Fenistil
Fachinformation
& NOVARTIS Consumer Health
Fenistil
Injektionslösung
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Fenistil
Dimetindenmaleat 1 mg/ml Injektionslösung
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
4 ml Lösung (= 1 Brechampulle) enthalten 4 mg Dimetindenmaleat als arzneilich wirksamen Bestandteil.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur symptomatischen Akutbehandlung allergischer Erkrankungen, wie z. B. juckende Dermatosen, allergischer Schnupfen, Nahrungs- und Arzneimittelallergien, Urtikaria (Nesselsucht), Neurodermitis (endogenes Ekzem), Quincke-Ödem (angioneurotisches Ödem).
Bei anaphylaktoiden Reaktionen sowie als Adjuvans bei anaphylaktischem Schock. Zur Prämedikation in Kombination mit einem H2-Rezeptor-Antagonisten zur Vermeidung von durch Histaminfreisetzung ausgelösten klinischen Reaktionen wie z. B. vor Narkosen und vor parenteraler Gabe von Röntgenkontrastmitteln oder Plasmasubstituten.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Art und Dauer der Anwendung
Fenistil Injektionslösung ist langsam intravenös zu injizieren. Fenistil Injektionslösung nicht mit anderen Arzneimitteln in die gleiche Spitze aufziehen.
Die maximale Behandlungsdauer sollte 7 Tage nicht überschreiten.
Dosierung
Zur Sofort- und Intensivtherapie
Ein- bis zwei Ampullen täglich (30 Sekunden pro Ampulle).
Zur Prämedikation in Kombination mit einem H2-Rezeptor-Antagonisten vor Narkosen und vor parenteraler Gabe von Röntgenkontrastmitteln oder Plasmasubstituten 1 ml Injektionslösung pro 10 kg KG langsam intravenös über 30 Sekunden injizieren (1 Ampulle/2 Minuten).
Bei zusätzlicher oder kombinierter Anwendung (z. B. als Mischspritze) eines H2-Rezeptor-Antagonisten, wie z. B. Ranitidin i.v. sind die einschlägigen Angaben, insbesondere die Gebrauchsinformation des betreffenden pharmazeutischen Unternehmers zu beachten.
Zur Kompatibilität von Fenistil und Ranitidin i.v. siehe Abschnitt 6.6.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Fenistil Injektionslösung bei Kindern ist nicht erwiesen.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Kontraindiziert bei Kindern unter einem Jahr (Risiko einer Schlafapnoe).
4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Obwohl bei der Anwendung von Fenistil bisher keine Komplikationsmeldungen vorliegen, wird bei der Gabe bei Patienten mit Glaukom oder Blasenhalsverengung (z.B. Prostatavergrößerung) besondere Vorsicht empfohlen.
Wie bei allen H1- und teilweise auch H2-Rezeptor-Antagonisten ist bei der Anwendung von Fenistil bei Patienten mit Epilepsie Vorsicht geboten.
Fenistil Injektionslösung enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Fenistil Injektionslösung bei Kindern ist nicht erwiesen.
Bei Kleinkindern wurde bei Anwendung von Antihistaminika über mögliche Erregungszustände berichtet.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die sedierende Wirkung von zentraldämpfenden Arzneimitteln, wie z.B. Tranquilizern, Opioidanalgetika, Antikonvulsiva, Antihistaminika, Antiemetika, Antipsychotika, Anxiolytika, Hypnotika oder Alkohol kann verstärkt werden.
Gleichzeitiger Alkoholgenuss kann das Reaktionsvermögen erheblich beeinträchtigen.
Die gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmern kann die antimuskarinischen und zentraldämpfenden Effekte von Antihistaminika verstärken. Daher wird eine gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen.
Trizyklische Antidepressiva und Anticholinergika können in Verbindung mit Antihistaminika einen additiven antimuskarinischen Effekt haben, der das Risiko der Verschlechterung eines bestehenden Glaukoms oder der Harnretention erhöht.
Um eine zentraldämpfende Wirkung und mögliche Potenzierung zu minimieren, sollte die gleichzeitige Gabe von Procarbazin und Antihistaminika mit Vorsicht erfolgen.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Nicht klinische reproduktionstoxikologische Studien konnten nach oraler und intravenöser (i.v.) Gabe von mehr als der 100-fachen Konzentration der Injektionslösung des Arzneimittels kein teratogenes Potenzial oder andere Nebenwirkungen auf Embryo oder Fetus nachweisen (siehe Abschnitt 5.3). Während der Schwangerschaft sollte Fenistil Injektionslösung nur nach strenger Indikationsstellung angewendet werden.
Stillzeit
Es ist davon auszugehen, dass Dimetinden in die Muttermilch übergeht. Daher ist es vor der Anwendung von Dimetinden bei stillenden Müttern erforderlich, den therapeutischen Nutzen des Arzneimittels gegenüber den potenziellen Gefahren abzuwiegen, denen Mutter und Kind ausgesetzt werden.
Fertilität
Tierexperimentelle Studien haben keine Auswirkungen auf die Fertilität gezeigt.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Fenistil Injektionslösung kann bei einigen Patienten zu einer Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit führen. Beim Autofahren und bei der Durchführung anderer Aufgaben, die volle Aufmerksamkeit erfordern (z.B. das Bedienen von Maschinen), sollte daher mit Vorsicht vorgegangen werden. Fenistil Injektionslösung hat großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Zusammenfassung des Sicherheitsprofils
Dimetindenmaleat kann Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich anaphylaktoider Reaktionen verursachen. Zusätzlich können andere Körpersysteme betreffende Wirkungen auftreten, wie z.B. Schwindel, Tachykardie, Nausea, Frösteln und Blutdruckabfall.
Manchmal kann es zu vorübergehenden Auswirkungen auf das Zentralnervensystem kommen inklusive Verwirrtheitszustand, Agitiertheit, Konvulsionen, Bewusstlosigkeit und Schläfrigkeit.
Tabellarische Liste der Nebenwirkungen
Nachstehende Nebenwirkungen sind nach Systemorganklasse und Häufigkeit angeführt. Die Häufigkeiten sind definiert als:
Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar). Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe sind Nebenwirkungen nach abnehmender Schwere angegeben.
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: anaphylaktoide Reaktion, Überempfindlichkeit Psychiatrische Erkrankungen Nicht bekannt: Verwirrtheitszustand, Agitiertheit Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Schläfrigkeit Häufig: Schwindel
Gelegentlich: Kopfschmerzen, Geschmacksirritiationen Nicht bekannt: Konvulsionen, Bewusstlosigkeit, Zittern
Augenerkrankungen
Selten: Beeinträchtigung des Sehvermögens
Herzerkrankungen Nicht bekannt: Tachykardie
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Sehr selten: Beeinträchtigung der Atmung
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Nausea, Mundtrockenheit Gelegentlich: Magen- und Darm-Beschwerden
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr selten: Ausschlag, Ödeme
Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr selten: Muskelkrampf
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Sehr häufig: Erschöpfung Häufig: Müdigkeit, Wärmegefühl Gelegentlich: Brustbeklemmung
Selten: Frösteln
Untersuchungen
Nicht bekannt: Blutdruckabfall Soziale Umstände
Häufig: Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens im Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkungen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn oder über http://www.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation
Zu den Symptomen und Anzeichen einer H1-Antihistamin-Überdosierung zählen: Dämpfung des ZNS mit Benommenheit (überwiegend bei Erwachsenen), zentralstimulierende und antimuskarinische Effekte (insbesondere bei Kindern) einschließlich Erregung, Ataxie (Koordinationsstörungen), Halluzinationen, Zittern, Krämpfe, Harnretention und Fieber. Hypotonie, Koma und kardiorespiratorischer Kollaps können folgen.
Anticholinerge Symptome wie Mundtrockenheit, Mydriasis oder Erröten, gastrointestinale Störungen und Tachykardie können ebenfalls auftreten.
b) Therapie bei Intoxikationen
Bei Intoxikationen sollte eine symptomatische Behandlung eingeleitet werden, wobei insbesondere auf Stabilisierung der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems geachtet werden muß. Stimulanzien dürfen nicht angewendet werden.
Allgemeine Richtlinien für die Behandlung
Symptomatische Therapie.
Bei Exzitation und Krämpfen Diazepam-Gabe.
Zur Behandlung von Hypotonie können Vasopressoren eingesetzt werden.
Antidote und spezielle Möglichkeiten der Giftentfernung
Weder die forcierte Diurese, noch die Peritoneal- oder Hämodialyse fördern die Ausscheidung in nennenswertem Maß.
Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
Bei Koma und Krämpfen kann Physostigminsalicylat versucht werden.
Besonders zu beachten
Bei dem sehr seltenen hyperkinetischen Syndrom (extrapyramidale Symptomatik) ist Gabe von Biperidenlactat 0,04 mg/kg i.m. oder sehr langsam i.v. in 5%iger Traubenzuckerlösung angezeigt.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antihistaminika zur systemischen Anwendung ATC-Code: R06AB03
Wirkungsmechanismus und pharmakodynamische Wirkungen:
Dimetinden ist ein kompetitiver Inhibitor von Histamin an H1-Rezeptoren. In niedrigen Konzentrationen stimuliert es die Histamin-Methyltransferease, was zu einer Deaktivierung des Histamins führt. Es besitzt eine starke Affinität zu den H1-Rezeptor und ist ein starker Mastzellen-Stabilisator. Des Weiteren besitzt es eine lokalanästhetische Wirkung. Dimetinden wirkt nicht an H2-Rezeptoren. Dimetinden wirkt auch als Antagonist zu Bradykinin, Serotonin und Acetylcholin. Es ist ein racemisches Gemisch, wobei R-(-)-Dimetinden die stärkere H1-antihistaminische Wirkung aufweist. Es vermindert deutlich die Hyperpermeabilität der Kapillaren, die bei unmittelbaren Überempfindlichkeitsreaktionen auftritt.
In Verbindung mit H2-Antihistaminika unterbindet Dimetindenmaleat nahezu alle Wirkungen des Histamins auf den Kreislauf.
Der Antihistamineffekt von Fenistil Injektionslösung tritt bereits nach 15 - 20 Minuten ein. In einer Studie zur histamininduzierten Quaddel- und Erythembildung zeigte sich, dass die Wirkung einer intravenös verabreichten Einzeldosis von 4 mg Dimetinden mindestens 12 Stunden anhält.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach intravenöser Gabe von Einzeldosen von 4 mg Dimetindenmaleat lag die Fläche unter der Plasmakonzentrationskurve (AUC) bei ungefähr 140 h.ng.ml-1. Bei Konzentrationen zwischen 0,09 und 2 p,g/ml beträgt die Bindung von Dimetinden an humane Plasmaproteine etwa 90 %.
Die scheinbare Eliminationshalbwertszeit von Dimetinden aus dem Serum lag bei etwa 6 Stunden.Die Eliminationskinetik erfolgt in den ersten vier Stunden einer Reaktion erster Ordnung mit einer Geschwindigkeitskonstante von 0,5 bis 0,62 h-1. Dimetindenmaleat wird zum Teil unverändert im Harn ausgeschieden. Die mit dem Harn eliminierte Fraktion von Dimetinden hängt aufgrund der basischen Natur der Substanz im wesentlichen vom pH-Wert des Harnes ab. Nach intravenöser Applikation werden ca. 9 % der Dosis renal eliminiert. Die Eliminationshalbwertzeit beträgt nach intravenöser Gabe sowie Verabreichung oraler, nichtretardierter Formen im Mittel 6,3 Stunden.
Die Stoffwechselreaktionen umfassen Hydroxylierung und Methoxylierung der Verbindung. Dimetinden und dessen Metaboliten werden sowohl biliär als auch renal ausgeschieden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe und Genotoxizität lassen die präklinischen Daten über den Wirkstoff keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. Bei Ratten und Kaninchen konnten keine teratogenen Effekte nachgewiesen werden. Bei Ratten konnten nach oraler Gabe von 15 mg/kg und 25 mg/kg weder Auswirkungen auf die Fertilität noch auf die perioder postnatale Entwicklung der Nachkommen beobachtet werden.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1
Liste der sonstigen Bestandteile
Wasser für Injektionszwecke; Natriumchlorid; Salzsäure 3,6 %.
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher nicht bekannt
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
5 Brechampullen zu 4 ml Injektionslösung
Klinikpackung: 50 (10 x 5) Brechampullen zu 4 ml Injektionslösung
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Untersuchungen zur pharmazeutischen Kompatibilität von Fenistil Injektionslösung (Dimetindenmaleat 1mg/ml in 4 ml Ampulle) in 100 ml 0,9 % NaCl-Lösung und Fenistil Injektionslösung (Dimetindenmaleat 1mg/ml in 4 ml Ampulle) mit Ranitidin i.v. (50 mg/5 ml Ampulle in gereinigtem Wasser) als Mischinfusionslösungen in 100 ml 0,9 % NaCl-Lösung ergaben, dass die untersuchten Mischungen bei Temperaturen von 25 °C und 30 °C innerhalb von 36 Stunden keine relevanten Konzentrationsänderungen der jeweiligen Mischungspräparate aufwiesen.
7. Inhaber der Zulassung
Novartis Consumer Health GmbH 81366 München
Novartis Consumer Health GmbH
Zielstattstr. 40
81379 München
Telefon: (089) 78 77-0
Telefax: (089) 78 77-4 44
Email: medical.contactcenter@novartis.com
8. Zulassungsnummer
1457.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
03.03.1981 / 18.06.2001
10. Stand der Information
Oktober 2013
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
A 57-1