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Estracept 280 Mg Hartkapseln

Fachinformation zur Änderungsanzeige vom 04. Juni 2007

EstraCept® 280 mg; Zul.-Nr.: 52387.01.00

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Fachinformation

1. Bezeichnung der Arzneimittel

EstraCept®280 mg

Wirkstoff: Estramustin-17b-dihydrogenphosphat, Dinatriumsalz

2. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht

Verschreibungspflichtig

3. Zusammensetzung der Arzneimittel

3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe

Zytostatika, Metastasenhemmer

3.2 Arzneilich wirksamer Bestandteil

1 Kapsel EstraCept®280 mg enthält:

Estramustin-17b-dihydrogenphosphat, Dinatriumsalz 303,6 mg

entsprechend Estramustin-17b-dihydrogenphosphat 280 mg

3.3 Sonstige Bestandteile

EstraCept®280 mg enthält:

Talkum, hochdisperses Siliciumdioxid, Natriumdodecylsulfat, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Gelatine, Farbstoffe (E 127, E 132, E 172), Titandioxid (E 171)

4. Anwendungsgebiete

Palliative Behandlung des fortgeschrittenen hormonrefraktären Prostatakarzinoms

5. Gegenanzeigen

EstraCept®sollte bei Patienten mit folgender Anamnese nicht verwendet werden:

Hinweis:

Vorsicht wird empfohlen bei Patienten mit vorangegangener Thrombophlebitis, Thrombose oder thromboembolischen Störungen, insbesondere wenn diese in Zusammenhang mit einer Estrogentherapie standen, sowie bei Patienten mit zerebrovaskulären oder koronaren Erkrankungen, peptischen Ulkuserkrankungen und Herpes zoster.

Estramustin kann den Calcium-Phosphat-Stoffwechsel beeinflussen. Es darf daher nur mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, welche unter Ossifikationsstörungen leiden, insbesondere wenn gleichzeitig eine Niereninsuffizienz und Hyperkalzämie vorliegen.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit:

Die Anwendung von EstraCept®bei Frauen ist kontraindiziert.

6. Nebenwirkungen

Gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Diarrhoe treten häufig zu Beginn der Therapie auf. Die Gabe von Antiemetika oder eine vorübergehende Dosisreduzierung (1-2 Wochen) können hier hilfreich sein.

Weiterhin kommt es häufig zu kardiovaskulären Komplikationen, vorwiegend Thromboembolien, Ödemen, Herzinsuffizienz sowie ischämischen Beschwerden bis hin zum Herzinfarkt. Diese Nebenwirkungen sind zu einem hohen Prozentsatz schwerwiegend.

Häufig werden auch Gynäkomastie, Libido- und Potenzverlust beobachtet.

Blutbildveränderungen (Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie), eine Beeinträchtigung der Leberfunktion und des biliären Systems werden gelegentlich beobachtet. Diese Nebenwirkungen waren aber in der Regel nach Reduzierung der Dosis auf die Hälfte bzw. nach kurzzeitigem Absetzen des Präparates reversibel. Nach Abklingen der Symptome sollte die volle Dosis wieder verabreicht werden.

Gelegentlich bis selten können Hautreizungen, Ausschläge, Juckreiz und Allergien auftreten. Selten kommt es zu Muskelschwäche, Depression, Kopfschmerzen, Verwirrung und Lethargie. Über ein Quinckeödem wurde in Einzelfällen berichtet.

Infolge gesteigerter renaler Phosphatausscheidung kann es zu Hypophosphatämie kommen.

Kurzdauernde Schmerzen oder Mißempfindungen (Hitzegefühl) im Bereich des Perineums und der Prostata können auftreten.


Hinweis für Verkehrsteilnehmer:

Gastrointestinale und kardiovaskuläre Nebenwirkungen können zu einer Beeinträchtigung beim Führen von Kraftfahrzeugen und der Bedienung von Maschinen führen.

7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln

Polyvalente Ionen können mit Estramustin-17b-dihydrogenphosphat (Estramustinphosphat; EMP) schwerlösliche Salze bilden. Calciumreiche Nahrung wie Milch oder Milchprodukte sowie calcium-, magnesium- oder aluminumhaltige Präparate und Mineralwasser mit einem Calciumgehalt über 200 mg/l können somit zu einem Wirkungsverlust von oral gegebenem Estramustinphosphat führen und sind im Zusammenhang mit der Einnahme von EstraCept®Kapseln zu vermeiden.

8. Warnhinweise

EstraCept®und dessen Metaboliten können erbgutschädigend wirken. Männern, die mit EstraCept®behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis 6 Monate danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer irreversiblen Infertilität durch die Therapie mit EstraCept®über eine Spermakonservierung beraten zu lassen. Da nicht bekannt ist, ob EstraCept®oder dessen Metaboliten mit dem Ejakulat ausgeschieden werden, sollten Kondome beim Geschlechtsverkehr verwendet werden.

9. Wichtigste Inkompatibilitäten

Entfällt bei oraler Verabreichung.

10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben

Die Behandlung mit Estramustinphosphat sollte nur von Ärzten erfolgen, die in der Tumortherapie erfahren sind.

Initialdosierung:

EstraCept®280 mg: 3 x 1 Kapsel/Tag über 4 Wochen

Zeigt sich nach 4 Wochen eine subjektive Besserung, wird die Therapie fortgesetzt.

Erhaltungsdosierung:

EstraCept®280 mg: 2 x 1 Kapsel/Tag; bei Bedarf (z. B. hohes Körpergewicht) 3 x 1 Kapsel/Tag

11. Art und Dauer der Anwendung

EstraCept®Kapseln sollten mindestens 1 Stunde vor oder frühestens 2 Stunden nach dem Essen (dazu zählen auch Milch und Milchprodukte) eingenommen werden.

EstraCept®Kapseln sollen nichtzusammen mit Milch oder Milchprodukten, calcium-, magnesium- oder aluminumhaltigen Präparaten (z.B. Antazida) sowie calciumreichem Mineralwasser mit einem Calcium-Gehalt über 200 mg/l eingenommen werden.

Hat die Initialtherapie Erfolg, so muß die Therapie mit EstraCept®dauerhaft bis zum Auftreten einer objektiv meßbaren Progression fortgesetzt werden. Therapieabbruch kann ein rasches Fortschreiten der Krankheit bewirken.

12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel

Berichte über eine akute Überdosierung liegen nicht vor. Es ist eine Verstärkung der Nebenwirkungen, insbesondere der gastrointestinalen Symptome, zu erwarten. Magenspülung und symptomatische Behandlung werden empfohlen. Die hämatologischen und hepatischen Parameter sollten mindestens sechs Wochen lang kontrolliert werden.

13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind

13.1 Pharmakologische Eigenschaften

Estramustinphosphat ist ein Zytostatikum. Bei der Verbindung handelt es sich um ein in 17-Stellung phosphoryliertes Estradiolderivat, das jedoch keine Affinität zum Estrogenrezeptor aufweist, da die phenolische OH-Gruppe mit Nor-Stickstoff-Lost zum Urethan verestert ist. Auch wirkt die Verbindung selbst, aufgrund der geringen Nucleophilie des Stickstoffes, nicht als Alkylans. Estramustinphosphat wird vollständig dephosphoryliert; dabei entstehen die zytotoxisch aktiven Substanzen Estramustin und durch Oxidation Estromustin.

Ca. 10 – 15% der beiden zytotoxischen Metaboliten werden durch Esterasen zu Estradiol und Estron (Verhältnis 1 : 10) gespalten. Über den Verbleib und das weitere Schicksal des dabei freiwerdendenN-Lost ist wenig bekannt. Da Karbamidasen im tumorösen Prostatagewebe nachgewiesen werden können, ist nicht auszuschließen, daß N-Lost möglicherweise zum zytostatischen Effekt von Estramustinphosphat beiträgt. Untersuchungen hierüber liegen jedoch bisher nicht vor.

In vitro wirken Estramustinphosphat bzw. die aktiven Metaboliten Estra- und Estromustin zytotoxisch auf die Prostatakarzinom-Zellinien PC-1013L, PC-3 und DU 145. Für Estramustinphosphat und Estramustin wurden antimitotische und antimikrotubuläre Effekte festgestellt, die vermutlich durch nachgewiesene Interaktionen mit Mikrotubuli-assoziierten- und tau-Proteinen zustande kommen. Im Prostata-, Prostatakarzinom- und benignen Prostatahyperplasie-Gewebe werden Estra- und Estromustin an das sogenannte Estramustin-bindende-Protein gebunden, in vivo wurde jedoch lediglich eine Anreicherung von Estramustin im Prostatakarzinom beobachtet.

Estramustinphosphat zeigt eine wachstumshemmende Wirkung, an den experimentellen Prostatakarzinomen PC 82, PCEW und R-3327, jedoch nicht am Prostataschuppenzellkarzinom 11095 und am Prostataadenokarzinom, Linie I.

Die estrogenen Komponenten wirken via Hypophysen-Gonadenachse durch Senkung der LH- und FSH-Produktion auf die Testes und reduzieren somit die Androgenproduktion. Die Folge ist ein Absinken des Testosteronspiegels auf Kastratniveau innerhalb einer Woche. Die estrogenen Komponenten wirken zusätzlich zytotoxisch durch Hemmung der 5-a-Reduktase.

13.2 Toxikologische Eigenschaften

In reproduktionstoxikologischen Studien traten bereits in Dosierungen, die unterhalb der humantherapeutischen Dosis lagen, Effekte auf die Fertilität, den Schwangerschaftsverlauf, die Geburt sowie die prä- und postnatale Entwicklung der Nachkommen auf. Teratogene Effekte wurden bei Ratten beobachtet.

Estramustinphosphat induziert in geeigneten Modellsystemen numerische Chromosomenaberrationen (aneugenes Potential). Anders als Nor-Stickstoff-Lost zeigt Estramustinphosphat dagegen kein mutagenes und klastogenes Potential.

13.3 Pharmakokinetik

Bei oraler Applikation von radioaktiv markiertem Estramustinphosphat beträgt die Resorptionsquote ca. 75%.

Calciumionen und polyvalente Metallionen können mit oral verabreichtem Estramustinphosphat schwerlösliche Salze bilden. Dadurch wird die Resorption von EMP vermindert und es kommt zu einem Wirkungsverlust.

EMP ist ein ,,Pro-drug‘‘ und wird nach oraler Gabe im Gastrointestinaltrakt unter Bildung von Estramustin rasch dephosphoryliert. Unverändertes Estramustinphosphat ist im Plasma selbst nicht nachweisbar.

Nach intravenöser Applikation kann im Plasma unverändertes EMP nachgewiesen werden, es wird jedoch schnell (Eliminationshalbwertszeit 1,2 Stunden) durch Abspaltung des Phosphatrestes zu Estramustin metabolisiert. Dieser Metabolisierungsschritt zum Estramustin erfolgt in diesem Fall direkt im Plasma sowie in zahlreichen Geweben. Estramustinphosphat ist zu 99% an Plasmaproteine gebunden.

Im weiteren Schritt wird Estramustin durch partielle Oxidation der 17b-Hydroxygruppe zum Hauptmetaboliten Estromustin metabolisiert. Estramustin und Estromustin haben eine hohe Eiweißbindung und wirken zytotoxisch. Die Eliminationshalbwertszeit des Hauptmetaboliten Estromustin beträgt ca. 80 Stunden. Beide Metaboliten werden durch Hydrolyse zu den Estrogenen Estradiol und Estron metabolisiert.

Nach oraler oder intravenöser Gabe kommt es zu einem linearen Plasmaspiegelverlauf. Bei Langzeittherapie bleibt der Steady-State-Level unverändert.

Estramustin und Estromustin werden biliär ausgeschieden und erscheinen nicht im Urin. Estradiol und Estron unterliegen einer weiteren Metabolisierung und werden teilweise im Urin ausgeschieden.

Die Metaboliten Estramustin und Estromustin sind nach Gabe von EMP im Prostatagewebe nachweisbar. Bei Untersuchungen an Patienten wurden im Tumorgewebe höhere Estramustin- und Estromustinspiegel gefunden als im Plasma. Im Tumorgewebe konnte ein Protein nachgewiesen werden, welches möglicherweise dafür verantwortlich ist, daß Estramustin und Estromustin in das Prostatakarzinomgewebe aufgenommen werden.

13.4 Bioverfügbarkeit

Eine Bioverfügbarkeits-Untersuchung von EstraCept®im Vergleich zu zwei Referenzpräparaten wurde im Jahr 1999 mit 24 Patienten durchgeführt.

Die pharmakokinetischen Parameter wurden im Steady-State für den wirksamen Metaboliten Estromustin nach oraler Gabe von Estramustinphosphat ermittelt (siehe Tabelle). Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, daß das Testpräparat bioäquivalent zu den beiden Referenzpräparaten bezüglich Rate und Ausmaß der Absorption ist.

Pharmakokinetische Parameter von Estromustin:


Testpräparat


Referenzpräparat 1

Referenzpräparat 2

maximale Plasmakonzentration Cmax (ng/ml):

782,87 290,21

824,02 280,68

774,97 290,17

Zeitpunkt der max. Plasmakonzentration tmax (h):

2,76 1,12

2,71 0,88

2,32 0,75

Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve
AUC0-12h (ng h/ml):

5796,10 2375,30

6140,72 2134,70

5684,29 2065,45

Angabe der Werte als Mittelwert und Streubreite.


Mittlere Plasmaspiegelverläufe von Estromustin:

1 4. Sonstige Hinweise

Estramustin wird von Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion schlecht metabolisiert. Patienten mit eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion müssen regelmäßig überwacht werden.

Blutbild und Leberfunktionstests sollten in regelmäßigen Abständen erstellt werden.

Patienten mit Erkrankungen, die durch Wasserretention negativ beeinflußt werden können (z.B. Epilepsie, Migräne oder Nierenfunktionsstörungen), bedürfen sorgfältiger Überwachung.

Da es zur Einschränkung der Glukosetoleranz kommen kann, wird eine ständige Kontrolle der Diabetespatienten unter EstraCept®-Therapie empfohlen.

Es wurde über das Auftreten von arterieller Hypertonie berichtet. Aus diesem Grund sind regelmäßige Blutdruckkontrollen angezeigt.

Zur Gynäkomastieprophylaxe wird eine Mamillenbestrahlung empfohlen.

Zur Beachtung:

Estrogenhaltige Arzneimittel beeinflussen das endokrine und hepatische System und können daher die entsprechenden Laborparameter verändern.

15. Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre

16. Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise

Nicht über +25°C lagern.

17. Darreichungsformen und Packungsgrößen

EstraCept®280 mg:

Packungen mit 90 Kapseln

18. Stand der Information

Februar 2007

19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers

PharmaCept GmbH

Michaelkirchstr. 13

10179 Berlin

Telefon: 030 / 97406790

Telefax: 030 / 97406791

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