iMedikament.de

Tramadolor 100mg/Ml Lösung

Document: 26.03.2008   Fachinformation (deutsch) change

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben


Fachinformation



1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Tramadolor®100 mg/ml Lösung, Tropfen zum Einnehmen, Lösung


Wirkstoff: Tramadolhydrochlorid



2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


1 ml Tropfen zum Einnehmen, Lösung (40 Tropfen = 8 Hübe) enthält 100 mg Tramadolhydrochlorid, d. h. 1 Tropfen Tramadolor®Lösung enthält ca. 2,5 mg Tramadolhydrochlorid.


Sonstiger Bestandteil: Succrose (Zucker).


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. DARREICHUNGSFORM


Tropfen zum Einnehmen, Lösung


Klare, farblose, wässrige Lösung



4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Mäßig starke bis starke Schmerzen


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Dosierung sollte der Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden.


Soweit nicht anders verordnet, soll Tramadolor®100 mg/ml Lösung wie folgt dosiert werden:

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre

Bei mäßig starken Schmerzen als Einzeldosis 50 mg Tramadolhydrochlorid (entsprechend 20 Tropfen Tramadolor®100 mg/ml Lösung). Tritt innerhalb 30–60 Minuten keine Schmerzbefreiung ein, kann eine zweite Einzeldosis eingenommen werden.


Ist bei starken Schmerzen ein höherer Bedarf zu erwarten, werden als Einzeldosis 100 mg Tramadolhydrochlorid (entsprechend 40 Tropfen Tramadolor®100 mg/ml Lösung) eingenommen.


Die Wirkung hält je nach Schmerzen 4–8 Stunden an. Im Allgemeinen brauchen Tagesdosen von 400 mg Tramadolhydrochlorid)nicht überschritten zu werden. Bei Tumorschmerzen und starken Schmerzen nach Operationen können jedoch auch deutlich höhere Dosen erforderlich sein.


Kinder

Kinder im Alter von 1–12 Jahren erhalten als Einzeldosis 1–2 mg Tramadolhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht.

In der nachfolgenden Tabelle sind typische Beispiele für die jeweiligen Altersstufen aufgeführt (1 Tropfen Tramadolor®100 mg/ml Lösung enthält ca. 2,5 mg Tramadolhydrochlorid):


Alter

Körpergewicht

Tropfenzahl

1 Jahr

10 kg

4–8

3 Jahre

15 kg

6–12

6 Jahre

20 kg

8–16

9 Jahre

30 kg

12–24

11 Jahre

45 kg

18–36


Geriatrische Patienten

Bei akuten Schmerzen wird Tramadolor®100 mg/mlLösung nur einmal oder wenige Male eingenommen, so dass eine Dosisanpassung nicht erforderlich ist. Bei chronischen Schmerzen ist im Regelfall eine Dosisanpassung bei älteren Patienten (bis 75 Jahre) ohne Zeichen schwerer Leber- oder Nierenerkrankung nicht erforderlich. Bei alten Patienten (über 75 Jahre) kann es zu einer Verlängerung der Ausscheidung kommen. Infolgedessen sind die Dosierungsintervalle gegebenenfalls individuell zu verlängern.


Leber- oder Niereninsuffizienz)/Dialyse-Patienten

Bei akuten Schmerzen wird Tramadolor®100 mg/ml Lösung nur einmal oder wenige Male eingenommen, so dass eine Dosisanpassung nicht erforderlich ist. An Patienten mit schwerer Leber- und/oder Niereninsuffizienz sollte Tramadolor®100 mg/ml Lösung nicht verabreicht werden. In weniger schweren Fällen sollte eine Verlängerung des Dosierungsintervalls in Betracht gezogen werden.


Hinweis

Die empfohlenen Dosierungen sind Anhaltswerte. Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.


Art der Anwendung

Die Tropfen werden mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Die Einnahme ist von den Mahlzeiten unabhängig.


Dauer der Anwendung

Tramadolor®100 mg/ml Lösung sollte auf keinen Fall länger als therapeutisch unbedingt notwendig eingenommen werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine längerdauernde Schmerzbehandlung mit Tramadolor®100 mg/ml Lösung erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmäßige Überprüfung erfolgen (gegebenenfalls durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erfordernis weiter besteht.


4.3 Gegenanzeigen


- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile

- akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Analgetika, Opioiden und Psychopharmaka

- Patienten, die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben (siehe Abschnitt 4.5)

- Epilepsie, die durch Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann

- zur Drogensubstitution


Tramadolor®100 mg/mlLösung ist nicht für die Anwendung bei Kindern unter 1 Jahr bestimmt.



4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Tramadolor®100 mg/ml Lösung darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden bei


- Abhängigkeit von Opioiden

- Bewusstseinsstörungen unklarer Genese, Schock

- Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion

- Zuständen mit erhöhtem Hirndruck bei Kopfverletzungen oder Erkrankungen des Gehirns

- eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion.


Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren, soll das Arzneimittel nur mit Vorsicht angewendet werden.


Bei Patienten mit Atemdepressionen, oder wenn gleichzeitig ZNS-dämpfende Arzneimittel verabreicht werden (siehe Abschnitt 4.5), oder wenn die empfohlene Tageshöchstdosis deutlich überschritten wird (siehe Abschnitt 4.9), sollte die Behandlung mit Vorsicht durchgeführt werden, da die Möglichkeit einer Atemdepression unter diesen Umständen nicht ausgeschlossen werden kann.


Bei der Einnahme von Tramadol in der empfohlenen Dosierung ist über Krampfanfälle berichtet worden. Ein erhöhtes Risiko kann bei der Verabreichung von Dosierungen bestehen, die über die empfohlene Tagesdosis (400 mg) hinausgehen. Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die die Krampfschwelle erniedrigen, kann Tramadol das Risiko von Krampfanfällen erhöhen (siehe Abschnitt 4.5). Patienten, die an Epilepsie leiden oder zu Krampfanfällen neigen, sollten nur in zwingenden Ausnahmefällen mit Tramadol behandelt werden.


Tramadol hat ein geringes Abhängigkeitspotenzial. Bei längerem Gebrauch können sich Toleranz, psychische und physische Abhängigkeit entwickeln. Bei Patienten, die zu Arzneimittelmissbrauch oder Medikamentenabhängigkeit neigen, ist daher eine Behandlung mit Tramadolor®100 mg/ml Lösung nur kurzfristig und unter strengster ärztlicher Kontrolle durchzuführen.


Tramadol eignet sich nicht als Ersatzdroge bei Opiat-Abhängigkeit. Obwohl Tramadol ein Opiat-Agonist ist, kann es Morphinentzugssymptome nicht unterdrücken.


Dieses Arzneimittel enthält Sucrose (Zucker). Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsoption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Tramadolor®100 mg/ml Lösung nicht einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Tramadolor®100 mg/ml Lösung darf nicht mit MAO-Hemmstoffen kombiniert werden (siehe Abschnitt 4.3).


Bei Patienten, die innerhalb von 14 Tagen vor einer Gabe des Opioids Pethidin mit MAO-Hemmstoffenbehandelt wurden, sind lebensbedrohende Wechselwirkungen gesehen worden, die Zentralnervensystem sowie Atmungs- und Kreislauffunktion betrafen. Dieselben Wechselwirkungen mit MAO-Hemmstoffen sind bei Tramadolor®100 mg/ml Lösung nicht auszuschließen.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadolor®100 mg/ml Lösung und Substanzen, die ebenfalls dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken, einschließlich Alkohol, ist mit einer Verstärkung der ZNS-Effekte zu rechnen. (siehe Abschnitt 4.8)


Bei gleichzeitiger oder vorheriger Applikation von Cimetidin(Enzyminhibitor) ist aufgrund vorliegender pharmakokinetischer Ergebnisse nicht mit klinisch relevanten Wechselwirkungen zu rechnen.


Bei gleichzeitiger oder vorheriger Gabe von Carbamazepin(Enzyminduktor) können eine Verringerung des analgetischen Effektes und eine Verkürzung der Wirkungsdauer eintreten.


Die Kombination von gemischten Agonisten/Antagonisten(z. B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) und Tramadol ist nicht empfehlenswert, da die theoretische Möglichkeit besteht, dass die analgetische Wirkung eines reinen Agonisten unter diesen Umständen abgeschwächt wird.


Tramadol kann Krampfanfälle auslösen und das krampfauslösende Potenzial von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren, trizyklischen Antidepressiva, Antipsychotika und anderen, die Krampfschwelle herabsetzenden Arzneimittelnerhöhen.


In Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tramadol in Kombination mit anderen serotoninergen Substanzenwie z. B. selektiven Serotonin-Reuptake-Hemmern (SSRIs)oder MAO-Hemmstoffen über ein Serotonin-Syndrom berichtet. Symptome eines Serotonin-Syndroms sind z. B. Verwirrtheit, Unruhe, Fieber, Schwitzen, Ataxie, Hyperreflexie, Myoklonus und Diarrhoe. Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung. Medikamentöse Gegenmaßnahmen richten sich nach der Art und Schwere der Symptome.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol und Cumarin-Derivaten(z. B. Warfarin) ist Vorsicht geboten, da bei einigen Patienten erhöhte INR-Werte mit größeren Blutungen und Ekchymosen beobachtet wurden.


Andere CYP3A4-hemmende Substanzen, wie Ketoconazolund Erythromycin, können sowohl den Metabolismus von Tramadol (N-Demethylierung) als auch möglicherweise des aktiven O-demethylierten Metaboliten hemmen. Die klinische Bedeutung dieser Interaktion ist nicht bekannt.


In einer begrenzten Anzahl von Studien steigerte die prä- und postoperative Gabe des antiemetischen 5-HT3-Antagonisten Ondansetronden Tramadol-Bedarf bei Patienten mit postoperativen Schmerzen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Tierstudien mit Tramadol zeigten bei sehr hohen Dosen Auswirkungen auf Organentwicklung, Knochenwachstum und Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen. Teratogene Wirkungen wurden nicht beobachtet. Tramadol überwindet die Plazenta. Über die Unbedenklichkeit von Tramadol in der Schwangerschaft beim Menschen liegen keine ausreichenden Beweise vor.


Deshalb sollte Tramadolor®100 mg/ml Lösung nicht an schwangere Frauen verabreicht werden.


Tramadol beeinflusst – vor oder während der Geburt gegeben – die Kontraktionsfähigkeit des Uterus nicht. Beim Neugeborenen kann es zu Veränderungen der Atemfrequenz führen, die aber in der Regel klinisch nicht bedeutsam sind. Dauerhafte Anwendung während der Schwangerschaft kann zu Entzugssymptomen beim Neugeborenen führen.


Tramadol wird etwa zu einem Anteil von 0,1 % der mütterlichen Dosis während der Stillzeit mit der Muttermilch ausgeschieden. Tramadolor®100 mg/ml Lösung sollte von stillenden Frauen nicht eingenommen werden. Bei einmaliger Applikation von Tramadol ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Tramadolor®100 mg/ml Lösung kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch Auswirkungen wie Benommenheit und Schwindel hervorrufen und kann daher das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol und anderen psychotrop wirkenden Substanzen.


4.8 Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:


Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)

Selten (≥ 1/10.00 bis < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Die häufigstenNebenwirkungen, die während der Behandlung mit Tramadolor®100 mg/ml Lösung auftreten, sind Übelkeit und Schwindel, die häufiger als bei 1 von 10 Patienten auftreten.


Erkrankungen des Immunsystems

Selten:

allergische Reaktionen (z. B. Dyspnoe, Bronchospasmus, Giemen, angioneurotisches Ödem) und Anaphylaxie


Psychiatrische Erkrankungen

Selten:

Nach Anwendung von Tramadolor®100 mg/ml Lösung können verschiedenartige psychische Nebenwirkungen auftreten, die hinsichtlich Stärke und Art individuell unterschiedlich (je nach Persönlichkeit und Behandlungsdauer in Erscheinung treten. Darunter sind Stimmungsveränderungen (meist gehobene Stimmung, gelegentlich Dysphorie), Veränderungen der Aktivität (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung) und Veränderung der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (z. B. Entscheidungsverhalten, Wahrnehmungsstörungen).


Es kann zu einer Abhängigkeit kommen.


Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig:

Schwindel


Häufig:


Selten:


Bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen Dosierungen und bei gleichzeitiger Anwendung von anderen zentraldämpfenden Substanzen (siehe Abschnitt 4.5) kann eine Atemdepression auftreten.


Epileptiforme Krampfanfälle traten überwiegend nach hoher Tramadol-Dosierung auf oder nach gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, welche die Krampfschwelle erniedrigen können (siehe Abschnitt 4.4 und 4.5).


Augenerkrankungen

Selten:

verschwommene Sicht


Herzerkrankungen

Gelegentlich:

Beeinflussung der Kreislaufregulation (Herzklopfen, Tachykardie, orthostatische Hypotonie und Kreislaufkollaps).

Diese Nebenwirkungen können insbesondere bei intravenöser Aplikation und bei Patienten auftreten, die körperlich belastet werden.


Selten:


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Selten:

Dyspnoe

Über eine Verschlimmerung von Asthma wurde berichtet Ein Kausalzusammenhang konnte jedoch nicht hergestellt werden.


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig:

Übelkeit


Häufig:


Gelegentlich:


Leber- und Gallenerkrankungen

Sehr selten:

erhöhte Transaminasen


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig:

Schwitzen


Gelegentlich:

Hautreaktionen (z. B. Juckreiz, Hautrötung, Urtikaria)


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Selten:

motorische Schwäche


Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Selten:

Miktionsstörungen (Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Dysurie und Harnverhalten)


Allgemeine Erkrankungen

Häufig:

Erschöpfung


Selten:

Symptome einer Entzugsreaktion, ähnlich wie bei Opiaten, können auftreten. Solche Symptome sind: Agitation, Ängstlichkeit, Nervosität, Schlafstörungen, Hyperkinesie, Tremor und gastrointestinale Symptome. Zu den weiteren Symptomen, die beim Absetzen von Tramadol in sehr seltenen Fällen beobachtet wurden, gehören: Panikanfälle, starke Ängstlichkeit, Halluzinationen, Paresthesien, Tinnitus und ungewöhnliche ZNS-Symptome.


4.9 Überdosierung


Symptome

Grundsätzlich ist bei Intoxikationen mit Tramadol eine Symptomatik wie bei anderen zentralwirksamen Analgetika (Opioiden) zu erwarten. Insbesondere ist mit Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Bewusstseinsstörungen bis komatösem Zustand, Krämpfen und Atemdepression bis Atemlähmung zu rechnen.


Therapie

Es gelten die allgemeinen Notfallregeln. Halten Sie die Atemwege frei (Aspiration!) sowie Atmung und Kreislauf je nach Symptomatik aufrecht. Entleeren Sie den Magen durch Erbrechen (wacher Patient) oder Magenspülung. Geben Sie als Antidot bei Atemdepression Naloxon. Bei Krämpfen war in tierexperimentellen Untersuchungen Naloxon wirkungslos. Hier sollte Diazepam intravenös angewendet werden.


Tramadol wird durch Hämodialyse und Hämofiltration in geringem Maße aus dem Serum eliminiert. Aus diesem Grund sind Hämodialyse oder Hämofiltration allein zur Behandlung der akuten Intoxikation mit Tramadolor®100 mg/ml Lösung nicht geeignet.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, Opioide

ATC-Code: N02AX02


Tramadol ist ein zentral wirksames Opioid-Analgetikum. Es ist ein nicht selektiver reiner Agonist an m-, d- und k-Opioidrezeptoren mit größerer Affinität an m-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner analgetischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.

Tramadol besitzt eine antitussive Wirkung. Im Gegensatz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Ebenso wird die gastrointestinale Motilität nicht beeinflusst. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind eher gering. Die Wirkstärke von Tramadol wird mit 1/10 bis 1/6 derjenigen von Morphin angegeben.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Tramadol wird nach oraler Gabe zu über 90 % resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt im Mittel bei ca. 70 %, unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Unterschied zwischen resorbiertem und unmetabolisiert verfügbarem Tramadol dürfte durch einen nur geringen first-pass-Stoffwechsel zu erklären sein. Der first-pass-Stoffwechsel stellt sich nach oraler Gabe auf maximal 30 % ein.


Nach oraler Applikation (100 mg) in flüssiger Form beträgt nach rechnerisch 1,2 Stunden die maximale Plasmakonzentration Cmax= 309 ± 90 Nanogramm/ml und nach gleicher Dosis als feste orale Form nach 2 Stunden Cmax= 280 ± 49 Nanogramm/ml. Tramadol besitzt eine hohe Gewebeaffinität (Vd,ß= 203 ± 40 l). Die Bindung an Serumproteine beträgt etwa 20 %.


Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta. Es findet sich in der Muttermilch zusammen mit seinem O-Demethylderivat in sehr geringen Mengen (0,1 % bzw. 0,02 % der applizierten Dosis).

Die Eliminationshalbwertszeit t1/2,ßbeträgt unabhängig von der Art der Applikation etwa
6 Stunden. Bei Patienten über 75 Jahre kann sie ungefähr um den Faktor 1,4 verlängert sein.


Tramadol wird beim Menschen im Wesentlichen durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabolisiert. Nur O-Demethyltramadol ist pharmakologisch aktiv. Bei den weiteren Metaboliten bestehen in quantitativer Hinsicht beträchtliche interindividuelle Unterschiede. Im Urin wurden bisher 11 Metaboliten gefunden. Nach tierexperimentellen Befunden übertrifft O-Demethyltramadol die Wirkungsstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2-4. Seine Halbwertszeit t1/2,ß(6 gesunde Probanden) beträgt 7,9 Stunden (range 5,4-9,6 Stunden) und liegt in der gleichen Größenordnung wie die Halbwertszeit von Tramadol.


Die Hemmung der an der Biotransformation von Tramadol beteiligten Isoenzyme CYP3A4 und/oder CYP2D6 kann die Plasmakonzentration von Tramadol oder seines aktiven Metaboliten beeinflussen. Bisher sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen berichtet worden.


Tramadol und seine Metaboliten werden fast vollständig renal ausgeschieden. Die kumulative Urinausscheidung stellt sich auf 90 % der Gesamtradioaktivität der verabfolgten Dosis ein. Bei Störungen der Leber- und Nierenfunktion muss mit einer geringen Verlängerung der Halbwertszeiten gerechnet werden. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminationshalbwertzeiten von 13,3 ± 4,9 Stunden (Tramadol) bzw. 18,5 ± 9,4 Stunden (O-Demethyltramadol), im Extremfall von 22,3 Stunden bzw. 36 Stunden bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 5 ml/min) betrugen die Werte 11 ± 3,2 Stunden bzw. 16,9 ± 3 Stunden, im Extremfall 19,5 Stunden bzw. 43,2 Stunden.


Im therapeutischen Dosisbereich zeigt Tramadol ein lineares pharmakokinetisches Profil.


Die Relation zwischen Serumkonzentrationen und analgetischer Wirkung ist dosisabhängig, jedoch mit großen Abweichungen im Einzelfall. Eine Serumkonzentration von 100-300 Nanogramm/ml ist im Regelfall wirksam.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Bei wiederholter oraler und parenteraler Applikation von Tramadol über 6 bis 26 Wochen an Ratten und Hunden sowie oral über 12 Monate an Hunden ergaben die hämatologischen, klinisch-chemischen und histologischen Untersuchungen keinen Hinweis für substanzbedingte Veränderungen. Erst nach hohen Dosen, die weit über der therapeutischen Dosis lagen, traten zentralnervös bedingte Erscheinungen auf: Bewegungsunruhe, Salivation, Krämpfe, verminderte Gewichtszunahme. Reaktionslos vertrugen Ratten und Hunde Dosen von 20 mg/kg bzw. 10 mg/kg Körpergewicht oral sowie Hunde 20 mg/kg Körpergewicht rektal.


Tramadoldosierungen ab 50 mg/kg pro Tag verursachten bei Ratten toxische Effekte bei Muttertieren und führten zu einem Anstieg der Neugeborenensterblichkeit. Bei den Nachkommen traten Retardierungen in Form von Ossifikationsstörungen und verzögerter Vaginal- und Augenöffnung auf. Die Fertilität männlicher Ratten wurde nicht beeinträchtigt. Weibchen zeigten nach höheren Dosierungen (ab 50 mg/kg pro Tag) eine geringere Trächtigkeitsrate. Bei Kaninchen traten ab 125 mg/kg toxische Effekte bei Muttertieren sowie Skelettanomalien bei den Nachkommen auf.


In einigen In-vitro-Testsystemen wurden Hinweise auf mutagene Effekte gesehen. In-vivo-Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf einen mutagenen Effekt. Tramadol ist nach vorliegendem Erkenntnismaterial als nicht mutagene Substanz einzustufen.


Studien zum tumorerzeugenden Potenzial von Tramadolhydrochlorid wurden an Ratten und Mäusen durchgeführt. Aus der Studie an Ratten ergaben sich keine Hinweise auf substanzbedingt erhöhte Tumorinzidenzen. In der Studie an Mäusen wurden eine erhöhte Inzidenz für Leberzelladenome bei männlichen Tieren (ab 15 mg/kg dosisabhängig, nicht signifikant erhöht) und ein Anstieg der Lungentumoren bei weiblichen Tieren aller Dosisgruppen (signifikant, aber nicht dosisabhängig erhöht) beobachtet.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Cremophor RH 40

Glycerol 85 %

Kaliumsorbat (Ph.Eur.)

Natriumcyclamat

Propylenglycol

Saccharin-Natrium 2 H2O

Sucrose (Zucker)

gereinigtes Wasser

Aromastoffe (Anis-Minze)


Hinweis für Diabetiker

1 ml Tropfen zum Einnehmen, Lösung enthält 0,02 BE.


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


Nach Anbruch 2 Jahre verwendbar.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Klare, farblose, wässrige Lösung


Hinweis zur Füllhöhe

Der Flüssigkeitsspiegel original verschlossener Tropfflaschen kann um wenige Millimeter schwanken, da Wand- und Bodenstärke verschiedener Glasflaschen unterschiedlich sein können.


Packungen mit 10 ml (N1) und 20 ml (N1) Lösung zum Einnehmen sowie mit 50 ml (N2) und 100 ml (N3) Lösung zum Einnehmen mit Dosierpumpe


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Keine besonderen Anforderungen.


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.



7. INHABER DER ZULASSUNG


HEXALAG

Industriestraße 25

83607 Holzkirchen

Telefon: (08024) 908-0

Telefax: (08024) 908-1290

e-mail: medwiss@hexal.com



8. ZULASSUNGSNUMMER


6301608.00.00



9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


Datum der Registrierung der Zulassung:30. Juni 1978

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 27. Mai 2003



10. STAND DER INFORMATION


März 2008



11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig

19/19