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Baktocillin

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Fachinformation


Bezeichnung des Arzneimittels


Baktocillin

Amoxicillin-Trihydrat

Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen mit 50 mg Amoxicillin/ml.


Qualitative und quantitative Zusammensetzung


1 Flasche Baktocillin enthält 50 g Pulver zur Herstellung von 100 ml Suspension.


1 Messlöffel (4 ml) zubereitete Suspension enthält 230 mg Amoxicillin-Trihydrat, entsprechend 200 mg Amoxicillin.

1 ml zubereitete Suspension enthält 57,5 mg Amoxicillin-Trihydrat, entsprechend 50 mg Amoxicillin.


Sonstige Bestandteile: Sucrose (Zucker), Natriumcitrat 2 H2O

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


Darreichungsform


Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen


Klinische Angaben


Anwendungsgebiete


Zur Behandlung von akuten und chronischen Infektionen unterschiedlicher Lokalisation und Intensität, die durch Betalaktamase-negative, Amoxicillin-empfindliche (bzw. Ampicillin-empfindliche), Gram-positive und Gram-negative Krankheitserreger verursacht werden und einer oralen Therapie zugänglich sind.


Infektionen

- des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs

Otitis media

Sinusitis

Tonsillitis

Pharyngitis

- der oberen und unteren Atemwege (einschließlich Pertussis)

- der Niere und der ableitenden Harnwege

- der Geschlechtsorgane (einschließlich Gonorrhoe)

- der Gallenwege

- des Magen-Darm-Trakts (einschließlich der gesicherten Helicobacter pylori-Infektion in Form einer Tripel-Therapie)

- der Haut und der Weichteile

- Endokarditisprophylaxe

- Typhus abdominalis (einschließlich der Sanierung von Dauerauscheidern) immer dann, wenn Fluorochinolone nicht anwendbar sind

- Osteitis, Osteomyelitis

- Listeriose

National und international anerkannte Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Baktocillin zu berücksichtigen.


Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Höhe der Dosis von Amoxicillin ist abhängig von Alter, Gewicht und Nierenfunktion des Patienten, vom Schweregrad und Ort der Infektion sowie von den vermuteten oder nachgewiesenen Erregern.


Kinder bis 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahre)

Die Tagesdosis für Kinder beträgt 40 - 90 mg/kg/Tag verteilt auf 2 bis 3 Einzeldosen* (maximal 3 g/Tag), abhängig von der Indikation, dem Schweregrad der Erkrankung und der Erreger-Empfindlichkeit (s. auch untenstehend spezielle Dosierungsempfehlungen sowie die Abschnitte 4.4, 5.1 und 5.2).

* PK/PD-Daten deuten darauf hin, dass eine 3-mal tägliche Gabe besser wirksam ist. Deshalb wird eine 2-mal tägliche Gabe nur im höheren Dosierungsbereich empfohlen. Kinder mit einem Körpergewicht über 40 kg sollten die übliche Erwachsenendosis erhalten.


Einen Anhaltspunkt für die Dosierung der gebrauchsfertigen Suspension gibt folgende Tabelle:


Der entscheidende Parameter für die Dosierung ist das Gewicht des Kindes.


Gewicht
des Kindes

Ungefähres
Alter

Tagesdosis Amoxicillin bei 40 - 90 mg/kg Körpergewicht

Bis 5 kg

Bis 3 Monate

200 - 450 mg

Bis 7 kg

3 - 6 Monate

280 - 630 mg

Bis 10 kg

6 - 12 Monate

400 - 900 mg

Bis 15 kg

1 - 3 Jahre

600 - 1350 mg

Bis 20 kg

3 - 6 Jahre

800 - 1800 mg

Bis 25 kg

6 - 8 Jahre

1000 - 2250 mg

Bis 30 kg

8 - 10 Jahre

1200 - 2700 mg

Bis 40 kg

10 - 12 Jahre

1600 - 3000 mg


Für die Dosierung der gebrauchsfertigen Suspension liegt der Packung ein Messlöffel mit folgender Einteilung bei:

1 ml (= ¼ Messlöffel) entspricht 50 mg Amoxicillin

2 ml (= ½ Messlöffel) entspricht 100 mg Amoxicillin

4 ml (= 1 Messlöffel) entspricht 200 mg Amoxicillin


Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)

Falls Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren) die Suspension einnehmen müssen, wird eine Tagesdosis von 1500 - 3000 mg Amoxicillin empfohlen, d.h. 3 x täglich 2 ½ - 5 Messlöffel (3 x täglich 10 – 20 ml) Suspension. Eine Aufteilung der gesamten Tagesdosis in zwei Einzelgaben (Dosierungsintervall alle 12 Stunden) ist ebenfalls möglich. Hierbei sollte jedoch die Tagesdosis im höheren Bereich liegen, um einen ausreichenden Wirkstoffspiegel von Amoxicillin kontinuierlich zu gewährleisten. Bei schweren Infektionen ist eine Steigerung auf 4000 – 6000 mg Amoxicillin/Tag möglich.


Besondere Dosierungen


Dosierung zur Therapie von gesicherten Helicobacter pylori-Infektionen:


Kinder bis 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahre)

erhalten 50 mg Amoxicillin/kg Körpergewicht pro Tag (Tageshöchstdosis 2000 mg Amoxicillin) aufgeteilt in 2 Einzelgaben (alle 12 Stunden) für einen Zeitraum von 7 Tagen. Die Behandlung ist in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum (in der Regel Clarithromycin oder Metronidazol) und einem Protonenpumpenhemmer (wie beispielsweise Omeprazol) als Tripel-Therapie durchzuführen.


Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)

erhalten 2 x 1000 mg Amoxicillin pro Tag für 7 Tage in Form einer Tripel-Therapie in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum (in der Regel Clarithromycin oder Metronidazol) und einem Protonenpumpenhemmer (wie beispielsweise Omeprazol).


Die erfolgreiche Eradikation von Helicobacter pylori ist 4 - 6 Wochen nach Beendigung der Therapie durch geeignete Untersuchungen zu sichern.

Bei erfolgloser Eradikation ist vor einem weiteren Behandlungszyklus die Gewinnung einer Magenschleimhautbiopsie zur Bestimmung der Resistenzlage erforderlich.


Dosierung bei unkomplizierter Harnwegsinfektion der Frau:

Bei unkomplizierter Harnwegsinfektion der Frau ist die einmalige Einnahme von 3000 mg Amoxicillin möglich.


Bei unkomplizierter Gonorrhoe hat sich die einmalige Verabreichung von 3000 mg Amoxicillin ggf. zusammen mit Probenecid bewährt.


Endokarditisprophylaxe:


Kinder unter 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahre)

1 Stunde vor dem Eingriff oral 50 mg/kg Körpergewicht.


Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)

sollten zur Endokarditisprophylaxe in Abhängigkeit vom Körpergewicht und vom Endokarditisrisiko 1 Stunde vor dem Eingriff 2000 - 3000 mg Amoxicillin einnehmen.


Bei besonders hohem Endokarditisrisiko sollten 6 Stunden nach dem Eingriff zusätzlich 3000 mg Amoxicillin verabreicht werden.


Bei hospitalisierten Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)

ist die parenterale Gabe von 2000 mg Amoxicillin 1 Stunde vor dem Eingriff, gefolgt von 1000 mg Amoxicillin nach 6 Stunden, ggf. jeweils in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum (z. B. 1,5 mg/kg Gentamycin i.v.) möglich.


Tonsillitis

Kinder unter 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahre)

50 mg/kg/Tag verteilt auf 2 Einzelgaben.


Aktue Otitis media

Kinder unter 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahre)

In Regionen mit hoher Prävalenz von Pneumokokken mit reduzierter Penicillin-Empfindlichkeit sollte die Dosierung gemäß nationaler/lokaler Empfehlungen erfolgen.


Frühe Formen der Lyme-Borreliose (isoliertes Erythema migrans)

Kinder unter 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahre)

50 mg/kg/Tag verteilt auf 3 Einzelgaben für eine Dauer von 14 - 21 Tagen.


Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:

Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Dosis reduziert werden. Im Falle einer Kreatinin-Clearance < 30 ml/min sollte das Dosierungsintervall verlängert und die Gesamttagesdosis verringert werden (siehe Abschnitte 4.4 und 5.2).


Nierenschädigung (alle Altersklassen):


Kreatinin-Clearance ml/min

Dosierung

Zeitintervall zwischen Medikamentengabe

> 30

übliche Dosierung

keine Anpassung notwendig

10-30

übliche Dosierung

12h (entspricht 2/3 der Dosierung)

< 10

übliche Dosierung

24h (entspricht 1/3 der Dosierung)


Dosierung bei eingeschränkter Leberfunktion:

Bei eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich, sofern die Nierenfunktion nicht beeinträchtigt ist.


Art der Anwendung

Die Einzelgaben sind möglichst gleichmäßig über den Tag zu verteilen; d. h. bei 3mal täglicher Einnahme alle 8 Stunden; bei 2mal täglicher Einnahme alle 12 Stunden.


Bei Kindern bis 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahre) wird normalerweise die Aufteilung der gesamten Tagesdosis auf 3 Einzelgaben (jeweils alle 8 Stunden 1 Gabe) empfohlen.


Zur Herstellung der gebrauchsfertigen Suspension wird die Flasche bis zur Markierung mit Trinkwasser gefüllt, die Flasche verschlossen und gut geschüttelt. Nachdem sich der auftretende Schaum abgesetzt hat, wird die Flasche nochmals bis zur Markierung mit Trinkwasser aufgefüllt. Die Suspension ist jetzt gebrauchsfertig. Vor jeder Entnahme ist die Flasche kräftig zu schütteln.


Hinweis:

Amoxicillin besitzt einen wirkstoffspezifischen Eigengeruch und Eigengeschmack, der unterschiedlich stark in Erscheinung treten kann und keinen Einfluss auf die Wirksamkeit hat.


Dauer der Anwendung:

Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.


Amoxicillin soll in der Regel 7 (– 10) Tage lang eingenommen werden, mindestens bis 2 – 3 Tage nach Abklingen der Krankheitserscheinungen (siehe auch Abschnitt 4.2 „Besondere Dosierungen“).


Bei der Behandlung von Infektionen mit Streptococcus pyogenes (-hämolysierende Streptokokken) ist die Einnahme von Amoxicillin für mindestens 10 Tage erforderlich, um Spätkomplikationen vorzubeugen (z. B. rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis).


Gegenanzeigen



Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Allergische Diathese

Eine Kreuzallergie mit anderen Betalaktam-Antibiotika (u.a. Cephalosporine) kann bestehen.

Zwischen Pilzen und Penicillin kann Antigengemeinschaft bestehen, so dass bei vorbestehender Mykose auch nach erstmaliger Penicillingabe allergische Reaktionen auftreten können.


Eingeschränkte Nierenfunktion

Eine Dosisanpassung ist erforderlich (s. Abschnitt 4.2 „Dosierung, Art und Dauer der Anwendung“).

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Patienten, die hohe Dosen erhalten, können Krampfanfälle auftreten (siehe Abschnitt 4.8).


Kristallurie

Bei Patienten mit verminderter Harnausscheidung wurde in sehr seltenen Fällen eine Kristallurie beobachtet, und zwar vorwiegend unter einer parenteralen Therapie. Während der Anwendung hoher Amoxicillin-Dosen ist auf eine adäquate Flüssigkeitszufuhr und Harnausscheidung zu achten, um das Risiko für eine Amoxicillin-Kristallurie zu verringern. Bei Patienten mit Blasenkatheter ist die Durchgängigkeit des Katheters regelmäßig zu kontrollieren (siehe Abschnitt 4.9).


Infektiöse Mononukleose, chronische lymphatische Leukämie

Bei viralen Infektionen, insbesondere mit Mononucleosis infectiosa, sowie bei lymphatischer Leukämie sollten gleichzeitige bakterielle Infektionen nur mit Vorsicht mit Amoxicillin behandelt werden, da das Risiko erythematöser Hautreaktionen erhöht ist.


Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie):

Vor Beginn einer Behandlung mit Amoxicillin ist der Patient sorgfältig nach früheren Überempfindlichkeitsreaktionen auf Penicilline, Cephalosporine oder andere Betalaktam-Antibiotika zu befragen.

Bei Patienten, die mit Penicillinen behandelt wurden, wurden schwerwiegende und gelegentlich tödlich verlaufende Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktoide Reaktionen) beschrieben. Personen mit einer Überempfindlichkeitsreaktion gegen Penicilline in der Vorgeschichte und Personen mit atopischen Erkrankungen tragen ein erhöhtes Risiko für solche Reaktionen.

Hier muss die Behandlung mit Baktocillin sofort abgebrochen und die erforderlichen Notfallmaßnahmen eingeleitet werden.


Pseudomembranöse Kolitis

Bei fast allen Antibiotika wurde über Fälle von Antibiotika-assoziierter Kolitis berichtet, deren Schweregrad leicht bis lebensbedrohlich sein kann (siehe Abschnitt 4.8). Daher ist es wichtig, bei Patienten, bei denen es während oder nach Anwendung eines Antibiotikums zu Durchfall kommt, an diese Diagnose zu denken. Hier muss der Arzt eine Beendigung der Therapie mit Baktocillin in Abhängigkeit von der Indikation erwägen und ggf. sofort eine angemessene Behandlung einleiten.


Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, dürfen nicht eingenommen oder verabreicht werden.


Verlängerung der Prothrombinzeit

Bei mit Amoxicillin behandelten Patienten wurde in seltenen Fällen über eine Verlängerung der Prothrombinzeit berichtet. Bei gleichzeitiger Verordnung von Antikoagulantien sind angemessene Kontrollen durchzuführen. Möglicherweise muss die Dosis von oralen Antikoagulantien angepasst werden, um den gewünschten Grad an Antikoagulation zu erzielen (siehe Abschnitte 4.5 und 4.8).


Früh- und Neugeborene

Bei Früh- und Neugeborenen sollten Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Die Nieren- und Leberfunktion als auch die hämatologischen Parameter sollten überwacht werden.


Zahnverfärbung

Zahnverfärbungen bei Kindern kann durch intensive Mundhygiene während der Behandlung vorgebeugt werden.


Längerfristige Anwendung

Während einer längerfristigen Behandlung sollten die Organfunktionen, einschließlich Nieren-, Leber- und hämatopoetische Funktion, regelmäßig kontrolliert werden.


Bei längerfristiger Anwendung kann es gelegentlich zu einem übermäßigen Wachstum von unempfindlichen Erregern kommen.


Hinweise zu bestimmten sonstigen Bestandteilen von Baktocillin

Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Baktocillin nicht einnehmen.

1 Messlöffel (4 ml) der gebrauchsfertigen Suspension enthält 1,7 g Sucrose, entsprechend ca. 0,14 Broteinheiten (BE). Dies ist bei Patienten mit Diabetes mellitus zu berücksichtigen.


1 Messlöffel (4 ml) der gebrauchsfertigen Suspension enthält 0,4 mmol (9,4 mg) Natrium. Dies ist zu berücksichtigen bei Personen unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/-kochsalzarmer) Diät.


Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Bakteriostatische Antibiotika bzw. Chemotherapeutika

Amoxicillin sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika/Antibiotika (wie z. B. Tetracycline, Makrolide, Sulfonamide oder Chloramphenicol) kombiniert werden, da in vitro ein antagonistischer Effekt beobachtet wurde.


Probenecid

Die gleichzeitige Gabe von Probenecid hemmt die tubuläre Sekretion von Amoxicillin und führt zu höheren und länger anhaltenden Amoxicillinspiegeln.


Allopurinol

Die gleichzeitige Einnahme von Allopurinol während der Therapie mit Amoxicillin kann das Auftreten von allergischen Hautreaktionen begünstigen.


Diuretika

Diuretika beschleunigen die Ausscheidung von Amoxicillin. Dies führt zu einem Absinken der Wirkstoffkonzentration im Blut.


Digoxin

Während einer Amoxicillintherapie ist eine Resorptionserhöhung von gleichzeitig verabreichtem Digoxin möglich.


Orale Antikoagulantien

Orale Antikoagulantien und Penicillin-Antibiotika finden breite Anwendung in der Praxis, und es liegen keine Berichte über Wechselwirkungen vor. Allerdings wurden in der Literatur Fälle von erhöhten Werten der International Normalised Ratio (INR) bei Patienten beschrieben, die mit Acenocoumarol oder Warfarin behandelt wurden und denen eine Behandlung mit Amoxicillin verordnet wurde. Wenn eine gemeinsame Anwendung notwendig ist, sollten zu Beginn und am Ende der Behandlung mit Amoxicillin die Prothrombinzeit oder der INR-Wert sorgfältig überwacht werden. Zusätzlich können Dosisanpassungen bei den oralen Antikoagulantien notwendig werden (siehe Abschnitte 4.4 und 4.8).


Methotrexat

Penicilline können die Ausscheidung von Methotrexat verringern und damit eine mögliche Erhöhung der Toxizität verursachen.


Hormonale Kontrazeptiva

Unter der Therapie mit Amoxicillin kann in seltenen Fällen die Wirksamkeit von hormonalen Kontrazeptiva beeinträchtigt sein. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden.


Einfluss auf labordiagnostische Untersuchungen

Nichtenzymatische Methoden zur Harnzuckerbestimmung können ein falsch-positives Resultat ergeben.


Ebenso kann der Urobilinogen-Nachweis gestört sein.


Bei Schwangeren, die mit Ampicillin therapiert wurden, wurden vorübergehend erniedrigte Plasmakonzentrationen von Estradiol und seinen Konjugaten diagnostiziert. Dieser Effekt ist ggf. auch bei Amoxicillin möglich.


Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Vorsichtshalber sollte die Anwendung von Amoxicillin in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt erfolgen.


Amoxicillin erreicht den Embryo bzw. Fetus über die Plazenta. Nach Anwendung an schwangeren Frauen sind bisher keine nachteiligen Wirkungen von Amoxicillin auf den Embryo/Fetus oder das Neugeborene beobachtet worden.

Lediglich in einer Einzelstudie an Frauen mit vorzeitigem Blasensprung wurde berichtet, dass die prophylaktische Behandlung mit Amoxicillin und Clavulansäure mit einem höheren Risiko einer nekrotisierenden Enterokolitis bei Neugeborenen in Zusammenhang gebracht werden kann.

In tierexperimentellen Studien zeigte Amoxicillin keine teratogenen Effekte (siehe Abschnitt 5.3).


Stillzeit

Amoxicillin geht in die Muttermilch über. Beim gestillten Säugling können deshalb Durchfälle und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute auftreten, so dass unter Umständen abgestillt werden muss. An die Möglichkeit einer Sensibilisierung sollte gedacht werden.


Amoxicillin darf jedoch nach entsprechender Nutzen-Risiko-Abwägung während der Stillzeit angewendet werden.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Nach bisherigen Erfahrungen hat Amoxicillin im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Durch das Auftreten von Nebenwirkungen kann jedoch ggf. das Reaktionsvermögen verändert und die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol (s. a. Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“).


Nebenwirkungen


Häufig

( 1/100, < 1/10)

Gelegentlich

( 1/1.000, < 1/100)

Selten

( 1/10.000, < 1/1.000)

Sehr selten

(< 1/10.000)

Infektionen und parasitäre Erkrankungen


Langfristige und/oder wiederholte Anwendung kann zu Superinfektionen und Kolonisation mit resistenten Bakterien oder Pilzen führen.



Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems



Eosinophilie, (hämolytische) Anämie

Leukopenie, Thrombozytopenie, Verlängerung der Blutungs- und Prothrombinzeit, thrombozytopenische Purpura, Panzytopenie, Agranulozytose

Erkrankungen des Immunsystems



anaphylaktischer Schock, Serumkrankheit, allergische Vaskulitis oder Nephritis


Erkrankungen des Nervensystems



Übererregbarkeit oder Benommenheit, Angst, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit

Krampfanfälle

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Dosisabhängig treten auf: Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus, weiche Stühle, Diarrhöe, Geschmacksstörungen, Stomatitis


Zahnverfärbungen (bei Kindern)

pseudomembranöse Kolitis (s. Abschnitt 4.4 „Warnhinweise“)

Leber- und Gallenerkrankungen


Anstieg von Transaminasen

Leberfunktionsstörungen und Cholestase mit und ohne Ikterus, Hepatitis


Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

allergische Hautreaktionen wie Exantheme, Juckreiz, Urtikaria


Quincke-Ödem, Erythema exsudativum multiforme, generalisierte akute exanthematöse Pustulose, Lyell-Syndrom, Stevens-Johnson-Syndrom, exfoliative Dermatitis


Erkrankungen der Nieren und Harnwege



Akute interstitielle Nephritis, akutes Nierenversagen mit Kristallurie



Überdosierung


Symptome und Anzeichen einer Überdosierung

Die Symptome bei Überdosierung entsprechen im Wesentlichen dem Nebenwirkungsprofil (s. Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“). Es kann zu gastrointestinalen Symptomen und zu Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts kommen. Es wurde eine Amoxicillin-Kristallurie beschrieben, die in einigen Fällen zu einer Niereninsuffizienz führte (siehe Abschnitt 4.4). Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Anwendung hoher Dosen kann es zu Krampfanfällen kommen. Es wurde über eine Ausfällung von Amoxicillin in Blasenkathetern berichtet, und zwar insbesondere nach intravenöser Verabreichung hoher Dosen. Die Durchgängigkeit der Katheter ist regelmäßig zu kontrollieren (siehe Abschnitt 4.4).


Therapiemaßnahmen bei Überdosierung

Bei Überdosierung gibt es kein spezifisches Antidot. Die Behandlung besteht aus symptomatischen Maßnahmen. Amoxicillin kann durch Hämodialyse eliminiert werden.


Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe

Amoxicillin ist ein halbsynthetisches, nicht Betalaktamase-festes Aminopenicillin.


ATC-Code

J01CA04


Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Amoxicillin beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese (in der Wachstumsphase) durch Blockade der Penicillin-bindenden Proteine (PBPs) wie z. B. der Transpeptidasen. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.


Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik

Die Wirksamkeit hängt im wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.


Resistenzmechanismen

Eine Resistenz gegenüber Amoxicillin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:

- Inaktivierung durch Betalaktamasen: Amoxicillin verfügt nur über eine geringe Betalaktamase-Stabilität, so dass es nicht gegen Betalaktamase-bildende Bakterien wirkt. Von einigen Bakterienspezies bilden nahezu alle Stämme Betalaktamase. Diese Spezies sind somit von Natur aus gegen Amoxicillin resistent (z. B. Enterobacter cloacae, Klebsiella pneumoniae).

- Reduzierte Affinität von PBPs gegenüber Amoxicillin: Die erworbene Resistenz bei Pneumokokken und anderen Streptokokken beruht auf Modifikationen vorhandener PBPs als Folge einer Mutation. Für die Resistenz bei Methicillin (Oxacillin)-resistenten Staphylokokken hingegen ist die Bildung eines zusätzlichen PBPs mit verminderter Affinität gegenüber Amoxicillin verantwortlich.

- Unzureichende Penetration von Amoxicillin durch die äußere Zellwand kann bei Gram-negativen Bakterien dazu führen, dass die PBPs nicht ausreichend gehemmt werden.

- Durch Effluxpumpen kann Amoxicillin aktiv aus der Zelle transportiert werden.

Eine vollständige Kreuzresistenz von Amoxicillin besteht mit Ampicillin sowie teilweise mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen.


Grenzwerte

Die Testung von Amoxicillin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:


DIN (Deutsches Institut für Normung) Grenzwerte

Erreger

Sensibel

Resistent

Alle Bakterien außer Haemophilus influenzae und Staphylococcus spp.*

2 mg/l

> 8 mg/l

Haemophilus influenzae

1 mg/l

> 2 mg/l


* Für Staphylokokken wird das Testergebnis von Penicillin G übernommen.


CLSI (US Clinical Laboratory Standards Institute) Grenzwerte

Erreger

Sensibel

Resistent

Enterobacteriaceae

8 mg/l

32 mg/l

Staphylococcus spp.

0,25 mg/l

0,5 mg/l

Enterococcus spp.

8 mg/l

16 mg/l

Haemophilus influenzae und H. parainfluenzae

1 mg/l

4 mg/l

Streptococcus pneumoniae

(mit Ausnahme von Meningitis-Erregern)

2 mg/l

8 mg/l

Beta-hämolysierende Streptococcus spp.

0,12 mg/l

-


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Amoxicillin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Amoxicillin anzustreben.


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzen 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: 11.12.2007):


Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus faecalis

Listeria monocytogenes°

Staphylococcus aureus (Penicillin-sensibel)

Streptococcus pneumoniae (inkl. Penicillin-intermediärer Stämme)

Streptococcus pyogenes

Streptokokken der „Viridans“-Gruppe^°

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Haemophilus influenzae

Helicobacter pylori°

Anaerobe Mikroorganismen

Fusobacterium nucleatum°

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus faecium+

Staphylococcus aureus+

Staphylococcus epidermidis+

Staphylococcus haemolyticus+

Staphylococcus hominis+

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Campylobacter jejuni

Escherichia coli+

Moraxella catarrhalis+

Neisseria gonorrhoeae

Proteus mirabilis

Salmonella enterica (Enteritis-Salmonellen)

Shigella spp.

Anaerobe Mikroorganismen

Prevotella spp.°

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Staphylococcus aureus (Penicillin-resistent)

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Enterobacter cloacae

Klebsiella pneumoniae

Pseudomonas aeruginosa

Anaerobe Mikroorganismen

Bacteroides spp.

Andere Mikroorganismen

Chlamydia spp.

Chlamydophila spp.

Legionella pneumophila

Mycoplasma spp.

° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.

^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.

Keine aktuellen Daten vorhanden; in Studien (älter als 5 Jahre) wird der Anteil resistenter Stämme mit 10% angegeben.


Pharmakokinetische Eigenschaften


Amoxicillin ist ein Breitspektrumpenicillin für die orale, intramuskuläre und intravenöse Anwendung.


Amoxicillin ist säurestabil und wird nach oraler Gabe deutlich besser resorbiert als Ampicillin. Nach oraler Gabe liegt die Bioverfügbarkeit bei 72 – 94 %.


Gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinflusst nicht die Resorptionsquote.

Nach oraler Gabe einer Einzeldosis von 500 mg bzw. von 3000 mg werden nach 1 Stunde Serumspitzenkonzentrationen von ca. 9 – 14 mg/l bzw. von 27 mg/l erreicht. Nach intramuskulärer Injektion einer 500-mg-Einzeldosis wurden nach 1 Stunde Serumkonzentrationen von 14 mg/l gemessen. Nach i.v. Bolusinjektion von 500 mg bzw. 1000 mg wurden Serumspitzenkonzentrationen von 62,5 mg/l bzw. von 142,7 mg/l gemessen.


Bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter von 26 - 33 Wochen betrug die Gesamtkörperclearance nach intravenöser Gabe von Amoxicillin am 3. Lebenstag 0,75 - 2 ml/min (gleiche Größenordnung wie die übliche Inulin-Clearance (GFR) in dieser Altersgruppe). Die Resorption und die Bioverfügbarkeit von Amoxicillin nach oraler Gabe können sich bei kleinen Kindern von denen bei Erwachsenen unterscheiden. Aufgrund der geringeren Clearance ist eine erhöhte Exposition in dieser Altersgruppe zu erwarten, die jedoch teilweise durch eine verminderte Bioverfügbarkeit bei oraler Gabe kompensiert werden kann.


Verteilung

Amoxicillin ist gut gewebegängig, passiert die Plazentaschranke und wird zu einem geringen Prozentsatz in die Muttermilch ausgeschieden. Bei entzündeten Meningen penetriert Amoxicillin in den Liquorraum. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt etwa 0,3 – 0,4 l/kg und die Bindung an Serumproteine ca. 17 – 20 %.


Elimination

Amoxicillin wird überwiegend renal ausgeschieden (52 ± 15 % einer Dosis in unveränderter Form innerhalb von 7 Stunden), zu einem kleineren Anteil biliär. Etwa 10 – 30 % einer oralen Dosis werden in Form von Umwandlungsprodukten (Penicilloate) ausgeschieden. Die totale Clearance beträgt etwa 250 bis 370 ml/min. Die Serumhalbwertszeit beträgt bei Nierengesunden etwa 1 Stunde (0,9 – 1,2 h), bei einer Kreatinin-Clearance von 10 bis 30 ml/min ca. 6 Stunden und bei Anurie 10 – 15 Stunden.


Präklinische Daten zur Sicherheit


In Untersuchungen zur akuten und chronischen Toxizität war Amoxicillin relativ gut verträglich.


In vitro und in vivo Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf eine mutagene Wirkung.


Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential liegen nicht vor.


In Untersuchungen an Ratten und Mäusen wurden keine Einflüsse auf die Trächtigkeit, embryo-toxische Effekte oder Fehlbildungen festgestellt. In einer Prä-/Postnatalstudie an der Ratte lag das Geburtsgewicht exponierter Ratten deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe. Missbildungen und Anomalien wurden jedoch nicht beobachtet.


Pharmazeutische Angaben


Liste der sonstigen Bestandteile


Himbeeraroma, hochdisperses Siliciumdioxid, Polysorbat 60, Sucrose, Natriumcitrat 2 H2O


Inkompatibilitäten


Bisher keine bekannt.


Dauer der Haltbarkeit


Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: 5 Jahre.

Zubereitete Suspension: 12 Tage im Kühlschrank bei 2°C – 8°C.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Originalpackung nicht über 25°C lagern.

Die zubereitete Suspension im Kühlschrank (2°C – 8°C) aufbewahren.


Art und Inhalt des Behältnisses


Originalpackung mit 50 g Trockensubstanz zur Herstellung von 100 ml Suspension zum Einnehmen.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den örtlichen Anforderungen zu entsorgen.


Inhaber der Zulassung


CNP Pharma GmbH

Marienplatz 10 – 12

94081 Fürstenzell

Tel.: 08502/ 9184 – 200

Fax.: 08502/ 9184 – 491


Zulassungsnummer


26129.00.00


Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung


06.01.1992/23.04.2002


Stand der Information


September 2012


Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig