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Verapamil Atid 240mg Retard

Document: 20.12.2007   Fachinformation (deutsch) change

F achinformation


(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels / SPC)


Verapamil Atid 240 mg retard


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Verapamil Atid 240 mg retard Retardtabletten


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Wirkstoff: Verapamilhydrochlorid


1 Retardtablette enthält 240 mg
Verapamilhydrochlorid.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform


Retardtabletten


Verapamil Atid 240 mg retard sind kapselförmige hellgrüne Retardtabletten mit beidseitiger Schmuckkerbe.


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete


Symptomatische koronare Herz­krankheit

- chronisch stabile Angina pectoris (Belastungsangina)

- instabile Angina pectoris (Cres­cen­do­angina, Ruheangina)

  • vasospastische Angina pectoris (Prinz­metal-Angina, Variant-Angi­na)

  • Angina pectoris bei Zustand nach Myokardinfarkt bei Patienten ohne Herzinsuffizienz, wenn Beta­rezep­torenblocker nicht angezeigt sind.


Störungen der Herzschlagfolge bei:

- paroxysmaler supraventrikulärer Ta­chy­­kar­die

- Vorhofflimmern/Vor­hofflattern mit schneller AV-Über­lei­tung (außer bei WPW-Syn­drom, siehe unter Abschnitt 4.3)


Hypertonie.



4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Verapamilhydrochlorid, der Wirkstoff von Verapamil Atid 240 mg retard ist individuell, dem Schwe­regrad der Erkrankung angepasst zu do­sie­ren. Nach langjähriger klinischer Er­fahrung liegt die durchschnittliche Dosis bei fast allen Indikationen zwischen 240 mg und 360 mg pro Tag.


Eine Tagesdosis von 480 mg sollte als Dauertherapie nicht über­schritten wer­den; eine kurzfristige Er­höhung ist mög­lich.


Soweit nicht anders verordnet gelten folgende Dosierungs­richtlinien:


Erwachsene und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht:


Koronare Herzkrankheit

Die empfohlene Dosierung liegt bei 240 mg – 480 mg Verapamilhydrochlorid pro Tag in 2 Einzeldosen, entsprechend:

2-mal täglich 1 Retardtablette Verapamil Atid 240 mg retard (ent­sprechend 480 mg Vera­pamilhydrochlorid pro Tag).


Verapamil Atid 240 mg retard wird angewendet, sofern mit niedrigeren Dosen (z.B. 240 mg Verapamilhydrochlorid pro Tag) keine ausreichende Wirkung erzielt wurde.

Hypertonie

Die empfohlene Dosierung liegt bei
240 mg - 480 mg Verapamilhydrochlorid pro Tag in 1 - 2 Einzeldosen, entsprechend:

1-mal täglich morgens 1 Retardtablette Verapamil Atid 240 mg retard (ent­sprechend 240 mg Verapamil­hydro­chlorid pro Tag).

Bei unzureichender Wirk­samkeit zu­sätz­lich 1 Retardtablette Verapamil Atid 240 mg retard abends (ent­spre­chend 480 mg Vera­pamilhydrochlorid pro Tag).


Paroxysmale, supraventrikuläre Tachy­kardie, Vorhofflimmern/Vorhofflattern

Die empfohlene Dosierung liegt bei 240 mg – 480 mg Verapamilhydrochlorid pro Tag in 2 Einzeldosen, entsprechend:


2-mal täglich 1 Retardtablette Verapamil Atid 240 mg retard (ent­sprechend 480 mg Verapamilhydrochlorid pro Tag).


Verapamil Atid 240 mg retard wird angewendet, sofern mit niedrigeren Dosen (z.B. 240 mg Verapamilhydrochlorid pro Tag) keine ausreichende Wirkung erzielt wurde.

Eingeschränkte Leberfunktion:

Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion wird in Abhängigkeit vom Schwe­regrad wegen eines ver­lang­samten Arzneimittelabbaus die Wirkung von Verapamilhydrochlorid verstärkt und verlängert. Deshalb sollte in derartigen Fällen die Dosierung mit besonderer Sorgfalt ein­gestellt und mit niedrigen Dosen begonnen werden (z. B. bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen zunächst
2 – 3 mal täglich 40 mg Verapamil­hydro­chlorid, entsprechend 80 mg – 120 mg Verapamilhydrochlorid pro Tag).



Die Einnahme erfolgt ungelutscht und unzerkaut mit ausreichend Flüssig­keit (z. B. 1 Glas Wasser, kein Grape­fruitsaft!) am besten zu oder kurz nach den Mahlzeiten.


Verapamil Atid 240 mg retard nicht im Liegen einnehmen.


Verapamilhydrochlorid darf bei Patienten mit Angina pectoris nach Myokardinfarkt erst 7 Tage nach dem akuten Infarktereignis eingesetzt werden.

Die Dauer der Anwendung ist nicht be­grenzt.


Nach einer längeren Therapie sollte Verapamil Atid 240 mg retard grundsätzlich nicht plötzlich, sondern aus­schleichend abgesetzt werden.


4.3 Gegenanzeigen


Verapamil Atid 240 mg retard darf nicht eingenommen werden bei:

Überempfindlichkeit gegen Verapamilhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile - Herz-Kreislauf Schock

- akutem Myokardinfarkt mit Kompli­ka­tio­nen (Bradykardie, Hypotonie, Links­herzin­suffizienz)

- ausgeprägten Reizleitungsstörungen (wie z. B. SA- bzw. AV-Block II. und III. Grades)

- Sinusknotensyndrom

- manifester Herzinsuffizienz

Vorhofflimmern/-flattern und gleichzei­ti­gem Vorliegen eines WPW-Syn­droms (erhöhtes Risiko, eine Kam­mertachykardie auszulösen)

  • Die gleichzeitige intravenöse Applikation von Beta­rezeptorenblockern darf bei Patienten während der Behandlung mit Verapamil Atid 240 mg retard nicht erfolgen (Ausnahme Intensivmedizin)(siehe auch Abschnitt 4.5).

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Eine besonders sorgfältige Überwachung ist erforderlich bei:

- AV-Block I. Grades

- Hypotonie (weniger als 90 mmHg systolisch)

- Bradykardie (Puls unter 50 Schläge pro Minute)

  • stark eingeschränkter Leberfunktion (sie­he Abschnitt 4.2)

  • Erkrankungen mit beeinträchtigter neuromuskulärer Transmission (Myasthenia gravis, Lambert-Eaton-Syndrom, fortgeschrittene Duchenne-Muskeldystrophie).



Arzneimittelwechselwirkungen:

Verapamil ist Substrat und Inhibitor des Cytochroms P450 3A4. Bei gleichzeitiger Gabe von Simvastatin, welches über Cytochrom P450 3A4 metabolisiert wird, kann Verapamil die Blutspiegel von Simvastatin erhöhen und dadurch kann das Risiko muskulärer Toxizität erhöht werden. Die Simvastatindosis sollte entsprechend angepasst werden (siehe Produktinformation des Herstellers)(s. auch Abschnitt 4.5).

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Folgende Wechselwirkungen dieses Arzneimittels müssen beachtet werden:


Antiarrhythmika, Betarezeptorenblocker, Inhalations­anästhetika:

gegenseitige Verstärkung der kardiovaskulären Wirkungen (höhergradige AV-Blockierung, höhergradige Senkung der Herzfrequenz, Auftreten einer Herzinsuffizienz, verstärkte Blutdrucksenkung.


die gleichzeitige intravenöse Applikation von Beta­rezeptorenblockern darf bei Patienten während der Behandlung mit Verapamil Atid 240 mg retard nicht erfolgen (Ausnahme Intensivmedizin)(siehe auch unter Abschnitt 4.3).


Antihypertensiva, Diuretika, Vasodilatatoren:

Verstärkung des antihypertensiven Effekts.


Digoxin:

Erhöhung der Digoxin-Plasmaspiegel aufgrund verminderter renaler Ausscheidung (vorsorglich auf Symptome einer Digoxin-Überdosierung achten und, falls notwendig, Reduktion der Glykosiddosis, evtl. nach Bestimmung der Digoxin-Plasmaspiegel).


Chinidin:

Verstärkter Blutdruckabfall ist möglich, bei Patienten mit hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie kann das Auftreten eines Lungenödems möglich sein, Erhöhung des Chinidin-Plasmaspiegels.


Carbamazepin:

Carbamazepin-Wirkung wird verstärkt, Zunahme der neuro­toxischen Nebenwirkung.


Lithium:

Wirkungsabschwächung von Lithium, Erhöhung der Neurotoxizität.


Muskelrelaxantien:

Mögliche Wirkungsverstärkung durch Verapamilhydrochlorid.


Acetylsalicylsäure:

Verstärkte Blutungsneigung.


Ethanol:

Verzögerung des Ethanolabbaus und Erhöhung der Ethanol­plasmaspiegel, somit Verstärkung der Alkoholwirkung durch Verapamil.



Wechselwirkungen aufgrund von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4

Verapamilhydrochlorid wird in der Leber hauptsächlich durch das Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 metabolisiert und inhibiert dieses Enzym.

In diesem Zusammenhang müssen folgende Wechselwirkungen beachtet werden:

Andere Inhibitoren des Cytochrom P450 Isoenzyms 3A4 wie z.B. Azol-Fungistatika (z.B. Clotrimazol oder Ketoconazol) Proteaseinhibitoren (z.B. Ritonavir oder Indinavir), Makrolide (z.B. Erythromycin oder Clarithromycin) und Cimetedin:

Erhöhung des Verapamilhydrochlorid-Plasmaspiegels und/oder der Plasmaspiegel dieser Arzneimittel durch (gegenseitige) Beeinflussung des Abbaus.


Induktoren des Cytochrom P450 Isoenzyms 3A4 wie z.B. Phenytoin, Rifampicin, Phenobarbital, Carbamazepin:

Senkung des Verapamilhydrochlorid-Plasmaspiegels und Abschwächung der Wirkung von Verapamilhydrochlorid.


Substrate des Cytochrom P450 Isoenzyms 3A4 z.B. Antiarrhythmika (z.B. Amiodaron oder Chinidin), CSE-Hemmer (z.B. Lovastatin oder Atorvastatin), Midazolam, Cyclosporin, Theophyllin, Prazosin:

Erhöhung der Plasmaspiegel dieser Arzneimittel.


Simvastatin:

Bei gleichzeitiger Anwendung von Verapamil und Simvastatin in höheren Dosen ist das Risiko einer Myopathie/Rhabdomyolyse erhöht. Die Simvastatindosis sollte entsprechend angepasst werden (siehe Produktinformation des Herstellers)(s. auch Abschnitt 4.4).


Hinweis:

Während der Anwendung von Verapamil Atid 240 mg retard sollten grapefruithaltige Speisen und Getränke gemieden werden. Grapefruit kann den Plasmaspiegel von Verapamilhydrochlorid erhöhen.



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Verapamilhydrochlorid ist plazenta-gängig. Die Plasmakon­zentration im Nabelvenenblut beträgt 20 - 92 % der Plasma­konzentration des mütterlichen Blutes. Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Verapamil­hydrochlorid während der Schwangerschaft vor. Daten über eine begrenzte Anzahl von oral behandelten Schwangeren lassen jedoch nicht auf teratogene Wirkungen von Verapamilhydrochlorid schließen. Tierexperimentelle Studien haben Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Daher soll Verapamilhydrochlorid im ersten und zweiten Trimenon der Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Eine Einnahme im dritten Trimenon der Schwangerschaft darf nur bei zwingender Indikation unter Berücksichtigung des Risikos für Mutter und Kind er­folgen.

Stillzeit

Verapamilhydrochlorid soll während der Stillzeit nicht eingenommen werden, da der Wirk­stoff in die Muttermilch übergeht (Milchkonzentration ca. 23% der mütterlichen Plasmakonzentration). Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Verapamilhydrochlorid in Einzelfällen Hyperprolaktinämie und Galaktorrhoe verursachen kann.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Die Behandlung mit Verapamil Atid 240 mg retard bedarf der regelmäßigen ärztli­chen Kontrolle. Durch individuell auftre­tende unterschiedliche Reaktionen kann das Reaktionsvermögen soweit verändert sein, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt be­ein­trächtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behand­lungsbeginn, Dosis­erhöhung und Präparatewechsel so­wie im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen


Unter der Therapie mit Verapamil Atid 240 mg retard können die nachfolgend genannten Nebenwirkungen auftreten.

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (>1/10)

Häufig (>1/100 bis <1/10)

Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100)

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Herzerkrankungen

Häufig: Entstehung einer Herzinsuffizienz bzw. Verschlimmerung einer vorbestehenden Herzinsuffizienz, übermäßiger Blutdruckabfall und/oder orthostatische Regulationsstörungen, Sinusbradykardie, AV-Block I. Grades, Knöchelödeme, Flush, Hautrötung und Wärmegefühl.

Gelegentlich: Palpitationen, Tachykardie, AV-Block II. oder III. Grades.

Sehr selten: Sinusstillstand mit Asystolie.

Erkrankungen des Nervensystems

Häufig: Schwindel bzw. Benommenheit, Parästhesien, Neuropathie und Tremor.

Sehr selten: Extrapyramidale Symptome (Parkinson-Syndrom, Choreoathetose, dystone Syndrome): bilden sich nach bisherigen Erfahrungen nach Absetzen von Verapamil Atid 240 mg retard zurück.

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Gelegentlich: Tinnitus.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich: Bronchospasmus.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig: Übelkeit, Völlegefühl, Obstipation.

Gelegentlich: Erbrechen

Sehr selten: Ileus, Gingivahyperplasie (Gingivitis, Blutung): bildet sich nach Absetzen von Verapamil Atid 240 mg retard zurück.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Allergische Reaktionen wie Erythem, Pruritus, Urtikaria, makulopapulöse Exantheme, Erythromelalgie.

Selten: Purpura.

Sehr selten: Angioneurotisches Ödem, Stevens-Johnson-Syndrom, Photodermatitis.

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Selten: Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Muskelschwäche.

Sehr selten: Verschlimmerung einer Myasthenia gravis, eines Lambert-Eaton-Syndroms und einer fortgeschrittenen Duchenne-Muskeldystrophie.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Gelegentlich: Verminderung der Glukosetoleranz.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig: Kopfschmerzen.

Leber- und Gallenerkrankungen

Gelegentlich: Wahrscheinlich allergisch bedingte Hepatitis mit reversibler Erhöhung der leberspezi­fischen Enzyme.

Erkrankungen derGeschlechtsorgane und der Brustdrüse

Gelegentlich: Impotenz.

Selten: Gynäkomastie unter Langzeitbehandlung bei älteren Patienten: bildet sich nach bisherigen Erfahrungen nach Absetzen von Verapamil Atid 240 mg retard zurück.

Sehr selten: Erhöhung der Prolaktinspiegel, Galaktorrhoe.

Psychiatrische Erkrankungen

Häufig: Müdigkeit, Nervosität.

Hinweis

Bei Patienten mit Herzschrittmacher kann eine Erhöhung der Pacing- und Sensingschwelle unter Verapamilhydrochlorid nicht ausgeschlossen werden.



4.9 Überdosierung

Symptome einer Überdosierung

Die Intoxikationssymptome nach Ver­giftungen mit Verapamilhydrochlorid verlaufen in Abhängigkeit von der zugeführten Menge, dem Zeitpunkt der Entgif­tungs­maßnahmen und der kontrakti­len Funktionsfähigkeit des Myokards (Al­tersabhängigkeit).


Folgende Symptome werden bei einer schweren Vergiftung mit Verapamil beobachtet:

schwerer Blutdruckab­fall, Herzinsuffizienz, bradykarde oder tachykarde Herz­rhythmusstörungen (z.B. junktionaler Rhythmus mit AV-Dissoziation und höhergradigem AV-Block), die zum Herz-Kreislauf-Schock und Herzstillstand führen können.


Bewußtseinstrübung bis zum Koma, Hyperglykämie, Hypokaliämie, metabolische Azidose, Hypoxie, kardiogener Schock mit Lun­genödem, Beeinträchtigung der Nierenfunktion und Konvulsionen. Todesfälle wurden gelegentlich berichtet.


Therapiemaßnahmen bei Überdosie­rung

Therapeutisch stehen die Giftelimina­tion und die Wiederherstellung sta­biler Herz-Kreislauf-Verhältnisse im Vor­dergrund.


Die Therapiemaßnahmen richten sich nach Zeitpunkt und Art der Verabrei­chung sowie nach Art und Schwere der Vergiftungssymptome.


Bei Vergif­tungen mit größeren Mengen von Re­tardpräparaten ist zu beachten, dass eine Wirkstofffrei­setzung und Resorp­tion im Darm noch länger als 48 Stun­den nach der Einnahme erfolgen kann.

Eine Magenspülung ist nach oraler Intoxikation mit Verapamilhydrochlorid anzuraten, auch noch später als 12 Stunden nach der Ein­nahme, falls keine Magen-Darm-Moti­lität (Darmgeräu­sche) nach­weisbar ist. Bei Verdacht auf Ver­giftung mit Re­tardpräparaten sind umfangreiche Eliminations­maß­nahmen indiziert wie induziertes Er­bre­chen, Absaugen von Magen- und Dünndarminhalt unter en­dosko­pi­scher Kontrolle, Darmspülung, Ab­führen, ho­he Einläufe.


Eine Hämodialyse ist wegen feh­len­der Dialysierbarkeit von Verapamilhydrochlorid nicht sinnvoll, eine Hämofiltration und evtl. eine Plasmapherese (hohe Plasmaei­weißbindung der Calcium-Antago­nisten) wird jedoch empfohlen.


Übliche intensivmedizinische Wieder­belebungsmaßnahmen wie extratho­rakale Herzmassage, Beatmung, De­fi­brillation bzw. Schrittmacher­therapie.


Spezifische Maßnahmen

Beseitigung von kardiopressorischen Effekten, von Hypotonie und Brady­kardie.


Bradykarde Herzrhythmusstörungen wer­den symptomatisch mit Atropin und/oder Beta-Sympathomimetika (Iso­prenalin, Orciprenalin) behandelt, bei bedrohlichen bradykarden Herz­rhythmusstörungen ist eine tem­poräre Schrittmachertherapie erforder­lich.


Als spezifisches Antidot gilt Calcium, z. B. 10 - 20 ml einer 10%igen Cal­ciumgluconatlösung intravenös (2,25 bis 4,5 mmol), erforderlichenfalls wie­derholt oder als Dauertropfinfusion
(z. B. 5 mmol/Stunde).


Die Hypotonie als Folge von kardioge­nem Schock und arterieller Vaso­dilata­tion wird mit Dopamin (bis 25 µg je kg Körpergewicht je Minute), Dobu­tamin (bis 15 µg je kg Körpergewicht je Mi­nute), Epinephrin bzw. Norepine­phrin be­handelt. Die Dosierung dieser Medi­kamente orientiert sich allein an der gezielten Wirkung. Der Serum-Calci­umspiegel sollte hochnormal bis leicht erhöht gehalten werden. In der Früh­phase wird aufgrund der ar­te­riellen Vasodilatation zusätzlich Flüs­sig­keit substituiert (Ringer- oder Natriumchloridlö­sung).


5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Calciumantagonist

ATC-Code: C08DA01


Verapamilhydrochlorid gehört zu der Gruppe der Calciumantagonisten. Diese Substan­zen haben eine hemmende Wirkung auf den Calciumeinstrom durch Muskelzell­membranen. Verapamilhydrochlorid wirkt auch als Calcziumantagonist an der glatten Mus­kulatur, insbesondere im Bereich der Gefäße und des Magen-Darm-Traktes. Der Effekt auf die glatte Gefäßmusku­latur äußert sich in einer Vasodilatation. Verapamilhydrochlorid hat als Calciumantagonist auch einen deutlichen Effekt auf das Myokard. Die Wirkung auf den AV-Knoten äußert sich in einer Verlänge­rung der Überleitungszeit. Im Bereich des Arbeitsmyokards kann es zu einem negativ inotropen Effekt kommen.


Beim Menschen verursacht Verapamilhydrochlorid infolge der Vasodilatation eine Ab­nah­me des totalen peripheren Wider­standes. Es kommt zu keiner reflektorischen Zunahme des Herzminuten­volumens. Dementsprechend sinkt der Blutdruck.



5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Nach oraler Gabe wird Verapamilhydrochlorid rasch zu 80 - 90 % aus dem Dünndarm resor­biert. Die biologische Verfügbarkeit be­trägt wegen eines ausgeprägten "First-pass-Metabolismus" nur ca. 20 %. Bei oraler Gabe werden nach 1 - 2 Stunden maximale Plasmaspiegel erreicht. Verapamilhydrochlorid wird zu etwa 90 % an Plasma­proteine gebunden.


Die Substanz wird in hohem Maße zu einer Vielzahl von Metaboliten verstoff­wechselt, von denen nur das Norvera­pamil eine geringe Wirksamkeit besitzt, die im Vergleich zur Muttersubstanz bei 20 % liegt. Die Eliminations­halb­werts­zeit von Verapamilhydrochlorid liegt bei 3 - 7 Stun­den. Bei Patienten mit eingeschränkter Le­berfunktion ist mit einer verzögerten Elimination zu rechnen. Verapamilhydrochlorid wird zu etwa 70 % mit dem Urin über­wiegend als Metabolite ausgeschieden, der un­veränderte Anteil liegt bei
3 - 4 %. Folg­lich wird die Pharma­ko­ki­ne­tik von Verapamilhydrochlorid durch renale Insuffizienz nicht beeinflusst. Mit den Faeces werden etwa 16 % der verabreichten Dosis eliminiert.



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen erbrachten keine Hinweise auf mutagene Wirkungen von Verapamilhydrochlorid.

Eine Langzeitstudie an der Ratte ergab keinen Hinweis auf ein tumorerzeugendes Potential von Verapamilhydrochlorid.

Embryotoxizitätsstudien an Kaninchen und Ratte haben bis zu Tagesdosen von 15 mg/kg bzw. 60 mg/kg keine Hinweise auf ein teratogenes Potential ergeben. Bei der Ratte traten jedoch im maternal-toxischen Bereich Embryoletali­tät und Wachstumsretardierungen auf.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Natriumalginat, mikrokristalline Cellu­lose, Povidon K30 , Poly(O-2-hydroxy­pro­pyl, O-me­thyl)cellulose, kolloidales Silicium­dioxid, Magnesium­stearat (Ph. Eur.), Farbstoffe E 104, E 171 und E 132, Carnaubawachs, Macro­gol 400.


6.2 Inkompatibilitäten

Keine bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 5 Jahre.


Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Achten Sie stets darauf, dass Sie
Verapamil Atid 240 mg retard so aufbewahren, dass es für Kinder nicht zu erreichen ist.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

PVCD-Blisterpackungen


N 1 20 Retardtabletten

N 2 50 Retardtabletten

N 3 100 Retardtabletten


6.6 Besondere Vorsichtamßnahmen für die Beseitigung

Keine.


7. Inhaber der Zulassung

DEXCEL PHARMA GmbH

Röntgenstraße 1

63755 Alzenau

Telefon: (0 60 23) 94 80-0

Telefax: (0 60 23) 94 80-50


8. Zulassungsnummer

33634.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung/ Verlängerung der Zulassung


01.07.1995/ 23.11.2001


10. Stand der Information


Oktober 2007


11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig







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