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Alpha-Vibolex 600 Mg Ampulle

Document: 05.09.2008   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation


1. bezeichnung des arzneimittels


alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle

Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung


2. qualitative und quantitative zusammensetzung


1 Ampulle mit 24 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 755,2 mg Thioct­säure, Ethan-1,2-diamin-Salz (1:1) (entsprechend 600 mg Thioctsäure).


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. darreichungsform


Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Klare, grünlich-gelbe Lösung.


4. klinische angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Missempfindungen bei diabetischer Polyneuropathie


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Bei stark ausgeprägten Missempfindungen einer diabetischen Polyneuropathie wird bei Erwachse­nen die intravenöse Applikation in einer Dosierung von 24 ml Infusionslösungskonzentrat pro Tag (ent­sprechend 600 mg Thioctsäure/Tag) empfohlen.


Das Infusionslösungskonzentrat wird intravenös appliziert, und zwar über einen Zeitraum von 2 bis 4 Wochen in der Anfangsphase der Behandlung.


Die intravenöse Gabe soll, nachdem der Inhalt von alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle mit 250 ml Natri­umchloridlösung 0,9% gemischt wurde, über mindestens 30 Minuten als Kurzinfusion erfol­gen. Wegen der Lichtempfindlichkeit des Wirkstoffs soll die Kurzinfusion erst kurz vor der Anwen­dung zubereitet werden. Die Infusionslösung ist mit Alufolie gegen Licht zu schützen. Die lichtge­schützte Infusionslö­sung ist ca. 6 Stunden haltbar. Es ist sicherzustellen, dass die Mindestinfusi­onsdauer von 30 Minuten eingehalten wird.


Als weiterführende Therapie werden 300 mg bis 600 mg Thioctsäure in Darreichungsformen zur ora­len Einnahme angewendet.


Grundlage der diabetischen Polyneuropathie-Therapie ist die optimale Diabetes-Einstellung.


4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.


Hinweis:

Kinder und Jugendliche sind von der Behandlung mit alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle auszuneh­men, da keine klinischen Erfahrungen vorliegen.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Im Zusammenhang mit der parenteralen Anwendung von Thioctsäure wurden Überempfindlich­keits­reaktionen bis hin zu anaphylaktischen Schockreaktionen beobachtet (siehe Abschnitt 4.8). Patienten sind daher entsprechend zu überwachen. Im Falle des Auftretens von Frühsymptomen (z. B. Juckreiz, Übelkeit, Unwohlsein, etc.) ist die Therapie sofort zu beenden; ggf. sind weitere Therapiemaßnahmen erforderlich.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Wirkungsverlust von Cisplatin bei gleichzeitiger Thioctsäure-Behandlung.


Die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin bzw. oralen Antidiabetika kann verstärkt werden. Da­her ist insbesondere im Anfangsstadium der Thioctsäure-Therapie eine engmaschige Blutzucker­kontrolle angezeigt. In Einzelfällen kann es zur Vermeidung von Unterzuckerungserscheinungen erforderlich werden, die Insulindosis bzw. die Dosis des oralen Antidiabetikums zu reduzieren.


Hinweis:

Der regelmäßige Genuss von Alkohol stellt einen bedeutenden Risikofaktor für die Entstehung und Progression neuropathischer Krankheitsbilder dar und kann dadurch auch den Erfolg einer Be­hand­lung mit alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle beeinträchtigen. Daher wird Patienten mit diabeti­scher Poly­neuropathie grundsätzlich empfohlen, den Genuss von Alkohol weitestgehend zu ver­meiden. Dies gilt auch für therapiefreie Intervalle.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Es entspricht den allgemeinen Grundsätzen der Pharmakotherapie, während der Schwangerschaft und Stillzeit Arzneimittel nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung anzuwenden.

Schwangere und Stillende sollten sich einer Behandlung mit Thioctsäure nur unter strikter Indikati­onsstellung durch den Arzt unterziehen, wenngleich die reproduktionstoxikologischen Untersu­chungen keinerlei Anhaltspunkte ergeben haben, die eine Beeinflussung der Fertilität und der frü­hen Embryo­nalentwicklung betreffen und sich ferner fruchtschädigende Eigenschaften nicht fest­stellen ließen.


Über einen möglichen Übertritt von Thioctsäure in die Muttermilch ist nichts bekannt.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschi­nen


keine


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Darstellung der Nebenwirkungen wurden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:


Sehr häufig: > 1/10

Häufig: > 1/100, < 1/10

Gelegentlich: > 1/1000, < 1/100

Selten: > 1/10000, < 1/1000

Sehr selten: < 10000, einschließlich Einzelfälle


Reaktionen am Applikationsort

Sehr selten wurde über Reaktionen an der Injektionsstelle berichtet.


Überempfindlichkeitsreaktionen

Allergische Reaktionen der Haut mit Urtikaria, Juckreiz, Ekzem und Hautausschlag sowie auch sys­temisch bis hin zum Schock können auftreten.


Störungen des Nervensystems

Sehr selten: Veränderung bzw. Störung des Geschmacksempfindens

Sehr selten wurden nach intravenöser Gabe von Thioctsäure Krampfanfälle sowie Doppeltsehen beobachtet.


Blut und Blutgefäße

Sehr selten wurden nach intravenöser Gabe von Thioctsäure Purpura und Thrombopathien be­obach­tet.


Allgemeine Nebenwirkungen

Häufig treten nach rascher intravenöser Injektion Kopfdruck und Atembeklemmung auf, die spon­tan abklingen.

Aufgrund einer verbesserten Glukoseutilisationkann sehr selten der Blutzuckerspiegel absinken. Da­bei wurden hypoglykämieartige Beschwerden mit Schwindel, Schwitzen, Kopfschmerzen und Sehstö­rungen beschrieben.


4.9 Überdosierung


Bei Überdosierung können Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten.


Nach akzidenteller oder suizidaler Einnahme oraler Dosen zwischen 10 und 40 g Thioctsäure in Ver­bindung mit Alkohol sind schwerwiegende Intoxikationen, teilweise mit letalem Ausgang be­obachtet worden. Das klinische Vergiftungsbild kann sich zunächst in psychomotorischer Unruhe oder Be­wusstseinstrübung äußern und geht im weiteren Verlauf typischerweise mit generalisierten Krampf­anfällen und der Ausbildung einer Laktazidose einher. Des weiteren wurden Hypoglykämie, Schock, Rhabdomyolyse, Hämolyse, disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIC), Knochen­marksdepression und Multiorganversagen als Folgen der Intoxikation mit hohen Thioctsäure-Do­sen beschrieben.


Therapiemaßnahmen bei Intoxikation:

Bereits bei Verdacht auf eine substantielle Intoxikation mit Thioctsäure (z. B. > 10 Ampullen zu 600 mg bei Erwachsenen und > 50 mg/kg KG bei Kindern) ist eine unverzügliche Klinikeinweisung und die Einleitung von Maßnahmen gemäß den allgemeinen Behandlungsgrundsätzen von Vergif­tungsfällen indiziert (z. B. induziertes Erbrechen, Magenspülung, Aktivkohle etc.). Die Behandlung generalisierter Krampfanfälle, der Lactazidose und aller anderen vital bedrohlichen Folgen einer Intoxikation müssen sich an den Grundsätzen der modernen Intensivtherapie orientieren und symptomatisch erfolgen. Der Nutzen des Einsatzes von Hämodialyse, Hämoperfusions- oder Fil­trationstechniken in der forcierten Elimination von Thioctsäure ist derzeit nicht gesichert.


5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Thioctsäure ist eine vitaminähnliche, aber endogen gebildete Substanz mit Koenzymfunktion bei der oxidativen Decarboxilierung von alpha-Ketosäuren.


ATC-Code N07XB01


Durch die beim Diabetes mellitus verursachte Hyperglykämie kommt es zur Anlagerung der Glu­kose an die Matrixproteine der Blutgefäße und zur Bildung der sogenannten "Advanced Glycosyla­tion End Products". Dieser Prozeß führt zu einer Verminderung des endoneuralen Blutflusses und zu einer en­doneuralen Hypoxie/Ischämie, was mit einer erhöhten Produktion von freien Sauerstoff­radikalen ver­bunden ist, die den peripheren Nerv schädigen. Auch konnte im peripheren Nerv eine Depletion von Antioxidantien, wie Glutathion, festgestellt werden.


In Untersuchungen an Ratten interagierte Thioctsäure mit diesen, bei Streptozotocin-induziertem Dia­betes ausgelösten biochemischen Prozessen durch Verminderung der Bildung von Advanced Glyco­sylation End Products, Verbesserung des endoneuralen Blutflusses, Erhöhung des physiolo­gischen Antioxidantienspiegels von Glutathion sowie als Antioxidans für freie Sauerstoffradikale im diabeti­schen Nerv.

Diese in der experimentellen Situation beobachteten Wirkungen sprechen dafür, dass die Funktio­nalität der peripheren Nerven durch Thioctsäure verbessert werden kann. Das betrifft sensorische Störungen bei diabetischer Polyneuropathie, die sich durch Dysästhesien, Parästhesien wie z. B. Brennen, Schmerzen, Taubheitsgefühl, Ameisenlaufen, äußern können.


Ergänzend zu den bisherigen klinischen Erkenntnissen in der symptomatischen Behandlung der dia­betischen Polyneuropathie mit Thioctsäure wurden in einer 1995 durchgeführten multizentri­schen, placebokontrollierten Studie günstige Wirkungen von Thioctsäure auf die untersuchten Symptome Brennen, Parästhesien, Taubheitsgefühl und Schmerzen gefunden.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Thioctsäure unterliegt einem hohen First-pass-Effekt in der Leber. Es bestehen erhebliche interin­dividuelle Schwankungen in der systemischen Verfügbarkeit von Thioctsäure. Durch Oxidation der Seitenkette und Konjugation wird Thioctsäure biotransformiert und überwiegend renal eliminiert.


Die Plasmahalbwertszeit von Thioctsäure beträgt beim Menschen ca. 25 Minuten und die totale Plasma-Clearance 10-15 ml/min/kg. Am Ende einer 30minütigen Infusion von 600 mg finden sich Plasmaspiegel von ca. 20 mg/ml. Durch radioaktive Markierung konnte im Tierexperiment (Ratte, Hund) mit 80-90 % ein überwiegend renaler Ausscheidungsweg gezeigt werden, und zwar in Form von Metaboliten. Auch beim Menschen finden sich nur geringe Mengen intakt ausgeschiedener Sub­stanz im Urin. Die Biotransformation erfolgt hauptsächlich durch oxidative Seitenkettenverkür­zung (beta-Oxidation) und/oder durch S-Methylierung der entsprechenden Thiole.


Thioctsäure reagiert in vitro mit Metallionen-Komplexen (z. B. mit Cisplatin). Thioctsäure geht mit Zuckermolekülen schwerlösliche Komplexverbindungen ein.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


a) Akute und chronische Toxizität

Das Toxizitätsprofil ist charakterisiert durch Symptome, die sowohl das vegetative Nervensystem als auch das zentrale Nervensystem betreffen.

Nach wiederholter Applikation sind weitere Zielorgane toxischer Dosen hauptsächlich die Leber und die Niere.


b) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Untersuchungen zum mutagenen Potential ergaben keine Anhaltspunkte für Gen- oder Chromo­so­menmutationen. Hinweise auf ein tumorerzeugendes Potential von Thioctsäure ließen sich aus einer Kanzerogenitätsstudie nach oraler Gabe an einer Ratte nicht ableiten. Eine Studie über einen tumor-promovierenden Effekt von Thioctsäure im Zusammenhang mit dem Kanzerogen N-Nitroso-Dime­thylamin (NDEA) verlief negativ.


c) Reproduktionstoxizität

Thioctsäure besitzt keinen Einfluss auf die Fertilität und frühe Embryonalentwicklung bei der Ratte bis zu einer maximal geprüften oralen Dosis von 68,1 mg/kg. Bis in den maternal-toxischen Dosis­bereich finden sich nach intravenöser Injektion am Kaninchen keine Missbildung erzeugende Ei­genschaften.


6. pharmazeutische angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Ethylendiamin, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke, Stickstoff


6.2 Inkompatibilitäten


Thioctsäure reagiert in vitro mit Metallionen-Komplexen (z. B. mit Cisplatin). Thioctsäure geht mit Zuckermolekülen (z. B. Lävuloselösung) schwerlösliche Komplexverbindungen ein. alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle ist inkompatibel mit Glukoselösung, Ringer-Lösung sowie mit Lösungen, von de­nen bekannt ist, dass sie mit SH-Gruppen bzw. Disulfidbrücken reagieren.


Als Trägerlösung für eine Infusionsanwendung von alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle ist aus­schließlich physiologische Kochsalzlösung zu verwenden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit im unversehrten Behältnis beträgt 24 Monate. Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


Die Dauer der Haltbarkeit nach Zubereitung der Infusionslösung beträgt 6 Stunden.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25°C lagern. Ampullen im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


Zubereitete Infusionslösungen ebenfalls vor Licht schützen.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Ampulle


alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle ist in Packungen zu 5 (N1), 10 (N2) und 20 (N3) Ampullen, sowie in Anstaltspackungen mit 5 x 10 Ampullen erhältlich.


Sets bestehend aus 1 alpha-Vibolex® 600 mg Ampulle und 1 Infusionsset sind in Packungen zu 5 (N1), 10 (N2) und 20 (N3) Sets erhältlich.


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.


7. inhaber der zulassung


MIP Pharma GmbH

Kirkeler Str. 41

66440 Blieskastel

Tel.: 06842/ 9609 - 0

Fax.: 06842/ 9609 - 355


8. zulassungsnummer(n)


45182.00.00


9. DAtum der erteilung der zulassung/verlängerung der zulassung


09.12.2003/19.06.2008


10. Stand der information


August 2008


Verkaufsabgrenzung


Apothekenpflichtig