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Bleomycin Hexal

Document: 03.04.2009   Fachinformation (deutsch) change



Fachinformation

1. Bezeichnung des Arzneimittels

Bleomycin HEXAL

15.000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

1 Durchstechflasche mit 7,5 - 10,0 mg Pulver enthält: Bleomycinsulfat (lyophilisiert) 15.000 I.E., entsprechend einer standardisierten biologischen Aktivität von 15 mg Bleomycin.


Bleomycin HEXAL ist ein lyophilisiertes Pulver zur Injektion nach Auflösen. Die Aktivität ist standardisiert, wobei das Absolutgewicht des Inhalts chargenabhängig Schwankungen aufweisen kann.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung oder Infusionslösung


Weißes bis gelblich-weißes Lyophilisat, geruchlos



4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Bleomycin ist in Kombination mit anderen antineoplastisch wirksamen Arzneimitteln zur kurativen Therapie angezeigt bei


- Hodentumoren (Seminome, Nicht-Seminome)

- Frühstadium des Hodgkin-Lymphoms (Stadium I - II) bei schlechter Prognose, fortgeschrittenes Hodgkin-Lymphom (Stadium III - IV)

- Non-Hodgkin-Lymphomen (von intermediärem und hohem Malignitätsgrad im Erwachsenenalter)


Palliative intrapleurale Therapie maligner Pleuraergüsse.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Dosierung

Eine intravenöse Testdosis von 1 mg Bleomycin, gefolgt von einer vierstündigen Beobachtungszeit, sollte vor jeder Erstapplikation erfolgen.


Die Dosis ist dem Anwendungsgebiet, dem verwendeten Polychemotherapieplan und dem Zustand des Patienten individuell anzupassen.


Es gelten folgende Dosierungsanleitungen:


Hodentumore

Bei Erwachsenen wird Bleomycin im Rahmen des PEB-Protokolls (PEB: Cisplatin, Etoposid, Bleomycin) als i.v.-Bolus in einer Dosis von 30 mg an den Tagen 1, 8 und 15 eines Therapiezyklus für insgesamt 3 - 4 Zyklen angewendet.


Bei Kindern (ab einem Alter von 2 Jahren) wird Bleomycin im Rahmen des PEB- oder PVB-Protokolls (PVB: Cisplatin, Vinblastin, Bleomycin) als intravenöse 24-h-Infusion in einer Dosis von 15 mg/m2Körperoberfläche an den Tagen 1 - 3 eines Therapiezyklus für insgesamt 3 - 4 Zyklen angewendet.


Frühstadium des Hodgkin-Lymphoms (Stadium I - II) bei schlechter Prognose, fortgeschrittenes Hodgkin-Lymphom (Stadium III - IV)

Bei Erwachsenen wird Bleomycin im Rahmen des ABVD- oder MOPP/ ABVD-Protokolls (ABVD: Doxorubicin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin) in Einzeldosen von 10 mg/m2Körperoberfläche intravenös angewendet.


Bei Kindern wird Bleomycin im Rahmen des ABVD-Protokolls in Einzeldosen von 10 mg/m2Körperoberfläche intravenös angewendet.


Die Anzahl der Therapiezyklen ist abhängig vom Krankheitsstadium und dem verwendeten Therapieprotokoll (siehe Fachliteratur).


Non-Hodgkin-Lymphome (von intermediärem und hohem Malignitätsgrad im Erwachsenenalter)

Bleomycin wird im Rahmen des ProMACE-CytaBOM-Protokolls (Kombinationstherapie mit Prednison, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Etoposid, Cytarabin, Vincristin, Methotrexat, Calciumfolinat) in Einzeldosen von 5 mg/m2KOF angewendet.


Hinweis

Bei Lymphompatienten ist besondere Vorsicht angezeigt. Es wurden bei ca. 1 % dieser Patienten schwere idiosynkratische Reaktionen beobachtet. Diese schweren zum Teil verzögert auftretenden Überempfindlichkeitsreaktionen (Anaphylaxien) können mit sehr heftig verlaufenden Fieberanfällen mit Todesfolge einhergehen.


Palliative intrapleurale Therapie maligner Pleuraergüsse

Bleomycin-Monotherapie in Einzeldosen bis zu 60 mg intrapleural.


Weitere Einzelheiten sind der Fachliteratur bzw. den entsprechenden Therapieprotokollen zu entnehmen.


Die Dosierungsangaben erfolgen in Internationalen Einheiten (I.E.) oder Milligramm aktivem Bleomycin. 1.000 I.E. entsprechen 1 mg Bleomycin.


Dosierung bei älteren Patienten

Bei älteren Patienten kann keine Empfehlung zur Dosisanpassung gegeben werden (zur kumulativen Gesamtdosis von Bleomycin siehe Ziffer 6. "Nebenwirkungen").


Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, insbesondere bei einer Kreatininclearance < 35 ml/min, ist die Ausscheidung von Bleomycin verzögert. Gegenwärtig können keine gesicherten Empfehlungen zur Dosisreduktion bei dieser Patientengruppe gegeben werden.



Dosierung bei eingeschränkter Leberfunktion

Die Unbedenklichkeit bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion wurde nicht untersucht.


Art und Dauer

Vor der Anwendung wird das Pulver in 5 ml isotonischer Natriumchloridlösung aufgelöst. Zur weiteren Verdünnung ist isotonische Natriumchloridlösung zu verwenden.


Zur Rekonstitution und Entnahme sollten Kanülen mit einem Durchmesser von max. 0,8 mm verwendet werden.


Bleomycin kann als intravenöse, intramuskuläre und intrapleurale Injektion nach Auflösen, sowie als intravenöse Infusion nach Auflösen und Verdünnen angewendet werden. Die Art der Anwendung, sowie die zwischen den einzelnen Behandlungszyklen einzuhaltenden Intervalle ergeben sich aus den jeweiligen Therapieprotokollen.


Die Dauer der Anwendung bestimmt der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung des Therapieprotokolls und der individuellen Therapiesituation.


Eine kumulative Gesamtdosis von 450 mg sollte jedoch vermieden werden.


Intravenöse Injektion

Die erforderliche Dosis in 5 - 200 ml isotonischer Natriumchloridlösung lösen und langsam applizieren oder einer kontinuierlichen Infusion zufügen.


Intramuskuläre Injektion

Die erforderliche Dosis in bis zu 5 ml isotonischer Natriumchloridlösung lösen.


Intrapleurale Injektion

60 mg Bleomycin in 100 ml isotonischer Natriumchloridlösung auflösen.


Besonderer Hinweis

Bleomycin ist eine mutagene, potenziell karzinogene Substanz. Haut- und Schleimhautkontakte sind zu vermeiden. Bei Zubereitung und Applikation sind die Sicherheitsmaßnahmen für gefährliche Stoffe einzuhalten. Die Zubereitung muss mit Schutzhandschuhen, Mundschutz und Schutzkleidung durch hierfür ausgebildetes Personal erfolgen.


4.3 Gegenanzeigen

Bleomycin darf nicht angewendet werden bei:



Die Anwendung von Bleomycin in der Stillzeit ist kontraindiziert.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Die Anwendung darf nur bei strenger Indikationsstellung und laufender Kontrolle der Lungen- und Nierenfunktion und nur von Ärzten erfolgen, die mit dieser Therapie nachweislich Erfahrung haben.



Relative Kontraindikationen, die eine besonders strenge Nutzen-Risiko-Abwägung erfordern, sind:

Vorbestrahlung der Lunge oder des Mediastinums:

Bei vorausgegangener Bestrahlung des Mediastinums oder einzelner Lungenabschnitte ist das Risiko einer pulmonalen Toxizität erhöht.

Bei Niereninsuffizienz muss eine Dosisreduktion vorgenommen werden.


Myelotoxizität

Bleomycin ist kaum myelotoxisch. Eine bisweilen auftretende, meist geringgradige und nach Therapieende rasch reversible, passagere Thrombopenie ist durch einen erhöhten Thrombozytenverbrauch bedingt und nicht auf eine Einschränkung der Thrombozytenneubildung zurückzuführen.


Pulmonale Toxizität

Die bedeutendste Nebenwirkung von Bleomycinsulfat ist eine subakut oder chronisch verlaufende interstitielle plasmazelluläre Pneumonie mit potenziellem Übergang in eine interstitielle Fibrose, die im Einzelfall zum Tode führen kann.


Ein erhöhtes Risiko besteht insbesondere für ältere (über 70-jährige) Patienten, bei vorbestehender Lungenschädigung, nach Applikation von kumulativen Dosen über 300 bis 360 mg und bei vorausgegangener Strahlenbelastung der Lunge.


Bei Gesamtdosen über 400 mg ist mit einem häufigen Auftreten von Lungenschäden (bei über 10 % der Patienten) zu rechnen. Schwere Nebenwirkungen an der Lunge wurden jedoch auch bei jüngeren Patienten und bei Gesamtdosen unter 100 mg beobachtet. Die ersten klinischen Anzeichen sind Husten, Dyspnoe und/oder Fieber. Lungenfunktionsuntersuchungen, insbesondere die Messung der Kohlenmonoxiddiffusion und der Vitalkapazität, erlauben häufig die Frühdiagnose einer pulmonalen Toxizität.


Eine sorgfältige Überwachung der Patienten zur Erfassung frühzeitiger pathologischer, pulmonaler Symptome einschließlich physikalischer Untersuchungen und Röntgenaufnahmen der Lunge, ggf. ergänzt durch eine Computertomographie, sollte während der gesamten Behandlungsdauer und bis etwa 6 Wochen nach Therapieende erfolgen.


Röntgenologisch findet sich eine interstitielle Strukturverdichtung vorwiegend in den basalen Lungenabschnitten. Die Bleomycin-bedingte, überwiegend reversible Pneumonitis kann im weiteren Verlauf in eine Lungenfibrose übergehen und endet bei etwa 1 % der behandelten Patienten letal.


Weitere Risikofaktoren sind eine Vorbestrahlung des Mediastinums oder des Thorax sowie möglicherweise auch eine Sauerstoffapplikation im Rahmen einer Anästhesie oder die Kombination mit anderen Zytostatika.


Die Anwendung von Bleomycinsulfat als Kurzinfusion scheint das Risiko von Nebenwirkungen an den Atmungsorganen zu verringern.


Im Falle einer durch Bleomycinsulfat hervorgerufenen Lungenschädigung ist von einer weiteren Bleomycin-Gabe strikt abzusehen.



Immunreaktion

Bei ca. 1 % der Patienten, wobei es sich vor allem um Lymphompatienten handelte, wurden schwere idiosynkratische Reaktionen beobachtet. Diese schweren, z. T. verzögert auftretenden Überempfindlichkeitsreaktionen (Anaphylaxien) können mit sehr heftig verlaufenden Fieberanfällen mit Todesfolge einhergehen, weshalb bei diesen Patienten besondere Vorsicht angezeigt ist. Es wird daher eine intravenöse Testdosis von 1 mg Bleomycin, gefolgt von einer vierstündigen Beobachtungszeit, empfohlen.


Schüttelfrost und hohes Fieber (bis 41 °C) treten in diesem Zusammenhang häufig auf und werden meist 2 bis 6 Stunden nach der Anwendung beobachtet (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen).


In Einzelfällen wurde bei Lymphompatienten über verzögert auftretende, akute und fulminant verlaufende Hyperpyrexien mit Todesfolge berichtet.


Hautreaktionen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Bleomycinsulfat betreffen die Haut und Schleimhäute und werden bei etwa der Hälfte aller Patienten beobachtet, gelegentlich sind sie dosisbegrenzend. Die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen korreliert in der Regel mit der kumulativen Dosis. Diese Nebenwirkungen treten meist in der zweiten bis dritten Behandlungswoche auf und sind meist, aber nicht immer reversibel. Bei einzelnen Patienten muss die Therapie aufgrund dieser Nebenwirkungen abgesetzt werden (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen).


Empfängnisverhütende Maßnahmen

Empfängnisverhütende Maßnahmen sind anzuraten. Bleomycinsulfat kann erbgutschädigend wirken. Männern, die mit Bleomycinsulfat behandelt werden, wird empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monate danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer irreversiblen Infertilität durch die Therapie mit Bleomycinsulfat über eine Spermakonservierung beraten zu lassen.


Frauen sollten während der Therapie nicht schwanger werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Bei vorausgegangener oder simultan durchgeführter Radiotherapie der Lunge, obstruktiven und restriktiven Lungenerkrankungen und bei Kombination mit anderen lungentoxischen Zytostatika (z. B. Mitomycin C) muss mit einer verstärkten pulmonalen Toxizität gerechnet werden.


Durch Komedikation mit nephrotoxischen Substanzen, u. a. auch Zytostatika (z. B. Cisplatin), kann es zu einer Erhöhung der Toxizität des Bleomycins infolge einer Ausscheidungsverzögerung kommen.


Über eine geringere Wirkung von Digoxin wegen verminderter oraler Bioverfügbarkeit und über eine Verringerung der Phenytoin-Blutspiegel bei Kombination mit Bleomycin wurde berichtet.


Unter zytostatischer Therapie ist nach Impfung mit Lebendimpfstoffen das Risiko einer schweren generalisierten Infektion erhöht. Impfungen mit Lebendvakzinen sollten daher nicht im Zusammenhang mit einer Bleomycin-Behandlung erfolgen. Der Kontakt mit Polioimpflingen sollte vermieden werden. Zytostatika können die Antikörperbildung nach Influenzaimpfung verringern.



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Bleomycin kann erbgutschädigend wirken und die Entwicklung eines Embryos beeinträchtigen. Bleomycin HEXAL sollte daher nicht während der Schwangerschaft angewendet werden. Bei vitaler Indikation zur Behandlung einer schwangeren Patientin sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen.Tritt während der Behandlung mit Bleomycin eine Schwangerschaft ein, so ist die Möglichkeit einer genetischen Beratung zu nutzen.


Die Anwendung von Bleomycin in der Stillzeit ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3 Gegenanzeigen).


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Bleomycin kann durch Erzeugung von Übelkeit und Erbrechen indirekt zu einer Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit oder der Bedienbarkeit von Maschinen führen.


4.8 Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Bleomycin betreffen Haut und Schleimhäute und werden bei etwa der Hälfte aller Patienten beobachtet, gelegentlich sind sie dosisbegrenzend.


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:


Sehr häufig (>1/10)

Häufig (>1/100 - < 1/10)

Gelegentlich (>1/1.000 - < 1/100)

Selten (>1/10.000 - < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Nicht bekannt:Thrombopenie


Erkrankungen des Immunsystems

Häufig:

Schwere Anaphylaxien (inkl. schwerster Fieberanfälle, z. T. fatal)


Stoffwechsel und Ernährungsstörungen

Häufig:

Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust


Gefäßerkrankungen

Selten:

Schäden an den Blutgefäßen (z. B. Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, Durchblutungsstörungen im Gehirn, Entzündung der Gehirnarterien, so genanntes hämolytisch urämisches Syndrom sowie Raynaud-Phänomen)


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums

Sehr häufig:

Subakut oder chronisch verlaufende interstitielle plasmazelluläre Pneumonie (bindegewebiger Umbau, z. T. fatal)


Gelegentlich:

Lungenfibrose


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig:

Stomatitis


Häufig:

Übelkeit, Erbrechen und Schleimhautentzündung in Abhängigkeit von der Dosis


Die Häufigkeit mukokutaner Neben­wir­kungen korreliert in der Regel mit der kumulativen Dosis. Sie treten meist in der zweiten bis dritten Behandlungs­woche auf und sind in der Regel rever­sibel.


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Sehr häufig:

Erytheme und Exantheme vorwiegend im Bereich der Hände und Füße, Blasenbildungen, Hyperpigmentierung (besonders in vorher bestrahlten Regionen), Ödeme, Nagelveränderungen, Hyperkeratosen, Striae, Alopezie, Pruritus, Empfindlichkeit der Haut


Gelegentlich:

Sklerodermie und Nekrosen


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Häufig:

Gelenk- und Muskelschmerzen


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig:

Schüttelfrost und hohes Fieber (bis 41 °C)


Selten:

Schmerzen an der Einstichstelle


Sehr selten:

In Einzelfällen wurde bei Lymphompatienten über verzögert auftretende, akute und fulminant verlaufende Hyperpyrexien mit Todesfolge berichtet.


4.9 Überdosierung

Ein spezifisches Gegenmittel (Antidot) für Bleomycin ist nicht bekannt.


Die Behandlung der Überdosierung schließt allgemeine unterstützende Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Überbrückung einer möglicherweise toxischen Phase ein.


Bei Überdosierung muss mit verstärkten kutanen und pulmonalen Nebenwirkungen gerechnet werden. Die Therapie ist sofort abzubrechen.


Spezifische Maßnahmen zur Behandlung einer Überdosierung sind nicht gesichert. Eine sorgfältige Überwachung der Lungenfunktion sowie der hämatologischen Parameter ist erforderlich.


Bleomycin ist nicht dialysierbar.





5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Zytotoxische Antibiotika

ATC Code: L01D C01


Bleomycin ist ein gelblich-weißes, in Wasser gut lösliches Pulver. Es handelt sich um ein Gemisch aus Glykopeptiden, das aus dem Aktinomyceten Streptomyces verticillus gewonnen wird. Die Derivate Bleomycin A2 und Bleomycin B2 sind mit 55 - 70 % bzw. 25 - 32 % am Gesamtgehalt beteiligt.


Bleomycin vermag die Replikation von Säugerzellen, aber auch von Viren und Bakterien zu hemmen. Es entfaltet seine zytotoxische Wirkung durch eine spezifische Bindung an DNA, wobei es zu Einzelstrangbrüchen, in höheren Konzentrationen auch zu Doppelstrangbrüchen führt. Hierbei wirkt Bleomycin als Endonuklease. Die Hemmung der DNA-Synthese ist deutlich stärker als die der RNA-Synthese. Die höchste Empfindlichkeit haben Zellen in der G2- und M-Phase des Zellzyklus.


Eine Inaktivierung von Bleomycin kann durch Hydrolasen, aber auch verschiedene niedrigmolekulare Eiweißfraktionen erfolgen. Eine selektive Organtoxizität von Bleomycin korreliert möglicherweise mit dem betreffenden Gehalt an Bleomycin-Hydrolase in entsprechenden Geweben.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Plasmaspitzenkonzentration erreicht 1 - 10 µg/ml nach i.v.-Bolusinjektion von 15 mg/m2(KOF).


Die Plasmaelimination verläuft biphasisch mit einer initialen Halbwertszeit (t1/2α) von 24 Minuten und einer 2. Halbwertszeit (t1/2β) von 2 - 4 Stunden.


Bei Patienten mit Einschränkung der renalen Funktion ist die Halbwertszeit erheblich verlängert, insbesondere wenn die Kreatinin-Clearance auf weniger als 35 ml/min verringert ist.


Die maximale Plasmakonzentration nach intramuskulärer Applikation beträgt etwa ein Zehntel derjenigen nach intravenöser Anwendung. Die mittlere Halbwertszeit nach intramuskulärer Anwendung beträgt ca. 2,5 Stunden.


Bei intrapleuraler Applikation werden ca. 45 % der Dosis in den Kreislauf resorbiert.


Tierexperimentelle Untersuchungen zeigten, dass unverändertes Bleomycin vermehrt in der Haut, Lunge, Niere, Peritoneum und dem lymphatischen Gewebe angereichert wird. Im Knochenmark finden sich hingegen nur geringe Konzentrationen.


Eine selektive Organtoxizität korreliert möglicherweise mit dem betreffenden Gehalt an Bleomycin-Hydrolase im entsprechenden Gewebe.


Nach einer i.v.-Bolusinjektion ist eine rasche Plasmaelimination zu beobachten, wobei der renalen Elimination besondere Bedeutung zukommt. Beim Menschen werden 60 - 70 % des verabreichten Bleomycins unverändert im Urin ausgeschieden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial


Bleomycin besitzt aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften mutagene und karzinogene Wirkungen, die in entsprechenden experimentellen Systemen nachweisbar sind.


Reproduktionstoxikologie


Bleomycin besitzt aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften teratogene Wirkungen, die in entsprechenden experimentellen Systemen nachweisbar sind.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

(Schutzgas: Stickstoff)


1 Durchstechflasche mit 5 ml Lösungsmittel zum Auflösen enthält 45 mg Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.


6.2 Inkompatibilitäten

Bleomycinsulfatlösung ist grundsätzlich getrennt von anderen Infusionen zu applizieren.


Bleomycin ist inkompatibel mit Ascorbinsäure, essenziellen Aminosäuren, Benzylpenicillin, Carbenicillin, Cefazolin, Furosemid, Hydrocortison, Methotrexat, Mitomycin, Nafcillin, Riboflavin, Terbutalin, Theophyllin (Aminophyllin) und muss deshalb getrennt von diesen infundiert werden.


Da Bleomycin mit 2- und 3-wertigen Kationen Chelat-Komplexe bildet, darf es nicht mit entsprechenden Lösungen (insbesondere Kupferionen) gemischt werden.


Substanzen mit einer Sulfhydryl-Gruppe (z. B. Glutathion) inaktivieren Bleomycin.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Im Kühlschrank lagern (2°C - 8°C)


Das Arzneimittel soll nach Ablauf des auf der Packung angegebenen Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Originalpackungen mit je 1 (N1) bzw. 10 (N2) Durchstechflaschen mit Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung oder Infusionslösung

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Die Rekonstitution des Lyophilisats sollte immer erst unmittelbar vor der Anwendung erfolgen.


Das rekonstituierte Lyophilisat ist zum sofortigen Gebrauch bestimmt. Nur zur einmaligen Anwendung! Restmengen verwerfen!


Vor der Anwendung sollte die Lösung daraufhin überprüft werden, dass sie frei von Partikeln ist und keine Verfärbung aufweist.


Das Merkblatt "Sichere Handhabung von Zytostatika" der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege ist zu beachten.


Beim Umgang mit Bleomycin HEXAL sollten - wie bei allen zytotoxisch wirksamen Substanzen - entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden.


Beim Umgang mit Bleomycin HEXAL sollten die Inhalation sowie Haut- und Schleimhautkontakte vermieden werden (Handschuhe tragen!).


Kontaminierte Körperstellen sollen umgehend gründlich mit Wasser gereinigt werden. Zur Reinigung der Haut kann Seife verwendet werden.


Die Zubereitung sollte durch geschultes Personal in Sicherheitswerkbänken mit Laminar flow erfolgen.


Schwangeres Personal ist vom Umgang mit Zytostatika auszuschließen.


Wenn Teile des Arzneimittels verschüttet werden, ist der Zutritt zu diesem Gebiet zu verwehren. Es sind zwei Paar Latex-Handschuhe, eine Atemmaske, ein Schutzmantel und eine Sicherheitsbrille anzulegen. Die verschmutzte Stelle ist mit adsorbierendem Material (z. B. saugendem Papier oder Ähnlichem) abzudecken. Verschüttetes kann mit 5%iger Natriumhydroxid-Lösung behandelt werden. Alle beteiligten Abfälle sind in einen dichten Plastikbehälter zu geben, als zytotoxisch zu kennzeichnen und wie oben beschrieben zu vernichten. Die betroffene Stelle anschließend mit viel Wasser reinigen.

Das Arzneimittel ist zytotoxisch, Reste sind in den Sondermüll zu geben und bei 1.100 °C zu verbrennen! (siehe Merkblatt der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall)


7. Inhaber der Zulassung

HEXAL AG

Industriestraße 25

83607 Holzkirchen

Telefon: (08024) 908-0

Telefax: (08024) 908-1290

E-Mail: medwiss@hexal.com



8. Zulassungsnummer

35913.00.00



9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

14.04.1999 / 14.06.2004



10. Stand der Information

April 2009



11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

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