Infectogenta Augentropfen 0,3%
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
INFECTOGENTA® Augentropfen 0,3 %
3 mg/ml
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoff: Gentamicin als Gentamicinsulfat
1 ml Lösung enthält 5 mg Gentamicinsulfat (entsprechend 3 mg Gentamicin).
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Benzalkoniumchlorid, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat und Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM Augentropfen
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Infektionen des vorderen Augenabschnitts durch Gentamicin-empfindliche Erreger, wie bakterielle Entzündungen der Bindehaut (Konjunktivitis), der Hornhaut (Keratitis; Keratokonjunktivitis), der Lidränder (Blepharitis) und der Augenliddrüsen (Gerstenkorn; Hordeolum).
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
4- bis 6-mal täglich, in schweren Fällen häufiger, bis stündlich, 1 Tropfen INFECTOGENTA Augentropfen in den Bindehautsack des erkrankten Auges eintropfen.
Art der Anwendung
Nach Abziehen des Unterlids in den Bindehautsack eintropfen.
Dauer der Anwendung
In Abständen, abhängig von der Schwere der Erkrankung, sollte die Wirksamkeit durch den behandelnden Arzt kontrolliert und über die Fortsetzung oder Änderung der Therapie entschieden werden.
Eine Behandlungsdauer von 2 Wochen sollte in der Regel nicht überschritten werden.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung INFECTOGENTA Augentropfen sind nicht für die Anwendung am Ohr bestimmt.
Benzalkoniumchlorid kann Irritationen am Auge hervorrufen. Der Kontakt mit weichen Kontaktlinsen ist zu vermeiden. Benzalkoniumchlorid kann zur Verfärbung weicher Kontaktlinsen führen. Kontaktlinsen sind vor der Anwendung zu entfernen und frühestens 15 Minuten nach der Anwendung wieder einzusetzen.
Siehe auch Abschnitt 4.3 Gegenanzeigen und 4.8 Nebenwirkungen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Klinisch relevante Wechselwirkungen sind bisher nicht bekannt.
Wenn andere topische Augenarzneimittel zur gleichen Zeit angewendet werden, sollte zwischen der Applikation ein zeitlicher Abstand von mindestens 15 Minuten eingehalten werden.
Siehe auch Abschnitt 6.2 Inkompatibilitäten.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Über die Anwendung von Gentamicin-haltigen Augentropfen bei Schwangeren liegen bisher keine Erfahrungen vor.
INFECTOGENTA Augentropfen sollten daher im ersten Trimenon nicht und im weiteren Verlauf der Schwangerschaft nur bei vitaler Indikation oder bei Gefahr des Verlustes des Augenlichts angewendet werden (siehe auch Abschnitt 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit).
Stillzeit
Gentamicin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Aufgrund der lokalen Anwendung am Auge ist jedoch mit einer geringen systemischen Verfügbarkeit zu rechnen. INFECTOGENTA Augentropfen können während der Stillzeit angewendet werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Bisher liegen keine Hinweise vor, dass unter der Therapie mit INFECTOGENTA Augentropfen die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zur Bedienung von Maschinen beeinträchtigt ist. Siehe jedoch auch Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig Häufig Gelegentlich Selten Sehr selten Nicht bekannt
(> 1/10)
(> 1/100 bis < 1/10)
(> 1/1.000 bis < 1/100)
(> 1/10.000 bis < 1/1.000)
(< 1/10.000)
(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Augenerkrankungen
• Sehr selten: Mydriasis des behandelten Auges. In diesem Fall kann die Verkehrstüchtigkeit bzw. die Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen beim Anwender beeinträchtigt sein.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
• Häufig: kurzzeitiges leichtes Brennen am behandelten Auge unmittelbar nach Anwendung von INFECTOGENTA Augentropfen.
• Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen (kontaktallergische Reaktionen).
Nach Cornea-Verletzungen kann die Anwendung von INFECTOGENTA Augentropfen zu Wundheilungsstörungen führen.
Sehr selten wurden Fälle von Hornhautkalzifizierungen unter der Therapie mit phosphathaltigen Augentropfen bei Patienten mit ausgeprägten Hornhautdefekten berichtet.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de, anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Eine kurzfristige Überdosierung von INFECTOGENTA Augentropfen führt zu keinen bekannten Nebenwirkungen. Sollte aufgrund der Schwere der Erkrankung ein kürzeres Dosierungsintervall als angegeben (siehe Abschnitt 4.2 Dosierung) für notwendig gehalten werden, so ist zu berücksichtigen, dass in Einzelfällen Defekte (Ulzerationen) der Augenbindehaut auftreten können. In solchen Fällen sollte die Dosis reduziert oder das Arzneimittel abgesetzt werden. Gegebenenfalls muss mit einem anderen Antibiotikum weiterbehandelt werden.
Bei versehentlicher oraler Einnahme von INFECTOGENTA Augentropfen sind keine Maßnahmen erforderlich, da Gentamicin enteral nur minimal resorbiert wird.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe Ophthalmika, Antiinfektiva, Antibiotika.
ATC-Code
S01AA11
Gentamicin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside. Gentamicin wird parenteral und topisch zur Behandlung von Infektionen mit empfindlichen Erregern eingesetzt. Es stellt ein Gemisch aus den strukturell sehr ähnlichen Homologen Gentamicin C1, C1a und C2 dar.
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Gentamicin beruht auf einer Störung der Proteinbiosynthese am bakteriellen Ribosom durch Interaktion mit der rRNS und nachfolgender Hemmung der Translation. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus maximaler Serumkonzentration (Cmax) und minimaler Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Gentamicin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
- Enzymatische Inaktivierung: Die enzymatische Modifikation der Aminoglykosidmoleküle ist der häufigste Resistenzmechanismus. Hierfür sind Acetyltransferasen, Phosphotransferasen oder Nukleotidyltransferasen verantwortlich, die zumeist plasmidkodiert sind.
- Verminderte Penetration und aktiver Efflux: Diese Resistenzmechanismen finden sich vor allem bei Pseudomonas aeruginosa.
- Veränderung der Zielstruktur: Modifikationen innerhalb der Ribosomen kommen als Ursache einer Resistenz vor. Diese entstehen entweder durch Mutation oder die Bildung von Methyltransferasen.
Es besteht eine weitgehende Kreuzresistenz von Gentamicin mit anderen Aminoglykosidantibiotika.
Grenzwerte
Es ist zu beachten, dass sich die unten aufgeführten Grenzwerte sowie das Spektrum der in vitro-Aktivität auf die systemische Anwendung von Gentamicin beziehen. Aufgrund der deutlich höheren Konzentrationen, die bei lokaler Anwendung erreicht werden, und der lokalen physikochemischen Bedingungen, welche die Gesamtaktivität der Substanz am Ort der Anwendung beeinflussen können, gelten diese Grenzwerte wahrscheinlich nicht für die topische Anwendung von Gentamicin am Auge.
Die Testung von Gentamicin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Enterobacteriaceae |
< 2 mg/l |
> 4 mg/l |
Pseudomonas spp. |
< 4 mg/l |
> 4 mg/l |
Acinetobacter spp. |
< 4 mg/l |
> 4 mg/l |
Staphylococcus spp. |
< 1 mg/l |
> 1 mg/l |
Nicht speziesspezifische Grenzwerte1)* |
< 2 mg/l1) |
> 4 mg/l1) |
1} Grenzwerte beziehen sich auf eine intravenöse Gentamicin-Dosis von 3-4,5 mg/kg/Tag.
* Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Gentamicin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Gentamicin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: Dezember 2013):
Üblicherweise empfindliche Spezies_
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Staphylococcus aureus_
Staphylococcus saprophyticus °_
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Citrobacter freundii_
Enterobacter aerogenes_
Enterobacter cloacae_
Escherichia coli #
Klebsiella oxytoca_
Klebsiella pneumoniae_
Proteus vulgaris °_
Proteus mirabilis_
Salmonella enterica (Enteritis-Salmonellen) Serratia liquefaciens °_
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können_
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen_
Staphylococcus epidermidis +_
Staphylococcus haemolyticus +_
Staphylococcus hominis_
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen_
Acinetobacter baumannii_
Morganella morganii_
Pseudomonas aeruginosa_
Von Natur aus resistente Spezies_
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen_
Enterococcus spp. §
Streptococcus spp. §
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen_
Burkholderia cepacia_
Stenotrophomonas maltophilia_
Anaerobe Mikroorganismen_
Bacteroides spp._
Clostridium difficile_
Andere Mikroorganismen_
Chlamydia spp._
Chlamydophila spp._
Legionella pneumophila_
Mycoplasma spp._
Ureaplasma urealyticum_
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur,
Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
+ In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.
§ Klinische Wirksamkeit für die Therapie der Enterokokken- und Streptokokken-Endokarditis in Kombination mit Penicillin belegt, wenn keine hochgradige Resistenz (Enterokokken) vorliegt.
# Auf Intensivstationen liegt die Resistenzrate bei > 10 %.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach lokaler Gabe von Gentamicin werden, abhängig von der Dosierungshäufigkeit, bakterizide Gewebekonzentrationen in der Bindehaut und Hornhaut erreicht. Bei häufiger Applikation am entzündeten Auge werden ebenfalls im Kammerwasser therapeutisch wirksame Konzentrationen erreicht. Dabei ist aber nicht mit einer systemischen Resorption zu rechnen, welche die Nachweisgrenze von Gentamicin im Serum übersteigen würde.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Akute Toxizität:
Untersuchungen zur akuten Toxizität an verschiedenen Tierspezies haben keine besondere Empfindlichkeit ergeben. Siehe auch Abschnitt 4.9 Überdosierung.
b) Chronische Toxizität:
In Untersuchungen zur chronischen Toxizität (i.m.-Applikation) an verschiedenen Tierspezies wurden nephrotoxische und ototoxische Effekte bei hohen Dosierungen beobachtet. Bei topischer Anwendung am Auge ist aufgrund der zu vernachlässigenden geringen Resorption nicht mit systemischen toxischen Effekten zu rechnen. Siehe auch Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential:
In bisherigen Untersuchungen zeigte Gentamicin keine mutagenen Wirkungen. Langzeitstudien zur Überprüfung eines kanzerogenen Potentials liegen nicht vor.
d) Reproduktionstoxizität:
Gentamicin zeigte in Ratten nach i.m.-Verabreichung sehr hoher Dosen (75 mg/kg KG) zu verschiedenen Zeitpunkten der Gestation eine transplazentare Nierentoxizität. In Meerschweinchen führte die tägliche i.m.-Gabe von 4 mg/kg KG Gentamicin von Tag 48 bis 54 der Gestation zu einer vorübergehenden transplazentaren Nierentoxizität. Von anderen Aminoglykosiden ist bekannt, dass sie zu einer Innenohrschädigung des Feten führen können.
e) Lokale Toxizität:
Am Kaninchenauge wurde nachgewiesen, dass topisch appliziertes Gentamicin auch bei länger dauernder hochdosierter Anwendung gut verträglich ist.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Benzalkoniumchlorid (Konservierungsmittel)
Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat
Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat
Natriumchlorid
Natriumedetat
Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Gentamicin ist inkompatibel mit Amphotericin B, Heparin, Sulfadiazin, Cephalotin und Cloxacillin. Die gleichzeitige lokale Applikation von Gentamicin mit einem dieser Mittel kann sichtbare Niederschläge im Bindehautsack verursachen.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Nach Anbruch maximal 6 Wochen verwendbar.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Originalpackung mit Tropfflasche zu 5 ml Augentropfen.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
INFECTOPHARM Arzneimittel und Consilium GmbH
Von-Humboldt-Str. 1
64646 Heppenheim
Tel. 0 62 52 / 95-7000
Fax 0 62 52 / 95-8844
Internet: www.infectopharm.com
E-Mail: kontakt@infectopharm.com
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
6090084.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 01. Dezember 1998 / 18. Juli 2005
10. STAND DER INFORMATION
März 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG Verschreibungspflichtig
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