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Tramadol Ethypharm 200 Mg

Document: 31.07.2012   Fachinformation (deutsch) change



Fachinformation


FC 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


TRAMADOL ETHYPHARM 50 mg, Hartkapsel, retardiert

TRAMADOL ETHYPHARM 100 mg, Hartkapsel, retardiert

TRAMADOL ETHYPHARM 150 mg, Hartkapsel, retardiert

TRAMADOL ETHYPHARM 200 mg, Hartkapsel, retardiert

FD 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


TRAMADOL ETHYPHARM 50 mg, Hartkapsel, retardiert

1 Hartkapsel, retardiert enthält 50 mg Tramadolhydrochlorid entsprechend 43,91 mg Tramadol.

Sonstige Bestandteile:

0,0038 mg Methyl-4-hydroxybenzoat (E 218) / Hartkapsel, retardiert

0,0011 mg Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216) / Hartkapsel, retardiert

5,35 mg Sucrose / Hartkapsel, retardiert


TRAMADOL ETHYPHARM 100 mg, Hartkapsel, retardiert

1 Hartkapsel, retardiert enthält 100 mg Tramadolhydrochlorid entsprechend 87,82 mg Tramadol.

Sonstige Bestandteile:

0,0075 mg Methyl-4-hydroxybenzoat (E 218) / Hartkapsel, retardiert

0,0023 mg Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216) / Hartkapsel, retardiert

10,70 mg Sucrose/ Hartkapsel, retardiert


TRAMADOL ETHYPHARM 150 mg, Hartkapsel, retardiert

1 Hartkapsel, retardiert enthält 150 mg Tramadolhydrochlorid entsprechend 131,73 mg Tramadol.

Sonstige Bestandteile:

0,011 mg Methyl-4-hydroxybenzoat (E 218) / Hartkapsel, retardiert

0,0034 mg Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216) / Hartkapsel, retardiert

16,05 mg Sucrose/ Hartkapsel, retardiert


TRAMADOL ETHYPHARM 200 mg, Hartkapsel, retardiert

1 Hartkapsel, retardiert enthält 200 mg Tramadolhydrochlorid entsprechend 175,64 mg Tramadol.

Sonstige Bestandteile:

0,015 mg Methyl-4-hydroxybenzoat (E 218) / Hartkapsel, retardiert

0,0045 mg Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216) / Hartkapsel, retardiert

21,40 mg Sucrose/ Hartkapsel, retardiert



Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



FE 3. DARREICHUNGSFORM

Hartkapsel, retardiert


TRAMADOL ETHYPHARM 50 mg, Hartkapsel, retardiert:

Kapseln mit opak weißem Kapselober- und unterteil, die weißes sphärisches Mikrogranulat enthalten.


TRAMADOL ETHYPHARM 100 mg, Hartkapsel, retardiert:

Kapseln mit opak gelbem Kapseloberteil und und naturfarbenem transparentem Kapselunterteil, die weißes sphärisches Mikrogranulat enthalten.


TRAMADOL ETHYPHARM 150 mg, Hartkapsel, retardiert:

Kapseln mit opak gelbem Kapselober- und unterteil, die weißes sphärisches Mikrogranulat enthalten.


TRAMADOL ETHYPHARM 200 mg, Hartkapsel, retardiert:

Kapseln mit opak gelbem Kapseloberteil und opak weißem Kapselunterteil, die weißes sphärisches Mikrogranulat enthalten.



FG 4. KLINISCHE ANGABEN


FH 4.1 Anwendungsgebiete

Mäßig starke bis starke Schmerzen



FN 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung sollte der Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden.


Hartkapseln, retardiert, 50 mg:

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:

100 – 200 mg Tramadolhydrochlorid zweimal täglich (entsprechend 200 - 400 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Einnahme morgens und abends empfiehlt. Gegebenenfalls sollte auf geeignetere Darreichungsformen ausgewichen werden.


Hartkapseln, retardiert, 100 mg:

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:

100 - 200 mg Tramadolhydrochlorid zweimal täglich (entsprechend 200 - 400 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Einnahme morgens und abends empfiehlt.


Hartkapseln, retardiert, 150 mg:

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:

150 mg Tramadolhydrochlorid zweimal täglich (entsprechend 300 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Einnahme morgens und abends empfiehlt.



Hartkapseln, retardiert, 200 mg:

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre:

200 mg Tramadolhydrochlorid zweimal täglich (entsprechend 400 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Einnahme morgens und abends empfiehlt.


Hartkapseln, retardiert, 50/100/150/200 mg:

Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Tagesdosen von 400 mg Wirkstoff sollten nicht überschritten werden, es sei denn, es liegen besondere medizinische Umstände dafür vor. Ein Dosierungsintervall von 8 Stunden darf nicht unterschritten werden.


Kinder:

TRAMADOL ETHYPHARM ist nicht für die Anwendung bei Kindern unter 25 kg Körpergewicht bestimmt und lässt in der Regel für Kinder unter 12 Jahren keine individuelle Dosierung zu. Daher sollte auf geeignetere Darreichungsformen ausgewichen werden.


Ältere Menschen (über 75 Jahre):

Im Regelfall ist eine Dosisanpassung bei älteren Patienten (über 75 Jahren) ohne klinisch manifeste Leber- oder Niereninsuffizienz nicht erforderlich. Bei alten Patienten (über 75 Jahre) kann es zu einer Verlängerung der Elimination kommen. Infolgedessen sind die Dosierungsintervalle gegebenenfalls individuell zu verlängern.


Leber- und Niereninsuffizienz/Dialyse:

An Patienten mit schwerer Leber- und/oder Niereninsuffizienz sollte TRAMADOL ETHYPHARM nicht verabreicht werden. In weniger schweren Fällen sollte eine Verlängerung des Dosierungsintervalls in Betracht gezogen werden./


Hinweis:

Die empfohlenen Dosierungen sind Anhaltswerte. Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.


Für Dosen, die mit diesem Arzneimittel nicht realisierbar / durchführbar sind, stehen andere Stärken dieses Arzneimittels oder andere Darreichungsformen und Produkte zur Verfügung.


Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Hartkapseln, retardiert sind unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit - unabhängig von den Mahlzeiten - einzunehmen.


TRAMADOL ETHYPHARM sollte auf keinen Fall länger als therapeutisch unbedingt notwendig angewendet werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine längerdauernde Schmerzbehandlung mit TRAMADOL ETHYPHARM erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmäßige Überprüfung erfolgen (gegebenenfalls durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erfordernis weiter besteht.




FI 4.3 Gegenanzeigen


TRAMADOL ETHYPHARM darf nicht angewendet werden bei:


- bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Tramadol, Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat oder einem der sonstigen Bestandteile

- akuten Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Analgetika, Opioiden und Psychopharmaka

- Patienten, die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben (siehe Abschnitt 4.5)

Epilepsie, die durch Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann.


TRAMADOL ETHYPHARM darf nicht zur Drogensubstitution angewendet werden.


TRAMADOL ETHYPHARM 50 mg ist nicht für die Anwendung bei Kindern unter 25 kg Körpergewicht bestimmt (siehe auch Abschnitt 4.2).


Hartkapseln, retardiert, 100/150/200 mg:

Dieses Arzneimittel ist bei Kindern unter 12 Jahren kontraindiziert.



FK 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


TRAMADOL ETHYPHARM darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden bei:


- Abhängigkeit von Opioiden

- Bewusstseinsstörungen unklarer Genese, Schock

- Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion

- Zuständen mit erhöhtem Hirndruck bei Kopfverletzungen oder Erkrankungen des Gehirns

- eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion


Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren, soll das Arzneimittel nur mit Vorsicht angewendet werden.


Bei der Einnahme von Tramadol in der empfohlenen Dosierung ist über Krampfanfälle berichtet worden. Ein erhöhtes Risiko kann bei der Verabreichung von Dosierungen bestehen, die über die empfohlene Tagesdosis (400 mg) hinausgehen. Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die die Krampfschwelle erniedrigen, kann Tramadol das Risiko von Krampfanfällen erhöhen (siehe Abschnitt 4.5). Patienten, die an Epilepsie leiden oder zu Krampfanfällen neigen, sollten nur in zwingenden Ausnahmefällen mit Tramadol behandelt werden.


Tramadol hat ein geringes Abhängigkeitspotential. Bei längerem Gebrauch können sich Toleranz, psychische und physische Abhängigkeit entwickeln. Bei therapeutischen Dosen wurden Entzugssymptome mit einer Häufigkeit von 1 von 8.000 beobachtet. Bei Patienten, die zu Arzneimittelmissbrauch oder Arzneimittelabhängigkeit neigen, ist daher eine Behandlung mit TRAMADOL ETHYPHARM nur kurzfristig und unter strengster ärztlicher Kontrolle durchzuführen.


TRAMADOL ETHYPHARM eignet sich nicht als Ersatzdroge bei Opiat-Abhängigkeit. Obwohl Tramadol ein Opiat-Agonist ist, kann es Morphinentzugssymptome nicht unterdrücken.


Das Arzneimittel enthält Methylparahydroxybenzoat und Propylparahydroxybenzoat, die Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen können.

Dieses Arzneimittel enthält Sucrose. Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Sucrase-Isomaltase-Mangel sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.



FM 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Bei Vorbehandlung mit MAO-Hemmstoffen innerhalb der letzten 14 Tage vor einer Gabe des Opioids Pethidin sind lebensbedrohende Wechselwirkungen gesehen worden, die Zentralnervensystem sowie Atmungs- und Kreislauffunktion betrafen. Dieselben Wechselwirkungen mit MAO-Hemmstoffen sind bei TRAMADOL ETHYPHARM nicht auszuschließen.


Bei gleichzeitiger Anwendung von TRAMADOL ETHYPHARM und Substanzen, die ebenfalls auf das zentrale Nervensystem wirken, einschließlich Alkohol, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen.


Bei gleichzeitiger oder vorheriger Applikation von Cimetidin (Enzyminhibitor) ist aufgrund vorliegender pharmakokinetischer Ergebnisse nicht mit klinisch relevanten Wechselwirkungen zu rechnen. Bei gleichzeitiger oder vorheriger Gabe von Carbamazepin (Enzyminduktor) können eine Verringerung des analgetischen Effektes und eine Verkürzung der Wirkungsdauer eintreten.


Die Kombination von gemischten Agonisten / Antagonisten (z. B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) und Tramadol ist nicht empfehlenswert, da die theoretische Möglichkeit besteht, dass die analgetische Wirkung eines reinen Agonisten unter diesen Umständen abgeschwächt wird.


Tramadol kann Krampfanfälle auslösen und das krampfauslösende Potential von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren, trizyklischen Antidepressiva, Neuroleptika und anderen die Krampfschwelle herabsetzenden Arzneimitteln erhöhen.


In Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tramadol in Kombination mit anderen serotoninergen Substanzen wie z. B. selektiven Serotonin-Reuptake-Hemmern (SSRIs) über ein Serotonin-Syndrom berichtet. Symptome eines Serotonin-Syndroms sind z. B. Verwirrtheit, Unruhe, Fieber, Schwitzen, Ataxie, Hyperreflexie, Myoklonus und Diarrhöe. Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung. Medikamentöse Gegenmaßnahmen richten sich nach der Art und Schwere der Symptome.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol und Cumarin-Derivaten (z. B. Warfarin) sollten die Patienten sorgfältig überwacht werden, da bei einigen Patienten verminderte Quick-Werte und Ekchymosen beobachtet wurden.


In einer begrenzten Zahl von Studien erhöhte die prä- oder postoperative Anwendung des antiemetischen 5-HT3-Antagonisten Ondansetron den Bedarf an Tramadol bei Patienten mit postoperativen Schmerzen.


Andere CYP3A4-hemmende Substanzen, wie Ketoconazol und Erythromycin, können sowohl den Metabolismus von Tramadol (N-Demethylierung) als auch möglicherweise des aktiven O-demethylierten Metaboliten hemmen. Die klinische Bedeutung dieser Interaktion ist nicht bekannt.


FL 4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit


Tramadol passiert die Plazenta.

Mit einer chronischen Anwendung von Tramadol in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Die wiederholte Gabe von Tramadol in der Schwangerschaft kann zur Gewöhnung des ungeborenen Kindes an Tramadol und infolgedessen nach der Geburt zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führen. Deshalb sollte TRAMADOL ETHYPHARM nicht während der Schwangerschaft angewendet werden.


Vor oder während der Geburt gegeben, beeinflusst Tramadol nicht die Kontraktionsfähigkeit des Uterus. Beim Neugeborenen kann es zu Veränderungen der Atemfrequenz führen, die aber in der Regel klinisch nicht bedeutsam sind.

Tramadol wird in sehr geringen Mengen (etwa 0,1 % einer i. v. applizierten Dosis) in die Muttermilch ausgeschieden. Daher sollte Tramadol nicht während der Stillzeit angewendet werden. Bei einer einmaligen Gabe von Tramadol ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich.


FQ 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


TRAMADOL ETHYPHARM kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch durch Benommenheit und verschwommenes Sehen das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatwechsel sowie auch im Zusammenwirken mit anderen zentral wirkenden Arzneimitteln und insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol.


FJ 4.8 Nebenwirkungen


Die häufigsten Nebenwirkungen, die während der Behandlung mit TRAMADOL ETHYPHARM auftreten, sind Übelkeit und Schwindel, die häufiger als bei 1 von 10 Patienten auftreten.


Herzerkrankungen:

Gelegentlich (≥1/1.000 bis <1/100): Beeinflussung der Kreislaufregulation (Herzklopfen, erhöhter Herzschlag, Schwächeanfälle und Kreislaufzusammenbruch). Diese Nebenwirkungen können insbesondere bei aufrechter Körperhaltung und körperlicher Belastung auftreten.


Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): Bradykardie (Verlangsamung der Herzfrequenz), Blutdruckanstieg.


Erkrankungen des Nervensystem:

Sehr häufig (≥1/10): Schwindel.

Häufig (≥1/100 bis <1/10): Kopfschmerz, Benommenheit.

Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): Appetitveränderungen, Parästhesien, Zittern, Verminderung der Atmung, epileptiforme Krampfanfälle, Unbewusste Muskelkontraktionen, anormale Koordination, Synkopen.

Werden die empfohlenen Arzneimengen überschritten oder gleichzeitig andere Arzneimittel angewendet, die dämpfend auf das Gehirn wirken, kann eine Verminderung der Atmung auftreten.

Epileptiforme Krampfanfälle traten überwiegend nach Anwendung hoher Tramadol-Dosierungen auf oder nach gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, welche selbst krampfauslösend wirken können oder die Krampfschwelle erniedrigen.


Psychiatrische Erkrankungen:

Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): Halluzinationen, Verwirrtheit, Schlafstörungen, Angstzustände und Albträume.

Psychische Beschwerden können nach einer Behandlung mit TRAMADOL ETHYPHARM auftreten, wobei ihre Intensität und ihr Wesen individuell unterschiedlich in Erscheinung treten (je nach Persönlichkeit und Dauer der Anwendung). Hierbei kann es sich um Stimmungsveränderungen (meist gehobene, gelegentlich auch gereizte Stimmung), Veränderungen der Aktivität (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung) und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (Veränderung der Sinneswahrnehmung und des Erkennens, was zu Fehlern im Entscheidungsverhalten führen kann) handeln.

Eine Abhängigkeit kann sich einstellen.


Augenerkrankungen:

Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): Verschwommene Sicht


Erkrankungen der Atemwege:

Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): Dyspnoe

Über erschwerte Atmung und über eine Verschlimmerung von Asthma ist berichtet worden, wobei jedoch ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Wirkstoff Tramadol nicht hergestellt werden konnte.


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Sehr häufig ( 1/10): Übelkeit

Häufig (≥1/100 bis <1/10): Erbrechen, Verstopfung, Mundtrockenheit.

Gelegentlich (≥1/1.000 bis < 1/100): Brechreiz, Durchfall, Magenbeschwerden (z. B. Magendruck, Völlegefühl)


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:

Häufig (≥1/100 bis <1/10): Schwitzen

Gelegentlich (≥1/1.000 bis < 1/100): Hauterscheinungen (z. B. Juckreiz, Ausschlag, Flush).


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen:

Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): verminderte Muskelkraft.


Leber- und Gallenerkrankungen:

Sehr selten (< 1/10.000): erhöhte Transaminasen.



Erkrankungen der Nieren und Harnwege:

Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): Miktionsstörungen, bzw. verminderte Diurese.


Allgemeine Erkrankungen:

Häufig (≥1/100 bis <1/10): Fatigue

Selten (≥1/10.000 bis < 1/1.000): Allergische Reaktionen (z. B. Atemnot, Bronchospasmus, Stenoseatmung, angioneurotisches Ödem, Hautschwellungen) und Anaphylaxie.


Wird TRAMADOL ETHYPHARM über einen längeren Zeitraum angewendet, kann sich Abhängigkeit einstellen, wenn auch das Risiko gering ist. Nach dem Absetzen der Behandlung können folgende Entzugserscheinungen ähnlich denjenigen nach Opiatentzug auftreten: Unruhe, Angstzustände, Nervosität, Schlaflosigkeit, Hyperkinesie, Tremor und gastrointestinale Symptome.


Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen.



FO 4.9 Überdosierung


Symptome


Grundsätzlich ist bei Intoxikationen mit Tramadol eine Symptomatik wie bei anderen zentralwirksamen Analgetika (Opioiden) zu erwarten. Insbesondere ist mit Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Bewusstseinsstörungen bis komatösem Zustand, Krämpfen und Atemdepression bis Atemlähmung zu rechnen.


Therapie


Es gelten die allgemeinen Notfallregeln zum Freihalten der Atemwege (Aspiration!), Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf je nach Symptomatik. Als Antidot bei Atemdepression Naloxon. Bei Krämpfen war in tierexperimentellen Untersuchungen Naloxon wirkungslos. Hier sollte Diazepam i. v. angewendet werden.


Tramadol ist nur gering dialysabel. Aus diesem Grund sind Hämodialyse oder Hämofiltration allein zur Behandlung der akuten Intoxikation mit TRAMADOL ETHYPHARM nicht geeignet.



FF 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


F1 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, sonstige Opioide.

ATC-Code: N02AX02


Tramadol ist ein zentral wirksames Opioid-Analgetikum. Es ist ein nicht selektiver reiner Agonist an µ-, d- und k-Opioidrezeptoren mit größerer Affinität an µ-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner analgetischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.


Tramadol besitzt eine antitussive Wirkung. Im Gegensatz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Ebenso wird die gastrointestinale Motilität nicht beeinflusst. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind eher gering. Die Wirkstärke von Tramadol wird mit 1/10 bis 1/6 derjenigen von Morphin angegeben.



F2 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Tramadol wird nach oraler Gabe zu über 90% resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt im Mittel bei ca. 70 %, unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Unterschied zwischen resorbiertem und unmetabolisiert verfügbarem Tramadol dürfte durch einen nur geringen first-pass-Stoffwechsel zu erklären sein. Der first-pass-Stoffwechsel stellt sich nach oraler Gabe auf maximal 30 % ein.


Nach oraler Applikation (100 mg) in flüssiger Form beträgt nach rechnerisch 1,2 Stunden die maximale Plasmakonzentration Cmax = 309 ± 90 ng/ml und nach gleicher Dosis als feste orale Form nach 2 Stunden Cmax = 280 ± 49 ng/ml. Tramadol besitzt eine hohe Gewebeaffinität (Vd,ß = 203 ± 40 l). Die Bindung an Serumproteine beträgt etwa 20 %.


Nach Anwendung von TRAMADOL ETHYPHARM 100 mg beträgt nach 4,9 h die maximale Plasmakonzentration Cmax = 141 ± 40 ng/ml. Nach Anwendung von TRAMADOL ETHYPHARM 200 mg stellt sich nach 4,8 h Cmax auf 260 ± 62 ng/ml.


Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta. Es findet sich in der Muttermilch zusammen mit seinem O-Desmethylderivat in sehr geringen Mengen (0,1 % bzw. 0,02 % der applizierten Dosis).


Die Eliminationshalbwertszeit t½ β beträgt unabhängig von der Art der Applikation etwa 6 h. Bei Patienten über 75 Jahre kann sie um ca. den Faktor 1,4 verlängert sein.


Tramadol wird beim Menschen im wesentlichen durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabolisiert. Nur O-Desmethyltramadol ist pharmakologisch aktiv. Bei den weiteren Metaboliten bestehen in quantitativer Hinsicht beträchtliche interindividuelle Unterschiede. Im Urin wurden bisher 11 Metaboliten gefunden. Nach tierexperimentellen Befunden übertrifft O-Desmethyltramadol die Wirkungsstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2 - 4. Seine Halbwertszeit t½ β (6 gesunde Probanden) beträgt 7,9 h (Bereich 5,4 - 9,6 h) und liegt in der gleichen Größenordnung wie Tramadol.


Die Hemmung der an der Biotransformation von Tramadol beteiligten Isoenzyme CYP3A4 und/oder CYP2D6 kann die Plasmakonzentration von Tramadol oder seines aktiven Metaboliten beeinflussen. Bisher sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen berichtet worden.


Tramadol und seine Metaboliten werden fast vollständig renal ausgeschieden. Die kumulative Urinausscheidung stellt sich auf 90% der Gesamtradioaktivität der verabfolgten Dosis. Bei Störungen der Leber- und Nierenfunktion muss mit einer geringen Verlängerung der Halbwertszeiten gerechnet werden. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminations-Halbwertszeiten von 13,3 + 4,9 h (Tramadol) bzw. 18,5 + 9,4 h (O-Desmethyltramadol), im Extremfall von 22,3 h bzw. 36 h bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 5 ml/min) betrugen die Werte 11 + 3,2 h bzw. 16,9 + 3 h, im Extremfall 19,5 h bzw. 43,2 h.


Im therapeutischen Dosisbereich zeigt Tramadol ein lineares pharmakokinetisches Profil.


Die Relation zwischen Serumkonzentrationen und analgetischer Wirkung ist dosisabhängig, jedoch mit großen Abweichungen im Einzelfall. Eine Serumkonzentration von 100 - 300 ng/ml ist im Regelfall wirksam.



F3 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


In einigen In-vitro-Testsystemen wurden Hinweise auf mutagene Effekte gesehen. In-vivo-Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf mutagene Effekte. Tramadol ist nach vorliegendem Erkenntnismaterial als nicht mutagene Substanz einzustufen.


Studien zum tumorerzeugenden Potential von Tramadolhydrochlorid wurden an Ratten und Mäusen durchgeführt. Aus der Studie an Ratten ergaben sich keine Hinweise auf substanzbedingt erhöhte Tumorinzidenzen. In der Studie an Mäusen wurden eine erhöhte Inzidenz für Leberzelladenome bei männlichen Tieren (ab 15 mg/kg dosisabhängig, nicht signifikant erhöht) und ein Anstieg der Lungentumoren bei weiblichen Tieren aller Dosisgruppen (signifikant, aber nicht dosisabhängig erhöht) beobachtet.


In Studien zur Reproduktionstoxizität verursachten Tramadoldosierungen ab 50 mg/kg und Tag bei Ratten maternal-toxische Effekte und führten zu einem Anstieg der Neugeborenensterblichkeit. Bei den Nachkommen traten Retardierungen in Form von Ossifikationsstörungen und verzögerter Vaginal- und Augenöffnung auf. Die Fertilität männlicher Ratten wurde nicht beeinträchtigt. Weibchen zeigten nach höheren Dosierungen (ab 50 mg/kg pro Tag) eine geringere Trächtigkeitsrate.


Bei Kaninchen traten ab 125 mg/kg maternal-toxische Effekte sowie Skelettanomalien bei den Nachkommen auf.



FR 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


F7 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Kapselinhalt:

Zucker-Stärke-Pellets (Maisstärke und Sucrose)

Macrogol 4000

Polyacylat-Dispersion 30% (Ethylacrylat, Methylmethacrylat, Nonoxynol)

Dimeticon-Emulsion (Dimeticon, (t-octylphenoxy)Polyethoxyethanol

Macrogol 600, Polyethyleneglycol-Sorbitan-monolaurat, Natriumbenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat (E216), Methyl-4-hydroxybenzoat (E218), Propylenglycol, Sorbinsäure)

Hypromellose

Talkum


Kapselhülle:

TRAMADOL ETHYPHARM 50 mg, Hartkapsel, retardiert:

Gelatine

Titandioxid (E 171)

TRAMADOL ETHYPHARM 100, 150, 200 mg, Hartkapsel, retardiert:

Gelatine

Titandioxid (E 171)

Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E 172).




FS 6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.



FT 6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre.



FX 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25ºC lagern.

.


FY 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


AL//PVC Blisterpackung

Packungsgrößen: 10, 20, 28, 30, 50, 56, 60, 100 Hartkapseln, retardiert.

Klinikpackung mit 500 Hartkapseln, retardiert



F4 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anweisungen.



FZ 7. INHABER DER ZULASSUNGEN


ETHYPHARM

194 Bureaux de la Colline, Bâtiment D,

92213 Saint Cloud cedex

Frankreich



F5 8. ZulassungsnummerN


TRAMADOL ETHYPHARM 50 mg: 54160.00.00

TRAMADOL ETHYPHARM 100 mg: 54160.01.00

TRAMADOL ETHYPHARM 150 mg: 54160.02.00

TRAMADOL ETHYPHARM 200 mg: 54160.03.00



F6 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN


13/05/2004 / 28/08/2011



F10 10. STAND DER INFORMATION


November 2011

Ed. November 2011 16/19