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Gencin-Actavis 20 Mg/Ml Injektionslösung

Document: 12.10.2011   Fachinformation (deutsch) change

FI-942/943-09/11

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben:


Fachinformation


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung

Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung :

1 Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält

67,8 mg Gentamicinsulfat, entsprechend 40 mg Gentamicin


Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung :

1 Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält

135,6 mg Gentamicinsulfat, entsprechend 80 mg Gentamicin


Sonstige Bestandteile:

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Injektionslösung


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Behandlung von schweren Infektionen, die durch Gentamicin empfindliche Erreger verursacht sind.


Grundsätzliche Indikationen für Aminoglykoside sind Infektionen durch Erreger, die gegenüber anderen, weniger toxischen Arzneimitteln resistent sind, sowie schwere Infektionen mit gramnegativen Erregern, im Krankenhaus erworbene Infektionen sowie Infektionen bei abwehrgeschwächten und neutropenischen Patienten.


Unter diesen Voraussetzungen kann Gentamicin angewandt werden bei:


Hinweis:

Im Sinne einer kalkulierten Chemotherapie ist eine Kombinationsbehandlung vorwiegend zusammen mit einem Betalaktam-Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakterien wirksamen Antibiotikum bei lebensbedrohlichen Infektionen mit unbekanntem Erreger, bei gemischten anaeroben/aeroben Infektionen, bei bakterieller Endokarditis, bei systemischen Pseudomonas-lnfektionen sowie bei abwehrgeschwächten, vorwiegend neutropenischen Patienten angezeigt.


Die allgemein anerkannten Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antibakteriellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung und Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung zu berücksichtigen.


Eine einmal tägliche Dosierung sollte bevorzugt werden.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Applikation kann als intramuskuläre Injektion und langsame intravenöse Injektion oder als Kurzinfusion erfolgen. Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 – 2,0 mg/kg Körpergewicht empfohlen. Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion beträgt 3 – 6 mg/kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden.


Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern nach dem ersten Lebensmonat beträgt 4,5 – 7,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden.


Die empfohlene Tagesdosis bei Neugeborenen ist 4 – 7 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Aufgrund der längeren Halbwertszeit erhalten die Neugeborenen die erforderliche Dosis als Einzeldosis.


Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte die empfohlene Tagesdosis reduziert und an die Nierenfunktion angepasst werden.


Monitoring-Hinweis:

Es wird empfohlen, die Serumkonzentration von Gentamicin zu überwachen, vor allem bei älteren Patienten, bei Neugeborenen und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Die Proben werden am Ende des Dosierungsintervalls (Talspiegel) genommen. Talspiegel sollten 2 μg/ml Gentamicin bei zweimal täglicher Anwendung und 1 μg/ml bei einmal täglicher Dosierung nicht überschreiten.


Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von Gentamicin



Dosierung (Erwachsene)

Initialdosis

120 mg Gentamicin (1,5 – 2 mg Gentamicin/kg Körpergewicht)

Infusionsdauer

20 – 60 min

Erhaltungsdosis

3 – 6 mg Gentamicin/kg Körpergewicht /Tag

Dosierungsintervall: Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel; C1bzw. C2) entweder graphisch oder mit Taschenrechner.


Beispiel:

Halbwertszeit


ln 2 (t2 – t1) 0,69 7 4,83

t 1/2 = = = = 2,5 Std.

ln (C1/C2) ln (7/1) 1,95


Blutentnahmen: Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als 2 mg Gentamicin/l) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!): Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.


Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion

Gentamicin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demnach muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden.


Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:

A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleich bleibender Dosis (Folgedosen identisch

mit Initialdosis).


B. Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).


A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleich bleibender Dosis

Die Abschätzung der individuellen Dosisintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe

folgender Gleichungen erfolgen:

t ½ ind

T ind= TN

t ½ N


oder

Cl genta (N)

T ind= TN

Cl genta (ind)


Da die Gentamicin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich

auch folgende Näherungsgleichung anwenden:

Cl cr (N)

T ind = TN

Cl cr (ind)

Tind Individuelles Dosierungsintervall (h)

TN =Normales Dosierungsintervall (meist 8 h)

t ½ N =Halbwertszeit des Gentamicin bei Nierengesunden (ca. 2 – 3 h)

t ½ ind =Halbwertszeit des Gentamicin bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben)

Clgenta =Gentamicin-Clearance

Clcr =Kreatinin-Clearance

Beispiel:

Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei

gleich bleibender Dosis

Tind = 8 100/30 (h) = 26 Std.

bei Zugrundelegung einer Clcr(N)von 100 ml/min.


B. Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen

Da Gentamicin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei

stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:

Cl cr*

D * = DN

Cl cr (normal)


Cl cr* =Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion

DN =Normaldosis

D* =Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion

Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen (8stündiges Dosisintervall):


Serum-Kreatinin (mg/100 ml)

Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m2)

Folgedosen (Prozent der Initialdosis)

kleiner als 1,0

größer als 100

100

1,1 – 1,3

71 – 100

80

1,4 – 1,6

56 – 70

65

1,7 – 1,9

46 – 55

55

2,0 – 2,2

41 – 45

50

2,3 – 2,5

36 – 40

40

2,6 – 3,0

31 – 35

35

3,1 – 3,5

26 – 30

30

3,6 – 4,0

21 – 25

25

4,1 – 5,1

16 – 20

20

5,2 – 6,6

11 – 15

15

6,7 – 8,0

kleiner als 10

10


Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.


Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z. B. Sepsis) beobachtet wird.

Wenn nur die Serum-Kreatinin-Werte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach

folgenden Formeln abgeschätzt werden:

Männer:

Körpergewicht in (kg) (140 minus Lebensjahre)

C lcr=

72 x Serum-Kreatinin (mg/100 ml)


bzw.

Körpergewicht in (kg) (140 minus Lebensjahre)

C lcr =

0,814 x Serum-Kreatinin (µmol/l)


Frauen: 0,85 x dem obigen Wert


Wenn die Serum-Kreatinin-Werte zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleich bleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korrelation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.


Dosierung bei Hämodialysepatienten

Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Gentamicin ist dialysierbar. Bei einer 4 – 5stündigen Hämodialyse muss mit 50 – 60 %, bei einer 8 – 12stündigen Hämodialyse mit 70 – 80 % Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Gentamicin-Serum-Konzentrationen.

Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 – 1,7 mg/kg Körpergewicht.


Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulanzien-Therapie stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.


Zur intramuskulären, intravenösen, subkonjunktivalen Injektion oder zur intravenösen Infusion.

Die Injektion/lnfusion ist nicht zusammen mit anderen Arzneistoffen zu verabreichen.

Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 20 – 60 Minuten.


Gencin-Actavis sind sulfitfrei. Deshalb kann die Lösung, falls medizinisch angezeigt, unverdünnt direkt in die Vene injiziert werden; die Injektion muss langsam, während 2 – 3 Minuten erfolgen.

Gentamicin-Lösungen können zur Infusion mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt werden.


Bei üblichen bakteriellen Infektionserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 – 14 Tagen ausreichend.

Die Dauer der Therapie sollte 14 Tage möglichst nicht überschreiten.


4.3. Gegenanzeigen

Gencin-Actavis darf nicht eingesetzt werden

Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz oder bei vorbestehender Innenohrschwerhörigkeit sollte Gencin-Actavis 20 mg/ml nur bei vitaler Indikation angewandt werden.


Da Gentamicin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit neuromuskulären Vorerkrankungen (z. B. Myasthenia gravis, Parkinsonsche Krankheit) besondere Aufmerksamkeit geboten. Dies gilt auch für Patienten, die gleichzeitig Muskelrelaxanzien erhalten (z. B. bei der perioperativen Gabe von Gentamicin).


Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung dürfen bei Perforation des Trommelfells nicht angewendet werden.


4.4. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Warnhinweise

Der Zustand des Trommelfells muss immer überprüft werden, bevor dieses Arzneimittel verschrieben werden kann.

Irreversible toxische Effekte können durch direkten Kontakt von Gentamicin mit dem Mittel- und Innenohr entstehen. Dieses Arzneimittel darf nicht angewendet werden, wenn die Integrität des Trommelfells nicht sichergestellt ist.

Schwerwiegende Nebenwirkungen, wie Neurotoxizität, Ototoxizität und Nephrotoxizität sind bei Patienten, die eine systemische Gentamicin-Therapie erhielten, aufgetreten. Obwohl diese Effekte nach topischer Anwendung von Gentamicin am Ohr nicht beobachtet wurden, ist Vorsicht geboten bei gleichzeitiger Anwendung mit systemischen Aminoglykosiden.


Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Zur Vermeidung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen wird die kontinuierliche Überwachung der Nierenfunktion (Serum-Kreatinin, Kreatinin-Clearance vor, während und nach der Anwendung) und die Kontrolle der vestibulären und cochleären Funktion sowie der Leber- und Laborparameter empfohlen.


4.5. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Gentamicin/Muskelrelaxanzien und Ether

Die neuromuskulär-blockierenden Eigenschaften der Aminoglykoside werden durch Ether und Muskelrelaxanzien verstärkt.

Wird Gentamicin unter oder unmittelbar nach Operationen verabreicht, kann bei gleichzeitiger Anwendung von Muskelrelaxanzien vom nicht depolarisierenden Typ die neuromuskuläre Blockade vertieft und verlängert sein. Diese Wechselwirkungen können Ursache unerwarteter Zwischenfälle sein. Wegen des erhöhten Risikos sollten solche Patienten besonders überwacht werden.

Durch Injektion von Calciumchlorid kann die Aminoglykosid bedingte neuromuskuläre Blockade aufgehoben werden.


Gentamicin/Methoxyfluran-Anästhesie

Aminoglykoside können die nierenschädigende Wirkung von Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung sind schwerste Nephropathien möglich.


Gentamicin/andere potenziell nephro- oder ototoxische Arzneimittel

Wegen des erhöhten Nebenwirkungsrisikos sollten Patienten besonders überwacht werden, die gleichzeitig oder anschließend mit potenziell oto- oder nephrotoxischen Medikamenten behandelt werden, wie z. B. Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Cisplatin, Vancomycin, Schleifendiuretika wie Etacrynsäure und Furosemid.

Bei Cisplatin enthaltenden Arzneimitteln ist zu beachten, dass noch 3 bis 4 Wochen nach Gabe dieser Substanzen die Nephrotoxizität von Gentamicin verstärkt werden kann.


Gentamicin/andere Antibiotika

Die Kombinationstherapie mit geeigneten Antibiotika (z. B. Betalaktamen) kann zu einem synergistischen Effekt führen.

Synergistische Wirkungen mit Acylamino-Penicillinen auf Pseudomonas aeruginosa, mit Ampicillin auf Enterokokken und mit Cephalosporinen auf Klebsiella pneumoniae sind beschrieben.


4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Gencin-Actavis sollten im ersten Trimenon nicht und im weiteren Verlauf der Schwangerschaft nur bei vitaler Indikation angewendet werden (s. auch Abschnitt 5.3).


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Keine Angaben


4.8 Nebenwirkungen

Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane

Sehrhäufig ( 1/10):

Sehrhäufig sind unter Gentamicin Störungen der Nierenfunktion. Nierenfunktionsstörungen wie Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate werden bei ca. 10 % der mit Gentamicin behandelten Patienten beobachtet und sind meist reversibel. Die wichtigsten Risikofaktoren sind hohe Gesamtdosis, lange Therapiedauer, erhöhte Serumspiegel (hohe Talspiegel); daneben können Alter, Hypovolämie und Schock zusätzliche Risiken darstellen.

Klinische Anzeichen der Nierenschädigung sind: Proteinurie, Zylindrurie, Hämaturie, Oligurie, Erhöhung der Kreatinin- und Harnstoffkonzentrationen im Serum.

Sehr selten (1/10.000):

Sehr selten kann es zum akuten Nierenversagen kommen.


Nervensystem

Schädigungen des Nervus statoacusticus (N. VIII), wobei sowohl das Gleichgewichts- als auch das Hörorgan betroffen sein können, sind möglich.

Bei den ototoxischen Reaktionen stehen vestibuläre Störungen im Vordergrund. Hörstörungen betreffen zuerst den Hochtonbereich und sind zumeist irreversibel. Wichtigster Risikofaktor ist eine vorbestehende Niereninsuffizienz; ferner steigt das Risiko mit der Höhe der Gesamt- und Tagesdosis.

Symptome der ototoxischen Wirkungen sind z. B. Schwindel, Tinnitus, Minderung des Hörvermögens.

Sehr selten (1/10.000):

Sehr selten sind Polyneuropathien und periphere Parästhesien beschrieben worden.


Störungen der neuromuskulären Übertragung

Da Gentamicin neuromuskulär blockierende Eigenschaften hat, ist bei Patienten mit Störungen der neuromuskulären Übertragung (z. B. Myasthenia gravis, Parkinsonsche Krankheit) sowie bei gleichzeitiger Gabe von Muskelrelaxanzien besondere Aufmerksamkeit angezeigt.


Überempfindlichkeitserscheinungen

Sehr selten (1/10.000):

Sehr selten können Überempfindlichkeitsreaktionen unterschiedlichen Schweregrades auftreten, die von Hautausschlag und Juckreiz über Arzneimittelfieber bis zu schweren akuten Überempfindlichkeitsreaktionen (Anaphylaxie) reichen können.

Sehr selten wurden als weitere schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen beobachtet:

Arzneimittelfieber und Überempfindlichkeitsreaktionen aller Schweregrade bis zum anaphylaktischen Schock.


Blut und Blutkörperchen

Selten (1/10.000 – 1/1.000):

Selten kann es unter der Therapie mit Gentamicin zu einer Veränderung der Zahl der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Eosinophilie, Granulozytopenie) kommen.

Selten tritt ein Syndrom mit Hypokaliämie, Hypokalzämie und Hypomagnesiämie bei hochdosierter Langzeittherapie (mehr als 4 Wochen) auf.


Leber- und Gallenweg

Gelegentlich(1/1.000 – 1/100):

Gelegentlichist ein reversibler Anstieg von Leberenzymen (Transaminasen, alkalische Phosphatase) sowie der Bilirubinkonzentration im Serum beobachtet worden.


Lokale Reaktionen

Schmerzen an der Injektionsstelle sind möglich.


4.9 Überdosierung

Gentamicin besitzt eine enge therapeutische Breite. Bei Kumulation (z. B. infolge

eingeschränkter Nierenfunktion) kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Nervus statoacusticus kommen. Nierenschädigungen sind mit Talspiegeln von größer als 4mg/l korreliert.


Therapie bei Überdosierung

Absetzen der Medikation. Es gibt kein spezifisches Antidot. Gentamicin kann durch Hämodialyse entfernt werden.


Therapie bei neuromuskulärer Blockade

Bei neuromuskulärer Blockade (meist durch Wechselwirkungen verursacht; Details siehe dort) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig; gegebenenfalls künstliche Beatmung.


5 Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe

Gentamicin ist ein parenterales Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside. Es stellt ein Gemisch aus den strukturell sehr ähnlichen Homologen Gentamicin C1, C1aund C2dar.


ATC-Code

J01GB03


Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Gentamicin beruht auf einer Störung der Proteinbiosynthese am bakteriellen Ribosom durch Interaktion mit der rRNS und nachfolgender Hemmung der Translation. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.


Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik

Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus maximaler Serumkonzentration (Cmax) und minimaler Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.


Resistenzmechanismen

Eine Resistenz gegenüber Gentamicin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:

Enzymatische Inaktivierung: Die enzymatische Modifikationen der Aminoglykosidmoleküle ist der häufigste Resistenzmechanismus. Hierfür sind Acetyltransferasen, Phosphotransferasen oder Nukleotidyltransferasen verantwortlich, die zumeist plasmidkodiert sind.

Es besteht eine weitgehende Kreuzresistenz von Gentamicin mit anderen Aminoglykosidantibiotika.


Grenzwerte

Die Testung von Gentamicin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:



EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte

Erreger

Sensibel

Resistent

Enterobacteriaceae

2 mg/l

> 4 mg/l

Pseudomonas spp.

4 mg/l

> 4 mg/l

Acinetobacter spp.

4 mg/l

> 4 mg/l

Staphylococcus spp.

1 mg/l

> 1 mg/l

Nicht speziesspezifische Grenzwerte*

2 mg/l

> 4 mg/l

* Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Gentamicin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Gentamicin anzustreben.


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: Dezember 2010):



Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel)

Staphylococcus saprophyticus °

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Enterobacter aerogenes

Enterobacter cloacae

Escherichia coli #

Klebsiella oxytoca

Klebsiella pneumoniae

Proteus vulgaris

Salmonella enterica (Enteritis-Salmonellen)

Serratia liquefaciens °

Serratia marcescens

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Staphylococcus aureus

Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent)

Staphylococcus epidermidis +

Staphylococcus haemolyticus +

Staphylococcus hominis

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Acinetobacter baumannii

Citrobacter freundii

Morganella morganii

Pseudomonas aeruginosa

Proteus mirabilis

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus spp. §

Streptococcus spp. §

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Burkholderia cepacia

Stenotrophomonas maltophilia

Anaerobe Mikroorganismen

Bacteroides spp.

Clostridium difficile

Andere Mikroorganismen

Chlamydia spp.

Chlamydophila spp.

Legionella pneumophila

Mycoplasma spp.

Ureaplasma urealyticum

° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.

§Klinische Wirksamkeit für die Therapie der Enterokokken- und Streptokokken-Endokarditis in Kombination mit Penicillin belegt, wenn keine hochgradige Resistenz (Enterokokken) vorliegt.

# Auf Intensivstationen liegt die Resistenzrate bei 10%.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Gentamicin wird wie alle Aminoglykosid-Antibiotika nach oraler Gabe von der

gesunden Darmschleimhaut praktisch nicht resorbiert. Daher erfolgt die therapeutische Anwendung parenteral, d.h. intravenös bzw. intramuskulär.


Bei intramuskulärer Gabe von 1 mg/kg Körpergewicht werden nach 30 – 60 Minuten mittlere maximale Gentamicin-Konzentrationen von 3,5 – 6,4 mg/l gemessen. Nach intravenöser Kurzinfusion über 15 – 30 Minuten werden nach einer Stunde vergleichbare Serumkonzentrationen gemessen wie nach intramuskulärer Gabe.

Therapeutische Serumkonzentrationen liegen im Allgemeinen zwischen 2 und 8 mg/l. Maximale Serumkonzentrationen von 10 – 12 mg/l sollten nicht überschritten werden. Vor erneuter Gabe sollte die Serumkonzentration unter 2 mg/l abgesunken sein.


Verteilung

Das Verteilungsvolumen von Gentamicin entspricht etwa dem Volumen des Extrazellulärwassers. Bei Neugeboren besteht 70 bis 75 % des Körpergewichts aus Wasser, verglichen mit 50 bis 55 % bei Erwachsenen. Das extrazelluläre Kompartiment ist größer (40 % des Körpergewichts im Vergleich zu 25 % des Gewichts bei Erwachsenen). Daher ist das Verteilungsvolumen von Gentamicin pro kg Körpergewicht betroffen und nimmt mit zunehmendem Lebensalter von 0,5 bis 0,7 l / kg für einen Frühgeborenen auf 0,25 l/kg für einen Jugendlichen ab. Das größere Verteilungsvolumen pro kg Körpergewicht bei Neugeborenen bedeutet, dass für eine adäquate maximale Konzentration im Blut eine höhere Dosis pro kg Körpergewicht verabreicht werden muss.


Die Verteilung von Gentamicin in die einzelnen Organe führt zu unterschiedlichen Gewebskonzentrationen, die höchsten Konzentrationen liegen im Nierengewebe vor. Geringere Konzentrationen finden sich in Leber und Gallenblase, Lunge und Milz. Im Hirn- und Nervengewebe lässt sich nach parenteraler Applikation kein Gentamicin nachweisen, ebenso finden sich bei kurzfristiger Behandlung keine messbaren Konzentrationen in den Knochen.


Gentamicin ist plazentagängig, die fetalen Konzentrationen können 30 % der mütterlichen Plasmakonzentrationen betragen. Gentamicin erscheint in der Muttermilch (dort Konzentrationen wie im mütterlichen Plasma).


Nach wiederholter Injektion von Gentamicin werden in der Synovial-, Pleura-, Perikard- und Peritonealflüssigkeit ca. 50 % der erreichbaren Plasmakonzentrationen gemessen. Der Übertritt von Gentamicin in den Liquor cerebrospinalis ist auch bei entzündeten Meningen gering (bis zu 20 % der entsprechenden Plasmakonzentrationen).

Plasmaeiweißbindung: kleiner 10 %.


Elimination

Gentamicin wird im Organismus nicht metabolisiert, sondern unverändert in mikrobiologisch aktiver Form überwiegend renal durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Die dominante Eliminationshalbwertszeit liegt bei Patienten mit normaler Nierenfunktion bei etwa 2 – 3 Stunden. Bei Neugeborenen bis zur 3. Lebenswoche ist die Serumhalbwertszeit wegen unreifer Nierenfunktion um etwa 1/3 verlängert.


In den Tubuluszellen der Nierenrinde kommt es zu einer Anreicherung des Gentamicin. Eine terminale Halbwertszeit um 100 – 150 Stunden resultiert aus einer Abgabe des Gentamicin aus diesem tiefen Kompartiment.


Die Ausscheidung erfolgt dosisunabhängig. Weit über 90 % der Substanz werden über die Nieren ausgeschieden. Nur ca. 2 % der verabreichten Dosis werden bei normaler Nierenfunktion extrarenal eliminiert. Die totale Clearance beträgt ca. 0,73 ml min-1 kg-1.


Bei eingeschränkter Nierenfunktion verlängert sich die Eliminationshalbwertszeit abhängig vom Grad der Niereninsuffizienz. Eine Beibehaltung des üblichen Dosierungsschemas führt zur Kumulation. Gentamicin ist vollständig dialysierbar.


Bei der extrakorporalen Hämodialyse werden je nach Dialysedauer 50 – 70 % des Gentamicin aus dem Serum entfernt. Eine Peritonealdialyse ist ebenfalls möglich, die Eliminationshalbwertszeiten liegen hierbei zwischen 12,5 und 28,5 Stunden.


Das Verteilungsvolumen von Gentamicin entspricht etwa dem Volumen des Extrazellulärwassers. Bei Neugeboren besteht 70 bis 75 % des Körpergewichts aus Wasser, verglichen mit 50 bis 55 % bei Erwachsenen. Das extrazelluläre Kompartiment ist größer (40 % des Körpergewichts im Vergleich zu 25 % des Gewichts bei Erwachsenen). Daher ist das Verteilungsvolumen von Gentamicin pro kg Körpergewicht betroffen und nimmt mit zunehmendem Lebensalter von 0,5 bis 0,7 l / kg für einen Frühgeborenen auf 0,25 l/kg für einen Jugendlichen ab. Das größere Verteilungsvolumen pro kg Körpergewicht bei Neugeborenen bedeutet, dass für eine adäquate maximale Konzentration im Blut eine höhere Dosis pro kg Körpergewicht verabreicht werden muss.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

a) Akute Toxizität

Untersuchungen zur akuten Toxizität an verschiedenen Tierspezies haben keine besondere Empfindlichkeit ergeben (s. a. Punkt 12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel).


b) Chronische Toxizität

In Untersuchungen zur chronischen Toxizität (i.m. Applikation) an verschiedenen Tierspezies wurden nephrotoxische und ototoxische Effekte bei hohen Dosierungen beobachtet.


c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial

Zu Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung und Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung liegt keine ausführliche Mutagenitätsprüfung vor. Bisherige Untersuchungen verliefen negativ.

Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung und Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung liegen nicht vor.


d) Reproduktionstoxizität

Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung und Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung ist plazentagängig. Obwohl bisher keine Berichte über Schädigungen durch Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung und Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung vorliegen, besteht die potenzielle Gefahr einer Innenohr- und Nierenschädigung des Feten.

Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung und Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Wegen fehlender Resorption des Arzneimittels aus dem Magen-Darm-Trakt ist bei gestillten Säuglingen nicht mit unerwünschten Wirkungen zu rechnen.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Edetinsäure, Dinatriumsalz ·H2O, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilität

Gentamicin sollte stets getrennt von anderen Medikamenten verabreicht werden.

Aminoglykoside dürfen auf keinen Fall in einer Injektions- bzw. Infusionslösung mit Betalaktam-Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemisch-physikalischen Inaktivierung der Kombinationspartner kommt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.

Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


Geöffnete Ampullen sind sofort zu verwenden.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung

5 Ampullen (Glas) zu 2 ml Injektionslösung (N2)

10 Ampullen (Glas) zu 2 ml Injektionslösung (N3)

10x10 Ampullen (Glas) zu 2 ml Injektionslösung (Klinikpackung)


Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung

5 Ampullen (Glas) zu 2 ml Injektionslösung (N2)

10 Ampullen (Glas) zu 2 ml Injektionslösung (N3)

10x10 Ampullen (Glas) zu 2 ml Injektionslösung (Klinikpackung)


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


7. Inhaber der Zulassung

Pharmazeutischer Unternehmer

Actavis Group PTC ehf.

Reykjavikurvegur 76 – 78

220 Hafnarfjördur

Island


Mitvertreiber

Actavis Deutschland GmbH & Co. KG

Willy-Brandt-Allee 2

81829 München

Telefon: 089/558909-0

Telefax: 089/558909-240


8. Zulassungsnummer

Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung

2223.01.00


Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung

2223.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung

Gencin-Actavis 20 mg/ml Injektionslösung

28.07.1982

Gencin-Actavis 40 mg/ml Injektionslösung

21.05.1982


10. Stand der Information

September 2011


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

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343e6b88daf0955e08409592e9d4027d.rtf September 2011