Tobrazid Infectopharm 80 Mg/2 Ml
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Gebrauchsinformation und Fachinformation. Bitte sorgfältig lesen!
GERNEBCIN® 20 mg
GERNEBCIN® 40 mg
GERNEBCIN® 80 mg
Wirkstoff: Tobramycin-2.5-sulfat
Zusammensetzung
Arzneilich wirksamer Bestandteil:
Eine Ampulle mit 2 ml GERNEBCIN® 20 mg enthält 29,40 mg Tobramycin-2.5-sulfat (entsprechend 20 mg Tobramycin).
Eine Ampulle mit 1 ml GERNEBCIN® 40 mg enthält 58,80 mg Tobramycin-2.5-sulfat (entsprechend 40 mg Tobramycin).
Eine Ampulle mit 2 ml GERNEBCIN® 80 mg enthält 117,60 mg Tobramycin-2.5-sulfat (entsprechend 80 mg Tobramycin).
Sonstige Bestandteile:
Natriummetabisulfit, Schwefelsäure, Wasser für Injektionszwecke
Darreichungsformen und Inhalt
Injektionslösung
GERNEBCIN 20 mg: 5, 10 und 50 Ampullen
GERNEBCIN 40 mg: 5, 10 und 50 Ampullen
GERNEBCIN 80 mg: 5, 10, 20, 50 und 60 Ampullen
Arzneimittel gegen schwere bakterielle Infektionen (Aminoglykosid-Antibiotikum)
Pharmazeutischer Unternehmer
INFECTOPHARM Arzneimittel und Consilium GmbH
Von-Humboldt-Straße 1
64646 Heppenheim
Tel. 06252 / 964-0
Fax 06252 / 964-150
Internet: www.infectopharm.com
E-Mail: info@infectopharm.com
Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von schweren Infektionen, die durch Tobramycin-empfindliche Erreger verursacht sind.
Grundsätzliche Indikationen für Aminoglykoside sind Infektionen durch Erreger, die gegenüber anderen, weniger toxischen Arzneimitteln resistent sind sowie schwere Infektionen mit gramnegativen Erregern, im Krankenhaus erworbene Infektionen sowie Infektionen bei abwehrgeschwächten und neutropenischen Patienten.
Unter diesen Voraussetzungen kann GERNEBCIN angewandt werden bei:
- Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege
- Infektionen der unteren Atemwege, einschließlich nosokomialen Pneumonien (da Pneumonien im ambulanten Bereich überwiegend durch Pneumokokken verursacht werden, ist Tobramycin in diesen Fällen nicht das Mittel der ersten Wahl)
- intraabdominellen Infektionen
- nosokomialer Sepsis
- Endokarditis
- Meningitis durch gramnegative Erreger
- Osteomyelitis und eitriger Arthritis
- Infektionen oder drohender Infektionsgefahr bei abwehrgeschwächten Patienten
Die üblichen und allgemein anerkannten Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von Antibiotika sind bei der Anwendung von GERNEBCIN zu beachten.
Hinweis:
Im Sinne einer kalkulierten Chemotherapie ist bei der parenteralen Anwendung eine Kombinationsbehandlung vorwiegend zusammen mit einem Betalaktam-Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakterien wirksamen Antibiotikum bei lebensbedrohlichen Infektionen durch einen zunächst noch unbekannten Erreger, bei gemischten anaeroben/aeroben Infektionen, bei bakterieller Endokarditis, bei systemischen Pseudomonas-Infektionen sowie bei abwehrgeschwächten, vorwiegend neutropenischen Patienten angezeigt. Beide Antibiotika können in empfohlener Dosierung getrennt gegeben werden, je nach Schwere der Infektion und dem Zustand des Patienten. Die Nierenfunktion ist sorgfältig zu überwachen, besonders, wenn die Antibiotika in höheren Dosen gegeben werden. Sobald Ergebnisse der Kulturen und Resistenzprüfungen vorliegen, ist die antibiotische Behandlung entsprechend anzupassen.
Gegenanzeigen
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Tobramycin oder gegen andere Aminoglykoside darf GERNEBCIN nicht eingesetzt werden. Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz oder bei Vorschädigung des im Bereich des VIII. Hirnnervs (Vestibular- und Cochlearfunktion) sollte GERNEBCIN nur bei vitaler Indikation angewandt werden.
Da Tobramycin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit neuromuskulären Vorerkrankungen (z. B. bei Myasthenia gravis; Parkinson’scher Krankheit) besondere Aufmerksamkeit geboten. Dies gilt auch für Patienten, die gleichzeitig Muskelrelaxantien erhalten (z. B. bei der perioperativen Gabe von Tobramycin).
Warnhinweis: GERNEBCIN darf nicht bei Bronchialasthmatikern mit Sulfit-Überempfindlichkeit angewendet werden.
Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit
Tobramycin ist plazentagängig. Im Gegensatz zu anderen Aminoglykosiden ist bisher kein Fall von Teratogenität oder pränataler Schädigung durch Tobramycin berichtet worden. Trotzdem sollte im ersten Trimenon auf Behandlung mit GERNEBCIN verzichtet werden und eine Anwendung im weiteren Schwangerschaftsverlauf nur bei vitaler Indikation erfolgen.
Die Ausscheidung in die Muttermilch ist gering. Wegen fehlender intestinaler Resorption von Tobramycin ist beim Säugling nicht mit toxischen Nebenwirkungen zu rechnen. Es sollte die Möglichkeit einer Sensibilisierung des Säuglings und einer Beeinflussung der physiologischen Darmflora mit Durchfall oder Sprosspilzbesiedelung beachtet werden.
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise
Kontrollen der Nierenfunktion vor, während und nach der Therapie. Dosierung streng nach Kreatinin-Clearance. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nierenleistung angepasst werden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss auch die lokale Gabe (Inhalation, endotracheale Instillation) bei gleichzeitiger systemischer Anwendung in der Gesamtdosierung berücksichtigt werden.
Therapiebegleitende Kontrollen der Tobramycin-Konzentrationen im Serum bei allen problematischen Behandlungen. Spitzenkonzentrationen von 10 ‑ 12 mg/l und Talkonzentrationen von 2 mg/l sollten nicht überschritten werden.
Bei schon bestehender Innenohrschädigung oder langer Therapiedauer ist zusätzlich eine Überwachung der Gleichgewichtsfunktion sowie des Hörvermögens erforderlich.
Die Therapiedauer bei i. m.- und i. v.- Anwendung ist möglichst zu begrenzen auf 10 ‑ 14 Tage (siehe Punkt ”Art und Dauer der Anwendung”).
Vermeiden einer erneuten Aminoglykosid-Therapie unmittelbar im Anschluss an eine vorangegangene Aminoglykosid-Behandlung: möglichst 7 ‑ 14tägiges therapiefreies Intervall.
Möglichst keine gleichzeitige Gabe anderer potentiell oto- und nephrotoxischer Substanzen. Lässt sich dies nicht vermeiden, ist eine besonders engmaschige Kontrolle der Nierenfunktion, der Gleichgewichtsfunktion und des Hörvermögens angezeigt.
Gewährleistung einer ausreichenden Hydratation und Urinproduktion ist notwendig.
Bei schwerkranken Patienten muss mit stark und schnell schwankender Nierenfunktion gerechnet werden. Eine engmaschige Kontrolle der Tobramycin-Konzentrationen im Serum ist hier unerlässlich.
Bei febrilen Patienten kann die Serumhalbwertszeit von Tobramycin erniedrigt sein. Ein Beibehalten der gegebenen Dosierung im folgenden afebrilen Zustand kann zu toxischen Spiegeln führen.
Eine Überwachung der Serumspiegel zur Ermittlung der geeigneten Dosis wird auch bei Patienten mit ausgedehnten Verbrennungen empfohlen, da bei diesen Patienten eine geänderte Pharmakokinetik zu niedrigeren Serumspiegeln von Aminoglykosiden führen kann.
Als Richtlinie wird vorgeschlagen, initial Serumspiegel nach 2 oder 3 Dosen zu bestimmen - so dass die Dosierung nötigenfalls angepasst werden kann - und auch jeweils alle 3 ‑ 4 Tage während der Therapie. Falls sich die Nierenfunktion verändert, sollten die Serumspiegel häufiger bestimmt und die Dosishöhe und das Dosierungsintervall gemäß den im Abschnitt Dosierung angegebenen Richtlinien angepasst werden. Zur Messung des Spitzenspiegels sollte eine Serumprobe etwa 30 Minuten nach Beendigung der i. v. Infusion oder eine Stunde nach i. m. Injektion entnommen werden. Zur Messung der Talspiegel werden bei einem regulären Dosierungsintervall von 8 Stunden Serumproben 8 Stunden nach der letzten oder sonst unmittelbar vor der nächsten Gabe von GERNEBCIN entnommen.
Hinweis für die inhalative Anwendung:
Im Zusammenhang mit der Inhalation von Arzneimitteln kann es zu Bronchialobstruktionen kommen, die auch im Zusammenhang mit inhalativem Tobramycin berichtet wurden. Die erste GERNEBCIN-Dosis sollte daher unter Aufsicht verabreicht werden, wobei vor der Inhalation ein Bronchiolytikum eingesetzt werden sollte, falls dieses zum gegenwärtigen Therapieschema des betreffenden Patienten gehört. Die forcierte Einsekundenkapazität (FEV1) sollte vor und nach der Inhalation gemessen werden. Wenn bei einem Patienten, der nicht mit einem Bronchiolytikum behandelt wurde, Hinweise auf therapieinduzierte Bronchialobstruktionen auftreten, sollte der Test zu einem anderen Zeitpunkt mit Verabreichung eines Bronchiolytikums wiederholt werden. Hinweise auf Bronchialobstruktionen trotz des Einsatzes einer spasmolytischen Therapie können Zeichen einer allergischen Reaktion sein. Wird eine allergische Reaktion vermutet, sollte GERNEBCIN abgesetzt werden. Bronchialobstruktionen sollten wie medizinisch angezeigt behandelt werden.
Hinweis für Verkehrsteilnehmer:
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigen, z. B. durch Störung des Gleichgewichtssinnes oder des Hörvermögens.
Beachten Sie besonders, dass Alkohol Ihre Verkehrstüchtigkeit noch weiter verschlechtert!
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Tobramycin / Muskelrelaxantien und Ether / Citratblut
Die neuromuskulär-blockierenden Eigenschaften der Aminoglykoside werden durch Ether und Muskelrelaxantien oder durch größere Mengen Citratblut verstärkt. Wird GERNEBCIN unter oder unmittelbar nach Operationen verabreicht, kann bei gleichzeitiger Anwendung von Muskelrelaxantien vom nicht depolarisierenden Typ die neuromuskuläre Blockade vertieft und verlängert sein. Diese Wechselwirkungen können Ursache unerwarteter Zwischenfälle sein. Wegen des erhöhten Risikos sollten solche Patienten besonders überwacht werden. Durch Injektion von Calciumchlorid kann die Aminoglykosid-bedingte neuromuskuläre Blockade aufgehoben werden.
Tobramycin / Methoxyfluran-Anästhesie
Aminoglykoside können die nierenschädigende Wirkung von Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung sind schwerste Nephropathien möglich.
Tobramycin / andere potentiell nephro- oder ototoxische Arzneimittel
Wegen des erhöhten Nebenwirkungsrisikos sollten Patienten besonders überwacht werden, die gleichzeitig oder anschließend mit potentiell oto- oder nephrotoxischen Medikamenten behandelt werden, wie z. B.: Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Cisplatin, Vancomycin, Schleifendiuretika wie Etacrynsäure und Furosemid.
Bei Cisplatin-enthaltenden Arzneimitteln ist zu beachten, dass noch 3 bis 4 Wochen nach Gabe dieser Substanzen die Nephrotoxizität von Tobramycin verstärkt werden kann.
Tobramycin / andere Antibiotika
Die Kombinationstherapie mit geeigneten Antibiotika (z. B. mit Betalaktamen) kann zu einem synergistischen Effekt führen. Synergistische Wirkungen mit Acylamino-Penicillinen auf Pseudomonas aeruginosa, mit Ampicillin auf Enterokokken und mit Cephalosporinen auf Klebsiella pneumoniae sind beschrieben worden.
Tobramycin / Diuretika
Intravenös gegebene Diuretika können die Toxizität der Aminoglykoside steigern, indem sie die Serum- und Gewebespiegel des Antibiotikums verändern.
Besonderer Hinweis:
Natriummetabisulfit ist eine sehr reaktionsfähige Verbindung. Es muss deshalb damit gerechnet werden, dass mit dem Präparat zusammen verabreichtes Thiamin (Vitamin B 1) abgebaut wird.
Beachten Sie bitte, dass diese Angaben auch für vor kurzem angewandte Arzneimittel gelten können.
Dosierungsanleitung
Applikation als intramuskuläre Injektion oder intravenöse Kurzinfusion:
Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 ‑ 2,0 mg Tobramycin/kg Körpergewicht empfohlen.
Erwachsene mit normaler Nierenfunktion bekommen als Erhaltungsdosis 1 ‑ 2 mg Tobramycin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 3 ‑ 6 mg Tobramycin/kg KG/Tag).
Kinder erhalten 6 ‑ 7,5 mg/kg KG/Tag in drei oder vier gleich großen Teilgaben (2 ‑ 2,5 mg/kg KG alle 8 Stunden oder 1,5 ‑ 1,89 mg/kg KG alle 6 Stunden).
Kleinkinder erhalten 1,5 ‑ 2 mg Tobramycin/kg KG alle 8 Stunden (Gesamtdosis 4,5 ‑ 6 mg/kg KG/Tag).
Säuglinge nach dem ersten Lebensmonat erhalten 1,5 ‑ 2,5 mg Tobramycin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 4,5 ‑ 7,5 mg Tobramycin/kg KG/Tag).
Nur bei Neugeborenen sollte aufgrund der längeren Halbwertszeit das Dosisintervall bei einer Einzeldosis von 2,5 mg Tobramycin/kg KG auf 12 Stunden verlängert werden (Gesamtdosis 5 mg Tobramycin/kg KG und Tag). Bei Frühgeborenen ist in Abhängigkeit vom Gestationsalter und Geburtsgewicht eine weitere Dosisreduktion erforderlich (Maximaldosis 4 mg Tobramycin/kg KG und Tag, aufgeteilt in 2 gleiche Teilgaben alle 12 Stunden).
Eine Einmaldosierung ist möglich.
Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen erhalten Erwachsene mit normaler Nierenleistung 2 ‑ 3 mg Tobramycin/kg KG am Tag als Einzeldosis i. m. injiziert.
Reifere Frühgeborene (> 1000 g) und Neugeborene erhalten 4,5 mg/kg KG am Tag als Einzeldosis.
Bei Patienten mit Mukoviszidose kann es notwendig sein, die Dosis auf 8 ‑ 10 mg Tobramycin/kg KG/Tag als Einzeldosis bzw. 12 ‑ 15 mg/kg KG/Tag in 2 ‑ 3 gleich großen Teilgaben zu erhöhen, um therapeutische Serumspiegel zu erzielen. Die Serumspiegel sollten überwacht werden, da die Serumkonzentrationen von Tobramycin individuell unterschiedlich sein können.
Applikation als Inhalation:
Zur inhalativen Therapie der Ps.-aeruginosa-Besiedlung der Atemwege von Patienten mit Mukoviszidose wird für Kinder unter 10 Jahren eine Dosis bis zu 2 x 40 mg Tobramycin/Tag und bei Jugendlichen und Erwachsenen eine Dosis von 2 x 80 mg Tobramycin/Tag empfohlen.
Unter Umständen kann eine höhere Dosis, z. B. 2 x 120 mg oder 2 x 150 mg Tobramycin/Tag, in besonderen Fällen bis zu 2 x 300 mg Tobramycin/Tag, sinnvoll sein.
Für eine gute Partikeldeposition in den Bronchien werden zur Inhalation Geräte mit einem Unterbrecher für die Inspiration empfohlen (wie Pari LL und Pari LC), bei denen es nur bei der Einatmung zur Verneblung kommt. Der unterschiedlichen Atemtechnik der Patienten ist ggf. durch Dosisanpassung Rechnung zu tragen.
Bei Patienten, die nicht gleichzeitig parenteral mit Tobramycin behandelt werden, ist zur Ermittlung der geeigneten Dosis für den einzelnen Patienten die Bestimmung des Serumspiegels etwa 3 ‑ 4 Stunden nach der Inhalation sinnvoll. Damit eine ausreichende Wirkung erwartet werden kann, sollte der Serumspiegel nicht unter 0,2 mg/l liegen. Zur Vermeidung systemischer Nebenwirkungen sollte der Serumspiegel nicht über 0,5 mg/l liegen.
Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von Tobramycin (siehe auch ”Pharmakokinetik”)
Dosierung (Erwachsene)
Initialdosis: 120 mg Tobramycin (1,5 ‑ 2 mg Tobramycin/kg KG)
Infusionsdauer: 30 ‑ 60 min
Erhaltungsdosis: 3 ‑ 6 mg Tobramycin/kg KG/Tag
Dosierungsintervall:
Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Auf der Basis des Quotienten (ε) des Dosierungsintervalls und der errechneten Halbwertszeit kann dann u. a. die Ermittlung des zugehörigen Kumulationsfaktors z. B. aus entsprechenden Tabellenwerken erfolgen. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel; C1 bzw. C2) entweder graphisch oder rechnerisch (siehe Beispiel).
Beispiel:
Berechnung der Halbwertszeit
|
ln 2 x (t2-t1) |
|
0,693 x 7 |
|
4,85 |
|
t ½ = |
-------------- |
= |
------------ |
= |
------- |
= 2,5 Std. |
|
ln(C1/C2) |
|
ln(7/1) |
|
1,95 |
|
Blutentnahmen:
Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und 30 Minuten nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als 2 mg Tobramycin/l) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion (s. auch ”Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise”)
Tobramycin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demnach muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden. Während der Behandlung sollten die Serumkonzentrationen von Tobramycin überwacht werden.
Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:
A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleichbleibender Dosis (Folgedosen identisch mit Initialdosis).
B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).
A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleichbleibender Dosis
Die Abschätzung der individuellen Dosisintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:
t½ ind
Tind = TN __________
t½ N
oder
Cl tobra (N)
Tind = TN ______________
Cl tobra (ind)
Da die Tobramycin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwenden:
Clcr (N)
Tind = TN ___________
Clcr (ind)
Tind = Individuelles Dosierungsintervall (h)
TN |
= |
normales Dosierungsintervall (meist 8 h) |
t1/2N |
= |
Halbwertszeit des Tobramycins beim Nierengesunden (ca. 2 - 3 h) |
t1/2ind |
= |
Halbwertszeit des Tobramycins bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben) |
Cltobra |
= |
Tobramycin-Clearance |
Clcr |
= |
Kreatinin-Clearance |
Beispiel: Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleichbleibender Dosis
100
Tind = 8 x ___ (h) = 26 Std.
30
bei Zugrundelegung einer Clcr(N) von 100 ml/min.
B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen
Bei einer Kreatinin-Clearance von 70 ml oder weniger pro Minute oder bei bekanntem Serum- Kreatininwert kann die reduzierte Dosis mit Hilfe des im folgenden Nomogramm abgelesenen Prozentsatzes, bezogen auf die oben angegebene Normaldosierung, bestimmt werden.
Auf der senkrechten Skala kann die Höhe der Folgedosen (in Prozent der Initialdosis) abgelesen werden
Bei Patienten mit einem gleichbleibenden Serum-Kreatininwert kann alternativ als grober Anhaltspunkt auch die Normaldosierung durch den Serum-Kreatininwert des Patienten dividiert werden.
Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.
Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z. B. Sepsis) beobachtet wird.
Wenn nur die Serum-Kreatinin-Werte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach folgenden Formeln abgeschätzt werden:
|
Körpergewicht (in kg) x (140 minus Lebensjahre) |
Männer: Clcr = |
------------------------------------------ |
|
72 x Serum-Kreatinin (mg/100 ml) |
|
Körpergewicht (in kg) x (140 minus Lebensjahre) |
bzw.: Clcr = |
--------------------------------------------- |
|
0,814 x Serum-Kreatinin (μmol/l) |
Frauen: 0,85 x dem obigen Wert
Wenn die Serum-Kreatinin-Werte zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleichbleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korrelation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.
Dosierung bei Hämodialysepatienten
Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Tobramycin ist dialysierbar.
Bei einer 4 ‑ 5stündigen Hämodialyse muss mit 50 ‑ 60 %, bei einer 8 ‑ 12stündigen Hämodialyse mit 70 ‑ 80 % Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Tobramycin-Serumkonzentrationen.
Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 ‑ 1,7 mg/kg Körpergewicht.
Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulantien stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.
Dosierung bei übergewichtigen Patienten
Da Tobramycin nur zu einem sehr geringen Anteil ins Fettgewebe aufgenommen wird, ist bei übergewichtigen Patienten eine Dosisanpassung notwendig. Die angemessene Dosis lässt sich errechnen, indem man zum geschätzten Normalgewicht des Patienten 40 % seines Übergewichts addiert. Die Summe gilt dann als Basis für die mg/kg-Berechnung.
Art und Dauer der Anwendung
GERNEBCIN kann intramuskulär injiziert oder intravenös infundiert werden.
Bei Ps.-aeruginosa-Besiedlung der Atemwege von Patienten mit Mukoviszidose kann GERNEBCIN auch inhaliert werden.
Intramuskuläre Injektion oder intravenöse Infusion:
Die Injektion/Infusion ist nicht zusammen mit anderen Arzneistoffen zu verabreichen. Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 30 - 60 Minuten.
GERNEBCIN darf nicht als i. v. Injektion, sondern nur als i. v. Kurzinfusion über eine Dauer von wenigstens 30 Minuten verabreicht werden.
Tobramycin-Lösungen können zur Infusion mit 50 ‑ 100 ml isotonischer Natriumchloridlösung oder 5 % Glukoselösung verdünnt werden.
Bei üblichen bakteriellen Infektionserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 - 14 Tagen ausreichend.
Die Dauer der Therapie sollte 14 Tage möglichst nicht überschreiten.
Inhalation bei Ps.-aeruginosa-Besiedlung der Atemwege von Patienten mit Mukoviszidose:
Die zu inhalierende Tagesdosis sollte auf 2 Inhalationssitzungen verteilt werden. Die Dauer der Therapie richtet sich nach dem Patientenstatus und danach, ob es sich um Eradikation bei Erstbesiedlung mit Ps. aeruginosa oder um eine Suppression bei fortbestehender Besiedlung oder um eine Exazerbation handelt. Die Therapie sollte kontinuierlich erfolgen (kein sog. ”On-Off-Schema”).
Überdosierung und Notfallmaßnahmen
Tobramycin besitzt eine enge therapeutische Breite. Bei Kumulation (z. B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion) kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Nervus statoacusticus kommen. Nierenschädigungen sind mit Talspiegeln von größer als 4 mg/l korreliert.
Therapiemaßnahmen bei Überdosierung:
Absetzen der Medikation. Es gibt kein spezifisches Antidot. Tobramycin kann durch Hämodialyse entfernt werden.
Therapie bei neuromuskulärer Blockade:
Bei neuromuskulärer Blockade (meist durch Wechselwirkungen verursacht; Details siehe dort) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig, gegebenenfalls künstliche Beatmung.
Maßnahmen bei akuten allergischen Reaktionen wie z. B. dem anaphylaktischen Schock:
Hier muss die Behandlung mit GERNEBCIN sofort abgebrochen werden und die üblichen entsprechenden Notfallmaßnahmen (z. B. Gabe von Antihistaminika, Kortikosteroiden, Sympathomimetika und ggf. Durchführung einer Beatmung) müssen eingeleitet werden.
Nebenwirkungen
Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane
Störungen der Nierenfunktion sind bei der Anwendung von Tobramycin häufig (≥ 1 % ‑ < 10 %).
Nierenfunktionsstörungen wie Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate sind meist reversibel. Die wichtigsten Risikofaktoren sind hohe Gesamtdosis, lange Therapiedauer, erhöhte Serumspiegel (hohe Talspiegel); daneben können Alter, Hypovolämie und Schock zusätzliche Risiken darstellen.
Klinische Anzeichen der Nierenschädigung sind: Albuminurie, Zylindrurie, Hämaturie, Oligurie, Erhöhung der Kreatinin- und Harnstoffkonzentrationen im Serum. Sehr selten (< 0,01 %) kann es zum akuten Nierenversagen kommen.
Nervensystem
Schädigungen des Nervus statoacusticus (N VIII), wobei sowohl das Gleichgewichts- als auch das Hörorgan betroffen sein können, sind möglich. Bei den ototoxischen Reaktionen stehen vestibuläre Störungen im Vordergrund. Hörstörungen betreffen zuerst den Hochtonbereich und sind zumeist irreversibel. Wichtigster Risikofaktor ist eine vorbestehende Niereninsuffizienz; ferner steigt das Risiko mit der Höhe der Gesamt- und Tagesdosis. Symptome der ototoxischen Wirkungen sind z. B. Schwindel, Ohrenklingen/Ohrensausen (Tinnitus), Minderung des Hörvermögens.
Andere Erscheinungen von Neurotoxizität können Taubheitsgefühl, Hautprickeln, Muskelzucken und Krampfanfälle einschließen.
Störungen der neuromuskulären Übertragung
Da Tobramycin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit Störungen der neuromuskulären Übertragung (z. B. Myasthenia gravis; Parkinson’scher Krankheit) sowie bei gleichzeitiger Gabe von Muskelrelaxantien besondere Aufmerksamkeit angezeigt.
Überempfindlichkeitserscheinungen
Es können selten (≥ 0,01 % ‑ < 0,1 %) Überempfindlichkeitsreaktionen unterschiedlichen Schweregrades auftreten wie z. B. Hautausschlag und Juckreiz.
Als weitere teilweise schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen wurden sehr selten (< 0,01 %) beobachtet: Arzneimittelfieber und Überempfindlichkeitsreaktionen aller Schweregrade bis zum anaphylaktischen Schock.
Diese Reaktionen können bei schneller Injektion von Injektionslösungen, die Sulfit enthalten, durch den Sulfit-Anteil ausgelöst worden sein (s. a. den Abschnitt ”Überdosierung und andere Anwendungsfehler”).
Blut und Blutkörperchen
Unter der Therapie mit GERNEBCIN kann es gelegentlich (≥ 0,1 % ‑ < 1 %) zu Anämie, Thrombozytopenie und zu einer Veränderung der Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Leukozytose, Eosinophilie, Granulozytopenie) kommen.
Über Abnahmen von Calcium, Magnesium, Natrium und Kalium im Serum ist berichtet worden.
Leber- und Gallenwege
Ein reversibler Anstieg von Leberenzymen (Transaminasen, LDH, alkalische Phosphatase) sowie der Bilirubinkonzentrationen im Serum ist gelegentlich (≥ 0,1 % ‑ < 1 %) beobachtet worden.
Sonstige Nebenwirkungen
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Lethargie, Verwirrung sind im Zusammenhang mit einer Tobramycin-Therapie beobachtet worden und möglicherweise auf sie zurückzuführen.
Lokale Reaktionen
Schmerzen an der Injektionsstelle sind möglich.
Besonderer Hinweis
Aufgrund des Gehaltes an Natriummetabisulfit kann es sehr selten (< 0,01 %), insbesondere bei Asthmatikern, zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen, die sich als Erbrechen, Durchfall, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörungen oder Schock äußern können. Diese Reaktionen können individuell sehr unterschiedlich verlaufen und auch zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.
Hinweise und Angaben zur Haltbarkeit des Arzneimittels
Die Dauer der Haltbarkeit in unversehrtem Behältnis beträgt 3 Jahre.
Das Verfalldatum ist auf der Faltschachtel und dem Etikett aufgedruckt. Verwenden Sie diese Packung nicht mehr nach diesem Datum!
Arzneimittel sind unzugänglich für Kinder aufzubewahren!
Zusätzliche Informationen für Fachkreise
Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
Pharmakologische Eigenschaften
Tobramycin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum, welches von Streptomyces tenebrarius produziert wird. Es ist Faktor 6 des Nebramycin-Komplexes. Die Summenformel von Tobramycin ist C18H37N5O9 mit einer relativen Molekülmasse von 467,5.
Wirkungsmechanismus:
Tobramycin besitzt rasche bakterizide Aktivität gegen sensible Erreger. Der Wirkungsmechanismus beruht auf einer Hemmung der Proteinsynthese. Voraussetzung dafür ist die aktive Aufnahme von Tobramycin in die Bakterienzelle. Dieser Prozess verbraucht Energie und findet nicht unter anaeroben Bedingungen statt. Tobramycin bindet sich an die 30S-Untereinheiten des bakteriellen Ribosoms. Hierdurch wird der erste Schritt der Proteinsynthese, die Initiation, blockiert.
Allgemeine Information zum Wirkungsspektrum:
Tobramycin ist im Allgemeinen gegen die meisten Stämme der folgenden Erreger wirksam: Escherichia coli, Klebsiella spp., Enterobacter spp., Citrobacter spp., Proteus spp. (indol-positive und indol-negative), Morganella spp., Acinetobacter spp., Pseudomonas aeruginosa, Haemophilus influenzae, Staphylokokken, einschließlich Staph. aureus (koagulase-positive und koagulasenegative, auch Methicillin-resistente Staphylokokken).
Unterschiedlich empfindlich sind:
Serratia marcescens, Providencia spp.
Stets oder meist resistent sind:
Burkholderia cepacia, Burkholderia pseudomallei, Stenotrophomonas maltophilia, obligate Anaerobier (z. B. Bacteroides spp., Clostridium spp., Eubacterium, Fusobacterium, Peptococcus, Peptostreptococcus und Alcaligenes xylosoxidans).
Enterokokken, Pneumokokken und andere Streptokokken unterschiedlicher serologischer Gruppen sind wenig empfindlich bis resistent.
Wirkspektrum von Tobramycin bzgl. der unter “Anwendungsgebiete” genannten Indikationen sowie Daten zur Resistenzsituation:
Bei dem nachfolgend aufgeführten Wirkungsspektrum von Tobramycin handelt es sich ausschließlich um in vitro Daten. Eine Aussage über die klinische Wirksamkeit des Wirkstoffes gegenüber den als sensitiv, intermediär bzw. resistent beurteilten Erregern ist damit nicht notwendigerweise verbunden.
Sensitivität
Es werden für Tobramycin die nachfolgend aufgeführten vorläufigen minimalen inhibitorischen Konzentrationen (MIC) vorgeschlagen:
Für sensitive Keime ≤ 1 mg/l, für Keime mit mittlerer Empfindlichkeit 2 ‑ 4 mg/l und für resistente Keime ≥ 8 mg/l [Grenzwerte (Breakpoints) nach DIN 58940].
Wirkspektrum von Tobramycin (Studiendurchführung erfolgte 2001)
|
Anzahl der untersuchten Stämme |
Anteil resistenter Stämme (%) |
Spezies |
|
|
sensibel |
|
|
gram-negative Aerobier: |
|
|
Acinetobacter baumannii |
158 |
3,8 |
Citrobacter freundii |
73 |
5,5 |
Enterobacter aerogenes |
53 |
3,8 |
Enterobacter cloacae |
234 |
3,0 |
Escherichia coli |
619 |
1,9 |
Klebsiella oxytoca |
151 |
2,6 |
Klebsiella pneumoniae |
268 |
4,1 |
Morganella morganii |
79 |
1,3 |
Proteus mirabilis |
227 |
0,9 |
Proteus vulgaris |
69 |
1,5 |
Pseudomonas aeruginosa |
717 |
6,6 |
Serratia marcescens |
104 |
4,8 |
wechselnd sensibel |
|
|
gram-positive Aerobier: |
|
|
Staphylococcus aureus |
787 |
15,6 |
Staphylococcus epidermidis |
456 |
32,9 |
Staphylococcus haemolyticus |
82 |
14,6 |
Die Daten dieser Tabelle stellen aktuelle Resistenzaspekte von Tobramycin dar und sind synoptisch mit der Textinformation zum Wirkspektrum und zur Resistenzsituation zu interpretieren.
Innerhalb der Gruppe der Aminoglykoside besteht weitgehende Kreuzresistenz.
Tobramycin kann mit anderen Antibiotika, vorwiegend Hemmstoffen der bakteriellen Zellwandsynthese, eine additive oder synergistische Wirkungssteigerung gegen gramnegative Stäbchenbakterien und grampositive Kokken entfalten. Als wichtigster Mechanismus wird die vermehrte Einschleusung des Aminoglykosids in Folge gestörter Zellwandsynthese durch das Betalaktamantibiotikum angenommen. In-vitro-Synergismus wurde zwischen Tobramycin und Cephalosporinen wie Cefazolin und Cephalothin gegen Klebsiella pneumoniae, Providencia und Proteusstämmen sowie mit Pseudomonas-aktiven Penicillinen wie Carbenicillin und Ticarcillin gegen P. aeruginosa beschrieben. Synergismus wurde auch in Kombination mit Penicillin gegen Staphylokokken und Enterokokken nachgewiesen. Synergismus gegen Enterobakterien und P. aeruginosa findet sich nur bei empfindlichen oder schwach resistenten Keimen, nicht gegen hochresistente Erreger.
Toxikologische Eigenschaften
Akute Toxizität
LD50in mg/kg KG:
Tierart |
Applikationsform |
|||
oral |
s.c. |
i.v. |
Intracerebral |
|
Maus |
8000 |
367 - 484 |
53 - 107 |
29 |
Ratte |
7000 |
560 - 1020 |
133 |
18 |
Meerschwein |
|
676 - 880 |
|
|
Hund |
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mehr als 200 |
|
|
Katze |
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mehr als 200 |
mehr als 50 weniger als 100 |
|
Das Vergiftungsbild umfasste ZNS-Effekte, klonische Krämpfe, Atemnot und Ataxie.
Subchronische und chronische Toxizität
Untersuchungen zur chronischen Toxizität wurden an Ratten, Hunden, Katzen und Meerschweinchen durchgeführt. Es wurden parenterale Dosen bis zu 30 mg Tobramycin/kg beim Hund (i. m. 28 und 90 Tage, i. v. 14 Tage), 50 mg Tobramycin/kg bei der Katze (s. c. 74 Tage), 80 bzw. 120 mg Tobramycin/kg bei der Ratte (i. v. 14 Tage bzw. s. c. 30 Tage) bzw. 150 mg Tobramycin/kg KG beim Meerschweinchen verabreicht. Bei allen Tierarten traten dosisabhängige nephrotoxische Symptome auf (Erhöhung des Blutharnstoffs, Proteinurie, kortikale Tubulusnekrosen, Tubulusepithelveränderungen).
Bei Ratten wurde nach hohen Dosen eine leichte Senkung des Hämatokrit, des Hämoglobingehaltes und der Erythrozytenzahl festgestellt. Cochleare Ototoxizität trat bei Meerschweinchen nach 25 bis 150 mg Tobramycin/kg auf. Der Effekt war dosisabhängig. Bei einem der Hunde, die täglich 15 mg Tobramycin/kg i. m. erhielten, wurde ebenfalls Hörverlust beobachtet. Katzen zeigten nach 40 mg Tobramycin/kg Muskel- und Atemlähmungen, bei 50 mg Tobramycin/kg schwere Vestibularis-Schädigungen.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Tobramycin wurde nur unzureichend bezüglich mutagener Wirkungen geprüft. Bisherige Untersuchungen an Mikroorganismen verliefen negativ. Es liegen keine Untersuchungen zum tumorerzeugenden Potential von Tobramycin vor.
Reproduktionstoxizität
In Teratogenitätsstudien wurden Ratten subkutane Dosen bis zu 100 mg Tobramycin/kg und Kaninchen subkutane Dosen bis zu 40 mg Tobramycin/kg gegeben. In beiden Untersuchungen wurden keine teratogenen Wirkungen beobachtet. Bei Meerschweinchen fanden sich nach Verabreichung von 50 und 100 mg Tobramycin/kg/Tag während des zweiten Schwangerschaftsmonats bei Müttern und Neugeborenen Zeichen für Ototoxizität.
Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung in der Schwangerschaft vor.
Pharmakokinetik
Resorption
Tobramycin wird wie alle Aminoglykosid-Antibiotika nach oraler Gabe von der gesunden Darmschleimhaut praktisch nicht resorbiert. Daher erfolgt die therapeutische Anwendung parenteral, d. h. intravenös, intramuskulär bzw. inhalativ. Bei intramuskulärer Gabe von 1 mg/kg Körpergewicht werden nach 30 ‑ 60 Minuten mittlere maximale Tobramycin-Konzentrationen von 4 ‑ 6 mg/l gemessen. Nach intravenöser Kurzinfusion über 15 ‑ 30 Minuten werden nach einer Stunde vergleichbare Serumkonzentrationen gemessen wie nach intramuskulärer Gabe.
Therapeutische Serumkonzentrationen liegen im Allgemeinen zwischen 4 und 6 mg/l. Maximale Serumkonzentrationen von 10 ‑ 12 mg/l sollten nicht überschritten werden. Vor erneuter Gabe sollte die Serumkonzentration auf oder unter 2 mg/l abgesunken sein. Bei Inhalation liegt der Serumspiegel nach 3 bis 4 Stunden zwischen 0,1 und 0,5 mg/l.
Verteilung
Das Verteilungsvolumen von Tobramycin entspricht mit 0,22 l/kg etwa dem Volumen des Extrazellulärwassers. Bei Neugeborenen liegt das Verteilungsvolumen bei bis zu 0,84 l/kg und nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Bei bestimmten Patienten (Verbrennungen, CF-Patienten) kann das Verteilungsvolumen geändert sein.
Die Verteilung von Tobramycin in die einzelnen Organe führt zu unterschiedlichen Gewebskonzentrationen, die höchsten Konzentrationen liegen im Nierengewebe vor. Geringere Konzentrationen finden sich in Leber und Gallenblase, Lunge und Milz. Tobramycin ist plazentagängig, die fötalen Konzentrationen können 20 % der mütterlichen Plasmakonzentrationen betragen. Tobramycin erscheint in der Muttermilch. Nach wiederholter Injektion von Tobramycin lassen sich in der Synovial-, Pleura- und Peritonealflüssigkeit adäquate Konzentrationen nachweisen.
Konzentrationen im Bronchialsekret von Hunden nach maximalen therapeutisch verwendeten Dosen lagen bei durchschnittlich 10 % der maximalen Serumkonzentrationen. Der Übertritt von Tobramycin in den Liquor cerebrospinalis ist auch bei entzündeten Meningen gering und nicht vorhersagbar.
Plasmaeiweißbindung: kleiner als 10 %.
Elimination
Tobramycin wird im Organismus nicht metabolisiert, sondern unverändert in mikrobiologisch aktiver Form überwiegend renal durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Die dominante Eliminationshalbwertszeit liegt bei Patienten mit normaler Nierenfunktion bei etwa 2 ‑ 3 Stunden.
Bei Neugeborenen ist die Serumhalbwertszeit stark vom Gestations- und Postnatalalter abhängig und kann von über 12 Stunden bei unreifen Neugeborenen (Geburtsgewicht kleiner als 1500 g) bis zu 3 Stunden bei voll ausgetragenen normalgewichtigen über 3 Wochen alten Neugeborenen reichen.
In den Tubuluszellen der Nierenrinde kommt es zu einer Anreicherung des Tobramycins. Eine terminale Halbwertszeit um 100 ‑ 150 Stunden resultiert aus einer Abgabe des Tobramycin aus diesem tiefen Kompartiment. Die Ausscheidung erfolgt dosisunabhängig. Weit über 90 % der Substanz werden über die Nieren ausgeschieden. Die totale Clearance beträgt ca. 0,73 ml/min kg.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion verlängert sich die Eliminationshalbwertszeit abhängig vom Grad der Niereninsuffizienz. Eine Beibehaltung des üblichen Dosierungsschemas führt zur Kumulation.
Tobramycin ist vollständig dialysierbar. Bei der extrakorporalen Hämodialyse werden je nach Dialysedauer 50 ‑ 70 % des Tobramycins aus dem Serum entfernt.
Bioverfügbarkeit
Parenterale Anwendung
Sonstige Hinweise
Wichtigste Inkompatibilitäten
Tobramycin sollte stets getrennt von anderen Medikamenten verabreicht werden. Aminoglykoside dürfen auf keinen Fall in einer Injektions- bzw. Infusionslösung mit Betalaktam-Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemisch-physikalischen Inaktivierung der Kombinationspartner kommt.
Tobramycin ist inkompatibel mit Heparin.
Stand der Information: November 2005
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