Gentamicin 80mg-Rotexmedica
GENTAMICIN 80 MG-ROTEXMEDICA |
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Gentamicin 80 mg-Rotexmedica
Injektionslösung
Wirkstoff: Gentamicinsulfat
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Ampulle mit 2 ml
Injektionslösung enthält:
135,6 mg Gentamicinsulfat, entsprechend 80 mg
Gentamicin.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von schweren Infektionen, die durch Gentamicin-empfindliche Erreger verursacht sind.
Grundsätzliche Indikationen für Aminoglykoside sind Infektionen durch Erreger, die gegenüber anderen, weniger toxischen Arzneimitteln resistent sind, sowie schwere Infektionen mit gramnegativen Erregern, im Krankenhaus erworbene Infektionen sowie Infektionen bei abwehrgeschwächten und neutropenischen Patienten.
Unter diesen Voraussetzungen kann Gentamicin angewandt werden bei:
-
Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane (Gonorrhoe und Syphilis gehören nicht zum Anwendungsbereich),
-
nosokomialen Pneumonien (da Pneumonien im ambulanten Bereich überwiegend durch Pneumokokken verursacht werden, ist Gentamicin in diesen Fällen nicht das Mittel der 1.Wahl),
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Endokarditis,
-
intraabdominellen Infektionen,
-
nosokomialer Sepsis,
-
Meningitis durch gramnegative Erreger,
-
Osteomyelitis und eitriger Arthritis,
-
Infektionen oder drohender Infektionsgefahr bei abwehrgeschwächten Patienten.
Hinweis:
Im Sinne einer kalkulierten Chemotherapie ist eine Kombinationsbehandlung vorwiegend zusammen mit einem Betalaktam-Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakterien wirksamen Antibiotikum bei lebensbedrohlichen Infektionen mit unbekanntem Erreger, bei gemischten anaeroben/aeroben Infektionen, bei bakterieller Endokarditis, bei systemischen Pseudomonas-Infektionen sowie bei abwehrgeschwächten, vorwiegend neutropenischen Patienten angezeigt.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung
Die Applikation kann als intramuskuläre Injektion und langsame intravenöse Injektion (nur sulfitfreie Lösungen) oder als Kurzinfusion erfolgen. Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 - 2,0 mg/kg Körpergewicht empfohlen. Erwachsene mit normaler Nierenfunktion bekommen als Erhaltungsdosis 1 - 2 mg/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 3 - 6 mg/kg), Säuglinge nach dem ersten Lebensmonat 1,5 - 2,5 mg/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 4,5 - 7,5 mg/kg). Nur bei Neugeborenen sollte aufgrund der längeren Halbwertszeit das Dosisintervall bei einer Einzeldosis von 2 - 3,5 mg/kg auf 12 Stunden verlängert werden.
Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von Gentamicin
-
-
Dosierung (Erwachsene)
Initialdosis:
120 mg Gentamicin (1,5 - 2 mg Gentamicin/kg)
Infusionsdauer:
20 - 60 min
Erhaltungsdosis:
3 - 6 mg Gentamicin/kg/Tag
Dosierungsintervall:
Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel) entweder graphisch oder mit Taschenrechner (siehe Beispiel)
-
Beispiel:
Halbwertszeit
ln 2 x (t2-t1) 0,69 x 7 4,83
t1/2= ______________ = ________ = ____= 2,5 Std.
ln (C1/C2) ln(7/1) 1,95
Blutentnahmen: Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als 2 mg Gentamicin/l) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Gentamicin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demzufolge muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden.
Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:
A. Verlängerung der
Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis
(Folgedosen
identisch mit Initialdosis).
B. Verringerung der
Dosis bei gleichbleibenden Dosierungsintervallen (Folgedosen
kleiner
als Initialdosis).
A.
Verlängerung der
Dosierungsintervalle bei gleichbleibender Dosis
Die Abschätzung der individuellen
Dosierungsintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender
Gleichungen erfolgen:
Tind= TN
t 1/2 ind.
t 1/2 N
oder
Cl genta
(N)
Tind= TN_____________
Cl genta
(ind)
Da die Gentamicin-Clearance direkt proportional
der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende
Näherungsgleichung anwenden
Clcr
(N)
Tind= TN _____________
Clcr
(ind)
-
-
Tind =
Individuelles Dosierungsintervall (h)
TN =
normales Dosierungsintervall (meist 8 h)
t1/2 N =
Halbwertszeit des Gentamicins beim Nierengesunden (ca. 2 - 3 h)
t1/2 ind =
Halbwertszeit des Gentamicins bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben)
Clgenta =
Gentamicin-Clearance
Clcr =
Kreatinin-Clearance
-
Beispiel:
Bei einer
Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall
bei gleichbleibender Dosis
Tind= 8 x 100/30 (h) = 26
Std.
bei Zugrundelegung einer Clcr (N)von 100 ml/min
B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen
Da Gentamicin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:
Clcr*
D*= ______________ x DN
Clcr(normal)
-
-
Clcr* =
Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion
DN =
Normaldosis
D* =
Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion
-
Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen (8-stündiges Dosisintervall)
-
-
Serum-Kreatinin (mg/100 ml)
Kreatinin-Clearance (ml/min/1,73 m2)
Folgedosen (Prozent der Initialdosis)
kleiner als 1,0
größer als 100
100
1,1 - 1,3
71 - 100
80
1,4 - 1,6
56 - 70
65
1,7 - 1,9
46 - 55
55
2,0 - 2,2
41 - 45
50
2,3 - 2,5
36 - 40
40
2,6 - 3,0
31 - 35
35
3,1 - 3,5
26 - 30
30
3,6 - 4,0
21 - 25
25
4,1 - 5,1
16 - 20
20
5,2 - 6,6
11 - 15
15
6,7 - 8,0
kleiner als 10
10
-
Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.
Die
Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten
mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden,
wie dies bei schweren Infektionen
(z. B. Sepsis) beobachtet wird.