Berlocid 960
Fachinformation
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Berlocid®960
800 mg/160 mg, Tabletten
Wirkstoffe: Sulfamethoxazol und Trimethoprim
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 Tablette Berlocid®960 enthält 800 mg Sulfamethoxazol und 160 mg Trimethoprim (= 960 mg Co-trimoxazol).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Weiße bis gelblichweiße oblongförmige Tablette mit Wölbung und beidseitiger Bruchkerbe
Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Therapie von Infektionen, die durch Trimethoprim/Sulfamethoxazol-empfindliche Infektionserreger verursacht werden und einer oralen Therapie zugänglich sind:
-
Infektionen der oberen und unteren Atemwege
-
Pneumocystis-carinii-Pneumonie
-
Infektionen des HNO-Traktes (außer Streptokokken-Angina)
-
Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege, einschließlich Kurzzeittherapie und Langzeitrezidivprophylaxe
-
Infektionen des weiblichen und männlichen Genitaltraktes, einschließlich Prostatitis und Granuloma venereum (Syphilis wird nicht erfasst)
-
Infektionen des Magen-Darm-Trakts: Shigellose, Reisediarrhoe; Typhus-Dauerausscheider
Bei folgenden Infektionen ist Trimethoprim/ Sulfamethoxazol nur dann anzuwenden, wenn andere aktuell empfohlene Antibiotika nicht gegeben werden können:
- Typhus, Paratyphus A und B, Salmonellenenteritis mit septischen Krankheitsverläufen bei abwehrgeschwächten Patienten
-
Brucellose
-
Nocardiose
Hinweis
Gastroenteritiden, die durch sogenannte
Enteritis-Salmonellen verursacht sind, sollen in der Regel nicht
antibiotisch behandelt werden, weil der Krankheitsverlauf nicht
beeinflusst und die Dauer der Ausscheidung sogar verlängert wird
(Ausnahme s. o.).
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Standarddosierung
Erwachsene und Jugendliche ab 13 Jahren nehmen
zweimal täglich 1 Tablette Berlocid®960.
Einmaltherapie der unkomplizierten Zystitis der
Frau
Einmal 3 Tabletten
Berlocid®960.
Langzeitrezidivprophylaxe von Harnwegsinfektionen
Einmal täglich abends nehmen Erwachsene 1 Tablette
Berlocid®960.
Pneumocystis-carinii-Pneumonie
Es wird bis zur 5fachen Standarddosis dosiert
(täglich 100 mg Sulfamethoxazol/kg KG und 20 mg Trimethoprim/kg
KG). Zu Beginn der Therapie sollte, zumindest für die ersten 48 h,
die intravenöse Applikation gewählt werden.
Hinweis
Für niedrigere Dosierungen stehen Arzneimittel mit
einem niedrigeren Wirkstoffgehalt zur
Verfügung.
Spezielle Dosierungsempfehlungen
Granuloma venereum (Granuloma inguinale)
Erwachsene: Zweimal täglich 1 Tablette
Berlocid®960 in der Regel über einen Zeitraum von 2
Wochen
Nocardiose
Erwachsene: Dreimal täglich 1 Tablette
Berlocid®960 für die Dauer von 8-10 Wochen
Hinweis
Zu Beginn der Therapie sollte, zumindest für die
ersten 5-7 Tage, die intravenöse Applikation der o. g.
Tagesdosis mit 2400 mg Sulfamethoxazol und 480 mg Trimethoprim
gewählt werden.
Hinweise zur Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Kreatininclearance |
Dosis |
über 30 ml/min |
Standarddosis |
15 bis 30 ml/min |
Hälfte der Standarddosis |
unter 15 ml/min |
Anwendung kontraindiziert |
Bei eingeschränkter Nierenfunktion sind Bestimmungen der Plasmakonzentrationen von Sulfamethoxazol erforderlich. Die Abnahme erfolgt 12 Stunden nach der letzten Dosis jedes dritten Therapietages. Die Therapie ist abzubrechen, wenn die Plasmakonzentration des Gesamt-Sulfamethoxazols über 150 µg/ml ansteigt. Fällt, z. B. nach Hämodialyse, die Plasmakonzentration an Gesamt-Sulfamethoxazol unter 120 µg/ml, kann die Therapie fortgesetzt werden.
Art der Anwendung
Die Tabletten werden unzerkaut mit ausreichend
Flüssigkeit eingenommen.
Bei schweren Krankheitsverläufen ist der parenteralen Applikation und hier insbesondere der intravenösen Applikation der Vorzug zu geben.
Dauer der Anwendung
Die Dauer der Anwendung ist abhängig von der
Grunderkrankung und vom Krankheitsverlauf. Als Richtwerte dienen
folgende Angaben:
Bei bakteriellen Infektionskrankheiten richtet sich die Therapiedauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Therapiedauer von 5-8 Tagen ausreichend. Im Interesse eines nachhaltigen Therapieerfolges sollte Berlocid®960 auch nach Abklingen der Krankheitserscheinungen noch 2-3 Tage länger eingenommen werden.
Bei der Therapie der Lungenentzündung, hervorgerufen durch
Pneumocystis carinii, ist im Interesse des Therapieerfolges eine
Mindesttherapiedauer von 14 Tagen angezeigt.
Die Langzeitprophylaxe von Harnwegsinfektionen
beträgt 3 - 12 Monate, erforderlichenfalls auch länger.
Hinweis:
Berlocid®960 ist nicht geeignet für
Kinder unter 13 Jahren. Hierfür stehen Arzneimittel in anderen
Darreichungsformen bzw. mit geringerem Wirkstoffgehalt zur
Verfügung.
4.3 Gegenanzeigen
Berlocid®960 darf nicht angewendet werden, bei
-
Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamiden, gegenüber Trimethoprim und verwandten Stoffen (Trimethoprim-Analoga, z. B. Tetroxoprim) oder gegen einen der anderen Bestandteile von Berlocid® 960
-
Erythema exsudativum multiforme (auch in der Anamnese)
-
pathologischen Blutbildveränderungen (Thrombozytopenie, Granulozytopenie, megaloblastische Anämie)
-
angeborenem Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel der Erythrozyten,
Hämoglobinanomalien wie Hb-Köln und Hb-Zürich -
Nierenschäden oder hochgradiger Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance unter 15 ml/min)
-
schweren Leberschäden oder Leberfunktionsstörungen (z. B. akute Hepatitis)
-
akuter Porphyrie
-
Frühgeborenen und Neugeborenen mit Hyperbilirubinämie oder Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel der Erythrozyten
Osteomyelitis ist zumeist durch Staphylokokken verursacht, gegen die Berlocid®960 oft nicht ausreichend wirksam ist. Deshalb darf Berlocid®960 bei dieser Erkrankung nicht eingesetzt werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Berlocid®960 sollte nicht angewendet werden, bei
-
leichteren Nieren- und Leberfunktionsstörungen
-
Schilddrüsenfunktionsstörungen
-
Überempfindlichkeit gegen Sulfonylharnstoff-Antidiabetika und Diuretika auf Sulfon-amidbasis
-
möglichem Folsäuremangel
-
fragilem X-Chromosom in Kombination mit geistiger Retardierung bei Kindern
-
sowie bei Neugeborenen bis zum Alter von 5 Wochen
Trimethoprim (ein Bestandteil von
Berlocid®960) beeinträchtigt die Verstoffwechselung von Phenylalanin.
Berlocid®960 kann dennoch an Patienten verabreicht werden, die unter
Phenylketonurie leiden, vorausgesetzt, diese Patienten ernähren
sich streng
phenylalaninarm.
Bei eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion, Funktionsstörungen der Schilddrüse, möglichem Folsäuremangel und älteren Patienten bedarf die Anwendung von Berlocid®960 einer konsequenten ärztlichen Überwachung.
Bei nierentransplantierten Patienten, die Cyclosporin erhalten, besteht eine erhöhte Nephrotoxizität bei Therapie mit Berlocid®960, da die Substanzen synergistisch wirken. Deshalb sollte Berlocid®960 bei nierentransplantierten Patienten als primäres Therapeutikum bei Harnwegsinfektionen nicht eingesetzt werden.
Bei Auftreten von grippeartigen Symptomen, Halsentzündungen oder Fieber müssen sofort Blutbildkontrollen durchgeführt werden.
Bei Auftreten von Hautausschlägen ist die Therapie mit Berlocid®960 sofort abzusetzen!
Bei AIDS-Patienten ist die Häufigkeit von Nebenwirkungen (insbesondere allergische Reaktionen der Haut unterschiedlichen Schweregrades) außergewöhnlich hoch, bedingt durch die hohen erforderlichen Dosen bei der Therapie der Pneumocystis-carinii-Pneumonie. Bei diesen Patienten sind Serumspiegelbestimmungen erforderlich, da trotz normaler Kreatinin-Clearance die renale Clearance der Wirkstoffe von Berlocid®960, bedingt durch Kristallurie, stark eingeschränkt sein kann. Es sind gelegentlich auch Hypokaliämien (erniedrigter Kaliumgehalt des Blutes) oder bedrohliche Hyperkaliämien in Verbindung mit schweren Hyponatriämien aufgetreten, weshalb einige Tage nach Therapiebeginn engmaschige Serum-Kalium- und Serum-Natrium-Bestimmungen durchzuführen sind.
Bei Gabe der Standarddosis kann es ebenfalls zu einer Hyperkaliämie kommen, insbesondere aber im Zusammenhang mit einer eingeschränkten Nierenfunktion. Auch Hypokaliämien wurden im Zusammenhang mit einer Berlocid®960-Therapie beobachtet.
Auch bei mit einer Normaldosis von Berlocid®960 behandelten Patienten und besonders bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte also eine regelmäßige Kontrolle der Serum-Kalium- und Serum-Natriumspiegel erfolgen.
Während der Therapie mit Berlocid®960 ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten (bei Erwachsenen mindestens 1200 ml Harnausscheidung pro Tag).
Unter der Einnahme von Berlocid®960 kann es zu
Photosensibilisierung kommen. Dies ist vor allem bei starker
Sonnenexposition und UV-Licht-Exposition zu beachten.
Bei älteren Patienten, bei Patienten mit
Folsäuremangelzuständen sowie bei Verabreichung hoher Dosen von
Berlocid®960 sollte eine Folsäuregabe erwogen werden.
Langzeitanwendung oder Verwendung hoher Dosen
Bei einer mehr als 14 Tage andauernden Gabe von
Berlocid®960 sind regelmäßige Blutbildkontrollen (insbesondere
Thrombozytenzählung) erforderlich.
Eine längerfristige und/oder wiederholte Anwendung von Berlocid®960 kann zu einer Neu- oder Sekundärinfektion mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol-resistenten Bakterien oder Sprosspilzen führen.
Auf Zeichen einer möglichen Sekundärinfektion mit solchen Erregern ist zu achten. Sekundärinfektionen müssen entsprechend behandelt werden.
Weitere Vorsichtshinweise
Jede Anwendung von Antibiotika kann zur Vermehrung
von Erregern führen, die gegen das eingesetzte Arzneimittel
resistent sind.
Bei Auftreten von schweren, anhaltenden, manchmal blutig-schleimigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen während oder nach der Therapie mit Berlocid® 960 kann sich dahinter eine ernstzunehmende schwere pseudomembranöse Enterokolitis (meist verursacht durch Clostridium difficile) verbergen, die sofort behandelt werden muss. Diese, durch eine Antibiotika-Therapie ausgelöste, Darmerkrankung kann lebensbedrohlich sein (s. a. Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“).
Bei Streptokokken-Angina ist Berlocid®960 nicht wirksam, da die Erreger nicht eliminiert werden. Bei Syphilis (Lues) ist Berlocid®960 weder in der Inkubationszeit noch nach Manifestationen der Erkrankung wirksam.
Pyodermie, Furunkel, Abszesse und Wundinfektionen werden in den meisten Fällen verursacht durch Streptokokken und Staphylokokken, gegen die Berlocid®960 oft nicht ausreichend wirksam ist. Berlocid®960 ist zur Therapie derartiger Infektionen nicht geeignet.
Bei angeborenem Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel der Erythrozyten oder bei Hämoglobinanomalien wie Hb-Köln und Hb-Zürich kann eine Zyanose aufgrund von Sulf- oder Methämoglobinämie auftreten. Bei Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel kann bei empfindlichen Patienten unabhängig von der Dosis eine Hämolyse induziert werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Wirkung anderer Arzneistoffe auf Berlocid®960
Die Wirkung von Berlocid®960 wird – bis hin zu einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko – verstärkt:
- Durch Probenecid und Sulfinpyrazon, Indometacin, Phenylbutazon und Salicylate
- Die Gabe von p-Aminosalicylsäure, Barbituraten oder Primidon erhöht die Toxizität von Berlocid®960
- Außerdem besteht ein erhöhtes Kristallurie-Risiko bei
Methenamin-Therapie oder durch Ansäuern des Urins, z. B. mit
Methenaminmandelat
Die Wirkung von Berlocid®960 wird vermindert:
- Die gleichzeitige Anwendung von Lokalanästhetika (Abkömmlinge der Paraaminobenzoesäure), z. B. Benzocain, Procain, Butacain oder Tetracain sowie des Antiarrhythmikums Procainamid ist zu vermeiden, da durch diese Arzneistoffe die Wirkung von Berlocid®960 vermindert wird
- Es kann eine verminderte Wirkung von
Berlocid®960 durch mineralische Antacida und Paraldehyd
auftreten
Sonstige mögliche Wechselwirkungen
-
Blutbildveränderungen durch Pyrimethamin-haltige Arzneimittel in einer Dosis von mehr als 25 mg pro Woche
-
Steigerung der Inzidenz von Folsäuremangelzuständen durch andere Folsäureantagonisten (z. B. Methotrexat)
Wirkung von Berlocid®960 auf andere Arzneistoffe
Berlocid®960 verstärkt die Wirkung anderer Arzneimittel – bis hin zu einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko – wie folgt:
- Bei Arzneimitteln, die ebenfalls durch aktive renale Sekretion ausgeschieden werden (z. B. Procainamid, Amantadin), besteht die Möglichkeit einer kompetitiven Hemmung, was zum Anstieg der Plasmakonzentration eines oder beider Wirkstoffe führen kann
- Unter Behandlung mit Berlocid®960 kann es zu einer reversiblen Verschlechterung der Nierenfunktion durch Cyclosporin kommen
- Es besteht ein erhöhtes Risiko für eine Thrombozytopenie bei
älteren Patienten mit Diuretika-Therapie (hauptsächlich
Thiazide)
- Berlocid®960 kann die Wirkung von oralen Antikoagulantien (verstärkte hypoprothrom-binämische Wirkung von Cumarinen), oralen Antidiabetika aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe, Diphenylhydantoin (Phenytoin) und Methotrexat verstärken
- Die Wirkung von kurz wirksamen, intravenös zu
verabreichenden Barbituraten (z. B.
Thiopental) kann durch
Berlocid®960 ebenfalls verstärkt werden
- Erhöhte Digoxinspiegel bei älteren Patienten sind unter
Behandlung von Berlocid®960 ebenfalls möglich
Berlocid®960 vermindert die Wirkung anderer Arzneimittel wie folgt:
- Unter Behandlung mit Berlocid®960 kann eine Störung der 6-Mercaptopurin-Resorption mit Einschränkung der antileukämischen Wirkung von 6-Mercaptopurin auftreten
- Die Wirksamkeit von Folsäure bei der Therapie einer megaloblastischen Anämie kann durch die gleichzeitige Gabe von Co-trimoxazol vermindert oder aufgehoben sein
- Durch die gleichzeitige Gabe von Co-trimoxazol und Rifampicin kann es zu einer Verminderung der Rifampicin-Clearance kommen (die Rifampicin-Serumkonzentration ist erhöht und die AUC von Rifampicin ist vergrößert)
- In seltenen Fällen kann unter der Therapie mit Co-trimoxazol
die Sicherheit der
empfängnisverhütenden Wirkung von hormonellen
Kontrazeptiva in Frage gestellt sein. Es empfiehlt sich deshalb,
zusätzlich nichthormonelle empfängnisverhütende Maßnahmen
anzuwenden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Berlocid®960 darf im ersten Trimenon der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Im zweiten und dritten Trimenon sowie in der Stillzeit darf Berlocid®960 nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. (s. Abschnitt 5.3 "Präklinische Daten zur Sicherheit"). Obwohl bisherige Erfahrungen keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko beim Menschen ergeben haben, könnte wegen der Wirkung auf den Folsäurestoffwechsel ein solches Risiko vorhanden sein. Bei Schwangeren sollte ebenfalls eine ausreichende Folsäureversorgung gewährleistet sein.
Für vor der Geburt exponierte Neugeborene (besonders für Frühgeborene) besteht ein besonderes Risiko einer Hyperbilirubinämie.
Die in der Muttermilch festgestellten Mengen an Wirkstoff sind gering und bedeuten in der Regel keine Gefährdung für den Säugling. Jedoch sollten Neugeborene und ebenso Säuglinge, die unter einem Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel oder Hyperbilirubinämie leiden, sowie Frühgeborene, vorsichtshalber nicht gestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Sehr selten kommt es unter der Therapie mit Berlocid®960 zu vorübergehender Myopie oder akuter Psychose, wodurch die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zur Bedienung von Maschinen beeinflusst werden kann.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis <
1/100)
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der
verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Zentrales Nervensystem
Sehr selten wurden eine aseptische Meningitis und
Kopfschmerz beobachtet.
Sehr selten traten auch akute Psychosen,
Halluzinationen und Vertigo auf.
Peripheres Nervensystem und Bewegungsapparat
Periphere Neuritiden sowie Neuropathien und
Parästhesien traten sehr selten auf.
Sehr selten wurden auch Ataxie, Dysdiadochokinese,
Konvulsion, Myalgie und Arthralgie beobachtet.
Sinnesorgane
Auge: Transitorische Myopie und Uveitis wurden
sehr selten beobachtet.
Ohr: Gelegentlich wurde über Tinnitus
berichtet.
Mundhöhle und Magen-Darm-Trakt
Glossitis, Gingivitis und Stomatitis sowie
abnormer Geschmack können häufig auftreten.
Die Anwendung von Berlocid®960 führt häufig zu
gastrointestinalen Symptomen in Form von epigastrischen Schmerzen,
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Diarrhoe.
Selten ist im Zusammenhang mit einer
Trimethoprim-Sulfamethoxazol-Therapie eine ernstzunehmende schwere
Schleimhautentzündung des Darmes (pseudomembranöse Enterokolitis) -
meist verursacht durch Clostridium difficile - beobachtet worden.
Hier muss eine Beendigung der Therapie mit
Berlocid®960 in Abhängigkeit von der Indikation erwogen und ggf. sofort
eine angemessene Therapie eingeleitet werden (z. B. Einnahme
von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit
klinisch erwiesen ist). Arzneimittel, die die Darmperistaltik
hemmen, dürfen nicht eingenommen werden.
Leber und Bauchspeicheldrüse
Gelegentlich kann die Therapie mit
Berlocid®960 zu einer cholestatischen Hepatose führen. Sehr selten
wurden fokale oder diffuse Lebernekrose, Syndrom mit Schwund der
Gallengänge und Anstieg bestimmter Blutwerte (klinisch-chemische
Laborparameter: Transaminasen, Bilirubin) und akute Pankreatitis
beobachtet.
Stoffwechsel und Elektrolyte
Sehr selten wurden eine metabolische Azidose und
Hypoglykämie beobachtet.
Im Zusammenhang mit einer
Berlocid®960-Therapie ist gelegentlich eine Hypokaliämie oder eine
Hyperkaliämie in Verbindung mit einer Hyponatriämie beobachtet
worden (s. a. Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).
Niere und ableitende Harnwege
Sehr selten wurden Kristallurie (insbesondere bei
unterernährten Patienten), akute interstitielle Nephritis und
akutes Nierenversagen sowie Anstieg bestimmter Blutwerte
(klinisch-chemische Laborparameter: Kreatinin, Harnstoff)
beobachtet.
Lunge
Sehr selten kommt es zu allergischen pulmonalen
Reaktionen (Lungeninfiltrate, interstitielle und eosinophile
Pneumonie, respiratorische Insuffizienz). Häufiger treten diese
Reaktionen bei AIDS-Patienten auf.
Herz und Kreislauf
Sehr selten wurde über Myokarditis
berichtet.
QT-Zeit-Verlängerung und Torsades-de-pointes
wurden nach Einnahme von Co-trimoxazol sehr selten
beschrieben.
Blut und Blutbildung
Sehr selten wurden Blutbildveränderungen mit
Thrombozyto- und Leukozytopenie, aplastische Anämie und
megaloblastische Anämie beobachtet.
Sehr selten wurden auch Agranulozytose und akute
hämolytische Anämie beobachtet.
Weitere Nebenwirkungen
Vermehrtes Auftreten von
Candida-albicans-Infektionen wurde sehr selten
beobachtet.
Allergische Reaktionen
Haut und Schleimhaut
Häufig treten allergische Reaktionen
unterschiedlichen Schweregrades wie Exantheme (urtikariell,
erythematös, makulös, makulopapulös, morbilliform), Purpura,
Photodermatose und Erythema nodosum auf.
Selten sind im zeitlichen Zusammenhang mit einer
Trimethoprim-Sulfamethoxazol-Therapie über schwerwiegende
Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut wie Erythema exsudativum
multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom (Epidermolysis
acuta toxica) und exfoliative Dermatitis berichtet worden. Häufiger
treten diese allergischen Reaktionen der Haut (unterschiedlichen
Schweregrades) bei Patienten mit einer HIV-Infektion
auf.
Sehr selten traten Periarteriitis nodosa,
Schoenlein-Henoch-Syndrom, systemischer Lupus erythematodes,
Angioödem und petechiale Hautblutungen auf.
Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen
Weiterhin sind sehr selten schwere akute
Überempfindlichkeitserscheinungen mit anaphylaktischem Schock
aufgetreten. Hier muss die Therapie mit
Berlocid®960 sofort abgebrochen werden und entsprechende
Notfallmaßnahmen (z. B. Antihistaminika, Kortikosteroide,
Sympathomimetika und ggf. Beatmung) müssen eingeleitet
werden.
Weitere Überempfindlichkeitsreaktionen
Sehr selten wurden Arzneimittelfieber oder eine
Pseudosepsis beobachtet.
Allgemeine Hinweise zu
Überempfindlichkeitsreaktionen
Ernste und lebensbedrohende Nebenwirkungen treten
häufiger bei älteren (über 60 Jahre alten) Patienten auf. In
Zusammenhang mit Nebenwirkungen des blutbildenden Systems und
kutanen Nebenwirkungen bzw. bei rasch voranschreitender
Lebernekrose sind Todesfälle berichtet worden.
4.9 Überdosierung
a) Symptome einer Überdosierung
Symptome einer Überdosierung sind Kristallurie,
Oligurie, Anurie, Erbrechen, Diarrhoe, Kopfschmerzen,
Schwindel.
b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Je nach Schwere der Überdosierungserscheinungen
müssen Maßnahmen folgender Art ergriffen werden:
- Auspumpen des Magens
- Bei nicht bewusstseinsgetrübten Patienten kann zudem eine sofortige Entleerung des Magens (durch induziertes Erbrechen) herbeigeführt werden
- Beschleunigung der renalen Ausscheidung mit forcierter Diurese durch vermehrte Flüssigkeitszufuhr
- Hämodialyse und
- Folsäuregabe
- Außerdem müssen Blutbildkontrollen durchgeführt werden
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe
Co-trimoxazol besteht aus einer Kombination des
Diaminobenzylpyrimidins Trimethoprim mit dem Sulfonamid
Sulfamethoxazol im Mengenverhältnis von 1 zu 5.
ATC-Code
J01EE01
Wirkungsweise
Beide
Wirkstoffe fungieren als kompetitive Inhibitoren unterschiedlicher
Enzyme des bakteriellen Folsäurestoffwechsels. Sulfamethoxazol
hemmt die Dihydropteroinsäuresynthetase, während Trimethoprim die
Dihydrofolsäurereduktase inhibiert. Hierdurch wird die Synthese von
Tetrahydrofolsäure unterbunden und somit können die zum Aufbau von
Thymin und Purinen benötigten C1-Verbindungen (Methyl- und
Formylgruppen) nicht bereit gestellt werden. Beide Verbindungen
wirken alleine bakteriostatisch, jedoch in Kombination
synergistisch und zumeist bakterizid.
Für die Wirkungssteigerung gegenüber den Erregern im Körper ist ein Verhältnis Trimethoprim zu Sulfamethoxazol von 1 zu 19 optimal, was nach oraler Verabreichung im Mengenverhältnis von 1 zu 5 erreicht wird.
Beziehung
zwischen Pharmakokinetik und
Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit
hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der die
Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des
Erregers liegen.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Co-trimoxazol kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
-
Der wichtigste Resistenzmechanismus besteht in der Bildung von veränderten Zielstrukturen mit jeweils verminderter Affinität zu beiden Wirkstoffen in Folge unterschiedlicher Mutationen
-
Auch eine Überproduktion der beiden unveränderten Enzyme kann zur Resistenz führen
-
Gelegentlich wurde eine verminderte Penetration der beiden Wirkstoffe in die Bakterienzelle beschrieben
Es besteht eine weitgehende Kreuzresistenz zwischen Sulfamethoxazol und anderen Sulfonamiden.
Grenzwerte
Die Testung von Co-trimoxazol erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobiol Susceptibility Testing)
Grenzwerte
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Enterobacteriaceae |
2 mg/l |
> 4 mg/l |
Stenotrophomonas maltophilia |
4 mg/l |
> 4 mg/l |
Acinetobacter spp. |
2 mg/l |
> 4 mg/l |
Staphylococcus spp. |
2 mg/l |
> 4 mg/l |
Enterococcus spp. |
0,032 mg/l |
> 1 mg/l |
Streptococcus spp. (Gruppe A, B, C, G) |
1 mg/l |
> 2 mg/l |
Streptococcus pneumoniae |
1 mg/l |
> 2 mg/l |
Haemophilus influenzae |
0,5 mg/l |
> 1 mg/l |
Moraxella catarrhalis |
0,5 mg/l |
> 1 mg/l |
Die für die Bewertungsstufen angegebenen Hemmkonzentrationen beziehen sich auf die Wirkstoffkombination, wobei auf Trimethoprim ein Teil und auf Sulfamethoxazol 19 Teile entfallen.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Co-trimoxazol in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Co-trimoxazol anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzen 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: Dezember 2008):
Üblicherweise empfindliche Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Nocardia asteroides° |
Staphylococcus aureus (inkl. Methicillin-resistenter Stämme) |
Staphylococcus saprophyticus° |
Streptococcus agalactiae |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Acinetobacter baumannii |
Brucella spp.° |
Enterobacter cloacae |
Moraxella catarrhalis° |
Salmonella enterica (inkl. S. typhi/paratyphi) |
Serratia marcescens |
Stenotrophomonas maltophilia |
Andere Mikroorganismen |
Chlamydia trachomatis° |
Chlamydophila pneumoniae° |
Pneumocystis jiroveci (ehem. carinii)° |
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus faecalis$ |
Enterococcus faecium$ |
Staphylococcus epidermidis |
Staphylococcus haemolyticus |
Staphylococcus hominis |
Streptococcus pneumoniae |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Campylobacter jejuni°$ |
Citrobacter freundii |
Escherichia coli |
Haemophilus influenzae |
Klebsiella oxytoca |
Klebsiella pneumoniae |
Morganella morganii |
Proteus mirabilis |
Proteus vulgaris |
Shigella spp.+ |
Von Natur aus resistente Spezies |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Pseudomonas aeruginosa |
Andere Mikroorganismen |
Mycoplasma spp. |
Rickettsia spp. |
Treponema pallidum |
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
$Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.
+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Wirkstoffkombination
wird nach oraler Gabe rasch und vollständig im oberen
Magen-Darm-Trakt resorbiert. Die Plasma-Proteinbindung beträgt für
Sulfamethoxazol ca. 65 % und für Trimethoprim 40 %. Bei
oraler Applikation werden maximale Plasmaspiegel nach 2 bis 4
Stunden erreicht. Diese entsprechen nahezu den Serumspiegeln nach
intravenöser und intramuskulärer Applikation. Die Metabolisierung
beider Substanzen erfolgt in der Leber: Sulfamethoxazol wird
hauptsächlich acetyliert und glukuronidiert, Trimethoprim wird
durch oxidative Veränderungen metabolisiert
(z. B. O-Demethylierungen, N-Oxidation und Hydroxylierungen). Der
Metabolisierungs-grad beträgt für Sulfamethoxazol ca. 80 %.
Nur 15 % bis 20 % des Sulfamethoxazols werden in
unveränderter, aktiver Form ausgeschieden. Der wichtigste
Metabolit, nämlich das N4-Acetyl-Sulfamethoxazol, wird zu
61 % in Bezug auf das gesamte Sulfamethoxazol ausgeschieden,
15 % des Sulfamethoxazols wird durch N1-Glukuronidierung
metabolisiert. Der Metabolisierungsgrad von Trimethoprim beträgt
ca. 20 %. Sowohl der metabolisierte als auch der
proteingebundene Anteil sind antibakteriell unwirksam. Die
Ausscheidung beider Substanzen erfolgt hauptsächlich renal, in
geringem Umfang auch hepatobiliär.
Eine Dosisanpassung von Berlocid® 960 bei Niereninsuffizienz ist zwar möglich, führt aber immer zu einer Anreicherung von aktivem Trimethoprim gegenüber aktivem Sulfamethoxazol, ohne jedoch dabei eine toxische Grenze zu erreichen. Dagegen reichern sich die Metabolisierungsprodukte von Sulfamethoxazol (im Wesentlichen das N-Acetyl-Derivat) trotz Dosisanpassung aufgrund der langen Halbwertszeit relativ schnell an und führen zu unerwünscht hohen Konzentrationen an Gesamtsulfamethoxazol.
Die Acetylderivate von Sulfamethoxazol sind schlechter wasserlöslich als die nicht metabolisierte Substanz. Alkalisierung erhöht die Löslichkeit.
Bei terminaler Niereninsuffizienz werden die aktiven Wirkstoffe mit deutlich verlängerter Eliminationshalbwertszeit über extrarenale Mechanismen eliminiert. Die Metabolisierungsprodukte von Sulfamethoxazol werden jedoch weder renal noch extrarenal ausgeschieden.
Sulfamethoxazol ist gut dialysabel (Hämo- und Peritonealdialyse), Trimethoprim ist mittels Hämodialyse gut dialysabel, Peritonealdialyse ist wirkungslos.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Akute
Toxizität
LD50 bei der Maus:
Trimethoprim: 2000 mg/kg (oral)
Sulfamethoxazol: 5000 mg/kg (oral)
Trimethoprim/Sulfamethoxazol (1:5): 4200 mg/kg (oral)
500 mg/kg (intravenös)
b)
Chronische Toxizität/Subchronische Toxizität
Trimethoprim
Zur chronischen Toxizität wurden Studien an Ratten und Affen
durchgeführt über 3 Monate mit bis zu 50fachen therapeutischen
Dosierungen und über 1 Jahr mit Dosierungen, die das 12- bzw.
24fache der höchsten therapeutischen Dosis betrugen. Es wurden
keine signifikanten Trimethoprim-abhängigen toxischen Symptome
beobachtet.
Der Hund reagierte hingegen empfindlicher. Nach oraler Gabe einer
ca. 25fachen therapeutischen Dosis über 3 Monate traten ernsthafte
toxische Erscheinungen auf wie Gewichtsverlust und anschließender
Tod, Hemmung der Hämatopoese und (bei einem Hund) Leberzerfall.
Sulfamethoxazol
Ratten reagieren auf Mengen bis zu 600 mg/kg KG mit keinerlei
präparatebedingten Veränderungen. An Affen erweist sich
Sulfamethoxazol in der Dosis von 200 mg/kg KG (7fache
Human-Tagesdosis) als sehr gut verträglich.
Trimethoprim/Sulfamethoxazol
In einem 90-Tage-Versuch bekamen junge Ratten 258 mg
Sulfamethoxazol und 129 mg Trimethoprim pro kg KG als Tagesdosis.
Im Vergleich zu den Kontrolltieren verzögerte sich die
Gewichtsentwicklung. Hämatologie und blutchemische Werte blieben
unverändert. Histologisch fand sich eine verstärkte
Mikrofollikelbildung in der Thyreoidea sowie eine Hypoplasie des
hämatopoetischen Gewebes im Knochenmark. Die gewählte Dosis
entspricht ca. dem 15fachen einer Tagesdosis von
Trimethoprim/Sulfamethoxazol beim Menschen.
c)
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Trimethoprim
Für Trimethoprim liegen in der Fachliteratur neben negativen
Befunden auch Hinweise auf mutagene Wirkungen vor. Trimethoprim ist
grundsätzlich in die verdächtige Stoffklasse der
Folsäureantagonisten einzuordnen; In-vivo-Untersuchungen zur
Abklärung der Bedeutung der in hohen Konzentrationen in
vitro beobachteten klastogenen Wirkung fehlen bisher.
Da keine Langzeitstudien am Tier vorliegen, müssen nicht abgeklärte
Hinweise auf eine mutagene Wirkung auch als mögliche Hinweise auf
eine kanzerogene Wirkung angesehen werden.
Sulfamethoxazol
Zu Sulfamethoxazol wurden keine Untersuchungen auf ein mutagenes
Potential durchgeführt.
Sulfamethoxazol erzeugt bei Ratten Schilddrüsenkarzinome. Dieses
Ergebnis scheint speziesspezifisch zu sein und ist wahrscheinlich
beim Menschen nicht von klinischer Bedeutung.
d)
Reproduktionstoxizität
Bei Ratten sind in hohen Dosen (oberhalb von 180 mg/ kg/Tag)
Fehlbildungen und embryoletale Effekte aufgetreten und es wurde
eine Beeinträchtigung von Geburts-gewichten und Lebensfähigkeit der
Nachkommen beobachtet. Bei weiblichen und männlichen Ratten sind
keine Fertilitätsstörungen beschrieben worden, jedoch liegen
Hinweise auf Spermatogenesestörungen bei Männern nach einer
einmonatigen Dauertherapie vor.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Maisstärke, Gelatine, Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzl.]
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Durchdrückpackung aus Hart-PVC-Folie, versiegelt mit harter Aluminiumfolie
Packung mit 10 Tabletten (N1)
Packung mit 30 Tabletten (N2)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
BERLIN-CEMIE AG
Glienicker Weg 125
12489 Berlin, Deutschland
Telefon: (030) 6707-0 (Zentrale)
Telefax: (030) 6707-2120
8. ZULASSUNGSNUMMER
3001013.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
03/04/2002
10. STAND DER INFORMATION
11. VERKAUFSBEGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
FI Berlocid® 960 07/11 Seite 14 von 14 26.07.2011