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Arestin 1 Mg Pulver Zur Periodontalen Anwendung

Document: 27.09.2012   Fachinformation (deutsch) change

Version 2.0, 08/2011

Rev. 1, 10/2011
























ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Arestin 1 mg Pulver zur periodontalen Anwendung



2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


1 Einzeldosisbehältnis enthält: 1 mg Minocyclin als Minocyclinhydrochlorid.


Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. DARREICHUNGSFORM


Pulver zur periodontalen Anwendung


Gelbes Pulver in Einzeldosisbehältnissen.




4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Arestin Pulver zur periodontalen Anwendung wird zur lokalen Behandlung der chronischen Parodontitis bei Erwachsenen mit Zahnfleischtaschen einer Tiefe von 5 mm angewendet. Arestin muss immer in Verbindung mit einer konventionellen, nichtchirurgischen Behandlung verwendet werden.


Die offiziellen Empfehlungen für die angemessene Verwendung von antibakteriellen Wirkstoffen müssen beachtet werden.


4.2 Dosierung und Art der Anwendung


Arestin darf nur von fachlich ausgebildeten und in der Behandlung von parodontalen Erkrankungen erfahrenen Personen angewendet werden.


Dosierung


Erwachsene:

Die erste Behandlung mit Arestin muss sobald wie möglich nach der konventionellen, nichtchirurgischen Behandlung (Zahnstein-, Konkremententfernung und Glätten der Wurzel) erfolgen. In jede zur Behandlung bestimmte Zahnfleischtasche darf nur ein Einzeldosisbehältnis mit 1 mg Arestin Pulver zur periodontalen Anwendung gegeben werden. Die Gesamtdosis hängt von der Gesamtzahl der Zahnfleischtaschen ab, die maximale Dosis ist 140 mg.


Bis zu zwei weitere Behandlungen mit mindestens 3 Monaten Abstand zwischen den Anwendungen können durchgeführt werden.


Das Arzneimittel kann bei Rauchern weniger wirksam sein.


Kinder und Jugendliche:


Zur Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Arestin darf bei Kindern unter 12 Jahren nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3).



Art der Anwendung

Ausschließlich zur subgingivalen Anwendung.


Zur subgingivalen Anwendung von Arestin wird die Spitze des Behältnisses, welches die 1 mg Einzeldosis enthält, auf den Boden der Zahnfleischtasche platziert. Danach wird der Daumenring des Dispensers gedrückt, um das Pulver zu applizieren, während die Spitze des Behältnisses langsam aus der Tasche gezogen wird.

Bezüglich weiterer Informationen zur Anwendung dieses Arzneimittels siehe Abschnitt 6.6.



Nach der Behandlung sollen die Patienten das Zähneputzen um 12 Stunden verschieben und angewiesen werden, harte, knusprige und klebrige Speisen sowie das Berühren der behandelten Stellen für 1 Woche zu vermeiden. Die Patienten sollen auch den Gebrauch von interdentalen Reinigungsinstrumenten in den Bereichen, die mit Arestin behandelt wurden, um 10 Tage nach der Anwendung von Arestin verschieben.


Arestin muss nach der Behandlung nicht entfernt werden, da es vom Körper resorbiert wird. Ein Auftragen von Klebern oder Verbänden, um das Arzneimittel in der Zahnfleischtasche zu halten, ist nicht notwendig.


4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, anderen Tetracyclinen, oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.

Kinder unter 12 Jahren

Schwangere und stillenden Frauen

Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung

Akutes oder chronisches Nierenversagen im Endstadium



4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Während der ersten Woche nach der Zahnstein- und Konkremententfernung, der Glättung der Wurzel und der Anwendung von Arestin sind leichte bis mäßige Überempfindlichkeiten der Zähne normal. Dennoch sollen die Patienten angewiesen werden, sofort den Zahnarzt zu verständigen, wenn Schmerzen, Schwellungen oder andere Probleme auftreten.


Außerdem besteht die Möglichkeit, dass lokale Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Die Patienten sollen angewiesen werden, umgehend ihren Zahnarzt zu informieren, wenn Juckreiz, Schwellungen, Knötchen, Rötungen, oder andere Zeichen und Symptome einer möglichen Überempfindlichkeit auftreten.


Da keine Dosis-Wirkungs-Beziehung ermittelt wurde, kann nur eine Dosis pro Tasche verabreicht werden.


Warnhinweis:

Antibiotika der Tetracyclinklasse sind dafür bekannt, Photosensibilitäts-Reaktionen auf Sonnenlicht zu verursachen. Die Möglichkeit von Photosensibilitäts-Reaktionen kann kurze Zeit nach der Behandlung, wenn nachweisbare Blutspiegel von Minocyclin auftreten können, nicht ausgeschlossen werden. Die Behandlung muss beim Auftreten des ersten Hauterythems sofort abgesetzt werden.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen:

Die Anwendung von Arestin in Zahnfleischtaschen mit einer akuten Abszessbildung wurde nicht untersucht und kann deshalb nicht empfohlen werden.


Obwohl die systemische Exposition von Minocyclin nach der Applikation von Arestin in Zahnfleischtaschen gering ist, dürfen Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung oder Nierenversagen nicht behandelt werden (siehe Abschnitt 4.3). Arestin darf bei Patienten, die mit lebertoxischen Arzneimitteln behandelt werden, nur mit Vorsicht angewandt werden.


Wie bei anderen Tetracyclinen gibt es in vitroeinen nachweisbaren Antagonismus zwischen Minocyclin und sowohl Betalactam- als auch Aminoglykosidantibiotika. Die klinische Relevanz dieser Befunde, insbesondere wenn Minocyclin direkt in Zahnfleischtaschen appliziert wird, ist jedoch unklar. Trotzdem muss die Möglichkeit einer solchen Wechselwirkung in Betracht gezogen werden, wenn Arestin bei Patienten angewendet wird, die vor der zahnärztlichen Behandlung eine Prophylaxe gegen Endokarditis benötigen.


Bei Patienten mit früheren Candida-Infektionen kann Minocyclin das Risiko einer oralen Candida-Infektion erhöhen.


Wie bei anderen Antibiotika kann die Anwendung dieses Arzneimittels zu Superinfektionen durch resistente Mikroorganismen, einschließlich Candida, führen.


Tetracycline können die Aktivität des Plasmaprothrombins verringern, so dass bei mit Antikoagulantien behandelten Patienten möglicherweise eine Einstellung auf eine niedrigere Dosis des Antikoagulans erforderlich wird. Auch wenn dieser Effekt bei der Behandlung mit Arestin aufgrund der niedrigen Plasmakonzentration von Minocyclin unwahrscheinlich ist, wird zur Vorsicht geraten.




4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt.

Zieht man die sehr geringen Blutspiegel von Minocyclin, die nach der Anwendung von Arestin beobachtet wurden, in Betracht, so sind die für die systemische Anwendung bekannten Nebenwirkungen bei dieser lokalen Behandlung unwahrscheinlich.


Obwohl die Plasmaspiegel von Minocyclin gering sind und nachweisbare Spiegel nur für wenige Tage nach der Behandlung mit Arestin bestehen, besteht dennoch das Risiko, dass die Plasmaprothrombinaktivität abnehmen kann, so dass Patienten, die mit Antikoagulantien behandelt werden, eine zeitweilige Reduzierung der Dosis benötigen können.



4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit


Es besteht der Verdacht, dass eine Anwendung von Minocyclin während der Schwangerschaft zu schweren angeborenen Fehlbildungen auslösen kann. (siehe Abschnitt 5.3). Arestin ist während der Schwangerschaft kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3). Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu 3 Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.


Arestin wird in die Muttermilch ausgescheiden. Deshalb ist die Anwendung während der Stillzeit kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Eine Auswirkung von Arestin auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen wird nicht erwartet.



4.8 Nebenwirkungen


Nebenwirkungen, die bei der systemischen Gabe von Minocyclin auftreten können, werden für die subgingivale Anwendung aufgrund der niedrigen und kurzzeitigen Plasmaspiegel als weniger wahrscheinlich erachtet. Dennoch muss die Möglichkeit des Auftretens solcher Reaktionen berücksichtigt werden. Die folgenden Reaktionen wurden in klinischen Studien beobachtet, in denen alle Behandlungen in den Monaten 0, 3 und 6 bei 923 Erwachsenen durchgeführt wurden.


Nebenwirkungsmeldungen aus dem Spontanmeldesystem während der weltweiten Vermarktung von Arestin, welche die Grenzkriterien erfüllen, wurden unten auch aufgenommen (unter der Häufigkeit „Nicht bekannt“). Die Nebenwirkungen sind nach der Häufigkeit gemäß der folgenden Konvention geordnet:


Sehr häufig (1/10)

Häufig (1/100, <1/10)

Gelegentlich (1/1.000, <1/100)

Selten (1/10.000, <1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)



Häufig ( 1/100, <1/10)

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Infektionen

Erkrankungen des Nervensystems

Kopfschmerzen

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Dyspepsie, Gingivitis, Stomatitis, Pharyngitis, Parodontitis Geschwüre im Mund, Zahnschmerzen, vorübergehender stechender Schmerz in der Mundhöhle

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

grippeähnliche Symptome, Schmerzen


Sehr selten (<1/10.000)


Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Erkrankungen des Immunsystems

Überempfindlichkeitsreaktionen

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Schwellungen des Zahnfleisches

Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Allergisches Gesichtsödem (z.B. Schwellungen im Gesicht), Urtikaria, Hautausschlag


4.9 Überdosierung


Aufgrund der Art der Anwendung von Arestin ist eine Überdosierung unwahrscheinlich.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Minocyclin.

ATC-Code: A01AB23




Wirkmechanismus

Minocyclin ist ein antibakterieller Wirkstoff der Tetracyclingruppe, der die bakterielle Proteinsynthese durch Bindung an das bakterielle Ribosom und durch Verhinderung des Zugangs der Aminoacyl-tRNA zu der Rezeptorseite des mRNA-Ribosomenkomplexes hemmt.

Es ist möglich, dass Minocyclin ebenfalls einen Antikollagenaseeffekt hat, wenn es in parodontale Taschen verabreicht wird.


Empfindlichkeit

Die folgenden Spezies sind häufig an der Verursachung und Verschlimmerung von parodontalen Erkrankungen beteiligt und sind, wenn sie keinen Mechanismus für Arzneimittelresistenz erworben haben, gegenüber Minocyclin empfindlich:


P. gingivalis

P. intermedius

Capnocytophaga sp.

E. corrodens

F. nucleatum

A. actinomycetemcomitans


Resistenzen

Resistenz gegenüber Minocyclin entsteht meistens durch Ausströmungsmechanismen oder durch ribosomale Änderungen (Zielmodifikation), einschließlich derer, die durch die Gene TetA-D und TetK (die am häufigsten angeeigneten Gene, die den Ausströmmechanismus für das Arzneimittel kodieren) und TetM (ribosomale Modifikation) kodiert werden. Jüngst wurde die Tetracyclininaktivierung, kodiert durch TetX, bei Bacteroides spp. beschrieben.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Nach der subgingivalen Anwendung von Arestin nach Zahnstein- und Konkremententfernung und Glätten der Wurzel wird Minocyclin in die Flüssigkeit der Zahnfleischtaschen freigesetzt, wo nachweisbare Wirkstoffkonzentrationen über mindestens 14 Tage bestehen. Die Spitzenkonzentrationen von Minocyclin sind, nach der Verabreichung von Arestin, im Speichel in etwa 1000 mal so hoch wie im Blut.


Die mittleren maximalen Serum- und Speichelkonzentrationen nach subgingivaler Applikation betragen 0,00488 bzw. 5,55 μg/ml pro 1 mg Einzeldosis. Tmaxbeträgt 4,83 bzw. 0,748 h. Die Halbwertzeiten im Serum und im Speichel betragen 23,8 bzw. 44,7 h. Nach 14 Tagen sind die Serumspiegel nicht mehr nachweisbar.


Minocyclin wird in der Leber metabolisiert. Nach oraler Gabe wurden sowohl das unveränderte Minocyclin als auch drei mikrobiell inaktive Metaboliten im Urin und im Faeces gefunden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


In Untersuchungen zur chronischen Toxizität verursachte Minocyclin Verfärbungen an Knochen, Zähnen und Schilddrüse sowie Hyperplasie und Tumore an der Schilddrüse. Bei wiederholten Gaben an Affen wurden Nystagmus und Veränderungen in den Haarzellen der Ohren beobachtet. Diese Befunde werden, aufgrund der systemischen Exposition, als nicht relevant bei der Einzelanwendung am Mensch erachtet. Die klinische Relevanz für die Langzeitbehandlung ist jedoch nicht bekannt.


Bei Studien zur Reproduktionstoxizität führte die orale Behandlung mit Minocyclin (bei 100 mg/kg) zum Tod des Embryos und zu Skelettmissbildungen am Fötus meist in Zusammenhang mit einer verzögerten Knochenentwicklung.

Konventionelle Studien zur Genotoxizität zeigten keine mutagenen oder klastogenen Effekte. Fertilitätsstudien haben gezeigt, dass Minocyclin die Fertilität bei Ratten beeinträchtigt.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile



Poly(glycolsäure-co-milchsäure)


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


4 Jahre.


Haltbarkeit nach dem ersten Öffnen des Beutels: 1 Monat nach Öffnen und Wiederverschließen des Beutels nach Gebrauch.



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25°C lagern.



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


4, 12 und 24 Einzeldosisbehältnisse aus Polypropylen mit Polycarbonstopfen und Polypropylendeckel an der Spitze.


Die Packungen bestehen aus einer Blisterkarte mit entweder 4 oder 12 Einzeldosisbehältnissen oder aus 2 Blisterkarten, die jeweils 12 Einzeldosisbehältnisse beeinhalten.

Die Blisterkarten sind in einem wiederverschließbaren Aluminiumfolienbeutel mit einem Trockenmittel enthalten.



6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Ein Einzeldosisbehältnis, das Pulver enthält, wird in den Dispenser (wird getrennt geliefert) eingesetzt, und das Einzeldosisbehältnis wird so lange gedreht, bis es einrastet (klickt). Der Schutzdeckel wird entfernt.


Subgingivale Anwendung: Die Spitze des Einzeldosisbehältnisses wird auf den Boden der Zahnfleischtasche platziert. Der Daumenring des Dispensers wird gedrückt, um das Pulver zu applizieren, während gleichzeitig die Spitze des Behältnisses aus der Tasche gezogen wird.

Nach Beendigung wird der Daumenring zurückgezogen, um das Einzeldosisbehältnis vom Dispenser zu trennen.


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.



7. INHABER DER ZULASSUNG


OraPharma, Inc.
Luna ArenA

Herikerbergweg 238

1101 CM Amsterdam Zuidoost

P.O.Box 23393

1101 DW Amsterdam Zuidoost


Niederlande



8. ZULASSUNGSNUMMER


58747.00.00




9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


18.02.2004



10. STAND DER INFORMATION


September 2012



11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht


Verschreibungspflichtig


Dieses Arzneimittel enthält einen Stoff, dessen spezielle Anwendungsgebiete in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt sind. Der pharmazeutische Unternehmer hat deshalb für dieses Arzneimittel der zuständigen Bundesoberbehörde einen Erfahrungsbericht nach § 49 Abs. 6 AMG vorzulegen.