Ubrolexin
Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels (Summary of Product Characteristics)
1. Bezeichnung des Tierarzneimittels:
Ubrolexin Suspension zur intramammären Anwendung bei laktierenden Milchkühen
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung:
1 Euterinjektor mit 10 g (12 ml) Suspension enthält:
Wirkstoffe:
Cefalexin (als Monohydrat) 200 mg
Kanamycin (als Monosulfat) 100.000 IE
Sonstige Bestandteile:
Eine vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile finden Sie unter Abschnitt 6.1
3. Darreichungsform:
Suspension zur intramammären Anwendung
Weißliche, sterile, ölige Suspension
4. Klinische Angaben:
4.1 Zieltierart(en):
Rind (laktierende Milchkühe)
4.2 Anwendungsgebiete unter Angabe der Zieltierart(en):
Zur Behandlung klinischer Mastitiden bei laktierenden Milchkühen verursacht durch Bakterien, die für die Kombination von Cefalexin und Kanamycin empfindlich sind, wie z. B. Staphylococcus aureus (siehe Abschnitt 5.1), Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus uberis und Escherichia coli.
4.3 Gegenanzeigen:
Nicht anwenden bei laktierenden Milchkühen mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Cefalexin und/oder Kanamycin.
Nicht anwenden bei Rindern außerhalb der Laktation.
Nicht anwenden bei bekanntermaßen aufgetretenen Resistenzen.
4.4 Besondere Warnhinweise für jede Zieltierart:
Keine
4.5 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung:
i) Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung bei Tieren:
Empfehlungen für die sorgfältige Anwendung
Das Tierarzneimittel nur zur Behandlung klinischer Mastitiden anwenden.
Die Anwendung sollte unter Berücksichtigung eines Antibiogramms erfolgen.
Wenn dies nicht möglich ist, ist die Therapie unter Berücksichtigung lokaler epidemiologischer Informationen (aus der Region bzw. von dem landwirtschaftlichen Betrieb) über die Empfindlichkeit des Zielbakteriums durchzuführen. Bei der Anwendung des Tierarzneimittels sind die amtlichen Regelungen über den Einsatz von Antibiotika zu berücksichtigen.
Die unsachgemäße Anwendung des Tierarzneimittels kann die Prävalenz resistenter Bakterien gegen Cefalexin und Kanamycin erhöhen und die Wirksamkeit der Behandlung mit anderen Cephalosporinen oder Aminoglykosiden wegen möglicher Kreuzresistenz reduzieren.
ii) Besondere Vorsichtsmaßnahmen für den Anwender:
Penicilline und Cephalosporine können eine Überempfindlichkeit (Allergie) nach Injektion, Inhalation, oraler Aufnahme oder Hautkontakt auslösen. Eine Allergie gegen Penicilline kann zu einer Kreuzallergie gegen Cephalosporine führen und umgekehrt. Die allergischen Reaktionen gegen diese Substanzen können gelegentlich ernsthafter Natur sein.
1. Nicht anwenden, wenn bekannt ist, dass eine Überempfindlichkeit vorliegt oder wenn vom Umgang mit derartigen Zubereitungen abgeraten wurde.
2. Alle empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen beachten. Beim Umgang mit diesem Tierarzneimittel große Sorgfalt walten lassen, um die Exposition durch unbeabsichtigten Hautkontakt zu vermeiden. Es wird empfohlen, Handschuhe beim Umgang mit und bei Anwendung des Tierarzneimittels zu tragen. Exponierte Haut nach der Anwendung abwaschen.
3. Wenn nach einer Exposition Symptome wie z.B. Hautausschlag auftreten, ist ärztlicher Rat einzuholen und dem Arzt dieser Warnhinweis vorzulegen. Schwellungen des Gesichts, der Lippen und der Augenlider oder Schwierigkeiten beim Atmen sind ernstzunehmende Symptome und erfordern eine medizinische Notfallversorgung.
4.6 Nebenwirkungen (Häufigkeit und Schwere):
Keine bekannt.
Das Auftreten von Nebenwirkungen nach Anwendung von Ubrolexin sollte dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Mauerstr. 39 - 42, 10117 Berlin oder dem pharmazeutischen Unternehmer mitgeteilt werden.
Meldebögen können kostenlos unter o.g. Adresse oder per E-Mail (uaw@bvl.bund.de) angefordert werden.
4.7 Anwendung während der Trächtigkeit, Laktation oder der Legeperiode:
Trächtigkeit:
Studien an Labortieren ergaben keinerlei Hinweise auf teratogene Effekte.
Feldstudien an Milchkühen ergaben keinerlei Hinweise auf teratogene, foetotoxische oder maternotoxische Effekte. Das Tierarzneimittel kann bei trächtigen Kühen angewendet werden.
Laktation:
Das Tierarzneimittel ist zur Anwendung während der Laktation vorgesehen.
4.8 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und andere Wechselwirkungen:
Bei Resistenz gegen Cefalexin ist das Auftreten von Kreuzresistenzen gegen andere Cephalosporine wahrscheinlich.
Bei Resistenz gegen Kanamycin tritt Kreuzresistenz zwischen Kanamycin, Neomycin und Paromomycin auf. Eine Resistenz gegen Streptomycin ist bekannt.
4.9 Dosierung und Art der Anwendung:
Zur intramammären Anwendung
Das (die) infizierte(n) Euterviertel ist (sind) zweimal im Abstand von 24 Stunden zu behandeln. Pro Behandlung ist je Euterviertel der Inhalt eines Euterinjektors (mit 200 mg Cefalexin als Monohydrat und 100.000 IE Kanamycin als Monosulfat) anzuwenden.
Ein Euterinjektor ist zur einmaligen Anwendung vorgesehen.
Vor Anwendung ist das Euter komplett auszumelken, die Zitze sorgfältig zu reinigen und zu desinfizieren; sorgfältig vorgehen, um eine Kontamination der Injektorspitze zu vermeiden.
4.10 Überdosierung (Symptome, Notfallmaßnahmen und Gegenmittel), falls erforderlich:
Nicht zutreffend.
4.11 Wartezeit(en):
Rind, Essbare Gewebe: 10 Tage
Milch: 5 Tage
5. Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antibiotikum zur intramammären Anwendung
ATCvet-Code: QJ51RD01
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften:
Dieses Tierarzneimittel ist eine Kombination von Cefalexin und Kanamycin im Verhältnis 1,5 : 1. Cefalexin ist ein Cephalosporin der ersten Generation und gehört zur Klasse der β-Lactam-Antibiotika. Es besitzt eine vorrangig zeitabhängige antibakterielle Aktivität gegen gram-positive Erreger durch Hemmung der bakteriellen Peptidoglycan-Zellwandsynthese.
Kanamycin gehört zur Gruppe der Aminoglykoside und ist bakterizid wirksam gegen gram-negative Erreger und gegen Staphylococcus aureus. Kanamycin zeigt hauptsächlich eine konzentrationsabhängige antibakterielle Aktivität durch Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese und Reduktion der Translationsgenauigkeit auf der ribosomalen Ebene.
Die Kombination von Cefalexin und Kanamycin zeigt eine bakterizide Wirkung gegen Staphylococcus aureus, Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus uberis und Escherischia coli. Die Wirkung von Cefalexin und Kanamycin in Kombination ist hauptsächlich zeitabhängig.
Minimale Hemmkonzentrationen, die Checkerboard-Analyse, die Abtötungskinetik und Daten zum postantibiotischen Effekt zeigen einen Vorteil der Kombination durch eine Erweiterung des Wirkungsspektrums und durch eine synergistische antibakterielle Aktivität: der Effekt von Cefalexin wird durch Kanamycin verstärkt und umgekehrt.
Weiterhin bewirkt die Kombination eine stärkere Suppression des bakteriellen Wachstums (postantibiotischer Effekt) bei allen Mastitiserregern im Vergleich zu den Einzelsubstanzen.
Staphylococcus aureus kann dem Immunsystem ausweichen und die Infektion kann sich tief im Euter festsetzen. Deshalb sind, wie dann auch bei anderen intramammären Tierarzneimitteln, im Feld niedrige bakteriologische Heilungsraten zu erwarten. In vitro Studien haben gezeigt, dass Isolate (2002-2004) von S. aureus empfindlich für die Wirkstoffkombination sind.
In vitro Studien haben gezeigt, dass Isolate von S. agalactiae und Coagulase-negativen Staphylokokken aus dem Jahr 2004 empfindlich gegenüber der Wirkstoffkombination sind.
Drei Resistenzmechanismen gegen Cephalosporine sind bekannt: eine verminderte Durchlässigkeit der Zellwand, die enzymatische Inaktivierung und das Fehlen spezifischer Penicillin-Bindungsstellen.
Die Inaktivierung von Cephalosporinen durch Staphylococcus aureus und andere gram-positive Bakterien beruht hauptsächlich auf einer exogenen Bildung von ß-Lactamasen. Gene der ß-Lactamasen kommen sowohl in Chromosomen als auch in Plasmiden vor und können möglicherweise durch Transposons übertragen werden. Gram-negative Bakterien exprimieren im periplasmatischen Bereich niedrige Spiegel an Spezies-spezifischen ß-Lactamasen, die so zur Resistenz gegen Hydrolyse-empfindliche Cephalosporine beitragen.
Die Resistenz gegenüber Kanamycin kann chromosomal oder plasmid-vermittelt sein. Die klinische Resistenz gegenüber Aminoglykosiden wird weitgehend durch plasmid-spezifische Enzyme verursacht, die im periplasmatischen Bereich der Bakterien vorkommen. Das Enzym verbindet sich mit dem Aminoglykosid und verhindert dessen Bindung an ein Ribosom, so dass das Aminoglykosid nicht länger die Proteinsynthese verhindern kann.
Das Auftreten von Koresistenz, verursacht durch spezifische, für die Resistenz kodierte Enzymsysteme, ist besonders familien-spezifisch für die ß-Lactame und Aminoglykoside. Es gibt Hinweise auf multiple Resistenzen, begründet hauptsächlich durch die Art und Weise, wie ein Resistenz-Gen durch Transposons oder Integrons auf Plasmide übertragen wird, die dann die Resistenzinformation sowohl gegenüber ß-Lactamen als auch Aminoglykosiden kodieren.
5.2 Angaben zur Pharmakokinetik:
Nach zweimaliger
intramammärer Verabreichung an zwei aufeinander folgenden Tagen im
Abstand von 24 Stunden verliefen Resorption und Verteilung beider
Wirkstoffe im Blut schnell, aber begrenzt. Die
Kanamycin-Plasmakonzentrationen erreichten einen Cmax
von 0,504 bzw. 1,024 µg/ml nach erster bzw. zweiter Gabe bei einem
Tmax von sechs bzw. vier Stunden. Die
Cefalexin-Plasmaspiegel erreichten zwei Stunden nach Anwendung
0,85 – 0,89 µg/ml.
Die verfügbaren Angaben zum Metabolismus weisen darauf hin, dass die antimikrobielle Aktivität hauptsächlich von den beiden Muttersubstanzen, Cefalexin und Kanamycin, ausgeht.
Nach intramammärer Anwendung des Tierarzneimittels wurden Cefalexin und Kanamycin hauptsächlich über die abgemolkene Milch ausgeschieden. Die höchsten Konzentrationen an Kanamycin A in der Milch wurden 12 Stunden nach erster Gabe festgestellt mit einer Konzentration zwischen 6360 und 34500 µg/kg. Die Kanamycin A-Konzentrationen erreichten nach zweiter Gabe einen weiteren Gipfel mit Rückstandswerten zwischen 3790 und 22800 µg/kg. Die höchsten Konzentrationen von Cefalexin in der Milch wurden nach 36 Stunden bestimmt bei Konzentrationen zwischen 510 und 4601 µg/kg.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Verzeichnis der sonstigen Bestandteile:
Gelbes Vaselin
Dickflüssiges Paraffin
6.2 Inkompatibilitäten:
Keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit:
Dauer der Haltbarkeit im unversehrten Behältnis: 3 Jahre
6.4 Besondere Lagerungshinweise:
Für dieses Tierarzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Beschaffenheit der Primärverpackung:
Faltschachtel mit 10 bzw. 20 einzelnen Euterinjektoren und 10 bzw. 20 Zitzentüchern (mit Isopropanol 70%). Jeder Euterinjektor enthält 10 g (12 ml) Suspension zur intramammären Anwendung und besteht aus Zylinder mit Kolben und versiegelter, steriler Spritze, alles aus weichem Polyethylen (LDPE).
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Entsorgung nicht verwendeter Tierarzneimittel oder bei der Anwendung entstehender Abfälle:
Nicht aufgebrauchte Tierarzneimittel sind vorzugsweise bei Schadstoffsammelstellen abzugeben. Bei gemeinsamer Entsorgung mit dem Hausmüll ist sicherzustellen, dass kein missbräuchlicher Zugriff auf diese Abfälle erfolgen kann. Tierarzneimittel dürfen nicht mit dem Abwasser bzw. über die Kanalisation entsorgt werden.
7. Zulassungsinhaber:
Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH
Binger Str. 173
55218 Ingelheim
8. Zulassungsnummer:
...
9. Datum der Erteilung der Erstzulassung / Verlängerung der Zulassung:
...
10. Stand der Information
...
11. Verbot des Verkaufs, der Abgabe und/oder der Anwendung
Nicht zutreffend.
12. Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig