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Chloralhydrat-Rectiole

Document: 03.04.2008   Fachinformation (deutsch) change

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben:


FACHINFORMATION


Bezeichnung des Arzneimittels

Chloralhydrat-Rectiole®

600 mg Chloralhydrat (Ph.Eur.) in 3 g Rektallösung (1 Miniklistier)


Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Wirkstoff: Chloralhydrat (Ph.Eur.)

1 Miniklistier (Rectiole) mit 3 g Rektallösung enthält 600 mg Chloralhydrat (Ph.Eur.).

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


Darreichungsform


Rektallösung


Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Zur Sedierung von Kindern und Kleinkindern ab 12 kg vor diagnostischen und therapeutischen Eingriffen.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Zur rektalen Anwendung

Chloralhydrat-Rectiole®ist nur für die Akutbehandlung vorgesehen.

bei Kleinkindern ab 12 kg: den Inhalt einer Rectiole

bei Kindern ab 24 kg: den Inhalt von max. 2 Rectiolen in den Enddarm geben.

Vor der Anwendung die Verschlusskappe abziehen und den Hals der Rectiole z. B. mit Kindercreme einfetten und dann behutsam in den After einführen. Die Rectiole durch kräftiges Zusammendrücken leeren und beim Herausziehen zusammengedrückt lassen, damit der Wirkstoff nicht wieder zurückgesaugt werden kann.


4.3 Gegenanzeigen


Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe.

Nicht anwenden bei:

Schweren Lebererkrankungen

Schweren Nierenerkrankungen

Schweren Herz-Kreislaufkrankheiten


Nur mit Vorsicht anwenden bei Porphyrien

(Gastritis; Magen-Darm Ulcera entfällt bei rektaler Anwendung)


Chloralhydrat-Rectiolen®sind nicht zur Anwendung bei Kindern unter 12 kg geeignet.


Bei Kindern mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom besteht das Risiko einer akuten lebensbedrohlichen respiratorischen Insuffizienz.


Schwangerschaft und Stillzeit


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Dieses Arzneimittel beeinträchtigt das Bewusstsein. Auch mehrere Stunden nach seiner Anwendung kann das Reaktionsvermögen noch deutlich eingeschränkt sein.

Dies gilt in besonderem Maße nach unzureichendem Schlaf. Kinder sollten deshalb nach der Anwendung entsprechend überwacht werden.


Chloralhydrat ist nur für die Akutbehandlung vorgesehen.


Wie bei anderen zentral wirkenden Hypnotika/Sedativa kann die längere Anwendung zur Toleranz- und Abhängigkeitsentwicklung führen.


Chloralhydrat sollte aufgrund seiner möglichen arrhythmogenen Wirkung (s. 4.8) bei Patienten mit vorbestehender Herzerkrankung oder bei gleichzeitiger Medikation mit Arzneimitteln, die die QT-Zeit verlängern können, nur mit Vorsicht eingesetzt werden.


Bei Säuglingen soll die kurzfristig wiederholte Gabe von Chloralhydrat vermieden werden, da es zur Akkumulation von Metaboliten (Trichlorethanol) mit toxischen Wirkungen

kommen kann (s. 5.2). Es gibt Hinweise auf das Auftreten einer Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen nach wiederholter Gabe von Chloralhydrat.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Die Wirkung von Chloralhydrat kann durch andere zentral dämpfende Stoffe in synergistischer Weise verstärkt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung von Barbituraten oder Benzodiazepinen sowie von zentralen Muskelrelaxanzien steigt die Häufigkeit des Auftretens von Nebenwirkungen, die zentral hypnotisch-sedierende Wirkung sowie atemdepressive Effekte können in unvorhergesehener Weise verstärkt werden.

Alkohol kann zu einer Potenzierung der zentral dämpfenden Wirkung von Chloralhydrat führen. Gleichzeitige Anwendung von Alkohol und Chloralhydrat kann zu Symptomen wie Kopfschmerz, Flush, Tachykardie und Hypotension führen.

Cumarinderivate (Antikoagulantien) können durch Chloralhydrat aus der Plasmaproteinbindung verdrängt und in ihrer Wirkung verstärkt werden. Es besteht die Gefahr einer Hypoprothrombinämie.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Furosemid und Chloralhydrat wurden Vasodilatation, Unwohlsein, Hautrötung (Flush), Blutdruckabfall und Schwitzen beobachtet. Dies wird auf eine Konkurrenz um Plasmaproteinbindungen zurückgeführt.

Chloralhydrat kann möglicherweise die Testergebnisse für Glukose im Urin und die Porter-Silber-Farbreaktion beeinflussen.

Bei gleichzeitiger Anwendung QT-Zeit-verlängernder Arzneimittel besteht die Möglichkeit einer synergistischen Wirkung. Herzrhythmusstörungen können die Folge sein (s. 4.4).


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft:

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Chloralhydrat bei Schwangeren vor. Ebenso liegen keine hinreichenden tierexperimentellen Studien in Bezug

auf die Auswirkungen von Chloralhydrat auf die Schwangerschaft, Geburt sowie die postnatale Entwicklung vor (siehe 5.3). Die Anwendung von Chloralhydrat-Rectiole®während der Schwangerschaft ist daher kontraindiziert.


Stillzeit:

Chloralhydrat, der Wirkstoff von Chloralhydrat-Rectiole®, wird in geringen Mengen in die Muttermilch ausgeschieden. Da eine sedative Wirkung beim gestillten Säugling nicht ausgeschlossen werden kann, ist die Anwendung von Chloralhydrat-Rectiole®in der Stillzeit kontraindiziert. Ist eine Behandlung mit Chloralhydrat-Rectiole®in der Stillzeit zwingend erforderlich, muss abgestillt werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol. (siehe 4.4)


Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig: ( 1/10)

Häufig: ( 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich: ( 1/1.000 bis < 1/100)

Selten: ( 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten: (< 1/10.000)

Nicht bekannt: (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Häufigwerden berichtet:

Schläfrigkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, paradoxe Reaktionen (Hyperaktivität), milde Atemdepression, Desorientierung und Verwirrtheitszustände, Ängstlichkeit, Schwindel und Schlafstörungen.


Gelegentlichkönnen allergische Reaktionen z.B. mit Hautrötungen auftreten.


Seltenwurde über Fälle von Schleimhautreizungen am Anwendungsort, Ketonurie, Bradykardie, der Entwicklung einer Hypoprothrombinämie oder einer reversiblen Erhöhung der hepatischen Aminotransferase berichtet.


Chloralhydrat gehört zu den Substanzen mit sedativ/hypnotischer Wirkung, die im Verdacht stehen, QT-Intervallverlängerungen hervorzurufen.

Bei vorbestehenden Herzerkrankungen können Arrhythmien und Tachyarrhythmien auftreten.


In der Literatur gibt es Hinweise darauf, dass nach langdauernder Anwendung von Chloralhydrat an Neugeborenen eine Hyperbilirubinämie auftreten kann, die möglicherweise auf die lange Halbwertzeit des Metaboliten Trichlorethanol zurückzuführen ist.

4.9 Überdosierung/ Notfallmaßnahmen


Bei einer Chloralhydrat-Intoxikation können auftreten: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sedierung bis zum Koma, fehlende Reflexe (bei erhaltener Pupillenreaktion), Atemdepression, Hypotonie und Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern, supraventrikuläre und ventrikuläre Tachykardie, Bigeminie, Torsade de pointes, Asystolie), Temperaturregulationsstörungen.

Die Therapie einer Intoxikation erfolgt nach Absetzen des Medikaments symptomatisch nach Art und Schweregrad der aufgetretenen Symptome: Aufrechterhaltung der respiratorischen Funktion, Kreislaufstabilisierung, ggf. Rhythmustherapie (z. B. mit kurzwirksamen β-Blockern). Ggf. können Hämoperfusion und Hämodialyse angewandt werden.


PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Hypnotikum/Sedativum

ATC-Code: N05CC01

Chloralhydrat zeigt dosisabhängig sedative, hypnotische bzw. narkotische Wirkung, eine schwache antikonvulsive Wirkung ist ebenfalls beschrieben.

Die Wirkung von Chloralhydrat beruht auf einer Dämpfung des Zentralnervensystems. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht geklärt. Es gibt Hinweise auf einen Wirkmechanismus in Verbindung mit GABA (γ-Aminobuttersäure). Des Weiteren wird eine Beeinflussung von durch Glutamat aktivierten Ionenkanälen diskutiert. Ergebnisse verschiedener Studien deuten darauf hin, dass die sedierenden und narkotischen Effekte von Chloralhydrat bzw. Trichlorethanol auf einer Kombination von hemmender (auf Glutaminerge Übertragung basierender) und stimulierender (auf GABAerge Übertragung basierender) Wirkung beruhen.

Das Schlafsteuerzentrum bleibt durch Chloralhydrat nahezu unbeeinflusst, daher wird die Schlafrhythmik mit Tiefschlaf- und REM-Phasen nicht verändert.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Absorption

Nach rektaler Verabreichung wird Chloralhydrat sehr schnell und nahezu vollständig resorbiert und zu 92% in den aktiven Metaboliten Trichlorethanol sowie zu 8% in die inaktive Trichloressigsäure umgewandelt.


Nach rektaler Anwendung werden maximale Plasmaspiegel für Trichlorethanol nach
20-60 min erreicht. Die HWZ von Chloralhydrat beträgt 4 min, die HWZ von Trichlorethanol liegt bei 7-10 Stunden. Die HWZ von Trichloressigsäure beträgt ca. 4 Tage.


Verteilung

Chloralhydrat und seine Metabolite werden sehr gut in allen Gewebe verteilt. Sie sind auch im Fötalkreislauf sowie in der Muttermilch nachweisbar.


Über die Plasmaproteinbindung von Chloralhydrat liegen aufgrund der schnellen Umwandlung kaum Daten vor, sie wird jedoch als gering eingestuft. Die Plasma-proteinbindung von Trichlorethanol wird mit ca. 40% und von Trichloressigsäure mit 86% angegeben.


Metabolismus

Die Metabolisierung von Chloralhydrat in Trichlorethanol und Trichloressigsäure erfolgt über die Alkoholdehydrogenase. Trichlorethanol wird in der Leber und den Erythrocyten mit Glucuronsäure konjugiert und größtenteils renal als Urochloralsäure ausgeschieden. Nur ein kleiner Anteil unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf.


Elimination

Eine niedrige renale Clearance von unverändertem Chloralhydrat (1,56% als Chloralhydrat, 0,27% als Trichloressigsäure im Urin nachgewiesen) zeigt, dass Chloralhydrat hauptsächlich in metabolisierter Form eliminiert wird. Die Elimination verläuft biphasisch. Die erste schnelle Phase wird durch die Metabolisierung von Chloralhydrat in TCE und Trichloressigsäure bestimmt. Die zweite Phase ist durch die Elimination von TCE charakterisiert. 10% des TCE werden als Glucuronid nach 2 Stunden, weitere 25% innerhalb der nächsten 6 Stunden, über die Niere eliminiert.


Pathophysiologische Variationen

Altersbedingte Unterschiede im Metabolismus von Chloralhydrat sind beschrieben. Bei Säuglingen kann die HWZ auf das Dreifache gegenüber der HWZ bei Erwachsenen ansteigen. Als Grund hierfür wird ein noch unvollständig ausgebildeter hepatischer Metabolismus und eine niedrigere glomeruläre Filtrationsrate vermutet.

Bei Säuglingen sollte die kurzfristig wiederholte Gabe von Chloralhydrat vermieden werden, da es zur Akkumulation von Metaboliten insbesondere Trichlorethanol mit Folge von toxischen Wirkungen kommen kann.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Die verfügbaren Daten zur Genotoxizität und Kanzerogenität liefern keinen Nachweis für ein relevantes mutagenes bzw. kanzerogenes Potential von Chloralhydrat bei bestimmungsgemäßer Anwendung.

Im Tierversuch wurde für Chloralhydrat kein abhängigkeitserzeugendes Potential gefunden.

Chloralhydrat ist hinsichtlich möglicher Effekte auf die männliche und weibliche Fertilität sowie auf die postnatale Entwicklung pränatal exponierter Nachkommen nur unzureichend untersucht worden. Die Ergebnisse aus In-vivo-Studien mit Chloralhydrat an Ratten und Kaninchen weisen nicht auf ein teratogenes Potential hin. In In-vitro-Untersuchungen induzierte Chloralhydrat jedoch dosisabhängig Wachstumsretardierungen und Missbildungen. Bei Ratten wurde nach chronischer hochdosierter Anwendung eine geringfügige Reduktion der Spermienmotilität festgestellt.


Akute Toxizität

Bei adulten Ratten betrug die LD50nach oraler Gabe 479 mg/kg KG, bei 2 Tage alten Ratten betrug die LD50285 mg/kg KG. Bei Kaninchen und Hund lag die LD50nach oraler Verabreichung bei 1000 mg/kg KG.

Die beim Menschen als tödlich eingestufte mittlere orale Dosis liegt bei 10 g, kann jedoch individuell zwischen 4 und 30 g schwanken.


Chronische Toxizität

An CD1 Mäusen zeigte die 14-tägige Gabe von 14,4 mg/kg/Tag bzw. 144 mg/kg/Tag keinen Einfluss auf Körpergewicht, Verhalten, motorische Aktivität, Koordination und Ausdauer. Auch eine Erhöhung auf 160 mg/kg/Tag über 90 Tage hatte bis auf das Absinken der Körpertemperatur keinen Einfluss auf neurobiologische Parameter.


PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Mittelkettige Triglyceride.


6.2 Inkompatibilitäten


Keine bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


Chloralhydrat-Rectiole®ist 24 Monate haltbar.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Die Rectiolen vor Licht geschützt aufbewahren.

Nicht über 25°C lagern!


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Plastiktuben mit Applikationskanüle mit je 3 g Rektallösung.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.


Inhaber der Zulassung


Dr. Gerhard Mann

Chem.-pharm. Fabrik GmbH

Brunsbütteler Damm 165-173

13581 Berlin

Telefon: 0800-0909490-90 (gebührenfrei)

Telefax: 030-33093-350

E-Mail: DMP@bausch.com


8. Zulassungsnummer


6445162.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung


03.09.2004


10. Stand der Information


Februar 2008


11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig.



Mitvertrieb durch


Bausch & Lomb GmbH

Brunsbütteler Damm 165-173

13581 Berlin

Telefon: 0800-0909490-90 (gebührenfrei)

Telefax: 030-33093-350

E-Mail: DMP@bausch.com



www.mannpharma.de

Chloralhydrat-Rectiole_FI/Zul.-Nr. 6445162.00.00

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