Tolterodin-Actavis 2 Mg Hartkapseln, Retardiert
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Tolterodin-Actavis4 mg Hartkapseln, retardiert
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Jede
Hartkapsel, retardiert,
enthält 4 mg Tolterodin[(R,R)-tartrat], entsprechend
2,74 mg Tolterodin.
Sonstige Bestandteil(e) mit bekannter Wirkung:
Jede 4 mg Hartkapsel, retardiertenthält 65,408–68,992 mg Lactose-Monohydrat.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Hartkapsel, retardiert
Hellblaue, undurchsichtige Hartgelatinekapsel (Größe 1), die vier weiße, runde, bikonvexe überzogene Tabletten enthält.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Tolterodin-Actavis ist angezeigt zur symptomatischen Behandlung von Dranginkontinenz und/oder erhöhter Miktionsfrequenz und Harndrang, wie sie bei Patienten mit dem Syndrom der überaktiven Blase vorkommen können.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Erwachsene (einschließlich ältere Patienten)
Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich 4 mg, ausgenommen Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder stark eingeschränkter Nierenfunktion (GFR ≤ 30 ml/min), bei denen die empfohlene Dosis einmal täglich 2 mg beträgt (siehe Abschnitte 4.4 und 5.2). Bei Unverträglichkeiten kann die Dosis von einmal täglich 4 mg auf 2 mg reduziert werden.
Die retardierten Hartkapseln können mit oder ohne Nahrung eigenommen werden. Sie müssen unzerkaut geschluckt werden.
Der Behandlungserfolg sollte nach 2–3 Monaten überprüft werden (siehe Abschnitt 5.1).
Pädiatrische Patienten
Die Wirksamkeit von Tolterodin-Actavis ist bei Kindern nicht nachgewiesen worden (siehe Abschnitt 5.1). Daher wird Tolterodin-Actavis für Kinder nicht empfohlen.
4.3 Gegenanzeigen
Tolterodin ist kontraindiziert bei Patienten mit
-
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
-
Harnretention
-
unbehandeltem Engwinkelglaukom
-
Myasthenia gravis
-
schwerer Colitis ulcerosa
-
toxischem Megakolon.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Tolterodin soll nur mit Vorsicht eingesetzt werden bei Patienten mit
-
obstruktiven Harnabflussstörungen mit dem Risiko des Harnverhalts
-
obstruktiven Störungen des Gastrointestinaltrakts, z. B. Pylorusstenose
-
eingeschränkter Nierenfunktion (siehe Abschnitte 4.2 und 5.2)
-
Lebererkrankungen (siehe Abschnitte 4.2 und 5.2)
-
autonomer Neuropathie
-
Hiatushernie
-
Neigung zu Darmträgheit.
Es hat sich gezeigt, dass nach oraler Mehrfachgabe einer Tagesdosis von 4 mg (therapeutische Dosis) und 8 mg (supratherapeutische Dosis) schnell freisetzendem Tolterodin das QTc-Intervall verlängert wird (siehe Abschnitt 5.1). Die klinische Relevanz dieser Veränderung ist unklar und dürfte von den individuellen Risikofaktoren und dem Ansprechen des Patienten abhängen.
Tolterodin sollte bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung vorsichtig eingesetzt werden. Dies können u.a. sein
-
angeborene oder erworbene QT-Verlängerung
-
Elektrolytstörungen wie z. B. Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypokalzämie
-
Bradykardie
-
manifeste, vorbestehende Herzerkrankungen (z. B. Kardiomyopathie, ischämische Herzkrankheit, Arrhythmie, dekompensierte Herzinsuffizienz)
-
gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern, einschließlich Antiarrhythmika der Klassen IA (z. B. Chinidin, Procainamid) und III (z. B. Amiodaron, Sotalol).
Dies gilt ganz besonders, wenn stark wirksame CYP3A4-Inhibitoren eingenommen werden (siehe Abschnitt 5.1).
Eine gleichzeitige Behandlung mit stark wirksamen CYP3A4-Inhibitoren sollte vermieden werden (siehe Abschnitt 4.5).
Wie bei allen medikamentösen Behandlungen für imperativen Harndrang und Dranginkontinenz sollen organische Ursachen vor der Behandlung ausgeschlossen werden.
Dieses
Arzneimittel enthält ungefähr 67,2 mg Lactose (33,6 mg Glucose
und
33,6 mg Galactose) pro Dosis. Dies sollte bei
Patienten mit Diabetes mellitus berücksichtigt werden.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
Dieses Arzneimittel enthält 0,00404 mmol (oder 0,092988 mg) Natrium pro Dosis. Dies sollte bei Patienten mit einer natriumarmen Ernährung berücksichtigt werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die gleichzeitige systemische Behandlung mit stark wirksamen CYP3A4-Inhibitoren wie Makrolid-Antibiotika (Erythromycin und Clarithromycin), Antimykotika (z. B. Ketoconazol und Itraconazol) und Proteaseninhibitoren wird nicht empfohlen, da aufgrund der erhöhten Tolterodin-Konzentrationen im Serum bei langsamen CYP2D6-Metabolisierern ein daraus folgendes erhöhtes Risiko einer Überdosierung besteht (siehe Abschnitt 4.4).
Die gleichzeitige Behandlung mit anderen Arzneimitteln mit antimuscarinerger Wirkung kann möglicherweise die therapeutische Wirkung und Nebenwirkungen verstärken. Umgekehrt kann die therapeutische Wirkung von Tolterodin durch gleichzeitige Gabe von cholinergen Muscarinrezeptor-Agonisten vermindert werden. Eine durch Anticholinergika verursachte Abnahme der gastrointestinalen Motilität kann die Resorption anderer Arzneimittel beeinflussen.
Die Wirkung von motilitätsanregenden Arzneimitteln wie Metoclopramid und Cisaprid kann durch Tolterodin vermindert werden.
Die gleichzeitige Behandlung mit Fluoxetin (ein starker Inhibitor von CYP2D6) bewirkt jedoch keine klinisch relevante Wechselwirkung, da Tolterodin und sein CYP2D6-abhängiger Metabolit, 5-Hydroxymethyltolterodin, äquipotent sind.
In Interaktionsstudien zeigte sich kein Hinweis auf Wechselwirkungen mit Warfarin oder kombinierten oralen Kontrazeptiva (Ethinylestradiol/Levonorgestrel).
In einer klinischen Studie wurde nachgewiesen, dass es sich bei Tolterodin nicht um einen metabolischen Inhibitor von CYP2D6, 2C19, 2C9, 3A4 oder 1A2 handelt. Deshalb ist ein Anstieg der Plasmaspiegel von Arzneimitteln, die durch diese Isoenzyme metabolisiert werden, bei gleichzeitiger Anwendung mit Tolterodin nicht zu erwarten.
4.6 Fertilität,Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Zur Anwendung von Tolterodin bei Schwangeren liegen keine ausreichenden Daten vor. Tierstudien haben Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Das potenzielle Risiko beim Menschen ist nicht bekannt.
Deshalb wird die Anwendung von Tolterodin während der Schwangerschaft nicht empfohlen.
Stillzeit
Es liegen keine Daten zum Übergang von Tolterodin in die Muttermilch vor. Die Anwendung von Tolterodin sollte in der Stillzeit vermieden werden.
Fertilität
Es liegen keine Daten aus Fertilitätsstudien vor.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Dieses Arzneimittel kann Akkommodationsstörungen hervorrufen und die Reaktionszeit beeinflussen. Deshalb sind negative Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen möglich.
4.8 Nebenwirkungen
Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften kann Tolterodin leichte bis mäßige antimuscarinerge Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Dyspepsie und trockene Augen verursachen.
Nebenwirkungen sind nachfolgend nach Systemorganklasse und Häufigkeiten geordnet. Die Häufigkeiten werden wie folgt definiert: sehr häufig (≥ 1/10), häufig (≥ 1/100, < 1/10), gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100), selten (≥ 1/10.000, < 1/1.000), sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Die folgende Tabelle reflektiert Nebenwirkungen aus klinischen Prüfungen sowie nach Markteinführung von Tolterodin. Die am häufigsten berichtete Nebenwirkung war Mundtrockenheit bei 23,4 % der mit Tolterodin und bei 7,7 % der mit Plazebo behandelten Patienten.
Systemorgan-klasse |
Sehr häufig (≥ 1/10) |
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) |
Gelegentlich |
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen |
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Sinusitis |
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Erkrankungen des Immunsystems |
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Unspezifische Überempfindlichkeit |
Anaphylaktoide Reaktionen |
Psychiatrische Erkrankungen |
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Nervosität |
Verwirrtheit, Halluzinationen, Orientierungsstörung |
Erkrankungen des Nervensystems |
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Schwindel, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen |
Parästhesien, eingeschränktes Erinnerungsvermögen |
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Augenerkran-kungen |
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Trockene Augen, Sehstörungen (einschließlich Akkommodationsstörungen) |
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Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths |
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Vertigo |
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Herzerkrankungen |
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Palpitationen, Herzinsuffizienz, Arrhythmien |
Tachykardie |
Gefäßerkran-kungen |
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Hautrötung mit Hitzegefühl (Flushing) |
Erkrankungen des Gastrointestinal-trakts |
Mundtrockenheit |
Dyspepsie, Verstopfung, Bauchschmerzen, Flatulenz, Diarrhoe |
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Gastroösophagealer Reflux, Erbrechen |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzell-gewebes |
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Angioödem, trockene Haut |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
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Dysurie |
Harnverhalt |
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Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
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Müdigkeit, periphere Ödeme |
Brustschmerzen |
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Bei Patienten, die Cholinesterasehemmer zur Behandlung einer Demenzerkrankung einnahmen, wurden Fälle einer Verschlechterung von Demenzsymptomen (z. B. Verwirrtheit, Orientierungsstörung, Wahnvorstellungen) nach Therapiebeginn mit Tolterodinberichtet.
Pädiatrische Patienten
In zwei randomisierten, plazebokontrollierten, doppelblinden pädiatrischen Phase-III-Studien bei insgesamt 710 Kindern über 12 Wochen war der Anteil der Patienten mit Harnwegsinfektionen, Durchfall oder Verhaltensstörungen in der mit Tolterodin behandelten Patientengruppe höher als in der Plazebogruppe (Harnwegsinfektionen: Tolterodin 6,8 %, Plazebo 3,6 %; Durchfall: Tolterodin 3,3 %, Plazebo 0,9 %; Verhaltensstörungen: Tolterodin 1,6 %, Plazebo 0,4 %) (siehe Abschnitt 5.1).
4.9 Überdosierung
Als höchste Einzeldosis wurde Probanden 12,8 mg Tolterodin[(R,R)-tartrat] in der schnell freisetzenden Darreichungsform verabreicht. Als schwerwiegendste Nebenwirkungen wurden daraufhin Akkommodationsstörungen und Miktionsbeschwerden beobachtet.
Bei einer Überdosierung von Tolterodin sollte eine Magenspülung durchgeführt und Aktivkohle verabreicht werden. Die Symptome sollten folgendermaßen behandelt werden:
-
Schwere anticholinerge Symptome des ZNS (z. B. Halluzinationen, schwere Erregungszustände): Verabreichung von Physostigmin
-
Krampfanfälle oder starke Erregungszustände: Verabreichung von Benzodiazepinen
-
Respiratorische Insuffizienz: künstliche Beatmung
-
Tachykardie: Verabreichung von Betablockern
-
Harnverhalt: Katheterisierung
-
Mydriasis: Behandlung mit pilocarpinhaltigen Augentropfen und/oder Unterbringung des Patienten in einem dunklen Raum.
Bei Einnahme einer Tagesdosis von 8 mg schnell freisetzendem Tolterodin (entspricht dem Doppelten der empfohlenen Tagesdosis der schnell freisetzenden Darreichungsform bzw. dem Dreifachen der Plasmamaximalkonzentration, wie sie mit der Retardkapsel-Formulierung erreicht wird) über 4 Tage wurde eine Verlängerung des QT-Intervalls beobachtet. Bei einer Überdosierung mit Tolterodin sollten die zur Behandlung einer QT-Verlängerung üblichen unterstützenden Standardmaßnahmen eingeleitet werden.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Urogenitalsystem und Sexualhormone; Pharmakotherapeutische Untergruppe: Urologische Spasmolytika
ATC-Code: G04BD07
Tolterodin ist ein kompetitiver, spezifischer Muscarinrezeptor-Antagonist mit einer in vivohöheren Selektivität für die Harnblase als für die Speicheldrüsen. Einer der Tolterodin-Metaboliten (5-Hydroxymethyl-Derivat) gleicht in seiner pharmakologischen Wirkung der Ausgangssubstanz. Diese Substanz trägt bei schnellen Metabolisierern wesentlich zum therapeutischen Effekt bei (siehe Abschnitt 5.2).
Ein Wirkungseintritt ist innerhalb von 4 Wochen zu erwarten.
In den Phase-III-Studien war der primäre Endpunkt die Reduktion der Inkontinenzereignisse pro Woche und die sekundären Endpunkte waren die Herabsetzung der Anzahl der Miktionen in 24 Stunden sowie der Anstieg des mittleren Miktionsvolumens pro Miktion. Diese Parameter sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt.
Wirkung von Tolterodin retard 4 mg einmal täglich nach 12 Wochen, im Vergleich zu Plazebo. Absolute und prozentuale Änderungen bezogen auf die Ausgangswerte. Behandlungsunterschiede Tolterodin versus Plazebo: Varianzanalyse über die Mittelwertsunterschiede und 95 %-Konfidenzintervall.
|
Tolterodin retard 4mg einmal täglich (n = 507) |
Plazebo (n = 508) |
Behandlungsunterschied vs. Plazebo: Mittelwertsunterschiede und 95%-Konfidenzintervall |
Statistische Signifikanz vs. Plazebo: (p-Wert) |
Anzahl der Inkontinenzereignisse/Woche |
– 11,8 (– 54 %) |
– 6,9 (– 28 %) |
– 4,8 (– 7,2; – 2,5)* |
< 0,001 |
Anzahl der Miktionen/24 Stunden |
– 1,8 (– 13 %) |
– 1,2 (– 8 %) |
– 0,6 (– 1,0; – 0,2) |
0,005 |
Mittleres Miktions-volumen (ml) |
+ 34 (+ 27 %) |
+ 14 (+ 12 %) |
+ 20 (+ 14; + 26) |
< 0,001 |
*) 97,5 % Konfidenzintervall nach Bonferroni
Nach
12-wöchiger Behandlung gaben 23,8 % (121/507) der mit Tolterodin
retard
4 mg behandelten Patienten und 15,7 % (80/508) der
mit Plazebo behandelten Patienten an, dass sie keine bzw. geringe
Blasenprobleme haben.
Die Wirkung von Tolterodin wurde bei Patienten untersucht, die – abhängig vom Ergebnis der urodynamischen Untersuchung bei Studieneintritt – einer “urodynamisch positiven“ (motorischer Drang) oder einer “urodynamisch negativen“ (sensorischer Drang) Gruppe zugeordnet wurden. In jeder Gruppe wurde bezüglich Tolterodin- bzw. Plazebo-Gabe randomisiert. Die Studie konnte bei Patienten mit sensorischem Drang keine eindeutigen Belege für eine Überlegenheit von Tolterodin gegenüber Plazebo erbringen.
Die klinische Auswirkung von Tolterodin auf das QT-Intervall wurde anhand von EKG-Auswertungen untersucht, die von mehr als 600 behandelten Patienten stammen, einschließlich älterer Patienten und Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen. Die Veränderungen des QT-Intervalls unterschieden sich nicht signifikant in der Plazebo- und Behandlungsgruppe.
Weiterhin
wurde die Auswirkung von Tolterodin auf die QT-Verlängerung
an
48 gesunden männlichen und weiblichen Probanden im
Alter von 18 bis 55 Jahren untersucht. Die Probanden erhielten
jeweils zweimal täglich 2 mg und 4 mg Tolterodin in der schnell
freisetzenden Formulierung. Bei maximaler
Tolterodin-Plasmakonzentration (nach 1 Stunde) ergaben die
Fridericia-korrigierten Werte eine durchschnittliche Verlängerung
des QTc-Intervalls um 5,0 und 11,8 msec bei einer Tolterodin-Dosis
von zweimal täglich 2 mg bzw. 4 mg und um 19,3 msec bei
400 mg Moxifloxacin, das als aktive, interne
Kontrolle verwendet wurde. Auf der Basis eines
pharmakokinetisch-pharmakodynamischen Modells kann man davon
ausgehen, dass bei Personen, die zu der Gruppe der “langsamen
Metabolisierer“ (keine CYP2D6-Aktivität) gehören, die Verlängerung
des QTc-Intervalls bei zweimal täglich 2 mg Tolterodin mit der
vergleichbar ist, wie sie unter zweimal täglich 4 mg Tolterodin bei
“schnellen Metabolisierern“ beobachtet wurde. Bei beiden
Tolterodin-Dosierungen kam es bei keinem Probanden, unabhängig von
dessen metabolischen Profil, zu einer Überschreitung der absoluten
QTcF-Werte von 500 msec oder von 60 msec gegenüber dem
Ausgangswert. Diese Verlängerungen werden als besorgniserregende
Schwellenwerte angesehen. Eine Dosierung von zweimal täglich 4 mg
entspricht dem Dreifachen der maximalen Plasmakonzentration
(Cmax),
wie sie mit der Maximaldosis von Tolterodin retard 4 mg Kapseln
erreicht wird.
Pädiatrische Patienten
Die Wirksamkeit bei Kindern ist nicht nachgewiesen worden. Zwei randomisierte, plazebokontrollierte, doppelblinde pädiatrische Phase-III-Studien über 12 Wochen wurden mit Tolterodin-Retardkapseln durchgeführt. Insgesamt wurden 710 Kinder (486 unter Tolterodin und 224 unter Plazebo) mit Pollakisurie und Dranginkontinenz im Alter von 5 bis 10 Jahren untersucht. In keiner Studie zeigte sich zwischen den beiden Gruppen ein signifikanter Unterschied im Vergleich der Veränderung der Anzahl der Inkontinenzereignisse/Woche zu den Ausgangswerten (siehe Abschnitt 4.8).
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Darreichungsspezifische pharmakokinetische Eigenschaften
Die Resorption von Tolterodin aus den retardierten Hartkapseln erfolgt langsamer als aus schnell freisetzenden Tabletten. Aus diesem Grund werden die maximalen Serumkonzentrationen nach 4 (2 bis 6) Stunden nach Verabreichung beobachtet. Die Halbwertszeit von Tolterodin liegt nach der Einnahme der Retardkapseln bei schnellen Metabolisierern bei 6 Stunden, bei langsamen Metabolisierern (CYP2D6-Mangel) bei 10 Stunden. Steady-State-Konzentrationen werden innerhalb von 4 Tagen nach Einnahme der Kapseln erreicht.
Gleichzeitige Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit der Kapseln.
Resorption
Nach oraler Einnahme unterliegt Tolterodin dem durch CYP2D6 katalysierten First-Pass-Effekt in der Leber und wird zu dem äquipotenten Hauptmetaboliten (5-Hydroxymethyl-Metabolit) abgebaut.
Die absolute Bioverfügbarkeit von Tolterodin beträgt 17 % bei schnellen Metabolisierern (Mehrheit der Patienten) und 65 % bei langsamen Metabolisierern (CYP2D6-Mangel).
Verteilung
Tolterodin und der 5-Hydroxymethyl-Metabolit binden in erster Linie an Orosomukoid. Die ungebundenen Fraktionen betragen 3,7 % bzw. 36 %. Das Verteilungsvolumen von Tolterodin beträgt 113 Liter.
Elimination
Tolterodin
wird nach oraler Einnahme überwiegend in der Leber metabolisiert.
Der primäre Metabolismus wird durch das polymorphe Enzym CYP2D6
vermittelt und führt zur Bildung des 5-Hydroxymethyl-Metaboliten.
Durch weitere Metabolisierung entstehen die 5-Carbonsäure- und
N-dealkylierte 5-Carbonsäure-Metaboliten, die etwa 51 % bzw. 29 %
der im Urin nachgewiesenen Metaboliten ausmachen. Ein Anteil von
ca. 7 % der Bevölkerung hat einen Mangel an CYP2D6-Aktivität. Der
Metabolismus bei diesen Personen („langsame Metabolisierer“)
verläuft über CYP3A4 zu N-dealkyliertem Tolterodin, das zur
klinischen Wirkung nicht beiträgt. Die übrige Bevölkerung wird als
„schnelle Metabolisierer“ bezeichnet. Bei schnellen Metabolisierern
beträgt die systemische Clearance von Tolterodin ca.
30 l/Stunde. Bei langsamen Metabolisierern führt
die reduzierte Clearance zu signifikant höheren
Serumkonzentrationen von Tolterodin (ca. 7-fach) und
vernachlässigbaren Konzentrationen des
5-Hydroxymethyl-Metaboliten.
Der 5-Hydroxymethyl-Metabolit ist pharmakologisch aktiv und mit Tolterodin äquipotent. Durch das unterschiedliche Proteinbindungsverhalten von Tolterodin und dem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten sind unter gleicher Dosierung die Serumspiegel (AUC) von ungebundenem Tolterodin bei langsamen Metabolisierern den kombinierten Serumspiegeln von ungebundenem Tolterodin und dem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten bei Patienten mit CYP2D6-Aktivität ähnlich. Unabhängig vom Phänotyp sind Sicherheit, Verträglichkeit und klinisches Ansprechen vergleichbar.
Nach Gabe von [14C]-Tolterodin werden 77 % der Radioaktivität über den Urin und 17 % über die Faeces ausgeschieden. Weniger als 1 % der Dosis wird als unveränderte Substanz und ca. 4 % als 5-Hydroxymethyl-Metabolit wiedergefunden. Der carboxylierte Metabolit sowie der entsprechende dealkylierte Metabolit machen ca. 51 % bzw. 29 % der Wiederfindungsrate im Urin aus.
Im therapeutischen Dosisbereich verläuft die Pharmakokinetik linear.
Spezielle Patientengruppen
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:
Bei Patienten mit Leberzirrhose findet man eine ca. zweifach höhere Konzentration an ungebundenem Tolterodin und dem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4).
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion:
Bei Patienten
mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Inulin-Clearance
GFR
≤ 30 ml/min) ist die mittlere Serumkonzentration
von ungebundenem Tolterodin und seinem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten
verdoppelt. Die Plasmaspiegel anderer Metaboliten waren bei diesen
Patienten deutlich erhöht (bis zu zwölffach). Die klinische
Relevanz der erhöhten Konzentrationen dieser Metaboliten ist nicht
bekannt. Es liegen keine Daten für leichte bis mäßige
Nierenfunktionsstörungen vor (siehe Abschnitte 4.2 und
4.4).
Pädiatrische Patienten:
Bei Erwachsenen und Jugendlichen sind die Serumkonzentrationen des Wirkstoffs ähnlich hoch. Bei Kindern im Alter von 5 bis 10 Jahren sind die durchschnittlichen Serumkonzentrationen ungefähr zweimal so hoch wie bei Erwachsenen (siehe Abschnitte 4.2 und 5.1).
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Toxizitäts-, Genotoxizitäts-, Kanzerogenitäts- und sicherheitspharmakologische Studien zeigten keine klinisch relevanten Wirkungen mit Ausnahme von denen, die mit der pharmakologischen Wirkung des Arzneimittels in Verbindung stehen.
Reproduktionsstudien wurden an Mäusen und Kaninchen durchgeführt.
Tolterodin zeigte keine Auswirkung auf die Fertilität oder Reproduktionsfunktion der Maus. Embryoletalität und Missbildungen wurden erst bei Plasmaspiegeln (Cmaxbzw. AUC) beobachtet, die 20- bzw. 7-fach höher waren als die, die bei behandelten Patienten gefunden werden.
Bei Kaninchen wurden keine Missbildungen beobachtet, auch wenn die Studien mit 20- bzw. 3-fach höheren Plasmaspiegeln (Cmaxbzw. AUC) durchgeführt wurden als die, die bei behandelten Patienten zu erwarten sind.
Sowohl Tolterodin als auch die beim Menschen vorkommenden aktiven Metaboliten verlängern die Dauer des Aktionspotentials (90 % Repolarisation) in den Purkinje-Fasern des Hundes (14- bis 75-fache therapeutische Konzen-trationen) und blockieren in geklonten hERG-Kanälen (human ether- a-go-go-related gene) den K+-Strom (0,5- bis 26,1-fache therapeutische Konzentrationen). Nach Verabreichung von Tolterodin und den beim Menschen vorkommenden Metaboliten (3,1- bis 61,0-fache therapeutische Konzentrationen) wurde bei Hunden eine Verlängerung des QT-Intervalls beobachtet. Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist nicht bekannt.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Docusat-Natrium
Hochdisperses Siliciumdioxid
Hypromellose
Lactose-Monohydrat
Magnesiumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich]
Mikrokristalline Cellulose
Natriumdodecylsulfat
Polyvinylacetat (teilverseift)
Povidon K 30
Kapselhülle:
Gelatine
Indigocarmin (E 132)
Titandioxid (E 171)
Filmüberzug der Tabletten:
Ethylcellulose
Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer-(1:1)-Dispersion 30 % (Ph.Eur)
Propylenglycol
Triethylcitrat
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Faltschachtel mit der entsprechenden Anzahl von Blisterpackungen aus transparenter PVC/PE/PVDC-Aluminiumfolie und Packungsbeilage
Packungsgrößen
Blisterpackungen: 28, 49, 98 Hartkapseln, retardiert
HDPE-Flasche: 30, 100, 200Hartkapseln, retardiert
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. Inhaber der Zulassung
Actavis Group PTC ehf.
Reykjavikurvegur 76-78
220 Hafnarfjördur
Island
Mitvertrieb:
Actavis Deutschland GmbH & Co. KG
Willy-Brandt-Allee 2
81829 München
Telefon: 089/558909 – 0
Telefax: 089/558909 – 240
8. Zulassungsnummer
83857.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung
[siehe Unterschrift]
10. Stand der Information
September 2012
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
spcde-tolterodin-actavis-4mg-hkps-0912-cv Page 19 of 19 September 2012