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Jarsin 450 Mg

Document: 20.01.2015   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation

1. Bezeichnung des Arzneimittels

Jarsin® 450 mg, Filmtabletten

2.    Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Eine Filmtablette enthält: 450 mg Trockenextrakt aus Johanniskraut (3-6:1), Auszugsmittel: Methanol 80% (V/V)

Sonstige Bestandteile: Lactose-Monohydrat und Sojabohnenmehl, entfettet, mit Alkali extrahiert.

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3.    Darreichungsform Filmtablette

Ovale, beigefarbene Filmtabletten.

4.    Klinische Angaben

4.1    Anwendungsgebiete

Leichte vorübergehende depressive Störungen.

4.2    Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene und Heranwachsende ab 12 Jahre 2-mal täglich 1 Filmtablette ein.

Die Filmtabletten sollen unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit zu den Mahlzeiten eingenommen werden.

Erfahrungsgemäß ist eine Einnahmedauer von 4 bis 6 Wochen bis zur deutlichen Besserung der Symptome erforderlich; wenn jedoch die Krankheitssymptome länger als 4 Wochen bestehen bleiben oder sich trotz vorschriftsmäßiger Dosierung verstärken, sollte erneut ein Arzt aufgesucht werden.

4.3    Gegenanzeigen

Jarsin® 450 darf nicht zusammen mit folgenden Wirkstoffen angewendet werden:

-    Ciclosporin

-    Tacrolimus

-    Indinavir und anderen Protease-Hemmstoffen in der Anti-HIV-Behandlung

-    Irinotecan und anderen Zytostatika

-    Anderen Antidepressiva

Nicht anzuwenden bei bekannter Lichtüberempfindlichkeit der Haut sowie schweren depressiven Episoden.

Jarsin® 450 mg darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegenüber Johanniskraut, Soja, Erdnuss oder einem der sonstigen Bestandteile.

Zur Anwendung dieses Arzneimittels bei Kindern liegen keine ausreichenden Untersuchungen vor. Es soll deshalb bei Kindern unter 12 Jahren nicht angewendet werden.

4.4    Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Bei gleichzeitiger Anwendung von Jarsin® 450 mg kann die Wirksamkeit von blutgerinnungshemmenden Mitteln vom Cumarintyp (Phenprocoumon, Warfarin), Theophyllin und Digoxin abgeschwächt sein. Bei Patienten, die solche Arzneimittel einnehmen, sollten zu Beginn und nach Beendigung der Einnahme von Jarsin® 450 mg geeignete Therapiekontrollen (z. B. Bestimmung der Konzentration dieser Arzneimittel im Plasma oder Vollblut) durchgeführt werden (siehe auch Abschnitt Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und anderen Formen von Interaktionen).

Während der Anwendung von Jarsin® 450 mg soll eine intensive UV-Bestrahlung (lange Sonnenbäder, Höhensonne, Solarien) vermieden werden.

Frauen, die orale oder andere hormonelle Kontrazeptiva einnehmen oder anwenden, sollten auf mögliche Zwischenblutungen als Folge einer Wechselwirkung hingewiesen werden und hinsichtlich zusätzlicher kontrazeptiver Maßnahmen beraten werden, da die Sicherheit der Kontrazeption herabgesetzt sein kann.

Untersuchungen an Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion bzw. an niereninsuffizienten dialysepflichtigen Patienten legen nahe, dass Hypericin und Pseudohypericin praktisch vollständig über die Leber verstoffwechselt und ausgeschieden werden. Daher bewirkt eine Einschränkung der Nierenfunktion keine Veränderung der Wirkspiegel von Hypericin und Pseudohypericin. Bei leichten Leberschäden (Child-Pugh A) trat ebenfalls keine Erhöhung ihrer Wirkspiegel auf, jedoch bei schweren Leberschäden (Child-Pugh B). Bei diesen Patienten sollte Jarsin® 450 mg daher vorsichtiger dosiert werden, um ein möglicherweise erhöhtes Risiko einer Lebertoxizität auszuschließen.

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Gluco-se-Galactose-Malabsorption sollten Jarsin® 450 mg nicht einnehmen.

4.5    Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit folgenden Arzneimitteln können zu einer Abschwächung der Wirksamkeit dieser Arzneimittel führen:

-    Antikoagulantien vom Cumarintyp (z. B. Phenprocoumon, Warfarin)

-    Ciclosporin

-    Tacrolimus

-    Digoxin

-    Indinavir und andere Protease-Hemmstoffe in der Anti-HIV-Behandlung

-    Irinotecan und andere Zytostatika

-    Amitriptylin, Nortriptylin

-    Midazolam

-    Theophyllin

-    Arzneimittel zur hormonellen Empfängnisverhütung

Bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Antidepressiva (Nefazodon, Paroxetin, Sertralin) kann deren Wirksamkeit verstärkt sein. In Einzelfällen können unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Angst, Ruhelosigkeit und Verwirrtheit verstärkt auftreten.

Johanniskrauthaltige Arzneimittel können die Metabolisierung von Arzneimitteln, die über Cytochrom-P450-3A4 metabolisiert werden, fördern. Daraus kann sich für die betroffenen Arzneimittel eine verminderte und/oder verkürzte Wirkung ergeben.

Bei Anwenderinnen oraler oder anderer hormoneller Kontrazeptiva, die Jarsin® 450 mg einnehmen, können Zwischenblutungen auftreten und die Sicherheit der Kontrazeption kann herabgesetzt sein.

Bei gleichzeitiger Behandlung mit anderen Arzneimitteln, die photosensibilisierend wirken, ist eine Verstärkung phototoxischer Wirkungen (siehe Abschnitt: Nebenwirkungen) theoretisch möglich. Daher soll in allen Fällen, in denen andere Arzneimittel eingenommen werden, ärztlicher Rat eingeholt werden.

4.6    Schwangerschaft und Stillzeit

Jarsin® 450 mg sollte während der Schwangerschaft und in der Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung und nach Abwägung von Nutzen und möglichem Risiko angewendet werden. Bisher liegen keine ausreichenden Erfahrungen bei Schwangeren und stillenden Müttern vor.

Tierversuche haben keine Hinweise auf teratogene Wirkungen ergeben, jedoch könnten in Einzelfällen beim Menschen Plasmaspiegel für Hypericin erreicht werden, die im Tierversuch mit embryo- oder fetotoxischen Effekten assoziiert waren.

4.7    Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Nicht zutreffend.

4.8    Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig (>1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (>1/1.000 bis < 1/100)

Selten (>1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Unter der Anwendung von Jarsin® 450 mg kann es, vor allem bei hellhäutigen Personen, die starker Sonnenbestrahlung ausgesetzt waren, durch Photosensibilisierung zu sonnenbrandähnlichen Reaktionen der Haut kommen.

Selten können gastrointestinale Beschwerden, allergische Reaktionen der Haut, Müdigkeit oder Unruhe auftreten.

Sojabohnenmehl, entfettet, mit Alkali extrahiert, kann sehr selten allergische Reaktionen hervorrufen.

In der Gebrauchsinformation wird der Patient auf Folgendes hingewiesen: Sollten Sie eine der oben genannten Nebenwirkungen beobachten, so informieren Sie bitte ihren Arzt, damit er über den Schweregrad und gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen entscheiden kann.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Über akute Vergiftungen durch Johanniskraut- Zubereitungen beim Menschen ist bisher nicht berichtet worden. Bei Einnahmen massiver Überdosen sollten die betroffenen Patienten umgehend für die Dauer von 1 bis 2 Wochen vor Sonnenlicht und vor sonstiger UV-Bestrahlung geschützt werden (Aufenthalt im Freien einschränken, Sonnenschutz durch bedeckende Kleidung und Verwendung von Sonnenschutzmitteln mit hohem Lichtschutzfaktor, sog. „Sonnenblockern“).

Die beschriebenen Nebenwirkungen können verstärkt werden.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1    Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Pflanzliche Antidepressiva ATC-Code: N06AP01

Der Johanniskraut-Extrakt LI 160 hemmt in typischen Präparationen aus Ratten- und Mäusehirnen die synaptosomale Aufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin, Serotonin und Dopamin. Darüber hinaus wurde eine “Down-Regulation“ von zentralen Serotonin- und noradrenergen Beta-Rezeptoren nachgewiesen. Der Johanniskraut-Extrakt wurde außerdem in verschiedenen Verhaltensmodellen mit Ratten und Mäusen geprüft, wobei sich typische Effekte im Sinne des Reserpin-Antagonismus, der Verkürzung der Narkosedauer und der Immobilitätszeit nach Porsolt ergaben. Aufgrund der bisher vorliegenden pharmakologischen Daten ist der Johanniskraut-Extrakt LI 160 als „atypisches Antidepressivum“ einzuordnen. Der Wirkmechanismus könnte insbesondere durch die zentrale Wiederaufnahmehemmung von Neurotransmittern und durch die “Down-Regulation“ der noradrenergen Beta- und der Serotonin-Rezeptoren geprägt sein.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Wegen der komplexen Zusammensetzung des Wirkstoffes LI 160 im Sinne eines pflanzlichen Gesamtextraktes sind pharmakokinetische Untersuchungen nur mit den Leitsubstanzen des Extraktes möglich. Als solche gilt Hypericin aus der Stoffgruppe der Dianthrone.

Orale Verabreichung von 300 bzw. 900 mg LI 160 resultierte bei gesunden männlichen Probanden in mittleren maximalen Hypericinplasmakonzentrationen (Cmax) von 1,3 bzw. 7,2 ng/ml. Die Resorption von Hypericin trat mit einer Verzögerung von ca. 2 Stunden ein, die terminale Eliminationshalbwertszeit betrug im Mittel 24 Stunden.

Unter einer vierzehntägigen Dauermedikation mit 3 x 300 mg LI 160/Tag wurden bei einer Cmax von 8,8 ng/ml Steady-state-Konzentrationen für Hypericin nach 6 - 7 Tagen erreicht. Bezogen auf die systemische Verfügbarkeit betrug das Verteilungsvolumen für Hypericin im Mittel 162 Liter bei einer Clearance von 68,2 ml/min.

5.3    Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute Toxizität

Der Extrakt LI 160 erwies sich nach einmaliger oraler bzw. intraperitonealer Verabreichung als gering toxisch.

Angaben zur akuten Toxizität sind in nachfolgender Tabelle dargestellt:

Spezies

Appilkationsart

LD5O (mg/kg KG)

Maus

oral

> 5000

Ratte

oral

> 5000

Maus

intraperitoneal

1780

Ratte

intraperitoneal

1000

Chronische Toxizität

Untersuchungen zur chronischen Toxizität am Hund über 26 Wochen führten zu keinen substanzbedingten Änderungen.

Reproduktionstoxikologie

Untersuchungen an Ratte und Kaninchen haben bei Dosierungen bis in den maternaltoxischen Bereich keine Hinweise auf teratogene Wirkungen ergeben. Embryo-und fetotoxische Befunde (Wachstumsretardierung, morphologische Variationen) waren mit maternalen Plasmaspiegeln (Hypericin) von mehr als 10 ng/ml assoziiert.

In einer Fertilitätsstudie an der Ratte fanden sich keine Anhaltspunkte für eine Beeinflussung der Fertilität.

Bei der Ratte akkumuliert Hypericin in der Muttermilch und kann ein mehrfaches der maternalen Plasmakonzentration erreichen.

Obwohl die mit der Milch aufgenommene Wirkstoffmenge aufgrund des breiten Sicherheitsabstandes für das Kind keine Gefahr darstellen dürfte, muss darauf hingewiesen werden, dass für die Stillzeit keine Erfahrungen vorliegen.

Mutagenität

Basierend auf den vorliegenden Ergebnissen der in vitro und in vivo Mutagenitätsstudien kann für den Menschen ein mutagenes Potential für Jarsin® 450 mg ausgeschlossen werden.

Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential von Johanniskraut führten zu keinen substanzbedingten Änderungen.

Phototoxizität

Es ist bekannt, dass Johanniskraut, wenn es von Weidetieren in größeren Mengen verzehrt wird, ausgeprägte phototoxische Eigenschaften besitzt. Die phototoxische Dosis liegt bei Kälbern um den Faktor 30 über der therapeutischen Tagesdosis beim Menschen.

Nach einmaliger Einnahme von 900, 1800 bzw. 3600 mg LI 160 (gesunde männliche Probanden; n=13) wurden keine signifikanten Veränderungen der Empfindlichkeit gegenüber UV-Licht festgestellt. Dagegen war bei Einnahme von 1800 mg des Johanniskrautextrakts LI 160 durch gesunde Probanden beiderlei Geschlechts (n=50) über 15 Tage, entsprechend einer täglichen Dosis von etwa 5,04 mg Hypericin und Pseudohypericin, die minimale Pigmentierdosis am Ende dieses Zeitraums signifikant um ca. 20 % herabgesetzt; die UVA-Sensitivität war erhöht. Bei lichtempfindlichen Probanden traten nach 15 Tagen signifikant häufiger gegenüber dem 1. Tag Erythemreaktionen nach der Bestrahlung auf.

Mit der empfohlenen Tagesdosis von 2 Jarsin® 450 mg werden max. 2,5 mg Gesamthypericin, berechnet als Hypericin, aufgenommen.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

Liste der sonstigen Bestandteile

6.1


Hochdisperses Siliciumdioxid, mikrokristalline Cellulose, Vanillin, Hypromellose, Stearinsäure, Eisen(III)-hydroxid-oxid (E 172), Titandioxid (E 171), Lactose-Monohydrat, langkettige Partialglyceride, Sojabohnenmehl, entfettet, mit Alkali extrahiert, hochdisperses, hydrophobes Siliciumdioxid.

Hinweis: Das Arzneimittel enthält 0,02 BE je Filmtablette.

6.2    Inkompatibilitäten Nicht zutreffend.

6.3    Dauer der Haltbarkeit 18 Monate

6.4    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Nicht über 25°C lagern.

6.5    Art und Inhalt des Behältnisses

PVC / PVDC-Aluminium-Blisterpackungen.

Packungsgrößen:

25 Filmtabletten 60 Filmtabletten 100 Filmtabletten

Klinikpackung mit 1000 Filmtabletten (10 x 100 Filmtabletten)

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung Keine besonderen Anforderungen.

7.    Inhaber der Zulassung

Cassella-med GmbH & Co. KG Gereonsmühlengasse 1 50670 Köln

8.    Zulassungsnummern

Zul.-Nr.:    39112.00.01

58224.00. 00

58225.00. 00

58226.00. 00

9.    Datum der Erteilung der Zulassung

28. Mai 2003 / 16. Juni 2004

10.    Stand der Information

Januar 2015

Verkaufsabgrenzung

11.


Apothekenpflichtig