Adamon Kaps
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Adamon Kaps 50 mg, Hartkapseln
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Jede Hartkapsel Adamon enthält 50 mg Tramadolhydrochlorid.
.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Hartkapsel
Weiße Hartkapseln mit dem Aufdruck "T50".
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von mäßig starken bis starken Schmerzen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Kapseln sind unzerkaut (im Ganzen) mit ausreichend Flüssigkeit - unabhängig von den Mahlzeiten - einzunehmen.
Wie bei allen Analgetika sollte die Dosierung von Tramadol der Stärke der Schmerzen und dem individuellen Ansprechen des Patienten angepasst werden.
Dosierung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren
Bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren beträgt die empfohlene (Einzel-)Dosis bei mäßig starken Schmerzen 50 mg Tramadolhydrochlorid (1 Kapsel). Tritt innerhalb von 30 - 60 Minuten keine Schmerzbefreiung ein, wird eine zweite Einzeldosis von 50 mg Tramadolhydrochlorid (1 Kapsel) gegeben.
Ist bei starken Schmerzen eine entsprechende Schmerzfreiheit nicht zu erreichen, werden als Einzeldosis 100 mg Tramadolhydrochlorid (2 Kapseln) eingenommen.
Die Wirkung von Tramadolhydrochlorid hält je nach Stärke der Schmerzen bei Anwendung therapeutischer Dosen durchschnittlich 4 - 8 Stunden an.
Eine Tagesgesamtdosis von 400 mg Tramadolhydrochlorid (8 Kapseln) sollte nur unter besonderen klinischen Umständen überschritten werden. Bei starken Schmerzen nach Operationen oder bei der Behandlung von Tumorschmerzen können deutlich höhere Dosen erforderlich sein.
Dosierung bei Kindern
Adamon Hartkapseln sind nicht für Kinder unter 12 Jahren geeignet.
Dosierung bei geriatrischen Patienten
Bei akuten Schmerzen werden Adamon Hartkapseln nur einmal oder wenige Male eingenommen, so dass eine Dosisanpassung nicht erforderlich ist. Bei chronischen Schmerzen ist im Regelfall eine Dosisanpassung bei älteren Patienten (bis 75 Jahre) ohne klinisch manifeste Leber- oder Niereninsuffizienz nicht erforderlich. Bei alten Patienten (über 75 Jahre) kann es zu einer Verlängerung der Eliminationshalbwertzeit kommen. Infolgedessen sind die Dosierungsintervalle gegebenenfalls individuell zu verlängern.
Dosisanpassung bei Patienten mit einer verlängerten Wirkungsdauer (Patienten mit Leber- und/oder Niereninsuffizienz bzw. Dialyse)
Bei akuten Schmerzen werden Adamon Hartkapseln nur wenige Male oder nur als Einzeldosis eingenommen. In diesem Falle ist keine Dosisanpassung erforderlich. Die Anwendung von Adamon Hartkapseln bei Patienten mit schwerer Leber- und/oder Niereninsuffizienz wird nicht empfohlen. In weniger schweren Fällen sollte eine entsprechende Verlängerung des Dosierungsintervalls in Betracht gezogen werden.
Hinweis
Die empfohlenen Dosierungen sind als Anhaltswerte aufzufassen.
Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.
Tramadol sollte auf keinen Fall länger als für eine Schmerzkontrolle unbedingt notwendig angewendet werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine länger andauernde Schmerzbehandlung mit Tramadol erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmäßige Überprüfung erfolgen (ggf. durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erfordernis weiter besteht.
4.3 Gegenanzeigen
Tramadol darf nicht angewendet werden
-
bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Tramadolhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile,
-
bei akuten Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, zentral wirksamen Analgetika, Opioiden oder Psychopharmaka.,
-
bei Patienten, die MAO-Inhibitoren (spezielle Arzneimittel gegen Depressionen) erhalten oder diese innerhalb der letzten 14 Tage vor der Therapie mit Adamon Hartkapseln angewendet haben.
-
bei Patienten mit unkontrollierter Epilepsie.
Tramadol darf nicht zur Drogensubstitution angewendet werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Warnhinweise
Tramadol hat ein geringes Abhängigkeitspotential. Bei längerem Gebrauch können sich Toleranz, psychische und physische Abhängigkeit entwickeln. Bei therapeutischer Dosierung wurde über Entzugssymptome mit einer Frequenz von 1 zu 8.000 berichtet. Berichte über Abhängigkeit und Missbrauch waren weniger häufig. Die klinische Notwendigkeit einer länger dauernden Schmerzbehandlung sollte daher regelmäßig überprüft werden.
Bei Patienten, die zu Arzneimittelmissbrauch oder Arzneimittelabhängigkeit neigen, ist eine Behandlung nur über einen kurzen Zeitraum und unter strengster ärztlicher Kontrolle durchzuführen.
Adamon Hartkapseln eignen sich nicht als Ersatzdroge bei opiatabhängigen Patienten. Obwohl Tramadol ein Opiat-Agonist ist, kann es Morphinentzugssymptome nicht unterdrücken.
Vorsichtsmaßnahmen
Bei der Einnahme in der empfohlenen Dosierung ist über Krampfanfälle berichtet worden. Ein erhöhtes Risiko kann bei der Verabreichung von Dosierungen bestehen, die über die empfohlene Tagesdosis (400 mg) hinausgehen. Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, welche die Krampfschwelle erniedrigen, kann Tramadol das Risiko von Krampfanfällen erhöhen (siehe Abschnitt 4.5). Patienten, die an Epilepsie leiden oder zu Krampfanfällen neigen, sollten nur in zwingenden Ausnahmefällen mit Tramadol behandelt werden.
Tramadol darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden bei:
-
Abhängigkeit von Opioiden,
-
Bewusstseinsstörungen unklarer Genese, Schock,
-
Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion,
-
Zuständen mit erhöhtem Hirndruck bei Kopfverletzungen oder Erkrankungen des Gehirns.
Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren oder eine starke Einschränkung der Nieren- und Leberfunktion aufweisen, sollte das Arzneimittel nur mit Vorsicht angewendet werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei Vormedikation mit MAO-Hemmstoffen innerhalb der letzten 14 Tage vor einer Gabe des Opioids Pethidin sind lebensbedrohliche Wechselwirkungen gesehen worden, die Zentralnervensystem sowie Atmungs- und Kreislauffunktion betrafen. Dieselben Wechselwirkungen mit MAO-Hemmstoffen sind auch bei Tramadol nicht auszuschließen (siehe Abschnitt 4.3).
Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol und Substanzen, die ebenfalls dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken, einschließlich Alkohol, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen (siehe Abschnitt 4.8).
Tramadol kann das krampfauslösende Potential von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI), trizyklischen Antidepressiva (TCA), Neuroleptika und anderen die Krampfschwelle herabsetzenden Arzneimitteln erhöhen (siehe Abschnitt 4.4).
In Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tramadol in Kombination mit anderen serotoninergen Substanzen wie zum Beispiel selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRIs) über ein Serotonin-Syndrom berichtet. Symptome eines Serotonin-Syndroms sind z.B. Verwirrtheit, Unruhe, Fieber, Schwitzen, Ataxie, Hyperreflexie, Myoklonus und Diarrhoe. Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung.
Die gleichzeitige Gabe von Adamon Hartkapseln und Carbamazepin führt zu deutlich erniedrigten Serumkonzentrationen von Tramadol, welche eine Verringerung des analgetischen Effektes bewirken können und die Wirkungsdauer verkürzen können.
An Patienten, die gleichzeitig mit Cumarin-Derivaten (z. B. Warfarin) behandelt werden, sollte Tramadol nur mit Vorsicht verabreicht werden, da bei einigen Patienten eine erhöhte INR und Ekchymosen beobachtet wurden.
Die Kombination von gemischten Agonisten/Antagonisten (z. B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) und Tramadol ist nicht empfehlenswert, da theoretisch die Möglichkeit besteht, dass die analgetische Wirkung eines reinen Agonisten unter diesen Umständen abgeschwächt wird.
Die analgetische Wirkung von Tramadol wird zum Teil durch die Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und die Steigerung der Freisetzung von Serotonin (5-HT) vermittelt. In Untersuchungen erhöhte die prä- oder postoperative Applikation des 5‑HT3‑Antagonisten Ondansetron bei Patienten mit postoperativen Schmerzen den Bedarf an Tramadol.
Es gibt keine Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft:
Adamon Hartkapseln sollten während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da es keine ausreichenden Beweise über die Unbedenklichkeit von Tramadol bei schwangeren Frauen gibt. Falls jedoch in der Schwangerschaft eine Schmerzbehandlung mit Opioiden angezeigt ist, ist die Anwendung auf die Gabe von Einzeldosen zu beschränken. Eine chronische Anwendung von Adamon Hartkapseln ist in der Schwangerschaft zu vermeiden, da Tramadol die Plazenta passiert und deshalb Entzugserscheinungen beim Neugeborenen auftreten können. Vor oder während der Geburt gegeben, beeinflusst Tramadol nicht die Kontraktionsfähigkeit des Uterus. Bei Neugeborenen kann es zu Veränderungen der Atemfrequenz führen, die aber in der Regel klinisch nicht bedeutsam sind.
Stillzeit:
Adamon Hartkapseln sollten während der Stillzeit nicht angewendet werden, da Tramadol und seine Metaboliten in der Muttermilch nachgewiesen worden sind. Ein Anteil von etwa 0,1% der applizierten Dosis kann in die Muttermilch ausgeschieden werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Adamon Hartkapseln können auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Diese Wirkung kann durch Alkohol, bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie auch im Zusammenwirken mit anderen zentral dämpfend wirkenden Arzneimitteln oder Antihistaminen verstärkt werden. Betroffene Patienten müssen darauf hingewiesen werden, dass sie kein Fahrzeug führen oder Maschinen bedienen dürfen.
4.8 Nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten Arzneimittelnebenwirkungen sind Übelkeit und Schwindel, die jeweils bei mehr als 10 Prozent der Patienten auftraten.
Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben.
Funktionsstörungen des Herzens:
Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100): Beeinflussung der Kreislaufregulation (Palpitation, Tachykardie, orthostatische Hypotonie oder Kreislaufkollaps). Diese Nebenwirkungen können insbesondere bei intravenöser Applikation und unter körperlicher Belastung auftreten.
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Bradykardie und Blutdruckanstieg
Störungen des Nervensystems:
Sehr häufig (>1/10): Schwindel
Häufig (>1/100 bis 1/10): Kopfschmerz, Benommenheit
Selten (>1/10.000 bis < 1/1.000): Epileptiforme Krampfanfälle traten überwiegend nach Anwendung hoher Tramadol-Dosierungen auf oder nach gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, welche die Krampfschwelle erniedrigen oder selbst krampfauslösend wirken können (z. B. Antidepressiva oder Neuroleptika, siehe Abschnitt 4.5 "Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen").
Paraesthesie und Tremor
Sehr selten (< 1/10.000): Vertigo
Augenleiden:
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Verschwommene Sicht
Respiratorische, thorakale und mediastinale Funktionsstörungen:
Über eine Verschlimmerung von Asthma wurde berichtet, obwohl ein kausaler Zusammenhang nicht bewiesen werden konnte.
Über Atemdepression wurde berichtet. Sie kann bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen Dosierungen und bei gleichzeitiger Anwendung von anderen zentraldämpfenden Substanzen auftreten (siehe Abschnitt 4.5 "Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen").
Gastrointestinale Störungen:
Sehr häufig (>1/10): Übelkeit und Erbrechen
Häufig: (>1/100 bis 1/10): Obstipation, Mundtrockenheit
Gelegentlich (>1/1.000 bis < 1/100): Brechreiz, gastrointestinale Irritationen (z. B. Magendruck, Völlegefühl)
Funktionsstörungen der Nieren und ableitenden Harnwege:
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Miktionsstörungen (Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Harnverhalt)
Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:
Häufig: (>1/100 bis <1/10): Schwitzen
Gelegentlich (>1/1.000 bis < 1/100): Hautreaktionen (z. B. Pruritus, Exanthem, Urtikaria)
Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, des Bindegewebes und der Knochen:
Selten (>1/10.000 bis < 1/1.000): Motorische Schwäche
Funktionsstörungen der Gefäße:
Sehr selten (< 1/10.000): Gesichtsrötung
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle:
Häufig: (>1/100 bis < 1/10): Fatigue
Störungen des Immunsystems:
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Allergische Reaktionen (z. B. Dyspnoe, Bronchospasmus, Giemen, angioneurotisches Ödem) und Anaphylaxie.
Funktionsstörungen der Leber und der Galle:
In wenigen Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tramadol über Leberenzymwerterhöhungen berichtet.
Psychische Störungen:
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Psychische Beschwerden können nach einer Behandlung mit Tramadol auftreten, wobei ihre Intensität und ihr Wesen individuell unterschiedlich in Erscheinung treten (je nach Persönlichkeit und Dauer der Anwendung). Hierbei kann es sich um Stimmungsveränderungen (meist gehobene, gelegentlich auch gereizte Stimmung), Veränderungen der Aktivität (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung) und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (z. B. Entscheidungsverhalten bzw. Wahrnehmungsstörungen), Halluzinationen, Konfusion, Schlafstörungen und Albträume handeln.
Eine längere Anwendung von Tramadol kann zu einer Abhängigkeit führen (siehe Abschnitt 4.4). Entzugserscheinungen ähneln den Symptomen, die während eines Opiatentzugs auftreten, und äußern sich in Agitiertheit, Angstzuständen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Hyperkinesie, Tremor und gastrointestinalen Beschwerden.
4.9 Überdosierung
Symptome einer Überdosierung
Im Allgemeinen sind die Symptome einer Intoxikation mit Tramadol typisch für Opioid‑Analgetika. Dazu zählen Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Hypotonie, Sedierung, Koma, epileptische Anfälle, Atemdepression bis hin zu Atemlähmung.
Behandlung einer Überdosierung
Grundsätzlich sind intensivmedizinische Maßnahmen (Beatmung und Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf je nach Symptomatik) zu ergreifen. Bei Atemdepression kann der Opioid-Antagonist Naloxon als Antidot verabreicht werden. Allerdings hat sich in tierexperimentellen Untersuchungen bei Krämpfen die Gabe von Naloxon als wirkungslos erwiesen. In einem solchen Falle sollten Benzodiazepine (intravenös) angewendet werden. Die Gabe von Naloxon kann das Risiko von Krampfanfällen erhöhen.
Hämodialyse oder Hämofiltration allein sind aufgrund der geringen Elimination von Tramadol aus dem Serum über diese Wege nicht ausreichend bzw. nicht geeignet.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika; andere Opioide
ATC-Code: N02A X02
Tramadol ist ein zentral wirksames Opioid-Analgetikum. Es ist ein nicht selektiver reiner Agonist an µ-, - und -Opioidrezeptoren mit größerer Affinität an µ-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner analgetischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.
Tramadol besitzt eine antitussive Wirkung. Im Gegensatz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Die Auswirkungen von Tramadol auf das Herz-Kreislauf-System sind eher gering. Die Wirkstärke von Tramadol wird mit 1/10 bis 1/6 der Morphin-Wirkstärke angegeben.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Tramadol wird nach oraler Gabe zu über 90 % resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt im Mittel bei ca. 70 %, unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Unterschied zwischen resorbiertem und unmetabolisiert verfügbarem Tramadol dürfte durch einen nur geringen First-Pass-Effekt zu erklären sein. Der First-Pass-Effekt nach oraler Gabe beträgt maximal 30 %.
Nach oraler Applikation (100 mg) in flüssiger Form beträgt rechnerisch nach 1,2 Stunden die maximale Plasmakonzentration cmax= 309 ± 90 ng/ml und bei der gleichen Dosis in einer festen oralen Darreichngsform nach 2 Stunden cmax= 280 ± 49 ng/ml. Tramadol besitzt eine hohe Gewebeaffinität (Vd,ß= 203 40 l). Die Proteinbindung ist auf 20 % beschränkt.
Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und passiert die Plazenta. Es findet sich in der Muttermilch zusammen mit seinem Metaboliten O-Desmethyltramadol in sehr geringen Mengen (0,1 % bzw. 0,02 % der applizierten Dosis).
Die terminale Eliminationshalbwertszeit t½ßbeträgt unabhängig von der Art der Applikation etwa 6 Stunden. Bei Patienten über 75 Jahre kann sie um den Faktor 1,4 verlängert sein.
Tramadol wird beim Menschen im Wesentlichen
durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der
O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabolisiert.
Nur
O-Desmethyltramadol ist pharmakologisch aktiv.
Bei den weiteren Metaboliten bestehen in quantitativer Hinsicht
beträchtliche interindividuelle Unterschiede. Im Urin wurden bisher
elf Metaboliten gefunden. Nach tierexperimentellen Befunden
übertrifft O‑Desmethyltramadol die Wirkungsstärke der
Muttersubstanz um den Faktor 2 - 4. Seine Halbwertszeit
t½ß(sechs gesunde Probanden) beträgt im Mittel 7,9 h (Bereich:
5,4 - 9,6 h) und liegt in der gleichen Größenordnung wie
Tramadol.
Die Hemmung der an der Biotransformation von Tramadol beteiligten Isoenzyme CYP3A4 und/oder CYP2D6 kann die Plasmakonzentration von Tramadol oder seines aktiven Metaboliten beeinflussen. Bisher sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen bekannt geworden.
Tramadol und seine Metaboliten werden fast vollständig renal ausgeschieden. Die kumulative Urinausscheidung beträgt 90 % der Gesamtradioaktivität der verabfolgten Dosis. Bei Störungen der Leber- und Nierenfunktion muss mit einer geringen Verlängerung der Halbwertszeiten gerechnet werden. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminationshalbwertszeiten von 13,3 ± 4,9 h (Tramadol) bzw. 18,5 ± 9,4 h (O‑Desmethyltramadol), in einem Extremfall von 22,3 h bzw. 36 h bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 5 ml/min) betrugen die Werte 11 ± 3,2 h bzw. 16,9 ± 3 h, in einem Extremfall 19,5 h bzw. 43,2 h.
Im therapeutischen Dosisbereich zeigt Tramadol ein lineares pharmakokinetisches Profil.
Die Relation zwischen Serumkonzentrationen und analgetischer Wirkung ist dosisabhängig, jedoch mit großen Abweichungen im Einzelfall. Eine Serumkonzentration von 100 ‑ 300 ng/ml ist im Regelfall wirksam.
Bioverfügbarkeit
Die absolute Bioverfügbarkeit von Tramadol beträgt im Mittel nach intramuskulärer Applikation nahezu 100 %, nach oraler Gabe 68 %, nach rektaler Applikation 79 %. Die orale Bioverfügbarkeit von Tramadol wird durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst. Der First-Pass-Effekt stellt sich nach oraler Gabe auf maximal 30 % bzw. nach rektaler Gabe auf maximal 20 % ein.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
In einigen In-vitro-Testsystemen wurden Hinweise auf mutagene Effekte gesehen; allerdings ergaben In-vivo-Untersuchungen keine Hinweise auf mutagene Effekte. Tramadol ist nach vorliegendem Erkenntnismaterial als nicht mutagene Substanz einzustufen.
Studien zum tumorerzeugenden Potential von Tramadolhydrochlorid wurden an Ratten und Mäusen durchgeführt. Aus der Studie an Ratten ergaben sich keine Hinweise auf substanzbedingt erhöhte Tumorinzidenzen. In der Studie an Mäusen wurden eine erhöhte Inzidenz für Leberzelladenome bei männlichen Tieren (ab 15 mg/kg dosisabhängig, nicht signifikant erhöht) und ein Anstieg der Lungentumoren bei weiblichen Tieren aller Dosisgruppen (signifikant, aber nicht dosisabhängig erhöht) beobachtet.
In Studien zur Reproduktionstoxizität verursachten Tramadoldosierungen ab 50 mg/kg und Tag bei Ratten maternal-toxische Effekte und führten zu einem Anstieg der Neugeborenensterblichkeit. Bei den Nachkommen traten Retardierungen in Form von Ossifikationsstörungen und verzögerter Vaginal- und Augenöffnung auf. Teratogene Effekte wurden nicht beobachtet. Die Fertilität männlicher Ratten wurde nicht beeinträchtigt. Weibchen zeigten nach höheren Dosierungen (ab 50 mg/kg pro Tag) eine geringere Trächtigkeitsrate. Bei Kaninchen traten ab 125 mg/kg/Tag maternal-toxische Effekte sowie Skelettanomalien bei den Nachkommen auf.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Kapselinhalt:
Calciumhydrogenphosphat
Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich]
Hochdisperses Siliciumdioxid
Kapselhülle:
Gelatine,
Titandioxid (E 171).
Drucktinte:
Schellack
Eisen(II,III)-oxid (E 172)
Propylenglycol
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30° C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Weiße undurchsichtige PVC/PVDC- und Aluminium-Blisterpackungen. Jede Blisterpackung enthält 10 Hartkapseln.
Packungsgrößen:
10 Hartkapseln
30 Hartkapseln
50 Hartkapseln
Klinikpackung zu 100 (10 x 10) Hartkapseln.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keinebesonderen Anforderungen
7. Inhaber der Zulassung
MEDA Pharma GmbH & Co. KG
Benzstraße 1
61352 Bad Homburg
Tel. Nr.: (06172) 888-01
Fax Nr.: (06172) 888-2740
8. Zulassungsnummer
28661.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
Datum der Erteilung der Zulassung: 03.02.1993
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 23.04.2008
STAND DER INFORMATION
03/2012
Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig