Toluidinblau
Fachinformation
Dr. F. Köhler Chemie GmbH Werner-von-Siemens-Str. 22-28 D-64625 Bensheim |
|
TOLUIDINBLAU Injektionslösung |
1. Bezeichnung des Arzneimittels
TOLUIDINBLAU
Wirkstoff: Toloniumchlorid
2. Zusammensetzung des Arzneimittels
Arzneilich wirksame Bestandteile
1 ml enthält:
30 mg o-Toloniumchlorid
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. Klinische Angaben
4.a Anwendungsgebiete
Als Antidot bei Vergiftungen durch Methämoglobinbildner. Zur Vitalfärbung bei der Chromoendoskopie, der Chromolaparoskopie, von Fistelgängen; zur intraoperativen Vitalfärbung der Epithelkörperchen.
4.b Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben sowie Art der Anwendung
2-4 mg TOLUIDINBLAU/kg Körpergewicht, streng intravenös. Als Einzeldosis reichen im Allgemeinen 3 bis 5 ml aus. Wiederholung nach 30 Minuten möglich.
Zur Vitalfärbung Herstellung einer 0,5% - 1% Lösung, Verdünnung mit 0,9% NaCl-Lösung.
Streng intravenöses Antidot zur Injektion, topische (örtliche) Anwendung zur Vitalfärbung.
Besonderer Hinweis:
Vor der Injektion von TOLUIDINBLAU muss etwas Blut in die Spritze aufgezogen werden, um die intravenöse Injektion der tintenblauen Lösung streng intravenös zu gewährleisten.
4.c Gegenanzeigen
Ohne Effekt bei Patienten mit Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel oder NADPH-Methämoglobin-Reduktase-Mangel.
4.d Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch
TOLUIDINBLAU sollte streng intravenös bei der Behandlung der Methämoglobinämie verabreicht werden. Die Anwendung von TOLUIDINBLAU sollte nur bei lebensbedrohlichen Methämoglobinämien erfolgen. Wenn eine Reduktion des Hämoglobins nach intravenöser Gabe von TOLUIDINBLAU nicht innerhalb von kurzer Zeit (30 – 60 Min.) eintritt, besteht der Verdacht auf eine genetisch (z.B. Glukose– 6 – Phosphat – dehydrogenasemangel) oder toxisch (z.B. Chlorat-Vergiftung) bedingte Enzymschädigung mit einer dadurch bedingten Unwirksamkeit von TOLUIDINBLAU. Es sind dann unverzüglich andere therapeutische Maßnahmen wie Austauschtransfusion einzuleiten.
Nicht indikationsgemäße Anwendung
(Off-Label-Use)
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft warnt vor dem Off-Label-Use des Präparates zur i.v.-Gabe, um intraoperativ Harnabflussstörungen zu diagnostizieren. Es kann bei der schnellen i.v.-Gabe einer 10 ml Ampulle TOLUIDINBLAU mit 300 mg Wirkstoff zu schwerwiegenden Kreislaufreaktionen kommen. Es ist vorstellbar, dass diese Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der hohen Konzentration des Wirkstoffes und der intraoperativen Gabe stehen.
4.e Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Die Wirkung von 4-Dimethylaminophenol wird durch TOLUIDINBLAU abgeschwächt oder aufgehoben.
4.f Verwendung bei Schwangerschaft und Stillzeit
Teilen Sie Ihrem Arzt unbedingt mit, wenn Sie schwanger sind! Es wird empfohlen bei Amniozentesen im 2. Trimester keine synthetischen Farbstoffe zu verwenden. Weitere Daten liegen nicht vor. Die Datenlage ist sehr dünn, es wird daher empfohlen, bei Schwangeren eine weitere Überwachung nach der Gabe von TOLUIDINBLAU durchzuführen bzw. wenn irgend möglich auf die Gabe von TOLUIDINBLAU während der Schwangerschaft zu verzichten.
Für TOLUIDINBLAU liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität wurden nicht durchgeführt. TOLUIDINBLAU darf in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist.
Es ist nicht bekannt, ob und wie lange nach der Anwendung TOLUIDINBLAU in die Muttermilch übergeht. Theoretisch könnte es zu Substanzwirkungen beim gestillten Kind kommen (Methämoglobinämie). Nach einer Vergiftung sowie der Anwendung von TOLUIDINBLAU ist im Einzelfall zu entscheiden, ob und wie lange das Stillen unterbrochen werden muss bzw. abzustillen ist.
4.g Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen und zum Führen von Kraftfahrzeugen
Keine bekannt.
4.h Nebenwirkungen
Blaufärbung der Haut (Pseudozyanose), Schleimhäute und des Harns. Bei Überdosierung kann Erbrechen auftreten. Nach der Injektion von TOLUIDINBLAU können durch den blauen Farbstoff das zyanotische Aussehen der Haut und Schleimhäute zunehmen, obwohl die Methämoglobinkonzentration des Blutes rasch abnimmt.
4.i Überdosierung
Bei einer Überdosierung kann Erbrechen auftreten. Die Haut kann sich vorübergehend blau verfärben.
5./5.a Pharmakologische Eigenschaften, Pharmakokinetik
Die Antidottherapie mit TOLUIDINBLAU nützt den Stoffwechselweg über die Nikotinamid-Adenin-Dinukleotidphosphat- (NADPH) –Reduktase. Weiter siehe unter Toxikologie.
5.a Pharmakokinetik
Verteilungsstudien ergaben eine leichte Anreicherung in den Nebenschilddrüsen, jedoch mit schwacher Bindung.
5.b Toxikologische Eigenschaften
Die in der Humanmedizin verwendete Dosis (2-4 mg/kg KG) führte im Tierexperiment bei Kaninchen zu einer Erhöhung des Blutdrucks. In einer 90-Tage Toxizitätsstudie mit wiederholter Gabe an Kaninchen (zwei mal wöchentlich 1/10 der LD50) wurden keine pathologischen Veränderungen gefunden. Reproduktionstoxikologische Untersuchungen mit TOLUIDINBLAU wurden nicht durchgeführt.
5b.1 akute Toxizität
Die LD50 von TOLUIDINBLAU beträgt 27,56 mg/kg Maus (Ratte: 28,93 mg/kg; Kaninchen: 13,44 mg/kg) bei intravenöser Injektion.
5b.2 Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
TOLUIDINBLAU verfügt über klastogene und mutagene Wirkungen in vitro. In einem Kurzzeitkanzerogenitätstest an der Hamsterwangentasche wurden keine kanzerogenen Effekte beobachtet.
6. Pharmazeutische Angaben
6.a Sonstige Bestandteile
Milchsäure, Wasser für Injektionszwecke
6.b Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
6.c Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre. Angebrochene Ampullen dürfen nicht aufbewahrt und weiterverwendet werden, sondern müssen verworfen werden.
6.d Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C, vor Licht geschützt im Umkarton lagern. Das Arzneimittel darf nach Ablauf des auf dem Behältnis und der Faltschachtel angegebenen Verfalldatums nicht mehr verwendet werden.
6.e Art und Inhalt des Behältnisses
Ampulle zu 10 ml in Packungen zu 1 Ampulle (N1), 5 Ampullen (N1) und 25 Ampullen (AP).
Ampullen zu 1 ml in Packungen zu 5 Ampullen (N2).
7. Pharmazeutischer Unternehmer und Zulassungsinhaber
DR. FRANZ KÖHLER CHEMIE GMBH
Werner-von-Siemens-Str. 22-28
D-64625 Bensheim
Telefon 0 62 51 / 1083 - 0
Telefax 0 62 51 / 1083 - 146
eMail: info@koehler-chemie.de
8. Zulasssungsnummer
6073358.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
12.04.2005
10. Datum der letzten Überarbeitung
Januar 2010
Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig