Amantadin Al 200
Fachinformation Amantadin AL
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Amantadin AL 100
(Filmtabletten zu 100 mg)
Amantadin AL 200
(Filmtabletten zu 200 mg)
Wirkstoff: Amantadinhemisulfat
2. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
3. Zusammensetzung der Arzneimittel
3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe
Antiparkinsonmittel und Virustatikum
3.2 Bestandteile nach der Art und arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge
Arzneilich wirksame Bestandteile
Amantadin AL 100
1 Filmtablette enthält: 100 mg Amantadinhemisulfat
Amantadin AL 200
1 Filmtablette enthält: 200 mg Amantadinhemisulfat
Sonstige Bestandteile
Mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose-Natrium, Lactose-Monohydrat, Macrogol 6000, Maisstärke, Magnesiumstearat, Hypromellose, Povidon, Poly(ethylacrylat-co-methylmethacrylat) (2:1), Talkum, Titandioxid (E 171), Gelborange S (E 110)
4. Anwendungsgebiete
Parkinson-Syndrome
-
Zur Behandlung von Symptomen der Parkinsonschen Krankheit, wie z.B. Rigor, Tremor und Hypo- bzw. Akinese
-
durch Neuroleptika und ähnlich wirkende Arzneimittel bedingte extrapyramidale Symptome wie Frühdyskinesie, Akathisie, Parkinsonoid.
Vigilanzminderung
Zur Fortsetzung der bei Vigilanzminderung bei postkomatösen Zuständen verschiedener Genese im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes mit Amantadin-Infusionslösung begonnenen Behandlung bis zu 4 Wochen.
Zusätzlich für Amantadin AL 100
-
Chemoprophylaxe der Virusgrippe Typ A: bei Einzelpersonen und Gruppen, wenn und solange Infektionsgefahr besteht und
-
Chemotherapie der Virusgrippe Typ A: so rasch wie möglich nach Ausbruch der Erkrankung; die Behandlung sollte 1 bis 2 Tage über das Abklingen der Symptome hinaus fortgeführt werden.
Hinweis:
Voraussetzung der Anwendung von Amantadin AL 100 in der Prophylaxe und Therapie der Virusgrippe A ist eine ärztliche Kontrolle der Therapie sowohl von Einzelpersonen als auch von Kollektiven während des gesamten Behandlungszeitraumes.
5. Gegenanzeigen
Amantadin AL darf nicht angewendet werden bei Patienten mit:
-
Überempfindlichkeit gegenüber Amantadinverbindungen oder einem der anderen Bestandteile der Arzneimittel
-
schwerer nicht kompensierter Herzinsuffizienz (Stadium NYHA IV)
-
Kardiomyopathien und Myokarditiden
-
AV-Block Grad II und III
-
vorbekannter Bradykardie unter 55 Schläge/min
-
bekanntem langem QT-Intervall (QTc nach Bazett > 420 ms) oder erkennbaren
U-Wellen oder angeborenem QT-Syndrom in der Familienanamnese -
einer Vorgeschichte von schwerwiegenden ventrikulären Arrhythmien einschließlich Torsade de pointes
-
gleichzeitiger Therapie mit Budipin oder anderen QT-verlängerenden Arzneimitteln (siehe Abschnitt „Wechselwirkungen mit anderen Mitteln“).
Amantadin AL darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit:
-
Prostatahypertrophie
-
Engwinkelglaukom
-
Niereninsuffizienz verschiedener Schweregrade (durch eine Verschlechterung der Filtrationsleistung der Nieren besteht die Gefahr der Kumulation, s. Abschnitte 10. “Dosierung” und 14. ”Sonstige Hinweise”)
-
Erregungs- und Verwirrtheitszuständen
-
deliranten Syndromen sowie exogenen Psychosen in der Anamnese
-
sowie bei Patienten, die mit Memantin behandelt werden (s. Abschnitt 7. “Wechselwirkungen mit anderen Mitteln”)
Kinder
Ausreichende Erfahrungen bei Kindern liegen nicht vor.
Die Anwendung von Amantadin AL 100 ist bei Kindern ab 5 Jahren nur zur Prophylaxe und Behandlung der Virusgrippe Typ A vorgesehen.
Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit
Amantadin erwies sich in Tierstudien an Ratten nach hohen Dosen als embryotoxisch und teratogen. Es traten vermehrt Ödeme, Fehlstellungen der Beine und Skelettanomalien auf. Die Fertilität war ebenfalls beeinträchtigt. Untersuchungen über den Peri-/ Postnatalzeitraum wurden nicht durchgeführt.
Zur Anwendung von Amantadin während der Schwangerschaft beim Menschen liegen Fallberichte vor, in denen von gesunden Kindern aber auch von Schwangerschaftskomplikationen und Fehlbildungen (kardiovaskuläre Defekte, Reduktion der Gliedmaßen) berichtet wurde.
Amantadin darf in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung angewendet werden, wenn dies dringend erforderlich ist.
Amantadin geht in die Muttermilch über. Ist eine Anwendung während der Stillzeit erforderlich, sollte der Säugling auf mögliche Arzneimittelwirkungen (Hautausschlag, Harnretention, Erbrechen) beobachtet und wenn notwendig abgestillt werden.
6. Nebenwirkungen
Neu (gemäß SPC-Guideline) |
%-Angaben |
Bisher |
sehr häufig (very common) |
> 10% |
häufig |
häufig (common) |
>1%, <10% |
gelegentlich |
gelegentlich (uncommon) |
>0,1%, <1% |
selten |
selten (rare) |
>0,01%, >0,1% |
Einzelfälle |
sehr selten, einschl. Einzelfälle (very rare, incl. isolated cases) |
<0,01% |
Einzelfälle |
Häufig können Schlafstörungen, motorische und psychische Unruhe, Harnretention bei Prostatahypertrophie auftreten.
Besonders bei prädisponierten älteren Patienten können paranoid gefärbte, mit optischen Halluzinationen einhergehende exogene Psychosen ausgelöst werden. Diese unerwünschten Wirkungen können besonders bei Kombination von Amantadin AL mit anderen Antiparkinsonmitteln (z.B. Levodopa, Bromocriptin, Memantin) häufiger auftreten.
Häufig ist auch die Ausbildung einer Livedo reticularis (Bild einer "marmorierten Haut"), zuweilen verbunden mit Ödemen im Unterschenkel- und Knöchelbereich, zu beobachten.
Gelegentlich bis häufig kommt es zu Übelkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, orthostatischer Dysregulation und sehr selten bis selten zu Verschwommensehen.
Sehr selten wurde über kardiale Arrhythmien wie ventrikulärer Tachykardie, Kammerflimmern, Torsade de pointes und QT-Verlängerungen berichtet. In den meisten dieser Fälle lagen Überdosierungen, bestimmte Komedikationen oder Risikofaktoren für kardiale Arrhythmien vor (s. unter Abschnitten "Gegenanzeigen" sowie "Wechselwirkungen mit anderen Mitteln").
Sehr selten sind vorübergehender Visusverlust, gesteigerte Lichtempfindlichkeit und Herzrhythmusstörungen mit Tachykardie berichtet worden. Weiterhin wurde vereinzelt die Auslösung epileptischer Anfälle, meist im Zusammenhang mit höheren als den empfohlenen Dosen, beobachtet.
Sehr selten wurden Myoklonien und Symptome einer peripheren Neuropathie beschrieben.
Zusätzlich für Amantadin AL 100
Bei Anwendung von Amantadin AL 100 zur Grippeprophylaxe treten häufig Schwindel, Nervosität, Gedächtnis-, Konzentrations- und Schlafstörungen sowie gelegentlich Stimmungsveränderungen, Alpträume und Wahnwahrnehmungen leichteren Grades auf. Ein Abbruch der Behandlung ist nicht erforderlich.
Hinweis zum Reaktionsvermögen und zur Teilnahme am Straßenverkehr:
Auswirkungen auf die Vigilanz und Akkomodation sind ‑ auch im Zusammenwirken mit anderen Mitteln zur Behandlung der Parkinsonsyndrome ‑ nicht auszuschließen. Zu Beginn der Behandlung kann es daher ‑ über die krankheitsbedingten Einschränkungen hinaus ‑ zu einer Verminderung der Fahrtüchtigkeit und der Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, kommen.
Dies gilt in verstärktem Maße bei gleichzeitigem Alkoholkonsum.
7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Die gleichzeitige Anwendung von Amantadin mit anderen Arzneimitteln, für die eine Verlängerung des QT-Intervalls bekannt ist, ist kontraindiziert. Beispiele sind:
-
bestimmte Antiarrhythmika der Klasse IA (wie z.B. Chinidin, Disopyramid, Procainamid) und der Klasse III (wie z.B. Amiodaron, Sotalol)
-
bestimmte Antipsychotika (wie z.B. Thioridazin, Chlorpromazin, Haloperidol, Pimozid)
-
bestimmte tri- und tetrazyklische Antidepressiva (wie z.B. Amitriptylin)
-
bestimmte Antihistaminika (wie z.B. Astemizol, Terfenadin)
-
bestimmte Makrolid-Antibiotika (wie z.B. Erythromycin, Clarithromycin)
-
bestimmte Gyrasehemmer (wie z.B. Sparfloxacin)
-
Azol-Antimykotika, sowie weitere Arzneimittel wie Budipin, Halofantrin, Cotrimoxazol, Pentamidin, Cisaprid oder Bepridil.
Diese Aufzählung kann nicht vollständig sein. Vor der gleichzeitigen Anwendung von Amantadin mit einem anderen Arzneimittel ist dessen Fachinformation dahingehend zu prüfen, ob eine Interaktion durch QT-Verlängerung zwischen diesem Mittel und Amantadin möglich ist.
Es ist möglich, Amantadin AL mit anderen Antiparkinsonmitteln zu kombinieren. Zur Vermeidung von Nebenwirkungen (wie z.B. psychotischen Reaktionen) kann eine Dosisreduktion der anderen Arzneimittel bzw. der Kombination notwendig werden.
Es liegen keine gezielten Untersuchungen über das Auftreten von Wechselwirkungen nach Verabreichung von Amantadin mit anderen Antiparkinsonmitteln (z.B. mit Levodopa, Bromocriptin, Memantin, Trihexyphenidyl etc.) vor (“Nebenwirkungen” beachten).
Bei gleichzeitiger Therapie mit Amantadin AL und den im Folgenden aufgeführten Arzneimittelgruppen bzw. Wirkstoffen kann es zu den im Folgenden beschriebenen Wechselwirkungen kommen:
Anticholinergika
Verstärkung von Nebenwirkungen der Anticholinergika (Verwirrtheitszustände und Halluzinationen) bei Kombination mit z.B. Trihexyphenidyl, Benzatropin, Scopolamin, Biperiden, Orphenadrin etc.
Indirekt zentral wirkende Sympathomimetika
Verstärkung der zentralen Wirkung von Amantadin.
Alkohol
Verminderung der Alkoholtoleranz.
Levodopa (Antiparkinsonmittel)
Gegenseitige Verstärkung der therapeutischen Wirkung. Deshalb kann Levodopa mit Amantadin AL kombiniert werden.
Sonstige Antiparkinsonmittel
Memantin kann die Wirkung und Nebenwirkungen von Amantadin AL verstärken (“Gegenanzeigen” beachten).
Andere Arzneimittel
Die gleichzeitige Gabe von Diuretika vom Typ der Kombination Triamteren/Hydrochlorothiazid kann die Plasmaclearance von Amantadin reduzieren und zu toxischen Plasmakonzentrationen führen. Eine gleichzeitige Anwendung sollte daher unterbleiben.
8. Warnhinweise
Vor Therapiebeginn und zu den Zeitpunkten 1 und 3 Wochen danach ist ein EKG (50 mm/s) zu schreiben und die frequenzkorrigierte QT-Zeit nach Bazett (QTc) manuell zu bestimmen. Bei Dosiserhöhungen zu späterem Zeitpunkt muss ein solches EKG vorher und zwei Wochen nachher geschrieben werden. Danach haben EKG-Kontrollen zumindest jährlich zu erfolgen. Patienten mit QTc-Vorwerten über 420 ms oder mit einem QTc-Anstieg von über 60 ms unter Amantadin oder mit QTc-Zeiten > 480 ms unter Amantadin sowie mit erkennbaren U-Wellen sind von der Behandlung auszuschließen.
Bei Risikogruppen für Elektrolytstörungen, z.B. Diuretikamedikation, häufigem Erbrechen und/oder Durchfall, Anwendung von Insulin in Notfallsituationen, Nierenerkrankungen oder anorektischen Zuständen sind adäquate Laborkontrollen und ein entsprechender Elektrolyt-Ausgleich durchzuführen, insbesondere für Kalium und Magnesium.
Sobald Symptome wie Palpitationen, Schwindel oder Synkopen auftreten, ist Amantadin abzusetzen, und der Patient ‑ innerhalb von 24 Stunden ‑ auf eine eventuelle QT-Verlängerung zu untersuchen. Wenn keine QT-Verlängerung vorliegt, kann Amantadin AL unter Berücksichtigung der Gegenanzeigen und Wechselwirkungen wieder eingesetzt werden.
Bei Herzschrittmacherpatienten ist die exakte Bestimmung der QT-Zeiten nicht möglich. Daher muss die Entscheidung über eine Amantadin-Therapie in Abstimmung mit dem behandelnden Kardiologen individuell erfolgen.
Diese Arzneimittel enthalten den Farbstoff E 110 (Gelborange S), welcher bei Personen, die gegen diesen Stoff besonders empfindlich sind allergische Reaktionen einschließlich Asthma hervorrufen kann. Die Allergie tritt häufiger bei Personen auf, die gegen Acetylsalicylsäure (2-Acetoxybenzoesäure) allergisch sind.
9. Wichtigste Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt.
10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben
Vor Therapiebeginn und zu den Zeitpunkten 1 und 3 Wochen danach ist ein EKG (50 mm/s) zu schreiben und die frequenzkorrigierte QT-Zeit nach Bazett (QTc) manuell zu bestimmen. Bei Dosiserhöhungen zu späterem Zeitpunkt muss ein solches EKG vorher und zwei Wochen nachher geschrieben werden. Danach haben EKG-Kontrollen zumindest jährlich zu erfolgen. Patienten mit QTc-Vorwerten über 420 ms, oder mit einem QTc-Anstieg von über 60 ms unter Amantadin oder mit QTc-Zeiten > 480 ms unter Amantadin sowie mit erkennbaren U-Wellen sind von der Behandlung auszuschließen. Damit kann bei gleichzeitiger Beachtung der im Abschnitt 5 genannten Gegenanzeigen die sehr seltene, aber bedrohliche Nebenwirkung Torsade-de-pointes-Kammertachykardie verhindert werden.
Parkinson-Syndrome
Bei Parkinson-Syndromen und medikamentös bedingten Bewegungsstörungen erfolgt die Therapie in der Regel einschleichend; die jeweilige Dosis richtet sich nach dem therapeutischen Effekt.
Zur Einstellung des Patienten ist in den ersten 4 – 7 Tagen 1‑mal täglich 1 Filmtablette Amantadin AL 100 (entspr. 100 mg Amantadinhemisulfat pro Tag) zu verabreichen, und dann wöchentlich um die gleiche Dosis zu steigern, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist.
Als wirksame Dosen sind 2‑mal täglich 1 – 3 Filmtabletten Amantadin AL 100 (entspr. 200 – 600 mg Amantadinhemisulfat pro Tag) anzusehen.
Amantadin AL 200 eignet sich zur Fortsetzung der mit Amantadin AL 100 begonnenen Therapie. Die Ersteinstellung des Patienten sollte bereits mit Kapseln/Tabletten zu 100 mg Amantadinhemisulfat oder Amantadinhydrochlorid erfolgt sein.
Die während der Therapie erreichte Erhaltungsdosis kann dann mit der Dosisstärke zu 200 mg (entspr. 1 Filmtablette Amantadin AL 200) umgestellt und fortgeführt werden.
Die Tageshöchstdosis von 3 Filmtabletten Amantadin AL 200 (entspr. 600 mg Amantadinhemisulfat) sollte nicht überschritten werden.
Bei älteren Patienten, insbesondere bei solchen mit Erregungs- und Verwirrtheitszuständen sowie mit deliranten Syndromen, sollte mit einer geringeren Dosis begonnen werden.
Bei einer Kombinationsbehandlung mit anderen Antiparkinsonmitteln ist die Dosierung individuell anzupassen.
Falls bereits mit einer Amantadin-Infusionslösung vorbehandelt wurde, kann die Anfangsdosis höher gewählt werden.
Bei akuter Verschlechterung der Parkinsonsymptomatik im Sinne einer akinetischen Krise wird eine Amantadin-Infusionsbehandlung angewendet.
Vigilanzminderung
Zur Fortsetzung der Behandlung bei Vigilanzminderung nach vorheriger Infusionstherapie mit Gaben von 2 Filmtabletten Amantadin AL 100 oder 1 Filmtablette Amantadin AL 200 (entspr. 200 mg Amantadinhemisulfat) täglich bis zu 4 Wochen.
Zusätzlich für Amantadin AL 100
Chemoprophylaxe und -Therapie der Virusgrippe Typ A
Amantadin AL 100 sollte möglichst vor Exposition oder sobald wie möglich nach dem ersten Kontakt verabreicht und danach für 10 Tage weitergegeben werden.
Bei wiederholter Exposition wird eine vorbeugende Verabreichung über 3 Monate empfohlen (die infektiöse Periode der Influenza A erstreckt sich auf die Zeit vor bis ca. 1 Woche nach Ausbruch der typischen Krankheitssymptome).
Im allgemeinen erhalten
Kinder ab 5 Jahren:
1‑mal täglich 1 Filmtablette Amantadin AL 100 (entspr. 100 mg Amantadinhemisulfat pro Tag)
Kinder ab 10 Jahren oder ab 45 kg Körpergewicht:
2‑mal täglich 1 Filmtablette Amantadin AL 100 (entspr. 200 mg Amantadinhemisulfat pro Tag)
Erwachsene bis 64 Jahren:
2‑mal täglich 1 Filmtablette oder 1‑mal 2 Filmtabletten Amantadin AL 100 (entspr. 200 mg Amantadinhemisulfat pro Tag)
Erwachsene ab 65 Jahren:
sollten vorbeugend und zur Behandlung 1‑mal täglich 1 Filmtablette Amantadin AL 100 (entspr. 100 mg Amantadinhemisulfat pro Tag) erhalten, da bei mindestens 50 % dieser Personen mit einer eingeschränkten Nierenleistung zu rechnen ist (s. Tabelle unten).
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Grundsätzlich ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion die Höhe der Dosis an das Ausmaß der verringerten Nierenclearance (gemessen an der glomerulären Filtrationsrate = GFR) anzupassen wie folgt:
GFR |
Dosierung |
Dosierungsintervall |
80 - 60 |
100 mg |
alle 12 Stunden |
60 - 50 |
200 mg und 100 mg *) |
jeden 2. Tag abwechselnd*) oder |
50 - 30 |
100 mg |
1‑mal täglich |
30 - 20 |
200 mg |
2‑mal wöchentlich |
20 - 10 |
100 mg |
3‑mal wöchentlich |
< 10 und Hämodialyse |
200 mg und 100 mg |
wöchentlich oder jede 2. Woche |
*) zu erreichen durch abwechselnde Gaben von jeweils 1‑mal 1 Filmtablette Amantadin AL 100 und 1‑mal 2 Filmtabletten Amantadin AL 100 oder von jeweils 1‑mal ½ Filmtablette Amantadin AL 200 und 1‑mal 1 Filmtablette Amantadin AL 200
**) zu erreichen durch Gabe von 1‑mal 1½ Filmtabletten Amantadin AL 100
Um die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) abschätzen zu können, darf folgende Näherung angewendet werden:
ClKr = (140 - Alter) x Gewicht
72 x Kreatinin
wobei ClKr= Kreatininclearance in ml/min und Kreatinin = Serumkreatinin in mg/100 ml ist.
Der so berechnete Wert der Kreatininclearance gilt für Männer, er beträgt für Frauen ca. 85 % und darf der Inulinclearance zur Ermittlung der GFR (beim Erwachsenen 120 ml/min) gleichgesetzt werden.
Amantadin ist nur bedingt dialysierfähig (ca. 5 %).
11. Art und Dauer der Anwendung
Die Filmtabletten sind teilbar.
Die Filmtabletten werden mit etwas Flüssigkeit, vorzugsweise morgens und nachmittags eingenommen.
Die letzte Tagesdosis soll nicht nach 16 Uhr eingenommen werden.
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach Art und Schwere des Krankheitsbildes und wird vom behandelnden Arzt entschieden. Der Patient darf das Arzneimittel nicht eigenmächtig absetzen.
Ein plötzliches Absetzen der Einnahme von Amantadin AL ist zu vermeiden, da es sonst bei Parkinson-Patienten zu starker Verschlechterung der extrapyramidalen Symptomatik bis hin zur akinetischen Krise kommen kann und Absetzerscheinungen bis hin zu einem Delir auftreten können.
Die Anwendungsdauer bei „Fortsetzung der Behandlung mit oralen Gaben bei Vigilanzminderung“ (s. Abschnitt 4. „Anwendungsgebiete” und Abschnitt 10. „Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben”) sollte 4 Wochen nicht überschreiten.
Zusätzlich für Amantadin AL 100
Die Anwendungsdauer bei der Chemoprophylaxe und Therapie der Virusgrippe Typ A ist begrenzt (s. Ausführungen Abschnitt 10. unter „Dosierung”).
12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel
Grundsätzlich sollte immer an die Möglichkeit einer Mehrfachintoxikation, beispielsweise bei Einnahme mehrerer Arzneimittel in suizidaler Absicht, gedacht werden.
Symptome einer Überdosierung
Der akute Intoxikationszustand ist gekennzeichnet durch Übelkeit, Erbrechen, Übererregbarkeit, Tremor, Ataxie, Verschwommensehen, Lethargie, Depression, Dysarthrie und cerebrale Krampfanfälle; in einem Fall wurde eine maligne kardiale Arrhythmie berichtet.
Akute toxische Psychosen in Form von Verwirrtheitszuständen mit visuellen Halluzinationen bis hin zum Koma sowie Myoklonus wurde bei gleichzeitiger Verabreichung von Amantadin mit anderen Antiparkinsonika beobachtet.
Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Eine spezifische medikamentöse Therapie oder ein Antidot ist nicht bekannt. Bei Intoxikation durch die Einnahme von Filmtabletten ist Erbrechen auszulösen und/oder Magenspülung vorzunehmen.
Bei vital bedrohlichen Intoxikationen sind darüber hinaus Intensivüberwachungsmaßnahmen erforderlich.
Therapeutisch kommen ferner Flüssigkeitszufuhr, Ansäuerung des Urins zur schnelleren Ausscheidung der Substanz, ggf. Sedierung, antikonvulsive Maßnahmen und Antiarrhythmika (Lidocain i.v.) in Frage.
Zur Behandlung neurotoxischer Symptome (wie oben beschrieben) kann bei Erwachsenen die intravenöse Gabe von 1 – 2 mg Physostigmin alle 2 Stunden, bei Kindern 0,5 mg 2‑mal in Abständen von 5 bis 10 Minuten bis zu einer Maximaldosis von 2 mg versucht werden.
Aufgrund der geringen Dialysierbarkeit von Amantadin (ca. 5 %) ist eine Hämodialyse nicht sinnvoll.
Hinweis:
Es wird empfohlen, die Patienten hinsichtlich einer möglichen QT-Verlängerung und Faktoren, die das Auftreten von Torsades de Pointes begünstigen ‑ z.B. Elektrolytstörungen (insbesondere Hypokaliämie und Hypomagnesiämie) oder Bradykardie ‑ besonders zu beobachten.
13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik, Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind
13.1 Pharmakologische Eigenschaften
Amantadin weist vielfältige pharmakologische Effekte auf. Amantadin wirkt indirekt agonistisch am striatalen Dopaminrezeptor. Tierstudien haben gezeigt, dass Amantadin die extrazelluläre Dopaminkonzentration durch gesteigerte Dopaminfreisetzung als auch durch Hemmung der Wiederaufnahme in die präsynaptischen Neurone erhöht. Amantadin hemmt in therapeutischen Konzentrationen die NMDA-Rezeptor vermittelte Freisetzung von Acetylcholin und kann so anticholinerge Wirkungen hervorrufen. Mit L-Dopa zeigt es synergistische Wirkungen.
Der antivirale Wirkungsmechanismus dürfte auf einer Verhinderung der Viruspenetration und der Freisetzung der Nukleinsäuren bereits eingedrungener Viren beruhen.
13.2 Toxikologische Eigenschaften
Amantadin hat Wirkungen auf die Elektrophysiologie des Herzens, es verlängert u.a. die Aktionspotenzialdauer über eine Hemmung repolarisierender Kaliumströme. Diese Effekte können in seltenen Fällen auch beim Menschen zu bestimmten Fällen von Herzrhythmusstörungen (Spitzenumkehrtachykardien oder Torsade de pointes Arrhythmien führen.
In Studien zur chronischen Toxizität wurden in erster Linie ZNS-stimulierende Effekte gesehen. An Hunden und Affen wurden vereinzelt Extrasystolen, am Hund auch leichte Fettinfiltrationen am Herzmuskel beobachtet.
In einer Mutagenitätsprüfung mit etablierten in-vitro- und in-vivo-Tests ergaben sich für Amantadin keine Hinweise auf ein genotoxisches Potenzial.
Langzeituntersuchungen zur Kanzerogenität von Amantadin liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Embryotoxizitätsstudien an Ratten, Mäusen und Kaninchen haben nur bei Ratten embryoletale Wirkungen und Fehlbildungen ab einer Dosis von 50 mg/kg KG pro Tag gezeigt. Es traten vermehrt Ödeme, Fehlstellungen der Hinterbeine und Skelettanomalien (fehlende Rippen, Aplasie der Schwanzwirbelsäule) auf. Auswirkungen auf die Fertilität sind unzureichend untersucht, es liegen Hinweise auf eine Fertilitätsbeeinträchtigung ab einer Dosis von 32 mg/kg KG pro Tag bei Ratten vor.
Untersuchungen über den Peri-/Postnatalzeitraum wurden nicht durchgeführt. Amantadin soll in geringen Mengen in die Muttermilch übergehen. Zum Plazentatransfer liegen keine Daten vor. Die Erfahrungen mit der Anwendung bei Schwangeren sind unzureichend. Es liegen einige Fallberichte vor, in denen von gesunden Kindern, Schwangerschaftskomplikationen und fünf Fehlbildungen berichtet wird. Aussagen über eine sichere Anwendung in der Schwangerschaft beim Menschen lassen sich daraus nicht ableiten.
13.3 Pharmakokinetik
Resorption
Amantadinhydrochloridwird nach oraler Gabe schnell und vollständig aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert.
Plasmaspiegel, Elimination
Maximale Plasmakonzentrationen werden nach etwa 2 und 8 Stunden (tmax) nach Gabe einer Einzeldosis erreicht.
Das leicht lösliche Amantadinhydrochlorid gibt eine höhere Amantadin-Plasmaspitzenkonzentration als das schwerer lösliche Amantadinhemisulfat, dessen maximale Plasmaspitzenkonzentration (Cmax) später auftritt als das des Hydrochlorids. Nach einer peroralen Einzeldosis von 250 mg Amantadinhydrochlorid wird Cmaxvon 0,5 µg/ml erreicht.
Bei einer Dosierung von 200 mg pro Tag tritt ein Steady-State nach 4 – 7 Tagen ein, wobei Plasmaspiegel zwischen 400 - 900 ng/ml erreicht wurden. Nach Einnahme von 100 mg Amantadinhemisulfat beträgt die Cmax0,15 µg/ml.
Die Gesamtmenge an resorbierten Wirkstoff (AUC-Wert) unterscheidet sich für beide Salze des Amantadins nicht.
Die Plasmaclearance war mit der renalen Clearance identisch, sie betrug bei gesunden älteren Probanden 17,7 ±10 l/h.
Das scheinbare Verteilungsvolumen (4,2 ±1,9 l/kg) ist altersabhängig; es beträgt bei Älteren 6,0 l/kg.
Die Eliminationshalbwertszeit (HWZ) beträgt zwischen 10 bis 30 Stunden, im Mittel etwa 15 Stunden. Sie wird entscheidend vom Alter der Patienten beeinflusst. Ältere männliche Patienten (62 bis 72 Jahre) zeigen HWZ um 30 Stunden. Bei niereninsuffizienten Patienten kommt es zu einer erheblichen Verlängerung der terminalen HWZ auf 68 ±10 Stunden.
Amantadin wird zu etwa 67 % (in vitro) an Plasmaproteine gebunden, ca. 33 % befinden sich als freie Fraktion im Plasma. Die Blut-Hirn-Schranke wird mit Hilfe eines sättigbaren Transportsystems überwunden.
Amantadin wird nahezu vollständig unverändert mit dem Urin ausgeschieden (90 % der Einmaldosis), geringe Mengen mit dem Faeces.
Die Dialysierbarkeit von Amantadinhydrochlorid ist gering und liegt bei 5 % für eine Einzeldialyse.
Metabolismus
Beim Menschen wird Amantadin nicht metabolisiert.
13.4 Bioverfügbarkeit
Amantadin AL 100
Eine im Jahr 1991 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 17 Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:
|
Testpräparat |
Referenzpräparat |
Maximale Plasmakonzentration |
89,94 |
87,71 |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration tmax (h) |
6,29 |
5,29 |
Fläche unter der Konzentrations-Zeit
Kurve |
2577,60 |
2551,29 |
Angaben der Werte als Mittelwerte und Streubreite.
Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
14. Sonstige Hinweise
Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch
Bei Patienten, die gleichzeitig mit Neuroleptika und Amantadin AL behandelt werden, besteht die Gefahr des Auftretens eines lebensbedrohlichen malignen neuroleptischen Syndroms, wenn Amantadin AL plötzlich abgesetzt wird.
Bei gestörter Nierenfunktion kann es zur Intoxikation kommen.
Bei Patienten mit einem hirnorganischen Psychosyndrom sowie zerebralen Anfallsleiden in der Anamnese erfordert die Anwendung von Amantadin AL besondere Vorsicht, da sich einzelne Krankheitssymptome verschlechtern und Krampfanfälle auftreten können (s. auch Abschnitte „Nebenwirkungen” und „Dosierung”).
Patienten mit bekannten Herz-Kreislauferkrankungen müssen während der gleichzeitigen Behandlung mit Amantadin AL unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle stehen.
Sobald Symptome wie Palpitationen, Schwindel oder Synkopen auftreten, ist Amantadin abzusetzen, und der Patient - innerhalb von 24 Stunden - auf eine eventuelle QT-Verlängerung zu untersuchen. Wenn keine QT-Verlängerung vorliegt, kann Amantadin unter Berücksichtigung der Gegenanzeigen und Wechselwirkungen wieder eingesetzt werden (s. Abschnitt "Nebenwirkungen").
Oft werden bei Parkinson-Patienten Krankheitszeichen wie niedriger Blutdruck, Speichelfluss, Schweißausbrüche, erhöhte Körpertemperatur, Hitzestauungen, Wasseransammlungen und depressive Verstimmungen beobachtet. Sie sind unter Beachtung der Neben- und Wechselwirkungen von Amantadin AL zu behandeln.
Die Patienten sollen aufgefordert werden, bei Auftreten von Beschwerden beim Wasserlassen den behandelnden Arzt aufsuchen.
15. Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 36 Monate.
Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
16. Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise
Keine.
17. Darreichungsformen und Packungsgrößen
Amantadin AL 100
OP mit 20 Filmtabletten (N1)
OP mit 100 Filmtabletten (N3)
Amantadin AL 200
OP mit 20 Filmtabletten (N1)
OP mit 100 Filmtabletten (N3)
18. Stand der Information
März 2003
19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
ALIUD PHARMA GmbH & Co. KG
Gottlieb-Daimler-Straße 19
D-89150 Laichingen
Telefon:
07333/9651-0
Telefax: 07333/21499
Internet: www.aliud.de
E-Mail: info@aliud.de
12 0303