Flumazenil Hexal 0,1 Mg/Ml Injektionslösung
FACHINFORMATION
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Flumazenil HEXAL 0,1 mg/ml Injektionslösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 ml enthält 0,1 mg Flumazenil.
Jede Ampulle mit 5 ml enthält 0,5 mg Flumazenil.
Jede Ampulle mit 10 ml enthält 1 mg Flumazenil.
Sonstiger Bestandteil: 1 ml Lösung enthält 3,8 mg Natrium.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Injektionslösung
Klare, farblose Lösung
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Flumazenil ist zur vollständigen oder partiellen Aufhebung der zentral sedativen Wirkungen von Benzodiazepinen angezeigt. Daher kann es in der Anästhesie und in der Intensivmedizin in folgenden Situationen angewendet werden:
In der Anästhesie
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Beendigung der hypnotisch-sedativen Wirkungen bei durch Benzodiazepine eingeleiteter und/oder aufrechterhaltener Narkose bei stationären Patienten.
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Aufhebung der durch Benzodiazepine herbeigeführten Sedierung im Rahmen kurzer diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen bei ambulanten und stationären Patienten.
In der Intensivmedizin
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Für die spezifische Aufhebung der zentralen Wirkungen von Benzodiazepinen, zur Wiederhersteluung der Spontanatmung.
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Zur Diagnose und Therapie von Intoxikationen oder Überdosierungen, nur oder hauptsächlich von Benzodiazepinen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Flumazenil sollte durch einen Anästhesisten oder erfahrenen Arzt intravenös verabreicht werden.
Flumazenil kann mit Glucoselösung 50 mg/ml (5 %), Natriumchlorid-Lösung 9 mg/ml (0,9 %) oder Ringer-Laktat-Lösung verdünnt werden.
Flumazenilhaltige Infusionslösungen sollten innerhalb von 24 Stunden verwendet und nicht verwendete Reste sollten verworfen werden (siehe Abschnitte 6.3 und 6.6)
Flumazenil kann gleichzeitig mit anderen Reanimationsmaßnahmen eingesetzt werden.
Erwachsene
Anästhesie
Die empfohlene Initialdosis beträgt 0,2 mg intravenös und sollte über einen Zeitraum von 15 Sekunden verabreicht werden. Wird der gewünschte Bewusstseinsgrad nicht innerhalb von 60 Sekunden erreicht, kann eine weitere Dosis von 0,1 mg injiziert werden. Dieses Vorgehen lässt sich bei Bedarf in Abständen von 60 Sekunden bis zu einer Maximaldosis von 1,0 mg wiederholen. Die übliche benötigte Dosis beträgt zwischen 0,3 und 0,6 mg, kann jedoch, abhängig vom Zustand des Patienten und dem verwendeten Benzodiazepin, auch abweichen.
Intensivmedizin
Die empfohlene Initialdosis beträgt 0,2 mg intravenös und sollte über einen Zeitraum von 15 Sekunden verabreicht werden. Wird der gewünschte Bewusstseinsgrad nicht innerhalb von 60 Sekunden erreicht, kann eine weitere Dosis von 0,1 mg injiziert werden. Dieses Vorgehen lässt sich bei Bedarf in Abständen von 60 Sekunden bis zum Aufwachen des Patienten oder bis zu einer Gesamtdosis von 2 mg wiederholen.
Beim Wiederauftreten von Benommenheit kann eine Infusion mit 0,1-0,4 mg/Stunde geeignet sein.
Die Infusionsrate sollte individuell bis zum Erreichen des gewünschten Bewusstseinsgrades angepasst werden.
Falls nach wiederholter Verabreichung keine deutliche Wirkung auf das Bewusstsein und die Atmung eintritt, sollte in Betracht gezogen werden, dass die Intoxikation nicht auf Benzodiazepine zurückzuführen ist.
Eine Infusion sollte alle 6 Stunden unterbrochen werden, um festzustellen, ob erneut eine Sedierung eintritt.
Bei Patienten auf der Intensivstation, die über einen langen Zeitraum mit hohen Dosen von Benzodiazepinen behandelt werden, sollten die individuell titrierten Flumazenil- Injektionen, langsam verabreicht, keine Entzugssymptome verursachen (siehe Abschnitt 4.4).
Ältere Patienten
Da keine Anwendungsdaten von Flumazenil bei älteren Patienten vorliegen, sollte beachtet werden, dass diese Patientengruppe im Allgemeinen empfindlicher auf Arzeimittelwirkungen reagiert. Daher sollten diese Patienten mit der notwendigen Vorsicht behandelt werden.
Kinder über 1 Jahr
Zur Aufhebung einer durch Benzodiazepine herbeigeführten Sedierung bei Kindern, die älter als 1 Jahr sind, beträgt die empfohlene Initialdosis 0,01 mg/kg (bis zu 0,2 mg), welche über einen Zeitraum von 15 Sekunden intravenös zu verabreichen ist. Wird der gewünschte Bewusstseinsgrad nicht innerhalb von 45 Sekunden erreicht, kann eine weitere Dosis von 0,01 mg/kg (bis zu 0,2 mg) injiziert werden. Dieses Vorgehen lässt sich bei Bedarf in Abständen von 60 Sekunden wiederholen (bis zu einem Maximum von 4 zusätzlichen Dosen), bis eine maximale Gesamtdosis von 0,05 mg/kg oder 1 mg erreicht wird, abhängig davon welche die niedrigste Dosis ist. Die Dosis sollte der individuellen Reaktion des Patienten angepasst werden. Zur Sicherheit und Wirksamkeit der wiederholten Gabe von Flumazenil bei Kindern im Falle einer erneuten Sedierung liegen keine Daten vor.
Wegen möglicher erneuter Sedierung und Atemdepression sollten Kinder, die zuvor mit Midazolam sediert wurden, mindestens 2 Stunden nach der Flumazenil-Gabe beobachtet werden. Falls andere Benzodiazepine zur Sedierung angewendet wurden, sollte der Überwachungszeitraum entsprechend der erwarteten Wirkdauer angepasst werden.
Kinder unter 1 Jahr
Für die Anwendung von Flumazenil bei Kindern unter 1 Jahr liegen keine ausreichenden Daten vor. Daher sollte Flumazenil bei Kindern unter 1 Jahr nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen größer ist als die möglichen Risiken.
Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen
Da bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion die Elimination von Flumazenil verzögert sein kann (siehe Abschnitt 5.2), wird bei wiederholten Dosen (nicht bei der Initialdosis) eine Dosisreduktion empfohlen. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind keine Dosisanpassungen notwendig.
4.3 Gegenanzeigen
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Überempfindlichkeit gegen Flumazenil oder einen der sonstigen Bestandteile
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Patienten, denen Benzodiazepine zur Kontrolle eines potenziell lebensbedrohlichen Zustandes verabreicht werden (z.B. intrakranielle Druckregulierung oder Status epilepticus)
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Bei Mischintoxikationen mit Benzodiazepinen und trizyklischen und/oder tetrazyklischen Antidepressiva kann die Toxizität der Antidepressiva durch die protektive Benzodiazepin-Wirkung maskiert werden.
Bei vegetativen (anticholinergen), neurologischen (motorische Anomalien) oder kardiovaskulären Symptomen einer schweren Vergiftung mit Trizyklika/Tetrazyklika darf die Benzodiazepin-Wirkung nicht mit Flumazenil aufgehoben werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Anwendung bei Kindern in anderen Indikationen als der Aufhebung von Bewusstseinssedierung wird nicht empfohlen, da keine kontrollierten Studien zur Verfügung stehen. Dasselbe gilt für die Anwendung bei Kindern unter 1 Jahr.
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Flumazenil hebt spezifisch die Wirkung von Benzodiazepinen auf. Daher ist eine andere Ätiologie in Betracht zu ziehen, falls der Patient nicht aufwacht. Bei Verwendung in der Anästhesiologie am Ende eines chirurgischen Eingriffs sollte man Flumazenil nicht verabreichen, bis die Wirkungen von peripheren Muskelrelaxantien vollständig abgeklungen sind. Da die Wirkung von Flumazenil gewöhnlich kürzer ist als die der Benzodiazepine und daher eine Sedierung erneut auftreten kann, sollte der Patient weiterhin engmaschig überwacht werden. Dies sollte vorzugsweise auf einer Intensivstation geschehen, bis die Wirkung des Flumazenils voraussichtlich abgeklungen ist.
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Bei Risikopatienten sollten die Vorteile einer Sedierung durch Benzodiazepine gegen die Nachteile eines raschen Erwachens abgewogen werden. Bei bestimmten Patienten kann die Aufrechterhaltung eines gewissen Sedierungsgrades einem vollen Wachzustand vorzuziehen sein (z.B. bei kardiovaskulären Patienten).
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Ein schnelle Injekton hoher Dosen Flumazenil (mehr als 1 mg) sollte bei Patienten, die chronisch mit Benzodiazepinen behandelt werden, vermieden werden, da Entzugserscheinungen auftreten können.
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Bei Patienten, die an präoperativer Angst leiden, oder von denen bekannt ist, dass sie an chronischen oder temporären Angstzuständen leiden, sollte die Dosierung von Flumazenil sorgfältig angepasst werden.
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Postoperative Schmerzen müssen mit berücksichtigt werden.
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Bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum mit hohen Dosen von Benzodiazepinen behandelt wurden, sollten die Vorteile einer Behandlung mit Flumazenil gegen das Risiko von Entzugssymptomen abgewogen werden. Falls trotz sorgfältiger Dosierung Entzugssymptome auftreten, sollte eine Behandlung mit niedrigeren Dosen von Benzodiazepinen in Betracht gezogen werden.
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Bis zum Vorliegen hinreichender Daten sollte Flumazenil nicht bei Kindern von 1 Jahr oder jünger angewendet werden, es sei denn, die Risiken für den Patienten (insbesondere im Falle einer versehentlichen Überdosierung) wurden gegenüber den Vorteilen der Behandlung abgewogen.
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Die Anwendung des Antagonisten wird bei Patienten mit Epilepsie, die längere Zeit mit Benzodiazepinen behandelt wurden, nicht empfohlen. Obwohl Flumazenil gewisse intrinsische anti-epileptische Wirkungen hat, kann die abrupte antagonistische Wirkung Krampfanfälle bei Epileptikern auslösen.
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Bei Patienten mit schwerwiegender Hirnschädigung (und/oder instabilem intrakraniellem Druck), die Flumazenil zur Aufhebung von Benzodiazepinwirkungen erhalten, kann sich ein erhöhter intrakranieller Druck entwickeln.
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Flumazenil wird weder zur Behandlung einer Benzodiazepin-Abhängigkeit noch zur Steuerung eines protrahierten Benzodiazepin-Entzugssyndroms empfohlen.
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Bei Patienten mit Angststörungen in der Vorgeschichte wurde über das Auftreten von Panikattacken nach der Anwendung von Flumazenil berichtet.
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Aufgrund erhöhter Häufigkeit von Benzodiazepin-Toleranz und –Abhängigkeit bei Patienten mit Alkohol- und Arzneimittelabhängigkeit sollte Flumazenil bei dieser Patientengruppe nur mit Vorsicht angewendet werden.
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Dieses Arzneimittel enthält ca. 3,8 mg Natrium pro ml Flumazenil-Injektionslösung. Dies sollte bei Patienten mit natriumarmer Diät berücksichtigt werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Flumazenil hebt die zentralen Wirkungen von Benzodiazepinen durch kompetitive Interaktion auf Rezeptorebene auf: die Wirkungen von Nicht-Benzodiazepinagonisten, die über den Benzodiazepin-Rezeptor wirken, wie Zopiclon, Triazolopyridazin und andere, werden durch Flumazenil ebenfalls antagonisiert. Flumazenil blockiert jedoch nicht die Wirkung von Arzneimitteln, die nicht über diese Route wirken. Wechselwirkungen mit anderen zentral dämpfenden Substanzen wurden nicht beobachtet. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Flumazenil bei versehentlicher Überdosierung eingesetzt wird, da die toxischen Wirkungen anderer gleichzeitig eingenommener psychotroper Arzneimittel (insbesondere trizyklische Antidepressiva) mit dem Nachlassen der Wirkung zunehmen können.
In Kombination mit den Benzodiazepinen Midazolam, Flunitrazepam und Lormetazepam wurde keine Veränderung der Pharmakokinetik von Flumazenil beobachtet. Flumazenil beeinflusst die Pharmakokinetik dieser Benzodiazepine nicht.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Obwohl tierexperimentelle Studien keine Anzeichen einer Embryotoxizität oder Teratogenität gezeigt haben, wurde das mögliche durch Flumazenil hervorgerufene Risiko während der Schwangerschaft für den Menschen nicht untersucht (siehe Abschnitt 5.3). Flumazenil sollte daher während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der mögliche Nutzen für die Patientin gegenüber dem potenziellen Risiko für den Fötus überwiegt.
Es ist nicht bekannt, ob Flumazenil in die Muttermilch übergeht. Wird Flumazenil in der Stillzeit angewendet, ist das Stillen daher für 24 Stunden zu unterbrechen.
Die Notfall-Anwendung von Flumazenil während der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist nicht kontraindiziert.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Patienten, die Flumazenil zur Aufhebung der dämpfenden Wirkungen von Benzodiazepinen erhalten haben, sollten aufgefordert werden, mindestens 24 Stunden kein Fahrzeug zu führen, keine Maschinen zu bedienen oder andere Aktivitäten auszuüben, die physische oder mentale Aufmerksamkeit erfordern, da die Wirkung des Benzodiazepins wiederkehren kann.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Erkrankungen des Immunsystems Häufig |
Allergische Reaktionen |
Psychiatrische Erkrankungen Häufig |
Angst*, Panikstörungen |
Erkrankungen des Nervensystems Häufig Gelegentlich |
Schwindel, Kopfschmerzen, Agitiertheit*, Tremor Krampfanfälle (bei Patienten, die an Epilepsie oder schwerer Leberinsuffizienz leiden, hauptsächlich nach längerer Behandlung mit Benzodiazepinen oder Missbrauch mehrerer Arzneimittel) |
Augenerkrankungen Häufig |
Diplopie, Strabismus, verstärkter Tränenfluss |
Herzerkrankungen Häufig Gelegentlich |
Herzklopfen* Tachykardie oder Bradykardie, Extrasystolen |
Gefäßerkrankungen Häufig |
Hautrötung, Hypotonie, orthostatische Hypotonie, vorübergehend erhöhter Blutdruck (beim Aufwachen) |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Gelegentlich |
Dyspnoe, Husten, Verstopfung der Nase |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Sehr häufig Häufig |
Übelkeit (während der Anästhesie) Erbrechen (während der Anästhesie) |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Häufig |
Schwitzen |
Allgemeine Erkrankungen und Bescherden am Verabreichungsort Häufig Gelegentlich |
Müdigkeit, Schmerzen an der Injektionsstelle Zittern |
* nach rascher Injektion, Behandlung nicht erforderlich
Bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum mit Benzodiazepinen behandelt wurden, kann Flumazenil Entzugserscheinungen hervorrufen. Die Symptome sind: Anspannung, Erregtheit, Angstzustände, Verwirrtheit, Halluzinationen, Tremor und Krämpfe. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit leichter und vorübergehender Entzugserscheinungen, die selbst nach einer Kurzzeitanwendung von Benzodiazepinen auftreten können.
Im Allgemeinen unterscheidet sich das Nebenwirkungsprofil bei Kindern nicht sehr von dem bei Erwachsenen. Nach der Anwendung von Flumazenil zur Aufhebung einer Sedierung wurde über anormales Weinen, Erregtheit und aggressive Reaktionen berichtet.
4.9 Überdosierung
Symptome einer Überdosierung durch Flumazenil wurden selbst bei intravenöser Anwendung von Dosen in der Höhe von 100 mg nicht beobachtet.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidote
ATC-Code: V03A B25
Das Imidazobenzodiazepin Flumazenil ist ein Benzodiazepin-Antagonist, der durch kompetitive Interaktion die Wirkungen von Substanzen blockiert, die über den Benzodiazepin-Rezeptor wirken. Von einer Neutralisation paradoxer Reaktionen ausgelöst durch Benzodiazepine wurde berichtet.
Tierversuche haben ergeben, dass die Wirkungen von Substanzen, die nicht über den Benzodiazepin-Rezeptor wirken (wie Barbiturate, GABA-Mimetika und Adenosinrezeptor-Agonisten), durch Flumazenil nicht blockiert werden. Die Wirkungen von Nicht-Benzodiazepin-Agonisten, wie Cyclopyrrolone (Zoplicon) und Triazolopyridazine, werden durch Flumazenil aufgehoben. Die hypnosedativen Wirkungen von Benzodiazepinen werden nach intravenöser Gabe rasch blockiert (innerhalb von 30-60 Sekunden) und können innerhalb der folgenden Stunden, abhängig von der Differenz der Eliminationszeiten von Agonist und Antagonist, erneut auftreten. Flumazenil entfaltet möglicherweise eine schwache agonistische, antikonvulsive Wirkung. Flumazenil verursachte bei Tieren, die eine Langzeitbehandlung mit Flumazenil erhielten, Entzugserscheinungen einschließlich Krämpfen. Flumazenil wird selbst bei hoher Dosierung gut vertragen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Verteilung
Flumazenil ist eine schwache lipophile Base. Flumazenil ist zu etwa 50 % an Plasmaproteine gebunden, 2/3 davon an Albumin. Flumazenil wird im Extravaskularraum extensiv verteilt. Während der Verteilungsphase nimmt die Plasmakonzentration von Flumazenil mit einer Halbwertszeit von 4-11 Minuten ab. Das Verteilungsvolumen im Steady state (Vss) beträgt 0,9-1,1 l/kg.
Metabolismus
Flumazenil wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert. Als Hauptmetabolit wurde dabei die Carbonsäure im Plasma (in freier Form) und im Urin (in freier und konjugierter Form) nachgewiesen.
In pharmakologischen Tests war dieser Metabolit weder als Benzodiazepin-Agonist noch als –Antagonist wirksam.
Elimination
Es wird nahezu kein unverändertes Flumazenil im Urin ausgeschieden. Das zeigt einen vollständigen Abbau des Wirkstoffs im Körper an. Radioaktiv markierte Substanz wird innerhalb von 72 Stunden vollständig eliminiert, wobei 90 bis 95 % der Radioaktivität im Urin und 5 bis 10 % in den Faeces nachgewiesen wurden. Die Eliminierung erfolgt rasch, was die kurze Halbwertszeit von 40 bis 80 Minuten zeigt. Die Gesamtplasma-Clearance von Flumazenil beträgt 0,8 bis 1,0 l//Stunde/kg und kann fast vollständig einem hepatischen Metabolismus zugeschrieben werden.
Die Pharmakokinetik von Flumazenil ist innerhalb des therapeutischen Dosisbereichs und bis zu 100 mg dosisproportional.
Nahrungsaufnahme während der intravenösen Infusion von Flumazenil führt zu einer 50 %igen Zunahme der Clearance, wahrscheinlich aufgrund der erhöhten postprandialen Leberperfusion.
Pharmakokinetik bei speziellen Patientengruppen
Ältere Patienten
Die Pharmakokinetik von Flumazenil bei älteren Patienten unterscheidet sich nicht von der junger Erwachsener.
Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion
Bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Beeinträchtigung der Leberfunktion ist die Halbwertszeit von Flumazenil verlängert (Verlängerung von 70-210 %) und die Gesamt-Clearance niedriger (zwischen 57 und 74 %) im Vergleich zu gesunden Probanden.
Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion
Die Pharmakokinetik von Flumazenil bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion oder Patienten unter Hämodialyse unterscheidet sich nicht von der bei gesunden Probanden.
Kinder
Die Halbwertszeit von Flumazenil bei Kindern über 1 Jahr ist etwas kürzer und variiert mehr als bei Erwachsenen. Sie liegt im Durchschnitt bei 40 Minuten (im Allgemeinen variiert sie zwischen 20 und 75 Minuten). Die Clearance und das Verteilungsvolumen, umgerechnet auf das Körpergewicht, sind mit den Werten von Erwachsenen vergleichbar.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die Flumazenil-Exposition von Ratten in der späten Trächtigkeitsphase wie auch peri- und postnatal induzierte beim Nachwuchs sowohl Verhaltensänderungen als auch eine Erhöhung der Benzodiazepin-Rezeptordichte im Hippocampus. Dieser Befund wird als nicht relevant angesehen, sofern das Arzneimittel, wie vorgeschrieben, nur für eine sehr kurze Zeit angewendet wird.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumedetat (Ph. Eur.)
Essigsäure 99 %
Natriumchlorid
Natriumhydroxid (10% m/V) zur pH-Wert-Einstellung
Salzsäure (10% m/V) zur pH-Wert-Einstellung
Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
Haltbarkeit nach dem ersten Öffnen:
Nach dem ersten Öffnen sollte das Arzneimittel unverzüglich angewendet werden.
Haltbarkeit nach Verdünnung:
Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Zubereitung wurde für 48 Stunden bei 25 °C nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Arzneimittel sofort angewendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich. Sofern die Verdünnung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, ist diese nicht länger als 24 Stunden bei 2 bis 8 °C aufzubewahren.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren.
Nicht im Kühlschrank lagern oder einfrieren.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Faltschachteln mit 1 oder 5 Ampulle(n) (Glas Typ I) mit je 5 ml Injektionslösung
Faltschachteln mit 1 oder 5 Ampulle(n) (Glas Typ I) mit je 10 ml Injektionslösung
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Dieses Arzneimittel ist nur zur einmaligen Anwendung vorgesehen und nicht verbrauchte Lösung ist zu verwerfen.
Das Arzneimittel muss visuell geprüft werden. Es darf nur verwendet werden, wenn die Lösung klar und praktisch frei von Partikeln ist.
Bei Verwendung von Flumazenil als Infusion, muss das Arzneimittel vor der Infusion verdünnt werden. Es sollte nur mit Natriumchloridlösung 9 mg/ml (0,9 %), Glucose 50 mg/ml (5 %) oder Ringer-Laktatlösung verdünnt werden. Die Kompatibilität von Flumazenil mit anderen Injektionslösungen ist nicht nachgewiesen.
Infusionslösungen zur intravenösen Anwendung oder Spritzen mit einer Flumazenil-Lösung sind nach 24 Stunden zu verwerfen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Arzneimittel sofort nach der Verdünnung angewendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
7. INHABER DER ZULASSUNG
HEXAL AG
Industriestraße 25
83607 Holzkirchen
Telefon: (08024) 908-0
Telefax: (08024) 908-1290
E-mail: medwiss@hexal.com
8. ZULASSUNGSNUMMER
60030.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
20.05.2005/29.10.2009
10. STAND DER INFORMATION
Juni 2010
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
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