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Varidase N

Document: 27.10.2010   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation Seite 10/2




Varidase® N



1. Bezeichnung des Arzneimittels


Varidase® N, Pulver,

Streptokinase 100.000 I.E./ Streptodornase 25.000-100.000 I.E.



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Wirkstoff(e): 1 Flasche mit Pulver enthält: Streptococcus-pyogenes-Extrakt mit 100.000 I.E. Streptokinase und 25.000-100.000 I.E. Streptodornase.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform


Pulver



4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Fibrinolyse bei infektiösen und trau­matischen Entzündungen, Verflüs­sigung von Blutkoagula und Eiter bei:

- infizierten Wunden und Ulcera­tionen jeder Genese,

- Osteomyelitis,

- Verbrennungen und Radionekro­sen,

- Hämatothorax,

- fibrinösen Verklebungen (postope­rative Adhäsionsprophylaxe),

- entzündlich-eitrigen Prozessen und zur Lyse von Hämatomen in der Gynäkologie und Urologie.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Zubereitung und Anwendung als Lösung: Es werden 4 Konzentra­tionen empfohlen, die je nach An­wendungsgebiet variiert werden können:


Konzentration 1:

Inhalt einer Flasche Varidase® N, Pulver, gelöst in 10 ml isotonischer Natriumchlorid-Lösung.


Konzentration 2:

Inhalt einer Flasche Varidase® N, Pulver, gelöst in 20 ml isotonischer Natriumchlorid-Lösung.


Konzentration 3:

Inhalt einer Flasche Varidase® N,

Pulver, gelöst in 50 ml isotonischer Natriumchlorid-Lösung.


Konzentration 4:

Inhalt einer Flasche Varidase® N, Pulver, gelöst in 100 ml isotoni­scher Natriumchlorid-Lösung.


Als Lösung:

1. Sterile Mull-Lagen mit Varidase® N Lösung tränken und in engen Kontakt mit dem entzündlich-eitri­gen Material bringen. Ein Ver­bandswechsel 2-mal täglich wird empfohlen.


2. Instillation in Körperhöhlen. Der Abfluss verflüssigter Blutkoagula und eitriger Exsudate muss durch Drainage gewährleistet werden.


3. Als Spray bei großflächigen Pro­zessen, 2-3-mal täglich.


Varidase® N wird verabreicht, bis saubere Wundverhältnisse vor­liegen. Dies wird je nach Art des Krankheitsbildes innerhalb 1 - 2 Wochen erreicht.

Eine Ulcus-Behandlung erfordert gelegentlich eine längere Anwen­dungsdauer bis zu 4 Wochen.


4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.


Varidase® N darf nicht intravenös verabreicht werden.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die An­wendung


Varidase® N ist nicht zur parente­ralen Anwendung geeignet.

Varidase® N sollte bei Störungen der Blutgerinnung nicht eingesetzt werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Siehe Ziffer 6.2.

Sollte im Gebiet der Varidase® N-Anwendung nicht auf die Appli­kation von Fibrinkleber verzichtet werden können, so lässt sich der Fibrinkleber durch niedrige Dosen Aprotinin (15 Kallikrein-Inhibitor-Einheiten/ml) schützen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Negative Auswirkungen in der Schwangerschaft und Laktation sind bisher nicht beobachtet wor­den und sind auch auf Grund der Ergebnisse der tierexperimentellen Untersuchungen nicht zu erwarten.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Über Auswirkungen auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen liegen keine Erkenntnisse vor.


4.8 Nebenwirkungen


Streptokinase und Streptodornase haben eine - allerdings nicht sehr ausgeprägte - Antigenwirkung. Bei entsprechender Sensibilisierung kann daher eine Antigen-Antikör­per-Reaktion eintreten. In solchen Fällen ist die Therapie mit Vari­dase® N abzusetzen. Aus diesem Grunde sollte Varidase® N auch nicht inhaliert werden, um allergi­sche Reaktionen in dem empfind­lichen Bereich der Atemwege auf jeden Fall zu vermeiden.

Bei der Instillation in Körperhöhlen können gelegentlich vorübergehende Temperaturerhöhungen auftreten.

Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100) wurde über das Auftreten von Brennen und Schmerzen im Wund­gebiet nach Anwendung von Vari­dase® N berichtet. In solchen Fällen sollte die Therapie abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden.


4.9 Überdosierung


Bei lokaler Anwendung ist eine Überdosierung nicht zu erwarten. Bei Auftreten von Irritationen ist Varidase® N abzusetzen. Die weiterführende Behandlung sollte symptomatisch erfolgen.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGEN­SCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe:

Fibrinolytika, enzymatische Wundbehandlungsmittel

ATC-Code: D03B A54


Varidase® N enthält als Wirkstoff die Enzymkombination Streptokin­ase/Streptodornase, gewonnen durch Fermentation von apathoge­nen Kulturen von hämolysierenden Streptokokken der Gruppe C.

Streptokinase ist eine Fibrinolyse­kinase.

Als Plasminogenaktivator geht sie mit freiem Plasminogen einen Komplex ein, der die Umwandlung von weiterem Plasminogen in Plas­min katalysiert. Der resultierende Fibrinabbau ermöglicht den Ab­transport von nekrotischem Zell­material und schafft so die Vor­aussetzung für die Bildung von frischen Granulationsgeweben.

Koagulierte Blutansammlungen werden verflüssigt und können so­mit resorbiert bzw. abtransportiert werden. Streptokinase in der loka­len Anwendung trägt wesentlich zum raschen Abbau von fibrinösen, nekrotischen Belägen auf Wunden bzw. in Körperhöhlen bei.

Das Ferment Streptodornase (Des­oxyribonuklease) führt zu einem en­zymatischen Abbau eitriger viskö­ser Exsudate. Dabei werden Des­oxyribonukleinsäuren depolymeri­siert und schließlich zu löslichen Purinen (Adenin, Guanin) und zu Pyrimidinen (Thymin, Cytosin) ab­gebaut, die leicht abtransportiert werden können. Durch die Lyse dieser Polynukleotide werden eitrige Beläge verflüssigt.


Beide Wirkstoffe haben einen anti­inflammatorischen Effekt.


Lebende Zellen und Kollagen werden nicht angegriffen. Ebenso wurden keine nachteiligen Einflüsse auf resorbierbares Nahtmaterial festgestellt.


Die optimale Wirkung erfolgt bei einem pH-Wert von 6-8. Die Wir­kungsweise ist abhängig von einer ausreichenden Menge von Plasmi­nogen, das in den Exsudaten und in körpereigenen Flüssigkeiten in un­terschiedlicher Menge vorkommt, sowie von der Konzentration des Fibrins am Applikationsort.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Aus Untersuchungen mit hochge­reinigten Streptokinase-i.v.-Zube­reitungen ist bekannt, dass es sofort nach der i.v.-Applikation zu einer Absättigung der im Organis­mus vorhandenen Streptokinase-Antikörper kommt. Die nicht Anti­körper-gebundene aktive Strepto­kinase kann dann mit Plasminogen den Fibrinolyseaktivator bilden.

Es folgt ein kontinuierliches Ab­sinken der Plasmawerte. Dieser Fibrinolyse-Aktivator-Komplex wird sehr schnell vorübergehend in der Leber und danach in der Niere als dem Hauptausscheidungsorgan an­gereichert. Metabolisiert wird Strep­tokinase in der Leber zu Peptiden und Aminosäuren und in dieser Form durch die Niere ausge­schieden.

Die biliäre Ausscheidung ist sehr gering (0,05 % der applizierten Dosis).


Etwas komplizierter ist die Kinetik bei der Anwendung in Körperhöhlen zu bewerten, da hier in der Praxis vorwiegend mit Saug-Spül-Draina­gen gearbeitet wird und hierbei nicht festzustellen ist, welche Strep­tokinase-Menge überhaupt resor­biert und welche Menge durch die Drainage nach außen abgeführt wird.

Bei der Anwendung von Varidase® N zur Adhäsionsprophylaxe, bei der keine Drainage gelegt wird, kom­men naturgemäß in der Bauch­höhle maximal 100 % der einge­brachten Streptokinase/ Strepto­dornase zur Resorption, die dann der gleichen Kinetik, lediglich leicht zeitversetzt, unterliegen.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


a) Akute Toxizität

Das Substanzgemisch weist im Tierversuch nach einmaliger Gabe i.v., s.c. bzw. oral eine äußerst geringe Toxizität auf.

Die LD50 bei Mäusen beträgt (Strep­tokinase):

i.v. Gabe: 4 798 000 I.E./kg KG

s.c. Gabe: 16 450 000 I.E./kg KG

orale Gabe: 18 750 000 I.E./kg KG.


b) Chronische Toxizität

Wiederholte Gaben (1/2 oder 1/4 der LD50) i.v., s.c. oder i.p. wurden von allen Tieren überlebt. Ein ana­phylaktischer Schock war selbst bei den Tieren, die nach 10 Tagen nochmals eine einmalige Gabe von 6.250.000 I.E./kg KG subkutan er­hielten, nicht zu beobachten.

Da die Anwendung von Varidase® N nur lokal und kurzfristig vorge­sehen ist, wurden weitere Untersu­chungen zur chronischen Toxizität nicht durchgeführt.


Varidase® N besitzt eine gute loka­le Haut- und Augenverträglichkeit.


c) Fortpflanzung und Teratogenität

Untersuchungen zeigten, dass der diaplacentare Übergang weniger als ein Tausendstel der applizierten Dosis betrug und somit in der Praxis unbedeutend ist.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGA­BEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat (Ph. Eur.), Natriumdi­hydrogenphosphat-Dihydrat, Mannitol (Ph. Eur.), Salzsäure und Natriumhydroxid zur pH-Einstellung.


6.2 Inkompatibilitäten


Eine gemeinsame Anwendung mit Antibiotika, deren Lösungen im sauren pH-Bereich liegen, sowie mit sauren Desinfektionsmitteln und Antiseptika kann zu Aktivitätsmin­derungen von Varidase® N führen.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre.

Als Lösung ist Varidase® N im Kühlschrank (2-8 °C) eine Woche, bei Zimmertemperatur 24 Stunden haltbar.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Im Kühlschrank lagern (2°C - 8°C).

Lagerungsbedingungen der zubereiteten Lösung siehe Abschnitt 6.3.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


OP mit 1 Durchstechflasche mit Pulver

OP mit 10x1 Durchstechflasche mit Pulver

AP mit 100x1 Durchstechflasche mit Pulver

AP mit 10x10x1 Durchstechflasche mit Pulver


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.



7. Inhaber der Zulassung


RIEMSER Arzneimittel AG

An der Wiek 7

17493 Greifswald – Insel Riems

Fon 038351/ 76-0

Fax 038351/ 308

8. Zulassungsnummer


5744.00.00



9. Datum der Verlängerung der Zulassung


25.07.2000



10. Stand der Information


Oktober 2010



11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig