Varidase N
Fachinformation Seite 10/2
Varidase® N
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Varidase® N, Pulver,
Streptokinase 100.000 I.E./ Streptodornase 25.000-100.000 I.E.
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff(e): 1 Flasche mit Pulver enthält: Streptococcus-pyogenes-Extrakt mit 100.000 I.E. Streptokinase und 25.000-100.000 I.E. Streptodornase.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Pulver
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Fibrinolyse bei infektiösen und traumatischen Entzündungen, Verflüssigung von Blutkoagula und Eiter bei:
- infizierten Wunden und Ulcerationen jeder Genese,
- Osteomyelitis,
- Verbrennungen und Radionekrosen,
- Hämatothorax,
- fibrinösen Verklebungen (postoperative Adhäsionsprophylaxe),
- entzündlich-eitrigen Prozessen und zur Lyse von Hämatomen in der Gynäkologie und Urologie.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Zubereitung und Anwendung als Lösung: Es werden 4 Konzentrationen empfohlen, die je nach Anwendungsgebiet variiert werden können:
Konzentration 1:
Inhalt einer Flasche Varidase® N, Pulver, gelöst in 10 ml isotonischer Natriumchlorid-Lösung.
Konzentration 2:
Inhalt einer Flasche Varidase® N, Pulver, gelöst in 20 ml isotonischer Natriumchlorid-Lösung.
Konzentration 3:
Inhalt einer Flasche Varidase® N,
Pulver, gelöst in 50 ml isotonischer Natriumchlorid-Lösung.
Konzentration 4:
Inhalt einer Flasche Varidase® N, Pulver, gelöst in 100 ml isotonischer Natriumchlorid-Lösung.
Als Lösung:
1. Sterile Mull-Lagen mit Varidase® N Lösung tränken und in engen Kontakt mit dem entzündlich-eitrigen Material bringen. Ein Verbandswechsel 2-mal täglich wird empfohlen.
2. Instillation in Körperhöhlen. Der Abfluss verflüssigter Blutkoagula und eitriger Exsudate muss durch Drainage gewährleistet werden.
3. Als Spray bei großflächigen Prozessen, 2-3-mal täglich.
Varidase® N wird verabreicht, bis saubere Wundverhältnisse vorliegen. Dies wird je nach Art des Krankheitsbildes innerhalb 1 - 2 Wochen erreicht.
Eine Ulcus-Behandlung erfordert gelegentlich eine längere Anwendungsdauer bis zu 4 Wochen.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
Varidase® N darf nicht intravenös verabreicht werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Varidase® N ist nicht zur parenteralen Anwendung geeignet.
Varidase® N sollte bei Störungen der Blutgerinnung nicht eingesetzt werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Siehe Ziffer 6.2.
Sollte im Gebiet der Varidase® N-Anwendung nicht auf die Applikation von Fibrinkleber verzichtet werden können, so lässt sich der Fibrinkleber durch niedrige Dosen Aprotinin (15 Kallikrein-Inhibitor-Einheiten/ml) schützen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Negative Auswirkungen in der Schwangerschaft und Laktation sind bisher nicht beobachtet worden und sind auch auf Grund der Ergebnisse der tierexperimentellen Untersuchungen nicht zu erwarten.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Über Auswirkungen auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen liegen keine Erkenntnisse vor.
4.8 Nebenwirkungen
Streptokinase und Streptodornase haben eine - allerdings nicht sehr ausgeprägte - Antigenwirkung. Bei entsprechender Sensibilisierung kann daher eine Antigen-Antikörper-Reaktion eintreten. In solchen Fällen ist die Therapie mit Varidase® N abzusetzen. Aus diesem Grunde sollte Varidase® N auch nicht inhaliert werden, um allergische Reaktionen in dem empfindlichen Bereich der Atemwege auf jeden Fall zu vermeiden.
Bei der Instillation in Körperhöhlen können gelegentlich vorübergehende Temperaturerhöhungen auftreten.
Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100) wurde über das Auftreten von Brennen und Schmerzen im Wundgebiet nach Anwendung von Varidase® N berichtet. In solchen Fällen sollte die Therapie abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden.
4.9 Überdosierung
Bei lokaler Anwendung ist eine Überdosierung nicht zu erwarten. Bei Auftreten von Irritationen ist Varidase® N abzusetzen. Die weiterführende Behandlung sollte symptomatisch erfolgen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Fibrinolytika, enzymatische Wundbehandlungsmittel
ATC-Code: D03B A54
Varidase® N enthält als Wirkstoff die Enzymkombination Streptokinase/Streptodornase, gewonnen durch Fermentation von apathogenen Kulturen von hämolysierenden Streptokokken der Gruppe C.
Streptokinase ist eine Fibrinolysekinase.
Als Plasminogenaktivator geht sie mit freiem Plasminogen einen Komplex ein, der die Umwandlung von weiterem Plasminogen in Plasmin katalysiert. Der resultierende Fibrinabbau ermöglicht den Abtransport von nekrotischem Zellmaterial und schafft so die Voraussetzung für die Bildung von frischen Granulationsgeweben.
Koagulierte Blutansammlungen werden verflüssigt und können somit resorbiert bzw. abtransportiert werden. Streptokinase in der lokalen Anwendung trägt wesentlich zum raschen Abbau von fibrinösen, nekrotischen Belägen auf Wunden bzw. in Körperhöhlen bei.
Das Ferment Streptodornase (Desoxyribonuklease) führt zu einem enzymatischen Abbau eitriger visköser Exsudate. Dabei werden Desoxyribonukleinsäuren depolymerisiert und schließlich zu löslichen Purinen (Adenin, Guanin) und zu Pyrimidinen (Thymin, Cytosin) abgebaut, die leicht abtransportiert werden können. Durch die Lyse dieser Polynukleotide werden eitrige Beläge verflüssigt.
Beide Wirkstoffe haben einen antiinflammatorischen Effekt.
Lebende Zellen und Kollagen werden nicht angegriffen. Ebenso wurden keine nachteiligen Einflüsse auf resorbierbares Nahtmaterial festgestellt.
Die optimale Wirkung erfolgt bei einem pH-Wert von 6-8. Die Wirkungsweise ist abhängig von einer ausreichenden Menge von Plasminogen, das in den Exsudaten und in körpereigenen Flüssigkeiten in unterschiedlicher Menge vorkommt, sowie von der Konzentration des Fibrins am Applikationsort.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Aus Untersuchungen mit hochgereinigten Streptokinase-i.v.-Zubereitungen ist bekannt, dass es sofort nach der i.v.-Applikation zu einer Absättigung der im Organismus vorhandenen Streptokinase-Antikörper kommt. Die nicht Antikörper-gebundene aktive Streptokinase kann dann mit Plasminogen den Fibrinolyseaktivator bilden.
Es folgt ein kontinuierliches Absinken der Plasmawerte. Dieser Fibrinolyse-Aktivator-Komplex wird sehr schnell vorübergehend in der Leber und danach in der Niere als dem Hauptausscheidungsorgan angereichert. Metabolisiert wird Streptokinase in der Leber zu Peptiden und Aminosäuren und in dieser Form durch die Niere ausgeschieden.
Die biliäre Ausscheidung ist sehr gering (0,05 % der applizierten Dosis).
Etwas komplizierter ist die Kinetik bei der Anwendung in Körperhöhlen zu bewerten, da hier in der Praxis vorwiegend mit Saug-Spül-Drainagen gearbeitet wird und hierbei nicht festzustellen ist, welche Streptokinase-Menge überhaupt resorbiert und welche Menge durch die Drainage nach außen abgeführt wird.
Bei der Anwendung von Varidase® N zur Adhäsionsprophylaxe, bei der keine Drainage gelegt wird, kommen naturgemäß in der Bauchhöhle maximal 100 % der eingebrachten Streptokinase/ Streptodornase zur Resorption, die dann der gleichen Kinetik, lediglich leicht zeitversetzt, unterliegen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Akute Toxizität
Das Substanzgemisch weist im Tierversuch nach einmaliger Gabe i.v., s.c. bzw. oral eine äußerst geringe Toxizität auf.
Die LD50 bei Mäusen beträgt (Streptokinase):
i.v. Gabe: 4 798 000 I.E./kg KG
s.c. Gabe: 16 450 000 I.E./kg KG
orale Gabe: 18 750 000 I.E./kg KG.
b) Chronische Toxizität
Wiederholte Gaben (1/2 oder 1/4 der LD50) i.v., s.c. oder i.p. wurden von allen Tieren überlebt. Ein anaphylaktischer Schock war selbst bei den Tieren, die nach 10 Tagen nochmals eine einmalige Gabe von 6.250.000 I.E./kg KG subkutan erhielten, nicht zu beobachten.
Da die Anwendung von Varidase® N nur lokal und kurzfristig vorgesehen ist, wurden weitere Untersuchungen zur chronischen Toxizität nicht durchgeführt.
Varidase® N besitzt eine gute lokale Haut- und Augenverträglichkeit.
c) Fortpflanzung und Teratogenität
Untersuchungen zeigten, dass der diaplacentare Übergang weniger als ein Tausendstel der applizierten Dosis betrug und somit in der Praxis unbedeutend ist.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat (Ph. Eur.), Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Mannitol (Ph. Eur.), Salzsäure und Natriumhydroxid zur pH-Einstellung.
6.2 Inkompatibilitäten
Eine gemeinsame Anwendung mit Antibiotika, deren Lösungen im sauren pH-Bereich liegen, sowie mit sauren Desinfektionsmitteln und Antiseptika kann zu Aktivitätsminderungen von Varidase® N führen.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
Als Lösung ist Varidase® N im Kühlschrank (2-8 °C) eine Woche, bei Zimmertemperatur 24 Stunden haltbar.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Im Kühlschrank lagern (2°C - 8°C).
Lagerungsbedingungen der zubereiteten Lösung siehe Abschnitt 6.3.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
OP mit 1 Durchstechflasche mit Pulver
OP mit 10x1 Durchstechflasche mit Pulver
AP mit 100x1 Durchstechflasche mit Pulver
AP mit 10x10x1 Durchstechflasche mit Pulver
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
RIEMSER Arzneimittel AG
An der Wiek 7
17493 Greifswald – Insel Riems
Fon 038351/ 76-0
Fax 038351/ 308
8. Zulassungsnummer
5744.00.00
9. Datum der Verlängerung der Zulassung
25.07.2000
10. Stand der Information
Oktober 2010
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig