Kalymin Mite
Kalymin® mite 1 mg / ml Injektionslösung |
Datum: 02.09.2008 Seite: 13 |
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1.3 Produkt Information 1.3.1.1 Fachinformation |
1.3 Produkt Information
1.3.1 Fachinformation, Beschriftung auf Behältnis und äußerer Umhüllung, Gebrauchsinformation
1.3.1.1 Fachinformation
Künftig vorgesehener Wortlaut für die Fachinformation
Der Text befindet sich in der Anlage.
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Kalymin mite
1 mg/1ml Injektionslösung
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Jede Ampulle enthält in 1 ml Injektionslösung 1 mg Pyridostigminbromid.
Enthält u.a. Natriumchlorid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1
3. Darreichungsform
Injektionslösung
Bei Kalymin mite handelt es sich um eine klare, farblose Flüssigkeit.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Myasthenia gravis
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung:
Erwachsene:
In kritischen Situationen (myasthene Krise) wird Pyridostigminbromid bei Erwachsenen vorübergehend parenteral verabreicht (1-3 mg intravenös als Bolus, dann 8-12 mg/24 Stunden über Perfusor, max. 24 mg/24 Stunden).
Neugeborene:
Zur Therapie eines myasthenischen Syndroms bei Neugeborenen werden alle 4 - 6 Stunden 50-150 µg Pyridostigminbromid/kg Körpergewicht intramuskulär über einen wenige Wochen umfassenden Zeitraum verabreicht.
Hinweis:
Die Dosierung von Pyridostigminbromid bei Myasthenia gravis muss in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung und dem Ansprechen auf die Behandlung streng individuell gehandhabt werden. Für diese Indikation können die Dosierungsempfehlungen daher nur als Anhaltspunkte dienen. Nach Besserung des Befindens sollte wieder auf orale Pyridostigminbromid-Formulierungen gewechselt werden. Der Zeitpunkt der Umstellung liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.
Für die Gabe hoher Dosen steht die Darreichungsform Kalymin forte 5 mg mit 5 mg Pyridostigminbromid pro ml Injektionslösung zur Verfügung.
Patienten mit Nierenerkrankungen:
Bei Patienten mit schwer eingeschränkter Nierenfunktion bzw. Niereninsuffizienz kann die Wirkdauer von Pyridostigminbromid erhöht sein, da Pyridostigminbromid zu einem großen Teil (75 %) unverändert über die Niere ausgeschieden wird. Bei einem Plasmakreatinin-Wert von z. B. 2 mg/dl sollte rechnerisch die Erhaltungsdosis halbiert bzw. das Dosierungsintervall verdoppelt werden. Die endgültige Dosis sollte jedoch auf der Grundlage des individuellen Ansprechens des Patienten auf die Therapie festgelegt werden. Bei diesen Patienten ist eine engmaschige ärztliche Überwachung der Therapie angezeigt.
Art und Dauer der Anwendung:
Erwachsene:
Bei Erwachsenen erfolgt die Anwendung intravenös. Die Behandlung wird durch eine Bolusinjektion eingeleitet und als Dauerinfusion fortgeführt. Die intravenöse Behandlung erfolgt bis zu Stabilisierung des Patienten. Danach wird oral weiterbehandelt.
Neugeborene:
Bei Neugeborenen erfolgt die Anwendung intramuskulär über einen Zeitraum von wenigen Wochen.
4.3 Gegenanzeigen
Kalymin mite darf nicht angewendet werden:
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bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
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bei mechanischen Verschlüssen der Verdauungs- und Harnwege
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bei erhöhtem Tonus der Bronchialmuskulatur (z. B. bei Asthma bronchiale, spastischer Bronchitis)
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bei Entzündungen des Auges (Iritis)
-
in der Stillzeit (siehe 4.6).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Kalymin mite sollte nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden bei:
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Ulcus ventriculi
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dekompensierter Herzinsuffizienz
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Myokardinfarkt
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Thyreotoxikose.
Kalymin mite sollte nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei Patienten:
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mit Bradykardie
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mit Diabetes mellitus
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mit Niereninsuffizienz (ggf. Dosisanpassung)
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mit Parkinsonscher Erkrankung
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nach Magen-Darm-Operationen.
Kalymin mite enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 1 ml.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Gleichzeitige Gabe von anderen Cholinesterasehemmern oder sonstigen Parasympathomimetika kann zu Wirkungsverstärkung führen. Pyridostigminbromid kann die parasympathomimetischen Wirkungen von Morphin und dessen Derivaten verstärken. Ebenso wird die Wirkdauer von depolarisierenden Muskelrelaxanzien (wie Succinylcholin) verlängert.
Antimuskarinika (z. B. Atropin) hemmen die muskarinerge Wirkung von Pyridostigminbromid an Speicheldrüsen, Auge, Herz, Bronchialmuskulatur und Darm. Nikotinerge Wirkungen an der Skelettmuskulatur bleiben dagegen unbeeinflusst.
Substanzen, die die neuromuskuläre Übertragung stören, können die Pyridostigminwirkung abschwächen und dadurch eine myasthene Symptomatik auslösen. Dazu zählen Aminoglycoside-Antibiotika (z. B. Streptomycin, Neomycin, Kanamycin, Gentamicin), Polypeptid-Antibiotika (Polymyxin, Collistin) und andere Antibiotika wie Oxytetracyclin, Clindamycin und Lincomycin, einige Antiarrhythmika (Chinidin, Procainamid, Propranolol), Penicillamin, Lithium, Tranquilizer vom Benzodiazepin-Typ und Phenothiazine (z. B. Chlorpromazin). Auch Kortikosteroide in hoher Dosierung können die Wirkung von Pyridostigminbromid beeinträchtigen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft:
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Pyridostigminbromid bei Schwangeren vor. In tierexperimentellen Studien zeigte Pyridostigminbromid nach oraler Gabe keine teratogenen Wirkungen. Es waren jedoch Fetotoxizität und Effekte auf die Nachkommen zu beobachten (siehe 5.3). Die i.v. Anwendung von Acetylcholinesterase-Hemmern in der Schwangerschaft kann zur Auslösung von vorzeitigen Wehen führen. Die Gefahr vorzeitiger Wehen besteht dabei insbesondere bei der Anwendung zum Ende der Schwangerschaft.
Kalymin mite darf deshalb während der Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung angewendet werden.
Stillzeit:
Da Pyridostigminbromid in die Muttermilch übergeht, darf während einer Behandlung mit Kalymin mite nicht gestillt werden. Ist eine Kalymin mite-Behandlung erforderlich, muss abgestillt werden (siehe 4.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Bei ungenügender Kompensation der Grundkrankheit oder cholinergen Effekten nach relativer Überdosierung des Mittels kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein.
4.8 Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen
Selten (weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10000 Behandelten): Hautausschlag
Weitere mögliche Nebenwirkungen deren Häufigkeiten nicht ableitbar sind:
Störungen des Herz-Kreislauf-Systems
- bradykarde Herzrhythmusstörungen
- unerwünschter Blutdruckabfall (Hypotonie)
Augenerkrankungen
- Akkommodationsstörungen
Erkrankung der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
- erhöhte Bronchialsekretion
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (Verdauungstrakts)
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Bauchkrämpfe durch gesteigerte Darmperistaltik
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
- Verstärkter Harndrang
Muskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
- Muskelschwäche
- Muskelzittern
- Muskelkrämpfe
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
- Schweißausbrüche
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
- Speichel- und Tränenfluss
Diese Nebenwirkungen können Zeichen einer Überdosierung bzw. cholinergen Krise sein. Die Ursache der Erscheinungen sollte daher unbedingt abgeklärt und ggf. zur Behebung parasympathomimetischer Wirkungen Atropinsulfat subcutan, intramuskulär oder langsam intravenös verabreicht werden.
Hinweis:
Überdosierung von Pyridostigminbromid kann eine cholinerge Krise verursachen, die unter anderem mit deutlicher oder zunehmender Muskelschwäche bis zur Lähmung einhergeht - Gefahr lebensbedrohlicher Atemlähmung! Als weitere Begleiterscheinungen können Blutdruckabfall bis hin zu Kreislaufkollaps, Bradykardie bis hin zu Herzstillstand oder - paradoxerweise - reflektorische Tachykardie auftreten. In einem solchen Fall sind nach sofortigem Absetzen des Mittels 1-2 mg Atropinsulfat langsam intravenös zu geben (siehe 4.9 b) Therapie der Intoxikationen).
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation
Speichel- und Tränenfluss, Hautrötung, starkes Schwitzen, Müdigkeit, Schwäche, starke Pupillenverengung, Sehstörungen, Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen, unwillkürlicher Harn- und Stuhlabgang, Koliken, Muskellähmungen (auf Grund eines neuromuskulären Blocks), Bronchospasmus, Lungenödem, Blutdruckabfall bis hin zu Kreislaufkollaps, Bradykardie bis hin zu Herzstillstand, eventuell reflektorische Tachykardie.
b) Therapie der Intoxikationen
Als spezifisches Antidot werden 1-2 mg Atropinsulfat langsam i.v. gegeben. Die Dosierung erfolgt nach der Wirkung, gegebenenfalls kann die Anfangsdosis je nach Verhalten der Pulsfrequenz nach 2-4 Stunden wiederholt werden. Freihalten der Atemwege, falls erforderlich künstliche Beatmung. Bei Herzstillstand Herzmassage. Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich. Nach oraler Pyridostigminbromidaufnahme Magenspülung und Gabe von Aktivkohle.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Indirektes Parasympathomimetikum
ATC-Code: N07AA02
Pyridostigminbromid hemmt die Cholinesterase und wirkt als indirektes Parasympathomimetikum. Die Hemmung des Enzyms hat eine Erhöhung der Acetylcholinkonzentration an den Rezeptoren in cholinergen Synapsen zur Folge und es kommt zu einer verstärkten und verlängerten Acetylcholinwirkung.
Pyridostigminbromid zeigt vorrangig periphere Effekte. Wirkungen auf zentrale Funktionen kommen nicht vor, da es wegen seiner geringen Lipidlöslichkeit nicht die Blut-Hirn-Schranke durchdringen kann.
Pyridostigminbromid ist besonders als Antimyasthenikum geeignet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach intravenöser Verabreichung von Pyridostigminbromid setzt die Wirkung innerhalb weniger Minuten ein. Nach etwa 15 Minuten sind die maximalen Plasmaspiegel erreicht.
Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Dosis und Plasmakonzentration bzw. Höhe der Plasmaspiegel und Änderung der myasthenischen Symptomatik fehlt. Wirkspiegel über 100 ng/ml führen jedoch nicht zu einer weiteren Verbesserung der Wirksamkeit.
Das Verteilungsvolumen von Pyridostigminbromid beträgt etwa 0,5-1,7 l/kg KG.
Die Metabolisierung von Pyridostigminbromid erfolgt vorwiegend in der Leber. Als Hauptmetabolit wurde 3-Hydroxy-N-Methylpyridinium identifiziert.
Die Elimination erfolgt vorwiegend renal, mit einer Eliminationshalbwertszeit von etwa 1,5 Stunden nach intravenöser Injektion.
Pyridostigminbromid passiert nicht die Blut-Hirn-Schranke.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die subkutane Injektion von Pyridostigminbromid in toxischen Dosierungen bei Ratten führte u.a. zu Speichelfluss, Zuckungen, Tremor und Atemschwierigkeiten. Bei p.o. Gabe toxischer Dosierungen starben die Ratten an akutem Lungenversagen. Schädigungen der neuromuskulären Synapsen des Zwerchfells waren histologisch nachweisbar. Die längerfristige orale Gabe an Ratten führte zur Hemmung der Plasma-Cholinesterase und der Erythrocyten-Acetylcholinesterase.
Standard In-vitro- und In-vivo-Tests zur genetischen Toxikologie ergaben keine Hinweise bezüglich eines klinisch relevanten genotoxischen Potentials von Pyridostigminbromid.
Präklinische Studien zur Kanzerogenität von Pyridostigminbromid wurden nicht durchgeführt.
Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität wurden an der Ratte nach oraler Gabe von Pyridostigminbromid ausgeführt. Es zeigten sich keine Effekte auf die männliche und weibliche Fertilität. In Untersuchungen zur Embryotoxizität kam es im maternal toxischen Dosisbereich zu einer erhöhten Resorptionsrate und zu Ossifikationsverzögerungen bei den Feten. In einer Peri-/Postnatalstudie war die Gewichtszunahme bei den Nachkommen behandelter Mütter erniedrigt.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher nicht bekannt
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 2 Jahre.
Nach Anbruch Reste verwerfen.
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr verwendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Keine besonderen Anforderungen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Kalymin mite ist in Packungen zu 10 Ampullen mit je 1 ml Injektionslösung erhältlich.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
Temmler Pharma GmbH & Co. KG
Temmlerstraße 2
35039 Marburg
Telefon: (06421) 494-0
Telefax: (06421) 494-201
8. Zulassungsnummer
3000645.01.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
14.12.2004
10. Stand der Information
September 2008
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
/home/sh/public_html/mediportal/data/dimdi/download/94505852ba3327ba525bcf7ae151380a.rtf
Dok-Nr.: TA002008611114050004