Haes-Steril 6%
ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS
▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen siehe Abschnitt 4.8.
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
HAES-steril® 6 %
Infusionslösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1000 ml Infusionslösung enthalten:
Hydroxyethylstärke (Ph.Eur.) 60,0 g
- Molare Substitution 0,43-0,55
- Mittleres Molekulargewicht 200.000 Da
Natriumchlorid 9,0 g
Na+ 154 mmol
Cl- 154 mmol
Theoretische Osmolarität 308 mosm/l
pH-Wert 3,5-6,0
Titrationsazidität < 1,0 mmol NaOH/l
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Infusionslösung
Klare bis leicht opaleszente Lösung, farblos bis leicht gelblich.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Behandlung einer Hypovolämie bei akutem Blutverlust, wenn Kristalloide alleine als nicht ausreichend erachtet werden (siehe Abschnitte 4.2, 4.3 und 4.4).
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Zur intravenösen Infusion.
Die Anwendung von HES sollte auf die initiale Phase der hämodynamischen Stabilisierung und auf maximal 24 h begrenzt werden.
Die ersten 10-20 ml sollten langsam und unter sorgfältiger Überwachung des Patienten infundiert werden, damit eine mögliche anphylaktische/anaphylaktoide Reaktion so früh wie möglich erkannt werden kann.
Tagesdosis und Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach Blutverlust und Hämokonzentration. Die therapeutische Grenze wird durch Verdünnungseffekte gesetzt.
Die maximale Tagesdosis für HAES-steril 6 % beträgt 30 ml/kg Körpergewicht.
Es sollte die niedrigste wirksame Dosis angewendet werden. Die Behandlung sollte sich an den Ergebnissen kontinuierlicher hämodynamischer Überwachung orientieren, so dass die Infusion beendet werden kann, sobald die hämodynamischen Ziele erreicht sind. Die maximale empfohlene Tagesdosis darf nicht überschritten werden.
Kinder und Jugendliche:
Es liegen nur begrenzt Daten zur Anwendung von HES bei Kindern vor. Daher wird eine Anwendung von HES - Produkten in dieser Patientengruppe nicht empfohlen.
4.3 Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen anderen der in Abschnitt 6.1 genannten Bestandteile
- Sepsis
- Verbrennungen
- Nierenfunktionsstörung oder Nierenersatztherapie
- Intrakranielle oder zerebrale Blutung
- Kritisch kranke Patienten (in der Regel Patienten, die auf die Intensivstation aufgenommen werden müssen)
- Hyperhydratation
- Lungenödem
- Dehydratation
- Schwere Hypernatriämie oder schwere Hyperchlorämie
- Schwere Leberfunktionsstörungen
- Dekompensierte Herzinsuffizienz
- Schwere Gerinnungsstörung
- Organtransplantierte Patienten
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Wegen der Gefahr allergischer (anaphylaktische/anaphylaktoider) Reaktionen sollte der Patient engmaschig überwacht und die Infusion mit niedriger Infusionsgeschwindigkeit eingeleitet werden (siehe Abschnitt 4.8).
Chirurgie und Trauma:
Es liegen keine ausreichenden Langzeitdaten zur sicheren Anwendung von HES bei chirurgischen und Trauma-Patienten vor. Der erwartete Nutzen der Behandlung sollte sorgfältig gegen die Ungewissheit in Bezug auf die langfristige Sicherheit abgewogen werden. Andere verfügbare Behandlungsmöglichkeiten sollten in Betracht gezogen werden.
Die Indikation zum Volumenersatz mit HES muss sorgfältig geprüft werden. Hämodynamisches Monitoring ist für die Volumen- und Dosis-Steuerung erforderlich. (siehe auch Abschnitt 4.2.)
Eine Volumenüberladung durch Überdosierung oder zu schnelle Infusion muss in jedem Fall vermieden werden. Die Dosierung muss sorgfältig eingestellt werden, insbesondere bei Patienten mit Lungen- und Herz-Kreislauf-Problemen. Serumelektrolyte, Flüssigkeitshaushalt und Nierenfunktion sollten engmaschig überwacht werden.
HES -Produkte sind bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung oder Nierenersatztherapie kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3). Der Einsatz von HES sollte bei ersten Anzeichen einer Nierenschädigung beendet werden.
Ein erhöhter Bedarf einer Nierenersatztherapie wurde bis zu 90 Tage nach Anwendung von HES-Lösungen berichtet. Eine Überwachung der Nierenfunktion der Patienten wird daher für mindestens 90 Tage empfohlen.
Besondere Vorsicht ist geboten bei der Behandlung von Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen.
Eine hochgradige Hämodilution durch hohe Dosen von HES-Lösungen muss auch bei der Behandlung von hypovolämischen Patienten vermieden werden.
Im Fall wiederholter Verabreichung sollten die Blutgerinnungsparameter sorgfältig überwacht werden. Bei den ersten Anzeichen einer Gerinnungsstörung sollte die Behandlung mit HES-Lösungen abgebrochen werden.
Bei Patienten, die sich einer Operation am offenen Herzen mit cardiopulmonalem Bypass unterziehen, wird die Verwendung von HES-Lösungen aufgrund des Risikos starker Blutungen nicht empfohlen.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2-3 Liter Flüssigkeit pro Tag) ist sicherzustellen.
In der Literatur wurde ein Zusammenhang zwischen Dosis und Häufigkeit des Auftretens von Juckreiz bei otoneurologischen Erkrankungen wie z. B. Hörsturz, Tinnitus, Knalltrauma beschrieben. Bei Auftreten von Juckreiz sollte die Behandlung nicht fortgeführt werden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist sicherzustellen.
Kinder und Jugendliche:
Es liegen nur begrenzt Daten zur Anwendung von HES bei Kindern vor. Daher wird eine Anwendung von HES-Produkten in dieser Patientengruppe nicht empfohlen. (siehe Abschnitt 4.2)
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Hinsichtlich einer Erhöhung der Konzentration der Serumamylase durch die Gabe von Hydroxyethylstärke (Interferenz mit der Diagnostik von Pankreatitis) bitte Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“ beachten.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Für HAES-steril 6 % liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere und für die Stillperiode vor. Tierexperimentelle Studien mit Hydroxyethylstärke-Verbindungen lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Wirkung schließen (siehe Abschnitt „5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit“).
4.7 Hinweise zur Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (<1/10.000)
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:
Längerfristige, tägliche Gabe von Hydroxyethylstärke im mittleren und hohen Dosierungsbereich verursacht häufig kaum behandelbaren Juckreiz. Dieser kann noch Wochen nach Beendigung der Therapie auftreten, über Monate anhalten und sehr belastend sein.
Untersuchungen:
Bei hoher Dosierung kann es häufig aufgrund des Verdünnungseffektes zu einer entsprechenden Verdünnung von Blutkomponenten wie z. B. Gerinnungsfaktoren, anderen Plasmaproteinen und zu einem Abfall des Hämatokrit kommen.
Die Konzentration der Serumamylase kann häufig unter der Gabe von Hydroxyethylstärke erhöht sein (Interferenz mit der Diagnostik Pankreatitis).
Erkrankungen der Nieren und Harnwege:
Selten wurde über vorübergehende Schmerzen in der Nierengegend (Lendenschmerzen) berichtet. In diesen Fällen ist die Infusion zu stoppen, ausreichend Flüssigkeit zuzuführen und die Serumkreatininwerte sind engmaschig zu überwachen.
Erkrankungen des Immunsystems:
Arzneimittel, die Hydroxyethylstärke enthalten, können in seltenen Fällen zu anaphylaktischen/anaphylaktoiden Reaktionen führen. Bei Unverträglichkeitsreaktionen ist die Infusion sofort zu stoppen und die üblichen Sofortmaßnahmen sind einzuleiten.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:
Selten kann es bei der Gabe von Hydroxyethylstärke dosisabhängig zu einer über die Verdünnungseffekte hinausgehenden Gerinnungsstörung kommen.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege:
Nierenschädigung: Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Leber- und Gallenerkrankungen:
Leberschädigung: Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt.
Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Wie bei allen Volumenersatzmitteln kann es bei Überdosierung zu einer Kreislaufüberlastung (z. B. Lungenödem) kommen. In diesem Fall muss die Infusion sofort gestoppt werden und, wenn notwendig, ein Diuretikum verabreicht werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Plasmaersatzmittel und Plasmaproteinfraktionen.
ATC-Code: B05A A07
HAES-steril 6 % ist ein kolloidales Volumenersatzmittel, dessen intravasale Volumen- und Hämodilutionswirkung vom Substitutionsgrad mit Hydroxyethylgruppen (0,5), dem Substitutionsmuster (C2/C6-Verhältnis) von 5:1, dem mittleren Molekulargewicht (200.000 Da), der Konzentration (6 %) sowie von Dosis und Infusionsgeschwindigkeit abhängen.
Die schnelle Infusion (ca. 500 ml innerhalb von 20 min) von HAES-steril 6 % bewirkt bei Probanden einen plateauartigen nichtexpansiven Plasmavolumenanstieg von ca. 100 % des infundierten Volumens über 3-4 Stunden. Anschließend fällt das Plasmavolumen kontinuierlich ab.
HAES-steril 6 % bewirkt somit eine mittelfristige Verbesserung des Plasmavolumens, der Hämodynamik und des O2-Transportes über mindestens 3-4 Stunden und verbessert zudem die gestörte Mikrozirkulation durch Verbesserung der Hämorheologie infolge einer Verminderung des Hämatokrit, der Plasmaviskosität und der Erythrozytenaggregation.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
HAES-steril 6 % enthält als kolloidosmotischen Wirkstoff 6 % HES 200/0,5. Der Abbau von HES im Serum erfolgt durch Serumamylase. Aufgrund eines Molekulargewichtes (Mw) von 200.000 Da und eines molaren Substitutionsgrades (MS) von 0,5 wird eine mittelfristig anhaltende Verweildauer im Kreislauf erzielt. Die HES-Konzentration steigt nach Infusion auf 94 % der infundierten Dosis an und fällt danach ab auf 68 %, 42 %, 27 % und 16 % nach 1, 3, 6 und 12 Stunden.
HAES-steril 6 % wird durch Serumamylase kontinuierlich abgebaut und renal eliminiert. Nach ca. 24 Stunden sind 47 % der infundierten HES-Menge mit dem Urin ausgeschieden und ca. 10 % noch im Serum nachweisbar.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Akute Toxizität:
Die akute Toxizität (LD50) von Hydroxyethylstärke 200.000 entspricht bei der Maus einer Dosis von mehr als 6 g/kg KG, entsprechend einer äquivalenten Menge von mehr als 420 g Hydroxyethylstärke, bezogen auf einen 70 kg schweren Menschen. Diese Dosis liegt außerhalb jeglicher klinisch üblichen Anwendungspraxis.
Subchronische Toxizität:
Die subchronische Toxizität von HES 200/0,5 wurde an verschiedenen Tieren untersucht. Eine erhöhte Dosis von bis zu 1,5 g HES/kg KG/Tag (= 25 ml HES 6 %/kg KG/Tag) in Kaninchen, 3 g HES/kg KG/Tag (= 50 ml HES 6 %/kg KG/Tag) in Mäusen und 4 g HES/kg KG/Tag (= 40 ml
HES 10 %/kg KG/Tag) in Hunden zeigten keine irreversiblen oder toxischen Effekte auf Leber, Milz, Lunge und Lymphknoten, außer einem gesteigerten Organgewicht und vorübergehend histopathologisch nachweisbaren vakuoligen Veränderungen des retikuloendothelialen Systems (RES).
Die oben genannten Veränderungen sind typisch für die Zufuhr aller körperfremden Kolloide und somit nicht spezifisch auf HAES-steril 6 % zurückzuführen.
Teratogenes Potential:
Es wurde keine teratogene Wirkung nachgewiesen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumhydroxid
Salzsäure
Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Ist eine Mischung mit anderen Medikamenten notwendig, so ist auf hygienisch einwandfreies Zuspritzen, gute Durchmischung und vor allem auf Kompatibilität zu achten.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Glasflasche 5 Jahre
Polyolefinbeutel (freeflex) mit Umfolie 3 Jahre Polyethylenflasche (KabiPac) 5 Jahre
Polypropylenflasche 3 Jahre
HAES-steril 6 % ist nach dem Öffnen zum sofortigen Verbrauch bestimmt. Nicht verbrauchter Inhalt ist zu verwerfen.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
keine
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Glasflasche aus farblosem Glas mit Verschluss aus Halobutylgummi und Bördelkappe aus
Aluminium
250 ml, 10 x 250 ml
500 ml, 10 x 500 ml
Polyolefinbeutel (freeflex) mit Umfolie
5 x 250 ml, 10 x 250 ml, 20 x 250 ml, 30 x 250 ml, 35 x 250 ml, 40 x 250 ml 5 x 500 ml, 10 x 500 ml, 15 x 500 ml , 20 x 500 ml 5 x 250 ml Infusionsset 5 x 500 ml Infusionsset
Polyethylenflasche (KabiPac)
250 ml, 10 x 250 ml, 20 x 250 ml, 30 x 250 ml 500 ml, 10 x 500 ml, 20 x 500 ml 5 x 250 ml Infusionsset 5 x 500 ml Infusionsset
Polypropylenflasche
250 ml, 10 x 250 ml, 20 x 250 ml, 30 x 250 ml 500 ml, 10 x 500 ml, 20 x 500 ml 5 x 250 ml Infusionsset 5 x 500 ml Infusionsset
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Nach dem Öffnen des Behältnisses sofort zu verbrauchen.
Nur verwenden, wenn Lösung klar und Behältnis unbeschädigt.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Fresenius Kabi Deutschland GmbH D - 61346 Bad Homburg v.d.H.
Tel.: +49 6172 686 8200 Fax: +49 6172 686 8239
8. ZULASSUNGSNUMMER
417.01.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
03. April 1981/21. August 2003
10. STAND DER INFORMATION
Februar 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
7