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Tobrazid Infectopharm 40 Mg/1 Ml

Document: 11.11.2005   Gebrauchsinformation (deutsch) change

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Gebrauchsinformation und Fachinformation. Bitte sorgfältig lesen!


GERNEBCIN® 20 mg

GERNEBCIN® 40 mg

GERNEBCIN® 80 mg


Wirkstoff: Tobramycin-2.5-sulfat


Zusammensetzung

Arzneilich wirksamer Bestandteil:

Eine Ampulle mit 2 ml GERNEBCIN® 20 mg enthält 29,40 mg Tobramycin-2.5-sulfat (entsprechend 20 mg Tobramycin).

Eine Ampulle mit 1 ml GERNEBCIN® 40 mg enthält 58,80 mg Tobramycin-2.5-sulfat (entsprechend 40 mg Tobramycin).

Eine Ampulle mit 2 ml GERNEBCIN® 80 mg enthält 117,60 mg Tobramycin-2.5-sulfat (entsprechend 80 mg Tobramycin).


Sonstige Bestandteile:

Natriummetabisulfit, Schwefelsäure, Wasser für Injektionszwecke


Darreichungsformen und Inhalt

Injektionslösung

GERNEBCIN 20 mg: 5, 10 und 50 Ampullen

GERNEBCIN 40 mg: 5, 10 und 50 Ampullen

GERNEBCIN 80 mg: 5, 10, 20, 50 und 60 Am­pullen


Arzneimittel gegen schwere bakterielle In­fekti­onen (Aminoglykosid-Antibiotikum)


Pharmazeutischer Unternehmer

INFECTOPHARM Arzneimittel und Consilium GmbH

Von-Humboldt-Straße 1

64646 Heppenheim

Tel. 06252 / 964-0

Fax 06252 / 964-150

Internet: www.infectopharm.com

E-Mail: info@infectopharm.com


Anwendungsgebiete

Zur Behandlung von schweren Infektionen, die durch Tobramycin-empfindliche Erreger verur­sacht sind.

Grundsätzliche Indikationen für Aminoglyko­side sind Infektionen durch Erreger, die ge­genüber anderen, weniger toxischen Arznei­mitteln resistent sind sowie schwere Infektio­nen mit gramnegativen Erregern, im Kran­ken­haus erworbene Infektionen sowie Infektionen bei abwehrgeschwächten und neutropeni­schen Patienten.


Unter diesen Voraussetzungen kann GERNEBCIN angewandt werden bei:

- Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege

- Infektionen der unteren Atemwege, ein­schließlich nosokomialen Pneumonien (da Pneumonien im ambulanten Bereich über­wiegend durch Pneumokokken verursacht werden, ist Tobramycin in diesen Fällen nicht das Mittel der ersten Wahl)

- intraabdominellen Infektionen

- nosokomialer Sepsis

- Endokarditis

- Meningitis durch gramnegative Erreger

- Osteomyelitis und eitriger Arthritis

- Infektionen oder drohender Infektionsge­fahr bei abwehrgeschwächten Patienten


Die üblichen und allgemein anerkannten Richt­linien für den angemessenen Ge­brauch von Antibiotika sind bei der An­wendung von GERNEBCIN zu beachten.


Hinweis:

Im Sinne einer kalkulierten Chemotherapie ist bei der parenteralen Anwendung eine Kombinationsbehandlung vorwiegend zu­sammen mit einem Betalaktam-Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakte­rien wirksamen Antibio­tikum bei lebensbe­drohlichen Infektionen durch einen zunächst noch unbekannten Erreger, bei gemischten anaeroben/aeroben Infektionen, bei bakteri­eller Endokarditis, bei systemischen Pseu­domonas-Infektionen sowie bei abwehrge­schwächten, vorwiegend neutropenischen Patienten angezeigt. Beide Antibio­tika können in empfohlener Dosierung getrennt gegeben werden, je nach Schwere der Infek­tion und dem Zustand des Patienten. Die Nierenfunktion ist sorgfältig zu überwachen, besonders, wenn die Antibiotika in höheren Dosen gegeben werden. Sobald Ergebnisse der Kulturen und Resistenzprüfungen vorlie­gen, ist die antibiotische Behandlung ent­spre­chend anzupassen.


Gegenanzeigen

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Tobramycin oder gegen andere Aminoglyko­side darf GERNEBCIN nicht eingesetzt wer­den. Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz oder bei Vorschädigung des im Bereich des VIII. Hirnnervs (Vestibular- und Cochlear­funk­tion) sollte GERNEBCIN nur bei vitaler Indika­tion angewandt werden.


Da Tobramycin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit neu­romuskulären Vorerkrankungen (z. B. bei Myasthenia gravis; Parkinson’scher Krank­heit) besondere Aufmerksamkeit geboten. Dies gilt auch für Patienten, die gleichzeitig Muskelrelaxantien erhalten (z. B. bei der perioperativen Gabe von Tobramycin).


Warnhinweis: GERNEBCIN darf nicht bei Bronchialasthmatikern mit Sulfit-Über­emp­find­lichkeit angewendet werden.


Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Tobramycin ist plazentagängig. Im Gegen­satz zu anderen Aminoglykosiden ist bisher kein Fall von Teratogenität oder präna­taler Schädigung durch Tobramycin berichtet worden. Trotzdem sollte im ersten Trimenon auf Behandlung mit GERNEBCIN verzichtet werden und eine Anwendung im weiteren Schwangerschaftsverlauf nur bei vitaler Indi­kation erfolgen.


Die Ausscheidung in die Muttermilch ist ge­ring. Wegen fehlender intestinaler Resorp­tion von Tobramycin ist beim Säugling nicht mit toxischen Nebenwirkungen zu rechnen. Es sollte die Möglichkeit einer Sensibilisie­rung des Säuglings und einer Beeinflussung der phy­siologischen Darmflora mit Durchfall oder Sprosspilzbesiedelung beachtet wer­den.


Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise

Kontrollen der Nierenfunktion vor, während und nach der Therapie. Dosierung streng nach Kreatinin-Clearance. Bei einge­schränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nieren­leistung angepasst werden. Bei einge­schränkter Nierenfunktion muss auch die lokale Gabe (Inhalation, endotracheale Instillation) bei gleichzeitiger systemischer Anwendung in der Gesamtdo­sie­rung berücksichtigt werden.

Therapiebegleitende Kontrollen der Tobra­mycin-Konzentrationen im Serum bei allen problematischen Behandlungen. Spitzen­konzentrationen von 10 ‑ 12 mg/l und Tal­konzentrationen von 2 mg/l sollten nicht überschritten werden.


Bei schon bestehender Innenohrschädigung oder langer Therapiedauer ist zusätzlich eine Überwachung der Gleichgewichtsfunktion sowie des Hörvermögens erforderlich.


Die Therapiedauer bei i. m.- und i. v.- An­wen­dung ist möglichst zu begrenzen auf 10 ‑ 14 Tage (siehe Punkt ”Art und Dauer der Anwen­dung”).


Vermeiden einer erneuten Aminoglykosid-Therapie unmittelbar im Anschluss an eine vorangegangene Aminoglykosid-Behand­lung: möglichst 7 ‑ 14tägiges therapiefreies Intervall.


Möglichst keine gleichzeitige Gabe anderer potentiell oto- und nephrotoxischer Substan­zen. Lässt sich dies nicht vermeiden, ist eine besonders engmaschige Kontrolle der Nie­renfunktion, der Gleichgewichtsfunktion und des Hörvermögens angezeigt.

Gewährleistung einer ausreichenden Hydra­ta­tion und Urinproduktion ist notwen­dig.


Bei schwerkranken Patienten muss mit stark und schnell schwankender Nierenfunktion gerechnet werden. Eine engmaschige Kon­trolle der Tobramycin-Konzentrationen im Serum ist hier unerlässlich.


Bei febrilen Patienten kann die Serumhalb­wertszeit von Tobramycin erniedrigt sein. Ein Beibehalten der gegebenen Dosierung im folgenden afebrilen Zustand kann zu toxi­schen Spiegeln führen.

Eine Überwachung der Serumspiegel zur Ermittlung der geeigneten Dosis wird auch bei Patienten mit ausgedehnten Verbren­nungen empfohlen, da bei diesen Patienten eine geän­derte Pharmakokinetik zu niedri­geren Serum­spiegeln von Aminoglykosiden führen kann.


Als Richtlinie wird vorgeschlagen, initial Se­rumspiegel nach 2 oder 3 Dosen zu bestim­men - so dass die Dosierung nötigenfalls angepasst werden kann - und auch jeweils alle 3 ‑ 4 Tage während der Therapie. Falls sich die Nierenfunktion verändert, sollten die Serumspiegel häufiger bestimmt und die Dosis­höhe und das Dosierungsintervall gemäß den im Abschnitt Dosierung angege­benen Richtlinien angepasst werden. Zur Messung des Spitzenspiegels sollte eine Serumprobe etwa 30 Minuten nach Beendi­gung der i. v. Infusion oder eine Stunde nach i. m. Injektion entnommen werden. Zur Messung der Talspiegel werden bei einem regulären Dosierungsintervall von 8 Stunden Serumproben 8 Stunden nach der letzten oder sonst unmittelbar vor der nächsten Gabe von GERNEBCIN entnommen.


Hinweis für die inhalative Anwendung:

Im Zusammenhang mit der Inhalation von Arzneimitteln kann es zu Bronchialobstrukti­onen kommen, die auch im Zusammenhang mit inhalativem Tobramycin berichtet wur­den. Die erste GERNEBCIN-Dosis sollte da­her unter Aufsicht verabreicht werden, wobei vor der Inhalation ein Bronchiolytikum einge­setzt werden sollte, falls dieses zum gegen­wärtigen Therapieschema des betreffenden Patienten gehört. Die forcierte Einsekunden­kapazität (FEV1) sollte vor und nach der Inhalation gemessen werden. Wenn bei einem Patienten, der nicht mit einem Bron­chiolytikum behandelt wurde, Hinweise auf therapieinduzierte Bron­chialobstruktionen auftreten, sollte der Test zu einem anderen Zeitpunkt mit Verabreichung eines Bronchi­olytikums wiederholt werden. Hinweise auf Bronchialobstruktionen trotz des Einsatzes einer spasmolytischen Therapie können Zeichen einer allergischen Reaktion sein. Wird eine allergische Reaktion vermutet, sollte GERNEBCIN abgesetzt werden. Bron­chialobstruktionen sollten wie medizinisch angezeigt behandelt werden.


Hinweis für Verkehrsteilnehmer:

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestim­mungsgemäßem Gebrauch die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen oder zum Ar­beiten ohne sicheren Halt beeinträchtigen, z. B. durch Störung des Gleichgewichtssin­nes oder des Hörvermögens.


Beachten Sie besonders, dass Alkohol Ihre Verkehrstüchtigkeit noch weiter verschlech­tert!



Wechselwirkungen mit anderen Mitteln

Tobramycin / Muskelrelaxantien und Ether / Citratblut

Die neuromuskulär-blockierenden Eigen­schaften der Aminoglykoside werden durch Ether und Muskelrelaxantien oder durch größere Mengen Citratblut verstärkt. Wird GERNEBCIN unter oder unmittelbar nach Operationen verabreicht, kann bei gleichzei­ti­ger Anwendung von Muskelrelaxantien vom nicht depolarisierenden Typ die neuro­musku­läre Blockade vertieft und verlängert sein. Diese Wechselwirkungen können Ursache unerwarteter Zwischenfälle sein. Wegen des erhöhten Risikos sollten solche Patienten besonders überwacht werden. Durch Injektion von Calciumchlorid kann die Aminoglykosid-bedingte neuromuskuläre Blockade aufgeho­ben werden.


Tobramycin / Methoxyfluran-Anästhesie

Aminoglykoside können die nierenschädi­gende Wirkung von Methoxyfluran verstär­ken. Bei gleichzeitiger Anwendung sind schwerste Nephropathien möglich.


Tobramycin / andere potentiell nephro- oder ototoxische Arzneimittel

Wegen des erhöhten Nebenwirkungsrisikos sollten Patienten besonders überwacht werden, die gleichzeitig oder anschließend mit potentiell oto- oder nephrotoxischen Medikamenten behandelt werden, wie z. B.: Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Cis­platin, Vancomycin, Schleifendiuretika wie Etacrynsäure und Furosemid.


Bei Cisplatin-enthaltenden Arzneimitteln ist zu beachten, dass noch 3 bis 4 Wochen nach Gabe dieser Substanzen die Nephro­toxizität von Tobra­mycin verstärkt werden kann.


Tobramycin / andere Antibiotika

Die Kombinationstherapie mit geeigneten Antibiotika (z. B. mit Betalaktamen) kann zu einem synergistischen Effekt führen. Syner­gistische Wirkungen mit Acylamino-Penicilli­nen auf Pseudomonas aeruginosa, mit Ampicillin auf Enterokokken und mit Cepha­losporinen auf Klebsiella pneumoniae sind beschrieben worden.


Tobramycin / Diuretika

Intravenös gegebene Diuretika können die Toxizität der Aminoglykoside steigern, indem sie die Serum- und Gewebespiegel des Antibiotikums verändern.


Besonderer Hinweis:

Natriummetabisulfit ist eine sehr reaktions­fähige Verbindung. Es muss deshalb damit gerechnet werden, dass mit dem Präparat zusammen verabreichtes Thiamin (Vitamin B 1) abgebaut wird.


Beachten Sie bitte, dass diese Angaben auch für vor kurzem angewandte Arzneimit­tel gelten können.


Dosierungsanleitung

Applikation als intramuskuläre Injektion oder intravenöse Kurzinfusion:

Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 ‑ 2,0 mg Tobra­mycin/kg Körpergewicht empfohlen.


Erwachsene mit normaler Nierenfunktion bekommen als Erhaltungsdosis 1 ‑ 2 mg Tobramycin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 3 ‑ 6 mg Tobramycin/kg KG/Tag).


Kinder erhalten 6 ‑ 7,5 mg/kg KG/Tag in drei oder vier gleich großen Teilgaben (2 ‑ 2,5 mg/kg KG alle 8 Stunden oder 1,5 ‑ 1,89 mg/kg KG alle 6 Stunden).


Kleinkinder erhalten 1,5 ‑ 2 mg Tobra­mycin/kg KG alle 8 Stunden (Gesamtdosis 4,5 ‑ 6 mg/kg KG/Tag).


Säuglinge nach dem ersten Lebensmonat erhalten 1,5 ‑ 2,5 mg Tobramycin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 4,5 ‑ 7,5 mg Tobra­mycin/kg KG/Tag).


Nur bei Neugeborenen sollte aufgrund der längeren Halbwertszeit das Dosisintervall bei einer Einzeldosis von 2,5 mg Tobramycin/kg KG auf 12 Stunden verlängert werden (Ge­samtdosis 5 mg Tobramycin/kg KG und Tag). Bei Frühgeborenen ist in Abhängigkeit vom Gestationsalter und Geburtsgewicht eine weitere Dosisreduktion erforderlich (Maximaldosis 4 mg Tobramycin/kg KG und Tag, aufgeteilt in 2 gleiche Teilgaben alle 12 Stunden).


Eine Einmaldosierung ist möglich.


Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen erhalten Erwachsene mit normaler Nieren­leistung 2 ‑ 3 mg Tobramycin/kg KG am Tag als Einzeldosis i. m. injiziert.

Reifere Frühgeborene (> 1000 g) und Neu­geborene erhalten 4,5 mg/kg KG am Tag als Einzeldosis.

Bei Patienten mit Mukoviszidose kann es notwendig sein, die Dosis auf 8 ‑ 10 mg Tobramycin/kg KG/Tag als Einzeldosis bzw. 12 ‑ 15 mg/kg KG/Tag in 2 ‑ 3 gleich gro­ßen Teilgaben zu erhöhen, um therapeuti­sche Serumspiegel zu erzielen. Die Serum­spiegel sollten überwacht werden, da die Serum­konzentrationen von Tobramycin individuell unterschiedlich sein können.


Applikation als Inhalation:

Zur inhalativen Therapie der Ps.-aeruginosa-Besiedlung der Atemwege von Patienten mit Mukoviszidose wird für Kinder unter 10 Jahren eine Dosis bis zu 2 x 40 mg Tobramycin/Tag und bei Jugendlichen und Erwachsenen eine Dosis von 2 x 80 mg Tobramycin/Tag empfohlen.


Unter Umständen kann eine höhere Dosis, z. B. 2 x 120 mg oder 2 x 150 mg Tobramy­cin/Tag, in besonderen Fällen bis zu 2 x 300 mg Tobramy­cin/Tag, sinnvoll sein.


Für eine gute Partikeldeposition in den Bronchien werden zur Inhalation Geräte mit einem Unterbrecher für die Inspiration emp­fohlen (wie Pari LL und Pari LC), bei denen es nur bei der Einatmung zur Verneblung kommt. Der unterschiedlichen Atemtechnik der Patienten ist ggf. durch Dosisanpassung Rechnung zu tragen.


Bei Patienten, die nicht gleichzeitig parente­ral mit Tobramycin behandelt werden, ist zur Ermittlung der geeigneten Dosis für den einzelnen Patienten die Bestimmung des Serumspiegels etwa 3 ‑ 4 Stunden nach der Inhalation sinnvoll. Damit eine ausreichende Wirkung erwartet werden kann, sollte der Serumspiegel nicht unter 0,2 mg/l liegen. Zur Vermeidung systemischer Nebenwirkungen sollte der Serumspiegel nicht über 0,5 mg/l liegen.


Empfehlungen zur Dosierung und Therapie­überwachung von Tobramycin (siehe auch ”Pharmakokinetik”)


Dosierung (Erwachsene)

Initialdosis: 120 mg Tobramycin (1,5 ‑ 2 mg Tobramycin/kg KG)

Infusionsdauer: 30 ‑ 60 min

Erhaltungsdo­sis: 3 ‑ 6 mg Tobramycin/kg KG/Tag

Dosierungsintervall:

Die Dosierungsintervalle können der indivi­duellen Halbwertszeit angepasst werden. Auf der Basis des Quotienten (ε) des Dosie­rungsintervalls und der errechneten Halb­wertszeit kann dann u. a. die Ermittlung des zugehörigen Kumulationsfaktors z. B. aus entsprechenden Tabellenwerken erfolgen. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel; C1 bzw. C2) ent­weder graphisch oder rechnerisch (siehe Beispiel).



Beispiel:

Berechnung der Halbwertszeit



ln 2 x (t2-t1)


0,693 x 7


4,85


t ½ =

--------------

=

------------

=

-------

= 2,5 Std.


ln(C1/C2)


ln(7/1)


1,95



Blutentnahmen:

Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsin­tervalls (Talspiegel) und 30 Minuten nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Über­höhte Talspiegel (größer als 2 mg Tobramy­cin/l) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall ver­längern oder eventuell Dosis reduzieren.


Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunk­tion (s. auch ”Vorsichtsmaßnahmen für die An­wendung und Warnhinweise”)

Tobramycin wird hauptsächlich durch glome­ruläre Filtration ausgeschieden. Demnach muss die Dosierung bei Patienten mit einge­schränkter Nierenfunktion entsprechend an­gepasst werden. Während der Behand­lung sollten die Serumkonzentrationen von Tobra­mycin überwacht werden.


Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:


A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleichbleibender Dosis (Folgedosen iden­tisch mit Initialdosis).

B. Verringerung der Dosis bei gleichbleiben­den Dosisintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).


A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleichbleibender Dosis

Die Abschätzung der individuellen Dosisin­tervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:



t½ ind

Tind = TN __________

N


oder


Cl tobra (N)

Tind = TN ______________

Cl tobra (ind)


Da die Tobramycin-Clearance direkt propor­tional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwen­den:



Clcr (N)

Tind = TN ___________

Clcr (ind)


Tind = Individuelles Dosierungsintervall (h)



TN

=

normales Dosierungsintervall (meist 8 h)

t1/2N

=

Halbwertszeit des Tobramycins beim Nierengesunden

(ca. 2 - 3 h)

t1/2ind

=

Halbwertszeit des Tobramycins bei eingeschränkter Nieren­funktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben)

Cltobra

=

Tobramycin-Clearance

Clcr

=

Kreatinin-Clearance


Beispiel: Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleichbleibender Dosis


100

Tind = 8 x ___ (h) = 26 Std.

30


bei Zugrundelegung einer Clcr(N) von 100 ml/min.


B. Verringerung der Dosis bei gleichbleiben­den Dosisintervallen

Bei einer Kreatinin-Clearance von 70 ml oder weniger pro Minute oder bei bekanntem Serum- Kreatininwert kann die reduzierte Dosis mit Hilfe des im folgenden No­mogramm abgelesenen Prozentsatzes, bezogen auf die oben angegebene Normal­dosierung, bestimmt werden.
























Auf der senkrechten Skala kann die Höhe der Folgedosen (in Prozent der Initialdosis) abgelesen werden


Bei Patienten mit einem gleichbleibenden Serum-Kreatininwert kann alternativ als grober Anhaltspunkt auch die Normaldosie­rung durch den Serum-Kreatininwert des Patienten dividiert werden.

Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.


Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z. B. Sepsis) beobachtet wird.


Wenn nur die Serum-Kreatinin-Werte be­kannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach folgenden Formeln abgeschätzt wer­den:



Körpergewicht (in kg)

x (140 minus Lebensjahre)

Männer: Clcr =

------------------------------------------


72 x Serum-Kreatinin (mg/100 ml)



Körpergewicht (in kg)

x (140 minus Lebensjahre)

bzw.: Clcr =

---------------------------------------------


0,814 x Serum-Kreatinin (μmol/l)


Frauen: 0,85 x dem obigen Wert


Wenn die Serum-Kreatinin-Werte zur Beur­teilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleichbleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korre­lation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.


Dosierung bei Hämodialysepatienten

Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Tobramycin ist dialysierbar.

Bei einer 4 ‑ 5stündigen Hämodialyse muss mit 50 ‑ 60 %, bei einer 8 ‑ 12stündigen Hämodialyse mit 70 ‑ 80 % Konzentrations­minderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Tobramycin-Serumkonzentrationen.


Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 ‑ 1,7 mg/kg Körpergewicht.


Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulantien stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramus­kulär injiziert werden.


Dosierung bei übergewichtigen Patienten

Da Tobramycin nur zu einem sehr geringen Anteil ins Fettgewebe aufgenommen wird, ist bei übergewichtigen Patienten eine Dosisan­passung notwendig. Die angemessene Dosis lässt sich errechnen, indem man zum ge­schätzten Normalgewicht des Patienten 40 % seines Übergewichts addiert. Die Summe gilt dann als Basis für die mg/kg-Berechnung.


Art und Dauer der Anwendung

GERNEBCIN kann intramuskulär injiziert oder intravenös infundiert werden.

Bei Ps.-aeruginosa-Besiedlung der Atemwege von Patienten mit Mukoviszidose kann GERNEBCIN auch inha­liert werden.


Intramuskuläre Injektion oder intravenöse Infusion:

Die Injektion/Infusion ist nicht zusammen mit anderen Arzneistoffen zu verabreichen. Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 30 - 60 Minuten.


GERNEBCIN darf nicht als i. v. Injektion, sondern nur als i. v. Kurzinfusion über eine Dauer von wenigstens 30 Minuten verab­reicht werden.


Tobramycin-Lösungen können zur Infusion mit 50 ‑ 100 ml isotonischer Natriumchlo­ridlösung oder 5 % Glukoselösung verdünnt werden.


Bei üblichen bakteriellen Infektionserkran­kungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Norma­lerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 - 14 Tagen ausreichend.

Die Dauer der Therapie sollte 14 Tage mög­lichst nicht überschreiten.


Inhalation bei Ps.-aeruginosa-Besiedlung der Atemwege von Patienten mit Mukoviszidose:

Die zu inhalierende Tagesdosis sollte auf 2 Inhalationssitzungen verteilt werden. Die Dauer der Therapie richtet sich nach dem Patientenstatus und danach, ob es sich um Eradikation bei Erstbesiedlung mit Ps. aeru­ginosa oder um eine Suppression bei fortbe­stehender Besiedlung oder um eine Exazer­bation handelt. Die Therapie sollte kontinu­ierlich erfolgen (kein sog. ”On-Off-Schema”).


Überdosierung und Notfallmaßnahmen

Tobramycin besitzt eine enge therapeutische Breite. Bei Kumulation (z. B. infolge einge­schränkter Nierenfunktion) kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Nervus statoacusticus kommen. Nieren­schädigungen sind mit Talspiegeln von größer als 4 mg/l korreliert.


Therapiemaßnahmen bei Überdosierung:

Absetzen der Medikation. Es gibt kein spezi­fisches Antidot. Tobramycin kann durch Hämodialyse entfernt werden.


Therapie bei neuromuskulärer Blockade:

Bei neuromuskulärer Blockade (meist durch Wechselwirkungen verursacht; Details siehe dort) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig, gegebenenfalls künstliche Beatmung.


Maßnahmen bei akuten allergischen Reakti­onen wie z. B. dem anaphylaktischen Schock:

Hier muss die Behandlung mit GERNEBCIN sofort abgebrochen werden und die üblichen entsprechenden Notfallmaßnahmen (z. B. Gabe von Antihistaminika, Kortikosteroiden, Sympathomimetika und ggf. Durchführung einer Beatmung) müssen eingeleitet werden.


Nebenwirkungen

Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane

Störungen der Nierenfunktion sind bei der Anwendung von Tobramycin häufig (≥ 1 % ‑ < 10 %).

Nierenfunktionsstörungen wie Einschrän­kung der glomerulären Filtrationsrate sind meist reversibel. Die wichtigsten Risikofakto­ren sind hohe Gesamtdosis, lange Therapie­dauer, erhöhte Serumspiegel (hohe Talspie­gel); daneben können Alter, Hypovolämie und Schock zusätzliche Risiken darstellen.


Klinische Anzeichen der Nierenschädigung sind: Albuminurie, Zylindrurie, Hämaturie, Oligurie, Erhöhung der Kreatinin- und Harn­stoffkonzentrationen im Serum. Sehr selten (< 0,01 %) kann es zum akuten Nierenver­sagen kommen.


Nervensystem

Schädigungen des Nervus statoacusticus (N VIII), wobei sowohl das Gleichgewichts- als auch das Hörorgan betroffen sein können, sind möglich. Bei den ototoxischen Reaktio­nen stehen vestibuläre Störungen im Vor­dergrund. Hörstörungen betreffen zuerst den Hochtonbereich und sind zumeist irreversi­bel. Wichtigster Risikofaktor ist eine vorbe­stehende Niereninsuffizienz; ferner steigt das Risiko mit der Höhe der Gesamt- und Tagesdosis. Symptome der ototoxischen Wirkungen sind z. B. Schwindel, Ohrenklin­gen/Ohrensausen (Tinnitus), Minderung des Hörvermögens.


Andere Erscheinungen von Neurotoxizität können Taubheitsgefühl, Hautprickeln, Muskelzucken und Krampfanfälle einschlie­ßen.


Störungen der neuromuskulären Übertra­gung

Da Tobramycin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit Störungen der neuromuskulären Übertra­gung (z. B. Myasthenia gravis; Parkin­son’scher Krankheit) sowie bei gleichzeitiger Gabe von Muskelrelaxantien besondere Aufmerksamkeit angezeigt.


Überempfindlichkeitserscheinungen

Es können selten (≥ 0,01 % ‑ < 0,1 %) Über­empfindlichkeitsreaktionen unterschiedlichen Schweregrades auftreten wie z. B. Hautaus­schlag und Juckreiz.


Als weitere teilweise schwerwiegende Über­empfindlichkeitsreakti­onen wurden sehr selten (< 0,01 %) beo­bachtet: Arznei­mittelfieber und Überempfind­lichkeitsreak­tionen aller Schweregrade bis zum anaphy­laktischen Schock.

Diese Reaktionen können bei schneller Injektion von Injektionslösungen, die Sulfit enthalten, durch den Sulfit-Anteil ausgelöst worden sein (s. a. den Abschnitt ”Überdosie­rung und andere Anwendungsfehler”).


Blut und Blutkörperchen

Unter der Therapie mit GERNEBCIN kann es gelegentlich (≥ 0,1 % ‑ < 1 %) zu Anämie, Thrombozytopenie und zu einer Verände­rung der Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Leukozytose, Eosinophilie, Granulozytopenie) kommen.

Über Abnahmen von Calcium, Magnesium, Natrium und Kalium im Serum ist berichtet worden.


Leber- und Gallenwege

Ein reversibler Anstieg von Leberenzymen (Transaminasen, LDH, alkalische Phospha­tase) sowie der Bilirubinkonzentrationen im Serum ist gelegentlich (≥ 0,1 % ‑ < 1 %) beobachtet worden.


Sonstige Nebenwirkungen

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmer­zen, Lethargie, Verwirrung sind im Zusam­menhang mit einer Tobramycin-Therapie beobachtet worden und möglicherweise auf sie zurückzuführen.


Lokale Reaktionen

Schmerzen an der Injektionsstelle sind möglich.


Besonderer Hinweis

Aufgrund des Gehaltes an Natriummetabi­sulfit kann es sehr selten (< 0,01 %), insbe­sondere bei Asthmatikern, zu Überempfind­lichkeitsreaktionen kommen, die sich als Erbrechen, Durchfall, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörun­gen oder Schock äußern können. Diese Reaktionen können individuell sehr unter­schiedlich verlaufen und auch zu le­bens­bedrohlichen Zuständen führen.


Hinweise und Angaben zur Haltbarkeit des Arzneimittels

Die Dauer der Haltbarkeit in unversehrtem Behältnis beträgt 3 Jahre.


Das Verfalldatum ist auf der Faltschachtel und dem Etikett aufgedruckt. Verwenden Sie diese Packung nicht mehr nach diesem Datum!

Arzneimittel sind unzugänglich für Kinder aufzubewahren!


Zusätzliche Informationen für Fachkreise


Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht

Verschreibungspflichtig


Pharmakologische Eigenschaften

Tobramycin ist ein Aminoglykosid-Antibioti­kum, welches von Streptomyces tenebrarius produziert wird. Es ist Faktor 6 des Nebra­mycin-Komplexes. Die Summenformel von Tobramycin ist C18H37N5O9 mit einer relati­ven Molekülmasse von 467,5.


Wirkungsmechanismus:

Tobramycin besitzt rasche bakterizide Aktivität gegen sensible Erreger. Der Wirkungsmechanismus beruht auf einer Hemmung der Proteinsynthese. Voraus­setzung dafür ist die aktive Aufnahme von Tobramycin in die Bakterienzelle. Dieser Prozess verbraucht Energie und findet nicht unter anaeroben Bedingungen statt. Tobra­mycin bindet sich an die 30S-Untereinheiten des bakteriellen Ribosoms. Hierdurch wird der erste Schritt der Proteinsynthese, die Initiation, blockiert.


Allgemeine Information zum Wirkungsspekt­rum:

Tobramycin ist im Allgemeinen gegen die meisten Stämme der folgenden Erreger wirksam: Escherichia coli, Klebsiella spp., Enterobacter spp., Citrobacter spp., Proteus spp. (indol-positive und indol-negative), Morganella spp., Acinetobacter spp., Pseu­domonas aeruginosa, Haemophilus influen­zae, Staphylokokken, einschließlich Staph. aureus (koagulase-positive und koagulase­negative, auch Methicillin-resistente Staphylokokken).


Unterschiedlich empfindlich sind:

Serratia marcescens, Providencia spp.


Stets oder meist resistent sind:

Burkholderia cepacia, Burkholderia pseudo­mallei, Stenotrophomonas maltophilia, obli­gate Anaerobier (z. B. Bacteroides spp., Clostridium spp., Eubacterium, Fusobacte­rium, Peptococcus, Peptostreptococcus und Alcaligenes xylosoxidans).


Enterokokken, Pneumokokken und andere Streptokokken unterschiedlicher serologi­scher Gruppen sind wenig empfindlich bis resistent.


Wirkspektrum von Tobramycin bzgl. der unter “Anwendungsgebiete” genannten Indikationen sowie Daten zur Resistenzsi­tuation:

Bei dem nachfolgend aufgeführten Wir­kungs­spektrum von Tobramycin handelt es sich ausschließlich um in vitro Daten. Eine Aus­sage über die klinische Wirksamkeit des Wirkstoffes gegenüber den als sensitiv, inter­mediär bzw. resistent beurteilten Erre­gern ist damit nicht notwendigerweise ver­bunden.


Sensitivität

Es werden für Tobramycin die nachfolgend aufgeführten vorläufigen minima­len inhibito­rischen Konzentrationen (MIC) vorgeschla­gen:

Für sensitive Keime ≤ 1 mg/l, für Keime mit mittlerer Empfindlichkeit 2 ‑ 4 mg/l und für resistente Keime ≥ 8 mg/l [Grenzwerte (Break­points) nach DIN 58940].



Wirkspektrum von Tobramycin (Studien­durchführung erfolgte 2001)



Anzahl der untersuchten Stämme

Anteil resis­tenter Stämme (%)

Spezies



sensibel



gram-negative Aerobier:


Acinetobacter bau­mannii

158

3,8

Citrobacter freundii

73

5,5

Enterobacter aerogenes

53

3,8

Enterobacter cloacae

234

3,0

Escherichia coli

619

1,9

Klebsiella oxytoca

151

2,6

Klebsiella pneumoniae

268

4,1

Morganella morganii

79

1,3

Proteus mirabilis

227

0,9

Proteus vulgaris

69

1,5

Pseudomonas aeruginosa

717

6,6

Serratia marcescens

104

4,8

wechselnd sensibel


gram-positive Aerobier:


Staphylococcus au­reus

787

15,6

Staphylococcus epidermidis

456

32,9

Staphylococcus haemolyticus

82

14,6


Die Daten dieser Tabelle stellen aktuelle Re­sistenzaspekte von Tobramycin dar und sind synoptisch mit der Textinformation zum Wirkspektrum und zur Resistenzsituation zu interpretieren.

Innerhalb der Gruppe der Aminoglykoside besteht weitgehende Kreuzresistenz.


Tobramycin kann mit anderen Antibiotika, vorwiegend Hemmstoffen der bakteriellen Zellwandsynthese, eine additive oder syner­gistische Wirkungssteigerung gegen gram­ne­gative Stäbchenbakterien und gramposi­tive Kokken entfalten. Als wichtigster Me­chanis­mus wird die vermehrte Einschleu­sung des Aminoglykosids in Folge gestörter Zellwand­synthese durch das Betalaktaman­tibiotikum angenommen. In-vitro-Synergis­mus wurde zwischen Tobramycin und Cephalosporinen wie Cefazolin und Cepha­lothin gegen Kleb­siella pneumoniae, Provi­dencia und Pro­teusstämmen sowie mit Pseudomonas-aktiven Penicillinen wie Car­benicillin und Ticarcillin gegen P. aeruginosa beschrieben. Synergis­mus wurde auch in Kombination mit Penicillin gegen Staphylo­kokken und Enterokokken nachgewiesen. Synergismus gegen Entero­bakterien und P. aeruginosa findet sich nur bei empfindlichen oder schwach resistenten Keimen, nicht gegen hochresistente Erreger.


Toxikologische Eigenschaften

Akute Toxizität

LD50in mg/kg KG:


Tierart

Applikationsform

oral

s.c.

i.v.

Intra­cerebral

Maus

8000

367 - 484

53 - 107

29

Ratte

7000

560 - 1020

133

18

Meerschwein


676 - 880



Hund


mehr als 200



Katze


mehr als 200

mehr als 50 weniger als 100



Das Vergiftungsbild umfasste ZNS-Effekte, klonische Krämpfe, Atemnot und Ataxie.


Subchronische und chronische Toxizität

Untersuchungen zur chronischen Toxizität wurden an Ratten, Hunden, Katzen und Meerschweinchen durchgeführt. Es wurden parenterale Dosen bis zu 30 mg Tobramy­cin/kg beim Hund (i. m. 28 und 90 Tage, i. v. 14 Tage), 50 mg Tobramycin/kg bei der Katze (s. c. 74 Tage), 80 bzw. 120 mg Tobramycin/kg bei der Ratte (i. v. 14 Tage bzw. s. c. 30 Tage) bzw. 150 mg Tobramy­cin/kg KG beim Meerschweinchen verab­reicht. Bei allen Tierarten traten dosisabhän­gige nephrotoxische Symptome auf (Erhö­hung des Blutharnstoffs, Proteinurie, korti­kale Tubulusnekrosen, Tubulusepithelver­änderungen).


Bei Ratten wurde nach hohen Dosen eine leichte Senkung des Hämatokrit, des Hä­moglobingehaltes und der Erythrozytenzahl festgestellt. Cochleare Ototoxizität trat bei Meerschweinchen nach 25 bis 150 mg Tobramycin/kg auf. Der Effekt war dosisab­hängig. Bei einem der Hunde, die täglich 15 mg Tobramycin/kg i. m. erhielten, wurde ebenfalls Hörverlust beobachtet. Katzen zeig­ten nach 40 mg Tobramycin/kg Muskel- und Atemlähmungen, bei 50 mg Tobramy­cin/kg schwere Vestibularis-Schädigungen.


Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Tobramycin wurde nur unzureichend bezüg­lich mutagener Wirkungen geprüft. Bisherige Untersuchungen an Mikroorganismen ver­liefen negativ. Es liegen keine Untersuchun­gen zum tumorerzeugenden Potential von Tobramycin vor.


Reproduktionstoxizität

In Teratogenitätsstu­dien wurden Ratten subkutane Dosen bis zu 100 mg Tobra­mycin/kg und Kaninchen subkutane Dosen bis zu 40 mg Tobramy­cin/kg gegeben. In beiden Untersuchungen wurden keine teratogenen Wirkungen beo­bachtet. Bei Meer­schweinchen fanden sich nach Ver­abreichung von 50 und 100 mg Tobra­mycin/kg/Tag wäh­rend des zweiten Schwangerschaftsmonats bei Müttern und Neugeborenen Zeichen für Ototoxizität.


Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung in der Schwangerschaft vor.


Pharmakokinetik

Resorption

Tobramycin wird wie alle Aminogly­kosid-Antibiotika nach oraler Gabe von der gesun­den Darmschleimhaut praktisch nicht resor­biert. Daher erfolgt die therapeutische An­wendung parenteral, d. h. intravenös, intra­muskulär bzw. inhalativ. Bei intramuskulärer Gabe von 1 mg/kg Körpergewicht werden nach 30 ‑ 60 Minuten mittlere maximale Tobramycin-Konzentrationen von 4 ‑ 6 mg/l gemessen. Nach intravenöser Kurzinfusion über 15 ‑ 30 Minuten werden nach einer Stunde vergleich­bare Serumkonzentratio­nen gemessen wie nach intramuskulärer Gabe.

Therapeutische Serumkonzentrationen lie­gen im Allgemeinen zwischen 4 und 6 mg/l. Maximale Serumkonzentrationen von 10 ‑ 12 mg/l sollten nicht überschritten wer­den. Vor erneuter Gabe sollte die Serum­konzentration auf oder unter 2 mg/l abge­sunken sein. Bei Inhalation liegt der Serum­spiegel nach 3 bis 4 Stunden zwischen 0,1 und 0,5 mg/l.


Verteilung

Das Verteilungsvolumen von Tobramycin entspricht mit 0,22 l/kg etwa dem Volumen des Extrazellulärwassers. Bei Neu­gebore­nen liegt das Verteilungsvolumen bei bis zu 0,84 l/kg und nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Bei bestimmten Patienten (Verbrennungen, CF-Patienten) kann das Verteilungsvolumen geändert sein.


Die Verteilung von Tobramycin in die einzel­nen Organe führt zu unterschiedlichen Ge­webs­konzentrationen, die höchsten Kon­zentrationen liegen im Nierengewebe vor. Geringere Kon­zentrationen finden sich in Leber und Gallen­blase, Lunge und Milz. Tobramycin ist plazen­tagängig, die fötalen Konzentrationen können 20 % der mütterli­chen Plasmakonzentrationen betragen. Tobramycin erscheint in der Mutter­milch. Nach wiederholter Injektion von Tobra­mycin lassen sich in der Synovial-, Pleura- und Peritonealflüssigkeit adäquate Konzentratio­nen nachweisen.

Konzentrationen im Bronchialsekret von Hun­den nach maximalen therapeutisch verwende­ten Dosen lagen bei durchschnitt­lich 10 % der maximalen Serumkonzentrati­onen. Der Übertritt von Tobramycin in den Liquor cerebrospinalis ist auch bei entzün­deten Meningen gering und nicht vorhersag­bar.

Plasmaeiweißbindung: kleiner als 10 %.


Elimination

Tobramycin wird im Organismus nicht meta­bolisiert, sondern unverändert in mikrobiolo­gisch aktiver Form überwiegend renal durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Die dominante Eliminationshalbwertszeit liegt bei Patienten mit normaler Nierenfunktion bei etwa 2 ‑ 3 Stunden.

Bei Neugeborenen ist die Serumhalbwerts­zeit stark vom Gestations- und Postnatalalter abhängig und kann von über 12 Stunden bei unreifen Neugeborenen (Geburtsgewicht kleiner als 1500 g) bis zu 3 Stunden bei voll ausgetragenen normalgewichtigen über 3 Wochen alten Neugeborenen reichen.


In den Tubuluszellen der Nierenrinde kommt es zu einer Anreicherung des Tobramycins. Eine terminale Halbwertszeit um 100 ‑ 150 Stunden resultiert aus einer Abgabe des Tobramycin aus diesem tiefen Komparti­ment. Die Ausschei­dung erfolgt dosisunab­hängig. Weit über 90 % der Substanz wer­den über die Nieren ausge­schieden. Die totale Clearance beträgt ca. 0,73 ml/min kg.


Bei eingeschränkter Nierenfunktion verlän­gert sich die Eliminationshalbwertszeit ab­hängig vom Grad der Niereninsuffizienz. Eine Beibe­haltung des üblichen Dosie­rungsschemas führt zur Kumulation.


Tobramycin ist vollständig dialysierbar. Bei der extrakorporalen Hämodialyse werden je nach Dialysedauer 50 ‑ 70 % des Tobramy­cins aus dem Serum entfernt.


Bioverfügbarkeit

Parenterale Anwendung


Sonstige Hinweise

Wichtigste Inkompatibilitäten

Tobramycin sollte stets getrennt von ande­ren Medikamenten verabreicht werden. Aminoglykoside dürfen auf keinen Fall in einer Injektions- bzw. Infusions­lösung mit Betalaktam-Antibiotika (z. B. Peni­cilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemisch-physikalischen Inaktivie­rung der Kombinationspartner kommt.


Tobramycin ist inkompatibel mit Heparin.


Stand der Information: November 2005


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