Kalymin Mite
Fachinformation
Temmler Pharma GmbH & Co. KG |
Kalymin mite Stand: Februar 2005 Mai 2007 |
1.3 Produkt Information
1.3.1 Fachinformation, Beschriftung auf Behältnis und äußerer Umhüllung, Gebrauchsinformation
1.3.1.1 Gebrauchsinformation
Künftig vorgesehener Wortlaut mit Änderungsmarkierungen für die Fachinformation
Text typ: spcde {SPC, Fachinformation}
Stand der Information: Mai 2007
Version: 005
Grund für Textänderung: - Schreibfehler Abschnitt Schwangerschaft "Anticholinesterasen" zu Acetylcholinesterase-Hemmern
Der Text befindet sich in der Anlage.
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Kalymin mite
Wirkstoff: Pyridostigminbromid
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Ampulle enthält in 1 ml Injektionslösung 1 mg Pyridostigminbromid.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Myasthenia gravis
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
In kritischen Situationen (myasthene Krise) wird Pyridostigminbromid bei Erwachsenen vorübergehend parenteral verabreicht (1-3 mg intravenös als Bolus, dann 8-12 mg/24 Stunden über Perfusor, max. 24 mg/24 Stunden).
Zur Therapie eines myasthenischen Syndroms bei Neugeborenen werden alle 4 - 6 Stunden 50-150 µg Pyridostigminbromid/kg Körpergewicht intramuskulär über einen wenige Wochen umfassenden Zeitraum verabreicht.
Hinweis:
Die Dosierung von Pyridostigminbromid bei Myasthenia gravis muss in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung und dem Ansprechen auf die Behandlung streng individuell gehandhabt werden. Für diese Indikation können die Dosierungsempfehlungen daher nur als Anhaltspunkte dienen. Nach Besserung des Befindens sollte wieder auf orale Pyridostigminbromid-Formulierungen gewechselt werden. Der Zeitpunkt der Umstellung liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.
Für die Gabe hoher Dosen steht die Darreichungsform Kalymin forte mit 5 mg Pyridostigminbromid/ml zur Verfügung.
Patienten mit Nierenerkrankungen
Bei Patienten mit schwer eingeschränkter Nierenfunktion bzw. Niereninsuffizienz kann die Wirkdauer von Pyridostigminbromid erhöht sein, da Pyridostigminbromid zu einem großen Teil (75 %) unverändert über die Niere ausgeschieden wird. Bei einem Plasmakreatinin-Wert von z. B. 2 mg/dl sollte rechnerisch die Erhaltungsdosis halbiert bzw. das Dosierungsintervall verdoppelt werden. Die endgültige Dosis sollte jedoch auf der Grundlage des individuellen Ansprechens des Patienten auf die Therapie festgelegt werden. Bei diesen Patienten ist eine engmaschige ärztliche Überwachung der Therapie angezeigt.
Bei Erwachsenen erfolgt die Anwendung intravenös. Die Behandlung wird durch eine Bolusinjektion eingeleitet und als Dauerinfusion fortgeführt. Die intravenöse Behandlung erfolgt bis zu Stabilisierung des Patienten. Danach wird oral weiterbehandelt.
Bei Neugeborenen erfolgt die Anwendung intramuskulär über einen Zeitraum von wenigen Wochen.
4.3 Gegenanzeigen
Keine Anwendung:
-
bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
-
bei mechanischen Verschlüssen der Verdauungs- und Harnwege
-
bei erhöhtem Tonus der Bronchialmuskulatur (z. B. bei Asthma bronchiale, spastischer Bronchitis)
-
bei Entzündungen des Auges (Iritis)
-
in der Stillzeit (siehe 4.6).
4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Anwendung nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung bei:
-
Ulcus ventriculi
-
dekompensierter Herzinsuffizienz
-
Myokardinfarkt
-
Thyreotoxikose.
Anwendung nur unter besonderer Vorsicht bei Patienten:
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mit Bradykardie
-
mit Diabetes mellitus
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mit Niereninsuffizienz (ggf. Dosisanpassung)
-
mit Parkinsonscher Erkrankung
-
nach Magen-Darm-Operationen.
Kalymin mite enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 1 ml.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Gleichzeitige Gabe von anderen Cholinesterasehemmern oder sonstigen Parasympathomimetika kann zu Wirkungsverstärkung führen. Pyridostigminbromid kann die parasympathomimetischen Wirkungen von Morphin und dessen Derivaten verstärken. Ebenso wird die Wirkdauer von depolarisierenden Muskelrelaxanzien (wie Succinylcholin) verlängert.
Antimuskarinika (z. B. Atropin) hemmen die muskarinerge Wirkung von Pyridostigminbromid an Speicheldrüsen, Auge, Herz, Bronchialmuskulatur und Darm. Nikotinerge Wirkungen an der Skelettmuskulatur bleiben dagegen unbeeinflusst.
Substanzen, die die neuromuskuläre Übertragung stören, können die Pyridostigminwirkung abschwächen und dadurch eine myasthene Symptomatik auslösen. Dazu zählen Aminoglycoside-Antibiotika (z. B. Streptomycin, Neomycin, Kanamycin, Gentamicin), Polypeptid-Antibiotika (Polymyxin, Collistin) und andere Antibiotika wie Oxytetracyclin, Clindamycin und Lincomycin, einige Antiarrhythmika (Chinidin, Procainamid, Propranolol), Penicillamin, Lithium, Tranquilizer vom Benzodiazepin-Typ und Phenothiazine (z. B. Chlorpromazin). Auch Kortikosteroide in hoher Dosierung können die Wirkung von Pyridostigminbromid beeinträchtigen.
4.6 Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Pyridostigminbromid bei Schwangeren vor. In tierexperimentellen Studien zeigte Pyridostigminbromid nach oraler Gabe keine teratogenen Wirkungen. Es waren jedoch Fetotoxizität und Effekte auf die Nachkommen zu beobachten (siehe 5.3). Die i.v. Anwendung von Acetylcholinesterase-Hemmern in der Schwangerschaft kann zur Auslösung von vorzeitigen Wehen führen. Die Gefahr vorzeitiger Wehen besteht dabei insbesondere bei der Anwendung zum Ende der Schwangerschaft.
Kalymin mite darf deshalb während der Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung angewendet werden.
Kalymin mite darf deshalb während der Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung angewendet werden.
Stillzeit
Da Pyridostigminbromid in die Muttermilch übergeht, darf während einer Behandlung mit Kalymin mite nicht gestillt werden. Ist eine Kalymin mite-Behandlung erforderlich, muss abgestillt werden (siehe 4.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Bei ungenügender Kompensation der Grundkrankheit oder cholinergen Effekten nach relativer Überdosierung des Mittels kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung der Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zu Grunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 10%); häufig (≥ 1% - < 10%); gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1%); selten (≥ 0,01% - < 0,1%>); sehr selten (< 0,01%, einschließlich Einzelfälle>)
Bei Anwendung von Pyridostigminbromid können Schweißausbrüche, Speichel- und Tränenfluss, erhöhte Bronchialsekretion, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Bauchkrämpfe durch gesteigerte Darmperistaltik, verstärkter Harndrang, Muskelzittern, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche und Akkommodationsstörungen auftreten. Nach Anwendung höherer Dosen sind bradykarde Herzrhythmusstörungen und unerwünschter Blutdruckabfall (Hypotonie) möglich.
Diese Nebenwirkungen können Zeichen einer Überdosierung bzw. cholinergen Krise sein. Die Ursache der Erscheinungen sollte daher unbedingt abgeklärt und ggf. zur Behebung parasympathomimetischer Wirkungen Atropinsulfat subcutan, intramuskulär oder langsam intravenös verabreicht werden.
Hautausschlag wurde in seltenen Fällen beobachtet.
Hinweis:
Überdosierung von Pyridostigminbromid kann eine cholinerge Krise verursachen, die unter anderem mit deutlicher oder zunehmender Muskelschwäche bis zur Lähmung einhergeht - Gefahr lebensbedrohlicher Atemlähmung! Als weitere Begleiterscheinungen können Blutdruckabfall bis hin zu Kreislaufkollaps, Bradykardie bis hin zu Herzstillstand oder - paradoxerweise - reflektorische Tachykardie auftreten. In einem solchen Fall sind nach sofortigem Absetzen des Mittels 1-2 mg Atropinsulfat langsam intravenös zu geben (siehe 4.9 b) Therapie der Intoxikationen).
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation
Speichel- und Tränenfluss, Hautrötung, starkes Schwitzen, Müdigkeit, Schwäche, starke Pupillenverengung, Sehstörungen, Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen, unwillkürlicher Harn- und Stuhlabgang, Koliken, Muskellähmungen (auf Grund eines neuromuskulären Blocks), Bronchospasmus, Lungenödem, Blutdruckabfall bis hin zu Kreislaufkollaps, Bradykardie bis hin zu Herzstillstand, eventuell reflektorische Tachykardie.
b) Therapie der Intoxikationen
Als spezifisches Antidot werden 1-2 mg Atropinsulfat langsam i.v. gegeben. Die Dosierung erfolgt nach der Wirkung, gegebenenfalls kann die Anfangsdosis je nach Verhalten der Pulsfrequenz nach 2-4 Stunden wiederholt werden. Freihalten der Atemwege, falls erforderlich künstliche Beatmung. Bei Herzstillstand Herzmassage. Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich. Nach oraler Pyridostigminbromidaufnahme Magenspülung und Gabe von Aktivkohle.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Indirektes Parasympathomimetikum
ATC-Code: N07AA02
Pyridostigminbromid hemmt die Cholinesterase und wirkt als indirektes Parasympathomimetikum. Die Hemmung des Enzyms hat eine Erhöhung der Acetylcholinkonzentration an den Rezeptoren in cholinergen Synapsen zur Folge und es kommt zu einer verstärkten und verlängerten Acetylcholinwirkung.
Pyridostigminbromid zeigt vorrangig periphere Effekte. Wirkungen auf zentrale Funktionen kommen nicht vor, da es wegen seiner geringen Lipidlöslichkeit nicht die Blut-Hirn-Schranke durchdringen kann.
Pyridostigminbromid ist besonders als Antimyasthenikum geeignet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach intravenöser Verabreichung von Pyridostigminbromid setzt die Wirkung innerhalb weniger Minuten ein. Nach etwa 15 Minuten sind die maximalen Plasmaspiegel erreicht. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Dosis und Plasmakonzentration bzw. Höhe der Plasmaspiegel und Änderung der myasthenischen Symptomatik fehlt. Wirkspiegel über 100 ng/ml führen jedoch nicht zu einer weiteren Verbesserung der Wirksamkeit.
Das Verteilungsvolumen von Pyridostigminbromid beträgt etwa 0,5-1,7 l/kg KG.
Die Metabolisierung von Pyridostigminbromid erfolgt vorwiegend in der Leber. Als Hauptmetabolit wurde 3-Hydroxy-N-Methylpyridinium identifiziert.
Die Elimination erfolgt vorwiegend renal, mit einer Eliminationshalbwertszeit von etwa 1,5 Stunden nach intravenöser Injektion.
Pyridostigminbromid passiert nicht die Blut-Hirn-Schranke.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die subkutane Injektion von Pyridostigminbromid in toxischen Dosierungen bei Ratten führte u.a. zu Speichelfluss, Zuckungen, Tremor und Atemschwierigkeiten. Bei p.o. Gabe toxischer Dosierungen starben die Ratten an akutem Lungenversagen. Schädigungen der neuromuskulären Synapsen des Zwerchfells waren histologisch nachweisbar. Die längerfristige orale Gabe an Ratten führte zur Hemmung der Plasma-Cholinesterase und der Erythrocyten-Acetylcholinesterase.
Standart In-vitro- und In-vivo-Tests zur genetischen Toxikologie ergaben keine Hinweise bezüglich eines klinisch relevanten genotoxischen Potentials von Pyridostigminbromid.
Präklinische Studien zur Kanzerogenität von Pyridostigminbromid wurden nicht durchgeführt.
Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität wurden an der Ratte nach oraler Gabe von Pyridostigminbromid ausgeführt. Es zeigten sich keine Effekte auf die männliche und weibliche Fertilität. In Untersuchungen zur Embryotoxizität kam es im maternal toxischen Dosisbereich zu einer erhöhten Resorptionsrate und zu Ossifikationsverzögerungen bei den Feten. In einer Peri-/Postnatalstudie war die Gewichtszunahme bei den Nachkommen behandelter Mütter erniedrigt.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Hilfsstoffe
Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher nicht bekannt
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre.
Nach Anbruch Reste verwerfen.
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr verwendet werden.
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Keine.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
10 Ampullen zu 1 ml Injektionslösung (N2)
6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung
Keine.
7. Pharmazeutischer Unternehmer
Temmler Pharma GmbH & Co. KG
Temmlerstr. 2
35039 Marburg
Telefon: (06421) 494-0
Telefax: (06421) 494-201
8. Zulassungsnummer
3000645.01.00
9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
14.12.2004
10. Stand der Information
Mai 2007
11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
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Dok-Nr.: TA020075311334420004