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Vincristinsulfat-Gry 1 Mg/1 Ml Injektionslösung

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Gebrauchsinformation: Information für den Anwender


VINCRISTINSULFAT-GRY®1 MG / 1 ML INJEKTIONSLÖSUNG


Wirkstoff: Vincristinsulfat


Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage sorgfältig durch, bevor Sie mit der Anwendung dieses Arzneimittels beginnen.

- Heben Sie die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später nochmals lesen.

- Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

- Dieses Arzneimittel wurde Ihnen persönlich verschrieben. Geben Sie es nicht an Dritte weiter. Es kann anderen Menschen schaden, auch wenn diese dieselben Symptome haben wie Sie.

- Wenn eine der aufgeführten Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind, informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.


Die Packungsbeilage beinhaltet:


1. Was ist VINCRISTINSULFAT-GRY®1 mg / 1 ml und wofür wird es angewendet?

2. Was müssen Sie vor der Anwendung von VINCRISTINSULFAT-GRY®1 mg / 1 ml beachten?

3. Wie ist VINCRISTINSULFAT-GRY®1 mg / 1 ml anzuwenden?

4. Welche Nebenwirkungen sind möglich?

5. Wie ist VINCRISTINSULFAT-GRY®1 mg / 1 mlanzuwenden?

6. Weitere Informationen


1. WAS IST VINCRISTINSULFAT-GRY®1 MG / 1 ML UND WOFÜR WIRD ES ANGEWENDET?

Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml ist ein Zytostatikum (Krebsmittel) aus der Gruppe der Vinca-Alkaloide, Mitosehemmer (hemmt die Zellteilung).


Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml wird angewendet:




2. WAS MÜSSEN SIE VOR DER ANWENDUNG VON VINCRISTINSULFAT-GRY®

1 MG / 1 ML BEACHTEN?


Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml darf nicht angewendet werden,



Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml darf keinesfallsin die Rückenmarksflüssigkeit (intrathekale Applikationsart) verabreicht werden, da diese Anwendungsart tödliche Folgen hat.


Im Folgenden wird beschrieben, wann Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml nur unter bestimmten Bedingungen und nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden darf. Befragen Sie hierzu bitte Ihren Arzt. Dies gilt auch, wenn diese Angaben bei Ihnen früher einmal zutrafen.

Vorsicht ist geboten bei Leberfunktionsstörungen wegen der überwiegend in der Leber stattfindenden Verstoffwechselung (Metabolisierung) von Vincristinsulfat.

Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml soll Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten, nicht gegeben werden, wenn das Bestrahlungsfeld die Leber einschließt.


Besondere Vorsicht bei der Anwendung von Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml ist erforderlich:


Vincristinsulfat ist streng intravenös zu injizieren. Bei einer versehentlichen paravenösen Injektion von Vincristinsulfat sind entsprechende therapeutische Maßnahmen zu ergreifen (siehe „Notfallmaßnahmen“).

Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, Injektionslösung, darf keinesfalls in die Rückenmarksflüssigkeit (intrathekale Applikation) verabreicht werden, da diese Anwendungsart tödliche Folgen hat.

Gelangt Vincristinsulfat in die Augen, kann es zu schweren Reizerscheinungen bis zu Hornhautgeschwüren (Hornhautulzerationen) kommen. Sofortiges Spülen mit Wasser.


Vincristinsulfat sollte nicht direkt nach einem chirurgischen Eingriff oder bei einer größeren Wunde angewendet werden. Ein beträchtlicher Anteil des injizierten Wirkstoffs kann durch Austritt aus verletzten Kapillaren in die Wunde geraten und zu Verhärtungen, Entzündungen und lokalen Gewebsnekrosen führen.

Zur Sicherstellung der normalen Darmtätigkeit und zur Vermeidung von Obstipation werden Maßnahmen, wie z.B. eine spezielle Diät oder der Gebrauch von Abführmitteln (Laxantien), insbesondere Lactulose, empfohlen.


Begleitende Kontrolluntersuchungen:


Vor Therapiebeginn und während der Behandlung sowie vor jedem Behandlungskurs sollten die Leber- und Nierenfunktion, das Blutbild sowie die Funktionen des Nervensystems (neurologischen Funktionen) untersucht werden. Bei Zeichen von Knochenmarkschädigung (Knochenmarkdepression) ist die nächste Dosis erst nach sorgfältiger Beurteilung des Krankheitsbildes zu verabreichen. Ebenso ist beim Auftreten von Funktionsstörungen des Nervensystems (neurologischen Symptomen) zu verfahren, da sich bei Fortsetzung der Behandlung schwere Nervenleiden (Neuropathien) entwickeln können.

Eine regelmäßige Kontrolle der Harnsäurespiegel im Serum zu Beginn der Behandlung wird empfohlen.



Bei Anwendung von Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml mit anderen Arzneimitteln


Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/ anwenden bzw. vor kurzem eingenommen/ angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.

hr Arzt kann Ihnen sagen, ob unter diesen Umständen mit Unverträglichkeiten zu rechnen ist, oder ob besondere Maßnahmen, wie z.B. eine neue Dosisfestsetzung, erforderlich sind, wenn dieses Arzneimittel angewendet wird.


Wegen der nervenschädigenden Wirkung (Neurotoxizität) von Vincristinsulfat sollten andere potentiell neurotoxische Medikamente nicht gleichzeitig gegeben werden.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Vincristinsulfat und anderen Krebsmitteln (Zytostatika) muss mit einer Wirkungsverstärkung sowie mit verstärkten Nebenwirkungen gerechnet werden.


Die gleichzeitige Gabe von Vincristinsulfat und Cyclosporin A kann eine starke Schädigung des Nervensystems (Neurotoxizität) hervorrufen.


Eine Kombinationsbehandlung mit Vincristinsulfat und Mitomycin ist wegen der Gefahr eines ausgeprägten Krampfes der Bronchialmuskeln (Bronchospasmus) und akuter Atemnot zu unterlassen.


Bei einer Kombinationsbehandlung von Vincristinsulfat und L-Asparaginase (Enzym) muss Vincristinsulfat 12-24 Stunden vor dem Enzym gegeben werden, da sonst eine Verminderung der hepatischen Clearance von Vincristinsulfat mit zunehmender Schädigung (kumulativer Toxizität) in der Leber auftreten kann.


Zu beachten ist die mögliche Wechselwirkung zwischen Vincristinsulfat und Calciumantagonisten, speziell Nifedipin, da es bei gleichzeitiger Gabe von Vincristinsulfat und Nifedipin zu einer Herabsetzung der Plasmaclearance von Vincristinsulfat mit der Gefahr erhöhter Toxizität (Schädigung) kommen kann.


Durch Chemotherapie, die auch Vincristinsulfat beinhaltet, kann eine Krampfanfallsprophylaxe mit Phenytoin beeinträchtigt werden, da Vincristinsulfat zu einer Herabsetzung der Phenytoinkonzentration im Blut führt. Eine Dosisanpassung sollte aufgrund regelmäßiger Blutspiegelbestimmungen erfolgen.


Vincristinsulfat enthaltende Therapieschemata können den Digoxin-Plasmaspiegel senken und die Ausscheidung über die Niere (renale Exkretion) beeinträchtigen.


Dactinomycin: Bei Patienten mit Wilms-Tumor wurde bei Kombination von Vincristinsulfat und Dactinomycin über eine schwere Leberschädigung (Lebertoxizität) berichtet.


In der Kombination mit Bleomycin kann Vincristinsulfat dosisabhängig ein Raynaud-Syndrom (Gefäßkrämpfe, vorwiegend an den Fingern) verursachen.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Vincristinsulfat und anderen, das Knochenmark hemmenden (myelosuppressiven) Wirkstoffen wie z.B. Doxorubicin (besonders zusammen mit Prednison) addiert sich die hemmende (suppressive) Wirkung auf das Knochenmark.


Wegen der hemmenden (suppressiven) Wirkung von Vincristinsulfat auf das Immunsystem kann die Antikörperreaktion bei Impfung mit abgetöteten Viren oder Lebendvakzinen abgeschwächt sein. Der Zeitraum zwischen dem Absetzen der immunsuppressiv wirkenden Therapie und dem Wiederauftreten einer entsprechenden (adäquaten) Immunantwort auf den Impfstoff (Vakzine) hängt von der Intensität und der Art des Medikamentes ab, das die Immunsuppression verursacht hat. Weiterhin ist er abhängig von der bösartigen (malignen) Grunderkrankung und anderen Faktoren. Der Zeitraum kann 3 Monate bis zu 1 Jahr betragen.


Bei Verabreichung einer Lebendvakzine kann eine Potenzierung der Vakzine-Virus-Replikation auftreten und somit Nebenwirkungen der Vakzine verursachen bzw. erhöhen. Die Immunisierung dieser Patienten darf nur unter äußerster Vorsicht nach Blutbilduntersuchung und nur mit Kenntnis und Zustimmung des behandelnden Onkologen durchgeführt werden. Patienten mit Leukämie, die sich in Remission befinden (bei denen die Krankheitserscheinungen nachlassen), sollten vor Ablauf von 3 Monaten nach Chemotherapie keine Lebendvakzine erhalten.


Bestrahlung kann die periphere nervenschädigende Wirkung (Neurotoxizität) von Vincristinsulfat erhöhen.


Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Anwendung von Vincristinsulfat und Hemmstoffen des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A.


Bei gleichzeitiger Verabreichung von Vincristinsulfat und Itraconazol, ein potenter Hemmstoff dieses Isoenzyms, kann es zu früher einsetzenden oder verstärkten neuromuskulären Erkrankungen kommen.



Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft


Vincristinsulfat, der Wirkstoff von Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, kann erbgutschädigend und fruchtschädigend wirken.

Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml sollte während einer Schwangerschaft nicht angewendet werden. Bei vitaler Indikation zur Behandlung einer schwangeren Patientin sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen.

Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, so ist die Möglichkeit einer genetischen Beratung zu nutzen.


Patienten im geschlechtsreifen Alter


Vincristinsulfat kann erbgutschädigend wirken.

Männern, die mit Vincristinsulfat behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monaten danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer dauerhaften Unfruchtbarkeit nach einer Therapie mit Vincristinsulfat über die Möglichkeit einer Spermakonservierung beraten zu lassen.

Frauen dürfen während der Behandlung mit Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml und bis zu 6 Monaten danach nicht schwanger werden.


Stillzeit


Während der Behandlung darf nicht gestillt werden.


Fragen Sie vor der Einnahme von allen Arzneimitteln Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.


Anwendung im Kindesalter:

Bei Kleinkindern, bei denen das Verhältnis zwischen Körperoberfläche und Körpergewicht noch ungünstig ist, zeigten sich im Vergleich zu größeren Kindern stärkere neurologische und hepatische Nebenwirkungen nach Chemotherapie bei akuter lymphatischer Leukämie.

Bei Kindern ist ein regelmäßiger Status der intellektuellen, emotionalen, linguistischen und neuropsychologischen Reaktionen und Fähigkeiten erforderlich.


Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Vincristinsulfat kann durch Nebenwirkungen am Nervensystem und im Magen-Darm-Bereich zu einer Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit oder der Bedienbarkeit von Maschinen führen.


3. WIE IST VINCRISTINSULFAT-GRY®1 MG / 1 ML ANZUWENDEN?


Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, Injektionslösung, soll nur unter der Aufsicht eines in der Krebstherapie erfahrenen Arztes angewendet werden.

Eine Überdosierung von Vincristinsulfat kann sehr ernste, eventuell tödliche Folgen haben. Daher ist die exakte Berechnung der zulässigen Dosis besonders gewissenhaft vorzunehmen. Die Anwendung muss streng intravenös erfolgen. Paravenöse Injektionen führen im betroffenen Bereich zu ausgedehnten Nekrosen (siehe „lokale Nebenwirkungen“).


Wieviel von und wie oft sollten Sie Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml anwenden?


Die Dosis ist der Indikation, dem angewandten Kombinationschemotherapieplan und dem Zustand des Patienten individuell anzupassen.

Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, Injektionslösung, wird in wöchentlichen Abständen streng intravenösinjiziert.


Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsrichtlinien:


Erwachsene:

1,4 mg Vincristinsulfat/m² Körperoberfläche intravenös einmal wöchentlich.

Die maximale Gesamtdosis ist 2 mg pro Patient/Woche.


Kinder mit einem Körpergewicht von bis zu 10 kg:


0,05 mg Vincristinsulfat/kg Körpergewicht intravenös einmal wöchentlich.

(Die Dosierung bei Kleinkindern wird nach dem jeweiligen Körpergewicht (nicht nach der Köperoberfläche) berechnet, da bei Kleinkindern das Verhältnis zwischen Köperoberfläche und Körpergewicht ungünstig ist und es nach einer Chemotherapie bei akuten Leukämien im Vergleich zu größeren Kindern zu stärkeren neurologischen und hepatologischen Nebenwirkungen kommen kann.)


Kinder mit einem Körpergewicht von 10 kg und mehr:


Übliche Einzeldosen liegen im Bereich von 1,5 mg Vincristinsulfat/m² Körperoberfläche intravenös einmal wöchentlich.

Die maximale Gesamtdosis ist 2 mg pro Patient/Woche.

Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:


Bei Patienten mit einem direkten Serumbilirubin über 3 mg/100 ml wird eine Reduktion der Vincristinsulfat-Dosis um 50% empfohlen.


Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der Indikation, des angewendeten Kombinationschemotherapieplanes und des Zustandes des Patienten.


Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Wirkung von Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml zu stark oder zu schwach ist.


Art und Dauer der Anwendung


Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, Injektionslösung, darf nur intravenös angewendet werden.


Eine paravenöse Injektion ist sorgfältig zu vermeiden (siehe „lokale Nebenwirkungen“). Vor der Applikation von Vincristinsulfat ist die Injektion von physiologischer Kochsalzlösung ratsam, um sich von der richtigen Lage der Kanüle zu überzeugen. Ein Durchspülen der Kanüle am Ende der Vincristinsulfatinjektion kann lokalen Reizungen an der Injektionsstelle vorbeugen.


Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, Injektionslösung, darf nur mit isotonischer Natriumchloridlösung oder Glukoselösung verdünnt werden.


Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, Injektionslösung, sollte nicht mit Lösungen verdünnt werden, die den pH-Wert über den Bereich von 3,5 - 5 hinaus erhöhen bzw.

erniedrigen und nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.


Vor der Anwendung sollte die Lösung daraufhin überprüft werden, dass sie frei von Partikeln ist und keine Verfärbung aufweist.


Die Injektion kann entweder direkt intravenös oder in den Schlauch einer laufenden intravenösen Infusion erfolgen und sollte in einer Minute abgeschlossen sein.


Hinweise für die Handhabung:

Jeder Kontakt mit der Lösung ist zu vermeiden. Bei Verdünnung und Zubereitung der Lösung sollte unter streng aseptischen Bedingungen gearbeitet werden. Beim Umgang mit Vincristin muss Schutzkleidung getragen werden. Haut- und Schleimhautkontakte sind zu vermeiden (Handschuhe tragen!). Der Gebrauch einer Laminar-air-flow-Bank wird empfohlen.

Wenn Vincristinsulfat mit Haut, Schleimhaut oder Augen in Berührung kommt, sofort gründlich mit Wasser spülen.


Zum Reinigen der Haut kann Seife verwendet werden.


Die Empfehlungen „Sichere Handhabung von Zytostatika“ des Merkblattes M620 der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege sollten beachtet werden.


Wenn Sie eine größere Menge Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml angewendet haben als Sie sollten


Eine Überdosierung von Vincristinsulfat kann sehr ernste, eventuell tödliche Folgen haben.

Daher ist die exakte Berechnung der zulässigen Dosis besonders gewissenhaft vorzunehmen.

Symptome einer Überdosierung

Die Nebenwirkungen von Vincristinsulfat sind zumeist dosisabhängig, daher muss bei Überdosierung mit einem verstärkten Auftreten von unerwünschten Begleiterscheinungen gerechnet werden.

Schwerwiegende Folgen können bereits nach Dosen von 3 mg Vincristinsulfat/m² Körperoberfläche auftreten. Führende klinische Symptome bei Überdosierung von Vincristinsulfat sind Abdominalschmerzen, neurotoxische Erscheinungen mit Reflexausfällen, sensorische und motorische Störungen, Somnolenz, Thrombozytopenie, Leukozytopenie und paralytischer Ileus.

Bei Kindern unter 13 Jahren haben 10fache therapeutische Dosen zum Tode geführt.


Notfallmaßnahmen

Da ein spezifisches Antidot nicht bekannt ist, sind symptomatische therapeutische Maßnahmen notwendig.


Zu diesen Maßnahmen zählen:


1. Zur Verhütung von Nebenwirkungen, die von einer Störung der Sekretion des antidiuretischen Hormons herrühren, gehört die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme.

2. Gabe eines Antikonvulsivums für mindestens eine Woche nach der Überdosierung.

3. Anwendung von Einläufen, um einem Ileus vorzubeugen.

4. Überwachung des Kreislaufsystems.

5. Eventuell tägliche Hämatokrit- bzw. Hämoglobinbestimmung, um den

Transfusionsbedarf zu erkennen.


Gegebenenfalls kann Folinsäure angewandt werden. Empfohlen wird die intravenöse Gabe von 100 mg alle 3 Stunden für 24 Stunden und danach alle 6 Stunden für mindestens 48 Stunden.

Da nur sehr geringe Mengen Vincristinsulfat im Dialysat erscheinen, ist der Nutzen einer Hämodialyse in Fällen von Überdosierung fraglich.

Nach einem Einzelbericht konnten Nebenwirkungen nach Vincristinsulfat-Überdosierung durch Plasmapherese abgeschwächt werden.

Versehentliche orale Einnahme


Wenn Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml versehentlich oral eingenommen wurde, kann Aktivkohle und ein Abführmittel gegeben werden. Nach oraler Gabe wird Vincristinsulfat praktisch nicht resorbiert.


Versehentliche intrathekale Gabe


Eine versehentliche intrathekale Gabe hat eine aufsteigende Lähmung zur Folge, die zum Tode führt. Bei einer kleinen Anzahl Patienten konnte eine lebensbedrohliche Lähmung mit anschließendem Tod verhindert werden. Es kam allerdings zu schwerwiegenden neurologischen Folgeerscheinungen und nur begrenzter späterer Erholung.

Aufgrund der veröffentlichten Behandlung dieser überlebenden Fälle, sollte nach einer versehentlichen intrathekalen Gabe von Vincristinsulfat sofort mit der folgenden Behandlung begonnen werden:


Über den initialen lumbalen Zugang soviel Rückenmarksflüssigkeit, wie risikolos möglich, entfernen.

Einbringen eines Epiduralkatheters in den Subarachnoidalraum über den Intervertebralraum oberhalb des initialen lumbalen Zugangs und Spülung der Zerebrospinalflüssigkeit mit Ringer-Laktat-Lösung. Frischplasma (fresh frozen plasma) sollte angefordert werden. Sobald es zur Verfügung steht, sollte die Ringer-Laktat-Lösung mit 25 ml Frischplasma pro Liter versetzt werden.

Einbringen eines intraventrikulären Drains oder Katheters durch einen Neurochirurgen und Fortsetzung der Spülung der Zerebrospinalflüssigkeit, wobei Flüssigkeit durch den lumbalen Zugang entfernt wird, der mit einem geschlossenen Drainagesystem verbunden ist. Die Ringer-Laktat-Lösung sollte kontinuierlich mit 150 ml/Stunde bzw. nach Hinzufügen von Frischplasma mit 75 ml/Stunde infundiert werden. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte so angepasst werden, dass die Proteinkonzentration in der Zerebrospinalflüssigkeit 150 mg/dl beträgt.


Folgende Maßnahmen wurden zusätzlich angewandt, ohne dass ihr Nutzen unmittelbar bewiesen ist:

Eine Infusion von 10 g Glutaminsäure über 24 Stunden, gefolgt von einer täglichen oralen Gabe von 3 x 500 mg Glutaminsäure für die Dauer von 3 Monaten.

100 mg Folinsäure als Bolusinjektion, gefolgt von einer 24stündigen Infusion von 25 mg Folinsäure/Stunde, anschließend 4 x 25 mg Folinsäure i.v./Tag für eine Woche.

50 mg Pyridoxin wurden alle 8 Stunden über 30 Minuten intravenös infundiert.


Versehentliche paravenöse Injektion


Bei einem versehentlichen Paravasat ist die Injektion sofort zu stoppen. Nach Paravasation sollte sofort eine Unterspritzung des umgebenden Gewebes mit Hyaluronidase erfolgen. Zusätzlich sollte die Injektionsstelle leicht erwärmt werden, um eine möglichst gleichmäßige Verteilung von Vincristinsulfat und somit eine Reduktion der lokalen Entzündung zu erreichen.



4. WELCHE NEBENWIRKUNGEN SIND MÖGLICH?


Wie alle Arzneimittel kann Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:


sehr häufig:

mehr als 1 von 10 Behandelten

häufig:

weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten

gelegentlich:

weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1000 Behandelten

selten:

weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten

sehr selten:

1 oder weniger von 10.000 Behandelten einschließlich Einzelfällen


Die unter der Behandlung mit Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml, Injektionslösung, auftretenden Nebenwirkungen sind sehr häufig dosisabhängig und in der Regel heilbar (reversibel). Bei ungenügender Leberfunktion (Leberinsuffizienz) können die Nebenwirkungen infolge verlangsamter Verstoffwechselung und verzögerter biliärer Ausscheidung verstärkt auftreten.


Nebenwirkungen, die das Nervensystem betreffen (neurologische Nebenwirkungen):


Verstärkte Gefahr für das Auftreten von Nervenschädigungen (Neurotoxizität) besteht bei Patienten mit vorbestehenden Nervenerkrankungen (neurologischen Erkrankungen).


Das Auftreten neurologischer Nebenwirkungen ist dosis- und altersabhängig.


Bei Kleinkindern, bei denen das Verhältnis zwischen Körperoberfläche und Körpergewicht noch ungünstig ist, zeigten sich im Vergleich zu größeren Kindern stärkere neurologische und hepatische Nebenwirkungen nach Chemotherapie bei akuter lymphatischer Leukämie.

Bei Kindern ist ein regelmäßiger Status der intellektuellen, emotionalen, linguistischen und neuropsychologischen Reaktionen und Fähigkeiten erforderlich.


Am häufigsten werden neuromuskuläre Störungen beobachtet. Die neuromuskulären Erscheinungen treten in Form von Sensibilitätsstörungen, Empfindungsstörungen wie Kribbeln (Parästhesien) und Taubheit der Finger- und Zehenspitzen sowie neuralgischen Schmerzen in der Kieferregion und in den Hoden auf. Bei Fortsetzung der Behandlung können neuritisartige Schmerzen und motorische Ausfälle verschiedener Lokalisation beobachtet werden, des Weiteren Reflexausfall, unter anderem der tiefen Sehnenreflexe, Spitzfußstellung, Muskelschwäche, gestörte Bewegungskoordination (Ataxie)

und Lähmungen.


Manifestationen an den Hirnnerven in Form unvollständiger Lähmungen (isolierter Paresen) und/oder Muskellähmungen können auch bei Fehlen sonstiger motorischer Störungen auftreten.


Gelegentlich werden temporäre (vorübergehende) oder permanente Hörstörungen (partielle Taubheit), Gleichgewichtsstörungen mit Benommenheit, Augenzittern (Nystagmus) und Schwindel und Erblindung registriert. Im Zusammenhang mit einer Vincristinsulfat-Therapie wurde über das Auftreten von Rindenblindheit und Stimmbänderlähmung, einschließlich beidseitiger (bilateraler) Stimmbänderlähmung (reversibel) berichtet. Es wurden auch Heiserkeit, Ptosis (Herabhängen des Oberlides), Doppelsichtigkeit, Optikusneuropathien oder -atrophien sowie beidseitige Gesichtslähmung (bilaterale Facialisparese) beobachtet.


Gelegentlich wurden Krämpfe (sehr häufig zusammen mit Bluthochdruck), bei Kindern auch Krämpfe mit anschließender Bewusstlosigkeit registriert.


Gelegentlich treten zentralnervöse Störungen mit Bewusstseinsminderung, Depressionen, Erregung, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszuständen, Psychosen, Halluzinationen, Delirien und Koma (tiefe Bewusstlosigkeit) auf.


Von verschiedenen Autoren wurde empfohlen, die wöchentliche Dosis auf 2 mg Vincristinsulfat zu begrenzen, um das Auftreten der neuromuskulären Nebenwirkungen zu vermeiden.


Nebenwirkungen, die den Magen-Darm-Trakt betreffen (gastrointestinale Nebenwirkungen):


Gastrointestinale Nebenwirkungen treten durch neuroviszerale Schädigung sehr häufig in Form von Stuhlverstopfung (Obstipation), in Form von abdominellen (Bauch-) Krämpfen und gelegentlich in Form von Appetitlosigkeit bis hin zur Magersucht (Anorexie), Inkontinenz, Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen auf.

Über Entzündungen und Geschwüre (Ulzerationen) an der Mundschleimhaut sowie gastrointestinale Blutungen, Gewebsschädigungen (Nekrosen) und/oder Durchbruch des Darms (Perforationen des Intestinums) wurde berichtet. Es kann insbesondere bei Kindern zu Darmverschluss (paralytischem Ileus) kommen. Sehr selten wurde eine Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) beobachtet.


Schädigungen, die die Leber betreffen (Hepatotoxizität):


Selten wurde, insbesondere bei Kindern, über ein Budd-Chiari-Syndrom (Verschluss der Lebervenen) berichtet.


Nebenwirkungen, die die Lunge betreffen (pulmonale Nebenwirkungen):


Gelegentlich wurde über ausgeprägte Verkrampfung der Atemwege (Bronchospasmus) und akute Atemnot (ARDS) berichtet, im Allgemeinen im Rahmen einer Kombinationsbehandlung mit Mitomycin (Krebsmittel)(siehe Abschnitt „Wechselwirkungen mit anderen Mitteln“). Diese Reaktionen können im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe von Vincristinsulfat, aber auch verzögert auftreten.


Nebenwirkungen, die die Niere betreffen (renale Nebenwirkungen):


Es wurde über vermehrte Harnmengen (Polyurie) und erschwerte Blasenentleerung (Dysurie) berichtet.

Auch Harnverhaltung und Erschlaffung der Blasenmuskulatur (Blasenatonie) traten auf.

Gelegentlich wurde das Syndrom der gestörten ADH-Sekretion (SIADH; Schwartz-Bartter-Syndrom) mit verminderter Natriumkonzentration im Blut (Hyponatriämie) und Wasseransammlung (Wasserretention) beobachtet.

Die Harnsäurekonzentration im Blut und Urin kann unter der Therapie mit Vincristinsulfat erhöht sein.

Wie bei allen Krebsmittel-Therapien kann es auch nach Vincristinsulfat-Gabe zu einer akuten Nierenfunktionsstörung (Niereninsuffizienz) infolge vermehrter Harnsäurekonzentration im Blut (Hyperurikämie) kommen.


Schädigungen, die das Knochenmark betreffen (Knochenmarktoxizität):


Eine Funktionsminderung des Knochenmarks (Myelosuppression) tritt bei üblicher Dosierung gelegentlich und dosisabhängig auf, sie ist jedoch in der Regel heilbar (reversibel) und eher geringgradig. Es werden Abnahme der weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie), Abnahme der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutarmut (Anämie) beobachtet.

Über eine vorübergehende Vermehrung der Blutplättchen im Blut (Thrombozytose) wurde oft berichtet.


Nebenwirkungen, die das Herz und das Gefäßsystem betreffen (kardiovaskuläre Nebenwirkungen):


Gelegentlich treten herzschädigende (kardiotoxische) Reaktionen auf.

Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Herzerkrankungen infolge einer verminderten Durchblutung (ischämischen Herzerkrankungen).

Vincristinsulfat enthaltende Krebsmittel-Kombinationstherapien werden in Zusammenhang gebracht mit koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkt (Myokardinfarkt) bei Patienten, welche zuvor eine Mediastinum-Bestrahlung (Bestrahlung des mittleren Brustraumes) erhalten hatten.

Ferner wurde über Kopfschmerzen (selten) sowie über zu hohen bzw. zu niedrigen Blutdruck (arterielle Hyper- bzw. Hypotonie) unter Vincristinsulfat berichtet.


Lokale Nebenwirkungen:


An der Injektionsstelle können Reizungen und Entzündungen auftreten.

Bei einer versehentlichen Paravasation (Eintritt in das umliegende Gewebe) von Vincristinsulfat bei intravenöser Verabreichung kann es zu schweren bis schwersten lokalen Gewebeirritationen mit entzündlichen und gewebsschädigenden (nekrotisierenden) Veränderungen und schlecht heilenden Geschwürbildungen (Ulzerationen) kommen. Die Heilung kann mehrere Wochen dauern und von starken Schmerzen begleitet sein. Die Beschwerden können nach Abheilung anhalten (persistieren).


Sonstige Nebenwirkungen:


Sehr häufig tritt ein in der Regel reversibler Haarausfall (Alopezie) auf. Gelegentlich wurden allergische Reaktionen wie Anaphylaxie, Hautausschlag, Fieber und Ödeme (Wasseransammlung im Gewebe) beobachtet.

Vincristinsulfat kann sehr häufig bei Männern zu Unfruchtbarkeit (Infertilität, Azoospermie) führen. Abhängig vom Alter der Patienten und von der Gesamtdosis ist eine Reversibilität der Effekte auf die Fertilität möglich.


Methyl(4-hydroxybenzoat) und Propyl(4-hydroxybenzoat) können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, und selten eine Verkrampfung der Atemwege (Bronchospasmus) hervorrufen


Informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker, wenn eine der aufgeführten Nebenwirkungen sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind.


5. WIE IST VINCRISTINSULFAT-GRY®1 MG / 1 ML AUFZUBEWAHREN?


Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren.


Sie dürfen das Arzneimittel nach dem auf dem Behältnis und dem Umkarton angegebenen Verfallsdatum nicht mehr anwenden.


Bei +2 °C bis +8 °C lagern. Durchstechflasche im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


Die chemische und physikalische Stabilität nach Anbruch wurde für 14 Tage bei

+2 °C - +8 °C nachgewiesen.

Bei anderen Aufbewahrungszeiten und –bedingungen trägt der Anwender die Verantwortung.

Vor der Anwendung sollte die Lösung daraufhin überprüft werden, dass sie frei von Partikeln ist und keine Verfärbung aufweist.


Entsorgungsvorschriften für Zytostatika sind zu beachten!


6. WEITERE INFORMATIONEN


Was Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml enthält:


Der Wirkstoff ist: Vincristinsulfat


1 Durchstechflasche mit 1 ml Injektionslösung enthält 1 mg Vincristinsulfat.


Die sonstigen Bestandteile sind:

100 mg D-Mannitol

1,8 mg Methyl(4-hydroxybenzoat) (Ph.Eur.)

0,2 mg Propyl(4-hydroxybenzoat) (Ph.Eur.)(Parabene, als Konservierungsmittel)

Natriumhydroxid

Wasser für Injektionszwecke


Wie Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml aussieht und Inhalt der Packung:


Vincristinsulfat-GRY®1 mg / 1 ml ist in Packungen mit 1 Durchstechflasche (N1) bzw. 10 Durchstechflaschen (Bündelpackung, N2) mit je 1 ml Injektionslösung erhältlich.


Pharmazeutischer Unternehmer:


GRY-Pharma GmbH
Kandelstraße 10

D-79199 Kirchzarten
Telefon: (0 76 61) 98 45 - 01
Telefax: (0 76 61) 71 59


Hersteller:


Pharmachemie B.V.
Swensweg 5
NL-2031 GA Haarlem (Niederlande)
Telefon 00 31 / 23 / 51 47 14 7
Telefax 00 31 / 23 / 53 12 87 9


Diese Gebrauchsinformation wurde zuletzt überarbeitet im November 2006.

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Stärken und Packungsgrößen:


Vincristinsulfat-GRY®2 mg / 2 ml Injektionslösung

Packung mit 1 Durchstechflasche mit 2 ml Injektionslösung (N1)

Packung (Bündelpackung) mit 10 Durchstechflaschen mit je 2 ml Injektionslösung (N2)


Vincristinsulfat-GRY®5 mg / 5 ml Injektionslösung

Packung mit 1 Durchstechflasche mit 5 ml Injektionslösung (N1)