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Udima 100 Mg

Document: 18.03.2010   Fachinformation (deutsch) change

Dermapharm AG


Anlage zur ÄA vom 11.03.2010


Udima 100 mg, Hartkapsel

Zul.-Nr. 37654.00.00

Fachinformation, Seite 0 von 20




Fachinformation




Dermapharm AG Udima® 100 mg




1. Bezeichnung des Arzneimittels

Udima 100 mg


Wirkstoff: Minocyclinhydrochlorid



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

1 Kapsel enthält 108 mg Minocyclinhydrochloriddihydrat, entsprechend 100 mg Mino-cyclin.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform

Cremeweiße Hartkapsel



4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete

Minocyclin ist angezeigt bei Infektionen, die durch gegen Minocyclin empfindliche Krank­heitserreger verursacht sind; insbesondere bei


Infektionen der Atemwege und des HNO-Bereiches

- akute Schübe chronischer Bronchitis

- Sinusitis

- Otitis media

- Pneumonien durch Mykosplasmen, Rickettsien und Chlamydien


Infektionen des Urogenitaltrakts

- Urethritis durch Chlamydien und Ureaplasma urealyticum

- akute Prostatitis

- unkomplizierte Gonorrhoe (insbesondere bei gleichzeitiger Chlamydieninfektion)

- Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane

- Syphilis bei Penicillin-Allergie


Infektionen und andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

- Cholera

- Yersinien- und Campylobacter-Infektionen

- Shigellen bei Nachweis der Empfindlichkeit

- Malabsorptions-Syndrome wie tropische Sprue und Morbus Whipple


Ambulante Therapie von Gallenwegsinfektionen


Hauterkrankungen, auch infizierte schwere Formen der Akne vulgaris und Rosacea


Chlamydien-Konjunktivitis und Trachom


Borreliosen wie Erythema chronicum migrans und Lyme-Disease


selteneInfektionenwieBrucellose,Ornithose, Bartonellose, Listeriose, Rickettsiose, Melio­idose, Pest, Granuloma inguinale und andere


Umgebungsprophylaxe von Meningokokken-Meningitiden

Nachgewiesene Infektionen durch Streptokokken und Pneumokokken sollten mit Minocyc­lin nicht behandelt werden, weil die Resistenzsituation ungünstig ist.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Dosierung

Erwachsene und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht nehmen als erste Dosis 200 mg Minocyclin und an den folgenden Tagen je 1 Kapsel (entsprechend 100 mg Minocyclin) alle 12 Stunden ein.

Kinder ab 8 Jahren erhalten initial 4 mg/kg Körpergewicht und an den folgenden Tagen 2 mg Minocyclin/kg Körpergewicht alle 12 Stunden.

Zur Behandlung von Kindern unter 50 kg Körpergewicht ist das Präparat wegen seiner Dosierungsstärke nicht geeignet.


Sonderdosierungen:

akute gonorrhoische Urethritis des Mannes: täglich 2 Kapseln (entsprechend 2mal 100 mg Minocyclin pro Tag) über 7 Tage.


akute Gonokokken-Epididymitis:

täglich 2 Kapseln (entsprechend 2mal 100 mg Minocyclin pro Tag) über 10 Tage.


akute Gonokokkeninfektion der Frau:

täglich 2 Kapseln (entsprechend 2mal 100 mg Minocyclin pro Tag) über mindestens 7 Tage.


Syphilis (primäre und sekundäre Form bei Penicillinallergie):

initial 2 Kapseln (entsprechend 200 mg Minocyclin), dann alle 12 Stunden 1 Kapsel (entsprechend 100 mg Minocyclin) 15 Tage lang.


Hauterkrankungen, auch infizierte schwere Formen der Akne vulgaris und Rosacea: täglich 1 Kapsel (entsprechend 1mal 100 mg Minocyclin) zu 100 mg, in der Regel 7 - 21 Tage.


Umgebungsprophylaxe der Meningokokken-Meningitis:

Erwachsene initial 2 Kapseln (entsprechend 200 mg Minocyclin) dann alle 12 Stunden je 1 Kapsel (entsprechend 100 mg Minocyclin) über 3 Tage.

Kinder ab 8 Jahren initial 4 mg/kg, dann alle 12 Stunden 2 mg/kg über 3 Tage.


Der Behandlungserfolg einer Therapie gegen Gonokokkeninfektion sollte durch eine kulturelle Kontrolle 3 bis 4 Tage nach Behandlungsende überprüft werden.


Art und Dauer der Anwendung

Udima 100 mg sollte regelmäßig morgens und abends gleichzeitig zusammen mit einer Mahlzeit mit reichlich Flüssigkeit (keine Milch) eingenommen werden. Die Einnahme während einer Mahlzeit kann die Häufigkeit von Magen-Darm-Störungen verringern.


Bei üblichen bakteriellen Infektionserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 5 - 21 Tagen ausreichend.


Falls bei nachgewiesener Empfindlichkeit Infektionen mit ß-hämolysierenden Streptokokken behandelt werden, muss dies mindestens 10 Tage lang erfolgen, um Spät­schäden (z.B. rheumatisches Fieber oder Glomerulonephritis) vorzubeugen.


Zur Behandlungsdauer bei den Sonderdosierungen (unter Dosierung) siehe dort.


Gegenanzeigen

Udima 100 mg darf nicht angewandt werden bei Überempfindlichkeit gegen Minocyclin, andere Tetrazykline oder sonstige Inhaltsstoffe sowie bei schweren Funktionsstörungen der Leber.


An Kinder unter 8 Jahren sollte Udima 100 mg nicht verabreicht werden, da es vor Ab­schluss der Dentitionsphase durch Ablagerung von Calcium-Orthophosphat-Komplexen zu bleibenden Zahnverfärbungen und Zahnschmelzdefekten kommen kann.

Außerdem kann es zu einer Verzögerung des Knochenwachstums kommen.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Beim Auftreten von Immunreaktionen wie z.B. arzneimittelinduzierter Lupus erythemato­des ist Udima 100 mg sofort abzusetzen (s. auch Punkt 4.8 Nebenwirkungen).


Eine Therapie von länger als 21 Tagen erfordert initiale und therapiebegleitende Kontrol­len des Differenzialblutbilds, der Nierenretentionswerte und der Lebertransaminasen (s. auch Punkt 4.8 Nebenwirkungen).


Während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Säuglingen und Kindern bis zu 8 Jahren sollte Udima 100 mg nicht angewendet werden, da bei Feten vom 4. Lebensmonat an, bei Säuglingen und Kindern bis zum 8. Lebensjahr durch die Einlagerung von Tetrazy­klinenZahnverfärbungen,Zahnschmelzdefekteundeine Verzögerung des Knochenwachs­tums auftreten können.


Minocyclin ist plazentagängig und erscheint in der Muttermilch. Die Konzentration in der Muttermilch beträgt etwa 50 - 100 % der mütterlichen Plasmakonzentration.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Arzneimittel, die die Aufnahme von Minocyclin beeinträchtigen können

Aluminium-, Calcium- und Magnesium-Salze in Antazida sowie Eisenpräparate, medizini­sche Kohle und Colestyramin vermindern die Aufnahme von Udima 100 mg in den Kör­per. Diese Arzneimittel sollten deshalb immer 2 bis 3 Stunden vor oder nach Udima 100 mg eingenommen werden.


Arzneimittel zur Behandlung von Anfallsleiden

Barbiturate und andere antikonvulsiv wirkende Arzneimittel (z.B. Carbamazepin, Diphenyl­hydantoin und Primidon) können durch sog. Enzyminduktion den Abbau von Minocyclin in der Leber beschleunigen, so dass unter üblicher Dosierung keine wirksamen Minocyclin-Blutspiegel erreicht werden.


Antibiotika

Die gleichzeitige Einnahme von Udima 100 mg und Betalaktam-Antibiotika, wie z.B. Peni­cilline oder Cephalosporine sollte vermieden werden, da es zu einer gegenseitigen Ver­minderung der antibakteriellen Wirksamkeit kommen kann.


Isotretinoin

Kurz vor, während und kurz nach einer Akne-Behandlung mit Isotretinoin ist von einer Behandlung mit Udima 100 mg Abstand zu nehmen, da beide Arzneimittel in seltenen Fällen vorübergehende Drucksteigerungen in der Schädelhöhle (Pseudotumor cerebri) bewirken können.


Theophyllin

Bei gleichzeitiger Einnahme von Theophyllin und Tetracyclinen können vermehrt Magen-Darm-Beschwerden auftreten.


Blutzuckersenkende und gerinnungshemmende Arzneimittel

Udima 100 mg kann die Wirkung von oralen Sulfonylharnstoff-Antidiabetika und Antikoa­gulanzien vom Cumarin-Typ verstärken.


Ciclosporin A

Die schädigende Wirkung von Ciclosporin A wird durch Doxycyclin verstärkt. Da Udima 100 mg zur gleichen Stoffklasse gehört, kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wechselwirkung auch mit Udima 100 mg auftritt.


Methotrexat

Bei gleichzeitiger Anwendung kann die schädigende Wirkung von Methotrexat verstärkt werden.


Methoxyfluran und andere nierenschädigende Arzneimittel

Die gemeinsame Verabreichung von Udima 100 mg mit einer Methoxyfluran-Narkose oder anderen Stoffen, die die Niere schädigen können, kann zu Nierenversagen führen.


Die in Milch und Milchprodukten enthaltenen Calcium-Salze beeinträchtigen die Aufnah­me von Minocyclin. Deshalb ist Udima 100 mg ca. 2 bis 3 Stunden vor oder nach der Ein­nahme von Milch und Milchprodukten einzunehmen.


Bei ständigem Alkoholmissbrauch kann der Abbau von Minocyclin in der Leber beschleu­nigt sein (sog. Enzyminduktion), so dass unter üblicher Dosierung keine wirksamen Mino­cyclin-Blutspiegel erreicht werden.


Hinweis:

Es ist nicht auszuschließen, dass unter der Therapie mit Udima 100 mg in seltenen Fällen die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkung von hormonellen Kontrazeptiva in Frage gestellt sein kann. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonelle empfäng­nisverhütende Maßnahmen anzuwenden.


Störung von Laboruntersuchungen:

Der Nachweis von Harnzucker, -eiweiß und Urobilinogen sowie der Nachweis von Kate­cholaminen im Urin kann durch Einnahme von Udima 100 mg gestört werden.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Säuglingen und Kindern bis zum 8. Lebensjahrdürfen Tetrazykline nur bei vitaler Indikation angewendet werden, da bei Feten vom 4. Lebensmonat an, beiSäuglingenund Kindern bis zum 8. Lebensjahr durch die Ein­lagerungvonTetrazyklinenZahnverfärbungen, Zahnschmelzdefekte und eine Verzöge­rung des Knochenwachstums auftreten können.

Minocyclin ist plazentagängig und erscheint in der Muttermilch. Die Konzentration in der Muttermilch beträgt etwa 50 - 100 % der mütterlichen Plasmakonzentration.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Udima 100 mg kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass z.B. die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zu­sammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zu Grunde gelegt:

Sehr häufig (1/10)

Häufig (1/100 bis 1/10)

Gelegentlich (1/1.000 bis 1/100)

Selten (1/10.000 bis 1/1.000)

Sehr selten (1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).


Magen-Darm-Trakt

Während der Behandlung mit Minocyclin treten häufig gastrointestinale Störungen auf in Form von Sodbrennen, Magendruck, Erbrechen, Meteorismus, Fettstühlen und leichten Diarrhöen. Die Einnahme der Substanz nach oder mit den Mahlzeiten kann diese unerwünschten Wirkungen zu einem gewissen Grad reduzieren; die Resorptionsquote wird dadurch nur unwesentlich beeinträchtigt. Milchprodukte und Antazida sind zu vermeiden, da sie durch Tetracyclin-Calcium-Chelatbildung (Komplexbildung) die Resorption hemmen können.


Ebenfalls häufig treten Nebenwirkungen auf, die den gesamten gastrointestinalen Trakt betreffen können, wie beispielsweise Stomatitis, Glossitis (schwarze Haarzunge), Ösophagitis und Pruritus ani (kolo-genito-anorektales Syndrom).


Unter einer Therapie mit Minocyclin kann es durch Selektion zu einer Candida-Besiedelung der Schleimhäute (insbesondere der Mund- und Darmschleimhäute) kommen mit Symptomen wie Mund- und Rachenschleimhautentzündung (Glossitis, Stomatitis) sowie Pruritus ani.


Sehr selten wurden Heiserkeit und Schluckbeschwerden beobachtet.


Bei gastro-ösophagealem Reflux und ösophagealer Passagebehinderung wurden Ösophagealulzera durch haftende Kapseln oder Tabletten ausgelöst. Daher sollten Tetrazykline nicht abends vorm Schlafengehen und nicht im Liegen eingenommen werden. Außerdem sollte nach der Einnahme mit viel Flüssigkeit nachgespült werden.


Beim Auftreten von schweren und anhaltenden Durchfällen während oder nach der Therapie sollte der Arzt verständigt werden, weil sich dahinter eine ernstzunehmende Darmerkrankung (pseudomembranöse Enterokolitis) verbergen kann, die sofort behandelt werden muss.


Nervensystem

Unter einer Therapie mit Minocyclin treten signifikant häufiger zentralnervöse Nebenwirkungen auf als bei anderen Tetrazyklinen. Dabei kommt es vorwiegend durch Vestibularistoxizität zu Symptomen wie Schwindel, Übelkeit, Ataxie und Müdigkeit. Man nimmt an, dass aufgrund der hohen Lipophilie von Minocyclin eine selektive Anreicherung im ZNS stattfindet. Frauen weisen höhere Serumspiegel auf als Männer und sind daher häufiger von diesen Nebenwirkungen betroffen.


Selten wird eine intrakranielle Drucksteigerung (Pseudotumor cerebri) beobachtet, die nach Beendigung der Therapie reversibel ist. Sie äußert sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und möglicherweise durch ein Papillenödem.


Eine Myasthenie kann durch Tetracycline verstärkt werden.


Sinnesorgane

Gelegentlich ist eine vorübergehende Myopie unter Einnahme von Tetrazyklinen beobachtet worden.


Pigmentablagerungen in der Konjunktiva des Auges (konjunktivale Zysten) wurden unter Minocyclin-Therapie beschrieben.


Haut und Hautanhangsgebilde

AllergischeHautreaktionenaufMinocyclin treten häufig auf (siehe den Abschnitt Überemp­findlichkeitserscheinungen). Unter Sonneneinstrahlung kann es zu phototoxischen Reak­tionen der belichteten Hautareale kommen mit Erythem, Hautödem, Blasenbildung und seltener auch mit Nagelablösung und -verfärbung. Sonnenbaden im Freien oder in Sola­rien sollte daher während einer Therapie mit Minocyclin vermieden werden.


Im Bereich vorausgegangener entzündlicher Hautveränderungen können bei Langzeit­therapie mit Minocyclin blaugraue Hyperpigmentierungen auftreten. Nach längerer hoch­dosierter Therapie mit Minocyclin sind sehr selten schwärzliche Verfärbungen der Nägel beschrieben worden.


Unter einer Therapie mit Minocyclin kann es durch Selektion zu einer Candida-Besiedelung der Haut oder Schleimhäute kommen.


Blut und Blutkörperchen

Selten können wie bei jeder Tetracyclin-Therapie folgende Veränderungen im Blut ausgelöst werden, die reversibel sind: Leukopenien, Thrombopenien, Anämien, Leukozytosen, Eosinophilie, atypische Lymphozyten und toxische Granulationen der Granulozyten. Diese Nebenwirkungen treten vorwiegend bei Langzeittherapie auf.


Bei Vorliegen eines tubulären Nierenschadens kann es zu Hypokaliämie und Hypophos­phatämie kommen.


Nieren und Harnwege

Gelegentlich manifestieren sich Nierenschäden durch pathologische Sedimentbefunde und Retention harnpflichtiger Substanzen.


Als Komplikation eines tubulären Schadens kann es zu Hypokaliämie und Hypophos­phatämie kommen.


Unter einer Therapie mit Minocyclin kann es durch Selektion zu einer Candida-Besiedelung des Genitaltraktes kommen mit akuten Entzündungen der äußeren Geschlechtsorgane und der Scheide bei der Frau (Vulvovaginitis) sowie Pruritus ani.


Vor Beginn und wöchentlich während einer Therapie mit Tetracyclinen sollte das Serumkreatinin bestimmt werden.


Leber- und Gallenwege

Bei Überdosierungen besteht die Gefahr einer Pankreatitis und von Leberschäden. Beschrieben wurden vorwiegend Fettleber und Leberzellnekrosen bis hin zur reaktiven Hepatitis.


Bei Langzeitanwendung (d.h. mehr als 21 Tage) sollten regelmäßig Blut-, Nieren- und Leberuntersuchungen durchgeführt werden.


Überempfindlichkeitserscheinungen

Allergische Reaktionen unter Minocyclin sind häufig beobachtet worden. Dazu gehören generalisierte Exantheme, Erytheme, Hautjucken, Urtikaria und Asthma, seltener Angio­ödem, Erythema exsudativum multiforme, fixes Arzneimittelexanthem an den Genitalien undanderenKörperregionenund eine Serumkrankheit-ähnliche Reaktion mit Fieber, Kopf­schmerzen und Gelenkschmerzen.


Weiterhin ist über eosinophile Lungeninfiltrate, Perikarditis sowie über eine Verschlim­merung eines systemischen Lupus erythematodes berichtet worden.


Schwere akute Überempfindlichkeitserscheinungen sind selten möglich. Sie können sich äußern als: Gesichtsödem, Zungenschwellung, innere Kehlkopfschwellung mit Einengung der Luftwege, Herzjagen, Luftnot, (Atemnot), Blutdruckabfall bis hin zu bedrohlichem Schock. Beim Auftreten dieser Erscheinungen ist unter Umständen sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.


Selten ist im zeitlichen Zusammenhang mit einer Minocyclin-Therapie über schwere Hauterscheinungen mit lebensbedrohlichen Allgemeinreaktionen (wie z.B. exfoliative Der­matitis, Stevens-Johnson-Syndrom) berichtet worden.

Innerhalb der Tetracyclin-Gruppe besteht eine komplette Kreuzallergie.


Sonstige Nebenwirkungen

In einem Fall wurde das Auftreten eines Tonsillenkarzinoms unter Langzeittherapie mit Minocyclin beschrieben.


Bei Verabreichung von Minocyclin an Kinder unter 8 Jahren ist gelegentlich eine irrever­sible Zahnverfärbung und Zahnschmelzschädigung sowie eine reversible Knochenwachs­tumsverzögerung beobachtet worden.


Auch bei Erwachsenen sind nach längerer hochdosierter Therapie mit Minocyclin gelegentlich schwärzliche Verfärbungen von Zähnen, Nägeln, Knochen und der Schild­drüse beschrieben worden.


4.9 Überdosierung

Minocyclin ist bei einmaliger oraler Aufnahme in mehrfachen therapeutischen Dosen nicht akuttoxisch.AkuteMinocyclin-Intoxikationensindinder Literatur bisher nicht beschrieben. Bei Überdosierung besteht jedoch die Gefahr von parenchymatösen Leber- und Nieren­schädigungen sowie einer Pankreatitis.


Bei einer oralen Überdosis von Minocyclin sollte durch Induktion von Erbrechen oder Ma­genspülung versucht werden, die noch nicht resorbierten Anteile der Substanz aus dem Magen zu entfernen. Die noch verbleibenden Reste von Minocyclin können durch Gabe von Antazida oder Calcium- und Magnesium-Salzen zu nicht resorbierbaren Chelatkomp­lexen gebunden werden. Minocyclin ist nicht ausreichend dialysabel, so dass eine Hämo- oder Peritonealdialyse wenig effektiv ist.



5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Minocyclin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline.


ATC-Code: J01AA08


Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Minocyclin beruht auf einer Hemmung der Proteinbiosynthese durch reversible Blockade der Bindungsstelle der Aminoacyl-t-RNS an der 30S-Untereinheit des Ribosoms, wodurch die Elongation der Peptidkette unterbrochen wird. Hieraus resultiert eine vorwiegend bakteriostatische Wirkung.


Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik

Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus AUC (Area under the curve, Fläche unterhalb der Konzentrations-Zeit-Kurve) und der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.


Resistenzmechanismen

Eine Resistenz gegenüber Minocyclin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:

Es besteht eine weitgehende Kreuzresistenz von Minocyclin mit anderen Tetracyclinen. Tetracyclin-intermediäre/-resistente Stämme können empfindlich gegenüber Minocyclin sein.


Grenzwerte

Die Testung von Minocyclin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:

EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte


Erreger

Sensibel

Resistent

Staphylococcus spp.

0,5 mg/l

> 1 mg/l

Streptococcus spp.
(Gruppen A, B, C, G)

0,5 mg/l

> 1 mg/l

Streptococcus pneumoniae

0,5 mg/l

> 1 mg/l

Haemophilus influenzae

1 mg/l

> 2 mg/l

Moraxella catarrhalis

1 mg/l

> 2 mg/l

Neisseria gonorrhoeae

0,5 mg/l

> 1 mg/l

Neisseria meningitidis

1 mg/l

> 2 mg/l


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls aufgrund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Minocyclin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwie­genden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Minocyclin anzustre­ben.


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: Dezember 2009):


Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe grampositive Mikroorganismen

Actinomyces israelii °

Listeria monocytogenes ° 1

Staphylococcus aureus (inkl. Methicillin-resistenter Stämme)

Tropheryma whippelii °

Aerobe gramnegative Mikroorganismen

Bartonella henselae °

Borrelia burgdorferi °

Burkholderia cepacia ° 2

Burkholderia mallei °

Burkholderia pseudomallei °

Brucella spp. °

Francisella tularensis °

Haemophilus influenzae

Moraxella catarrhalis

Pasteurella multocida °

Vibrio parahaemolyticus °

Yersinia enterocolitica °

Anaerobe Mikroorganismen

Propionibacterium acnes °

Andere Mikroorganismen

Chlamydia trachomatis °

Chlamydophila pneumoniae °

Chlamydophila psittaci °

Ehrlichia spp. °

Leptospira spp. °

Mycoplasma hominis °

Mycoplasma pneumoniae °

Rickettsia spp. °

Treponema pallidum °

Ureaplasma urealyticum °

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe grampositive Mikroorganismen

Staphylococcus epidermidis

Staphylococcus haemolyticus

Staphylococcus hominis

Streptococcus agalactiae +

Streptococcus pneumoniae 3

Aerobe gramnegative Mikroorganismen

Campylobacter jejuni °

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe gramnegative Mikroorganismen

Proteus spp.

Pseudomonas aeruginosa


Die angegebenen Kategorisierungen basieren auf Daten zu Doxycyclin und Tetracyclin.

° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

$Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.

+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.

Nur bei Penicillinallergie

1Minocyclin ist nur zur Therapie okuloglandulärer oder kutaner Listeriosen bei Penicillinallergie geeignet.

2Bei Isolaten von Patienten mit zystischer Fibrose wurden Resistenzraten von
> 50% berichtet.

3Minocyclin ist nicht Mittel der Wahl zur Therapie der Pneumokokken-Pneumonie und systemischer Pneumokokken-Infektionen.

Minocyclin ist nicht Mittel der Wahl bei Infektionen durch Escherichia coliund andere Enterobacteriaceae-Spezies.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Nach oraler Applikation wird Minocyclin aus dem oberen Teil des Dünndarms fast vollständig resorbiert. Relevante Plasmaspiegel werden bereits nach 30 Minuten erreicht; maximale Plasmaspiegel von 2 - 3 mg/l liegen bei oraler Anwendung nach 1 - 2 Stunden vor (nach einer Einzeldosis von 100 mg). Nach einer einmaligen intravenösen Dosis von 200 mg Minocyclin werden Spitzenkonzentrationen im Plasma von 4 - 7 mg/l erreicht. Mit einer einmaligen Gabe von 200 mg per os werden Serumspiegel von ca. 4 mg/l nach 1 Stunde und noch ca. 1,4 mg/l nach 12 Stunden gemessen.

Die Plasmahalbwertszeit beträgt beim gesunden Menschen ca. 14 - 22 Stunden; sie kann bei eingeschränkter Nierenfunktion gering, bei Lebererkrankungen erheblich verlängert sein. Die Proteinbindung von Minocyclin beträgt 70 - 75 %.

Die Verteilung erfolgt rasch im gesamten Organismus. Hohe Gewebekonzentrationen werden insbesondere in der Gallenblase und in der Leber erreicht.

Die Penetration der Substanz durch die Meningen ist verglichen mit anderen Tetrazykli­nen gut: Es werden Liquorspiegel erreicht, die bei entzündeten Meningen 25 - 30 - (50) % der Plasmaspiegel betragen können.

Minocyclin wird im menschlichen Organismus zu etwa 50 % zu inaktiven Abbauprodukten metabolisiert. Die Elimination der aktiven Anteile erfolgt im Wesentlichen über den Darm (über die Galle und durch direkte Sekretion aus dem Blut in das Lumen des Darmtraktes) und zu einem geringen Anteil über die Nieren (etwa 10 - 15 %).


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Akute Toxizität
S. Ziffer 4.9 Überdosierung


Chronische Toxizität
In Untersuchungen zur chronischen Toxizität an verschiedenen Tierspezies wurden eine Vergrößerung und Verfärbung der Schilddrüse sowie gelbe Verfärbung der Zähne und Knochen beobachtet.


Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial
Minocyclin ist bezüglich mutagener Wirkungen nur in einem Chromosomenmutagenitäts­test in vitro mit negativem Ergebnis geprüft worden.

In einer Langzeituntersuchung an der Ratte wurden vermehrt benigne Thyroidhyperpla­sien beobachtet.


Reproduktionstoxizität
Ausgedehnte Tierversuche an Ratten und Kaninchen ergaben keine Hinweise auf terato­gene Effekte.
Beobachtungen an Patientinnen mit chronischer Bronchitis, die unter einer Langzeitthera­pie mit Tetracyclinen gesunde Kinder zur Welt brachten liegen vor. Gelegentlich werden in Einzelkasuistiken kindliche Missbildungen mit der Einnahme von Tetracyclin-Derivaten in Verbindung gebracht. So wurde 1977 von einer 33jährigen Primipara berichtet, die unter Therapie einer Akne mit Clomocyclin schwanger wurde; ihr Neugeborenes wies multiple Skelettabnormitäten auf sowie mangelhafte Muskelentwicklung, Herzvergrößerung, geni­tale Hypoplasie und Klumpfüße. Weiterhin wurde von einer Patientin berichtet, die in der Frühschwangerschaft kurzfristig Tetracycline erhalten hatte; sie wurde von einem Kind entbunden mit bilateraler Deformität der Hände.

Auch wenn die genannten Einzelbeobachtungen keine endgültigen Aussagen bezüglich der teratogenen Eigenschaften der Tetracycline zulassen, sollte ihr Einsatz in der Gravi­dität nur unter strenger Indikationsstellung erfolgen (auch im Hinblick auf die Gefahr der Leberschädigung bei der Mutter und der Zahn- und Knochenschädigung des Kindes).



6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Maisstärke

Magnesiumstearat

Gelatine

Titandioxid (E171)


6.2 Inkompatibilitäten

Minocyclin kann mit 2- und 3-wertigen Kationen Chelate bilden, die im Magen-Darm-Trakt nicht resorbiert werden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

In der Originalverpackung lagern, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Blisterstreifen aus Aluminium- und Kunststofffolie in Packungen zu

10 Kapseln N1

20 Kapseln N2

50 Kapseln N3


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.



7. Inhaber der Zulassung

Dermapharm AG

Lil-Dagover-Ring 7

82031 Grünwald

Tel.: 089/64186-0

Fax: 089/64186-130




8. Zulassungsnummer

37654.00.00



9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

06.01.1998 / 10.02.2003



10. Stand der Information

Februar 2010



11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

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