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Vancomycin 1000

Document: 24.04.2013   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Vancomycin 500, 500 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

Vancomycin 1000, 1000 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 Durchstechflasche enthält 500 mg bzw. 1000 mg Vancomycin (als Hydrochlorid).


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM

Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung.

Feines weißes Pulver mit rosa bis braunem Glimmer.


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete

Die parenterale Gabe ist zu beschränken auf schwere Infektionen, die durch grampositive, Vancomycin-empfindliche und gegen andere Antibiotika resistente Bakterien verursacht sind (wie z.B. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, Koagulase-negative Staphylokokken und Enterokokken, siehe Abschnitt 5.1), und auf Patienten mit einer Al­lergie gegen Betalactam-An­tibi­otika:


Eine durch Enterokokken, Streptococcus viridans oder Streptococcus bovis verursachte Endocarditis sollte mit einer Kombination aus Vancomycin und einem Aminoglykosid behandelt werden.


Die offiziellen Richtlinien für die richtige Anwendung antibakterieller Wirkstoffe sollten beachtet werden.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung sollte individuell unter Berücksichtigung von Körpergewicht, Alter und Nierenfunktion angepasst werden.

Folgende Dosierungen werden empfohlen:


(Nicht intramuskulär anwenden, siehe Abschnitt 4.4.)


Patienten mit normaler Nieren­funktion

- Kinder ab 12 Jahre und Er­wachsene -

Die übliche intravenöse Dosis beträgt 500 mg alle 6 Stunden oder 1 g alle 12 Stunden.


- Ältere Patienten -

Die natürliche Abnahme der glomerulären Filtrationsrate mit zunehmendem Lebensalter kann zu erhöhten Vancomycinserumkonzentrationen führen, wenn die Dosis nicht angepasst wird (s. Do­sierungstabelle bei ein­geschränkter Nierenfunk­tion).


- Kinder (unter 12 Jahre) -

Die übliche intravenöse Tages­dosis beträgt 40 mg/kg Körper­gewicht, meistens verteilt auf 4 Einzelgaben, d. h. 10 mg/kg Körpergewicht alle 6 Stunden. Das infundierte Flüssigkeitsvolumen muss als Teil der Gesamtflüssigkeitsaufnahme des Kindes berücksichtigt werden.


- Säuglinge und Neugeborene -

Für junge Säuglinge und Neu­ge­borene kann die Dosis ge­rin­ger sein. Die folgende Dosierung wird empfohlen:

Alter

Dosierung

0 - 7 Tage

Anfangsdosis 15 mg/kg Körpergewicht, gefolgt von Erhaltungsdosen von 10 mg/kg alle 12 Stunden

7 - 30 Tage

Anfangsdosis 15 mg/kg Körpergewicht, gefolgt von Erhaltungsdosen von 10 mg/kg alle 8 Stunden

Eine Über­wachung der Se­rumkon­zentra­tionen kann nötig sein.


Bei intravenöser Anwendung ist Vancomycin nicht wirksam zur Behandlung der Enterocolitis.


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Bei Patienten mit eingeschränk­ter Nierenfunktion muss die Do­sis der Ausscheidungsleistung angepasst werden. Eine Bestim­mung der Vancomycin-Serum­konzentrationen kann dazu - beson­ders bei schwerkranken Patienten mit wechselnder Nie­renleistung - hilfreich sein.


Für die meisten Patienten mit eingeschränkter Nieren­funkti­on kann die folgende Tabelle be­nutzt werden. Die Kreatinin-Clearance kann bestimmt bzw. näherungsweise ermittelt wer­den. Die Van­comycin-Gesamt­tagesdosis (in mg) beträgt ca. 15mal die glomeruläre Filtrati­onsrate (in ml/min).


Die Initialdosis sollte mindestens 15 mg/kg be­tra­gen.


Dosierungstabelle für Erwachsene mit eingeschränkter Nierenfunktion

Kreatinin-Clearance

(ml/min)

Vancomycin-Folge­dosen

(% der Initial­dosis)

größer als 100

100

90

90

80

80

70

70

60

60

50

50

40

40

30

30

20

20

10

10


Patienten mit Anurie (mit praktisch nicht vorhande­ner Nieren­funktion sollten eine Dosis von 15 mg/kg zum Erreichen thera­peutischer Serum­konzen­tratio­nen erhalten. Die Er­haltungsdosen betragen 1,9 mg/kg/24 Std. Bei erwachse­nen Patienten mit stark einge­schränkter Nierenfunktion kann zur Vereinfachung statt der täg­lichen Dosis eine Erhal­tungsdo­sis von 250 bis 1000 mg in Ab­ständen von mehreren Tagen gegeben wer­den.


Dosierung bei Hämodialyse

Bei Patienten ohne Nierenfunk­tion, auch mit regelmäßiger Hämodialyse, ist auch folgende Dosie­rung möglich:

Sättigungsdosis 1000 mg, Er­haltungsdosis 1000 mg alle 7 - 10 Tage.


Werden bei der Hämodialyse Polysulfonmembranen ver­wen­det ("high flux dialysis"), ver­kürzt sich die Halb­werts­zeit von Vancomycin. Bei Pati­enten, die regelmäßig hämodia­lysiert wer­den, kann eine zu­sätzliche Er­haltungsdosis erfor­derlich sein.


Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:

Für Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.


Überwachung der Vancomycin-Serumkonzentrationen:

Die Serumkonzentration von Vancomycin sollte am 2. Tag der Behandlung unmittelbar vor Verabreichung der nächsten Dosis und eine Stunde nach der Infusion überprüft werden. Therapeutische Vancomycin-Konzentrationen im Blut sollten eine Stunde nach Ende der In­fusion zwischen 30 und 40 mg/l (maximal 50 mg/l) liegen, die Talspiegel (unmittel­bar vor der nächsten Gabe) zwischen 5 und 10 mg/l.

Die Serumkonzentration sollte normalerweise zwei- bis dreimal pro Woche überprüft werden.


Art der Anwendung

Intravenöse Infusion:

Parenteral darf Vancomycin nur als langsame i.v. Infusion (nicht mehr als 10 mg/min, Einzeldo­sen auch von weniger als 600 mg über mindestens 60 min) und in ausreichender Verdünnung (min­destens 100 ml pro 500 mg bzw. min­de­stens 200 ml pro 1 g) gegeben wer­den.

Patienten, bei denen die Flüs­sigkeitsaufnahme einge­schränkt werden muss, kann auch eine Lösung von 500 mg/50 ml bzw. von 1 g/100 ml gegeben wer­den. Bei dieser höheren Kon­zentration kann das Risiko infu­sionsbe­dingter Erscheinungen erhöht sein.


Hinweise zur Zubereitung der Infusionslösung, siehe 6.6.


Dauer der Anwendung

Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Schwere der In­fektion sowie nach dem klini­schen und bakteriologi­schen Verlauf.


4.3 Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.


Zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit, siehe 4.6.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Warnhinweise:

Bei akuter Anurie sowie bei Vorschädi­gung des Cochlearapparates darf Vancomycin nur bei vitaler Indi­kation infundiert werden.


Bei schweren akuten Überempfind­lichkeitsreaktionen (z. B. Ana­phylaxis) muss die Behandlung mit Vancomycin 500 / 1000 sofort ab­ge­brochen werden und die übli­chen entsprechenden Not­fallmaßnahmen (z. B. Antihi­staminika, Kortikosteroide, Sympathomime­tika und ggf. Beat­mung) müssen ein­geleitet werden.

Beim Auftreten von Krämpfen sollte die Behandlung beendet werden.


Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und älteren Patienten sowie bei gleichzeitiger Anwendung anderer oto- oder nephrotoxischer Substanzen (z.B. Aminoglykoside) müssen regelmäßig die Nieren- und Gehörfunktion überprüft und die Vancomycin-Serumkonzentrationen überwacht werden.


Vancomycin ist ototoxisch. Daher sollte seine Anwendung bei Patienten mit Gehörschäden vermieden werden. Wenn Vancomycin für solche Patienten notwendig ist, sollte eine niedrigere Dosis in Betracht gezogen werden. Blutspiegel sollten regelmäßig bestimmt und die Dosis entsprechend festgelegt werden. Einer beginnenden Taubheit kann ein Tinnitus vorausgehen. Das Risiko von Gehörschädigungen ist bei älteren Patienten größer.


Vorsichtsmaßnahmen:

Bei mit Vancomycin behandelten Patienten wurden Fälle von reversibler Neutropenie beschrieben. Bei allen mit Vancomycin behandelten Patienten sollten regelmäßig Blut- und Urinuntersuchungen sowie Leber- und Nierenfunktionstests durchgeführt werden. Insbesondere bei Patienten, die über längere Zeit mit Vancomycin behandelt werden sowie bei Patienten, die gleichzeitig Neutropenie-verursachende Substanzen erhalten, ist eine regelmäßige Kontrolle der Leukozyten empfohlen.


Pädiatrische Anwendung: Vancomycin sollte bei Frühgeborenen und bei Kindern wegen ihrer noch nicht voll ausgebildeten Nierenfunktion und des möglichen Anstiegs der Serumkonzentrationen der Substanz mit besonderer Vorsicht angewendet werden. Die Blutkonzentrationen von Vancomycin sollten aus diesem Grund sorgfältig überwacht werden.


Eine Langzeitanwendung von Vancomycin kann ein Überwuchern von resistenten Bakterienstämmen verursachen. Eine engmaschige Überwachung des Patienten ist wichtig.


Vancomycin darf wegen des Nekroserisikos nur als intravenöse Injektion verabreicht werden. Das Risiko von venösen Irritationen wird minimiert, wenn das Präparat in Form einer verdünnten Infusion (2,5 - 5 g/l) verabreicht und die Injektionsstelle gewechselt wird.


Vancomycin sollte als verdünnte Lösung über eine Zeit von nicht weniger als 60 Minuten infundiert werden, um mit schneller Infusion verbundene Reaktionen zu vermeiden. Die Beendigung der Infusion führt in der Regel zu einem prompten Abklingen der Reaktionen.


Anästhesie: Die Anwendung von Anästhetika während der Vancomycin-Infusion kann verschiedene Störungen hervorrufen, darunter Hypotonie, Erytheme, Urtikaria sowie anaphylaktische Reaktionen. Diese Erscheinungen lassen sich vermeiden, wenn man die Vancomycin-Infusion mindestens 60 Minuten vor Einleitung der Anästhesie verabreicht.


Die Sicherheit und Wirksamkeit von intrathekal verabreichtem Vancomycin ist nicht hinreichend belegt.


Bei fast allen antibakteriellen Substanzen einschließlich Vancomycin kann eine pseudomembranöse Colitis auftreten, die leicht bis lebensbedrohlich verlaufen kann. Diese Diagnose muss bei Patienten bedacht werden, bei denen im Zuge einer Anwendung von Vancomycin Durchfälle auftreten. Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sind kontraindiziert.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Vancomycin / andere potentiell nieren- bzw. gehör­schädi­gende Medikamente

Eine gleichzeitige oder aufein­anderfolgende Gabe von Van­comycin und anderen potentiell oto- oder nephrotoxischen Me­dikamenten kann die Oto- und/oder Nephrotoxizität ver­stärken. Beson­ders bei gleich­zeitiger Gabe von Aminoglyko­siden ist eine sorgfältige Über­wachung notwendig. In diesen Fällen ist die Maximal­dosis von Vancomycin auf 500 mg alle 8 Stunden zu begrenzen.


Vancomycin / Narkosemittel

Es gibt Berichte, dass die Häu­figkeit der im zeitlichen Zu­sammenhang mit der intrave­nösen Vancomycin-Infusion möglichen Nebenwirkungen (wie z. B. Hypotonie, Haut­rö­tung, Erythem, Nesselsucht und Juckreiz) bei gleichzei­tiger Gabe von Van­comycin und Narkosemitteln zunimmt. Um diese Erscheinungen zu vermeiden, sollte Vancomycin mindestens 60 Minuten vor Einleitung der Anästhesie verabreicht werden.


Vancomycin / Muskelrelaxantien

Wird Vancomycin während oder unmittelbar nach Opera­tionen verabreicht, kann bei gleichzei­tiger Anwendung von Muskel­relaxantien (wie z. B. Suc­cinyl­cholin) deren Wirkung (neuro­muskuläre Blockade) verstärkt und ver­längert sein.


Vancomycin/hormonale Kontrazeptiva

Vancomycin kann die Wirksamkeit hormonaler Kontrazeptiva negativ beeinflussen.


4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine ausreichenden Daten zu einer Anwendung von Vancomycin bei Schwangeren vor. Tierversuche haben keine Hinweise auf Missbildungen ergeben, sie sind jedoch unzureichend im Hinblick auf die Beurteilung von Effekten auf Schwangerschaft, Geburt und postnatale Entwicklung (siehe Abschnitt 5.3). Vancomycin sollte daher bei schwangeren und stillenden Frauen nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.


Vancomycin geht in die Muttermilch über. Beim Säug­ling kann es zu Störungen der Darmflora mit Durchfällen, Sprosspilzbesied­lung und mögli­cherweise auch zu einer Sensi­bilisierung kom­men.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Vancomycin 500 / 1000 hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen.


4.8 Nebenwirkungen

Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen sind Phlebitis und pseudoallergische Reaktionen im Zusammenhang mit einer zu schnellen intravenösen Infusion von Vancomycin. Die Reaktionen klingen im Allgemeinen innerhalb von 20 Minuten bis 2 Stunden nach Absetzen der Infusion ab.


Organ Klasse

unbekannte Häufigkeit

Häufig

(≥1/100 bis <1/10)

Gelegentlich

(≥1/1.000 bis <1/100)

Selten

(≥ 1/10.000 bis

< 1/1.000)

Sehr selten

(< 1/10.000)

Infektionen und parasitaere Erkrankungen


Orale Kandidose




Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Leukopenie



Thrombocyto­penie, Neutro­penie, Agra­nu­locyto­se, Eosino­philie


Erkrankungen des Immunsystems




Anaphylak­tische Reaktionen


Erkrankungen des Nervensystems

Parästhesie, Somnolenz, Krämpfe, Kopfschmerz, Tremor





Augen­erkran­kungen





Transienter (bis zu 10 Std.) starker Tränenfluss

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths



Transienter oder permanenter Hörverlust

Tinnitus, Vertigo


Herzerkrankungen





Herzstillstand

Gefäß­erkran­kungen


Hypotonie



Vaskulitis

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums


Dyspnoe, Atem­geräusche




Erkrankungen des Gastro­intestinal­trakts




Übelkeit

Pseudomem­bra­nöse Entero­kolitis

Leber- und Gallen­er­kran­kungen




Ikterus


Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes


Exanthem und Schleim­haut­entzün­dung, Pruritus, Nessel­sucht



Exfoliative Dermatitis, Stevens-Johnson Syndrom, Lyell- Syndrom, IgA-induzierte blasige Dermatose

Erkrankungen der Nieren und Harnwege


Nieren­insuffizienz manifestiert primär durch erhöhte Serum­kreatinin oder Serum-Harnstoff­konzentration


Interstitielle Nephritis, akutes Nieren­ver­sa­gen


Allgemeine Erkran­kungen und Be­schwer­den am Ver­ab­reichungs­ort


Phlebitis, Rötung von Oberkörper und Gesicht. Schmerzen in Brust- und Rücken­musku­latur


Drug fever, shivering


Untersuchungen




Erhöhte Leber­enzyme



Eine zu rasche Infusion kann eine Rötung des Oberkörpers (Rothals-Syndrom) oder Schmerzen in Brust- und Rücken­musku­latur verursachen


Wenn eine bullöse Störung vermutet wird, sollte die Behandlung abgesetzt und eine dermatologische Begutachtung durchgeführt werden.


Ototoxizität wurde vor allem bei Patienten beobachtet, die hohe Dosen oder gleichzeitig andere ototoxische Arzneimittel erhielten, oder die eine bereits bestehende Beeinträchtigung der Nierenfunktion oder des Gehörs hatten.


4.9 Überdosierung

Berichte über Toxizität durch Überdosierung von Vancomycin liegen vor: Bei einem zweijährigen Kind führte die intravenöse Gabe von 500 mg zu einer letalen Vergiftung. Die Verabreichung von 56 g innerhalb von 10 Tagen führte bei einem Erwachsenen zu Niereninsuffizienz.

Bei be­stimmten Risikokonstellationen (z. B. bei stark eingeschränkter Nierenfunktion) kann es zu ho­hen Serumkonzentrationen und zu ototoxi­schen und nephro­toxi­schen Effekten kommen.


Maßnahmen bei Überdosierung:


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Glykopeptid-Antibiotika

ATC-Code: J01XA01


Vancomycin ist ein bakterizid wirkendes Antibiotikum, das aus Amycolatopsis orientalis, früher Nocardia orientalis, iso­liert wurde. Chemisch ist es ein Glykopeptid, in dem 2 chlo­rierte Tyrosine, 3 substi­tuierte Phe­nylglycine, Glucose, ein Amino­zucker (Vancosamin), N-Me­thylleucin und Asparagin­säu­reamid miteinander ver­knüpft sind. Vancomycin wirkt bak­teri­zid auf proliferierende Keime, indem es die Zell­wandbiosyn­these hemmt.


Außerdem beeinträchtigt es die Permeabilität der Bakterien­zellmembran und die RNS-Syn­these. Es besteht keine Kreuz­resistenz zwischen Van­comycin und anderen Antibio­tika. Allerdings ist eine partielle Kreuzresi­stenz mit anderen Glykopeptid-Antibiotika wie z.B. Teicopla­nin möglich, z.B. bei Enterokokken.


Vancomycin hat ein schmales Wirkspektrum. Als empfindlich sind vor allem grampositive aerobe und anaerobe Erreger - mit Ausnahme von Bacteroides - anzusehen. Eine sekundäre Resistenzent­wicklung unter der Therapie ist selten.


Synergismus

Die Kombination von Van­comy­cin mit einem Aminogly­kosid wirkt gegen viele Stämme von Staphylococcus aureus, nicht-enterokokkale D-Streptokokken, Enterokokken und Streptokok­ken der Viri­dans-Gruppe syner­gistisch. Die Kombination von Vancomycin mit einem Cepha­losporin wirkt gegen bestimmte oxa­cillinresistente Staphylococcus epidermidis-Stämme synergi­stisch, und die Kombination von Vancomycin mit Rifampicin wirkt gegen Staphylo­coccus epidermidis syner­gistisch, gegen einige Staphylococcus aureus-Stämme teilweise syn­ergi­stisch. Da Vancomycin in beiden Fällen auch anta­gonistisch wirken kann, ist eine vorherige Synergismus-Testung sinn­voll.


Empfindlichkeitsbestimmung

Bei Anwendung der Reihenverdünnungsmethode gelten folgende Richtwerte (EUCAST, 2004):

Staphylococcus spp., Enterococcus spp., nicht spezies-spezifische Grenzwerte:


S ≤ 4 mg/l; R > 8 mg/l

Streptococcus spp.:

S ≤ 4 mg/l; R > 4 mg/l


Wirkspektrum

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich.


Üblicherweise empfindliche Spezies:

Staphylococcus spp.

Streptococcus pneumoniae

Streptococcus spp.

Enterococcus spp.

Corynebacterium spp.

Clostridium difficile

Spezies, bei denen die erworbene Resistenz ein Problem darstellen kann:

In manchen Ländern sind zu­nehmende Resistenzen, vor al­lem bei Enterococcus faecium, zu beobachten. Besonders be­sorgniserregend sind multiresi­stente Stämme von Enterococ­cus faecium.

Natürlicherweise resistente Spezies:

Gram-negative Bakterien


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Vancomycin verteilt sich nach i.v. Gabe in fast allen Gewe­ben. In Pleura-, Perikard-, Aszi­tes- und Synovial­flüssigkeit sowie im Herzmuskel und in den Herz­klappen werden ähn­lich hohe Konzentra­tionen wie im Blut­plasma erreicht. Die Angaben über die Vancomycin-Konzent­rationen im Knochen (Spongi­osa, Compacta) variie­ren stark. Das scheinbare Ver­teilungsvo­lumen im "steady state" wird mit 0,43 (bis zu 0,9) l/kg angege­ben. Bei nicht entzündeten Me­ningen passiert Vancomycin die Blut-Hirn-Schranke nur in ge­ringem Um­fang.


Vancomycin wird zu 55 % an Plasmaproteine gebunden. Es wird nur zu einem geringen Teil meta­bolisiert. Nach parentera­ler Gabe wird es fast vollstän­dig als mikro­biologisch aktive Sub­stanz (ca. 75 - 90 % inner­halb von 24 h) durch glomeru­läre Filtration über die Nieren aus­geschieden. Die biliäre Aus­scheidung ist un­bedeutend (we­niger als 5 % einer Dosis).

Bei Patienten mit normaler Nie­renfunktion beträgt die Halb­wertzeit im Serum ca. 4 - 6 (5 - 11) h, bei Kindern 2,2 bis 3 h. Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann die Halb­wertzeit von Van­comycin er­heblich verlängert sein (bis auf 7,5 Tage); wegen der Oto­toxi­zität des Vancomycins ist in solchen Fällen eine therapie­be­gleitende Überwachung der Plasmakonzentrationen ange­zeigt.


Die durchschnittlichen Plasma­konzentrationen nach der i.v. Infusion von 1 g Vancomycin über 60 min betrugen am Ende der Infusion etwa 63 mg/l, nach 2 h etwa 23 mg/l und nach 11 h etwa 8 mg/l.


Die durch­schnittlichen Plasmakon­zentra­tionen nach der i.v. Infu­sion von 500 mg Vancomycin über 60 min betragen etwa 32 mg/l am Ende der Infusion, nach 1 h etwa 13 mg/l und nach 4 h etwa 5,7 mg/l.


Die Clearance von Vancomycin aus dem Plasma korreliert an­nähernd mit der glomerulären Filtra­tionsrate.


Die gesamte systemische und renale Clearance von Van­co­mycin kann bei älteren Pati­en­ten vermindert sein.


Wie Untersuchungen an an­ephrischen Patienten gezeigt haben, scheint die metaboli­sche Clea­rance sehr gering zu sein. Beim Menschen wurden bisher keine Vancomycin-Me­tabolite identifi­ziert.


Wird Vancomycin während ei­ner Peritonealdialyse intra­peri­toneal gegeben, so gelangen während 6 Stunden ca. 60 % in den systemischen Kreislauf. Nach i.p. Gabe von 30 mg/kg werden Serum­spiegel von ca. 10 mg/l erreicht.


Bei oraler Gabe wird das hoch­polare Vancomycin prak­tisch nicht resorbiert. Es erscheint nach oraler Zufuhr in aktiver Form im Stuhl und stellt des­halb für die pseudomembra­nöse Colitis ein geeignetes Che­motherapeutikum dar.


Nach wiederholter oraler Gabe von Vancomycin können bei Patienten mit aktiver pseudo­membra­nöser Entero­kolitis ge­legentlich messbare Serum­spie­gel auftreten.


Vancomycin passiert die Pla­zenta und tritt in die Mutter­milch über.


Zwei Stunden nach intravenö­ser Verabreichung von 50 mg/kg an trächtige Kanin­chen am 13. Tag der Gestation betrugen die Konzentrationen im mütterli­chen Plasma 20,0, im fetalen Plasma 3,7 und im Fruchtwas­ser 12,5 Einhei­ten/ml.


In der Milch laktierender Kat­zen lagen die Konzen­trationen nach i.m. Verabreichung von Vanco­mycin zwischen ei­nem Drittel und zwei Drittel der mütterlichen Serum­konzentra­tion.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Bei Ratten wurden nach Tagesdosen von 1500 mg/kg in einer Studie über 35 Tage Retikulozytose und Lymphozytopenie festgestellt. Thymus- und Milzgewichte waren nach Tagesdosen von 750 mg/kg reduziert. Eine Abnahme von Gesamtprotein, Glukose und Cholesterin und histologische Veränderungen der Caecum-Schleimhaut wurden beobachtet. Lokale Reaktionen, insbesondere an der Injektionsstelle wurden bei Hunden und Affen nach intravenöser Gabe von 25 bis 50 mg/kg beobachtet. Nephrotoxizität wurde nach intravenösen Dosen von 50 mg/kg bei Hunden und 350 mg/kg bei Ratten beschrieben.


Vancomycin wurde nur einge­schränkt bezüglich mutagener Wirkungen geprüft. Bisherige Tests zeigten negative Ergeb­nisse. Langzeitstudien zur Karzinogenität wurden mit Vancomycin nicht durchgeführt. In Studien an Ratten und Kaninchen mit Dosen von 200 mg/kg bzw. 120 mg/kg wurden keine teratogenen Effekte beobachtet. Studien zur Anwendung in der Peri-/Postnatal­periode und zu Auswirkungen auf die Ferti­lität liegen nicht vor.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

keine


6.2 Inkompatibilitäten

Vancomycin-Lösungen haben einen niedrigen pH-Wert. Dies kann beim Mischen mit anderen Substanzen zu chemischer oder phy­si­kalischer Instabilität der resultierenden Lösung führen. Jede pa­r­enterale Lösung sollte da­her vor der Anwendung auf Aus­fällun­gen und Verfärbungen vi­suell überprüft werden. Trü­bungen traten auf, wenn Van­comycin-Lösungen mit Lösun­gen folgen­der Substanzen ge­mischt wur­den: Aminophyllin; Barbiturate; Benzyl­penicilline; Chloramphe­nicolhydrogensuc­cinat; Chloro­thiazid-Natrium; Dexametha­son-21-dihydrogen­phosphat-Di­natrium; Heparin-Natrium; Hy­drocortison-21-hy­drogen­succi­nat; Methicillin-Na­trium; Natri­umhydrogencarbo­nat; Nitrofu­rantoin-Natrium; No­vobiocin-Natrium; Phenyto­in-Natrium; Sulfadiazin-Natri­um; Sulfafura­zoldiethanolamin.


Für Informationen zu kompatiblen Lösungen, siehe 6.6.


Vancomycin-Lösung ist, sofern nicht die chemisch-physikali­sche Verträglichkeit mit ande­ren Infusions­lösungen erwie­sen ist, grundsätzlich getrennt von die­sen zu verabreichen.


Kombinationstherapie

Im Falle einer Kombinationsthe­rapie von Vancomycin mit an­deren Antibiotika/Chemothe­ra­peutika sollen die Präparate getrennt gegeben werden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

2 Jahre


Haltbarkeit des rekonstituierten Konzentrates zur Herstellung der Infusionslösung:

Die chemische und physikali­sche Stabilität der in Wasser für Injektionszwecke rekonsti­tuier­ten Lösung wurde bei ei­ner Temperatur von ≤ 25°C für eine Lagerdauer von 96 Stun­den nachgewie­sen.


Haltbarkeit der zubereiteten In­fusionslösung:

Die chemische und physikali­sche Stabilität der verdünnten Infusionslösung wurde für 96 Stunden Lagerdauer bei einer Temperatur von 2-8°C nach­gewiesen.

Die Zeitspanne von der Rekonstitution des Pulvers bis zur Verwendung der verdünnten Infusionslösung sollte nicht länger als 96 Stunden sein.

Vom mikrobiologischen Standpunkt aus sollte die zubereitete Infusionslösung sofort verbraucht werden. Falls dies nicht geschieht, liegt die Verantwortung für Lagerungsdauer- und -bedingungen beim Anwender und wäre normalerweise nicht länger als 24 Stunden bei 2-8°C, sofern die Rekonstitution und Verdünnung der Lösung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen stattgefunden haben.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25°C lagern.

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Bezüglich der Lagerung der rekonstituierten Lösung, siehe 6.3.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Durchstechflaschen (farbloses Glas, hydrolytische Klasse I) mit Stopfen (Bromobutylkautschuk) und Flip-top-Kappe (Aluminium und Polypropylen).

1 Durchstechflasche enthält 500 mg bzw.1000 mg Vancomycin (als Hydrochlorid).


Packungsgrößen:

Vancomycin 500

1 Durchstechflasche

5 Durchstechflaschen

10 Durchstechflaschen

15 Durchstechflaschen (Klinikpackung)

20 Durchstechflaschen (Klinikpackung)

25 Durchstechflaschen (Klinikpackung)

Vancomycin 1000

1 Durchstechflasche

5 Durchstechflaschen

10 Durchstechflaschen

15 Durchstechflaschen (Klinikpackung)

20 Durchstechflaschen (Klinikpackung)

25 Durchstechflaschen (Klinikpackung)


Möglicherweise werden nicht alle Packungsgrößen in den Handel gebracht.


6.6 Hinweise zur Handhabung

Zubereitung der Infusionslösung:

Der Inhalt einer Durchstechflasche Vancomycin 500 wird in 10 ml Wasser für Injektions­zwecke gelöst und mit anderen Infusionslösungen (Wasser für Injektionszwecke, 5 %ige Glucoselösung, physiologische Kochsalzlösung) weiter auf 100 - 200 ml verdünnt. Der Inhalt einer Durchstechfla­sche Vancomycin 1000 wird in 20 ml Wasser für Injektionszwecke gelöst und mit anderen Infusi­onslösungen (Wasser für Injektionszwecke, 5 %ige Glucoselösung, physiologische Kochsalzlösung) auf 200 - 400 ml verdünnt.


Durch die Rekonstitution entsteht eine klare, farblose bis leicht gelbliche Lösung.


7. INHABER DER ZULASSUNG

MIP Pharma GmbH

Kirkeler Str. 41

D-66440 Blieskastel

Deutschland

Tel.: 0049 (0) 6842/9609 0

Fax: 0049 (0) 6842/9609 355


8. ZULASSUNGSNUMMER(N)

Vancomycin 500: 42565.00.00

Vancomycin 1000: 39981.01.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Vancomycin 500: 23.06.1998 / 10.03.2011

Vancomycin 1000: 02.04.1998 / 10.03.2011


10. STAND DER INFORMATION

April 2013


Verschreibungsstatus

Verschreibungspflichtig


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