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Bicalutamid-Ct 150 Mg Filmtabletten

Document: 24.07.2012   Fachinformation (deutsch) change

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben


Fachinformation





1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Bicalutamid-CT 150 mg Filmtabletten



2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Eine Filmtablette enthält 150 mg Bicalutamid.


Sonstiger Bestandteil: Eine Filmtablette enthält 181 mg Lactose-Monohydrat.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. DARREICHUNGSFORM


Filmtablette


Weiße, runde, bikonvexe Filmtablette mit der Prägung BCM 150 auf einer Seite.



4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Bicalutamid-CT 150 mg ist angezeigt entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko (siehe Abschnitt 5.1).


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Erwachsene Männer einschließlich älteren Patienten

Dosierung

Einmal täglich 150 mg (1 Filmtablette) immer zur gleichen Zeit (im Allgemeinen morgens oder abends).


Nierenfunktionsstörung

Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich. Es liegen keine Erfahrungen mit der Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung vor (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) (siehe Abschnitt 4.4).


Leberfunktionsstörung

Bei Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Einschränkung der Leberfunktion kann es zu einer Kumulation des Wirkstoffs kommen (siehe Abschnitt 4.4).


Kinder und Jugendliche

Bicalutamid ist bei Kindern und Jugendlichen nicht indiziert.


Art der Anwendung

Zum Einnehmen

Die Filmtablette sollte im Ganzen mit Flüssigkeit eingenommen werden.


Dauer der Anwendung

Die Mindesttherapiedauer beträgt zwei Jahre.


4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen Bicalutamid oder einen der sonstigen Bestandteile.


Bicalutamid ist bei Frauen und Kindern kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6).


Die gleichzeitige Anwendung von Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid mit Bicalutamid ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5).


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Bicalutamid wird extensiv in der Leber verstoffwechselt. Bisherige Untersuchungen weisen darauf hin, dass es bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung zu einer verlangsamten Elimination und dadurch zu einer vermehrten Akkumulation von Bicalutamid kommen kann. Daher sollte Bicalutamid bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Leberfunktionsstörung mit Vorsicht angewendet werden.


Wegen möglicher Leberveränderungen sollten regelmäßige Leberfunktionstests in Erwägung gezogen werden. Die Mehrheit der Fälle ist in den ersten 6 Monaten der Behandlung mit Bicalutamid zu erwarten.

Unter Bicalutamid wurde in seltenen Fällen schwerwiegende Leberveränderungen und Leberinsuffizienz beobachtet, bei denen auch tödliche Ausgänge berichtet wurden (siehe Abschnitt 4.8). Bei schwerwiegenden Veränderungen sollte die Behandlung mit Bicalutamid abgebrochen werden.


Es wurde gezeigt, dass Bicalutamid Cytochrom P450 (CYP 3A4) hemmt, daher sollte bei gleichzeitiger Verabreichung mit Arzneimitteln, die vorwiegend durch CYP 3A4 metabolisiert werden, Vorsicht geübt werden (siehe Abschnitte 4.3 und 4.5).


Da keine Erfahrungen zur Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion vorliegen (Creatinin-Clearance < 30 ml/min), sollte Bicalutamid bei diesen Patienten mit Vorsicht angewendet werden.


Bei Patienten mit Herzerkrankung ist eine regelmäßige Kontrolle der Herzfunktion ratsam.


Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom, die eine objektive Progression der Erkrankung mit erhöhten PSA-Werten zeigen, sollte die Beendigung der Behandlung mit Bicalutamid in Betracht gezogen werden.


Das Arzneimittel enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


In-vitro-Studien zeigten, dass R-Bicalutamid ein CYP 3A4-Inhibitor ist und auch in geringerem Ausmaß CYP 2C9, 2C19 und 2D6 hemmt.


In klinischen Studien in Kombination mit Antipyrin als Marker für die Cytochrom P450 (CYP)-Aktivität konnte ein Arzneimittelwechselwirkungspotential mit Bicalutamid nicht nachgewiesen werden. Die mittlere Midazolam-Exposition (AUC) war jedoch nach einer 28-tägigen gleichzeitigen Verabreichung mit Bicalutamid um bis zu 80 % erhöht. Für Arzneimittel mit enger therapeutischer Breite könnte eine solche Erhöhung relevant sein. Daher ist die gleichzeitige Verwendung von Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3), und bei der gemeinsamen Gabe von Bicalutamid mit Verbindungen wie Cyclosporin und Kalziumkanal-Blockern sollte Vorsicht geübt werden. Eine Dosisreduktion kann für diese Arzneimittel vor allem dann erforderlich sein, wenn Beweise für eine Wirkungssteigerung oder eine unerwünschte Arzneimittelwirkung vorliegen. Für Cyclosporin wird empfohlen, dass zu Beginn oder nach Absetzen der Bicalutamid-Therapie Plasmakonzentrationen und klinischer Zustand genau überwacht werden.


Bei der Verschreibung von Bicalutamid mit anderen Mitteln, die die Arzneimitteloxidation hemmen können (wie Cimetidin und Ketoconazol), ist Vorsicht geboten. Es könnte theoretisch zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Bicalutamid und somit zu einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen kommen.


In-vitro-Studien zeigten, dass Bicalutamid Warfarin, ein Antikoagulans vom Cumarin-Typ, aus seiner Proteinbindung verdrängen kann. Daher wird empfohlen, zu Beginn einer Behandlung mit Bicalutamid bei Patienten, die bereits Antikoagulantien vom Cumarin-Typ erhalten, die Prothrombinzeit engmaschig zu überwachen.


4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit


Bicalutamid ist bei Frauen kontraindiziert und darf Schwangeren oder stillenden Müttern nicht verabreicht werden.


Fertilität

In Tierstudien wurden reversible Beeinträchtigungen der männlichen Fruchtbarkeit beobachtet (siehe Abschnitt 5.3). Es ist mit einem Zeitraum verminderter Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit beim Mann zu rechnen.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Es ist unwahrscheinlich, dass Bicalutamid die Verkehrstüchtigkeit von Patienten und ihre Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt. Allerdings sollte beachtet werden, dass es gelegentlich zu Schwindel oder Somnolenz kommen kann Alle davon betroffenen Patienten sollten vorsichtig sein.


4.8 Nebenwirkungen


In diesem Abschnitt sind die Nebenwirkungen wie folgt definiert:

Sehr häufig: ≥1/10

Häufig: ≥1/100; <1/10

Gelegentlich: ≥1/1.000; <1/100

Selten: ≥1/10.000; <1/1.000

Sehr selten: <1/10.000, unbekannt (auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)



Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Häufig: Anämie


Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich: Überempfindlichkeit, Angioödem und Urticaria


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig: Anorexie, Diabetes mellitus, verminderter Appetit,

Gelegentlich: Hyperglykämie,


Psychiatrische Störungen:

Häufig: Abnahme der Libido, Depression


Erkrankungen des Nervensystems

Häufig: Schwindel, Somnolenz,


Gefäßerkrankungen

Häufig: Hitzewallungen


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich: Dyspnoe, Interstitielle Lungenkrankheite(tödliche Ausgänge wurden berichtet)


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Abdominale Schmerzen, Obstipation/Verstopfung, Diarrhoe, Dyspepsie, Blähungen, Übelkeit

Selten: Erbrechen


Leber- und Gallenerkrankungen

Häufig: Lebertoxizität, Ikterus, Hypertransaminasämiea

Selten: Leberinsuffizienzb (tödliche Ausgänge wurden berichtet)


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Sehr häufig: Ausschlag

Häufig: Alopezie, Hirsutismus/Haarnachwuchs, trockene Hautd, Juckreiz, Schwitzen


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Häufig: Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems


Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Häufig: Hämaturie


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Sehr häufig: Gynäkomastie und Spannungsgefühl in der Brustc

Häufig: Erektionsstörung


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Sehr häufig: Asthenie

Häufig: Schmerzen im Brustkorb, Ödem


Untersuchungen

Häufig: Gewichtszunahme


a Leberfunktionsstörungen sind selten schwerwiegend und waren oft vorübergehend, verschwanden oder besserten sich unter fortgesetzter Therapie oder nach Absetzen der Behandlung.


b Aufgelistet als unerwünschte Arzneimittelwirkung aufgrund ausgewerteter Daten nach Markteinführung. Die Häufigkeit der Leberinsuffizienz wurde aufgrund der Inzidenz berichteter unerwünschter Ereignisse bei Patienten bestimmt, die im unverblindeten Bicalutamid-Arm der 150 mg EPC-Studien behandelt wurden.


c Beim Großteil der Patienten, die 150 mg Bicalutamid als Monotherapie erhalten, treten Gynäkomastie und/oder Brustschmerzen auf. In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5 % der Patienten als schwer angesehen. Eine spontane Rückbildung der Gynäkomastie kann nach Absetzen der Therapie ausbleiben, besonders nach einer Langzeitbehandlung.


d Aufgrund der in den EPC-Studien angewandten Kodierungsmethode wurde das unerwünschte Ereignis 'trockene Haut' unter der COSTART-Bezeichnung 'Hautausschlag' aufgeführt. Deswegen gibt es keine separate Häufigkeitsbewertung für die 150-mg-Dosis Bicalutamid, aber es wird die gleiche Häufigkeit angenommen wie für die 50-mg-Dosis.


e Aufgelistet als unerwünschte Arzneimittelwirkung aufgrund ausgewerteter Daten nach Markteinführung. Die Häufigkeit der interstitiellen Pneumonie wurde aufgrund der Inzidenz berichteter unerwünschter Ereignisse bestimmt, die im randomisierten Behandlungszeitraum der 150 mg EPC-Studien auftraten.


4.9 Überdosierung


Es wurden keine Fälle von Überdosierung beim Menschen berichtet. Es gibt kein spezifisches Antidot. Die Behandlung sollte symptomatisch erfolgen. Da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden wird und nicht in unveränderter Weise im Urin nachweisbar ist, dürfte eine Dialyse nicht hilfreich sein. Es sind allgemeine supportive Maßnahmen einschließlich einer engmaschigen Kontrolle der Vitalfunktionen angezeigt.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Hormon-Antagonisten und verwandte Mittel, Antiandrogene

ATC-Code: L02BB03


Bicalutamid ist ein nichtsteroidales Antiandrogen ohne andere endokrine Aktivität. Es bindet an Androgenrezeptoren, ohne Aktivierung der Genexpression und verhindert daher die Androgen-Stimulation. Die Hemmung führt zu einem Rückgang des Prostatatumors. Die Beendigung der Behandlung kann bei einigen Patienten zu antiandrogenen Absetzerscheinungen führen.


Bicalutamid liegt als Racemat vor, bei dem das (R)-Enantiomer die stärkere antiandrogene Wirkung besitzt.


Die Wirksamkeit von Bicalutamid 150 mg bei der Behandlung von Patienten mit lokal begrenztem (T1-T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, jedes N, M0; T1-T2, N+, M0) nicht-metastasiertem Prostatakarzinom wurde in einer Kombinationsanalyse der Ergebnisse dreier klinischer, placebokontrollierter, Doppelblindstudien mit 8113 Patienten gezeigt, in denen Bicalutamid als sofortige Hormontherapie oder als adjuvante Behandlung nach radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (vorausgehende äußerliche Strahlentherapie) gegeben wurde. Nach medianer Nachbeobachtungszeit von 7,4 Jahren zeigten 27,4 % aller mit Bicalutamid behandelten Patienten und 30,7 % der mit Placebo behandelten Patienten objektive Anzeichen einer Progression der Erkrankung.


Die Abnahme der objektiven Progression der Erkrankung wurde in den meisten Patientengruppen beobachtet, sie war jedoch in der Gruppe mit dem höchsten Progressionsrisiko am größten. Daher kann der behandelnde Arzt entscheiden, dass die optimale Behandlungsstrategie bei Patienten mit einem niedrigen Risiko der Progression der Erkrankung, speziell bei der adjuvanten Nachbehandlung nach einer radikalen Prostatektomie, ein Aufschub der Hormonbehandlung bis zum Auftreten der Anzeichen einer Progression ist.


Ein Unterschied in der Gesamtüberlebensrate während der medianen Nachbeobachtungszeit von 7,4 Jahren konnte nicht festgestellt werden, die Mortalität lag bei 22,9 % (HR = 0,99; 95 % Konfidenzintervall 0,91-1,09). Jedoch zeigte eine Analyse der Untergruppen der Studien bestimmte Tendenzen.


Das progressionsfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben für Patienten mit lokal fortgeschrittenem Karzinom sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:


Tabelle 1: Progressionsfreies Überleben bei lokal fortgeschrittenem Karzinom unterteilt nach Untergruppen


Untersuchte Gruppe

Ereignisse (%) bei Bicalutamid-Patienten

Ereignisse (%) bei Placebo-Patienten

Hazard ratio (95 % CI)

Watchful Waiting

(Beobachtendes Abwarten)

193/335 (57,6)

222/322 (68,9)

0,60 (0,49 bis 0,73)

Strahlentherapie

66/161 (4,0)

86/144 (59,7)

0,56 (0,40 bis 0,78)

Radikale Prostatektomie

179/870 (20,6)

213/849 (25,1)

0,75 (0,61 bis 0,91)


Tabelle 2: Gesamtüberleben bei lokal fortgeschrittenem Karzinom unterteilt nach Untergruppen


Untersuchte Gruppe

Todesfälle (%) bei Bicalutamid-Patienten

Todesfälle (%) bei Placebo-Patienten

Hazard ratio (95 % CI)

Watchful Waiting

(Beobachtendes Abwarten)

164/335 (49,0)

183/322 (56,8)

0,81 (0,66 bis 1,01)

Strahlentherapie

49/161 (30,4)

61/144 (42,4)

0,65 (0,44 bis 0,95)

Radikale Prostatektomie

137/870 (15,7)

122/849 (14,4)

1,09 (0,85 bis 1,39)


Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid in Monotherapie erhielten, konnte kein Unterschied bezüglich der progressionsfreien Überlebensdauer festgestellt werden. Diese Patienten tendierten sogar eher zu einer geringeren Überlebensrate als Patienten, die mit Placebo behandelt wurden (HR = 1,16; 95 % CI 0,99 bis 1,37). Daher wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Bicalutamid bei dieser Patientengruppe als ungünstig eingestuft.


Die Effektivität von Bicalutamid 150 mg in der Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom ohne Metastasen, bei denen eine Erstbehandlung mit Hormonen angezeigt war, wurde separat über eine Metaanalyse zweier Studien ausgewertet, die 480 Patienten mit Prostatakarzinom ohne Metastasen umfasste, die zuvor nicht behandelt worden waren. Es konnte kein signifikanter Unterschied bezüglich der Sterblichkeit (HR = 1,05 [CI = 0,81-1,36], p = 0,669) oder dem Zeitraum bis zum Fortschreiten der Erkrankung (HR = 1,20 [CI 0,96-1,51], p = 0,107) zwischen der Gruppe, die mit 150 mg Bicalutamid behandelt worden war, und der Gruppe, bei der eine Kastration durchgeführt worden war, festgestellt werden. Eine generelle Tendenz unter Berücksichtigung der Lebensqualität zu Gunsten von Bicalutamid 150 mg im Vergleich zur Kastration wurde beobachtet; die Untergruppen, von denen diese Daten stammen, zeigten ein signifikant höheres sexuelles Verlangen (p = 0,029) und Fitness (p = 0,046).


Eine Kombinationsanalyse zweier klinischer Studien, die 805 unbehandelte Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom einschlossen und die eine Sterblichkeit von 43 % erwarten ließ, zeigte, dass die Behandlung mit Bicalutamid weniger effektiv für die Überlebenszeit ist als die Kastration (HR = 1,30; Zufallsintervall 1,04-1,65). Der geschätzte Unterschied beläuft sich auf 42 Tage wobei die Hauptüberlebenszeit 2 Jahre beträgt.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Bicalutamid wird nach oraler Gabe gut resorbiert. Es gibt keine Hinweise auf einen klinisch relevanten Einfluss von Nahrung auf die Bioverfügbarkeit.


Das (S)-Enantiomer wird im Vergleich zum (R)-Enantiomer schnell eliminiert. Letzteres besitzt eine Plasmaeliminations-Halbwertszeit von etwa 1 Woche.


Nach langfristiger Verabreichung von Bicalutamid beträgt die maximale Plasmakonzentration des (R)-Enantiomers etwa das 10fache des nach einmaliger Verabreichung von 50 mg Bicalutamid erzielten Wertes.


Die Verabreichung von 1-mal täglich 150 mg Bicalutamid ergibt eine Steady-State-Konzentration des (R)-Enantiomers von 22 µg/ml. Aufgrund der langen Halbwertszeit wird der Steady-State nach etwa 1 Behandlungsmonat erreicht.


Die Pharmakokinetik des (R)-Enantiomers wird durch das Alter, eine eingeschränkte Nierenfunktion oder eine leichte bis mittelschwere Leberfunktionsstörung nicht beeinflusst. Es gibt Hinweise darauf, dass das (R)-Enantiomer bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung langsamer aus dem Plasma eliminiert wird.


Bicalutamid wird in hohem Maße an Proteine gebunden (Racemat bis 96 %, (R)-Enantiomer > 99 %) und umfangreich metabolisiert (durch Oxidation und Glucuronidierung). Seine Metaboliten werden zu etwa gleichen Teilen über Niere und Galle ausgeschieden.


In einer klinischen Studie betrug bei einer Tagesdosis von 150 mg Bicalutamid die durchschnittliche Konzentration von R-Bicalutamid im Sperma des Mannes 4,9 µg/ml. Die Menge an Bicalutamid, die der weiblichen Partnerin beim Geschlechtsverkehr potentiell übertragen werden kann, ist gering und entspricht ungefähr 0,3 µg/kg. Dies liegt unter dem Wert, der erforderlich ist, um bei Labortieren Veränderungen bei den Nachkommen auszulösen.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Bicalutamid ist ein potentes Antiandrogen und bei Tieren ein Induktor mischfunktioneller Oxidasen. Veränderungen am Zielorgan, einschließlich einer Tumorinduktion (Leydig-Zellen, Schilddrüse, Leber und Neoplasie oder Krebs, Störung der sexuellen Differenzierung des männlichen Ungeborenen, reversible Beeinträchtigungen der männlichen Fruchtbarkeit) bei Tieren, werden auf diese Wirkung zurückgeführt. Eine Enzyminduktion wurde beim Menschen nicht beobachtet, und keiner dieser Befunde wird für die Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom als relevant erachtet.

Studien zur Genotoxizität zeigten kein mutagenes Potential von Bicalutamid. Keine der in tierexperimentellen Studien beobachteten Nebenwirkungen wird als relevant für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom betrachtet.


Eine Atrophie der Hodenkanälchen ist ein vorhersehbarer Klasseneffekt der Antiandrogene und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet. Hodenatrophien waren 24 Wochen nach einer 12-monatigen Toxizitätsuntersuchung bei wiederholter Verabreichung an Ratten vollständig reversibel, wobei die Wiederherstellung der Funktion in Reproduktionsstudien 7 Wochen nach 11-wöchiger Behandlungsdauer offensichtlich war. Es ist mit einem Zeitraum verminderter Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit beim Mann zu rechnen.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Tablettenkern:

Lactose-Monohydrat

Povidon K-29/32

Crospovidon (Typ A)

Natriumdodecylsulfat

Magnesiumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich]


Filmüberzug:

Lactose-Monohydrat

Hypromellose

Titandioxid (E 171)

Macrogol 4000


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


4 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses



PVC/PE/PVDC/Aluminium-Blisterpackung, Schachtel.


Packung mit 30 Filmtabletten

Packung mit 90 Filmtabletten


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Keine besonderen Anforderungen.



7. INHABER DER ZULASSUNG


CT Arzneimittel GmbH

Graf-Arco-Str. 3

89079 Ulm

Telefon: 0800-800 5017



8. ZULASSUNGSNUMMER


74169.00.00



9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


Datum der Erteilung der Zulassung: 25. Februar 2009



10. STAND DER INFORMATION


Juli 2012





11. Verkaufsabgrenzung



Verschreibungspflichtig



Zusätzliche Angaben der Firma CT Arzneimittel GmbH
zur Bioverfügbarkeit vonBicalutamid-CT 150 mg Filmtabletten



Für Bicalutamid-CT 150 mg Filmtabletten wurde im Jahr 2004 eine Bioverfügbarkeitsstudie an 72 Probanden im Vergleich zum Referenzpräparat Casodex®150 mg durchgeführt. Die Studie brachte folgende Ergebnisse:



Ergebnisse

Pharmakokinetische Parameter von R-Bicalutamid nach Einmalgabe von 1 FilmtabletteBicalutamid-CT 150 mg Filmtabletten bzw. 1 Filmtablette Casodex®150 mg (geometrische Mittelwerte):




Bicalutamid-CT 150 mg Filmtabletten

(MW)

Casodex® 150 mg



(MW)

Cmax [ng/ml]

1748,0

1625,7

AUC0-∞ [h x ng/ml]

355347,8

339225,6



Cmax maximale Plasmakonzentration

AUC0-∞ Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve

MW Mittelwert




A bb.: Mittelwerte und Standardabweichungen der Plasmakonzentration von R-Bicalutamid nach Einmalgabe von 1 FilmtabletteBicalutamid-CT 150 mg Filmtabletten bzw. Casodex®150 mg.



Bioverfügbarkeit/Bioäquivalenzentscheid


Die mittlere relative Bioverfügbarkeit von Bicalutamid-CT 150 mg Filmtabletten im Vergleich zum Referenzpräparat beträgt 104,7 % (berechnet aus den geometrischen Mittelwerten s. o.).

Die statistische Bewertung der pharmakokinetischen Zielgrößen AUC und Cmaxdieser Studie beweist Bioäquivalenz zum Referenzpräparat Casodex®150 mg.



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