei hoher Dosierung zu toxischen Effekten bei den Nachkommen. Bei chronischer Applikation am Versuchstier traten Veränderungen an den Geschlechtsorganen (Hoden, Prostata, Uterus, Ovar) und Fertilitätsstörungen auf. An Brustdrüse, Hypophyse und dem endokrinen Pankreas- und Nebennierengewebe nahm die Anzahl an Hyperplasien und Neoplasien zu. Alle genannten Effekte werden ursächlich auf die chronisch erhöhte Prolaktinkonzentration im Blut zurückgeführt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Tablettenkern:
Mannitol (Ph. Eur.)
Povidon (K 30)
mikrokristalline Cellulose
Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.)
hochdisperses Siliciumdioxid
Magnesiumstearat (Ph. Eur.)
Talkum
Filmüberzug:
Talkum
Hypromellose
Macrogol 400
Titandioxid (E 171)
Ponceau 4 R (E 124)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30 °C lagern!
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blisterpackung aus PVC-/Aluminiumfolie
Originalpackung mit 20 Filmtabletten (N1)
Originalpackung mit 50 Filmtabletten (N2)
Originalpackung mit 90 Filmtabletten (N3)
Originalpackung mit 100 Filmtabletten (N3)
Originalpackung mit 120 Filmtabletten (N3)
Klinikpackungen mit 250 (5 x 50) und 1000 (10 x 100) Filmtabletten (Bündelpackungen)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
neuraxpharm
Arzneimittel GmbH
Elisabeth-Selbert-Straße 23
40764 Langenfeld
Tel. 02173 / 1060 - 0
Fax 02173 / 1060 - 333
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Tiaprid-neuraxpharm 100 mg: 57979.00.00
Tiaprid-neuraxpharm 200 mg: 57979.01.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
21.01.2004
10. STAND DER INFORMATION
07/2010
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
0912
Seite 10 von 10