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Adamon Tropfen

Document: 30.03.2012   Fachinformation (deutsch) change


Fachinformation


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Adamon Tropfen 100 mg/ml Tropfen zum Einnehmen, Lösung


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Ein ml Tropfen zum Einnehmen, Lösung (entsprechend 40 Tropfen) enthält 100 mg Tramadolhydrochlorid, d.h. jeder Tropfen enthält ca. 2,5 mg Tramadolhydrochlorid.


Ein ml enthält 161.8 mg Ethanol und 200.0 mg Sucrose


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Tropfen zum Einnehmen, Lösung

Eine klare, farblose bis schwach gelbe Lösung.


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Mäßig starke bis starke Schmerzen.

4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Tropfen werden mit ausreichend Wasser, unabhängig von den Mahlzeiten, eingenommen.


Wie bei allen Analgetika sollte die Dosierung von Tramadol der Stärke der Schmerzen und dem individuellen Ansprechen des Patienten angepasst werden.


Dosierung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren

Bei mäßig starken Schmerzen erhalten Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren als Einzeldosis 50 mg Tramadolhydrochlorid (entsprechend 20 Tropfen). Tritt innerhalb von 30 ‑60 Minuten keine Schmerzbefreiung ein, kann eine zweite Einzeldosis von 50 mg Tramadolhydrochlorid (entsprechend 20 Tropfen) eingenommen werden.


Ist bei starken Schmerzen eine entsprechende Schmerzfreiheit nicht zu erreichen, werden als Einzeldosis 100 mg Tramadolhydrochlorid (entsprechend 40 Tropfen) eingenommen.


Die Wirkung von Tramadol hält je nach Stärke der Schmerzen bei Anwendung therapeutischen Dosen durchschnittlich 4 - 8 Stunden an.


Eine Tagesgesamtdosis von 400 mg Tramadolhydrochlorid (entsprechend 160 Tropfen) sollte nur unter besonderen klinischen Umständen überschritten werden. Bei starken Schmerzen nach Operationen oder bei der Behandlung von Tumorschmerzen können deutlich höhere Dosen erforderlich sein.


Dosierung bei Kindern

Adamon Tropfen sind nicht für Kinder unter 1 Jahr geeignet.


Kinder im Alter von 1 bis 12 Jahren erhalten als Einzeldosis 1 bis 2 mg Tramadolhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht.



In der nachfolgenden Tabelle sind typische Beispiele für die jeweiligen Altersstufen aufgeführt (1 Tropfen der Lösung zum Einnehmen enthält ca. 2,5 mg Tramadolhydrochlorid):


Alter

Körpergewicht

Tropfenanzahl

pro Einzeldosis

1 Jahr

10 kg

4 – 8

3 Jahre

15 kg

6 – 12

6 Jahre

20 kg

8 - 16

9 Jahre

30 kg

12 – 24

11 Jahre

45 kg

18 - 36


Dosierung bei geriatrischen Patienten

Bei akuten Schmerzen werden Adamon Tropfen zum Einnehmen nur einmal oder wenige Male eingenommen, so dass eine Dosisanpassung nicht erforderlich ist. Bei chronischen Schmerzen ist im Regelfall eine Dosisanpassung bei älteren Patienten (bis 75 Jahre) ohne klinisch manifeste Leber- oder Niereninsuffizienz nicht erforderlich. Bei alten Patienten (über 75 Jahre) kann es zu einer Verlängerung der Eliminationshalbwertzeit kommen. Infolgedessen sind die Dosierungsintervalle gegebenenfalls individuell zu verlängern.


Dosisanpassung bei Patienten mit einer verlängerten Wirkungsdauer (Patienten mit Leber- und/oder Niereninsuffizienz bzw. Dialyse)

Bei akuten Schmerzen werden Adamon Tropfen zum Einnehmen nur wenige Male oder nur als Einzeldosis eingenommen. In diesem Falle ist keine Dosisanpassung erforderlich. Die Anwendung von Adamon Tropfen bei Patienten mit schwerer Leber- und/oder Niereninsuffizienz wird nicht empfohlen. In weniger schweren Fällen sollte eine entsprechende Verlängerung des Dosierungsintervalls in Betracht gezogen werden.


Hinweis

Die empfohlenen Dosierungen sind Anhaltswerte.

Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.


Tramadol sollte auf keinen Fall länger als für eine Schmerzkontrolle unbedingt notwendig angewendet werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine länger dauernde Schmerzbehandlung mit Tramadol erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmäßige Überprüfung erfolgen (ggf. durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erfordernis weiter besteht.


4.3 Gegenanzeigen

Tramadol darf nicht angewendet werden bei:


Tramadol darf nicht zur Drogensubstitution bei Opiat-abhängigen Patienten angewendet werden.



4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Warnhinweise

Adamon Tropfen zum Einnehmen enthalten geringe Mengen Ethanol (Alkohol), und zwar weniger als 100 mg pro Dosis (20 Tropfen).


Adamon Tropfen zum Einnehmen enthalten auch Sucrose.

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.


Tramadol hat ein geringes Abhängigkeitspotential. Bei längerem Gebrauch können sich Toleranz bzw. psychische und physische Abhängigkeit entwickeln. Bei therapeutischer Dosierung wurde über Entzugssymptome mit einer Frequenz von 1 zu 8.000 berichtet. Berichte über Abhängigkeit und Missbrauch waren weniger häufig. Die klinische Notwendigkeit einer länger dauernden Schmerzbehandlung sollte daher regelmäßig überprüft werden.

Bei Patienten, die zu Arzneimittelmissbrauch oder Arzneimittelabhängigkeit neigen, ist eine Behandlung nur über einen kurzen Zeitraum und unter strengster ärztlicher Kontrolle durchzuführen.


Adamon Tropfen zum Einnehmen eignen sich nicht als Ersatzdroge bei opiatabhängigen Patienten. Obwohl Tramadol ein Opiat-Agonist ist, kann es Morphinentzugssymptome nicht unterdrücken.


Vorsichtsmaßnahmen

Bei der Einnahme in der empfohlenen Dosierung ist über Krampfanfälle berichtet worden. Ein erhöhtes Risiko kann bei der Verabreichung von Dosierungen bestehen, die über die empfohlene Tagesdosis (400 mg) hinausgehen. Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die die Krampfschwelle erniedrigen, kann Tramadol das Risiko von Krampfanfällen erhöhen (siehe Abschnitt 4.5). Patienten, die an Epilepsie leiden oder zu Krampfanfällen neigen, sollten nur in zwingenden Ausnahmefällen mit Tramadol behandelt werden.


Tramadol darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichts­maßnahmen angewendet werden bei:

Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren oder eine starke Einschränkung der Nieren- und Leberfunktion haben, sollte das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Bei Vormedikation mit MAO-Hemmstoffen innerhalb der letzten 14 Tage vor einer Gabe des Opioids Pethidin sind lebensbedrohliche Wechselwirkungen gesehen worden, die Zentralnervensystem sowie Atmungs- und Kreislauffunktion betrafen. Dieselben Wechselwirkungen mit MAO-Hemmstoffen sind auch bei Tramadol nicht auszuschließen (siehe Abschnitt 4.3).


Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol und Substanzen, die ebenfalls dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken, einschließlich Alkohol, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen (siehe Abschnitt 4.8).


Tramadol kann das krampfauslösende Potential von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI), trizyklischen Antidepressiva (TCA), Neuroleptika und anderen die Krampfschwelle herabsetzenden Arzneimitteln erhöhen (siehe Abschnitt 4.4).


In Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tramadol in Kombination mit anderen serotoninergen Substanzen wie zum Beispiel selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRIs) über ein Serotonin-Syndrom berichtet. Symptome eines Serotonin-Syndroms sind z.B. Verwirrtheit, Unruhe, Fieber, Schwitzen, Ataxie, Hyperreflexie, Myoklonus und Diarrhoe. Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung.


Die gleichzeitige Gabe von Adamon Tropfen zum Einnehmen und Carbamazepin (Enzyminduktor) führt zu deutlich erniedrigten Serumkonzentrationen von Tramadol, welche eine Verringerung des analgetischen Effektes bewirken können und die Wirkungsdauer verkürzen können.


An Patienten, die gleichzeitig mit Cumarin-Derivaten (z. B. Warfarin) behandelt werden sollte Tramadol nur mit Vorsicht verabreicht werden , da bei einigen Patienten eine erhöhte INR und Ekchymosen beobachtet wurden.


Die Kombination von gemischten Agonisten/Antagonisten (z. B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) und Tramadol ist nicht empfehlenswert, da theoretisch die Möglichkeit besteht, dass die analgetische Wirkung eines reinen Agonisten unter diesen Umständen abgeschwächt wird.


Die analgetische Wirkung von Tramadol wird zum Teil durch die Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und die Steigerung der Freisetzung von Serotonin (5-HT) vermittelt. In Untersuchungen erhöhte die prä- oder postoperative Applikation des 5‑HT3‑Antagonisten Ondansetron bei Patienten mit postoperativen Schmerzen den Bedarf an Tramadol.


4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft:

Adamon Tropfen zum Einnehmen sollten während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da es keine ausreichenden Beweise über die Unbedenklichkeit von Tramadol bei schwangeren Frauen gibt. Soweit jedoch in der Schwangerschaft eine Schmerzbehandlung mit Opioiden angezeigt ist, ist die Anwendung auf die Gabe von Einzeldosen zu beschränken. Eine chronische Anwendung von Adamon Tropfen zum Einnehmen ist in der gesamten Schwangerschaft zu vermeiden, da Tramadol die Plazenta passiert und deshalb Entzugserscheinungen beim Neugeborenen auftreten können. Vor oder während der Geburt gegeben, beeinflusst Tramadol nicht die Kontraktionsfähigkeit des Uterus. Bei Neugeborenen kann es zu Veränderungen der Atemfrequenz führen, die aber in der Regel klinisch nicht bedeutsam sind.


Stillzeit:

Adamon Tropfen zum Einnehmen sollten während der Stillzeit nicht angewendet werden, da Tramadol und seine Metaboliten in der Muttermilch nachgewiesen worden sind. Ein Anteil von etwa 0,1% der applizierten Dosis kann in die Muttermilch ausgeschieden werden.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Adamon Tropfen zum Einnehmen können auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Diese Wirkung kann durch Alkohol, bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie auch im Zusammenwirken mit anderen zentral dämpfend wirkenden Arzneimitteln oder Antihistaminen verstärkt werden. Betroffene Patienten müssen darauf hingewiesen werden, dass sie kein Fahrzeug führen oder Maschinen bedienen dürfen.


4.8 Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Arzneimittelnebenwirkungen sind Übelkeit und Schwindel, die jeweils bei mehr als 10 Prozent der Patienten auftraten.


Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben.


Funktionsstörungen des Herzens:

Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100): Beeinflussung der Kreislaufregulation (Palpitation, Tachykardie, orthostatische Hypotonie oder Kreislaufkollaps). Diese unerwünschten Wirkungen können insbesondere bei intravenöser Applikation und unter körperlicher Belastung auftreten.

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Bradykardie und Blutdruckanstieg


Störungen des Nervensystems:

Sehr häufig (>1/10): Schwindel

Häufig (>1/100 bis 1/10): Kopfschmerzen, Benommenheit

Selten (>1/10.000 bis < 1/1.000): Epileptiforme Krampfanfälle traten überwiegend nach Anwendung hoher Tramadol-Dosierung auf oder nach gleichzeitiger Anwendung von Medikamenten, welche die Krampfschwelle erniedrigen oder selbst krampfauslösend wirken können (z. B. Antidepressiva oder Neuroleptika, siehe Abschnitt 4.5 "Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen").

Paraesthesie und Tremor

Sehr selten (< 1/10.000): Vertigo


Augenleiden:

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Verschwommene Sicht


Respiratorische, thorakale und mediastinale Funktionsstörungen:

Über eine Verschlimmerung von Asthma wurde berichtet, wobei jedoch ein ursächlicher Zusammenhang nicht hergestellt werden konnte.

Über Atemdepression wurde berichtet. Sie kann bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen Dosierungen und bei gleichzeitiger Anwendung von anderen zentraldämpfenden Substanzen auftreten (siehe Abschnitt 4.5 "Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen").


Gastrointestinale Störungen:

Sehr häufig (>1/10): Übelkeit und Erbrechen

Häufig: (>1/100 bis 1/10): Obstipation, Mundtrockenheit

Gelegentlich (>1/1.000 bis < 1/100): Brechreiz, gastrointestinale Irritationen (z. B. Magendruck, Völlegefühl)


Funktionsstörungen der Nieren und ableitenden Harnwege:

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Miktionsstörungen (Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Harnverhalt)


Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:

Häufig: (>1/100 bis <1/10): Schwitzen

Gelegentlich (>1/1.000 bis < 1/100): Hautreaktionen (z. B. Pruritus, Exanthem, Urtikaria)


Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, des Bindegewebes und der Knochen:

Selten (>1/10.000 bis < 1/1.000): Motorische Schwäche


Funktionsstörungen der Gefäße:

Sehr selten (< 1/10.000): Gesichtsrötung


Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle:

Häufig: (>1/100 bis < 1/10): Fatigue


Störungen des Immunsystems:

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Allergische Reaktionen (z. B. Dyspnoe, Bronchospasmus, Giemen, angioneurotisches Ödem) und Anaphylaxie.


Funktionsstörungen der Leber und der Galle:

In wenigen Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tramadol über Leberenzymwerterhöhungen berichtet.


Psychische Störungen:

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000): Psychische Beschwerden können nach einer Behandlung mit Tramadol auftreten, wobei ihre Intensität und ihr Wesen individuell unterschiedlich in Erscheinung treten (je nach Persönlichkeit und Dauer der Anwendung). Hierbei kann es sich um Stimmungsveränderungen (meist gehobene, gelegentlich auch gereizte Stimmung), Veränderungen der Aktivität (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung) und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (z. B. Entscheidungs­verhalten bzw. Wahrnehmungs­störungen), Halluzinationen, Konfusion, Schlafstörungen und Albträume handeln.


Eine längere Anwendung von Tramadol kann zu einer Abhängigkeit führen (siehe Abschnitt 4.4). Entzugserscheinungen ähneln den Symptomen, die während eines Opiatentzugs auftreten, und äußern sich in Agitiertheit, Angstzuständen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Hyperkinesie, Tremor und gastrointestinalen Beschwerden.


4.9 Überdosierung

Symptome einer Überdosierung

Im Allgemeinen sind die Symptome einer Intoxikation mit Tramadol typisch für Opioid‑Analgetika. Dazu zählen Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Hypotonie, Sedierung, Koma, epileptische Anfälle, Atemdepression bis hin zu Atemlähmung.


Behandlung einer Überdosierung

Grundsätzlich sind intensivmedizinische Maßnahmen (Beatmung und Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf je nach Symptomatik) zu ergreifen. Bei Atemdepression kann Naloxon als Antidot verabreicht werden. Allerdings hat sich in tierexperimentellen Untersuchungen bei Krämpfen die Gabe von Naloxon als wirkungslos erwiesen. In einem solchen Falle sollten Benzodiazepine (intravenös) angewendet werden. Die Gabe von Naloxon kann das Risiko von Krampfanfällen erhöhen.

Hämodialyse oder Hämofiltration allein sind aufgrund der geringen Elimination von Tramadol aus dem Serum über diese Wege nicht ausreichend bzw. nicht geeignet.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN



5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, andere Opioide

ATC-Code: N02A X02


Tramadol ist ein zentral wirksames Opioid-Analgetikum. Es ist ein nicht selektiver reiner Agonist an µ-, - und -Opioidrezeptoren mit größerer Affinität an µ-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner analgetischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.

Tramadol verfügt über eine antitussive Wirkung. Im Gegensatz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Die Auswirkungen von Tramadol auf das Herz-Kreislauf-System sind eher gering. Die Wirkstärke von Tramadol wird mit 1/10 bis 1/6 der Morphin-Wirkstärke angegeben.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Tramadol wird nach oraler Gabe zu über 90 % resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt im Mittel bei ca. 70 % und ist unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Unterschied zwischen resorbiertem und unmetabolisiert verfügbarem Tramadol dürfte durch einen nur geringen First-Pass-Effekt zu erklären sein. Der First-Pass-Effekt nach oraler Gabe beträgt maximal 30 %.


Nach oraler Applikation (100 mg) in flüssiger Form beläuft sich rechnerisch nach 1,2 Stunden die maximale Plasmakonzentration auf cmax= 309 ± 90 ng/ml und bei der gleichen Dosis in einer festen oralen Darreichungsform nach 2 Stunden cmax= 280 ± 49 ng/ml. Tramadol besitzt eine hohe Gewebeaffinität (Vd,ß= 203 40 l). Die Proteinbindung ist auf 20 % beschränkt.


Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und passiert die Plazenta. Es findet sich in der Muttermilch zusammen mit seinem Metaboliten O-Desmethyltramadol in sehr geringen Mengen (0,1 % bzw. 0,02 % der applizierten Dosis) wieder.


Die terminale Eliminationshalbwertszeit t½ßbeträgt unabhängig von der Art der Applikation etwa 6 Stunden. Bei Patienten über 75 Jahre kann sie um den Faktor 1,4 verlängert sein.


Tramadol wird beim Menschen im Wesentlichen durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabolisiert. Nur
O-Desmethyltramadol ist pharmakologisch aktiv. Bei den weiteren Metaboliten bestehen in quantitativer Hinsicht beträchtliche interindividuelle Unterschiede. Bisher wurden im Urin elf Metaboliten nachgewiesen. Nach tierexperimentellen Befunden übertrifft das O‑Desmethyltramadol die Wirkungsstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2 - 4. Seine Halbwertszeit t½ß(6 gesunde Probanden) beträgt im Mittel 7,9 h (Bereich: 5,4 - 9,6 h) und liegt in der gleichen Größenordnung wie Tramadol.


Die Hemmung der an der Biotransformation von Tramadol beteiligten Isoenzyme CYP3A4 und/oder CYP2D6 kann die Plasmakonzentration von Tramadol oder seines aktiven Metaboliten beeinflussen. Bisher sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen berichtet geworden.


Tramadol und seine Metaboliten werden fast vollständig renal ausgeschieden. Die kumulative Urinausscheidung beträgt 90 % der Gesamtradioaktivität der verabfolgten Dosis . Bei Störungen der Leber- und Nierenfunktion muss mit einer geringen Verlängerung der Halbwertszeiten gerechnet werden. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminationshalbwertszeiten von 13,3 ± 4,9 h (Tramadol) bzw. 18,5 ± 9,4 h (O‑Desmethyltramadol), in einem Extremfall von 22,3 h bzw. 36 h bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 5 ml/min) betrugen die Werte 11 ± 3,2 h bzw. 16,9 ± 3 h, im Extremfall 19,5 h bzw. 43,2 h.


Im therapeutischen Dosisbereich zeigt Tramadol ein lineares pharmakokinetisches Profil.

Die Relation zwischen Serumkonzentrationen und analgetischer Wirkung ist dosisabhängig, jedoch mit großen Abweichungen im Einzelfall. Eine Serumkonzentration von 100 ‑ 300 ng/ml ist im Regelfall wirksam.

Bioverfügbarkeit

Die absolute Bioverfügbarkeit von Tramadol beträgt im Mittel nach intramuskulärer Applikation nahezu 100 %, nach oraler Gabe 68 % und nach rektaler Applikation 79 %. Die orale Bioverfügbarkeit von Tramadol wird durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst. Der First-Pass-Effekt stellt sich nach oraler Gabe auf maximal 30 % bzw. nach rektaler Gabe auf maximal 20 % ein.



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

In einigen In-vitro-Testsystemen wurden Hinweise auf mutagene Effekte gesehen; allerdings ergaben In-vivo-Untersuchungen keine Hinweise auf mutagene Effekte. Tramadol ist nach vorliegendem Erkenntnismaterial als nicht mutagene Substanz einzustufen.


Studien zum tumorerzeugenden Potential von Tramadolhydrochlorid wurden an Ratten und Mäusen durchgeführt. Aus der Studie an Ratten ergaben sich keine Hinweise auf substanzbedingt erhöhte Tumorinzidenzen. In der Studie an Mäusen wurden eine erhöhte Inzidenz für Leberzelladenome bei männlichen Tieren (ab 15 mg/kg dosisabhängig, nicht signifikant erhöht) und ein Anstieg der Lungentumoren bei weiblichen Tieren aller Dosisgruppen (signifikant, aber nicht dosisabhängig erhöht) beobachtet.


In Studien zur Reproduktionstoxizität verursachten Tramadoldosierungen ab 50 mg/kg und Tag bei Ratten maternal-toxische Effekte und führten zu einem Anstieg der Neugeborenensterblichkeit. Bei den Nachkommen traten Retardierungen in Form von Ossifikationsstörungen und verzögerter Vaginal- und Augenöffnung auf. Teratogene Wirkungen wurden nicht beobachtet. Die Fertilität männlicher Ratten wurde nicht beeinträchtigt. Weibchen zeigten nach höheren Dosierungen (ab 50 mg/kg pro Tag) eine geringere Trächtigkeitsrate. Bei Kaninchen traten ab 125 mg/kg pro Tag maternal-toxische Effekte sowie Skelettanomalien bei den Nachkommen auf.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN



6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Kaliumsorbat (Ph. Eur.)

Propylenglycol

Ethanol 96%

Sucrose

Polysorbat 80

Pfefferminzöl

Gereinigtes Wasser


6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre


Haltbarkeit nach dem ersten Öffnen: 3 Monate.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 30° C lagern.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Braunglasflaschen mit 10 ml Inhalt mit kindergesichertem Verschluss und Tropfvorrichtung. Die Tropfvorrichtung besteht aus Polyethylen, die Schraubkappe aus Polypropylen. .


Packungsgrößen:

10 ml (1 x 10 ml) Tropfen zum Einnehmen, Lösung

20 ml (2 x 10 ml) Tropfen zum Einnehmen, Lösung

50 ml (5 x 10 ml) Tropfen zum Einnehmen, Lösung

100 ml (5 x (2 x 10 ml) Tropfen zum Einnehmen, Lösung


Klinikpackung zu 200 ml (10 x (2 x 10 ml)) sowie 500 ml (5 x 10 ml) Tropfen zum Einnehmen, Lösung.


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Vor der Anwendung ist das Arzneimittel einer Sichtkontrolle zu unterziehen.

Zum Öffnen muss die Schraubkappe nach unten gedrückt und gleichzeitig entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht werden. Die Kindersicherung ist nur wirksam, wenn die Schraubkappe nach Gebrauch fest zugedreht wird.


7. Inhaber der Zulassung

MEDA Pharma GmbH & Co. KG

Benzstraße 1

61352 Bad Homburg

Tel. Nr.: (06172) 888-01

Fax Nr.: (06172) 888-2740


8. Zulassungsnummer

28664.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

Datum der Erteilung der Zulassung: 21.06.1995

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 23.04.2008


STAND DER INFORMATION

03/2012


Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig