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Allopurinol-Ratiopharm Comp. 100mg/20mg Tabletten

Document: 17.07.2012   Fachinformation (deutsch) change

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben


Fachinformation





1. Bezeichnung des Arzneimittels



Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tabletten





2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung



Jede Tablette enthält 100 mg Allopurinol und 20 mg Benzbromaron.



Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.





3. Darreichungsform



Tablette



Weiße, runde, bikonvexe Tablette mit Bruchkerbe.





4. Klinische Angaben



4.1 Anwendungsgebiete





4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung



Täglich 1 Tablette einnehmen.



Bei Nierensteinleiden in der Vorgeschichte (Stein-Anamnese) sollten zu Beginn (10-14 Tage) die bei harnsäureausscheidungssteigernder (urikosurischer) Therapie üblichen Vorsichtsmaßregeln beachtet werden: ausreichende Harnausscheidung (Diurese) und Alkalisierung des Harns.



Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettensollen nach dem Frühstück oder Mittagessen unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden.



Das Arzneimittel ist zur zeitlich unbegrenzten Anwendung bestimmt.

Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettenist kontraindiziert bei Kindern unter 14 Jahren (siehe Abschnitt 4.3).



4.3 Gegenanzeigen





4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung



Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettensollte nicht angewendet werden bei sekundärer Hyperurikämie als Folge von hämatologischen Erkrankungen oder Niereninsuffizienz.



Beim Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen, z. B. Hautausschlag, ist Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tabletten sofort abzusetzen.



Fälle von lebensbedrohlichen Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)) wurden im Zusammenhang mit der Anwendung von Allopurinol berichtet. Die Patienten sollten über die Anzeichen und Symptome dieser schweren Nebenwirkungen informiert und engmaschig bezüglich des Auftretens von Hautreaktionen überwacht werden. Das Risiko für das Auftreten von SJS oder TEN ist in den ersten Behandlungswochen am höchsten.

Wenn Anzeichen oder Symptome für ein SJS oder eine TEN auftreten (z. B. ein progredienter Hautausschlag, oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautläsionen), muss die Therapie mit Allopurinol beendet werden. Der Verlauf von SJS und TEN wird maßgeblich von der frühzeitigen Diagnosestellung und dem sofortigen Absetzen aller verdächtigen Arzneimittel bestimmt, d.h. frühzeitiges Absetzen verbessert die Prognose. Nach Auftreten eines SJS oder einer TEN im Zusammenhang mit der Anwendung von Allopurinol darf der Patient/die Patientin nie wieder mit Allopurinol behandelt werden.



Vor Verabreichung von Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettenist der Patient auf die Möglichkeit schwerer Leberstörungen hinzuweisen. Des Weiteren muss der Patient darüber informiert werden, dass bei Auftreten von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Asthenie oder Ikterus die Behandlung sofort abzubrechen und eine Bestimmung der Transaminasenaktivität durchzuführen ist. Der Patient muss solange überwacht werden, bis eine Normalisierung der Leberenzymwerte erreicht ist.



Die Leberenzyme (einschließlich der Transaminasen) müssen vor Therapiebeginn neu und während der gesamten Behandlungsdauer regelmäßig kontrolliert werden.



Zu Beginn der Behandlung erfolgt eine hohe Harnsäureausscheidung mit dem Urin, so dass Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettenanfangs in geringeren Arzneimengen eingenommen werden sollte (einschleichende Dosierung). Auch ist auf das Säuren-Basen-Verhältnis im Harn zu achten (Urin-pH 6,5-6,8).



Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei vorbestehenden Blutbildungsstörungen.

Bei Blutbildungsstörungen in der Anamnese ist eine regelmäßige Kontrolle des Blutbildes erforderlich. Insbesondere bei Patienten, die wegen Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz z. B. mit ACE-Hemmern oder Diuretika behandelt werden, sollte die Verabreichung von Allopurinol mit Vorsicht erfolgen, da bei dieser Patientengruppe eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion vorliegen kann.



Bei Behandlung der Gichtniere und der Harnsäuresteine soll die Harnmenge mindestens 2 Liter pro Tag betragen.



Für Allopurinol wurden nach chronischer Einnahme von täglich 200-400 mg, bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, schwere Intoxikationserscheinungen beschrieben, die in Hautreaktionen, Fieber, Hepatitis, Eosinophilie und Verschlechterung der Nierenfunktion bestehen.



Um erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Serum oder Urin, wie sie z. B. bei der Strahlen- oder Chemotherapie von Neoplasmen sowie bei dem Lesch-Nyhan-Syndrom auftreten können, zu vermeiden, ist zusätzlich zur Verabreichung von Allopurinol auf eine reichliche Flüssigkeitszufuhr zur Gewährleistung einer ausreichenden Diurese zu achten. Darüber hinaus kann eine Alkalisierung des Harns durch Verbesserung der Löslichkeit von Urat/Harnsäure zur vermehrten Ausscheidung dieser Substanzen mit dem Urin beitragen.



Beim Vorliegen von akuten Gichtanfällen sollte die Behandlung mit Allopurinol erst nach deren vollständigem Abklingen begonnen werden. Zu Beginn der Behandlung mit Allopurinol können durch Mobilisierung größerer Harnsäuredepots akute Gichtanfälle ausgelöst werden. Deshalb ist während der ersten 4 Behandlungswochen die gleichzeitige prophylaktische Analgetika- oder Colchicingabe in Betracht zu ziehen.



Bei großen Harnsäuresteinen im Nierenbecken ist nicht auszuschließen, dass sich Teile der infolge einer Allopurinol-Behandlung aufgelösten Steine im Harnleiter festsetzen können.



Nach neueren Literatur-Empfehlungen erübrigt sich unter einem Harnsäurewert von 8,5 mg/100 ml im Blut eine medikamentöse Therapie, sofern Diätvorschiften eingehalten werden und keine Nierenschäden vorliegen. Nahrungsmittel mit hohem Puringehalt (z. B. Innereien wie Bries, Niere, Hirn, Leber, Herz und Zunge sowie Fleischextrakt und Alkohol (insbesondere Bier, da hierdurch Guanosin aufgenommen wird, das den Harnsäurespiegel stark erhöht) sollten vermieden werden.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen



Die Ausscheidung von Allopurinol wird durch gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln, die eine vermehrte Ausscheidung von Harnsäure bewirken, wie Sulfinpyrazon, Probenecid, Etacrynsäure und Salicylaten beschleunigt und somit die Wirksamkeit von Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettenherabgesetzt. Die Ausscheidung von Probenecid wird verlangsamt.



Bei gleichzeitiger Verabreichung von Purin-Derivaten wie Azathioprin oder Mercaptopurin muss deren Dosis um 50-75 % der üblichen Dosis vermindert werden, da der Abbau dieser Stoffe durch Allopurinol verzögert und somit ihre Wirkung verlängert wird.



Blutgerinnungshemmende Mittel (Antikoagulantien) vom Cumarin-Typ können in ihrer Wirkung verstärkt werden. Bei Kombination dieser Stoffe mit Allopurinol-haltigen Arzneimitteln ist daher eine häufigere Kontrolle der Blutgerinnung (Quick-Wert) erforderlich und ggf. eine entsprechende Dosisverminderung des Cumarin-Derivates notwendig.



Insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion kann die Wirkung des blutzuckersenkenden Mittels Chlorpropamid verlängert werden, was eine Dosisverminderung erforderlich macht.



Das blutzuckersenkende Mittel Glimepirid kann durch Allopurinol in seiner Wirkung verstärkt werden, Hypoglykämien können auftreten.



Bei hoher Dosierung Allopurinol-haltiger Arzneimittel kann der Theophyllin-Metabolismus gehemmt werden. Zu Beginn der Behandlung mit Allopurinol oder bei Erhöhung der Allopurinol-Dosis sollten deshalb die Theophyllin-Plasmaspiegel bestimmt werden.



Bei Gabe von Allopurinol und Zytostatika (z. B. Cyclophosphamid, Doxorubicin, Bleomycin, Procarbazin, Alkylhalogenide) treten Blutbildveränderungen häufiger auf als bei Einzelgabe der Wirkstoffe. Blutbildkontrollen sind daher in kurzen Zeitintervallen durchzuführen.



Die Plasmahalbwertszeit von Vidarabin kann in Gegenwart von Allopurinol verlängert sein. Deshalb ist bei gemeinsamer Anwendung dieser Arzneimittel besondere Aufmerksamkeit erforderlich, um eventuell vermehrt auftretende Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen.



Die Plasmakonzentration von Ciclosporin kann unter Allopurinol-Gabe erhöht sein. Die Möglichkeit eines häufigeren Auftretens von Ciclosporin-Nebenwirkungen ist zu berücksichtigen.



Allopurinol kann die Metabolisierung von Phenytoin in der Leber beeinträchtigen; ob diesem Befund eine klinische Bedeutung zukommt, ist bisher nicht bekannt.



Bei gleichzeitiger Gabe von Allopurinol und Captopril kann, insbesondere bei chronischem

Nierenversagen, die Gefahr von Hautreaktionen erhöht sein.



Es ist häufiger mit allergischen Reaktionen (Hautausschlägen) auf die Arzneistoffe Ampicillin und Amoxicillin zu rechnen. Deshalb sollten - wenn möglich - Patienten andere Antibiotika erhalten.



Die gleichzeitige Verabreichung von potentiell hepatotoxischen Medikamenten (inklusive Tuberkulostatika) ist zu vermeiden.



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit



Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettendarf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden.

Benzbromaron darf in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden, da keine Erfahrungen am Menschen vorliegen und Tierversuche Hinweise auf Fehlbildungen ergeben haben (siehe Abschnitt 5.3).

Auch für die Verwendung von Allopurinol bei Schwangeren liegen keine hinreichenden Daten vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe 5.3). Da Allopurinol in den Purinstoffwechsel eingreift und das potentielle Risiko für den Menschen unbekannt ist, sollte Allopurinol nicht während der Schwangerschaft verwendet werden.



Es ist nicht bekannt, ob Benzbromaron in die Muttermilch übergeht. Allopurinol geht in die Muttermilch über. Daher sollte abgestillt werden, wenn die Einnahme von Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tablettenerforderlich ist.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen



Tritt Schwindel oder Benommenheit als unerwünschte Wirkung auf, kann in seltenen Fällen eine Verminderung der Fahrtüchtigkeit und der Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, die Folge sein.



4.8 Nebenwirkungen



sehr häufig

1/10

häufig

1/100 bis < 1/10

gelegentlich

1/1.000 bis < 1/100

selten

1/10.000 bis < 1/1.000

sehr selten

< 1/10.000

nicht bekannt

Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar



Zu Beginn der Behandlung kann die Harnsäureausscheidung so erhöht sein, dass es sowohl zu einem Gichtanfall wie auch zur Bildung von Harnsäurekristallen bzw. Harnsäuresteinen in der Niere und in den ableitenden Harnwegen kommen kann.



Das Auftreten von Nebenwirkungen ist häufiger bei Bestehen einer Nieren- und/oder Leberinsuffizienz oder bei gleichzeitiger Ampicillin- oder Amoxicillin-Medikation.



Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:

Gelegentlich: Thrombozytopenie*1, Agranulozytose*1, aplastische Anämie*1

Sehr selten: angioimmunoblastisches T-Zell-Lymphom*2, Leukozytose, Leukopenie, Granulozytopenie, Knochenmarksschädigung, Granulozytose



Erkrankungen des Immunsystems:

Selten: Vaskulitis*3

Sehr selten: anaphylaktischer Schock, Überempfindlichkeit



Psychiatrische Erkrankungen:

Sehr selten: Depression



Erkrankungen des Nervensystems:

Gelegentlich: Benommenheit, Kopfschmerz, Schwindel

Sehr selten: periphere Neuritis, Neuropathie, Geschmacksstörung, Ataxie, Somnolenz, Koma, Parästhesie, Krampfanfälle, Muskellähmung



Augenerkrankungen:

Sehr selten: Konjunktivitis, Sehstörung, Makula-Degeneration, Katarakt



Herzerkrankungen:

Sehr selten: Bradykardie, Angina pectoris



Gefäßerkrankungen:

Sehr selten: Hypertonie



Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums:

Sehr selten: Halsentzündung



Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Häufig: Übelkeit, Brechreiz, Völlegefühl, Diarrhoe

Sehr selten: Hämatemesis, Steatorrhoe, Stomatitis



Leber- und Gallenerkrankungen:

Gelegentlich: Cholestase

Sehr selten: Erhöhung der Transaminasen, erhöhte alkalische Phosphatase, akute Cholangitis



Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:

Häufig: Urtikaria, Erythem, Pruritus

Sehr selten: Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) (siehe Abschnitt 4.4),

Alopezie, Verfärbung der Haare, Quincke-Ödeme, allergisch bedingte Exantheme



Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen:

Sehr selten: Muskelschmerz



Erkrankungen der Nieren und Harnwege:

Selten: allergisch bedingte interstitielle Nephritis

Sehr selten: Harnstein (Harnsäure-, Xanthinsteine), Harndrang, Urämie, Hämaturie, akutes Nierenversagen



Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse:

Sehr selten: Impotenz, nächtlicher Samenerguss, Infertilität, Gynäkomastie



Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:

Häufig: Müdigkeit

Sehr selten: Asthenie, allgemeines Unwohlsein, Ödeme



Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:

Sehr selten: Hyperlipidämie



Infektionen und parasitäre Erkrankungen:

Sehr selten: Furunkel



Endokrine Erkrankungen:

Sehr selten: Diabetes mellitus



*1insbesondere bei Patienten mit bestehender Nierenfunktionsstörung, besonders sorgfältige Überwachung der Patientengruppe erforderlich.

*2nach Absetzen reversibel

*3gelegentlich kommt es als eine Nebenwirkung von Allopurinol zu einer Vaskulitis mit Hautveränderungen und Nieren- und Leberbeteiligung. Bei einer Vaskulitis muss Allopurinol-ratiopharm®comp. 100 mg/20 mg Tabletten sofort abgesetzt werden. Eine Vaskulitis wird fast nur beobachtet, wenn bei Niereninsuffizienz die Dosis nicht reduziert wird.



Hautreaktionen, die mit Exfoliation, Fieber, Lymphadenopathie, Arthralgie und Eosinophilie wie Stevens-Johnson-Syndrom (Erythema exsudativum multiforme) und Lyell-Syndrom (toxisch epidermale Nekrolyse) einhergehen, kommen selten vor.



Sehr selten wurden Überempfindlichkeitsreaktionen beschrieben, die sich wie folgt äußern können: Fieber, Hautreaktionen, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen.



Selten wurde über Leberfunktionsstörungen, die von einem asymptomatischen Anstieg der Leberwerte bis hin zur Hepatitis (einschließlich Lebernekrose und granulomatöse Hepatitis) reichten, berichtet.



Es wurden einzelne Fälle von zytolytischer Hepatitis beobachtet, die z. T. einen fulminanten Verlauf nahmen.



4.9 Überdosierung



Ein spezielles Antidot ist nicht bekannt. Beim Verdacht des Vergiftungsfalles sind absorptionsmindernde bzw. eliminationsbeschleunigende Maßnahmen (Hämodialyse) angezeigt.





5. Pharmakologische Eigenschaften



5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften



Pharmakotherapeutische Gruppe: Gichtmittel

ATC-Code: M04AA51



Allopurinol ist ein Struktur-Analoges von Hypoxanthin. Seine urikostatische Wirkung beruht überwiegend auf der Hemmung der Xanthinoxidase, die beim Abbau der Purinbasen die Reaktionsschritte: Oxidation von Hypoxanthin zu Xanthin und von Xanthin zu Harnsäure vollzieht. Benzbromaron wirkt urikosurisch durch eine Hemmung der Reabsorption von Harnsäure im proximalen Tubulus. Die bei entsprechender Behandlungsdauer durch den urikosurischen Effekt bewirkte Senkung der Serum-Urat-Konzentration führt beim Gichtpatienten zu einer Mobilisierung von Urat-Depots im Gewebe. Um eine Kristallisation bzw. Ablagerung der vermehrt über die Niere ausgeschiedenen Harnsäure zu vermeiden, ist eine reichliche Flüssigkeitszufuhr sowie zu Beginn der Behandlung eine Verbesserung der Löslichkeit der Harnsäure durch Neutralisation des Harns unerlässlich.



5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften



Allopurinol wird nach oraler Gabe rasch und vollständig absorbiert. Eine gastrale Absorption erfolgt nicht, die günstigsten Absorptionsbedingungen liegen im Duodenum und im oberen Jejunum vor. Die Allopurinol-Serum-Maximalwerte betragen bei der therapeutisch üblichen Dosis von 300 mg in Abhängigkeit vom Ausmaß und der Geschwindigkeit der individuellen First-pass-Umwandlung in Oxipurinol zwischen 1,0 µg/ml und 2,6 µg/ml, durchschnittlich 1,8 µg/ml. Die korrespondierenden Oxipurinol-Werte liegen zwischen 5 µg/ml und 11 µg/ml, durchschnittlich bei 8,4 µg/ml. Die absolute Bioverfügbarkeit von Allopurinol beträgt ca. 90 %. Allopurinol und Oxipurinol weisen keine ausgeprägte Bindungsaffinität für Plasmaproteine auf. Während Allopurinol mit ca. 40 min. eine kurze Plasmaeliminationshalbwertszeit aufweist, wurden für seinen aktiven Hauptmetaboliten Oxipurinol als mittlere Werte 17-21 Stunden nachgewiesen, bei etwa einem Drittel der Patienten ist mit Werten zwischen 9 und 16 Stunden zu rechnen. Nierenfunktionseinschränkungen führen zu einer Verlängerung der Oxipurinol-Eliminationshalbwertszeit.



Benzbromaron wird je nach Partikelgröße (Mikronisierung) zu etwa 50-60 % aus dem Darm absorbiert. Ursprünglich wurde angenommen, dass die Verstoffwechselung durch hepatische Dehalogenierung zu den debromierten Metaboliten Bromobenzaron und Benzaron erfolgt. Nach neueren Untersuchungen wird Benzbromaron (Eliminationshalbwertszeit 3 Std.) jedoch vorwiegend über eine Hydroxylierung zu den beiden Hauptmetaboliten 6-Hydroxy-Benzbromaron (Eliminationshalbwertszeit 17 Std.) und 1-Hydroxy-Benzbromaron (Eliminationshalbwertszeit 20 Std.) umgewandelt und die Dehalogenierung ist nur von untergeordneter Bedeutung. Benzbromaron selbst wird fast vollständig an Plasmaeiweiße gebunden.



Der urikosurische Effekt tritt am stärksten nach etwa 8-12 Std. auf, wobei sowohl Benzbromaron als auch die beiden Hauptmetaboliten urikosurisch wirksam sind. Die Elimination von Ursprungssubstanz und Metaboliten erfolgt vorwiegend biliär über den Gastrointestinaltrakt, etwa 5 % der verabreichten Dosis werden im Urin ausgeschieden.



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit



Chronische Toxizität:

Untersuchungen zur chronischen Toxizität von Benzbromaron an Ratten zeigten bei hohen Dosierungen reversible Lebervergrößerungen und Enzymveränderungen. In Untersuchungen am Hund zeigten sich keine toxischen Effekte.

Bei Langzeitanwendung von Allopurinol in Tierversuchen kam es bei hohen Dosierungen zur Ausfällung von Xanthin-Präzipitaten, die zu Veränderungen in den harnableitenden Organen führten.



Mutagenes und tumorerzeugendes Potential:

Die bisher durchgeführten In-vitro-und In-vivo-Mutagenitätsprüfungen mit Allopurinol erbrachten keine Hinweise auf ein mutagenes oder kanzerogenes Potential.

Benzbromaron wurde nur unzureichend bezüglich mutagener Wirkungen untersucht. Bisherige Untersuchungen verliefen negativ. In Langzeituntersuchungen an Ratten zeigte sich bei hoher Dosierung eine leicht erhöhte Inzidenz von Lebertumoren, die auf Peroxisomenproliferation zurückzuführen sind. Diese Veränderungen sind spezifisch für kleine Nager. Eine Relevanz für die therapeutische Anwendung beim Menschen ergibt sich daraus nicht.



Reproduktionstoxizität:

In Tierversuchen mit Allopurinol traten bei einer von drei untersuchten Tierarten (Maus) bei Dosen ab 50 mg/kg Körpergewicht am 10. Trächtigkeitstag teratogene Effekte auf. Benzbromaron ist im Tierversuch nur unzureichend auf reproduktionstoxische Wirkungen geprüft worden. Bei der Ratte erzeugt Benzbromaron, in Dosierungen oberhalb von 30 mg/kg/Tag während der Organogenese, Fehlbildungen der Extremitäten und Lippenspalten. Bei der Maus wirkten Dosen von 30 mg/kg/Tag embryoletal.

Es ist nicht bekannt, ob Benzbromaron in die Muttermilch übergeht.





6. Pharmazeutische Angaben



6.1 Liste der sonstigen Bestandteile



Maisstärke; Mikrokristalline Cellulose; Poly(O-carboxymethyl)stärke, Natriumsalz; Hochdisperses Siliciumdioxid; Talkum; Gelatine; Natriumdodecylsulfat; Magnesiumstearat (Ph.Eur.).



6.2 Inkompatibilitäten



Nicht zutreffend



6.3 Dauer der Haltbarkeit



5 Jahre



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung



Nicht über 30 °C lagern.



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses



Packung mit 30 Tabletten

Packung mit 100 Tabletten



6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung



Keine besonderen Anforderungen.





7. INHABER DER ZULASSUNG



ratiopharm GmbH

Graf-Arco-Str. 3

89079 Ulm





8. Zulassungsnummer(n)



2890.00.00





9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG



Datum der Erteilung der Zulassung: 15. Dezember 1982

Datum der Verlängerung der Zulassung: 15. Dezember 2009





10. Stand der Information



Juni 2012





11. Verkaufsabgrenzung



Verschreibungspflichtig

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