iMedikament.de

Ubretid Tabletten

Document: Dokument 1 change

Wortlaut der für die Fachinformation von Ubretid® Injektionslösung und Tabletten vorgesehenen Anga ben


Fachinformation


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Ubretid Injektionslösung 0,5 mg

Ubretid Tabletten 5,0 mg


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Distigminbromid


Ubretid Injektionslösung

1 Ampulle zu 1 ml enthält 0,5 mg Distigminbromid


Ubretid Tabletten

1 Tablette enthält 5,0 mg Distigminbromid


Sonstiger Bestandteil: Lactose


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Tabletten bzw. Injektionslösung


4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete


Ubretid Injektionslösung

Zur Behandlung von


Ubretid Tabletten

Zur Behandlung von


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Bei der Anwendung von Ubretid ist dessen langsamer Wirkungseintritt und dessen lange Wirkungsdauer sowie die individuelle Reaktion des Patienten zu beachten. Die Dosierung ist deshalb besonders bei parenteraler Applikation individuell zu handhaben und von Faktoren wie Körpergewicht und vegetativer Ausgangslage abhängig.


Ubretid Tabletten sind grundsätzlich morgens nüchtern eine halbe Stunde vor dem Frühstück einzunehmen.


Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Verlauf der Erkrankung und wird vom Arzt festgelegt. Ubretid ist zur Langzeitbehandlung geeignet.


Hinsichtlich der Anwendung von Ubretid bei Kindern und Jugendlichen liegen bislang nur unzureichende Erkenntnisse vor. Daher sollte Ubretid hier nicht angewendet werden.


Bei hochdosierter Gabe von Ubretid siehe unter Punkt 4.9 „Überdosierung“.


Allgemeine Dosierungsrichtlinien für Erwachsene:


Ubretid Injektionslösung

Die Anfangsdosis beträgt beim Erwachsenen durchschnittlich 1 Ampulle Ubretid intramuskulär. Falls ein rascher Wirkungseintritt erforderlich ist, kann Ubretid auch intravenös appliziert werden. Eine Wiederholung der Injektion darf frühestens nach 24 Stunden erfolgen.

Bei längerer Behandlungsdauer sind 2- bis 3 tägige Dosierungsintervalle zur Erzielung einer anhaltenden Wirkung angezeigt.

Erforderlichenfalls kann die Dosierung auf bis zu 0,01 mg/kg Körpergewicht erhöht werden. Vagotoniker und alte Menschen benötigen eine geringere Dosis.


Ubretid Tabletten

Üblicherweise wird mit der Gabe von 1 x 1 Tablette Ubretid pro Tag eine therapeutische Wirkung erzielt. Je nach Reaktion erfolgt eine Erhöhung auf 2 Tabletten täglich oder eine Reduktion auf 1 Tablette Ubretid jeden zweiten oder dritten Tag.


Auf Anwendungsgebiete bezogene Angaben:


Ubretid Injektionslösung und Ubretid Tabletten

Neurogene Blasenentleerungsstörung mit hypotonem Detrusor

Im Allgemeinen genügt eine orale Behandlung. Es wird empfohlen, in den ersten Tagen bis zum Eintreten einer Besserung täglich 1 Tablette Ubretid zu verabreichen. Die Wirkung lässt sich meist mit 1-2 Tabletten jeden zweiten oder dritten Tag aufrechterhalten.

Die Behandlung kann auch mit 1 Ampulle Ubretid intramuskulär begonnen werden. Die gleiche Dosis - erforderlichenfalls bis auf 0,01 mg/kg Körpergewicht erhöht - wird jeden 3. bis 4. Tag bis zum Wirkungseintritt wiederholt. Nach eingetretener Wirkung kann der Effekt mit der oralen Einnahme von 1-2 Tabletten Ubretid jeden 2. oder 3. Tag erhalten werden.


Myasthenia gravis

In leichten und mittelschweren Fällen wird auf nüchternen Magen zunächst 1 x 1 Tablette Ubretid täglich verabreicht, in der zweiten Woche 1 ½ Tabletten und ab der dritten Woche 2 Tabletten täglich. Bei i.m. - Verabreichung genügen 1 bis 1½ Ampullen Ubretid in zweitägigen Abständen. Im Bedarfsfall ist eine individuelle Dosiserhöhung möglich.


Ubretid Injektionslösung

Postoperative Darmatonie

Im Allgemeinen wird je nach Schwere des chirurgischen oder gynäkologischen Eingriffes 24 bis 72 Stunden nach der Operation 1 Ampulle Ubretid intramuskulär injiziert. Erforderlichenfalls kann diese Dosis bis auf 0,01 mg/kg Körpergewicht erhöht werden. Diese Dosis wird in ein- bis dreitägigen Abständen wiederholt.


4.3 Gegenanzeigen


Absolute Gegenanzeigen


Relative Gegenanzeigen


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Vor der Behandlung der neurogenen Blasenentleerungsstörung ist eine intravesikale Obstruktion auszuschließen. Im Rahmen der Behandlung ist eine überschießende intravesikale Druckerhöhung zu vermeiden und auf den Schutz der oberen Harnwege besonders zu achten.


Bei der postoperativen Anwendung von Ubretid bei Patienten mit ileorektalen Anastomosen kann es zu einer Zunahme der postoperativen Anastomosenlecks kommen.


Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Ubretid Tabletten nicht einnehmen. Ubretid Injektionslösung enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Anticholinergika, wie Atropin und atropinartig wirkende Arzneistoffe vermindern die muskarinartigen Wirkungen von Ubretid, während die nikotinartigen Wirkungen meist unbeeinflusst bleiben. Durch gleichzeitige Anwendung von Ubretid und Dipyridamol wird die therapeutische Wirkung von Ubretid vermindert.


Die Wirkung depolarisierender Muskelrelaxantien (z.B. Suxamethonium) kann durch Ubretid verlängert werden, während die Wirkung curareartiger Muskelrelaxantien durch Ubretid antagonisiert wird.

Antiarrhythmika, wie Chinidin und Procainamid vermindern aufgrund ihrer parasympatholytischen Potenz die Wirkung von Ubretid.


Glucocortikoide können die Wirkung von Ubretid vermindern. Insbesondere bei Myasthenia kann dies eine höhere Dosierung von Ubretid erfordern, wodurch jedoch gleichzeitig die Gefahr einer cholinergen Krise verstärkt wird. Da sich Esterasehemmer, die auch in vielen Insektiziden enthalten sind, mit Cholinergika potenzieren, soll die Möglichkeit dieser Wechselwirkung bei entsprechend exponierten Patienten berücksichtigt werden.


Die gleichzeitige Anwendung von Ubretid und anderen direkten oder indirekten Parasympathomimetika kann bei Patienten mit Myasthenia gravis zu einer cholinergen Krise führen.


Bei mit Betablockern vorbehandelten Patienten kann es zu langanhaltenden Bradykardien kommen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Über die Anwendung von Ubretid in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor (siehe Abschnitt 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit). Obwohl im Tierversuch keine teratogene Wirkung beobachtet werden konnte, sollte auf eine Anwendung in der Schwangerschaft, besonders im ersten Trimenon verzichtet werden (siehe Abschnitt 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit). Bei vitaler, zwingender Indikation ist für die kurzfristige Verwendung eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung zu treffen.

Es ist nicht gesichert, ob der Wirkstoff von Ubretid in die Muttermilch übergeht. Deshalb soll Ubretid während der Stillzeit nicht angewendet werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zumBedienen von Maschinen


Ubretid kann in gewissen Fällen infolge von Miosis und Akkomodationsstörungen die Sehleistung und somit die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.


4.8 Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:


Sehr häufig (≥ 10 %)

Häufig (≥ 1 % - < 10 %)

Gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1 %)

Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %)

Sehr selten (< 0,01 %)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Die Nebenwirkungen von Ubretid sind dosisabhängig und äußern sich vorwiegend in muskarinartigen, seltener in nikotinartigen Nebenwirkungen.


Muskarinartige Nebenwirkungen


Gastrointestinaltrakt

Sehr häufig: Diarrhoe, Nausea, Erbrechen

Häufig: verstärkte Salivation

Gelegentlich: Enterospasmen, Hyperperistaltik


Kardiovaskuläres System

Sehr häufig: Bradykardie

Gelegentlich: Hypotonie

Von Bedeutung sind insbesondere die Herz-Kreislauf-Wirkungen in der postoperativen Phase. Häufig kommt es zu Bradykardien, in Einzelfällen auch zum Herzstillstand.


Respirationstrakt

Gelegentlich: Hypersekretion

Selten: Bronchialspasmen mit Hypersekretion


Haut

Sehr häufig: Schweißausbrüche


Funktionsstörungen der Augen

Häufig: Miosis, Tränenfluss


Nikotinartige Nebenwirkungen


Muskulatur

Selten: Muskelfaszikulationen, Spasmen, Schluckbeschwerden, Muskelschwäche, Lähmungen durch neuromus-kulären Block.

Selten: Bei Frauen kann Ubretid bei vorübergehender funktioneller Amenorrhoe zu menstruationsartigen Blutungen führen.


4.9 Überdosierung


Wie bei allen cholinergen Substanzen kann eine erhebliche Überdosierung von Ubretid zu einer "cholinergen Krise" führen. Dabei tritt zunehmende Muskelschwäche und evtl. eine Paralyse der Atemmuskulatur auf; der Patient muss dann einer stationären Behandlung zugeführt werden.


Gegebenenfalls ist eine artifizielle Beatmung einzuleiten. Die durch starke Überdosierung auftretenden muskarinartigen Effekte können durch das Antidot Atropin (0,5 - 1 mg, gegebenenfalls bis zu 2 mg Atropinsulfat s.c., bei schweren Reaktionen i.m. oder i.v.) kupiert werden. Wegen der langdauernden Distigminbromid-Wirkung muss die Atropin-Gabe gegebenenfalls mehrfach wiederholt werden.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Cholinergikum, ATC-Code: N07AA03


Distigminbromid gehört zur Gruppe der indirekt wirkenden Parasympathomimetika vom Carbaminsäure-Typ und ist ein reversibler Cholinesterasehemmstoff. Es reagiert mit dem esteratischen Zentrum des Enzyms Acetylcholin-esterase unter Bildung von Carbaminsäureestern und hemmt dadurch die Spaltung von Acetylcholin. Der Effekt des Acetylcholins wird dadurch verstärkt und verlängert. Dies führt am Auge zur Kontraktion des Ziliarmuskels, Miosis, Hemmung der Akkomodation, Abnahme des intraokulären Drucks, am Herzen zu einer Abnahme der Herzfrequenz und der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, an den Bronchien zur Kontraktion der Muskulatur und zur Zunahme der Sekretion, im Gastrointestinaltrakt zur Zunahme der Sekretion von Magen und Dünndarm und zur Zunahme von Tonus und Peristaltik im Magen-Darm-Trakt, zur Kontraktion der Gallenblase, des Harnleiters, des Detrusors der Harnblase und zur Zunahme der Schweißsekretion. In der Skelettmuskulatur kommt es in geringen Dosen zur Erregungszunahme (Faszikulationen), in hohen Dosen zur Dauerdepolarisation (Lähmungen). Distigmin ist kaum lipidlöslich und passiert die Blut-Hirn-Schranke normalerweise nicht, so dass zentralnervöse Wirkungen nur bei Störungen der Blut-Hirn-Schranke auftreten können.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Da Distigminbromid zwei quartäre Ammoniumgruppen besitzt, ist seine Bindung an die Acetylcholinesterase fester und seine Ausscheidung mit dem Harn, nach enzymatisch bedingter hydrolytischer Spaltung wesentlich protahierter als bei Acetylcholinesterase-Hemmstoffen mit nur einer Ammonium-Gruppe.


Distigminbromid besitzt nach i.v.-Gabe eine mittlere Plasmahalbwertzeit von 65 Stunden. Die höchsten Plasmaspiegel werden bis zu 30 Minuten nach Beginn der Infusion erreicht. Distigminbromid wird nach intravenöser Gabe hauptsächlich über die Niere ausgeschieden (85 %) und nur zu einem geringen Teil über biliäre Exkretion in die Faeces (4%).

Nach p.o.-Verabreichung beträgt die mittlere Plasmahalbwertzeit 69 Stunden. Die höchsten Plasmaspiegel werden – individuell sehr variant zwischen 45 Minuten und 3 Stunden nach der Einnahme gemessen. Der größte Teil der oral applizierten Dosis wird biliär über die Faeces ausgeschieden (88%). Nur ein geringer Teil wird bei oraler Gabe renal eliminiert (6,5%).

Die absolute Bioverfügbarkeit der oralen Form beträgt 4,65 %.


Nach i.m.-Gabe von 0,5 mg Distigminbromid beträgt die Halbwertzeit der Enzymhemmung (d.h. die hemmende Wirkung auf die Acetylcholinesterase) 40 Stunden, nach oraler Applikation von 10 mg Distigminbromid 38 Stunden. Wiederholte Gabe von Distigminbromid führt zu einem steady-state der Acetylcholinesterase-Hemmung ohne Anzeichen für eine Kumulation der Wirkung.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für Föten und keine Hinweise auf teratogene Eigenschaften von Distigminbromid gezeigt. Über teratogene bzw. mutagene Wirkungen beim Menschen liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Ubretid Injektionslösung

Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke


Ubretid Tabletten

Lactosemonohydrat, Maisstärke, Talkum, Magnesiumstearat.


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


Ubretid Injektionslösung: 5 Jahre

Ubretid Tabletten: 3 Jahre


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Ubretid Injektionslösung:Im Kühlschrank lagern (2°C – 8°C).

Ubretid Tabletten:Nicht über 25°C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Ubretid Injektionslösung

Ampullen aus Typ 1 Glas

Packungsgrößen: Packung mit 5 Ampullen zu 1 ml Injektionslösung, Klinikpackung mit 100 (20 x 5) Ampullen zu
1 ml Injektionslösung


Ubretid Tabletten

Blisterstreifen auf Aluminium

Packungsgrößen: Packung mit 20 Tabletten, 50 Tabletten, Klinikpackung mit 500 (25 x 20)Tabletten


6.6 Besondere Vorsichtshinweise für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.


7. INHABER DER ZULASSUNG


Nycomed GmbH

Byk-Gulden-Straße 2

78467 Konstanz

Tel.: 0800/2 95 - 66 66
Fax: 0800/2 95 - 55 55

E-mail: servicecenter@nycomed.de


8. ZULASSUNGSNUMMER(N)


Ubretid Injektionslösung: 6428117.00.01

Ubretid Tabletten: 6428117.00.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


29.11.2000


10. STAND DER INFORMATION


Juni 2011


11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig

16


USH MED-RA / Dt MED-RA / KK MED-RA/KK

August 2007 18.08.2007 05.06.2008/VK 01.06.2011/F.2/VK

[PVA 2007/020] [PVA 2007/092] [PVA 2008 / 040] [PVA 2011/021]

Umfirmierung Haltbarkeit 36 Mo Anpas. 14. AMG-Novelle NYDE/NYCO-Merger